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Der Fluch der guten Tat

von Gabi

Holpriger Start

„… und schau bitte, ob sie jetzt endlich die richtigen Phasenkonverter geliefert haben. Das letzte Zeug passte nicht, weil jemand zu dämlich war, meine Spezifikationen zu lesen ... Ich habe gestern auch bemerkt, dass eines der Befeuchtungsarrays in der Klimakammer auf der Discovery nicht innerhalb der Toleranzparameter arbeitet. Auf der Glenn scheint es zu funktionieren ... Setz die neue Ingenieurin dran … die mit den roten Haaren und der großen Klappe. Wenn sie den Mund hält, scheint sie ganz brauchbar zu sein … Und ich brauche …“

Ein Arm reichte über den Sitz von Lieutenant Paul Stamets hinweg, dunkelhäutige Finger packten den Kommunikator und entzogen ihn seinem Besitzer.

„Hey … was …?!“

„Hi, Hendrik.“ Lieutenant Commander Hugh Culber lehnte sich so weit aus seinem Sitz zur Seite, dass Stamets den Arm mit dem Kommunikator gerade nicht erreichen konnte, wollte er nicht aus seinem Shuttlesitz aufstehen. Er grinste, während er nun selbst in das Gerät sprach. „Paul weiß, dass du alles perfekt unter Kontrolle hast. Er wird sich jetzt vier Tage lang entspannen und freut sich darauf, dich danach wiederzusehen.“ Der schwarzhaarige Mann blickte auf ein blinkendes Symbol am oberen Rand des Displays. „Wir kommen gleich außer Reichweite. Viele Grüße von Paul und mir.“ Er klappte den Kommunikator zu und reichte ihn seinem Nebenmann hinüber. „Erledigt.“

Stamets starrte ihn an. „Ich hasse dich!“, erklärte der blonde Mann leidenschaftlich, als seine Finger automatisch das Gerät entgegennahmen.

„Ich weiß.“ Culber lächelte. Er beugte sich hinüber und küsste ihn auf die Schläfe. „Als ich vorgeschlagen habe, dass wir vor dem Start noch einmal Energie tanken, hatte ich nicht daran gedacht, dass du weiterhin alles aus der Ferne regelst. Hendrik hat alles unter Kontrolle. Abschalten ist Abschalten. Das ist eine ärztliche Verordnung.“

Stamets klappte das Gerät verärgert auf. Leider hatte sein Partner recht, sie waren bereits außerhalb der Signalreichweite für persönliche Kommunikatoren. Wenn er jetzt mit der Werft in Verbindung treten wollte, musste er die shuttle-interne Kommunikationseinheit verwenden – und davon würde Culber ihn mit Sicherheit zur Not körperlich abhalten. „Du bist nicht mein Arzt“, knurrte er, während er das momentan nutzlose Gerät zuklappte und in seiner Tasche verstaute.

„Noch nicht. In fünf Tagen jedoch schon“, erinnerte Culber ihn an den Umstand, den Stamets bislang verdrängt hatte.

Die Astromykologen Paul Stamets und Hendrik Straal waren mit ihrer Grundlagenforschung über die Verwendung eines postulierten zwischen Planeten spannenden Myzelium-Netzwerks als mögliche Navigationsrouten für Raumschiffe so weit gediehen, dass sie vor einem halben Jahr in die praktische Phase hatten eintreten können. Die Ingenieursabteilung der Sternenflotte hatte den Prototyp eines Raumschiffs mit einem sogenannten Sporenantrieb nach ihren Vorgaben entworfen. Was erst als gemeinsames  Forschungsprojekt gedacht gewesen war, hatte sich in den letzten Wochen in der Brisanz verändert. Scharmützel mit den Klingonen hatten sich zu einem schwelenden Krieg ausgewachsen und plötzlich fanden die Grundlagenforscher ihr Lebenswerk nicht mehr im Namen der Forschung, sondern in den Händen des Militärs wieder. Der vorgesehene wissenschaftliche Captain des neuen Schiffs war gegen einen Soldaten und Taktiker ausgetauscht worden, ein zweites Schiff war gebaut, Straal und Stamets auseinandergerissen geworden, um getrennt auf den beiden Schiffen doppelte Arbeit zu leisten. Beide hatten ihre Teams in Windeseile aufstocken und die Installation des Sporenantriebs überwachen müssen. Nach persönlichem Frust hatte niemand gefragt. Der hatte hinten anzustehen.

In dieses Chaos und die damit nicht selten verbundenen abendlichen häuslichen Wutanfälle Paul Stamets hinein, hatte sein Partner Hugh Culber ihm nicht nur die eigene Beförderung zum Lieutenant Commander offenbart, sondern auch die Tatsache, dass er sich für einen Posten auf der USS Discovery beworben hatte und angenommen worden war. Zwar hatten sie beide sich in den letzten Wochen und Monaten unter tags so gut wie nie gesehen, weil Stamets gemeinsam mit Straal Überstunden in der Antriebsentwicklung geschoben hatte. Aber nachts nach Hause zu kommen und dort jemanden vorzufinden, in dessen Armen er sich für einen Moment zurückziehen konnte, war für den Mykologen außerordentlich wertvoll gewesen. Sie hatten im Bett viele Stunden darüber gesprochen, wie sie die lange Trennung durch die Weltraummission Stamets‘ am besten bewältigen konnten, bis der Arzt Nägel mit Köpfen gemacht hatte. Über die Erleichterung darüber, auch weiterhin nicht auf die Nähe seines Partners verzichten zu müssen, hatte Stamets bislang den Umstand verdrängt, dass Culber ihm auf einer gemeinsamen Arbeitsstelle nicht nur aufgrund seines höheren Rangs, sondern auch aufgrund der Sonderstellung der medizinischen Abteilung weisungsbefugt war.

„Wehe du nutzt das aus!“ Der Mykologe funkelte seinen Partner an, ließ jedoch die Hand auf dessen Knie gleiten.

Culber legte seine eigene darüber, blasse und dunkle Finger verflochten sich. „Nur, wenn du nicht vernünftig bist.“ Er legte den Kopf an die Lehne zurück. Der Shuttle-Transport zum Urlaubsresort Vandura III dauerte noch vier Stunden, Zeit, die er gedachte, mit Dösen zu verbringen. Er schloss die Augen. „Ich schätze, ich werde damit beginnen, dir einen vernünftigen Fitnessplan zu erstellen.“

Stamets lehnte sich ebenfalls zurück. Er drehte die Hand mit der Handfläche nach oben, damit er die Finger fester fassen konnte. „Untersteh dich. Ich habe keine Zeit für Sport.“

„Ich mach mit, das bekommen wir hin.“

„Wie ich mich freue“, seufzte der Mykologe sarkastisch und schloss ebenfalls die Augen.

* * *

„Hör mit dem Rumzupfen auf!“ Stamets packte Culbers Hände und drückte sie von seinem Kragen fort. „Das macht mich nervös.“

„Er lag nicht richtig“, rechtfertigte sich der Mediziner. „Dir mag das gleichgültig, sein, aber ich muss mich so mit dir in der Öffentlichkeit sehen lassen.“

„Was…?“ Stamets starrte ihn an, bemerkte erst dann das freche Glitzern in den dunklen Augen. „Blödmann!“

Sie kamen beide die breite Treppe aus dem ersten Obergeschoss herunter. Culber mit unternehmungslustigem Schwung, Stamets eher mit schlurfendem Schritt. Der viel zu breit dimensionierte Aufgang führte hinauf zu den drei Flügeln des Resorts, in denen die Quartiere für die Erholungssuchenden untergebracht waren. Jede fünfte Stufe beherbergte einen großen, reliefverzierten Kübel mit einem palmenartigen, mannshohen Gewächs. Die einzelnen Pflanzen schienen sich den hinauf und herabeilenden Gästen wie ein würdevolles Begrüßungskomitee zuzuneigen. Die mittleren zwei Meter Breite der Stufen waren mit einem dunkelroten Läufer belegt, der aus extrem robustem Material bestehen musste, da er keinerlei Abnutzungsspuren aufwies.

Am Fuß der Treppe erstreckte sich linker Hand der Empfangsbereich des Hotels, den sie zwei Stunden zuvor betreten hatten. Geradeaus öffnete sich ein Korridor, der zu den verschiedenen Speisesälen führte, und nach rechts, dorthin, wo Culber seinen mürrischen Partner führte, versprachen gedämpftes Licht, Musik und Gelächter spätabendliche Unterhaltung.

Stamets legte die Stirn in Falten. „Hugh, was spricht denn gegen einen gemütlichen Abend auf dem Sofa mit etwas zu Lesen oder zu Schauen? Ich war vier Stunden mit viel zu vielen Personen in einem Shuttle eingesperrt, ich brauch meine Ruhe.“

„Keine Chance!“ Culber fasste die Hand seines Partners. „Ich kenn dich, du schmeißt dich auf’s Sofa, kramst irgendeinen technischen oder molekularbiologischen Text hervor, regst dich über die angeblichen Fehler der Autoren auf und versuchst dann mit Hendrik Verbindung aufzunehmen, weil dir noch etwas eingefallen ist, was einhundertzweiundvierzig Ingenieure in den letzten Monaten an den Schiffen übersehen haben.“

Stamets blickte ihn an. „Und?“

„Und? Das läuft nicht unter meiner ärztlichen Definition von Ausspannen!“ Mit der freien Hand schob er einen der beiden Glastürflügel auf. Musik und Lachen wurde lauter, als sie den Saal betraten. Die Mitte des Raums machte eine große Tanzfläche aus, die Seiten verjüngten sich zu einzelnen Flügeln, in denen unterschiedliche Themen untergebracht waren: Eine Bar, ein Rückzugsbereich mit sofabestückten Nischen, eine Fläche für Spiele, Tische und Stühle für Drinks und Knabbereien. „Wir waren so lange nicht mehr Tanzen, Paul. Ich möchte tanzen.“ Culber stupfte mit dem Finger auf Stamets‘ Brust, bevor dieser den Mund zu irgendeinem Protest öffnen konnte. „Und du möchtest das auch – widersprich mir nicht.“

„Ich komme auch ohne tanzen zurecht.“ Stamets‘ Augen versuchten all den Trubel zu erfassen. Es waren zu viele fröhliche Humanoide, die momentan spielende Musik war zu laut und die in ihrer Intensität zum Rhythmus derselben wechselnde Beleuchtung zu hektisch. Er war sich sicher, dass er innerhalb kürzester Zeit Kopfschmerzen bekommen würde. Was Hugh unter ‚Entspannung‘ definierte, entging manches Mal seiner Auffassungsgabe. „Allerhöchstens eine Stunde“, erklärte er mürrisch. „Länger halte ich das hier nicht aus, sonst kannst du mich gleich wegen Migräne behandeln.“

Culber strahlte ihn an. „Es wird dir Spaß machen.“

Stamets schüttelte den Kopf, als er sich von seinem Partner zu einem freien Tisch an der Tanzfläche ziehen ließ. Das war eine Eigenschaft, von der er immer noch nicht wusste, ob er sie bewundern oder verfluchen sollte: Hugh ließ jedwede Grobheit seinerseits vollständig an sich abprallen und machte einfach mit dem weiter, was er für richtig hielt. Anfangs hatte er das für Naivität gehalten, doch mittlerweile war er sich sicher, dass Methode dahinter steckte.

Ganz Kavalier zog Culber ihm einen Stuhl zurecht. „Setz dich, ich hol uns etwas zu trinken.“

Ein widerspenstiges Lächeln bildete sich auf Stamets‘ Zügen. „Du setzt dich, und ich gehe“, erklärte er fest. „Das letzte Mal hast du mir dieses widerliche süße Zeug mitgebracht, das noch zwei Tage später in meinem Magen rumort hat. Ich hol uns was zu trinken – und zwar etwas Vernünftiges.“

Culber ließ sich auf den Stuhl fallen, lehnte sich lässig zurück, wobei das Hemd, das er wie stets in seiner Freizeit weit aufgeknöpft trug, verführerisch über seiner muskulösen Brust aufklaffte. „Ich brauch aber dringend ein Schirmchen oder so ein Glitterzeug im Glas, sonst ist das kein Urlaub“, erklärte er mit überwältigendem Charme.

Stamets verdrehte die Augen, konnte jedoch nicht verhindern, dass sich sein eigenes Lächeln verbreiterte. „Ich werde dir eine ganze Vorratspackung von Schirmchen besorgen.“

„Aber sei höflich.“

„Ich bin immer höflich.“

Die ungläubig hochgezogenen Augenbrauen des Mediziners bemerkte Stamets nicht mehr. Er hatte sich bereits abgewandt und steuerte den Flügel an, welcher den großzügigen Tresen beherbergte. Vor einer gänzlich verspiegelten Längsseite des Raums reihten sich auf alt getrimmte Regale in Messingoptik mit einer solchen Vielzahl an Flaschen verschiedenster Formen und unterschiedlichstem Inhalt, wie der Mykologe das noch nie gesehen hatte. Es wäre sicherlich eine nicht zu verachtende Beschäftigung, sich über die Herkunft und die Destillationsverfahren der einzelnen Alkoholika kundig zu machen.

Sein Aufenthalt an der Bar zog sich dann länger hin, als er das beabsichtigt hatte, da der Barkeeper in seinen Augen eher der unfähigen Sorte seiner Zunft zuzuordnen war. Stamets hielt seinen Auftritt für außerordentlich diplomatisch, der Mann hinter dem Tresen war offensichtlich anderer Meinung. Nachdem Stamets unter der todesverachtenden Miene des Barkeepers endlich seinen Wodka Martini mit glitterschirmchenverziertem Obstspieß erhalten hatte, hatte sich seine Laune bereits wieder einem Tagestiefpunkt genähert. Er hätte doch Hugh gehen lassen sollen. Mit Nichtwissenschaftlern kam er einfach nicht zurecht. Das Hirn von diesen Leuten musste anders gepolt sein.

Es half seiner emotionalen Verfassung nicht wirklich, als er beim Näherkommen bemerkte, dass Hugh nicht mehr alleine an ihrem Tisch saß. Mit dem für ihn so typischen, eisbrechenden Lächeln unterhielt sich der Mediziner mit zwei Frauen, die so offensichtlich mit ihm flirteten, dass Stamets den Impuls niederringen musste, den Inhalt der beiden Drinks über deren Köpfen zu vergießen.

Natürlich, der dunkelhäutige Arzt war gutaussehend und außerordentlich charmant. Man konnte es niemandem verübeln, sich von ihm angezogen zu fühlen. Man vielleicht nicht, aber Stamets konnte es. Wesentlich heftiger als nötig stellte er die beiden Drinks auf dem Tisch ab. Ein paar Spritzer Wodka Martini schwappten über den Rand und benetzten die Tischplatte. Während drei Augenpaare das nahezu sittenwidrige Konstrukt aus klassischem Drink und wildgewordenem Obstspieß anstarrten, das er Culber hinüberschob, nahm Stamets den Blick nicht von den beiden Frauen. Die eine war Andorianerin mit kinnlangem glattem Haar, die andere eine Terranerin mit brünettem Kurzhaarschnitt. Beide wirkten sportlich und trugen figurbetonte, jedoch nicht zu aufreizende Cocktailkleider. Erfolgsorientierte Frauen, die gewohnt waren zu bekommen, was sie wollten, legte Stamets sie in seinen mentalen Schubladen ab. Er beschloss, sie nicht zu mögen.

Culber sah mit hochgezogenen Augenbrauen auf. „Vielen Dank.“ Er blickte instinktiv über die Schulter, doch der Barbereich war von ihrem Tisch aus nicht einzusehen. „Muss ich rüber und jemanden wegen Herzrasen behandeln?“

„Der Barkeeper wird es überleben.“ Stamets ließ sich in seinen Stuhl fallen, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Aufmerksamkeit ruhte nach wie vor auf den beiden Frauen.

„Meine Damen, das ist Lieutenant Paul Stamets“, sprach Culber, als klar wurde, dass Stamets nicht vorhatte, sich vorzustellen.

„Ah, Sie sind ebenfalls ein Offizier der Sternenflotte, wie schick!“, bemerkte die Brünette und zwinkerte ihm zu. „Arbeiten Sie auch wie Hugh im medizinischen Corps?“

Hugh? Stamets‘ Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. Er war höchstens zehn Minuten fort gewesen und zwei wildfremde Frauen waren bereits beim Vornamen mit seinem Partner. „Nein, ich arbeite nicht wie Lieutenant Commander Culber in der medizinischen Abteilung“, erklärte er scharf.

„Paul …“ Culbers leise Stimme ignorierte er.

„In welcher Abteilung tun Sie Dienst?“, ließ die Brünette nicht locker.

„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“

„Paul …“ Culber seufzte vernehmlich.

„Definitiv in keiner, wo Teamfähigkeit gefragt ist“, grinste die Andorianerin. „Ich tippe auf jemanden, der den ganzen Tag nur mit seinen Computern zubringt.“

Die Brünette stimmte in ihr Lachen ein. Stamets ließ ein verächtliches Knurren vernehmen.

„Können wir Ihnen etwas zu trinken spendieren?“, versuchte Culber die Stimmung zu lösen. Er bedeutete seinem Partner mit Gesten, freundlicher zu sein, doch Stamets‘ Blick ruhte weiterhin auf den beiden Frauen.

Der Mykologe zog die Arme noch etwas fester vor der Brust zusammen und nickte mit dem Kinn über seine Schulter. „Dort ist die Bar, dort können Sie sich etwas holen.“

„Paul …!“ Culbers schwach entsetzter Tonfall war an der Klippe der Resignation angelangt.

„Was für ein Problem haben Sie eigentlich?“ Die Brünette erhob sich von ihrem Stuhl, stützte beide Hände auf dem Tisch ab. Ihre Augen funkelten auf den Mann hinab, der seine Haltung nicht veränderte.

„Ich will meine Ruhe und Sie beide stören mich dabei.“

„Na, wenn das so ist.“ Nun erhob sich auch die Andorianerin. Aufrecht bot sie eine imposante Erscheinung. Sie war gut einen halben Kopf größer als Stamets. „Dann lassen wir Sie doch am besten in ihrer eigenen Übellaunigkeit hier vor sich hin schmoren, bis Sie gar sind.“ Sie wandte sich an Culber, während ihre Miene eine Transition von Verachtung zu Liebenswürdigkeit vollführte. „Kommen Sie tanzen, Hugh, dann kann Ihr Kollege die Einsamkeit genießen.“

Blitzschnell fuhr ein Arm aus der Verschränkung vor Stamets‘ Brust. Seine Hand legte sich besitzergreifend auf Culbers Bizeps. „Der Lieutenant Commander geht nirgendwohin mit.“

Die Frauen tauschten einen knappen Blick aus, der wirkte, als ob er eine gesamte Kriegsstrategie enthielt. „Und Sie können über ihn bestimmen?“

„Paul, ich …“, versuchte Culber einen erneuten Vorstoß. Doch obgleich es um seine Person ging, wurde er von den anderen drei Parteien ignoriert, die ihre Blicke in ein Kräftemessen verstrickt hatten.

„Er ist mein Mann! Der einzige, der mit ihm tanzt, bin ich.“

Beide Frauen starrten ihn an und wandten dann ihren Blick gleichzeitig zu Culber. „Stimmt das?“

Auf dem Gesicht des Arztes kämpften Verlegenheit und Belustigung über Stamets‘ Verhalten um die Vorherrschaft. Er nickte. „Mein Partner ist momentan ein wenig gereizt. Der Flug war anstrengend.“

Die Andorianerin betrachtete Stamets aus den Augenwinkeln, während sie sich zu Culber vorbeugte. Ihr Gesicht strahlte eine tiefe Ernsthaftigkeit aus. „Sie haben meine aufrichtigste Anteilnahme. Ein so charmanter Mann wie Sie hätte wahrlich etwas Besseres verdient.“

„Ich glaube, Sie wollten gehen.“ Stamets blitzte sie aus zusammengekniffenen Augen an.

„Wissen Sie was“, bemerkte die Brünette an Culber gewandt, den Mykologen vollständig ignorierend. „Geben Sie Ihren Kerl doch in den nächsten Tagen einfach mal für ein paar lauschige Stündchen bei der Schocktherapie ab, Hugh. Dann können wir drei uns einen schönen Tag machen.“ Sie gab ihrer Freundin ein Zeichen zum Aufbruch.

Culber biss sich auf die Unterlippe in dem Versuch, seinem Partner zuliebe eine ernste Miene zu behalten. „Morgen sieht alles entspannter aus“, versicherte er ohne selbst davon überzeugt zu sein.

„Haben Sie eine schöne Nacht.“ Die Andorianerin warf ihm demonstrativ einen Handkuss zu. „Wie immer Sie das mit dem da hinbekommen.“

Die beiden Frauen wandten sich ab und gingen ohne Stamets eines weiteren Blicks zu würdigen.

„Dämliche Ziegen!“

„Paul, Paul, Paul …“ Culber legte seinem Partner die Hände auf die Schultern und zwang dessen Oberkörper in seine Richtung und aus der Blickrichtung auf die beiden sich entfernenden Frauen heraus. „Können wir diese vier Tage irgendwie hinbekommen ohne dass du dir das gesamte Resort zum Feind machst?“

Stamets funkelte ihn wütend an, dann zogen sich seine Brauen zusammen. „Warum grinst du? Das ist kein bisschen lustig.“

Der Arzt schob ihm den Martini hin. Er hob sein eigenes Glas, darauf bedacht, dass der überdimensionierte Fruchtspieß nicht das Gleichgewicht verlor. „Du bist eifersüchtig. Und das wegen Frauen. Ich finde das sehr süß, Paul.“

„Ich bin nicht eifersüchtig. Ich bin nur agitiert!“

„Was auch immer.“ Culber nahm einen Schluck, stellte das Glas wieder ab und beugte sich vor. Seine vollen Lippen strichen leicht über die schmalen des blonden Mannes. Es gelang ihm, dem anderen ein leises Seufzen zu entlocken. „Komm wieder runter.“

Stamets schloss die Augen und erwiderte den sanften Kuss. „Ich bin nicht eifersüchtig“, murmelte er.

„Natürlich nicht.“ Culber fasste seine Hand und erhob sich. „Lass uns tanzen, das bringt dich auf andere Gedanken.“ Er konnte sich nicht zurückhalten, mit einem Augenzwinkern hinzuzufügen: „Ansonsten muss ich jemanden anderes fragen, da ich extra wegen des Tanzens runtergekommen bin. Ich denke, es könnte da die eine oder den anderen Interessenten geben …“

„Blödmann!“ Stamets packte ihn fest um die Taille und wirbelte ihn auf die Tanzfläche hinaus. Culber begann zu lachen und schmiegte sich in den Griff seines Tanzpartners. Stamets übernahm automatisch die Führung, als sie sich zu den anderen Paaren gesellten.

Die angestrebte Stunde verstrich, ebenfalls eine zweite. Culber hatte Recht gehabt, es tat ihnen beiden gut, im Rhythmus der Musik für einen Moment alles andere zu vergessen. Als die Beleuchtung  nur noch dem sanften Licht eines Sternenzeltes glich und die meisten Paare bereits die Tanzfläche verlassen hatten, wiegten die beiden sich in einem ruhigen Stehblues. Sie hatten ihre Köpfe Stirn an Stirn aneinander gelehnt, Culbers Arme lagen locker am Nacken seines Partners, Stamets‘ Hände waren bereits vor ein paar Tänzen von der Taille hinunter gewandert und umfassten den Hintern seines Partners.

Alles in Allem war der Abend gar nicht so übel, dachte der Wissenschaftler bei sich, vielleicht würden die vier Tage doch erträglich werden …

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