TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Die Weihnachtsoffenbarung

von Racussa

Plasma

Erleichtert atmet Schwester Chapel auf, als das Flackern des Lichtes aufhört und die Deckenbeleuchtung der Krankenstation wieder ausreichend Licht spendet. Mit der Tittrierpipette träufelt sie vorsichtig grünlich fluoreszierende Flüssigkeit in die erste Glaskugel.

„Christine, funktioniert es?“, fragt der hinter ihr stehende Scott.

Christine tropft aufgrund dieser Unterbrechung etwas daneben, und das Glas löst sich unter quietschendem Zischen nierenförmig auf.

„So wird das nie etwas, Monti!“, knurrt sie böse und füllt die Pipette erneut aus einem heliumgekühlten Tiegel mit der fluoreszierenden Flüssigkeit. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du extra die Antimateriekrümel vermahlen und zu diesem wunderschön irisierenden kalten Plasma verkocht hast, aber diese Substanz löst meine biogenetischen Christbaumkugeln auf, wenn sie deren Außenseite auch nur in geringsten Spuren berührt. Ich muss das kalte Plasma direkt in das beschichtete Innere der Kugeln füllen, damit seine Wirkung den schönsten Christbaum aller Zeiten ergeben wird. Dr. McCoy wird es nie zugeben, aber es gibt nichts Berührenderes für ihn, als wenn er am Weihnachtsabend einen geschmückten Christbaum sieht. Dann, das wirst du in ein paar Stunden sehen, werden Tränen der Rührung in seinen Augen stehen.“

Konzentriert füllt sie die nächste Kugel bis zum Rand mit dem schimmernden Plasma, zieht vorsichtig die Pipette heraus und verschließt die Kugel mit einem Dermalregenerator. Stolz hält sie Scott die prachtvoll leuchtende Kugel entgegen: „So habe ich mir das vorgestellt.“

Andächtig nickt der Ingenieur. Als Schwester Chapel diese Kugel in ein gepolstertes Biobettkistchen legt und darauf achtet, wie sie sanft in der Schutzmasse versinkt, meint Scott mit flüsternder Stimme: „Das war es wert, ein paar Energieausfälle in Kauf zu nehmen. Ich habe noch nie etwas so … so … Glänzendes gesehen. Dabei ist die Herstellung von kaltem Antimaterieplasma eine höchst diffizile Geschichte.“

Scott legt behutsam seinen Arm um Schwester Chapels Schulter. „Zu Weihnachten bekomme ich immer Heimweh nach meiner irischen Heimat, nach Dantes Cobh, wo ich geboren wurde und meine Kindheit verbrachte, wo ich meinen ersten Fünftaktmotor gebastelt und meine erste Freundin geküßt habe.“

„Wenn Du nicht deine Finger mit Plasma gekühlt haben möchtest, dann nimmst du jetzt ganz schnell deinen Arm da weg: Denn ich bin weder ein Motor noch eine Teenagerin, die dein Ingenieursgerede in Wallungen versetzt. Ich bin die Chefkrankenschwester der Enterprise; und … mit Deiner Hilfe … werden wir das Schiff der Flotte mit dem originellsten Christbaumschmuck werden.“

Gerade als sie wieder mit der Pipette ansetzt, eine weitere Kugel zu füllen, rennt ohne den Türsummer zu betätigen ein Redshirt in die zur Dekorationswerkstatt umfunktionierte Krankenstation. Schon ein paar Tropfen des Plasmas auf der Hülle der Kugel lassen auch sie zerschmelzen.

„Das darf doch nicht war sein!“, fährt sie den völlig außer Atem keuchenden Ensign an.

„Schwester Chapel!“, jault dieser kleinlaut: „Es gibt einen verheerenden Zwischenfall auf der Brücke, einen medizinischen Notfall und wir finden Dr. McCoy nicht. Er ist nicht in seinem Quartier und nicht in der Mensa! Die interne Kommunikation ist ausgefallen und ich mußte durch eine Jeffries-Röhre gleiten, um hierherzukommen, weil auch Transporter und Turbolifte defekt sind.“

Professionell legt Schwester Chapel die Pipette auf eine Duraniumuntertasse, schnappt ein Medikit und wendet sich an den Ensign: „Dann los, wir müssen die Jeffriesröhre zur Brücke hochkriechen. Haben uns Feinde angegriffen? Warum funktionieren die Schiffssysteme nicht? Klingonen? Romulaner? Organier?“

Der Ensign und Schwester Chapel sind schon weg, als Scott sich verlegen an der Stirn kratzt. Er flüstert kaum hörbar: „Das ist doch hoffentlich nicht die Folge der kurzen Deaktivierung und Kaltreaktivierung des Materie-Antimaterie-Kerns? Ich muss sofort in den Maschinenraum.“

Scott rennt ebenfalls aus der Krankenstation und sieht gerade noch den linken Fuß von Schwester Chapel in die Jeffriesröhre Richtung Brücke gleiten. Er selbst klettert durch den nächsten Einstieg in die Röhre Richtung Maschinenraum.

Von allen unbeachtet bleibt die heliumgekühlte Schale mit dem schimmernden Plasma offen auf dem Operationstisch stehen, völlig ungesichert und nicht fixiert.
Rezensionen