TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Qhel Karanat

von Racussa

Kapitel 2

Captain Thyatira Sebennytos beginnt ihr neues Schiff kennenzulernen, ihren Ersten und Zweiten Offizier und muss sich fragen, ob dieser Posten die Trennung von Zuhause wert war.
Weil Thyatira im Dominionkrieg viele Einsätze auf zehn verschiedenen Schiffen geflogen hatte, waren die letzten vier Jahre des öden Wartens auf Reparaturen eine Qual gewesen: Ja, es gab keine Toten zu beklagen, außer durch Unfälle, aber die Sternenflotte war in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt. Jetzt das Kommando über ein Schiff zu erhalten, kam dem Gewinn in der Föderationslotterie gleich. Doch dieses Raumschiff unterschied sich von allen, auf denen sie bisher Dienst getan hatte.

Die IRW Indagator war ein romulanisches Schiff, eines ihrer Forschungsschiffe, was bei Romulanern wohl eher unter Spionage fiel. Doch jetzt musste Thyatira dieses Schiff kommandieren, mit seiner exotischen Besatzung und dem noch exotischeren Ziel im nephridischen Gürtel.

Ein Blick fiel auf den Terminanzeiger, der holographisch aus ihrem gigantischen Schreibtisch emporwuchs, und erinnerte an die nächsten beiden Besprechungen. Bevor Thyatira das Gebilde beiseite wischen konnte, erschallte auch schon der vertraute Türsummer.

„Herein.“ kommandierte sie, bevor sie aufstand, um die Counselor zu begrüßen. Gemäß der Vereinbarung trug die Schiffsberaterin einen bodenlangen, schwarzen Wickelrock und ein Uniformoberteil in Violett, der Farbe des Zerstreuungsdienstes.

„Captain, Counselor Ophiuroidea meldet sich einsatzbereit.“

Thyatira grinste erleichtert. „Danke! Ein bekanntes Gesicht in diesem unbekannten Terrain schafft gleich etwas Wohlbefinden. Walanae, darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Heißen Tee oder einen Punsch?“

Die Counselor nickte: „Gerne Tee, Captain. Weiß, mit einer Prise Kardamom und einer Messerspitze Vanillezucker.“

Die Captain orderte das Gewünschte im Replikator und bestellte für sich eine Tasse Brennnesseltee. „In romulanischen Bereitschaftsräumen des Captains gibt es leider keine Sitzgelegenheit außer diesem thronhaften Captainsessel. Ich werde das ändern lassen, aber für heute muss ein Stehtee genügen.“, sagte sie, während sie den Weißen Tee übergab.

„Ich bin zwar keine Betazoidin, aber ich fühle, dass Sie angespannt sind. Das gilt für viele Besatzungsmitglieder auf diesem Schiff. Wir sollten bald nach dem Start ein paar Gemeinschaft stiftende Aktivitäten setzen. Sport oder Kultur. Ich bin sicher, die Oberanimatorin wird hier vieles vorbereitet haben für die erste Besprechung.“ Walanae nahm einen Schluck von dem Tee und verzog das Gesicht.

„Schmeckt der Tee nicht?“, fragte Thyatira neugierig, doch Walanae nahm gleich noch einen großen Schluck.

"Ich vermute, romulanische und menschliche Maße unterscheiden sich etwas. Oder romulanische Messer haben größere Spitzen. Es schmeckt, als würde man in eine Vanilleschote beißen. Aber wenn man darauf vorbereitet ist, erfreut es Nase und Zunge. Captain, ich verstehe, dass die Versuchung, ein neues Kommando zu erhalten auch die berechtigten Sorgen zerstreuen kann, aber heute haben Sie noch die Chance zu überlegen, ob sie sechs Jahre ihres Lebens opfern wollen, um mit 301 Personen auf diesem Schiff zu reisen.“
Thyatira ging zum Schreibtisch, setzte sich und stellte das halbleere Teeglas ab. „Sollten Sie mir nicht Mut machen, Counselor, so wie damals bei Mumanz IV, wo unsere Lebenserhaltung drei Stunden ausgefallen war und wir nur in Raumanzügen durchs Schiff gleiten konnten?“

„Oder wie bei Epsilon Rezinati, als wir auf die Orioner trafen, die die USS Sarkosema fast zerstört hätten? Captain, ein Counselor ist ein Berater, kein Vertröster. Diese Reise wird anders als ein Kriegseinsatz, sie wird aber auch keine Forschungsmission wie in der Föderation üblich. Das Gemisch aus verschiedenen Spezies, die nicht auf der Basis der Föderationsübereinkünfte hier zusammenarbeiten, ist eine wirklich komplexe Aufgabe.“

„Das Flottenkommando hielt mich für kompetent. Tun Sie das nicht?“

Walanae trank den Tee aus und stellte das Glas in den Replikator, wo es sich zu Energie umwandelte. „Captain…Thyatira…Ich kenne Sie gut genug, um zu wissen, dass sie diese Aufgabe meistern können, wenn sie selbstbeherrscht genug sind. Aber hüten Sie sich vor…“

Der Türsummer erklang.

Die Captain stand auf und nickte der Counselor zu. „Danke. Ich komme bei Gelegenheit darauf zurück. Jetzt erwartet mich das Treffen mit dem Ersten und Zweiten Offizier.“

Thyatira aktivierte den Türöffner, damit die Romulanerin und der Breen eintreten konnten. Die Romulanerin klopfte nach romulanischer Tradition an die Brust, der Breen verströmte in seinem Anzug eine seltsame Kälte. Beide ignorierten die Counselor.

„Captain, Subcommander T’Klär Rival meldet sich mit Ak’Trun Akamakanscaff zum Dienst.“ Dann wandte sie sich, ohne eine Reaktion des Captains abzuwarten, direkt an die Counselor: „Da der Captain uns die Türe geöffnet hat, ist Ihre Audienz beendet. Verlassen Sie den Raum!“

Walanae blickte verdrossen zur Captain, doch diese nickte. Nachdem sich die Türe hinter der Counselor geschlossen hatte, setzte sich Thyatira und betrachtete die beiden ungleichen Offiziere vor sich: Die Romulanerin mit den irrwitzig großen Schulterpolstern und dem verschlossenen Gesichtsausdruck unter der Einheitsfrisur und den völlig in eine rote Rüstung gehüllten Breen, dessen Helm keinerlei Aufschluss über die Kopfform erlaubte.

„Es gibt leider keine Sitze in meinem Bereitschaftsraum.“
Elektrisches Zischen drang aus dem Breen-Helm, das erst mühsam vom Universalübersetzer decodiert wurde: „Sitzen wird überbewertet.“

„In Gegenwart romulanischer Captains sitzen Bedienstete nicht bei einem Rapport.“, fügte T’Klär hinzu.

„Man kann aber auch einfach zu einem Gespräch zum Captain kommen. Dann sind Sessel doch klüger, sonst entsteht eine Atmosphäre der Distanz und Herablassung, oder?“

Die Romulanerin zuckte verwirrt mit der linken Augenbraue: „Ich verstehe nicht, was an dieser Atmosphäre falsch sein könnte. Das gesamte Design dieses Raumes dient diesem Zweck. Warum sonst stünde der Schreibtisch des Captains eine Stufe erhöht und wäre der Boden von der Tür bis zum Schreibtisch um 12% geneigt, um einen weiteren Aufweg anzudeuten?“

Thyatira musterte verwundert den Raum: Er war größer als durchschnittliche Sternenflottenbereitschaftsräume, ja, jetzt schien es ihr, dass die Größe sogar einer Schiffsbrücke der Galaxy-Klasse entsprach, aber die Neigung des Bodens war ihr nicht aufgefallen. „Das ist eine besondere romulanische Raffinesse, die mir bisher entgangen ist.“

Der Breen meldete sich wieder: „Sie stehen ja auch nicht auf dieser Seite des Schreibtischs. Wir sollten jetzt die Inspektion der Spezialkonsolenräume vornehmen. Alle Zuständigen warten vor den Räumen.“

Thyatira nickte und erhob sich. „Dann sollten wir keine Zeit verlieren, vor allem die Chefdiplomatin, Ak’Ched Kreishkoz von den Tholianern, wird sicher nicht warten wollen.“ Keiner der beiden Offiziere verzog auch nur einen Mundwinkel über den Scherz.

Beim Hinausgehen flüsterte der Breen metallisch, was trotzdem laut genug war, dass der Universalübersetzer die Worte transponierte: „Tholianer sind zu heiß.“

Durch die Brücke, auf der sich alle erhoben, als die Captain mit ihren beiden Begleitern eintrat, ging das Trio durch eine mit einem Kommandocode versiegelte Türe in einen kreisrunden Raum, der von fahl-rotem Dämmerlicht beschattet war. Vor zehn konzentrisch angeordneten Türen standen Vertreter der verschiedenen Spezies.
T’Klär Rival stellte sich dem Captain gegenüber.

„Captain, dieser Raum ist der Zentralzugang zu den speziesspezifischen Waffensystemen, die nur von Vertretern der jeweiligen Spezies bedient werden dürfen. Für die Öffnung der Türen zu den Spezialkonsolräumen ist jeweils ein Kommandocode des Captains, Ersten oder Zweiten Offiziers und ein genetisches Profil des jeweiligen Speziesvertreters nötig. Auch im Fall eines feindlichen Angriffs kann nicht direkt von der Brücke auf diese Spezialkonsolen zugegriffen werden.“

Die Captain besah sich den Raum und die Personen: „Wird hier Geheimhaltung für wichtiger eingeschätzt als Effizienz? Das scheint mir seltsam.“

Die Romulanerin blickte etwas verwirrt. Nach Augenblicken des Schweigens deutete sie auf die dem Captain nächste Türe, vor der ein weiterer Breen stand. „Eine Breen’sche Energiedämpfungsvorrichtung!“

Akamakanscaff trat hinter dem Captain hervor und gab den 24stelligen Kommandocode in die Konsole neben der Türe ein, bevor ein Stilett in Augenhöhe aus der Wand hervorsprang und sich durch die Uniform des anderen Breen bohrte. Wenig später erlosch das rote Licht des Türrahmens und wechselte zu grün, bevor eine Computerstimme metallisch ankündigte: „Autorisiert durch Ak’Trun Akamakanscaff, Zweiter Offizier der Indagator, und Vertreter der Breen-Konföderation, Vel’Sh Ama, Erster Ingenieur der Indagator.“

Dann glitt die Schotttüre geräuschlos in die Wand und gab den Blick auf einen mit Bildschirmen und Anzeigen übersäten Raum frei, in dessen Mitte eine der Breenphysignomie angepasste Sitzgelegenheit befestigt war. Leichter Bodennebel waberte aus dem gekühlten Raum. „Vorsicht beim Einsatz der Energiedämpfungsvorrichtung. Lebensgefahr für Ziele. Verwendung nur nach Autorisierung durch zwei Kommandooffiziere und Bedienung durch einen Breen.“ kommentierte die Computerstimme.

Die Captain trat näher an die Kammer heran, während alle anderen neugierig auf ihren Plätzen stehen blieben und soweit sie konnten, in den Raum spähten. „Diese Vorrichtung hat im Dominionkrieg vielen Föderationsangehörigen das Leben gekostet. Sie ist sehr effizient – wenn man nicht darauf vorbereitet ist.“ Sie zögerte etwas. „Ich denke nicht, dass wir auf der cardassianischen Station einen Test dieses Instruments durchführen sollten.“ Sie wandte sich an den als Ama vorgestellten Ingenieur, dessen Anzugoberteil im Gelb des Maschinendienstes gehalten war.
„Vel’Sh, wie lange dauert es, die Vorrichtung zu aktivieren?“

Der Angesprochene blickte mit seinem Helm in die Runde der anderen Versammelten und dann auf Akamakanscaff, der kalt nickte. „Captain, ab Aktivierung der Dämpfungssequenz ist das Gerät innerhalb von zehn Minuten einsatzbereit bei einer Regenerationszeit von vier Stunden. Unter Umgehung der Sicherheitsparameter kann innerhalb von drei Stunden ein zweites Mal gedämpft werden, allerdings unter hoher Belastung für die Energiesysteme dieses Schiffes.“

Zehn Minuten, schoss es Thyatira durch den Kopf, bei drei Minuten, um diese Türe zu öffnen. Das ist eine lange Zeit. Sie wandte sich erneut an den Ingenieur: „Und auf Breen-Schiffen? Dauert das Nachladen auch so lange?“

Bevor Ama antworten konnte, knirschte die metallische Breensprache aus Akamakanscaffs Helm: „Diese Information ist nicht relevant für die Indagator-Mission.“

Um den Konflikt zu deeskalieren, aktivierte T’Klär die Schließung der Breen-Kammer und führte zur nächsten Türe, vor der eine Brekkianerin mit breitem Grinsen stand. Ihre Uniform bestand aus schwarzer Hose und violettem Oberteil, aber auf den zweiten Blick schien es, dass auch etwas Glitzer in den Stoff eingearbeitet war. „Ein Brekkianscher Blitzableiter!“

Akamakanscaff trat von der Breentüre zu dieser Türe und gab erneut den 24stelligen Kommandocode in die Konsole neben der Türe ein. Diesmal fuhr ein konischer Metallstab aus der Wand, auf den die Brekkianerin einen kleinen Blitz schleuderte, nachdem sie ihre Hand über das Uniformoberteil gerieben hatte. Wenig später erlosch das rote Licht des Türrahmens und wechselte zu grün, bevor eine Computerstimme metallisch ankündigte: „Autorisiert durch Ak’Trun Akamakanscaff, Zweiter Offizier der Indagator, und Vertreterin der Brekkianer-Anarchie, Ak‘Trun K-Anime, Oberanimatrix der Indagator.“

Dann glitt die Schotttüre geräuschlos in die Wand und gab den Blick auf einen mit Bildschirmen und Anzeigen übersäten Raum frei, in dessen Mitte eine der Brekkianerphysignomie angepasste Sitzgelegenheit stand. Die Konsolen waren mit hauchdünnen Blitzableiternetzen versehen „Vorsicht beim Einsatz des Blitzableiters. Lebensgefahr für Ziele. Verwendung nur nach Autorisierung durch zwei Kommandooffiziere und Bedienung durch einen Brekkianer.“

Thyatira schmunzelte, als ihr bunte Papiergirlanden im oberen Teil des geheimen Raumes auffielen. Sie wandte sich an die Brekkianerin: „Ich wusste nicht, dass Sie neben der Spezialisierung auf alle Vergnügungen auch Waffen produzieren. Was genau kann ein Blitzableiter? Das scheint mir doch etwas sehr Triviales zu sein, das durch unsere beiden Deflektoren mehr als abgedeckt ist.“

Die Brekkianerin warf ihr dauergewelltes Haar durch die Luft und grinste: „Captain, Brekkianer sind höchst vielseitig begabt. Der Blitzableiter wandelt einen konzertierten feindlichen Phaser- oder Disruptorenangriff in eine sphärische Blitzkuppel um, die feindliche Shuttles im Umkreis von fünf Kilometern um das Schiff zertrümmert. Ich würde dann nicht in so einem Shuttle wie eine Zikade am Lagerfeuer gegrillt werden wollen. Aber keine Sorge, dieses Schiff schützt uns vor der Entladung, in dem es die feindlichen Blitze eben ableitet, statt zu absorbieren, wie es die herkömmlichen Schilde tun. Sehen Sie, Captain, weil Sie keine Ahnung vom Unterschied zwischen einer Sauce Hollandaise und einem Haarshampoo haben, kümmere ich mich mit meinem Team um die Verpflegung und Unterhaltung auf diesem Schiff. Und glauben Sie mir, wenn jemand von der Besatzung zu viel Energie hat, fallen mir tausend Vorschläge ein, auch hier für Ableitung und Entspannung zu sorgen.“ K-Anime lachte unschuldig, während Thyatira gekränkt die Augen rollte:

„Sie reden sehr viel, Oberanimatrix. Als Captain kann ich meine Haare auch mit Sauce Bernaise waschen und meinen Salat mit Shampoo anrichten lassen, das Betreuungsprogramm besprechen sie mit dem Ersten Offizier, nicht mit mir. Meine Energien müssen konzentriert bleiben, nicht entspannt.“

Sie wandte sich zur nächsten Türe, drehte sich aber nochmals zu der ungebrochen lächelnden Brekkianerin um: „Und ich verbitte mir jeden Drogenhandel auf diesem Schiff!“
Rezensionen