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XI Shinzons Präsentation

von Racussa

Tom

Die Aenar Jhimas holt Tom Paris
Jhimas grün-pfirsichgelb gestreiftes Kleid hob sich deutlich von ihrer weißen Haut ab. Als sie den Türsummer von Toms Quartier betätigte, rief er sie herein. Sie gab den Türcode ein, nickte den Wachen zu und trat in das geräumige Zimmer, in dem Tom nur in grüner Unterwäsche vor ihr stand.

„Ich habe wohl beim Training die Zeit übersehen. Und jetzt habe ich außerdem ein bisschen Probleme, diese Uniform anzuziehen. Sie ist so ganz anders als unsere Sternenflottenuniformen. Diese Schulterpolster wirken etwas … überheblich.“ ,meinte Tom und deutete auf die zwei Teile der grauen Uniform mit pfirsichgelben Streifen, die vor ihm auf der Bank lagen.

„Sie vergessen, dass ich blind bin. Wenn Sie mich zu Uniformen und ihrer Wirkung befragen, kann ich höchstens etwas über die Stoffbeschaffenheit oder über die Geräusche sagen, die sie beim Gehen verursachen.“

Toms Lächeln verblasste. Er zog missmutig die Hose an und verschloss sie mit dem seitlichen Klebeverschluss, bevor er in das massive Oberteil schlüpfte und sich vor dem Spiegel postierte.

„Wurden sie eigentlich blind geboren? Oder hat eine Krankheit sie erblinden lassen?“, fragte Tom unbeholfen, während er versuchte, die Schulterpolster gerade zu rücken.

Jhimas trat vorsichtig an ihn heran und betastete die Uniform. Dann half sie ihm geschickt bei der Korrektur.

„Aenar können kurz nach der Geburt noch sehen, aber das gleißende Licht unserer unterirdischen Behausung lässt uns innerhalb von zwei bis vier Tagen erblinden. Ab dann lernen wir, unseren anderen Sinnen und unserer inneren Stimme zu vertrauen. Ich kann mich natürlich nicht an diese Zeit erinnern, und ich kann mir auch eine sichtbare Welt schwer vorstellen. Aber wenn Sie die Augen schließen und versuchen, in meine Welt einzutauchen, werden Sie sehen, dass plötzlich ganz andere Dinge wichtig werden.“

Sehr behutsam tastete sie sich zu Toms Gesicht vor und verschloss seine Augen. Sie ging dann einige Schritte von ihm weg und sagte: „Fühlen Sie den Raum! Kommen Sie zu mir. Folgen Sie nur der Stimme und ihrer Reflexion, dann können Sie sich ganz leicht orientieren.“

Tom versuchte sich darin, doch er stolperte gleich über einen am Boden liegende Polster. Jhimas fing ihn trotz ihrer Zierlichkeit mit starkem Arm auf.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Sie haben geschummelt!“, meinte sie verlegen, während Tom sich wieder aufstellte.

Doch der ließ seine Augen geschlossen und meinte nur: „Warum sollte ich das? Sie haben schon ein paar Jahre mehr Übung als ich, auch wenn so etwas für mich schwer zuzugeben ist. Außerdem kann ein Polster nicht reflektieren, er absorbiert den Schall wie ein Asteroid Navigationswellen absorbiert. Darauf beruht ja gerade unsere Technik.“

Jhimas lachte: „Nun ja, ich habe ja gelernt, dass es eher die reflektierten und von uns registrierten Navigationswellen sind, die unsere Schiffe besser steuerbar machen. Aber wir können diese Diskussion bei Tisch fortsetzen. Ich muss Sie jetzt bitten, mir zu folgen.“

Sie hielt Tom ihren Arm hin; und ging dann mit ihm Richtung Türe, die sich öffnete, als sie punktgenau ihren Finger auf das Scanfeld legte.

„Was beunruhigt Sie?“, fragte Jhimas.

„Ich bin gar nicht beunruhigt!“

„Warum haben Sie sich dann gerade am Kopf gekratzt?“

Tom errötet verlegen und war froh darüber, dass sie das nicht sehen konnte.

„Ich habe an ein altes humanes Sprichwort gedacht: Unter den Blinden ist der Einäugige König. Aber jetzt werde ich Sehender von einer Blinden geführt.“

„Der Einäugige ist ärmer als der Blinde: Denn seine Wahrnehmung ist verzerrt, er kann sich auf keine der beiden Welten konzentrieren. Ich hingegen bewege mich hier wie ein Fisch im Wasser. Und wie bei andorianischen Narwalen ist es mir ein Leichtes, Sie durch dieses Wasser mitzuziehen.“

„Ich würde gerne einmal mit Ihnen nach Andoria fahren. Alle Andorianer, die ich von der Akademie her kenne, waren arrogant und streitsüchtig.“

Jhimas lächelte und bog zielsicher um die nächste Kurve. „Der aenarische Philosoph Gustin’au hat einmal gesagt: Wir schwimmen immer mit den Fischen, die uns am ähnlichsten sind.“

Tom hielt inne; Jhimas blieb auch abrupt stehen.

„Wären Sie ein Mann und könnten Sie sehen, würde ich Ihnen jetzt einen Hieb verpassen für diese Beleidigung. Ich bin weder arrogant noch streitlustig!“

Jhimas musste jetzt hell auflachen: „Vergessen Sie kurz, dass ich eine blinde Aenar bin, versuchen Sie, mich zur Rettung Ihrer Ehre zu schlagen.“

„Das kann ich nicht!“

„Dann eben Notwehr!“, kicherte Jhimas und versetzte ihm mit ihrer Handinnenfläche einen heftigen Schlag auf die Nase. Reflexartig versuchte er zurückzuschlagen, aber Jhimas wich dem ersten Schlag geschickt aus. Obwohl Tom kurz zögerte, hüpfte sie in ihrem Kleid hinter ihn und zog ihn am linken Ohr. Als er ihren Arm fassen wollte, zog sie ihn blitzschnell zurück. Auch zwei weitere Versuche, sie zu fangen scheiterten.

Schließlich sagte Tom: „Wie machen Sie das? Noch dazu in diesem Kleid?“

Jhimas trat wieder an seine Seite und ergriff seinen Arm: „Ich habe es gelernt, zwischen arroganten und streitsüchtigen Andorianern zu navigieren.“
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