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I must not play god

von Janora

~Oneshot~

McCoy kam in 'Into Darkness' leider etwas kurz. Was sehr schade ist, denn gerade nach der Szene von Jims Tod hätte man noch so viel mehr, so viel Tiefe reinbringen können. So viel mehr Bones.

Character Death als Tag, da Jim tot ist.

Amber machte die Beta
McCoy stand unter Schock.
Es war kein Gefühl, das sich beschreiben ließ. Es war vielmehr die Abwesenheit jeglichen Gefühls, eine vollkommene Leere, die auf ihn eindrückte.

Bei Gott, er war daran gewöhnt Tote zu sehen. Er hatte selbst bereits unzählige der entsprechenden Scheine ausgestellt. Unzählig vor allem deswegen, weil er nicht wissen wollte, wie viele es genau waren.
Es war jedes Mal ein trauriger Tag.
Aber all diese Tage hatten ihn nicht auf das hier vorbereiten können. All diese Male in die verschiedenen Gesichter des Tods zu blicken, hatten ihn nicht genug abhärten können.
Nicht, wenn es um seinen besten Freund ging.

Die Nachricht war von Scotty gekommen. Der Ingenieur hatte sich kaum ausdrücken können, war sprachlos gewesen. Da hatte McCoy gewusst, dass es schlimm sein musste.
Jetzt stand der Schotte neben ihm, als der Sack vor ihnen auf dem Tisch geöffnet würde. Jims Körper war gerade fertig dekontaminiert worden, aber es war bereits zu spät gewesen. Sein Körper war von der Strahlung lebensunfähig zerstört worden.

McCoy hatte immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Dass Jims impulsives Handeln ihn einmal den Kopf kosten würde. Jedes Mal hatte er es vorausgesehen, wenn der Junge sich kopfüber und mit übertriebenen Heldenmut in ein Abenteuer stürzte.
Wirklich, Jim schien Ärger geradezu magisch anzuziehen.
Dennoch hatte er zuvor alles glücklich überlebt und in dem Arzt hatte sich eine Selbstverständlichkeit dieser Annahme breit gemacht.
Das war ein Fehler gewesen.
Denn Jim Kirk war auch nur ein Mensch. Und jetzt war er tot, lag in einem Leichensack eingepackt, auf einem kalten Stahltisch. Mit blasser Haut, die sein Gesicht durch das klinisch-sterile Licht in eine Fratze verwandelte.
McCoy schien die Luft zum Atmen auszugehen. Sie war einfach aus seinem Körper gepresst und er konnte nicht nach neuer schnappen.
Er war tot. Jim.
McCoys Beine wollten ihn nicht länger tragen und er musste sich setzen.

Während der Schock langsam aus seinen Glieder wich und sich stattdessen eine ganz neue, tiefgreifende Traurigkeit ausbreitete, vergrub er das Gesicht in den Händen.
Jim hatte sie vor dem sicheren Tod durch Absturz bewahrt. Aber zu welchem Preis?
McCoy hatte keine Ahnung, wie die Dinge um Khan standen. Er konnte besiegt sein, gerade die Erde anzünden oder Admirals Marcus' Raumschiff ganz einfach mit dem Mond kollidiert haben. Er wusste es nicht und es war ihm auch völlig gleichgültig.
Noch nie zuvor hatte er den Wunsch gehabt mit seinem Patienten zu tauschen. Oder irgendein Ass aus dem Ärmel zaubern zu können.
Er war Arzt. Leute zu heilen lag in seiner Natur. Es war sein Wesen. Aber er hatte damals seinen Vater nicht retten können, warum glaubte er also Jim retten zu können?

I must not play god.

Plötzlich hörte er ein Geräusch vom Schreibtisch und blickte auf.
Es war ein leises Quieken gewesen, doch das war nicht möglich.
McCoy musste es sich eingebildet haben. Also ging er mit der Nase etwas näher heran, starrte dumpf auf die leichten Atembewegungen des Fellknäuels vor sich, während sein Gehirn eifrig dabei war diese visuellen Daten zu verarbeiten. Dann formte sich ein neuer Gedanke parallel dazu.

McCoy musste sich am Tisch festhalten, um nicht umzufallen. Er drehte den Kopf zum Computer, der die Vitalwerte aufzeichnete. Doch auch hier starrte er einen Moment auf die Zahlen, ehe er es wirklich glauben konnte. Dieser verdammte, tote Tribble, dem er vor einigen Stunden Khans Blutprobe gespritzt hatte, lebte plötzlich wieder.
Schnell, viel schneller als sein Verstand die Informationen aufnehmen konnte, gab er automatisch die entsprechenden Anweisungen, die er als Arzt so tief in sich verankert hatte, dass er sie in einem Ernstfall einfach immer abspulen konnte.

I must not play god.

Wenn sich McCoy später an diesen Moment zurück erinnerte, würde er zugeben, dass er ihn sich anders vorgestellt hätte. Dass er vielleicht an all die Zeit mit Jim, ihre gemeinsamen Abenteuern denken würde.
Denn, und das war ein offenes Geheimnis, Jim war der einzige Grund, weswegen er überhaupt auf diesem gottverdammten Schiff war. Nur wegen ihm hatte er in dieser lächerlich jungen Crew eine zweite Familie gefunden.
Sicher, als die beiden sich damals im Shuttle zum ersten Mal begegnet waren, hatte er nichts gehabt, wo er sonst hätte hingehen können. Er hatte niemanden gekannt, der es länger als ein paar Minuten mit ihm aushielt.
Und Jim war es ebenso gegangen. Er hatte das selbe schwere Herz gehabt, mehrfach gebrochen von seiner Vergangenheit und er wusste, wie es war, wenn man ganz alleine dastand. Und er hatte Leonard gefunden und ihn für sich beansprucht, für sein Leben, als kein Mensch sonst ihn haben wollte. So war das eben mit Fundsachen, der Finder darf‘s behalten.
Denn auch wenn das vielleicht anfangs der Grund gewesen war, weswegen die beiden so unterschiedlichen Männer zusammen hielten, so hatte McCoy doch im Laufe der letzten Jahre genug Möglichkeiten gehabt, sich woanders etwas aufzubauen. Auf der Erde. Weit genug weg von jeglichen Shuttles und lächerlichen Weltraumgefahren.
Aber der Arzt hatte sich dagegen entschieden. Denn Jim war nun mal sein bester Freund geworden und er hatte ihm viel zu verdanken. Und nicht umsonst hatte er Jim damals entgegen jeglicher Ordnung der Sternenflotte an Bord der Enterprise zu ihrem Jungfernflug geschmuggelt.
Zu recht, wie sich ja herausgestellt hatte.

Und wie oft hatten sie sich seitdem gegenseitig geholfen.
Genau wie er es jetzt wieder im Begriff war zu tun.
Wahrscheinlich war es also doch nicht so verwunderlich, dass er keinen einzigen Gedanken an all das verschwendete, sondern direkt in seinen Arzt-Modus wechselte. Denn Zeit war ein kostbarer Faktor. Um alles andere würde er sich später kümmern.
Wenn auch nur die leistete Hoffnung um Jim bestand, dann würde er nach ihr greifen.

I must not play god.

Für einen kurzen Moment keimte Angst in ihm auf. Nicht vor der Aufgabe, die vor ihm lag. Nicht vor den Konsequenzen, die ihn erwarten könnten. Die ihn ganz sicher erwarten würden.
Nein.
Vielmehr vor ihm selbst.
Denn er war im Begriff die Grundsätze des Lebens zu verachten und das Allerheiligste zu brechen, das er bis dahin kannte: seinen Eid als Arzt.
Und das alles für einen einzigen Mann, den er seinen Freund nannte.
Wenn er bereit wäre, all dies für Jim zu tun, gegen sämtliche ethische, moralische und Gesetze der Natur zu verstoßen, zu was wäre er als nächstes bereit?

Das Zeichen einer Schwester teilte ihm mit, dass alles Nötige vorbereitet war und McCoy wusste, was er tun würde.
Mehr noch. Er wusste, dass es ihn nicht kümmerte, ob er Regeln verletzte. Ob er dabei war, eine unaussprechliche Grenze zu überschreiten.
Solange es eine Chance gab, dass er Jim von den Toten zurückholen konnte, würde er sie nutzen.
Ohne mit der Wimper zu zucken.

I must not play god.
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