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XII Shinzons Kindheit

von Racussa

Kapitel 1

Die romulanische Senatorin Metella Trania T'Supp hält sich nicht mehr zurück.
„Ich werde sie alle umbringen!“, schrie Metella außer sich vor Wut. Sie fegte mit einem Handstreich sämtliche vor ihr aufgebauten Speisen vom Tisch. Ihre pfirsichfarbene Robe wurde von den Flecken beschmutzt, das Geschirr zersprang scheppernd auf dem Marmorfußboden. Die Dienerinnen am Rand des Speisezimmers blickten betroffen zu Boden.

„Jeder einzelne wird für den Mord an Marcus büßen. Aber Rustus…Rustus wird am meisten büßen!“

Die Dienerinnen schwiegen.

„Und jetzt will ich sofort den Admiral und die Beraterin meines Bruders sprechen.“ schrie Metella.

Eine Dienerin betätigte eine Taste, während die andere vorsichtig fragte: „Strahlende, wollt Ihr ein neues Gewand anlegen. Dieses ist…“

„Nein!“, schrie Metella und versetzte der Fragenden einen Klaps auf den rechten Arm, weil sie nicht an ihr Gesicht heranreichte.

„Ich werde sie so treffen, im Audienzzimmer. Sofort!“


Im Audienzzimmer warteten unterhalb der zwölf Thronstufen Botschafterin T’Tematra neben Metellas Beraterin. Admiral Ogulius Orontius stand neben der Beraterin von Marcus Tranius Carvilius. Rechts und links standen Wachen in der pfirsichgelben Uniform des Tranischen Hauses.

Metella stieß die Tür hinter dem Thron auf und stapfte mit der fleckigen Robe herein. Die Wachen salutierten, während die vier Gäste sich tief verneigten. Metellas Beraterin richtete sich als erste auf und kündigte an:

„Botschafterin T’Tematra, die diplomatische Beraterin des Tranischen Hauses. Admiral Ogulius Orontius, Kommandant des senatorischen Schiffes Pacomu. Nuulua Tranilla, Beraterin des strahlenden … des einst strahlenden Senators Marcus Tranius Carvilius.“

„Ich kenne diesen verräterischen Haufen! Dass ihr es gewagt habt, bei der Aufbahrung meines Bruders zu erscheinen! Ihr, die ihr nichts getan habt, um ihn zu retten!“

„Mit Verlaub, Strahlende, die Torte war Eure Idee!“, merkte die Beraterin von Marcus an, was ihr einen warnenden Blick von Metellas Beraterin einbrachte.

Doch Metella war schon aufgesprungen und eilte die Treppenstufen herunter. Es war unvorteilhaft, denn Marcus' Beraterin überragte sie um drei Köpfe. Doch Metella schlug auf sie ein, schreiend:

„Meine Idee? Wer war es denn, der ihm gesagt hat, er müsse glanzvoll auftreten, alle in Staunen versetzen. Die da hat in ihrer Feigheit zu einem dezenten, schrittweisen Vorstellen des Zurückgekehrten geraten, zuerst nur mit den Hieronymianern, dann auch mit den Vibidias!“, sie deutete auf die Botschafterin; und ließ langsam nach. Ihr grimmiger Blick glitt auf den Admiral, der in seiner Uniform ein noch größerer Kontrast zu der beschmutzten Kind-Senatorin war. Als würde er ihren Blick für einen Auftrag zu sprechen halten, sagte er in belehrendem Ton:

„Es erstaunt mich, welcher Umgangston nun im Tranischen Haus herrscht. Ich bin ein Mitglied der Imperialen Flotte; dem Senat, nicht diesem Haus unterstellt. Mein Erscheinen hier ist ein Akt der Höflichkeit und des Respekts vor meinem ehemaligen Gast. Wenn das hier aber eine peinliche Szene unter Frauen werden soll, dann ziehe ich mich zurück. Für Fragen stehe ich in der Kapitalen Militäruniversität zur Verfügung, wo ich meinen alten Lehrberuf wieder aufnehmen werde.“

„Hiergeblieben!“, schrie Metella, während sie wieder drei Stufen hinaufstieg, um auf Augenhöhe mit ihm reden zu können. „Wir sind noch nicht fertig! Ihr Auftrag war es, meinen Bruder zu beschützen. Nun ist er tot!“

„Mein Auftrag kam vom Senat; und der lautete, Ihren Bruder nach Tau Ceti zu diplomatischen Verhandlungen zu bringen und ihn auch sicher wieder zurück zu geleiten. Nur weil ich ihm persönlich schon den Eid geleistet hatte, mußte ich der Planänderung zustimmen. Und nur Admirälin Racussas Geschick im Umgang mit den Ferengi ist unser Überleben zu verdanken, denn es war von Anfang an Wahnsinn, mit einem Schiff wie der Pacomu und dreißig Besatzungsmitgliedern zu fliehen. Ein Schiff, das für dreitausend Besatzungsmitglieder gebaut ist!“

„Und trotzdem ist Marcus tot! Ich werde Sie bestrafen! Wie die verräterische Beraterin.“

Entsetzt schauten beide Beraterinnen auf Metella, nicht wissend, welche gemeint war. Der Admiral hingegen blieb völlig gelassen: „Strahlende, Sie sind berechtigt, Ihre Hausangestellten nach eigenem Ermessen zu disziplinieren. Wenn Sie etwas gegen mich vorbringen möchten, so muss ein geregelter Prozess vor dem senatorischen Gericht stattfinden. Mit dem Erzschiffer als meinem Anwalt. Und da Ihr Bruder von einem Strahlenden getötet wurde, wird es wohl nicht zu einem Urteil gegen mich kommen. Ihr seht, es gibt nichts mehr, weshalb ich hierbleiben müsste. Bestraft eine oder beide Beraterinnen für das missglückte Fest und den tragischen Tod Eures Bruders, aber erkennt, dass ich nicht in Eure Zuständigkeit falle.“

Er verneigte sich höflich vor der Senatorin, salutierte durch einen Schlag an die Brust und wandte sich zum Gehen.

„Halt! Hiergeblieben!“, schrie Metella mit zornrotem Kopf, doch der Admiral ging ohne Zögern weiter. „Wachen, haltet ihn auf!“, war Metellas nächster Befehl. Verwirrt blickten die Wachen auf die Beraterin, die ihre Augen zur Decke des Raumes verdrehte. Zwei Wachen an der Türe traten vorsichtig zur Mitte, um sich vor die Türe zu stellen, doch als der Admiral die linke Wache zur Seite schob, wehrte sie sich nicht. Er wollte zur falkenförmigen Schnalle greifen, da traf ihn ein Disruptorstrahl in den Rücken, er krümmte sich vor Schmerz nach hinten, dann fiel er tot zu Boden.

Metella stand plötzlich zitternd neben der Wache, der sie den Disruptor aus dem Holster gezogen hatte.

Reflexartig schlug ihr Marcus’ Beraterin die Waffe aus der Hand, worauf Metella in blanker Panik mit beiden Händen auf die vermeintliche Angreiferin einschlug und ihr mit den geschliffenen Edelsteinen an den Ringen das Gesicht zerkratzte.

Marcus’ Beraterin schrie auf, während die Botschafterin und Metellas Beraterin vor Schock erstarrt waren. Auch die Wachen reagierten nicht, als sie Metella mit einem kräftigen Schlag rückwärts stieß, sodass die Senatorin hart auf den Stufen landete.

Einen Augenblick geschah nichts, und entsetzt blickkten T'Tematra und Metellas Beraterin auf den reglosen Leib der Senatorin. Doch dann schlug die Kleine die Augen wieder auf.

„Ihr seid ja wahnsinnig! Ihr habt einen imperialen Admiral ermordet! Ich dachte, Euer Bruder benötigte eine Zurechtweisung und Lehre in Bescheidenheit. Deshalb fädelte ich seine Versetzung auf die Pacomu ein. Doch als er verrückt diesen Flug zu einem Triumphzug statt zu einer Bußfahrt machen wollte, mußte ich seinen Mantel mit dem Blut der Verula tränken und ihn anonym anzeigen. Denn nur Totschlag eines Senators konnte ihn zu einer Disziplinarmaßnahme bringen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie ihn wegen Mordes töten wollten. Aber Ihr seid ja noch viel verrückter als Euer Bruder!“

Metellas Beraterin und T’Tematra blickten beide entsetzt auf Marcus’ Beraterin. Metella war starr vor Schock.

„Es wird Zeit, dass ein frischer Zweig dieser Familie den Senatorensitz übernimmt. Einer, der sich des Tranischen Namens würdiger erweist als eine Göre, die mit topasenen Kriegsvögeln die Schlacht von Algeron nachspielt, die so nie stattgefunden hat.“

Die Beraterin von Marcus beugte sich hinunter, um den Disruptor aufzuheben. Sie zielte auf Metella, als sich plötzlich T’Tematra als erste aus der Starre riss, sich auf die Beraterin warf und diese umriss. Der Disruptorstrahl bohrte ein hässliches Loch in die vertäfelte Decke des Raumes. Nun reagierten auch die Wachen. Einer feuerte gezielt mit seinem Disruptor auf Marcus’ Beraterin, während zwei andere sich schützend vor Metella warfen.

Mit einem qualvollen Schrei und unnatürlich verkrümmt starb die Beraterin von Marcus. Angewidert erhob sich T’Tematra von der halbverkohlten Leiche.

Gemeinsam mit den Wachen half Metellas Beraterin der Senatorin auf die Füße. Metella zitterte vor Angst und Zorn und Wut. Sie war nicht fähig, ein Wort zu sagen. Nacheinander schaute sie auf ihre Beraterin, auf T’Tematra, auf deren Robe verkohlte Teile von Markus’ Beraterin klebten, auf die zwölf Wachen, die nun alle um sie herum standen, dann auf die Leichen von Marcus’ Beraterin und des Admirals Ogulius Orontius.

„Wachen, die Strahlende möchte sofort in ihre Gemächer gehen. Beraterin, sie helfen mir, die Strahlende von diesem Ort des Grauens fortzubringen. Und nur dass das klar ist: Admiral Ogulius Orontius und Marcus’ Beraterin haben gemeinsam ein heimtückisches Attentat auf die Strahlende ausgeführt und konnten nur in Notwehr an der Ausführung ihres schändlichen Planes gehindert werden.“ ordnete T’Tematra mit eisiger Stimme an.

Ihr Blick brachte die Wachen zum Schaudern, aber einer nach dem anderen nickte. Mit funkelnden Augen blickte die Beraterin die Botschafterin an, sagte aber nichts. Metellas Blick ging ins Leere. Als die Beraterin ihren Arm um die Schulter des Mädchens legte, um sie die Stufen hinauf zur Tür hinter dem Thron zu führen, blieb die Senatorin wie angewurzelt stehen.

„Strahlende?“, fragte die Beraterin.

„Disziplinieren?“, kam erstaunt aus dem Mund der Senatorin. Sie blickte erneut ernst auf die Leiche der Beraterin ihres Bruders. Dann wischte sie geistesabwesend die Hand ihrer eigenen Beraterin von der Schulter, stieg die Thronstufen hinauf und setzte sich auf ihren Platz: „Ruft Admirälin Racussa!“

Eine Wache ging zu einer Konsole an der Wand und betätigte die entsprechenden Knöpfe. Die anderen wollten gerade die Leichen aufnehmen, als Metella ganz ruhig sagte: „Die Leichen bleiben während der Audienz hier. Beraterin, lass mir ein neues Gewand vorbereiten für nachher. Botschafterin, Sie bleiben hier. An meiner Seite.“

Metellas Ton duldete trotz ihrer Jugend keinen Widerspruch. Die Beraterin verneigte sich und verließ den Raum durch eine Seitentüre, T’Tematra stellte sich an Metellas Seite.

Racussa war in ihrer Kanzlei, als der Ruf der Senatorin sie in den Audienzraum befahl. Sie klappte das Hologramm des Sternenraumes mit einem Fingerschnippen zusammen und ging die langen Gänge entlang. Die gigantische Architektur des Palastes war ihr inzwischen gewohnt, erschreckte sie nicht mehr. Auch das starke Licht überall und die vielen Pflanzen, die in der ersten Zeit für die Remanerin der reinste Horror gewesen waren, konnte sie nun gut ertragen.

Doch als sie den Audienzsaal betrat, straffte sich ihre ohnehin harte Haltung nochmals. Sie stieg beinahe auf den Leichnam von Admiral Ogulius Orontius, der mit dem Gesicht zu Boden gleich innerhalb der Türe lag.

Eine Wache kündigte sie der Senatorin an, die auf ihrem Thron saß. Neben ihr stand Botschafterin T’Tematra. Racussa schrieb es der großen Distanz und dem zu hellen Licht für remanische Augen zu, dass sie meinte, die Botschafterin zittere. Vor den Stufen des Throns lag eine weitere, stärker verbrannte Leiche, doch Racussa erkannte die arrogante Beraterin von Metellas Bruder.

„Admirälin Racussa, Kommandantin der Tranischen Flotte.“ sagte die Wache.

Racussa wußte nicht ganz, was diese Inszenierung mit den beiden Leichen zu bedeuten hatte, aber ihr Puls stieg an, jeden Meter, den sie sich der Empore näherte.

„Ich hatte einen Befehl bezüglich meines Shinzon-Projektes erteilt. Wurde er befolgt?“ fragte Metella absolut ruhig.

T’Tematra warf Racussa einen warnenden Blick zu. Die Admirälin verneigte sich und salutierte durch das Klopfen an die Brust. Dann antwortete sie mit ihrer ofenrohrtiefen Stimme:

„Shinzon wurde mit dem schnellsten Schiff der Tranischen Flotte in das Camaldulani-System geschickt. Gemäß unseren Berechnungen müsste er die dortige Flotte in weniger als einer Stunde erreicht haben. Er wurde mit Vollmachten von mir ausgestattet; und auf meinen Antrag hin hat der Erzschiffer die Vollmachten im Namen des Senates bestätigt. Es wird keine Probleme geben, dass er alle Aktionen ausführen kann, die ihm sinnvoll erscheinen. Subcommander E’Mek wird auf seine Sicherheit achten, Subcommander Rivil unterstützt ihn dabei. Einzige Sorge ist seine kränkliche Gesundheit, aber Dr. Nhlox und die menschliche Ärztin Dr. Scully sind mir persönlich für ihn verantwortlich.“

T’Tematra zuckte bei der Erwähnung der menschlichen Geisel zusammen. Noch bevor sie etwas sagen konnte, fragte Metella, noch immer ohne jede Gefühlsregung: „Wer hat erlaubt, dass eine unserer menschlichen Gäste uns verlässt?“

Racussa hielt dem stechenden Blick stand: „Ich habe es auf Subcommander Rivils Wunsch hin erlaubt. Dr. Nhlox ist mit der menschlichen Physiologie zu wenig vertraut. Nur eine menschliche Ärztin kann im Notfall etwas tun, was nicht in den gehackten Sternenflottenmedizinprotokollen steht.“

T’Tematras Blick ging von der Admirälin auf die Senatorin. Diese regte sich nicht. Erst eine gefühlte Minute später sagte sie: „Das war sehr klug. Shinzon muss überleben…und er muss Erfolg haben. Ich muss dem Senat beweisen, dass das Tranische Haus groß und seines Platzes im Imperium würdig ist.“

Ihr Blick glitt zu den beiden Leichen. Dann sagte sie zur Botschafterin: „Sie informieren den Tal’Shiar und den Erzschiffer über die beiden Todesfälle und leiten das Protokoll ein. Und Sie werden mich morgen in den Senat begleiten.“

Die Botschafterin nickte, allerdings etwas ratlos. Metella stand auf und wandte sich zu ihrer Tür auf der Empore, dann wandte sie sich nochmals zur Admirälin um: „Schicken Sie ein zweites Schiff, mit drei oder vier weiteren unserer menschlichen Gäste. Und begleiten Sie es persönlich!“

Racussa nickte, doch die Botschafterin fragte: „Nach welchen Kriterien sollen sie ausgewählt werden? Wie sollen sie Shinzon unterstützen?“

„Nehmt die Gesündesten, Shinzon braucht möglicherweise menschliche Ersatzteile, wenn er verletzt wird.“ sagte Metella und verließ den Raum. Die Botschafterin nickte Racussa zu, die das Nicken erwiderte. Racussa verneigte sich vor der hinausgehenden Senatorin und salutierte. Dann drehte die Admirälin sich um und durchschritt den Raum. Bevor sie aus der Tür trat, verneigte sie sich vor der Leiche von Admiral Ogulius Orontius und salutierte auch vor ihm.

„Möge dein Pluto einen Becher romulanischen Weins für dich füllen!“
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