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Weyouns flotter Fünfer

von Racussa

Cretak

Romulanerinnen trifft man am besten in nebelverhangenen Gewächshäusern.
Weyoun betrat das Gewächshaus, in dem dichter Nebel zwischen den mannsgroßen Blättern cardassianischer Koniferen hing. Er deutete der jungen Vorta, die ihn begleitete, am Eingang zu warten. Dann folgte er einem verschlungenen Pfad immer dichter in das dunkle Blätterwerk hinein. Erst nach einiger Zeit hörte er aus dem Nebel: „Halt, wer da?“

„Weyoun, ein Freund.“

„Das Wetter in Paris ist schlecht am 4. Juli.“, murmelte die weibliche Stimme.

„Weil Wolken das Senatsgebäude verhüllen.“, antwortete Weyoun ohne zu zögern.

Aus dem Nebel trat eine Romulanerin auf den Vorta zu und blieb drei Schritte vor ihm stehen. Sie trug ein schlichtes Reisegewand mit nur wenig ausgepolsterten Schultern.

„Ich riskiere viel, um sie hier zu treffen. Haben Sie, was uns versprochen wurde?“, fragte sie misstrauisch.

Weyoun zog ein Padd aus seiner Tunika hervor und übergab es ihr: „Berichte über die Fälschung der Informationen zum Tod des strahlenden Vreenak. Geheime Pläne einer bajoranischen Aufrüstung mit neuen, antinukleonischen Waffen, die gezielt der Signatur von Quantensingularitäten folgen. Und ein persönliches Kommuniqué einer Föderationseinrichtung namens ‚Dynamisches Trio‘ des Multiversiellen Besonderheitssezernats an den Präsidenten, das eine Kooperation mit den Romulanern vorschlägt, um schließlich die Verwundeten auf dem bajoranischen Mond im Handstreich zu entführen und unter dem Vorwand humanitärer Hilfe für grausame Romulanerexperimente zu missbrauchen.“

Die Romulanerin hörte Weyoun nicht zu, sondern scrollte mit hoher Geschwindigkeit durch die Daten. Mehrmals atmete sie zornig aus. Schließlich blickte sie Weyoun ernst an.

„Dass die Föderation uns betrügt, ist eine Sache, aber das Imperium wird das Dominion nicht unterstützen. Wir haben einen Vertrag!“

„Den die Föderation gebrochen hat.“

„Scheinbar. Diese Beweise könnten falsch sein.“

Weyoun wandte unschuldig die Handflächen nach oben: „Senatorin, Sie müssen selbst entscheiden, was für das Imperium das Beste ist. Ich an Ihrer Stelle würde auf Derna keine Sanitätsstation einrichten. So leicht wie dieser Mond von Bajor aus angegriffen werden kann…Aber uns Vorta fehlt das tiefe Vertrauen, für das Romulaner bekannt sind. Darf ich Sie vor Ihrer Abreise noch zum Essen einladen. Wir haben eine Krautfleckerlsuppe nach einem Rezept des vibidianischen Hauses vorbereiten lassen, dass uns als romulanische Spezialität empfohlen wurde.“

Cretak schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. „Dass ich das Padd mitnehme, bedeutet nicht, dass ich alle Informationen glaube, die ich darauf gelesen habe. Ich werde es gründlich überprüfen lassen.“

Damit drehte sie sich um und ging, verschwand wieder im Nebel.

Weyoun kehrte zum anderen Ende des Gewächshauses zurück. Er entfernte den Sender aus der Falte seiner Robe und lächelte die junge Vorta an. „Und, was denken Sie?“

Die Junge kratzte sich an der rechten Kieferrippe: „Ich denke nicht, dass die Romulaner den Mond räumen werden. Die Beweise waren zu unspezifisch. Bajor ist keine reale Bedrohung.“

Weyoun lachte schallend auf: „Meine Liebe, wie nett Sie doch sind. Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich wollte, die Romulaner mögen Derna verlassen?“

„Aber Sie haben der Senatorin doch Informationen in die Hand gespielt, die die Unsicherheit des Mondes ‚beweisen‘. Da muss sie sich doch zurückziehen, oder?“

Weyoun blickte seine Kollegin scharf an. „Oder?“

Verzweifelt zuckte sie mit den Schultern.

Weyoun seufzte. „Es ist wirklich schwierig, wenn ich nicht nur regieren, sondern auch Vorta ausbilden soll. Wer sagt denn, dass das Ziel meiner Informationen die Romulaner waren? Die Spitzohren können sich nicht zurückziehen, ohne die Frage der Föderation beantworten zu müssen, woher ihr plötzliches Misstrauen kommt. Aber genau dieses sprichwörtliche romulanische Misstrauen wird auch nie mehr zulassen, dass Cretak auch nur eine Sekunde schläft, ohne Angst um Ihresgleichen auf der Sanitätsstation auf Derna zu haben. Nur eine Lösung ist möglich.“

„Die Romulaner verlassen unter einem Vorwand das Bündnis?“, versuchte die junge Vorta.

„Nein!“, stöhnte Weyoun. „Cretak wird Derna befestigen lassen zum Schutz ihrer Leute. Sie wird in Angstschweiß gebadet sein, jedes Mal, wenn sie mit ihrer Flotte Bajor verlässt, also muss sie den Mond verminen, mit Disruptoren, Torpedos und was auch immer für romulanischem Schnickschnack ausstatten.“

Die Kollegin zuckte erneut mit den Schultern: „Aber das ist doch unnötig, denn Bajor will ja gar nicht angreifen. Ist Ihr Plan, romulanische Ressourcen auf Derna zu binden?“

Weyouns Geduldsfaden riss: „Die Romulaner sind mir völlig egal: Bajor wird es nicht ertragen, einen hochgerüsteten Mond um seine gerade wieder gewonnene freie Welt kreisen zu sehen. Bajor MUSS die Romulaner auffordern, den Mond zu räumen, wenn die Regierung nicht im Chaos versinken will. Und dann wird die Föderation als Schiedsrichter auftreten müssen. Das ist das Ziel des Plans: Und egal was Ross sagt, er wird entweder die Bajoraner oder die Romulaner vor den Kopf stoßen, egal was, uns nützt jeder noch so kleine Riss im Gefüge unserer Feinde. Lernen Sie die fünfundzwanzig Atreidischen Listregeln noch einmal gründlich, Liana!“
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