TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Trekzember 2018

von Racussa

Was ist denn das für ein Gestank?

Keksebacken einmal anders
„Was ist das für ein Gestank?“, schrie Chakotay, als er in das Hinterzimmer des Maschinenraums stürmte.

Besorgte Anrufe von Maschinenraummitarbeiterinnen hatten ihn alarmiert. Das Tor war von innen mit einem Kommandocode verriegelt und nun drangen seit einigen Minuten seltsame Dämpfe unter dem Türspalt durch. Nur der Captain oder der Erste Offizier konnten den Kommandocode überwinden, weshalb Kathryn ihn hinuntergeschickt hatte, damit sie in Ruhe auf der Brücke mit den Shelijak verhandeln konnte, die durch eine Raum-Zeit-Verwirrung in den Deltaquadranten verschlagen worden waren und nach den hiesigen Gesetzen gefragt hatten.

Doch nun roch Chakotay selbst die seltsamen Gerüche. Er ging zu der Türe, vor der fünf Yellowshirts, deren Namen er nicht kannte, versammelt standen.

„Sir, wir wissen nicht, was wir noch tun sollen?“, meinte einer kläglich.

Chakotay schob ihn missmutig zur Seite und begann, den zwölfstelligen Notfallüberschreibungscode einzugeben. „Gehen Sie von der Türe weg und nehmen Sie sich Atemschutzmasken. Und schützen Sie um jeden Preis den Warpkern!“

Bereitwillig zogen die Techniker sich zurück, holten aus einem Wandversteck ihre Masken und versteckten sich dann hinter der Warpspule, während langsam das Tor aufging. Chakotay war mutiger als alle und hielt sich nur ein Stofftaschentuch, das er aus seiner Uniformhosentasche genommen hatte, vor den Mund. Der Geruch war seltsam, aber er schien ihm nicht gefährlich. Irgendwie erinnerte er ihn sogar an etwas, aber ihm fiel nicht mehr ein, was das gewesen sein könnte.

Als die Türe offen war, stob ihm eine glitzernde Wolke entgegen und blendete ihn für einen Augenblick. In einer Vision sah er seinen Großvater vor sich, als wäre er leibhaft erschienen. Er hob drohend den rechten Zeigefinger und sagte auf Shirokesisch „Hüte dich vor den Blättern des Cocastrauchs! Dafür bist du noch nicht reif!“

Das konnte doch nicht sein. Erinnerte der Geruch ihn tatsächlich an die paar Mal, wo er mit Freunden heimlich von den Zauberblättern seines Großvaters gestohlen hatte, um sie dann unter einem Wasserfall nahe des Dorfes zu rauchen?

Als der Rauch sich verzogen hatte, blickte er auf die verdutzten Gesichter von Neelix, Kes und einem Akritirianer.

Chakotay wiederholte seine Frage, deutlich ruhiger: „Was ist das für ein Gestank? Und wer ist das?“

Neelix lächelte breit und deutete auf einen Blechkübel, in dem alte Dilithiumkristalle ausglühten. Darauf verbrannten rauchend einige Stängel mit Blättern.

„Das ist Lu Bhegan, ein Asylsuchender auf der Flucht vor der akritirianischen Justiz. Er hat angeboten, uns große Mengen dieser Mooba-Blätter zu verkaufen, wenn ihr ihn in den Alpha-Quadranten mitnehmen. Diese Blätter entwickeln einen beruhigenden und appetitzügelnden Geruch. Wenn ich sie in mein köstliches Schnittgemüse mit Sauce hollandaise einarbeite, werden wir mit unseren Nahrungsvorräten viel länger auskommen, weil unsere Leute dann weniger essen.“

„Es schmeckt übrigens auch köstlich, wenn man es zu Keksen verbackt., Das haben wir auch schon probiert.“, fügte Kes hinzu und hielt Chakotay ein Tablett mit hellgelben Keksen in Sternform hin.

„Lu Bhegan? Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie ohne Erlaubnis des Captains an Bord kommen dürften? Oder dass es erlaubt wäre, auf ausglühenden Dilithiumkristallen etwas anzuzünden. Das Schiff hätte in Flammen aufgehen können.“

Der Angesprochen zuckte mit den Schultern: „Sie sind genauso rigide wie die akritirianische Regierung. Ich werde mich lieber den Shelijak anschließen, die sind nicht so verklemmt wie Sie. Schade, Neelix, aber aus unserem Geschäft wird nichts. Und wenn Sie das nächste Mal einen Drogenhändler damit ködern wollen, dass Sie als Moraloffizier jedem an Bord Asyl gewähren könnten, der etwas zur Hebung der Moral an Bord beiträgt, dann wird man Ihnen nicht mehr glauben! Und schade, Kes, dass wir nicht genügend private Zeit hatten, um uns Kennenzulernen. Sie sind eine hervorragende Keksebäckerin.“

Lu betätigte einen unsichtbaren Transmitter und beamte sich von Bord.

„Das war eine große Gefahr für unser Schiff. Machen Sie sofort das Feuer aus und lassen Sie die Techniker das Dilithium reinigen. Und dann stehen Sie beide für die nächsten achtundvierzig Stunden unter Hausarrest; und zwar jeder in seinem eigenen Quartier! Ist das klar?“

Neelix wollte etwas sagen, doch Kes hielt ihm den Mund zu und nickte schweigend.

Chakotay drehte sich schon um, doch dann wandte er sich zurück und nahm der verdutzten Kes das Tablett mit den Keksen aus der Hand. Als er schon damit den Maschinenraum verlassen wollte, blickten ihn die Techniker neugierig an. Wie zur Rechtfertigung sagte er: „Die werde ich mit dem Captain analysieren, um ein angemessenes Strafmaß festsetzen zu können. Schauen sie nicht dumm, lassen Sie den Rauch absaugen und kümmern Sie sich um das Kühllager für die ausgebrannten Dilithiumkristalle!“

Kaum war Chakotay aus dem Maschinenraum und die Türe hinter ihm geschlossen, steckte er verstohlen einen Keks in den Mund. Und obwohl das Gesicht seines Großvaters nicht wieder erschien, erkannte er den Geschmack, als wäre er wieder der bockige sechzehnjährige Junge von damals. ‚Von wegen Mooba-Blätter, das war etwas ganz anderes. Und abgesehen von dem Gestank, konnte er dieser Inspektion nun doch etwas Positives für sich und Kathryn abgewinnen.“
Rezensionen