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Die Lehre

von SusanQ

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Prolog

Es war wie am Anfang.

Er hörte Worte.

Dunkelheit umfing ihn.

Es handelte sich um eine absonderliche Dunkelheit, denn sie schien zu leuchten, als sei sie energetisch geladen. Dieser Gedanke mutete ihm so widersinnig und unlogisch an, wie kaltes Plasma.

Wieder hörte er Worte, wie ein tausendstimmiges leises Wispern der Ewigkeit – *Wer sind Sie? – Willkommen! – Welches Jahr schreiben wir? – Sei gegrüßt Fremder!*

Nur wage konnte er diese Worte aus der raunenden Masse heraushören, bis sich schließlich eine Stimme, scheinbar direkt neben ihm, verdichtete.

*Willkommen, auf dem Berg Seleya!*

*Ich bin in der Halle der Seelen?*, fragte der Neuankömmling beinahe entsetzt.

Er war nicht so sehr darüber entsetzt tot zu sein, das war der Lauf der Dinge, er war entsetzt darüber, daß seine Katra irgendwie den Weg hierher gefunden hatte, an diesen Ort, an den er nie wollte und genau das tat er nun auch kund. *Ich wollte nie hierher.*

*Anscheinend hat jemand anderes diese Entscheidung für Dich getroffen und Deine Katra hier her getragen, so wie vor unzähligen Jahrhunderten mein Sohn dies für mich getan hat*, erklärte der Geist eines lange Verstorbenen. *Es kommen immer seltener Neue hierher. Habt Ihr Lebenden vergessen wie alles begann? Wie wir vormals gelitten haben, als noch Emotionen und Chaos auf diesem Planeten herrschten? – Kennt Ihr Surak’s Lehre nicht mehr?*

Nun war es an dem Neuankömmling Fragen zu beantworten: *Selbstverständlich kennen wir Surak’s Lehre. Wir leben nach ihren logischen Prinzipien und lernen bereits in jungen Jahren durch Meditation und Disziplin unsere Emotionen zu unterdrücken.*

Bestürzt wich sein Zuhörer zurück. Er schien Mühe zu haben sich zu fokussieren. *Das hat Surak nie gewollt.*

*Woher willst Du das wissen?*, erkundigte sich der Neue.

*Ich war dabei. – Schon seit vielen Generationen bemerke ich, wie das Wissen um die Anfänge schwindet. Neuankommende wissen immer weniger vom Ursprung der Philosophie Surak’s. Ich denke, es ist an der Zeit, es ihnen wieder ins Gedächtnis zu rufen.*

*Wie?*, wollte er nun wissen, neugierig darauf, ob es ein Entkommen aus der Halle der Seelen gab, deren Inneres offensichtlich nicht, wie immer angenommen, außerhalb der Zeit lag und damit zeitlos gewesen wäre.

Wie mußte es wohl sein, untätig miterleben zu müssen, wie Jahrhunderte identitätslos vorbeizogen?

*Es gibt einen weitgereisten Nachfahren von mir, über den wir sogar hier, durch die wenigen Neuen, in den letzten Jahren viel erfahren haben. – Kennst Du Spock?*

*Den Forscher?*

*Meinen Bewahrer. – Ich habe ihn auserwählt um die letzten Reminiszenzen meiner Katra aufzunehmen.*

*Ich glaube er war ein Wegbegleiter des Trägers meiner Katra hier her. Vermutlich meditiert er im Schrein...*

~~~~~~~~~~~~~~~~

Spock hatte den traditionellen, beschwerlichen Weg des Aufstieges gewählt, denn er suchte Klarheit der Gedanken, keine billige Vergebung seiner Tat.

Er hatte seinen Freund getötet – seinen kommandierenden Offizier – und nur Dank McCoy’s fachlicher Kompetenz konnte er reanimiert werden.

Er hatte Kirk tatsächlich im Blutrausch getötet, in diesem archaischen, barbarischen Rausch der Begierde, dem sich noch immer kein erwachsener Vulkanier erfolgreich entziehen konnte, trotz aller Selbstkontrolle. Man konnte Emotion nicht dauerhaft unterdrücken, irgendwann bahnten sie sich gewaltsam ihren Weg nach draußen, wie einer der irdischen Flüsse, die man Jahrhunderte lang in ihre begradigten Betten zwängte und hinter riesigen Staumauern zu zähmen versuchte – erfolglos.

Die kalte, absolut emotionslose Logik seiner Verlobten – seiner Ex-Verlobten – T’Pring hatte Spock dazu getrieben in seiner tosenden Raserei alle pazifistischen Grundsätze zu vergessen und seinen Captain zu töten.

Was für eine philosophische Tradition war das, die ihn dazu zwang die Hand im Kampf gegen seinen Freund zu erheben?

Ohne die erhoffte Klarheit seiner Gedanken brach er die Meditation im Schrein ab. Er wollte auf dem Rückweg noch die Halle der Seelen besuchen, um seine Ahnen zu ehren, auch wenn er sich selbst im Moment nicht sehr ehrenvoll vorkam. – Es war Tradition.

Seine Familie, sein Haus, war sehr traditionsverbunden. Es war eines der ältesten und geachtetsten Häuser Vulkans und eines der wenigen, die noch heute die Katras wirklich aller verstorbenen Mitglieder hier her brachte.

Spock trat an die, von unzähligen Sandstürmen, die manchmal sogar bis in diese Höhe gelangten, verwitterte, alte Tempelmauer, lehnte seine Stirn dagegen und strich sanft mit der rechten Hand über eine Fuge im Mauerwerk. Dann ertappte er sich selbst dabei, wie er nun doch leise um Vergebung bat.

Plötzlich durchströmte ihn eine ungewohnte Energie und es war, als sei ihm Vergebung zuteil worden.

1. Tag

„Persönliches Computerlogbuch, Sternzeit 3373.5“, begann Captain Kirk einen der seltenen Einträge in sein privates Tagebuch.

Er war der Ansicht, daß für gewöhnlich das Schiffslogbuch auch für seine eigene Erinnerung vollkommen ausreichend war, aber diesmal war einer der wenigen Fälle eingetreten, in denen er nicht alle Details offiziell angeben konnte oder wollte, denn die Ereignisse der letzten Tage waren einfach zu vertraulich und seine Vorgehensweise zu inoffiziell.

„Ich habe das Sternenflottenhauptquartier darüber informiert, daß wir auf Grund eines schwerwiegenden medizinischen Notfalls auf Vulkan zwischenlanden mußten. Schließlich hätte ich unter keinen Umständen weitererzählen können, was Spock mir anvertraute. Es fiel ihm sichtlich schwer mit offenen Karten zu spielen und ich habe ihm mein Wort gegeben, daß ich diesbezüglich schweigen werde. Ich betrachte es als Ehre, ihn zu meinen engsten Freunde zu zählen.

Jetzt ist es uns jedenfalls unmöglich noch rechtzeitig zur Amtseinführung des neuen Präsidenten auf Altair VI einzutreffen. Daraufhin wurde die USS Constellation unter dem Kommando von Commodore Decker durch das Sternenflottenhauptquartier dorthin abkommandiert. Jetzt schulde ich Matt etwas und das weiß er auch.“

In diesem Moment ertönte der Türmelder.

„Aufzeichnung unterbrechen. – Herein!“

Es war McCoy, der nun die Kabine des Captains betrat, und an der Tatsache, daß er ein Medikit dabei hatte, konnte Kirk erkennen, daß der Besuch nicht ganz privater Natur war.

„Was gibt’s, Pille?“

„Ich wollte nur mal sehen, wie es dem neuesten Wunder der Medizin geht.“

Der Bordarzt legte Kirk eine Hand auf den Rücken und schob ihn sanft Richtung Bett. „Leg dich hin, du Zombie“, wies er ihn freundschaftlich an.

Kirk legte sich bereitwillig hin und erwiderte: „Wenn ich überhaupt ein lebender Toter bin, dann ist das einzig und allein dein Verdienst“, er grinste spitzbübisch und fügte hinzu: „Voodoopriester.“

„Wenn du denkst, ich hole jetzt ein paar Hühnerknochen aus der Messe und fange an hier wild rum zu singen und zu tanzen, dann kannst du dich bei der nächsten Gelegenheit gleich selber verarzten.“

Er zog ein Hypospray auf und entlud es in Kirk’s Oberarm.

„Oah“, stöhnte Kirk lauter als beabsichtigt. „Das brennt ja höllisch.“

„Das hilft gegen die Übelkeit“, erwiderte McCoy.

„Ja, weil der Schmerz davon ablenkt. Manchmal denke ich, du geniest so was“, unterstellte der Captain.

„Nicht wirklich“, konterte der Arzt. Nach einer kurzen Pause, in der Kirk sich wieder aufrichtete, fragte er: „Wie geht’s jetzt eigentlich weiter? – Nach Altair VI kommen wir doch sowieso nicht mehr rechtzeitig.“

„Die Constellation wird uns dort vertreten und wir übernehmen dafür ihren Auftrag. Wir sollen den Planeten Minschara untersuchen.“

„Minschara, Minschara…“, überlegte McCoy laut, „… kommt mir irgendwie bekannt vor.“

„Das will ich aber auch schwer gehofft haben, Pille. Minschara war der erste Planet, den die Vulkanier entdeckten und der humanoides Leben ermöglichte. Nach ihm ist die Klasse M benannt und definiert.“

„Klingt nach einem idyllischen Plätzchen und etwas Landurlaub für die Crew“, meinte McCoy. Aber ihm wurde von Kirk gleich wieder der Wind aus den Segeln genommen, als dieser sagte: „Wohl eher nicht. Die humanoide Rasse, die den Planeten bewohnte ist auf unerklärliche Weise verschwunden, vermutlich ausgestorben. Wir sollen ausfindig machen, wie es dazu kommen konnte.“

„Wie? Verschwunden? Eine intelligente raumfahrende Spezies hier in der Nähe von Vulkan kann doch nicht einfach spurlos abhanden kommen. Wie soll das denn gehen?“

„Ihre Raumfahrt war noch nicht sehr weit entwickelt, und als sie durch den Erstkontakt mit den Vulkaniern erfuhren, daß sie nicht nur nicht allein im Universum sind, sondern sogar Nachbarn in allernächster Nähe hatten, haben sie ihr Raumfahrtprogramm eingestellt und baten darum sich unabhängig und unbehelligt allein weiterentwickeln zu können. Die Vulkanier haben diesen Wunsch respektiert und die Minscharanti in Ruhe gelassen. Das ist jetzt gute 5 Jahrhunderte her.“

„Warum sind wir noch nicht unterwegs?“, wollte McCoy nun wissen.

„Spock hat sich nochmals runterbeamen lassen. Er meinte er habe noch etwas persönliches zu erledigen“, antwortete Kirk leicht geheimnisvoll und sein Blick verriet seinem langjährigen Freund sehr wohl, daß er zwar mehr wußte, aber nicht mehr sagen konnte.

McCoy akzeptierte das.

„Wie dem auch sei“, fuhr der Captain fort, „die kurze Verzögerung ist nicht nennenswert. Die Vulkanier brauchten damals noch mehrere Monate um nach Minschara zu gelangen, wir werden aber schon während dieser Nachtwache dort ankommen.“

„Ein Hoch auf die moderne Antriebstechnik!“, erwiderte McCoy, für den Warpfelder wohl auf ewig ein Rätsel bleiben würden.

2. Tag

Irgendwann mitten in der Nacht hatte die Enterprise einen Standartorbit um Minschara eingenommen und die Gamma-Schicht damit begonnen erste Messungen durchzuführen.

Als er am Morgen nicht wie üblich von selbst erwachte, sondern durch die mechanisch und dennoch irgendwie weiblich klingende Stimme des Computers geweckt wurde, fühlte Spock sich nicht wirklich durch seinen Nachtschlaf erholt.

Er beschloß dieses Defizit, sollte sich im Laufe des Tages die Möglichkeit dazu ergeben, durch Meditation wieder wett zu machen. Im selben Moment kam ihm der Gedanke, ob womöglich die weiblich anmutende Stimme des Bordcomputers den Captain und die anderen Menschen an Bord dazu veranlaßte ein weibliches Pronomen zu wählen, wenn sie über die Enterprise sprachen.

Er verwarf diesen Gedanken sofort wieder und konzentrierte sich auf den Monitor des Computerterminals in seinem Quartier. Er hatte ihn eingeschaltet um, wie jeden Morgen, einen Statusbericht abzurufen, während er sich frisch machte und anzog.

Die ersten Daten der Sensorenphalanx wanderten ungefiltert über den Bildschirm.

Kein Mensch hätte mit den abstrakten Symbolen und farbigen Flächen irgend etwas anfangen können, doch Spock hatte gelernt sich auf bestimmte sich wiederholende Sequenzen in einigen ausgewählten Frequenzbereichen zu konzentrieren und erkannte schon jetzt einige Besonderheiten in Zusammensetzung und Aufbau des Planeten unter ihnen.

Als vor 512 Jahren das erste vulkanische Schiff diesen Planeten entdeckt hatte, war die Meßtechnik bei weitem nicht so ausgefeilt wie jetzt und obwohl Minschara das Eponym für eine ganze Klasse von Planeten wurde, wußte man doch recht wenig über ihn.

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Die Fernerkundung lief routinemäßig ab und viele der Wissenschaftler an Bord, die für Gewöhnlich nicht all zu viel zu tun hatten, wie Geographen und Geologen, Zoologen und Botaniker, sowie Historiker und Ethnologen, waren froh eine Möglichkeit erhalten zu haben, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ihre Freude wurde nur durch das Verschwinden ihres eigentlichen Untersuchungsobjektes, der Zivilisation auf Minschara, getrübt.

Keiner wollte verfrüht ein Außenteam hinunter schicken, selbst Kirk nicht, nachdem McCoy ihn darauf hingewiesen hatte, daß auch eine Pandemie, eine planetenweite Epidemie, für das Verschwinden der Minscharanti verantwortlich gewesen sein könne und der Erreger durch Mutation durchaus noch immer vorhanden und auch für Menschen weiterhin tödlich sein konnte.

Kirk überlegte, ob McCoy ihm das gesagt hatte, um seine Entscheidung auf den Planeten zu gehen nur etwas hinauszuzögern oder ihm die Idee an einer persönlichen Teilnahme an der Erkundung komplett auszureden. Allerdings blieb diese Frage rein akademischer Natur, denn ihm war selbst klar, daß es keinerlei Grund für ihn gab an einer Außenmission teilzunehmen und er sehr wohl spürte, daß er noch einiger Erholung, von den Ereignissen auf Vulkan, bedurfte.

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Da er keinen Hunger verspürte, ließ Spock das Mittagessen ausfallen, zog sich in sein Quartier zurück und begann zu meditieren.

Es fiel ihm ungewohnt schwer in den meditativen Zustand zu versinken und als er es endlich geschafft hatte, wurde er von einer wahren Flut von Bildern und Gedanken heimgesucht. Die Detailliertheit überwältigte und erschreckte ihn gleichermaßen, woraufhin er, für ihn völlig untypisch, sein Heil in der Flucht suchte und die Meditation abbrach.

Dennoch konnte Spock für den Rest des Tages die wenigen Sequenzen, die er während der Meditation erfaßt hatte, nicht vergessen. Es fiel ihm schwer sich voll zu konzentrieren und immer wieder beschäftigte sich ein Teil seiner Gedanken mit der Meditation.

Die Erinnerungen, die er geglaubt hatte gehabt zu haben, erschienen ihm fremd und irgendwie unwirklich. Trotzdem verdichteten sie sich, bis er wieder zu Bett ging, zu einem zusammenhängenden Ganzen.

3. Tag

Es war bereits der zweite Morgen in Folge, an dem Spock vom Bordcomputer geweckt wurde. Und auch dieses Mal war er schweißgebadet.

Im ersten Moment konnte er sich nicht daran erinnern wo er sich befand. Der Raum war in absolute Dunkelheit getaucht, es gab kein Fenster nach draußen, das den beruhigenden Schein von T’Rukh hereinließ.

Vorsichtig tastete er sich voran und fühlte die Oberfläche verschiedener Möbelstücke. Eine ungewohnt glatte Oberfläche. Die Proportionen des Mobiliars verrieten ihm, daß er kein kleiner Junge war, sondern ein erwachsener Mann.

Es dauerte ein oder zwei Sekunden, bis dem Wissenschaftsoffizier der Enterprise bewußt wurde, wer er war und dann sprach er es in seiner Verwirrung tatsächlich laut aus: „Ich bin Spock.“

Nachdem ihm klar geworden war, wer er war, und vor allem wo er sich befand, nämlich an Bord der Enterprise und nicht auf Vulkan, gab er dem Computer den Befehl: „Licht an!“

An diesem Morgen brach Spock mit seiner Gewohnheit und aktivierte seinen Computerterminal nicht während er sich fertig machte, um sein Quartier zu verlassen und das allmorgendlichen Briefing der Wissenschaftsabteilung zu leiten.

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„Bisher haben wir eine Reihe von Anomalien im Verhalten des Magnetfeldes von Minschara festgestellt“, meldete sich Jeremy Bloxham, der Geophysiker an Bord der Enterprise, als Spock um einen ersten Bericht ersuchte.

„Welche Art von Anomalien?“, erkundigte er sich genauer.

„Es gibt zum Teil erhebliche Schwankungen in der Dichte des Magnetfeldes. Das allein ist jedoch nicht ungewöhnlich, derlei Phänomene sind mir auch schon auf anderen Planeten, einschließlich der Erde, untergekommen, die wie diese einen festen inneren und einen flüssigen äußeren Kern aus einer Eisenlegierung aufweisen. Minschara ist geologisch gesehen ein sehr aktiver Planet, jedoch hat eine erste Analyse der vulkanischen Aktivitäten ergeben, daß diese stärkeren positiven Magnetfelder nicht, wie zum Beispiel bei der Erde, annähernd deckungsgleich mit aufsteigenden heißen Konvektionsströmungen des unteren Mantels sind und... sie wandern. – Das ist mehr als ungewöhnlich.“

Spock stutzte bei der Bemerkung über die wandernden Magnetfeldanomalien etwas, aber Humphrey Boldt, der Zoologe, kam seinem Einwand zuvor: „Wenn sich das Magnetfeld verlagert, wäre dies eine mögliche Erklärung für das sich langsam aber stetig ändernde Wanderungsverhalten einiger Tierarten, die sich vermutlich am Magnetfeld orientieren.“

Jetzt mischte sich die Botanikerin Inga Bergholm in die Diskussion ein: „Ich habe einige Vegetationserscheinungen in der südlichen Hemisphäre untersucht und dachte zu Anfang sie wären durch die Wanderung großer Weidegänger verursacht, aber Boldt konnte dann nachweisen, daß diese sich bereits im Vorfeld des Bewuchsrückganges aus ihren angestammten Gebieten zurück gezogen haben müssen. Es ist seltsam, es ist, als hätten sie gewußt, daß sie dort auf Grund von Klimaveränderungen bald nicht mehr genügend Nahrung finden würden.“

„Aber die Tiere orientieren sich doch am Magnetfeld“, warf Boldt ein.

„Das ist aber nicht für die Großwetterlage zuständig, sondern vermutlich die verstärkten Sonnenaktivitäten, von denen mir Dr. Wegener berichtet hat“, meinte der Klimatologe Manuel Rodriquez, was durch die Astrophysikerin Marina Wegener bestätigt wurde.

Bloxham gab zu bedenken: „Die veränderten Sonnenaktivitäten erklären aber nicht die abnormen Eigenschaften des Magnetfeldes. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz, meine Damen und Herren. Allerdings ließe sich dieses Phänomen durch verschiedene andere Modelle erklären. Bisher habe ich mich auf die Annahme eines ähnlichen Schalenbaus wie ihn die meisten Planeten der Klasse M aufweisen gestützt. Um der Sache auf den Grund zu gehen, müßte ich seismische Messungen auf der Oberfläche durchführen.“

Der Erste und leitende Wissenschaftsoffizier hatte sich alles geduldig angehört und ihm war mehr und mehr bewußt geworden, daß diese ganze Diskussion zwangsläufig auf eines hinauslaufen mußte, wenn er dem ganzen nicht sofort Einhalt gebot.

Spock wußte, daß der Geophysiker für einen Geologen viel zu wenig Gelegenheit hatte an die frische Luft zu kommen, wie McCoy sich in diesem Moment sicherlich ausgedrückt hätte. Viel zu oft mußte er im Labor arbeiten und sich mit Gesteinsproben zufrieden geben, die von Außenteams mehr oder weniger zufällig aufgelesen worden waren. Er konnte also den Wunsch des Wissenschaftlers, als erster einen fremden Planeten, im wahrsten Sinne des Wortes, zu erforschen durchaus nachvollziehen, wollte aber dennoch nicht übereilt ein Geologenteam nebst Technikern hinunter schicken.

„Mr. Bloxham“, entgegnete er deshalb, „ich kann Ihren Drang persönlich seismische Messungen auf der Oberfläche vorzunehmen verstehen, aber dennoch möchte ich derzeit von einer Außenmission noch Abstand nehmen. Es wird kein Team nach unten geschickt, bevor wir nicht über mehr Informationen, insbesondere virologischer Art, verfügen.“

Mehre Wissenschaftler hoben simultan zu einem Unisono-aber an, doch Spock kam ihnen zuvor. In seinem bestimmten, sachlichen und entschiedenen Tonfall gab er den Anwesenden den Auftrag, für den Rest des Tages, unter der Leitung des Geophysikers Bloxham, eine Sonde zu programmieren, die jedem die gewünschten Daten liefern sollte.

Der Start sollte am nächsten Tag erfolgen.

„Um die historische Seite des Verschwindens der Minscharanti zu klären, müssen wir Zugang zu deren Archiven erhalten“, warf nun Steven Stanley, der Historiker, ein. „Aus der vulkanischen Datenbank haben wir einige Sprachproben und schreiben bereits, zusammen mit den Linguisten, an einem Übersetzungsprogramm für den Universaltranslator.“

„Mr. Stanley“, entgegnete Spock, „auch Sie werden Gelegenheit erhalten Ihre Quellen persönlich auf dem Planeten zu studieren, aber erst nachdem die Meßdaten der Sonde ausgewertet worden sein werden.“

4. Tag

Spock hatte in der letzten Nacht erneut einen dieser Träume gehabt – realistischer als je zuvor, gesättigt mit Farben und Düften, angefüllt mit Klängen und Gefühlen.

Nun endlich mußte er sich eingestehen, daß es ihm immer schwerer fiel, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden und daß dies eventuell auf einen ernsthaften neurologischen Schaden zurückzuführen sein konnte. Ein derartiges Defizit bei einem Ersten Offizier war mehr als bedenklich und so entschied er sich, seine routinemäßige psychologische Untersuchung um gute zwei Monate vorzuverlegen.

Er entschloß sich daher, direkt nach dem Start der Sonde, Dr. McCoy aufzusuchen.

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„Alles bestens Spock, wie immer“, verkündete Dr. McCoy das Testergebnis des Vulkaniers. „Hatte ich bei Ihnen auch nicht anders erwartet.“

„Könnten Sie das spezifizieren?“, hakte Spock nach.

„Meine Erwartung?“

„Nein Doktor, das Ergebnis Ihrer Untersuchungen.“

McCoy sah ihn leicht verwundert an als er antwortete: „Alle physiologischen Parameter Ihres Nervensystems entsprechen denen der letzten Untersuchung vor 10 Monaten. Ihre geistige Leistungsfähigkeit bezüglich Merkfähigkeit, Sinneswahrnehmung und alle anderen meßbaren psychischen Parameter, wie die Konzentrationsfähigkeit, sind sogar gestiegen.“

Spock erhob sich von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte während er das vom Computer gesteuerte Testprogramm absolvierte, und sah den Arzt noch kurz zögernd an.

Diesem entging keineswegs, daß der Vulkanier müde wirkte und da es den Anschein hatte, als würde er nicht freiwillig mit der Sprache rausrücken, fragte McCoy ihn ganz unverblümt: „Warum sind Sie zwei volle Monate zu früh zu ihrem psychologischen Check Up gekommen? Und sagen Sie jetzt nicht, Sie hätten sich im Datum geirrt, das glaubt Ihnen sowieso keiner.“

Der Erste Offizier straffte seine Haltung, doch diese Geste konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie erschöpft er mittlerweile war.

Seit Tagen versuchte er durch mentale Kontrolle seiner selbst den Mangel an Tiefschlaf zu kompensieren, doch er mußte sich eingestehen, daß er langsam an seine Grenzen stieß.

„Es war wohl eine irrige Annahme meinerseits, Sie könnten mir auf Grund Ihrer medizinischen Ausbildung, bei meinem Problem behilflich sein.“

Spock wand sich bereits dem Ausgang zu, als McCoy ihm die herausfordernde Frage stellte: „Sie zweifeln an meiner Kompetenz als Arzt?“

„Ich zweifle an Ihrem Sachverstand in Bezug auf vulkanische Psychologie und Neurophysiologie“, erhielt McCoy prompt als Antwort.

„Warum sind Sie dann überhaupt hier her gekommen?“

„Ich suchte Hilfe“, gestand der Vulkanier ein, dessen Haltung zusehends an Spannkraft verlor.

Mit einer sehr viel sanfteren Stimme als zuvor erwiderte der Arzt nun: „Dann lassen Sie sich doch helfen… bitte.“ Bei dem letzten Wort machte McCoy mit seiner rechten Hand eine einladende Geste.

Erschöpft und leicht resigniert ließ sich Spock wieder auf dem Stuhl nieder. Er ließ die Schultern hängen und wirkte dadurch irgendwie verwundbar, sowohl physisch als auch psychisch.

Nach einigen Sekunden des Schweigens, während der er beinahe apathisch seine Stiefelspitzen betrachtete, sagte er: „Ich träume in letzter Zeit häufig.“

Er hob seinen Kopf und sah den Arzt mit einem leicht herausfordernden Blick an.

„Und Sie haben damit ein Problem?“, erkundigte sich der Arzt auf eine professionell anteilnehmende Weise. „Spock, ich kann Sie beruhigen, es ist auch für Vulkanier nicht ungewöhnlich zu träumen.“

„Dieser Tatsache bin ich mir durchaus bewußt, Doktor, doch habe ich mit diesen Träumen offensichtlich ein Problem, das sich mit herkömmlichen Methoden nicht beheben läßt.“

McCoy sah sein Gegenüber nachdenklich an und nahm auf einem Stuhl, auf der anderen Seite des Tisches Platz. Mit sanfter Stimme fragte er: „Was sind das für Träume, Spock?“

Dieser atmete tief durch, lehnte sich zurück und antwortete: „Ich befürchte, daß wird eine längere Geschichte.“

„Ich habe viel Zeit“, versicherte ihm der Arzt.

Er griff in eine Schublade seines Schreibtisches und holte ein audiovisuelles Aufzeichnungsmodul hervor. Dann sah er Spock fragend an und dieser nickte zustimmend bevor er begann: „Wie Sie sicherlich wissen, Doktor, verläuft die Evolution spontan und ungerichtet. Manchmal kommt es dabei zur Ausprägung von Merkmalen, die man, in Anlehnung an die Physik, als einen Quantensprung in der evolutionären Entwicklung bezeichnen könnte. Die zufällige Mutation, die zur Ausbildung von Federn bei kleinen Sauriern einsetzte, führte zur Entstehung der uns heute bekannten Vögel und der Tatsache, daß ein von der Natur eher unzulänglich ausgestatteter aufrecht durch die irdische Savanne streifender Primat zu denken begann, haben wir es zu verdanken, daß wir heute hier sitzen.

Auch die mentalen Fähigkeiten der Vulkanier, insbesondere die der Telepathie, sind zufällig und spontan aufgetreten. Es existieren nur sehr wenige erhaltene Aufzeichnungen aus jener Zeit. Damals waren wir ein barbarisches Volk, einzig und allein geleitet durch unsere überschwenglichen und unkontrollierten Emotionen. Unsere Gesellschaft war streng hierarchisch gegliedert, wobei die Arbeit vieler für den Wohlstand weniger sorgte.

Meine Träume spielen in dieser schon fast vergessenen Epoche und es erscheint mir, als lebte ich mitten unter den Vulkaniern jener Zeit, als sei ich einer *von* ihnen.“

1. Nacht

Ich bin ein kleiner Junge von vielleicht zehn oder elf Jahren.

Zusammen mit meinen Eltern und einem älteren Bruder lebe ich auf einer Art Anwesen, das von riesigen Ländereien umgeben ist.

Meine Familie ist sehr wohlhabend und hoch geachtet, obwohl ich nicht so recht weiß woher dieser Reichtum oder das Ansehen kommen. Vermutlich hat es etwas damit zu tun, daß mein Vater fast nie zu Hause ist und vorwiegend unsere Mutter oder besser verschiedene Hausangestellte, deren genauen gesellschaftlichen Status ich nicht verstehe, sich um uns kümmern.

Es geht mir gut, ich habe alles, was sich ein Junge meines Alters nur wünschen kann und mehr.

Die Wände meines großen hellen Zimmers sind mit kostbaren Wandteppichen geschmückt, so wie alle Räume des Haupthauses. Das gesamte Mobiliar ist kunstvoll aus edlen Hölzern geschreinert. Aus meinem Zimmer habe ich einen wundervollen Ausblick auf einen großen Garten in dem alles grünt. Es gibt sogar ein kleiner Teich, der von schattenspendenden alten Bäumen umgeben ist.

Das Leben ist angenehm und obwohl ich nie das Anwesen oder dessen nähere Umgebung verlassen habe, fühle ich mich frei, bis eines Tages mein Bruder, spät in der Nacht, zu mir ins Zimmer kommt und mir von einem seiner unzähligen Erkundungsgänge erzählen will.

Er unternimmt derartige Exkursionen immer heimlich und meistens nachts, da er weiß, daß unser Vater das gar nicht gerne sieht.

„Sidak! – Sidak, wach auf!“, Surak schüttelt mich, bis ich wach bin.

„Was ist denn?“, frage ich ihn noch völlig verschlafen.

Leicht verstört fragt er mich: „Weißt du was Hunger ist?“

„Was?“ Ich wundere mich, was er mitten in der Nacht für eigenartige Fragen stellt, als könne das nicht bis zum nächsten Morgen warten.

„Oder Durst?“

„Was soll das, Surak? – Ich bin müde und will schlafen. Wenn du Durst hast, dann geh in die Küche und trinke etwas“, ich versuche mich wieder in meine Decke aus weichem dünnen Stoff zu hüllen, als würde sie mir einen Schutz vor der Dunkelheit und vor allem vor den eigenartigen Fragen meines Bruders bieten.

Er berührt mich sanft an der Schulter und fragt mit ruhiger Stimme: „Was, wenn Du nichts zu trinken hast, oder zu essen?“

Ich drehe mich wieder zu ihm und betrachte verwundert sein fast steinern wirkendes Gesicht im orangefarbenen Licht T’Rukh’s.

„Was wäre, wenn du arm wärst?“, will er nun von mir wissen, doch ich verstehe die Frage nicht.

„Was bedeutet *arm*?“, erkundige ich mich.

„Daß du nichts besitzt.“

„Wie, daß ich nichts besitze? Was nicht besitze?“ Trotz meiner Müdigkeit werde ich neugieriger und setze mich in meinem Bett auf.

„Einfach nichts – nichts zu trinken, nichts zu essen.“ Surak macht eine Pause und streicht über meine Decke: „Keine Decke um dich darin einzuhüllen.“ Er klopft mit der flachen Hand auf mein Bett: „Kein Bett um darin zu schlafen.“ Nun macht er eine bedeutungsvolle Geste: „Kein Haus, nur die Kleider die du auf dem Leib trägst…“

Eine bedrückende Stille kriecht durch den Raum und ich denke kurz über die Bemerkungen meines Bruders nach und komme zu dem Schluß: „Das ist kein Leben, Bruder.“

„Genau so sehe ich das auch.“ Surak erhebt sich und geht leise ziellos in meinem Zimmer umher.

„Warum denkst du über derlei Dinge nach?“, will ich nun wissen. „Wir haben doch alles.“

Nach einer kurzen Pause entgegnet er: „Genau das ist es. *Wir* haben alles.“

Ich sehe ihn verwundert an während er erst einen bequemen Stuhl an mein Bett heranzieht, sich nach kurzer Überlegung dann aber entscheidet auf dem harten Boden platz zu nehmen. Dann beginnt er zu erzählen: „Bei Einbruch der Dunkelheit, als ich mir ganz sicher sein konnte, daß Vater sich in seine Schreibstube zurückgezogen hat, beschloß ich auszureiten.

Ich habe dir doch schon seit langem erzählt, daß ich mehr von unseren Ländereien sehen will, als bis zu den Hügeln rund um dieses winzige Tal.“

Surak deutet bei diesen Worten aus dem Fenster. Am Horizont erkennt man im orangeroten Schein T’Rukh’s die sich sanft erhebende Hügelkette, von der er gerade spricht.

„Willst du wissen, was hinter diesen friedlichen Hügeln liegt?“, werde ich nun von ihm gefragt.

Ich nicke.

„Armut, Hunger“, zuerst sieht er mir noch beinahe herausfordernd in die Augen, doch dann senkt er traurig seinen Blick: „Elend und Leid.“

„Woher willst du das wissen, Bruder?“

„Ich habe es gesehen – nein, ich habe es erkannt.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“ Ich bin bestürzt, denn ich höre aus seiner Stimme, daß es die Wahrheit ist und jetzt, wo er mich wieder ansieht, erkenne ich es auch in seinen Augen.

„Ich konnte es fühlen“, offenbart er mir.

Es klingt beinahe wie ein Hauch, ein Wispern, wenn ich frage: „Wie?“

„Ich ritt einen unbefestigten Weg zwischen den Feldern entlang um in den nächsten Ort zu gelangen. Ich wollte sehen, wie die Leute dort leben. Da begegnete mir ein alter Mann, weißhaarig, gebrechlich, ausgemergelt, in Kleider gehüllt, die nicht mehr als Lumpen waren, sich schwer auf einen Stab stützend, der so zerbrechlich wirkte wie er selbst. Kurz bevor sich unsere Wege trafen, brach er zusammen, mitten auf dem Weg und versuchte sich mit letzter Kraft an den Rand zu schleppen, um mir den Weg freizumachen.

Ich stieg ab, um ihm wieder auf die Beine zu helfen, dabei berührte ich seine fast pergamentartige Haut, die sich um die ausgezehrten Arme spannte. Seine grauen trüben Augen trafen meinen Blick und in diesem Moment durchströmte mich all das Leid, daß er in seinem Leben hatte erdulden müssen.

Ich konnte einen Hunger fühlen, den ich nie zuvor gespürt hatte. In diesem winzigen Augenblick sah ich zwei seiner Kinder in jungen Jahren sterben, seine Tochter einem alten Mann angetraut werden, den sie nie würde lieben können und wie er selbst aus der Gemeinschaft verstoßen wurde, da er keine Arbeitskraft mehr darstellte und keinerlei Familie mehr hatte, die sich um ihn kümmerte.

Seither mußte er um jeden Schluck Wasser und jeden Bissen Nahrung bitten und hoffen, von den Almosen überleben zu können. Und ich sah auch, daß er diese Hoffnung bereits aufgegeben hatte.

Sidak, dieses Leid ist ungerecht. – Und es ist unsere Schuld.“

Ich verstehe Surak nicht. Ich weiß nicht, was er mir mit all dem sagen will und ich bin auch viel zu müde, um darüber nachzudenken. Was gehen mich irgendwelche alten Männer an, die ich nicht kenne?

Mir ist klar, daß ich diese Gedanken meinem Bruder gegenüber jetzt unmöglich äußern kann, aber ich will auch, daß er mich wieder in Ruhe läßt, deshalb sage ich zu ihm: „Sprich mit Vater darüber. Er ist ein guter Mann und kann den Leuten dort sicherlich helfen.“

Surak schüttelt nachdenklich und resignierend den Kopf: „Du verstehst nicht. Vater ist kein guter Mann. Er ist nur ein Mann von vielen, der die Bauern und Handwerker ausbeutet. Zu seinem Vorteil und zu unserem.“

Er verläßt mein Zimmer und sagt beim hinausgehen noch leise: „Schlaf ruhig, kleiner Bruder. Eines Tages wirst auch du die Wahrheit erkennen – hoffe ich.“

2. Nacht

Am darauffolgenden Vormittag unterrichtet mich T’Pahr wie immer im Lyraspiel.

Ich mag es nicht, aber Vater meint ein wohlerzogener junger Mann meines Standes sollte ein Instrument spielen können. Ich selber würde natürlich viel lieber lernen mit der Lirpa umzugehen.

T’Pahr ist meine Lehrerin, Dienerin und Vertraute. Sie ist die Person, welche die meiste Zeit des Tages mit mir verbringt, mich in allem unterrichtet und mich von frühester Kindheit an erzogen hat. Ich kenne sie besser als meine eigene Mutter und manchmal glaube ich, ich bin ihr wie ein eigener Sohn, obwohl sie mich nie berührt hat, denn ihre niedere Herkunft verbietet es ihr eine Person meines Standes anzufassen.

Während ich meine Etüden wiederhole hören wir plötzlich laute Stimmen aus dem unteren Stockwerk.

Ich lege das Instrument bei Seite, froh darüber in meinen Übungen unterbrochen worden zu sein.

Als ich mich leise in den Flur schleichen will, um den Streit zwischen meinem Vater und meinem Bruder besser verfolgen zu können, höre ich ein leises, flehendliches: „Sidak, nein!“ von T’Pahr.

Ich verstecke mich hinter einem Paravent auf der Empore und höre, wie mein Vater Surak beschimpft: „Du undankbarer verwöhnter Nichtsnutz! Was hast du denn geglaubt woher all das hier kommt? Denkst du so etwas fällt einfach vom Himmel?!“

„Vater, du verstehst mich nicht. Deine Untertanen leiden! All diese armen Leute müssen doch nicht derart leiden, nur um uns dieses luxuriöses Leben zu ermöglichen...“

Ich kann durch den dünnen Bezug des Paravent sehen, wie Vater wütend auf und ab geht und vor sich hin murmelt: „Ich hätte nie auf deine Mutter hören sollen. Ich hätte dich von klein auf mit den Unternehmungen der Familie vertraut machen sollen, so wie mein Vater es mit mir gemacht hat. Du bist ein verwöhnter Einfaltspinsel, der völlig weltfremd geworden ist, ohne jeden Sinn für’s Geschäft.“

Jetzt wendet er sich wieder Surak zu, erhebt energisch den Arm und deutet mit dem Finger auf seinen ältesten Sohn. „Und so was sollte eines Tages mein Erbe antreten....!“

„Darauf kann und werde ich gern verzichten, Vater“, entgegnet Surak ebenso energisch und aufgebracht.

„Dann geh! – Und wage es ja nie wieder mir unter die Augen zu treten!“

Ohne ein weiteres Wort dreht Surak sich um und schickt sich an das Haus zu verlassen.

Ich will hinter dem Paravent hervortreten, ihn zurückhalten oder mich doch wenigstens von ihm verabschieden, aber T’Pahr, die mittlerweile unbemerkt von hinten an mich herangetreten war, umfaßt meine schmalen Schultern und hält mich zurück, nicht wirklich mit Kraft, sondern mit den Gefühlen, die mich auf Grund dieser unerwarteten und ungekannten Berührung durchströmen.

In diesem Augenblick spüre ich all ihre Liebe zu mir und ihre Angst um mich. Sie fürchtet sich vor dem, was passieren könnte, wenn ich mich jetzt zeige und etwas gegen den Willen meines Vaters unternehme.

Ich rühre mich nicht von der Stelle. T’Pahr umschlingt mich mit ihren Armen und drückt mich ganz fest an sich. Dann höre ich meinen Vater herrisch nach mir rufen.

Ich versuche mich sofort von T’Pahr zu lösen, um dem Ruf meines Vaters zu folgen, aber sie hält mich weiter fest und plötzlich ist mir, als könnte ich ihre Stimme hören, direkt in meinem Kopf: *Noch nicht! Er muß glauben, du hättest nichts gehört.*

Ich nicke und kurz darauf läßt sie mich los und schiebt mich sanft in Richtung Treppe. Erhobenen Hauptes und so, als wäre nichts geschehen, frage ich: „Was ist, Vater?“

„Komm herunter, Sidak!“

Ich komme seiner autoritären Aufforderung augenblicklich nach.

„Surak hat soeben das Haus verlassen.“

Ich versuche unschuldig und unwissend zu klingen, als ich ihn frage: „Wann wird er wieder zurückkommen?“

„Nie mehr.“

Vater sieht mir gebieterisch in die Augen und fährt fort: „Du bist nun mein ältester Sohn und wirst eines Tages mein Erbe und damit Souverän dieser Provinz werden. Um zu vermeiden, daß auch du dich eines Tages wie dein Bruder verhältst, wird der schöngeistige Blödsinn mit der Lyra und all dem anderen aufhören, und du wirst nur noch, ausschließlich durch mich, in geschäftlichen Sachen und Angelegenheiten dieser Provinz unterrichtet werden.“

Ich senke gehorsam bestätigend den Kopf, denn ich glaube so meinem Bruder einen besseren Dienst erweisen zu können, als wenn auch ich in Vaters Ungnade falle.

In diesem Moment bin ich mir dessen noch nicht bewußt, aber schon bald werde ich die Stunden bei T’Pahr vermissen und die Strenge meines Vaters nur noch aus reinem Pflichtgefühl der Familie und unserem Stand gegenüber ertragen.

3. Nacht

Es ist wieder einmal eine jener Nächte, in denen ich zu meinem Bruder Surak in die Einsamkeit der Wüste reite.

Ich versuche ihm ab und an heimlich einige Dinge zu bringen, die ihm das Überleben erleichtern, vor allem Nahrung und Wasser.

Vor Jahren, als Vater Surak aus dem Haus vertrieben hatte, fragte ich ihn einmal, was er hier täte – er entgegnete nur unbestimmt, er sei auf der Suche. Auf der Suche wonach hat er mir damals und bis heute nicht verraten, doch anscheinend hat er es noch immer nicht gefunden.

Schon seit einigen Jahren lebt er beinahe asketisch in der kargen Landschaft kurz vor den Bergen, die diese Provinz von der nächsten trennen.

Von Zeit zu Zeit gesellen sich andere zu ihm. Oft sind es Alte, die nicht wissen wohin sie gehen sollen, Junge, die vor den unterschiedlichsten Dingen auf der Flucht sind, oder Leute die, wie er selbst, auf der Suche sind, denn das Gerücht ein weiser Mann würde hier leben, hält sich hartnäckig.

Die meisten bleiben nicht lange, manche gar nicht, denn auf die Frage, wo sich der weise Mann aufhalte, antwortet mein Bruder nur: „Es gibt hier keinen Weisen. Hier ist niemand. – Nur ich.“

Im milden Schein T’Rukh’s erreiche ich das Tal, in dem mein Bruder lebt. Ich begrüße ihn nicht wie üblich, sondern setze mich in einiger Entfernung nieder um ihn zu beobachten.

Er ist wieder einmal allein hier, sitzt auf einem Stein und scheint zu schlafen, doch ich weiß, wenn er schliefe könnte er nicht so starr dort sitzen. Ich frage mich was er da tut und als mein Wunsch es endlich zu wissen mich beinahe übermannt, antwortet er: „Ich meditiere, kleiner Bruder.“

Ich wundere mich nicht darüber, daß er anscheinend meine Frage gehört hat, obwohl ich sie nicht ausgesprochen hatte. Schon als kleine Kinder konnten wir manchmal in unseren Köpfen hören, was der andere gerade dachte.

„Wozu ist das gut?“

„Es hilft mir, meinen Geist von den Zwängen der Welt zu befreien und meine Emotionen besser zu verstehen und so auch zu kontrollieren.“

Ich sehe ihn verwundert an und da ich nicht verstehe was er damit meint, wechsle ich das Thema: „Wo ist Samoh?“

„Er ist gegangen“, erhalte ich zur Antwort.

„Wohin?“, will ich nun wissen.

„Ich weiß nicht“, entgegnet Surak als interessiere ihn nicht im geringsten, was mit Samoh, dem Mann der seit fast einem Jahr hier mit ihm gelebt und vor allem diskutiert hatte, geschehen ist.

„Wann?“

„Vor ein paar Tagen, denke ich.“

Ich schüttele den Kopf, wie so oft, wenn ich mit Surak spreche.

Unvermittelt beginnt mein Bruder mir seine Überlegungen mitzuteilen. „Sidak, Samoh hat mir davon erzählt, daß auch andere, wie ich, der Ansicht sind, daß unsere Gesellschaft nicht mehr lange so weiter existieren kann. Einige sind der Ansicht wir sollten unsere Emotionen ausleben, egal welche, koste es was es wolle. Ich denke dabei werden nicht nur die Schwachen, sondern letztendlich alle auf der Strecke bleiben. Aber ich bin mir auch noch nicht sicher, ob ich den anderen, die der Meinung sind, wir müßten unsere Emotionen absolut unterdrücken, um nicht zugrunde zu gehen, zustimme.“

„Wieso sollten wir das eine oder andere tun?“ Ich setze mich auf einen Stein neben Surak und sehe ihn interessiert an.

„Soll das heißen ich erfahre hier draußen in der Einöde mehr von den Dingen als Du, kleiner Bruder?“

„Kommt ganz darauf an, was Du erfahren hast“, entgegne ich.

„In einigen hohen Häusern häufen sich unerklärliche Todesfälle und es soll Gegenden geben, in denen die niederen Stände blutige Revolten beginnen, die dann noch blutiger von den Regenten und ihren Kriegsherren niedergeschlagen werden.“

„Das ist richtig.“ Ich mache eine Pause und lese in den Augen Suraks die Frage, ob es in unserer Provinz auch zu solchen Aufständen gekommen sei. „Nein. Nein, bei uns ist alles ruhig. Du brauchst keine Sorge haben.“

„Vater verhält sich den Leuten gegenüber also weniger despotisch als früher?“, fragt mich Surak nun.

„Nicht ganz freiwillig“, gestehe ich ein. „Ich konnte ihn davon überzeugen, daß es besser für die Provinz ist, wenn er die Steuern nicht mit aller Gewalt eintreiben läßt, mildere Urteile fällt und den Leuten ermöglicht ein würdigeres Leben zu führen.“

„Wie hast du das geschafft?“

Surak sieht mich überrascht an als ich ihm antworte: „Ich habe ihm die ökonomischen Vorteile vorgerechnet. Von jemandem der nichts hat, kann er nichts nehmen. Jemand der nichts zu verlieren hat, ist bereit alles zu riskieren. Außerdem habe ich ihm klar gemacht, daß jemand der mit seinen Lebensumständen zufrieden ist besser arbeiten wird als jemand, der das nicht ist.“

Surak nickt mir lächelnd zu und betrachtet mich beinahe anerkennend. „Wie bist du darauf gekommen?“

„Samoh brachte mich vor fast einem Jahr auf diese Idee. – Er meinte, es wäre doch nur… logisch.“

„Und wie geht es Vater mit dieser neuen Lebensphilosophie?“

„*Damit* geht es ihm ganz gut, zumal sich bereits zeigt, wie recht ich damit hatte. Viele Leute aus den benachbarten Provinzen sind hierher gekommen, vor allem die begabtesten Kunsthandwerker und die besten Arbeiter, denn es hat sich herumgesprochen, daß man es hier mit guter Arbeit zu etwas bringen kann.“

Besorgt sieht mich Surak an und meint: „Du hast gesagt, *damit* gehe es ihm ganz gut. Und wie geht es ihm sonst?“

„Er ist krank“, entgegne ich nach kurzem Zögern. „Ich wollte es dir nicht sagen, weil er dich unter keinen Umständen sehen will.“

Ich beobachte Suraks Reaktion auf diese Aussage sehr aufmerksam. Er wendet seinen Blick leicht zur Seite, kneift die Augen etwas zusammen und preßt die Lippen aufeinander, dann nickt er, hebt stolz den Kopf und sieht mir wieder ins Gesicht.

„Weiß er das du regelmäßig zu mir kommst?“

„Ich denke er ahnt es.“

Surak nickt wieder, hebt kurz seinen Blick zu T’Rukh und sagt dann: „Es ist schon spät. Du solltest wieder nach Hause reiten. Wenn Vater krank ist, mußt du sicherlich noch mehr seiner Aufgaben übernehmen als sonst.“

~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich sitze in meiner Schreibstube und bearbeite gerade den Fall einer jungen Frau, die gegen ihren Willen verheiratet werden soll und nun um die Hilfe des Souveräns bittet.

Sie kann froh sein, daß Vater krank ist und ich den Fall bearbeite, denn sonst hätte sie keine andere Wahl als den Mann zu ehelichen, dem sie versprochen wurde, als sie noch nicht ganz ein Jahr alt war.

Ich denke angestrengt darüber nach und mir wird klar, daß es nicht viele Möglichkeiten für sie gibt diesem Schicksal zu entrinnen ohne alte Traditionen und Gesetze zu brechen. Ich könnte ihr eine Anstellung auf unserem Anwesen geben, aber damit wäre das Problem nicht aus der Welt, sondern nur verschoben. Außerdem kämen dann sicherlich noch andere Frauen auf diese Idee und ich kann unmöglich alle einstellen.

Sie könnte in die Berge oder eine andere Provinz fliehen, aber was soll eine junge Frau da allein? Dort ist sie ohne den Schutz ihrer Familie und ihr könnten noch viel schlimmere Dinge zustoßen, in diesen Zeiten, in denen sich einige nicht mehr an Recht und Ordnung halten und das System mit emotionaler Gewalt statt mit vernünftigen Worten bekämpfen.

Ich nehme einen alten Folianten zur Hand und studiere die Heiratsgesetze. Erst nach Stunden finde ich einen Ausweg, der mir gelinde gesagt barbarisch erscheint. – Als Frau kann sie auf das Koon ut kalifee bestehen. Sie kann verlangen, daß zwei Männer auf Leben und Tod um sie kämpfen. Jedoch ist sie danach verpflichtet den Sieger dieses Zweikampfes zu heiraten.

Ich beginne über diese Möglichkeit genauer nachzudenken.

*Benennt sie als Gegner den Mann der sie liebt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß dieser gewinnt, denn zum einen dürfte er jünger sein als der, dem sie versprochen wurde, und zum anderen hat er mehr zu gewinnen. Sollte er dennoch verlieren, ist mit ihm auch der Grund für ihre Weigerung verschwunden.*

Ich zögere kurz, bevor ich mich endgültig entscheide. Ich ziehe den einzig logischen Schluß aus meinen Überlegungen, *ich werde ihr diesen Vorschlag unterbreiten, dann kann sie selbst entscheiden.*

Inzwischen ist es Abend geworden und die Dämmerung hat eingesetzt.

Vor einer Weile habe ich durch das Fenster zum Haupthof bemerkt, wie ein Bote durch das Tor geritten kam, allerdings habe ich mich nicht weiter darum gekümmert, denn zweifelsohne wollte er mit meinem Vater sprechen.

Jetzt öffnet sich die Tür zu meiner kleinen Schreibstube und Vater steht plötzlich vor mir, mit fahlem Gesicht, gebeugt von Alter und Krankheit. In seinen wachen Augen erkenne ich, daß er lediglich gekommen ist, um mir eine Entscheidung mitzuteilen.

„Du wirst T’Ahara heiraten.“

Ich blicke ihn ungläubig an. T’Ahara! Unter den heiratsfähigen Männern ihres Standes wird sie nur die blaue Witwe genannt, denn inzwischen sind drei Männer die ihr angetraut wurden, noch am selben Tag, eines geheimnisvollen und anscheinend schmerzhaften Todes gestorben.

Endlich schaffe ich es meine entsetzte Frage laut auszusprechen: „Was?!?“

„Ihr Haus hat meiner Werbung in deinem Namen zugestimmt. Es ist das politisch und ökonomisch Beste, was unserem Haus passieren kann. Du solltest dich glücklich schätzen, denn wir werden durch diese Heirat in der Hierarchie aufsteigen und überdies ist sie eine sehr schöne und intelligente junge Frau.“

Ich stehe auf und blicke herausfordernd auf Vater hinab, denn inzwischen überrage ich ihn um einen ganzen Kopf. Beinahe provozierend frage ich: „Ach, und ich werde gar nicht nach meiner Meinung gefragt?“

Vater hält meinem Blick stand und erwidert autoritär: „Nein, denn noch bin ich der Herr dieses Hauses und hier hat sich jeder, auch mein Sohn, meinem Willen zu fügen. Es ist deine Pflicht und der wirst du nachkommen.“

Er wendet sich ab und geht zur Tür, dreht sich auf dem Weg aber nochmals um, als ich ihn herausfordernd frage: „Was, wenn auch ich sterbe? Wer soll dann dein Nachfolger werden? Glaubst du, du könntest ewig leben? Oder soll Surak zurückkommen?“

In dem Moment, als ich den Namen meines Bruders nannte, verfinsterte sich der Blick meines Vaters. Mit einem fast steinern wirkenden Ausdruck im Gesicht antwortet er mir nun: „Du wirst nicht sterben. Auch das ist deine Pflicht. – T’Ahara wird in wenigen Monaten eintreffen.“

Vater verläßt den Raum und ich schlage nochmals in den Gesetzen nach, ob es nicht vielleicht auch für mich eine Möglichkeit gibt einer so arrangierten Hochzeit zu entkommen, aber die gibt es nicht, es sei denn T’Ahara würde ebenfalls auf das Koon ut kalifee bestehen, doch diese Möglichkeit würde logischerweise, egal was passiert, ob ich siege oder nicht, unweigerlich zu meinem Tod führen.

4. Nacht

Ich entschließe mich in den Bergen, bei meinem Bruder, Zuflucht zu suchen, packe noch vor den ersten Sonnenstrahlen Vorräte zusammen und mache mich auf den Weg zu ihm.

Inzwischen haben sich um ihn einige versammelt, die wie er auf der Suche sind, und immer mehr bleiben für längere Zeit.

Schon von weitem sehe ich das Lager und als ich einreite werde ich freudig begrüßt, denn sie wissen, daß ich immer Nahrung und Wasser mitbringe.

Einige sitzen etwas weiter von dem ganzen Tumult des Lagers entfernt und scheinen zu meditieren. Ich frage einen Mann mittleren Alters warum sie das tun.

„Es hilft ihnen innere Selbstkontrolle auf ihren Geist auszuüben, um so eine mentale Barriere aufzubauen. Täten sie das nicht, würden sie verrückt werden, denn sie können die Gedanken der anderen hören.“

„Können das alle hier?“, will ich nun von ihm wissen und er meint verschmitzt lächelnd: „Die wenigsten. Die meisten hier können die Gedanken der anderen nicht einmal hören, wenn man mit ihnen redet.“

Über diese sarkastische Bemerkung muß ich laut lachen, was in einer anderen Gruppe offenen Abscheu mir gegenüber entfacht.

„Und was ist mit denen?“, frage ich nun, wobei ich mit dem Kopf in deren Richtung deute.

„Sie versuchen ihre Gefühle nicht zu zeigen“, erklärt der Mann.

„Darin sind sie aber ziemlich lausig“, entgegne ich.

„Übung macht den Meister“, gibt mein Gesprächspartner zu bedenken und ich stimme ihm zu.

Man weist mir den Weg zu Surak, der sichtlich überrascht ist, mich am Tage zu sehen.

„Du bringst Vorräte?“, werde ich von ihm begrüßt.

„Auch, aber in erster Linie bringe ich mich selbst.“

Surak nimmt die Vorratssäcke entgegen und verteilt sie unter den anderen.

„Hey, Surak! Was machst du da? – Das sind unsere Vorräte, deine und meine!“

„Sidak, du mußt lernen dich in Verzicht zu üben. Was hast du entbehrt, um uns diese Säcke voll Nahrung zu bringen? Hast Du auf deine letzte Mahlzeit verzichtet?“

„Nein, habe ich nicht“, gestehe ich ein.

„Ich nehme nur Dinge an, die ein anderer mir gibt, obwohl er sie selbst gut gebrauchen könnte, Sidak“, erklärt mir mein Bruder seine neue Philosophie.

„Die sind alle genauso ausgehungert wie du“, ich deute auf seine Anhänger. „Glaubst du ernsthaft einer von denen gibt dir freiwillig etwas ab?“

„Wenn auch nur zwei verstehen und annehmen, was ich denke und sage, dann wird es mir an nichts mangeln“, gibt Surak zu bedenken. „Das ist eine unumstößliche Wahrheit.“

„Surak, auch ich kenne ein paar unumstößliche Wahrheiten. Eine davon ist, daß Leute Nahrung und Wasser brauchen um zu überleben und daß mit ihnen auch ihre Überzeugungen sterben, wenn sie diese nicht mehr weitergeben können. Du kannst nicht nur von Almosen und Opfern leben, denn selbst wenn dir jemand etwas schenkt, so hat er es doch auch von einem anderen bekommen indem er dafür bezahlt, etwas anderes gegeben oder getan hat. Und selbst wenn er es tatsächlich von einem anderen geschenkt bekommen hat, der es im wahrsten Sinne der Wortes entbehrte, so steht am Ende der Kette doch einer, der das alles mit seiner Hände Arbeit erschaffen hat. Wir können nicht alle hier bei dir in den Bergen von Almosen leben, denn wer soll diese dann herstellen? Irgend jemand wird immer mehr haben als ein anderer und du willst nicht annehmen, wenn er gibt wovon er zu viel hat?

Du bist so was von blöd! Das du es immer maßlos mit deinen Ansichten übertreiben mußt!– Wenn du dein Wasser aus einer Schale trinkst und du am Wegesrand einem begegnest, der nicht einmal eine Schale hat, sondern sein Wasser aus der hohlen Hand trinken muß, dann wirfst du deine Schale weg. Das wäre die logische Konsequenz, denn wenn du sie ihm schenkst, dann hätte er mehr als du. Aber sie einfach wegzuwerfen ist auch unlogisch, denn das wäre eine Vergeudung von Ressourcen. Überleg doch mal ein bißchen logisch! Keiner der beiden Wege ist der richtige.“

Surak starrt mich ob meines ungewohnten und recht emotionalen Redeschwalls überrascht an und da er nichts entgegnet, fahre ich fort: „Wir alle haben unsere Aufgaben und Pflichten. Deine ist es anscheinend hier zu leben und die Leute zu lehren ihre Emotionen zu unterdrücken. Aber ich will meine Emotionen nicht unterdrücken. Sie machen mich zu dem, der ich bin.“

Plötzlich wird mir klar, daß ich hier keine Zuflucht finden werde und so sitze ich wieder auf und reite zurück zum Anwesen, um meiner Pflicht nachzukommen.

~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich muß gestehen, sie ist wirklich wunderschön, wie sie da mit ihrem Gefolge durch das Tor unseres Anwesens geritten kommt.

Obwohl es ihrem Stand angemessen wäre, daß zumindest ein Bediensteter ihr beim absitzen behilflich ist, rührt sich keiner ihrer Diener als sie absteigt und ihre gekonnten Bewegungen zeigen, daß es auch nicht nötig wäre.

Nun steht T’Ahara vor mir, groß schlank, in helle, weichfallende Gewänder gehüllt. Ihr Haar, das so schwarz ist, das es einen leichten Blauschimmer hat, ist mit metallenen Ringen und Nadeln zu einer kunstvollen Frisur aufgetürmt, die ihre aristokratischen Gesichtszüge und die sanft geschwungenen Ohrspitzen betont. Ihre müden und dennoch intelligent wirkenden Augen sind so dunkel, daß man die Iris, selbst aus dieser geringen Distanz, kaum von den Pupillen unterscheiden kann. Ihre Haltung zeigt, ganz anders als ihr Gesicht, eine stolze Anmut. Ihre Miene verrät hingegen nur zweierlei – geballte Skepsis und einen Hauch von Verzweiflung.

Plötzlich ertappe ich mich bei dem Wunsch der Mann zu sein, der ihren Haarschmuck löst und zusieht, wie ihr dunkles Haar sich sanft über ihre schmalen Schultern ergießt. Völlig unerwartet erkenne ich in ihrem Blick noch etwas anderes – Verwunderung.

„Ich heiße dich willkommen, T’Ahara, zukünftige Herrin dieses Hauses“, höre ich mich selbst nun die traditionelle Begrüßungsformel aussprechen.

„Ich danke dem zukünftigen Herrn dieses Hauses.“ Ihre Stimme klingt hell und fest, aber die Entschlossenheit, die in ihren Worten mitschwingt, scheint gespielt.

Als ich meinen rechten Arm hebe, um meine Hand, wie es die Tradition verlangt, auf ihre rechte Schulter zu legen, weicht sie unmerklich ein wenig zurück, aber ich kann sie dennoch erreichen und in dem Moment, in dem ich sie berühre, spüre ich ihren Argwohn mir gegenüber fast körperlich. Ich bin ebenso überrascht wie T’Ahara, als ich ihre zaghafte Stimme in meinem Kopf die erstaunte Frage stellen höre: *Wie kann das sein?*

Wir starren einander fassungslos in die Augen, als ich ihr gedanklich mitteile: *Ich kann dich hören.*

Bis zu diesem Zeitpunkt waren mein Bruder und T’Pahr die einzigen beiden Personen mit denen ich etwas derartiges erlebt hatte, allerdings nicht annähernd so intensiv wie in diesem Moment mit T’Ahara.

~~~~~~~~~~~~~~~~

Während Vater und ein Abgesandter T’Ahara’s Hauses die Einzelheiten regeln, zeige ich ihr am nächsten Tag das Anwesen.

Wir schlendern in gebührlichem Abstand zueinander, denn T’Pahr und eine alte Frau aus T’Aharas Gefolge beobachten uns, durch den Garten.

„Wie hast du das gestern gemacht, Sidak?“, fragt sie mich unvermittelt.

„Du meinst, wie ich deine Gedanken gehört habe? – Ich weiß es nicht. Ich glaube ich konnte es schon immer. Ich kann mich daran erinnern, daß ich, als wir noch Kinder waren, manchmal mit meinem Bruder die Gedanken so ausgetauscht habe.“

„Jetzt nicht mehr?“

„Nein, jetzt nicht mehr. Er lebt in den Bergen. Ich habe ihn schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen.“ Als ich das sage, durchströmt mich ein Gefühl des Bedauerns, besonders da ich im Zorn von ihm fortgegangen bin. Ich frage mich, ob es ihm gut geht.

Ich bemerke zuerst nicht, daß T’Ahara hinter mir zurückgeblieben ist.

Nach wenigen Schritten drehe ich mich um und sie sieht mir in die Augen als sie sagt: „Du bist traurig darüber, daß er gegangen ist, als du noch klein warst.“ Sie zögert kurz und fährt dann fort: „Und du machst dir Sorgen um ihn.“

„Woher weißt du das alles?“, will ich wissen, doch sie antwortet nicht, sondern stellt mir eine Gegenfrage: „Kannst du verhindern die Gedanken anderer zu hören?“

Ich denke kurz über die Frage nach und mir wird klar, daß ich das nie mußte, denn Surak war schon lange fort und die Gefühle und Gedanken T’Pahr’s konnte ich nur ein einziges mal hören und da hatten wir uns berührt, so wie ich am Tag zuvor T’Ahara berührt habe.

„Nein, das kann ich nicht.“

Wieder klingt ihre Stimme zaghaft und etwas traurig, als sie fast unhörbar flüstert: „Ich auch nicht.“

Sie läuft wieder langsam neben mir her, das Haupt leicht gesenkt und ich sehe, daß sie innerlich mit sich ringt bevor sie weiter spricht: „Ich höre sie – immer – alle…“

Nun sieht sie mich wieder an, doch diesmal schimmern Tränen in ihren wunderschönen, großen, dunklen Augen. Mich überkommt das dringende Bedürfnis sie zu berühren, um sie, auf einer Ebene, auf der nur wir beide uns verständigen können, meines Zuspruchs zu versichern, aber sie hebt leicht abwehrend die Hand, noch bevor ich mich bewegen kann und als sie kurz ihre Augen konzentriert schließt, höre ich ihre warnende Stimme in meinem Kopf: *Unsere Gouvernanten beobachten uns.*

„ …und es wird schlimmer“, fügt sie ihrer Offenbarung noch hinzu.

Sie hat mein ganzes Mitgefühl als ich erwidere: „Es muß schwer sein einen eigenständigen Gedanken zu fassen.“

„Mehr als das. Ich fürchte es treibt mich langsam in den Wahnsinn. Und es ist für andere gefährlich – lebensgefährlich. Wenn mich jemand berührt und ich das nicht mag, dann tue ich ihm weh, sehr weh, obwohl ich das eigentlich gar nicht will.“

„So sehr weh, daß er sterben kann?“, frage ich behutsam.

Sie nickt nur stumm.

Ich lächle sie an und sage: „Es ist in Ordnung. Ich habe keine Angst vor dir. Gestern haben wir uns berührt und ich lebe noch. Es geht mir gut, es geht mir sogar ausgezeichnet.“

Sie blickt vorsichtig zu mir auf und da ich nun weiß, daß sie ganz genau in meinen Gedanken erkennen kann, was ich denke, bin ich nicht verwundert, daß nun auch sie leicht lächelt.

„Ich glaube ich kenne da ein paar Leute, die dir helfen können. Wenn sich der ganze Tumult um die Verlobung hier etwas gelegt hat und der Teil deines Gefolges, den du nicht mehr brauchst, abgereist ist, werde ich dich, unter dem Vorwand dir einen Teil unserer Ländereien zu zeigen, dort hinbringen.“

T’Ahara’s Gesicht hellt sich auf und mich durchflutet ein Gefühl inniger Dankbarkeit, das seinen Ursprung nicht in mir hat.

5. Tag

Nachdem Spock am vorangegangenen Abend seine Ausführungen beendet hatte, schlug McCoy ihm vor die kommende Nacht auf der Krankenstation zu verbringen, damit er dessen Hirnaktivitäten während des Schlafes überwachen konnte.

Der Erste Offizier hatte dem zugestimmt und erwachte auch an diesem Morgen wieder kaum erholt, nach einer weiteren Nacht, erfüllt mit einem beinahe beängstigend realistischen Traum, und wartete nun auf die Auswertung der Aufzeichnung seiner Gehirnstrommuster durch den Bordarzt.

Chapel versorgte Spock mit einem vegetarischen Frühstück, weil dies zu ihren allgemeinen Aufgaben gehörte, obwohl sie sich sicher war, daß er es ohnehin nicht anrühren würde. Bei dieser Gelegenheit berichtete sie ihm, Dr. McCoy wolle noch einige Studien in einer medizinischen Fachzeitschrift durchgehen, bevor er Spock seinen Befund persönlich mitteilen würde.

Obschon der leitende Wissenschaftsoffizier die Krankenstation nicht verlassen und auch noch keinen Zugriff auf einen Computerterminal vorgenommen hatte, erreichte ihn dennoch die Nachricht, daß die Sonde bereits erste Meßdaten geliefert habe. Die gesamte wissenschaftliche Abteilung hatte sich bereits an deren Auswertung, welche mindestens 18 Stunden in Anspruch nehmen würde, gemacht.

Die Wissenschaftler die in der Sternenflotte dienten, meisterten zweifelsohne eine derartige Problematik selbständig, und so konnte Spock sich seinen ganz persönlichen medizinischen Problemen stellen.

Als McCoy nach einiger Zeit das Behandlungszimmer betrat, hatte er keinen wirklich besorgten, aber auch keinen erleichterten Ausdruck in seinem Gesicht. Die Mimik, die er an den Tag legte, zeugte eher von Verwirrung.

„Gut, daß ich Sie hier noch antreffe, Spock“, wurde der Vulkanier vom Bordarzt begrüßt. „Tut mir leid, daß es länger gedauert hat, aber ich mußte noch mit Uhura sprechen.“

Spock, der sich zumindest in Ansätzen darüber wunderte, was wohl Lieutenant Uhura mit seinem Elektroenzephalogramm zu tun haben könnte, nickte nur und deutete mit dieser Geste an, er habe die Verspätung des Arztes bereits entschuldigt.

McCoy setzte sich an seinen Schreibtisch und Spock nahm unaufgefordert ihm gegenüber Platz.

„Wie immer“, begann der Arzt seine Ausführungen zusammen mit einem leisen Seufzer, „stellt Ihre Ihnen ganz eigene Biologie eine enorme Herausforderung an mein medizinisches Wissen dar, Spock.“

„Ich versichere Ihnen, Doktor, dies liegt nicht in meiner Absicht.“

„Schon klar. – Also“, fuhr McCoy fort, „das EEG der letzten Nacht zeigt eindeutig, daß Sie, sobald Sie, etwa eine Stunde nach dem Einschlafen, aus einer Schlafphase der Stufe 4 direkt in die erste REM-Schlaf-Phase geraten sind, aus dieser nicht wieder herauskommen. Normalerweise sollten auch Sie pro Nacht mindestens zwei bis drei Mal in eine Schlafphase der Stufe 3 oder 4 fallen. Sie haben lediglich eine echte Tiefschlafphase mit Delta-Wellen, in der Sie sich körperlich erholen, aber eine mindestens sechsstündige REM-Phase voller Alpha-Wellen, wie im konzentrierten Wachzustand, in der sich die höheren Funktionen des Gehirns, wie Konzentration und anspruchsvolle kognitive Vorgänge, regenerieren. In dieser Zeit träumt man und somit würden Ihre Träume auch Ihre, selbst für einen Vulkanier, schon beinahe als herausragend zu bezeichnenden Ergebnisse des gestrigen Tests erklären.“

„Können Sie diesen Zustand behandeln?“, erkundigte sich Spock.

„Das ist leider nicht so einfach. Wir wissen noch sehr wenig über den menschlichen Schlaf und ob oder gar wie wir ihn steuern oder beeinflussen können und über den Schlaf von Vulkaniern gibt es fast gar keine Studien. Ich könnte Ihnen das biogene Amin Serotonin geben. Es bewirkt ein schnelleres Einschlafen und eine verlängerte erste Tiefschlafphase, wird aber kaum einen Einfluß auf die darauffolgende REM-Phase haben.“

„Ich gehe davon aus, daß diese Behandlungsmethode mir bei meinem Problem nicht wirklich helfen wird“, gab Spock zu bedenken.

„Das befürchte ich auch und damit kommen wir zum Inhalt Ihrer Träume.“ Der Arzt wählte seine folgenden Worte mit viel Bedacht: „Spock… wir alle machen uns von Zeit zu Zeit, mehr oder weniger bewußt, Gedanken über derlei Dinge und so mancher von uns verarbeitet diese Gedanken in seinen Träumen.“

„Doktor, es beunruhig mich weniger daß oder besser was ich träume“, erhob Spock Einwand, „sondern mehr die Tatsache, daß die Träume so realistisch wirken.“

„Je mehr Phantasie jemand hat, die übrigens ein Zeichen von Intelligenz ist – denn nur mit ihrer Hilfe kann man Probleme kreativ lösen – um so realistischer können Träume wirken“, versuchte McCoy den Wissenschaftlichen Offizier zu beruhigen, doch dieser betrachtete ihn nur durchdringend. „Herrgott noch mal, Spock, ich bin Arzt und kein Theologe! Wenn es ungesund oder anormal wäre sich über solche Dinge Gedanken zu machen, müßte die Hälfte der Mannschaft hier sitzen. Haufenweise völlig normaler Menschen glauben an die Wiederauferstehung Jesu, an die Erleuchtung Buddhas, an einen elefantengesichtigen Hindugott oder was weiß ich.“

„Ich halte diese Parallele für wenig angemessen“, erwiderte Spock in seiner gewohnt stoischen Ruhe und fügte dem hinzu: „Und überdies erklärt sie die Natur meiner Träume in keinster Weise.“

„Ich habe mir Ihr Delta-Wellenmuster etwas genauer angesehen.“ McCoy lud die Informationen dazu von dem Datenträger, den er mitgebracht hatte, auf sein Terminal und drehte den Monitor so, daß auch Spock die Diagramme sehen konnte. „Sie sind gelinde gesagt ungewöhnlich. Erst nachdem ich Ihre gemittelten Standard-Delta-Wellenmuster aus den medizinischen Check Up’s der letzten Jahre herausgerechnet hatte, erhielt ich das hier.“

Der Arzt rief ein weiteres Diagramm auf und legte es über das erste.

Spock betrachtete die Darstellung kurz und sprach dann eine Vermutung laut aus: „Es hat den Anschein, als handele es sich dabei um eine phasenmodulierte Trägerwelle.“

„Ja, genau das hat Uhura auch gesagt. Allerdings ist es eine modulierte Trägerwelle, die Ihre Delta-Wellen wiederum als Trägerwelle benutzt.“

„Bitte lassen Sie mir eine Kopie der Aufzeichnungen meiner Hirnstrommuster der letzten Nacht zukommen. Ich werde versuchen die Trägerwelle herauszufiltern.“

Spock hatte sich bereits erhoben und wollte nun die Krankenstation in Richtung Wissenschaftsabteilung verlassen.

„Selbstverständlich werde ich das tun, aber was versprechen Sie sich davon?“

„Die Behebung dieses Zustandes.“

„Spock, vielleicht sollten Sie darüber nachdenken, ob dieser Zustand nicht vielleicht doch etwas streßbedingt sein könnte. Nervliche Überbelastung kann durchaus zu einer Veränderung der Hirnströme und Schlafphasen führen. Und was den Inhalt Ihrer Träume angeht, C. G. Jung meinte es gäbe das kollektive Unbewußte, einschließlich Reminiszenzen an die gemeinsame Vergangenheit, Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, angeborenes Wissen, wenn Sie so wollen. Ich würde mir an Ihrer Stelle keine all zu großen Sorgen machen. Aber ich empfehle Ihnen Ihre Träume jeweils tags darauf auf Band zu sprechen, wenn nicht bei mir im Lazarett, so doch wenigstens in Ihrem Quartier. Das ist selbstverständlich keine Therapie, wird Ihnen aber sicher dabei helfen besser mit dem Geträumten umzugehen. – Hören Sie sich an, was Sie zu sagen haben, es ist überaus…“, der Arzt schmunzelte leicht bevor er fort fuhr: „…faszinierend.“

Mit diesem letzten Wort übergab er den Datenchip mit der Audioaufzeichnung an Spock.

6. Tag

Man hätte den Eindruck bekommen können, daß sich nahezu die gesamte wissenschaftliche Abteilung der Enterprise auf Minschara befand, aber dem war nicht so.

Es waren fünf Teams mit Wissenschaftlern aus allen relevanten Disziplinen zusammengestellt worden, die dann mit verschiedenen Sh
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