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Lebenswege

von CAMIR

Kapitel 1 - Ein guter Freund

Es gibt sie eben noch, die guten Freunde... :3


17 Jahre zuvor - 2350

Er setzte sich an seinen Schreibtisch und mit Eingabe seines persönlichen Passworts gepaart mit seinem Handabdruck hatte er das Terminal entsperrt. Er grinste, als er seitlich einen Datenstick in den Computer einführte: diese orionische Spionagesoftware war jeden Credit wert gewesen, den er dafür bezahlt hatte. Es kostete ihn wenig Mühe, damit Zugriff auf die Personaldatenbank von Starfleet zu bekommen und nach kurzer Suche hatte er ihre Personalakte gefunden. „Beverly Crusher,“ prangte in großen Lettern über der Akte, der ein Foto einer rothaarigen jungen Frau beigefügt war und er begann zu lesen…

Als er sie an jenem Abend auf dem Ball gesehen hatte, sorglos und unbekümmert, war sie ihm sofort aufgefallen. Sie war in Begleitung zweier junger Offiziere gewesen, hatte aber vorwiegend mit einem von ihnen getanzt. Er hatte aus der Ferne beobachtet, wie sie den anderen der beiden Männer ebenfalls zum Tanzen überreden wollte, bis dieser sich widerstrebend ihrem neckenden Druck gebeugt hatte. Dabei hatte er jede ihrer anmutigen Bewegungen verfolgt. Während sie nur Augen für den jüngeren ihrer Begleiter zu haben schien, hatte sie mehrere Blicke auf sich gezogen, darunter auch seine… Und in diesem Moment wusste er, dass er sie haben musste.

Er lachte auf. Je mehr er las, umso mehr erfasste ihn eine innere Unruhe, die er bereits häufiger verspürt hatte, wenn er vor Tatendrang übersprühte. Alles was er über diese junge Medizinerin las, passte so perfekt in seine Pläne, dass es schien, das Schicksal hätte sie dazu auserkoren, seine Bettgefährtin zu werden. Sie hatte in diesem Jahr erst Starfleet Medical abgeschlossen, ihre Noten waren tadellos. Momentan versah sie ihren Dienst auf der USS Stargazer, die unter dem Kommando eines gewissen Jean-Luc Picard stand – jenem Mann, der ihr den Tanz verweigert hatte, den er nur zu gerne angenommen hatte. Mit ihr auf demselben Schiff diente auch ihr Ehemann, dem an besagtem Abend all ihre Aufmerksamkeit gegolten hatte. Mit diesem Jack Crusher hatte sie einen zweijährigen Sohn namens Wesley, der ebenfalls an Bord der Stargazer war. Er rief die Akte des Ehemannes auf und starrte auf das ebenmäßige beinahe arrogante Gesicht eines jungen Offiziers, der glaubte ihm würde die Welt gehören.

„Du wirst alles verlieren!“ zischte er dem reglosen Konterfei zu. Nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann. Er hatte große Pläne, die er nicht dadurch gefährden durfte, indem er voreilig war, das auf keinen Fall. Er hatte sich so lange in Geduld geübt, da konnte er auch noch ein bisschen länger warten. Am Ende würde sich sowieso alles fügen, wie er es wollte.

Mit einer Handbewegung kehrte er zu Beverlys Akte zurück und strich beinahe zärtlich über ihr Foto.

„Computer?“ Als der bestätigende Piepton ertönte sprach er weiter. „Erstelle auf Basis der vorhandenen Daten ein dreidimensionales Hologramm von Doktor Beverly Crusher, Personalnummer 095534/Alpha. Nackt.“

Ein bestätigendes Signal ertönte und kurz darauf starrte ihn eine leblose Miniaturversion der Frau an, die er begehrte. Erneut gratulierte er sich innerlich für die Anschaffung einer illegalen Software, die dies ermöglichte. Mit einem entsprechenden Befehl ließ er das Hologramm tanzen während seine Hand in seine Hose wanderte. Diese Frau war perfekt, einfach zu perfekt und sie würde ihm gehören…

 

2353

„Papa!“ Der fünfjährige Wesley war nicht zu halten, als sein Vater das gemeinsame Quartier betrat. Er flog förmlich in Jacks Arme. Dieser hob ihn hoch, presste ihn an sich und übersäte das rosige Gesicht mit mehreren Küssen, bevor er seinen zappelnden Sohn wieder sanft absetzte.

„Wie war dein Tag?“ begrüßte ihn die Stimme seiner Frau. Beverly hatte sich auf die Couch geräkelt und trug einen amüsierten Zug um die Mundwinkel. Sie hatte das Schauspiel sichtlich genossen.

„Ich kann mich nicht beschweren,“ antworte Jack, während er Wesley durch die Haare wuschelte. Der Kleine hängte sich an sein rechtes Bein und quietschte vergnügt. „Jean-Luc ist der Meinung, dass wir bald wieder wichtigere Missionen bekommen als nur Eskorten und Frachttransporte. Dahingehend war ja in den letzten Monaten ziemlich Flaute.“

Wesley zuliebe tat Jack so, als hätte er ein riesiges Gewicht an seinem Bein. Er keuchte und stöhnte, während er sich zu Beverly schleppte und der Junge gluckste bei jeder Bewegung seines Vaters.

„Vielleicht konnte Richard ja doch etwas bewegen,“ erwiderte Beverly nachdenklich und zog ihre langen schlanken Beine zu sich auf die Couch. „Er hat mir versprochen mit Admiral Gadhziev zu reden.“

Jack zog Wesley vorsichtig von seinem Bein, als er bei seiner Frau angelangt war, nahm ihn auf den Arm und setzte sich dann neben sie. Er gab ihr einen Kuss, den sie nur zu gerne erwiderte.

„Und was hast du gemacht?“ wandte er sich dann dem Kind zu.

„Ich hab‘ was gebaut. Willst du sehen?“ Wesley strahlte vor Stolz und Beverly lachte auch.

„Er war den ganzen Tag nicht vom Technikbaukasten wegzubekommen.“ Der kleine Junge nickte eifrig zu den Worten seiner Mutter. „Und er hat es tatsächlich geschafft, einen Schaltkreis zusammenzubauen, der ein Lämpchen aufleuchten lässt.“

„Ganz allein?“ Jack machte große Augen und starrte seinen Sohn bewundernd an.

„Jaaaa,“ gab dieser stolz zur Antwort.

„Das musst du mir aber zeigen, hol es mal!“

Sanft setzte der Vater seinen Sohn ab und sah zu, wie dieser in sein Zimmer wackelte, um das Spielzeug zu holen.

„Ich habe nachgedacht,“ sagte Beverly, als Wesley außer Hörweite war. Alles Spielerische war aus ihrer Gestik und Mimik verschwunden. Stattdessen wirkte sie überraschend ernst. Jack spürte, dass etwas potentiell Unangenehmes anstand.

Seine Frau holte tief Luft, sah ihm dann fest in die Augen, bevor sie anfing zu sprechen.

„Ich möchte noch einmal auf die Akademie zurück und einen Offizierslehrgang abschließen. Während du und Jean-Luc an eurer Karriere stricken könnt, kann ich mit meiner momentanen Ausbildung nie mehr werden als Assistenzärztin auf einem Raumschiff. Und wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich dafür nicht so hart gearbeitet.“

„Ich verstehe,“ erwiderte Jack zunächst neutral. Während er auf der einen Seite das Anliegen seiner Frau verstand, bedeutete es auch, dass sie die Stargazer verlassen würde und auf die Erde ziehen. Damit riss sie ihre kleine Familie zwangsläufig auseinander. Dieser Gedanke gefiel ihm nicht besonders gut.

„Was soll mit Wesley werden?“ fragte er daher zunächst einmal.

„Ich möchte ihn gerne mitnehmen. Ich glaube sowieso, dass ihm eine veränderte Umgebung guttut. Hier hat er überhaupt keine Möglichkeiten mit Gleichaltrigen zu spielen und das ist gerade in seinem Alter wichtig. Er findet die Technik inzwischen spannender als seine Mitmenschen. Du könntest sowieso nicht besser auf ihn aufpassen als ich – dazu spannt dich deine Arbeit viel zu sehr ein. Und seien wir doch einmal ehrlich: Jean-Luc war von Anfang nicht begeistert, den Kleinen an Bord zu haben. Er hat dir einen Gefallen getan, weil du sein Freund bist.“

„Wie lange wird dieser Lehrgang dauern?“ Noch immer versuchte Jack, seine eigenen Gefühle dazu zu sortieren.

„Zwischen zwei und drei Jahren.“

Als er das Gesicht verzog, legte sie ihm sanft eine Hand auf die Schulter.

„Ich weiß, das fühlt sich sehr lange an, aber es wird schneller vorbei sein, als wir beide jetzt glauben.“

„Könntest du diesen Lehrgang nicht später machen?“

„Wesley wird nicht ewig klein bleiben und dann möchte ich nicht in der zweiten Reihe stehen, nur weil ich nicht rechtzeitig vorgesorgt habe. Glaubst du wirklich, eine Absolventin Mitte Dreißig hätte die gleichen Chancen wie eine in meinem Alter? Ich muss das rechtzeitig planen sonst stehe ich immer hinter Jean-Luc und dir zurück. Und dazu habe ich einfach keine Lust.“

„Beverly…“ Jack seufzte. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es nur schwer, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Vor allem, wenn sie wie in diesem Fall rational gesehen Recht hatte. Es gefiel ihm nur nicht, so lange von ihr getrennt zu sein.

„Ich weiß, Jack.“ Ihre Augen waren voller Gefühl und sie küsste ihn zärtlich auf die Wange. „Aber wir werden es schaffen. Wir haben schon ganz andere Dinge geschafft. Und wenn ich diese Ausbildung erst einmal habe, können wir wieder gemeinsam auf einem Schiff dienen. Du, Jean-Luc und ich. Er nimmt mich sicher gerne als Leitenden Medizinischen Offizier zurück. Das wird.“

Jack legte sein Gesicht in seine Hände und atmete langsam aus.

„Habe ich denn eine Wahl?“ fragte er dann mit einem schiefen Grinsen. „Du hast dir all das ja schön ausgedacht. Ich fürchte, alle Gründe, die dagegensprechen, sind egoistischer Natur.“ Er flüsterte jetzt. „Wie zum Beispiel, dass du mir sehr, sehr fehlen wirst.“ Geradezu zufällig liebkoste er ihre Brüste. Lachend erwehrte sich Beverly seiner Berührung.

„Ich bin nicht aus der Welt.“

Gespielt schmollend zog Jack sich zurück. Dann wurde er wieder ernst.

„Ich hoffe nur, du wirst das bekommen, was du willst.“

„Da sehe ich überhaupt kein Problem!“ Mit einer Kopfbewegung warf sie ihre Haare zurück und zwinkerte dann. „Bei dir hat das auch tadellos funktioniert.“

„Und wann geht es los?“ brachte Jack das Gespräch wieder zurück auf das eigentliche Thema.

„In drei Monaten. Bis dahin habe ich genügend Zeit, mich einzuschreiben, mich vorzubereiten und eine Passage auf die Erde zu buchen. Richard wäre mir behilflich für Wesley und mich eine Wohnung in der Nähe des Campus zu finden und einen Betreuungsplatz zur organisieren bis er in die Schule geht.“

„Das gibt uns auch genügend Zeit, die Details auszuarbeiten,“ stimmte Jack nachdenklich zu. „Was sagt Richard eigentlich deinen Plänen?“

„Er hat mich ausdrücklich darin bestärkt.“

Richard P. Finnigan war ungefähr im selben Alter wie Jean-Luc Picard und arbeitete als persönlicher Attaché für Admiral Grigorij Gadhziev. Vor ungefähr zwei Jahren hatten Jack und Beverly Richard auf dem alljährlichen Starfleetbankett getroffen. Seit diesem Tag verband sie eine enge Freundschaft. Richard hatte beschlossen, die junge Familie unter seine Fittiche zu nehmen und sowohl für Beverly als auch für Jack nach geeigneten Karriereoptionen Ausschau zu halten. Auch den kleinen Wesley schien er ins Herz geschlossen zu haben. Zurzeit war er sehr bemüht, Captain und Crew der Stargazer anspruchsvollere Missionen zukommen zu lassen. Mit Richard an ihrer Seite hatte Jack keinerlei Bedenken, Beverly und Wesley zurück zur Erde zu lassen. Sie waren bei ihm in guten Händen.

„Dann hoffe ich, dass du mir wenigstens oft schreibst!“

Bevor Beverly etwas erwidern konnte, stolperte Wesley in den Raum. Es strengte ihn sichtlich an, sein selbstgebautes Konstrukt zu transportieren.

„Hat länger gedauert. War gar nicht so einfach,“ erklärte er lapidar, stellte das Spielzeug auf dem Boden ab und setzte sich daneben, bevor er seinen beeindruckten Eltern demonstrierte, was er zusammengetüftelt hatte.

Als die Lichter des Schaltkreises angingen, erkannte Jack, dass Beverly auch für Wesley die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nur auf der Erde konnte er die entsprechende Förderung für seine Talente erhalten.

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