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Zum Wohle des Kindes

von Xella Sky

Kapitel 4 - 26. Dezember

26.Dezember

 

Kathryn saß aufrecht im Bett, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und betrachtete im Dämmergrau das schlafende Mädchen neben ihr. Der vergangene Tag saß ihr noch immer in den Knochen und brachte sie um den Schlaf. Sie hatte sich vergessen und ein paar üble Dinge zu Owen und Julia gesagt, nachdem ihre Schwester mit Miral spazieren gegangen war, und zu ihrer Mutter war sie auch nicht gerade gnädig gewesen. Sie konnte nur hoffen, dass Owen kein Disziplinarverfahren wegen Insubordination gegen sie anregen würde und sie konnte froh sein, wenn ihre Mutter sie nicht enterbte. Sie war zu weit gegangen, doch was über das Kind und dessen Eltern gesagt worden war und wie versucht worden war, sich in ihr Leben einzumischen, ging einfach zu weit. Es war selbstgerecht gewesen und das konnte Janeway nicht ausstehen. Wurde man so, wenn man alt war? Sie rieb sich mit der rechten Hand nachdenklich über die Stirn.

Zu Miral hatte sie gesagt, dass sie sich erst zu entschuldigen brauche, wenn sie die Erde wieder verlassen hatten. Das war zwar nicht die feine Art, doch Kathryn hielt es noch immer für das Beste. Sie selbst würde es genauso handhaben. Zu aufgeheizt war im Moment die Stimmung. Da konnte sie nicht garantierten, dass eine Entschuldigung ihrerseits glaubhaft formuliert werden konnte.

Sie spürte, wie sie Kopfschmerzen bekam. Durchwachte Nächte waren einfach nichts mehr für sie. Ihre Gedanken schweiften zu Tom und B’Elanna weiter, die sich auf Risa aufhielten. Sie hoffte, dass es ihnen besser ging. Die beiden brauchten diese Tage zu zweit. Miral konnte bisweilen schwierig und enorm stur sein, so wie man sich kleine Mädchen mit klingonischem Erbe eben vorstellte. Auch wenn Miral nur zu einem Viertel klingonisches Blut in sich trug, schienen diese Gene sehr dominant zu sein.

Kathryn war sich nicht sicher, ob die Ehe der beiden es packen würde, aber sie wünschte es ihnen von Herzen. Sonst wären die Jahre des Bangens und Entbehrens während B’Elannas Gefangenschaft umsonst gewesen. Vielleicht sollte sie sich bei Tom melden und ihm berichten, was mit seinen Eltern vorgefallen war, auch wenn dies bedeuten konnte, dass sein Ehe-Urlaub zu einem frühzeitigen Ende kommen würde.

 

Als hätte er ihre Überlegungen erahnt, begann in der Tasche unter ihrem Bett ein Signal zu erschallen, das eine ankommende Nachricht auf ihrem Computer verkündete. Janeway beugte sich über den Rand des Bettes und zog die Reisetasche an einem hervorstehenden Griff zu sich heran. Leise, um Miral nicht zu wecken, hob sie den Computer auf ihren Schoß. Die Signatur der Nachricht zeigte ihr an, dass Tom am anderen Ende der Leitung war, daher machte sie sich nicht die Mühe, sich zuerst noch einen Morgenmantel überzuwerfen. Die Dunkelheit im Zimmer würde sowieso das Meiste verbergen. Ihre Finger huschten über die Symbole und Toms Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Tiefe Sorgenfalten waren auf seiner Stirn eingebrannt und er wirkte sehr blass.

„Hallo Kathryn. Es tut mir leid, dass ich dich um diese Uhrzeit störe. Habe ich dich geweckt?“

Er bewegte sein Gesicht ein wenig näher an den Bildschirm heran. Vermutlich, weil er sie bei den Lichtverhältnissen kaum erkennen konnte.

„Hallo Tom. Nein, hast du nicht“, antwortete Janeway so leise wie möglich. „Warte einen Moment. Ich wechsle nur schnell den Raum, damit Miral nicht aufwacht.“

Sie umfasste den handlichen Computer und verließ damit ihr Schlafzimmer. Das Bad war die beste Wahl, die ihr auf die Schnelle einfiel. Sie balancierte den Computer auf ihren Händen, während sie sich in die leere Badewanne sinken ließ und dann das Gerät auf ihren Knien absetzte.

Als hätte es die Unterbrechung nicht gegeben, fuhr sie fort.

„Tatsächlich hatte ich selbst gerade mit dem Gedanken gespielt, ob ich mich bei dir melden soll. Es ist, als hättest du meine Gedanken gelesen.“

„Ach ja? Worum geht es? Ist etwas mit Miral?“ Toms Sorgenfalten vertiefen sich.

„Ja, irgendwie schon. Doch du zuerst. Schließlich hast du dich bei mir gemeldet“, erwiderte Janeway.

Tom wich ein wenig vom Bildschirm zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah Hilfe suchend zur Decke. Janeways Herzschlag beschleunigte sich. Sie hatte eine dunkle Vorahnung, was Tom ihr sagen wollte, doch sie hoffte sehr, dass sie sich irrte.

„B’Elanna und ich…“, er zögerte und setzte danach noch mehrmals an, „Ich … Wir … Kathryn, B’Elanna und ich haben uns getrennt.“

Toms ließ seine Arme wieder sinken und sah ihr nun direkt in die Augen. Kathryn kannte ihn gut genug, um zu erkennen, wie sehr ihr ehemaliger Pilot und inzwischen engster Freund um seine Fassung rang.

„Wir haben es versucht. Wieder und wieder. Über ein Jahr lang. Doch der Urlaub hat uns gezeigt, dass es nicht mehr so weiter geht. Wir kommen nicht mehr miteinander klar, streiten uns nur noch. Wir glauben daher, dass es das Beste für uns beide ist, wenn wir Abstand voneinander halten und getrennte Wege gehen.“

Tom brach ab und schien auf eine Erwiderung Janeways zu warten. Doch diese schwieg. Sie hatte keine Ahnung, welche Worte sie wählen sollte. Ihre Befürchtung war eingetroffen und doch überrollte sie die Nachricht und machte sie sprachlos.

„B’Elanna ist bereits abgereist.“

„Wohin?“, wollte Kathryn mit erstickter Stimme wissen. Es kam ihr falsch vor, dies als Erstes zu fragen, doch ihr Mund hatte die Frage hervorgebracht, bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte.

„Qo’noS.“

„Die klingonische Heimatwelt? Aber wieso gerade dorthin?“ Noch so eine unintelligente Frage, doch Janeways Hirn schien unter diesen Umständen nichts anderes ausspucken zu wollen.

„Spielt das eine Rolle?! Weg ist weg! … Sie will ihre klingonischen Wurzeln suchen, oder was weiß ich.“ Tom raufte sich durch die Haare.

„Bitte entschuldige! Das war unpassend.“

„Kein Grund sich zu entschuldigen. Es ist okay.“

„Nein, das ist es nicht. Ich denke, ich bin einfach nur zu schockiert von dem, was du mir da gerade erzählt hast. Es tut mir so leid für euch zwei. Ich habe so sehr mit euch gebangt.“

„Ich weiß! Und ich danke dir dafür. Du bist eine gute Freundin!“

Janeway verzog ihren Mund zu einem freudlosen Lächeln. „Was nützt das schon.“

„Es bedeutet mir viel. Vor allem, weil du für Miral da warst.“

„Was wird denn nun aus ihr?“, wollte Kathryn wissen. „Holst du sie ab?“

Tom zögerte und blickte für einen Moment auf den Tisch vor ihm. Als er seinen Blick wieder hob, wusste sie, dass ihr das Kommende nicht gefallen würde.

„Nein. Ich kann das jetzt noch nicht. Sie soll von dem allen nichts wissen.“

„Aber Tom, sie wird davon erfahren. Sie ist nicht mehr so klein, wie du denkst.“

„Ich weiß, aber ich kann das jetzt nicht. Ich muss dich um einen weiteren Gefallen bitten.“

„Du willst sie bei mir lassen?!“ Janeway klang entsetzter als sie es meinte. Sie dachte an all ihre Verpflichtungen als Admiral, an die schon lange geplante Reise nach Vulkan und an die nicht sehr erfreuliche Aussicht, sich um ein traumatisiertes, elternloses Kind kümmern zu müssen.

„Nein, das kann ich nicht von dir verlangen. Und B’Elanna würde es auch nicht zulassen! Ich will, dass du sie nach Ktaris bringst. Sie soll eine Weile bei Samantha Wildman und ihrer Familie leben. Sam und Naomi werden sich sicher gut um sie kümmern.“

Janeway schüttelte den Kopf. „Das meinst du doch nicht ernst? Das hast du dir gerade ausgedacht. Du kannst dein Kind doch nicht einfach irgendwohin schicken! Du bist ihr Vater! B’Elanna oder du, oder am besten ihr beide müsst euch um sie kümmern.“

Tom schüttelte traurig den Kopf. „Ich kann nicht. Nicht jetzt. Ich muss das alles erst mal verkraften. Und B’Elanna ist nicht mehr greifbar.“

„Das ist ein Riesenfehler!“

„Es ist die beste Option, die mir einfällt.“

„Es ist eine Scheiß-Option“, fluchte Kathryn.

In dem Moment hörte sie trappelnde Schritte, die sich im Flur vom Badezimmer wegbewegten. Sie sah, dass die Badezimmertür einen Spalt weit offen stand. Sie wurde blass und ihr wurde eiskalt, als sie die Hinweise zusammensetzte, die sich ihr da gerade boten. Miral musste sie belauscht haben.

„Tom, ich muss Schluss machen“, keuchte sie und ihr Finger bewegte sich bereits auf die entsprechenden Symbole zu, die das Gespräch beenden würden.

Doch er hielt sie noch einmal auf. „Warte! Wirst du tun, worum ich dich bitte?“

„Tom, ich melde mich später wieder. Ich glaube, ich habe Miral eben vor der Tür gehört.“

Erneut bewegte sie ihren Finger auf die Symbole zu.

„Dann sag mir nur noch, warum du dich bei mir melden wolltest.“

Gereizt hielt Janeway inne. „Deine Eltern, okay?! Deine Eltern waren da. Doch jetzt nicht!“

Sie beendete die Kommunikation und hechtete aus der Badewanne.

 

 

Obwohl sie schlief, spürte Miral, dass etwas im Raum sich verändert hatte. Vielleicht war es der fehlende Atem einer zweiten Person im Zimmer, vielleicht auch das Erkalten der Bettteils neben ihr. Was auch immer es war, es ließ das Mädchen erwachen. Miral blinzelte verschlafen, noch zu müde, um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie drehte den Kopf und sah, dass ihre Tante Kathy nicht mehr da war. Da beschloss sie, die Toilette aufzusuchen.

Sie schlurfte durch den Flur und hatte den Griff der Tür bereits in der Hand, als sie aus dem Inneren des Raumes Stimmen hörte. Sie gehörten ihrer Tante und ihrem Dad. Die Sechsjährige hielt inne. War ihr Dad heute Nacht zu Besuch gekommen? Doch warum saßen die beiden dann im Bade- statt im Wohnzimmer? Das ergab keinen Sinn. So leise wie möglich öffnete sie die Tür und linste vorsichtig ins Innere. Von ihrem Vater sah sie keine Spur, aber dafür saß ihre Tante im Pyjama in der Badewanne. Das war mehr als merkwürdig. Sie wagte noch einen zweiten vorsichtigen Blick und erkannte dabei, dass ihre Tante einen Handcomputer bei sich trug. Scheinbar hatte sich ihr Dad aus dem Urlaub gemeldet. Es war gemein, dass er zuerst mit ihrer Tante statt mit ihr sprechen wollte. Miral war bereit, in das Gespräch zu platzen und ihren Unmut kund zu tun, doch dann hörte sie, worüber die Erwachsenen sprachen. Alle Farbe wich ihr aus dem Gesicht. Erstarrt stand sie da und lauschte.

 

Irgendwann war es ihr wieder möglich, sich zu bewegen. Sie hatte genug gehört. Miral drehte sich um und stürmte davon, die Treppe ins Erdgeschoss hinunter und direkt zur Garderobe neben der Tür. Voller Hast zerrte sie ihren Wintermantel hervor und suchte ihre Stiefel heraus. Sie zog alles über ihren Schlafanzug und rannte dann zur Haustür hinaus. Dämmerung empfing sie und ließ alles unwirklich erscheinen. Miral nahm ihre Umgebung kaum wahr, denn Tränen verschleierten ihren Blick. Sie war verraten worden. Von allen. Keine Sekunde länger wollte sie daher an diesem Ort bleiben. Wohin sie stattdessen sollte, wusste sie nicht, doch es war ihr auch gleichgültig. Sie rannte einfach nur davon. So weit, wie sie ihre Füße tragen würden.

 

 

Janeway machte sich nur flüchtig die Mühe, in ihrem Schlafzimmer nach Miral zu suchen. Natürlich war sie es gewesen, die gelauscht hatte. Das größtmögliche Unglück war eingetreten. Das Mädchen hatte etwas mitbekommen, das nicht für ihre Ohren bestimmt war. Es war der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort, zu und an dem sie es erfahren hatte und vor allem die falschen Worte. Verzweiflung durchflutete Janeway. Sie hastete die Treppe hinab und sah sogleich, dass die Haustür offen stand. Sie nahm sich lediglich die Zeit, Stiefel überzuziehen, dann stürmte sie hinaus. Als sie sah, wie dunkel es draußen noch war, stöhnte sie auf. Es hatte über Nacht allerdings geschneit, was sich als Vorteil erwies. Mirals Fußabdrücke waren deutlich zu sehen. Das Mädchen selbst befand sich jedoch außerhalb ihrer Sichtweite. Sie verfluchte die Tatsache, dass Tom sie aufgehalten hatte und die Kälte. Schon nach wenigen Schritten merkte sie, wie eisig es über Nacht draußen geworden war. Entgegen ihres Wunsches, das Kind so schnell wie möglich zu finden, kehrte sie noch einmal zurück, um sich den erstbesten Mantel zu greifen, der ihr in die Finger kam.

Als sie wieder draußen war, begann sie nach dem Mädchen zu rufen.

„Miral! Miral! Wo bist du?“ Sie lauschte, erhielt jedoch keine Antwort.

Notgedrungen folgte sie den Fußspuren, ohne allerdings ihre Rufe zu unterbrechen.

 

Janeway staunte, wie weit das Kind in so kurzer Zeit gekommen war. Sie konnte höchstens drei Minuten Vorsprung haben, doch noch immer sah Janeway nichts als ihre Fußspuren. Sie hastete weiter, bis die Spuren abrupt vor ihr abbrachen. Ein großer, alter Baum stand mitten auf einer Wiese und durch seine dichte Krone hatte er verhindert, dass Schnee auf den Boden gelangt war. Kathryn verlangsamte ihre Schritte und blickte sich um. Mirals Fußabdrücke tauchten nirgendwo mehr auf. Panik überflutete sie für einen Moment, doch dann zwang sie sich, logisch zu denken. Wenn die Spuren hier endeten, dann musste das Mädchen… Sie hob ihren Kopf und sah nach oben. „Miral, bist du da?“

Erst hörte sie nur ein leichtes Knacken der Äste und das Ächzen des Baumes unter der Schneelast, doch dann glaubte sie, ein leises Weinen zu hören. „Miral?“, wiederholte sie daher hoffnungsvoll.

„Geh weg!“, meldete sich eine kindliche Stimme aus der Baumkrone. Sehen konnte Kathryn die Sechsjährige noch immer nicht.

„Miral, komm bitte herunter!“, bat sie in so sanftem Ton, wie es ihr in dieser Lage nur möglich war.

Ein störrisches „Nein!“ war die Antwort darauf.

„Es ist kalt. Lass uns zurück ins Haus gehen, dann können wir reden.“

„Ich will nicht reden! Ich rede nie wieder mit dir!“

Janeway schwieg einige Momente lang, damit sich das Mädchen ein bisschen beruhigen konnte.

„Du kannst nicht ewig auf dem Baum bleiben.“

„Doch! Ich wohne jetzt hier. Allein, ohne euch.“

Janeways Nackenmuskeln begannen zu brennen. Das Hochstarren und der kalte Wind waren Gift für sie. Tapfer ignorierte sie es jedoch, denn es ging jetzt um das Wohl des Kindes und nicht um ihr eigenes.

„Also gut, dann lässt du mir keine Wahl. Ich komme rauf.“

„N E I N!“, brüllte es von oben und ein Schneeball kam angeflogen. Janeway schüttelte sich, denn es war ein Volltreffer gewesen.

„Keine Chance, Missy. Wenn du nicht runter kommst, komme ich rauf. Und wenn es sein muss, dann lebe ich mit dir gemeinsam im Baum.“

Sie wusste, dass es Wahnsinn war, ihr Spruch und ihr Vorhaben, doch Kathryn begann trotzdem nach einem Ast Ausschau zu halten, den sie als Erstes besteigen konnte.

 

Qualvoll langsame Minuten vergingen und mehr als einmal hatte sie befürchten müssen, im nächsten Moment abzustürzen. Miral hatte weitere Schneebälle geworfen, so dass ihr halb geschmolzene Tropfen über Gesicht und Nacken liefen und sich einen Weg in ihren Pyjama bahnten. Nur das pulsierende Adrenalin half ihr, all dies zu ignorieren. Schließlich hatte sie es geschafft. Sie zog sich einen weiteren Ast hinauf und stand nun so, dass sie sich mit Miral auf Augenhöhe befand. Mit einem Arm umklammerte sie den Stamm, mit dem anderen ergriff sie das Mädchen. Die Sechsjährige versuchte zunächst, zu schlagen und zu kratzen, doch Janeway umfasste ihre Mitte und presste sie fest an sich. Stück für Stück ließ der Widerstand nach. Wilde Schluchzer erschütterten den Körper des Mädchens. Janeway stand einfach still auf dem Ast und hielt die Kleine an sich gedrückt.

 

Es verging eine lange Zeit, in der keine von beiden auch nur ein Wort sagte. Miral weinte, bis sie keine Tränen mehr in sich hatte und sich erschöpft in Janeways Halsbeuge kuschelte. Janeways Muskeln begannen zu zittern, vor Kälte und vor Anspannung, doch sie hielt weiter durch.

„Ich will bei dir bleiben“, nuschelte es schließlich zwischen einzelnen letzten Schluchzern kaum verständlich an ihrem Ohr.

Ein Klos bildete sich in Kathryns Hals. Sie fühlte sich zerrissen zwischen dem, was Tom in seiner Verzweiflung von ihr verlangte und dem, was Miral wollte und brauchte. Vielleicht hatte ihre Mutter doch recht gehabt. Sie waren im Delta-Quadranten verrückt geworden. Vielleicht war aber auch der Alpha-Quadrant verrückt mit all seinen Möglichkeiten und Zwängen. Wären sie noch immer an Bord der Voyager, hätte die Beziehung von Tom und B’Elanna es womöglich geschafft. Die ehemaligen Maquis in ihrer Crew hätten sich nie vor einem Gericht verantworten müssen und wären nicht fünf Jahre eingesperrt gewesen. Alles hätte anders sein können.

Sie schob diesen Gedanken beiseite. Nostalgie war nicht angebracht. Sie musste im Hier und Jetzt leben. Auch im Delta-Quadranten hatte es an Feinden nicht gemangelt, die ihnen Leib und Leben hatten entreißen wollen, doch Janeway hatte kein Crewmitglied kampflos aufgegeben. Verdammt wollte sie daher sein, wenn sie nicht auch für Miral eine Lösung erkämpfen würde. Wenn Tom das wollte, dann würden sie nach Ktaris reisen. Doch sie würde keine Fuß von dort wegbewegen, bis entweder er oder seine verrückte Frau sich dort blicken ließen, um sich ihrer Verantwortung zu stellen.

Sie schob Miral ein wenig von sich weg, damit sie ihr in die Augen sehen konnte. Es war, als würde man einem wilden, verwundeten Tier in die Seele blicken, doch dies stachelte Janeways neu aufgekeimte Entschlossenheit noch mehr an.

„Kleines, so lange ich lebe, wirst du niemals allein sein! Das verspreche ich dir.“

Sie wusste nicht, ob Miral den Inhalt dieser Botschaft verstand, doch ihren Tonfall schien sie richtig zu interpretieren. Die Pein in den Augen des Mädchens nahm ab und sie schlang ihre Arme erneut um ihre Tante.

 

ENDE


Rein technisch gesehen ist der 2.Februar die letzte Möglichkeit, noch etwas Weihnachtliches zu veröffentlichen. Diese Chance ergreife ich;-) Geplant war es ganz anders, doch das Real Life hat mir im Laufe des letzten Monats heftig dazwischen gefunkt. Vielleicht ist es sogar besser, dass das letzte Kapitel erst heute kommt. Sein Inhalt ist alles, nur nicht weihnachtlich angehaucht. Ich hoffe, ihr könnt mit diesem Ende leben, denn es ist schwere Kost.

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