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XIV Das Tristellarion

von Racussa

In der Mensa

„Ist hier noch frei?“, fragte Duncan, bevor er sich ohne eine Antwort des menschlichen Kadetten abzuwarten, an den Tisch setzte und den anderen deutete, sich auch zu setzen.

Icheb, Jono und Wesley folgten seinem Wink, Wesley nickte dem zurückhaltend blickenden Menschen mit einem Lächeln ins Gesicht und begann das Gespräch: „Hi, du hast auch das Beryan genommen? Ich mag diese leichte Kleinigkeit als Mittagessen auch am liebsten. Ich bin Wesley Crusher, das ist Duncan Amasow, auch ein Kadett; und das sind zwei Besucher, Icheb und Jono.“

Der Fremde nickte und aß weiter an seinem gefalteten Brot.

„Die Vorlesung von Professorin Nåmè ist sehr spannend. Ihre Differenzierung der koniferierten und tulipifizierten Zitrusgewächse ist das Innovativste, was ich jemals von Erdenwissenschaftlerinnen gehört habe.“, schwärmte Icheb, bevor er einen Löffel Zitronenreis in den Mund schob.

Duncan erwiderte schmunzelnd: „Selbst, wenn diese Nåmè über die Farbe von Gänseblümchen im Magen einer sibirischen Schneeziege vorlesen würde, wärest hingerissen von ihr. Von Nåmè, meine ich, nicht von der Ziege.“

Jono musste auch grinsen, bevor er ein Stück seines Schnitzels abschnitt.

Wesley bemüht sich, das Gegenüber in das Gespräch einzubinden. „Welche Fachrichtung studierst du? Auch Botanik?“

Der Fremde blickte unsicher über die Schulter. Dann murmelte er: „Ich bin heute bei der Vorlesung von Professorin Brahms über die subraummodulatorischen Nebeneffekte von tripolar überdrehten Warpfeldgeneratorspulenverwicklern.“ Ohne die Vier anzublicken, aß er weiter. Wesley lief rot an.

Jono merkte interessiert auf. „Ich habe davon gelesen; bei den Talarianern gab es einige schwere Unfälle, als diese Verwickler zum ersten Mal eingesetzt wurden. Wenn man für die Fertigungsanlagen keinen Mindestabstand zu Sonnen- und Planetenkernen einhält, können massive tektonische und magnetfeldische Entladungen auftreten. Bei einem Mond im Zaida-System führte das sogar zu massiv verstärkten Methangasausbrüchen aus den untersten Schichten der Mondkruste.“

Duncan, der Wesleys plötzliche Schweigsamkeit sofort wahrnahm, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen: „Wes, kennst du Leah Brahms etwa persönlich?“ Und zu dem Fremden gewandt, sagte er: „Wesley ist nämlich der Sohn von DER berühmten Beverly Crusher, der Ärztin und Leiterin der Sternenflottenmedizin drüben in Managua. Als Sohn so einer berühmten Persönlichkeit ist es nicht ungewöhnlich, berühmte Personen zu treffen.“

Wesley verschluckte sich beinahe, bevor er antwortete: „Professorin Brahms war zweimal auf der Enterprise. Und da ich ein Praktikum bei unserem Chefingenieur LaForge machte, war ich auch mit ihren Theoremen vertraut, schließlich hat sie die Warpantriebe für die Galaxy-Klasse mitentworfen. Und indem ich ihre Arbeit kennenlernte…“ Wesley zögerte, „Habe ich in gewisser Hinsicht virtuell auch sie kennengelernt…“

Der Rest des Essens verlief relativ ruhig, Jono und Icheb diskutierten über Sinn und Unsinn der Möglichkeit, an Vorlesungen teilzunehmen, ohne offizieller Student zu sein und die Wichtigkeit oder Unwichtigkeit von Kampfsporttraining während der Vorlesungspausen.

Wortlos stand irgendwann der Fremde auf, besann sich aber dann doch und murmelte „Schönen Tag noch.“, bevor er sich umdrehte, um sein Tablett wegzustellen.

In dem Augenblick kam eine andere Gruppe Studenten vorbei, von denen ein Vulkanier die klassische Trauergeste machte und zu dem Fremden sagte: „Kurush, herzliches Beileid zum Tod deiner Ururgroßtante.“ Die anderen schlossen sich an, während alle zur Abgabestation für schmutziges Geschirr gingen.

Wesley blickte verwirrt auf Duncan. „Meinst du, er war so schweigsam, weil er eine Verwandte verloren hat?“

Icheb mischte sich ein: „Ururgroßtante klingt ja jetzt nicht so, als ob sie sich besonders nahegestanden hätten. Und in diesem Alter muss die Dame ja schon ziemlich nahe am Tod gewesen sein.“

„So wie die Föderationsratsoberstenographin Anahita McGregor, für die morgen nachmittags die große Trauerzeremonie in der Ratshalle stattfindet? Sie war doch 169 Jahre alt, ziemlich viel für einen Menschen.“ sagte Jono. „Das habe ich heute Morgen in der Zeitung gelesen. Sie war über fünfundsechzig Jahre lang für den Föderationsrat tätig, davon einundfünfzig Jahre als Oberstenographin. Diese Frau war bei so ziemlich jeder Sitzung der Vollversammlung des letzten halben Jahrhunderts dabei.“

Wesley nickte: „Der Föderationsrat hat alle auf der Erde stationierten wichtigen Personen zu der Trauerfeier eingeladen. Admiral Picard wird gemeinsam mit anderen Admirälen auch dort sein.“

Wesleys Augen glänzten kurz auf.

„Und deine Mutter?“, fragte Duncan neugierig.

„Nein, die muss in Managua noch einige Dinge erledigen, die keinen Aufschub dulden, sie wird erst übermorgen nach Paris fliegen, um sich mit…um Admiral Picard zu treffen.“

Duncan lachte: „Jono und Icheb wissen, dass deine Mutter in einer Dreierbeziehung mit dem Admiral und Guinan lebt, das brauchst du nicht so verschämt zu verhüllen.“ Und zu Jono und Icheb gewandt fügte er hinzu: „Wesley ist in der Hinsicht etwas konservativ: Er hätte es lieber, dass sein großes Idol nur mit einer Frau oder einem Mann zusammenlebte, anstatt in einer Dreiecksgeschichte gebunden zu sein. Vor allem, weil er sich jetzt ständig fragen muss, ob dadurch Guinan so etwas wie seine Stiefmutter ist.“

Jono aß den letzten Bissen seines Schnitzels. „Die Föderation ist kompliziert, im Talarianischen Reich würde das durch die Regierung geklärt werden.“

„Weil ihr ungefähr so liberal seid wie das Romulanische Imperium.“, kicherte Duncan und reichte Jono einen Müsliriegel zur Versöhnung.
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