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Kismet - Schritte aus dem Schatten

von Martina Strobelt

I. Akt

Trotz der frühen Stunde war das Kasino gut besucht. Von Zeit zu Zeit warf Quark den Gästen an einem der Tische einen verstohlenen Blick zu, in dem alle Hoffnung dieses Universums lag, dass einige von ihnen sich endlich entscheiden würden, die Bar zu verlassen.

Gegen Julian Bashir hatte der Ferengi nichts einzuwenden. Besonders dann nicht, wenn der Doktor sich in Gesellschaft des Chiefs befand. Denn dann dauerte es niemals besonders lange, bis die beiden sich ein erbittertes Duell an der Dart-Scheibe lieferten, was seinen anderen Besuchern gefiel. Und zufriedene Gäste blieben länger und konsumierten mehr. Die Spieler an den Dabo-Tischen wurden durch den Kampf abgelenkt, die ideale Gelegenheit, dem Glück der Bank ein wenig nachzuhelfen. Manche Gäste schlossen begeistert Wetten ab, wer gewinnen würde, woran er als selbsternannter Buchmacher auch nicht schlecht verdiente. Nein, gegen Bashir hatte Quark nichts. Nicht einmal dann, wenn er statt mit O’Brien mit Garak zusammensaß. Dann gab es zwar kein profitables Dart-Spiel, aber wenigstens interessierten der Arzt und der Cardassianer sich nicht für seine anderen Gäste.

Dax war auch ein willkommener Gast. Nicht nur, dass sie es mühelos schaffte, sogar einen Klingonen unter den Tisch zu trinken, wenn sie es darauf anlegte, was dem Umsatz an Blutwein sehr einträglich zugute kam. Sie liebte Glücksspiele, schreckte auch vor höheren Einsätzen nicht zurück - und hatte kein Problem damit, wenn sie verlor. Außerdem verbreitete die Trill stets gute Laune, und sie reagierte auf seine Anzüglichkeiten mit Humor und Charme. Ja, Jadzia war dem Ferengi gewiss kein Dorn im Auge.

Major Kira und der Constable hingegen ...

Die Bajoranerin bot ja wenigstens noch einen erfreulichen Anblick. Besonders in dieser eng anliegenden Uniform, die ihren Körper wie eine zweite Haut umschloss.

Doch der Sicherheitschef war nichts als ein einziges lästiges Ärgernis.

Seit Odo ein Solid geworden war, konnte er vertrauliche Gespräche zwar nicht mehr ohne weiteres belauschen, aber die grimmige Miene, die er immer zur Schau trug, genügte, um mehr als einen Besucher zu verschrecken. Wäre es nach dem Ferengi gegangen, hätten die Mitglieder der großen Verbindung Odo nicht zu einem Leben als Solid, sondern stattdessen zu einer Existenz als dauerhafte Pfütze verurteilt. Die bei passender Gelegenheit, wenn gerade niemand hinsah, einfach aufgewischt und den Lappen dann genüsslich über seiner Spüle ausgewrungen hätte.

Es hätte den Ferengi sehr erleichtert, hätte er gewusst, dass Kiras und Odos Aufmerksamkeit an diesem Abend ausnahmsweise einmal nicht den diversen Aktivitäten im Kasino, sondern einem Ereignis galt, das seine Schatten lange vorauswarf, bevor es stattfand.

„Eine Original-Aufnahme der denkwürdigen Begegnung der New York Tigers mit den San Francisco Wildcats im Jahr 2057“, sagte Bashir gerade.

„Bitte?“ Kira musterte den Datenchip in Julians Hand irritiert.

„Baseball“, kam Dax einer Erwiderung Bashirs zuvor. „Damals schlugen die San Francisco Wildcats die New York Tigers. Und zwar vernichtend. Ich bin sicher, dass Benjamin sich sehr darüber freuen wird. Wie sind Sie an die Aufnahme gekommen, Julian?“

Bashir lächelte. „Bedaure, Berufsgeheimnis.“

„Was hat Baseball denn mit Medizin zu tun?“, fragte Kira.

„Auf den ersten Blick gar nichts“, räumte der Arzt ein. „Aber da war ein Patient, dessen Namen ich nicht nennen darf. Nun, er hatte sich auf einer Geschäftsreise eine ziemlich hässliche Infektion geholt, und zum Dank für meine Hilfe kontaktierte er den Freund eines Freundes eines Freundes ...“

„Er muss Ihnen wirklich sehr dankbar gewesen sein, Julian“, meinte Dax. „Originalaufnahmen aus dieser Zeit sind selten. Die Sammler pflegen sie eifersüchtig zu hüten.“

Bashir zuckte mit den Achseln. „Ich habe ihn immerhin geheilt.“

„Vermutlich so diskret, dass sein Name in keinem der Stationslogbücher auftaucht“, bemerkte die Trill trocken.

Kira runzelte die Stirn.

Odo machte den Eindruck, als würde er dem Arzt im nächsten Moment eine Frage stellen, die Bashir erkennbar weder hören noch beantworten wollte.

„Nun Constable“, kam Jadzia Bashir vorsorglich zu Hilfe. „Wissen Sie schon, was Sie dem Captain schenken werden?“

Odos Miene war zu entnehmen, dass er sich über die Natur dieses Ablenkungsmanövers völlig klar war, sich jedoch entschied, die Sache auf sich beruhen zu lassen. „Nein, und offen gestanden erstaunt es mich, welch große Bedeutung Humanoide dem Geburtstag einer Person beimessen.“

„Bajoraner nicht“, stellte Kira fest. „Was wahrscheinlich daran liegt, dass die meisten von uns ihr genaues Geburtsdatum gar nicht kennen. In den Flüchtlingslagern war die Geburt eines Kindes nicht unbedingt ein Anlass zum Feiern.“

„Was ist mit Ihnen, Nerys?“, kam Dax der betroffenen Stille zuvor, die solchen Erinnerungen an das dunkelste Kapitel der bajoranischen Geschichte für gewöhnlich folgte. „Ist es Ihnen gelungen, einen Sankarra-Stein aufzutreiben?“

Der Major schüttelte missmutig den Kopf. Sie hatte den Kommandanten von DS9 mit einem dieser besonderen Meditationskristalle überraschen wollen. Diese schimmernden Steine waren ein beliebtes Andenken bei den Cardassianern gewesen, so dass sie auf Bajor nur noch selten zu finden waren. Nicht einmal mit Shakaars tatkräftiger Unterstützung war es ihr möglich gewesen, einen Händler auszumachen, der einen Sankarra-Stein in seinem Sortiment hatte.

Dax seufzte. „Ich habe auch noch nichts.“

„Wirklich?“, entfuhr es Bashir verblüfft. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Suche nach einem Geschenk für Sie ein Problem sein könnte. Schließlich kennen Sie Captain Sisko länger als wir alle zusammen.“

„DAS ist ja das Problem!“ Die Trill seufzte erneut. „Nach so vielen Jahren gehen sogar mir die Ideen aus. Zumal ich aufpassen muss, Benjamin nicht versehentlich etwas zu schenken, das er bereits früher in ähnlicher Ausführung von mir bekommen hat. Immerhin soll es ja irgendwie eine Überraschung sein. Aber nach so vielen Geburtstagen ist das leider nicht mehr ganz so einfach.“

„Haben Sie es schon einmal im Kismet probiert?“, fragte Bashir. „Der neue Laden auf dem Promenadendeck“, ergänzte er. „Ich bin auf meinem Weg hierher direkt daran vorbeigekommen.“

„Auf dem Promenadendeck ist ein neues Geschäft eröffnet worden? Das habe ich gar nicht bemerkt. Kismet“, wiederholte Jadzia nachdenklich. „Diesen Begriff habe ich schon seit fast einem Jahrhundert nicht mehr gehört.“

„Sie kennen das Wort?“, erkundigte Odo sich.

Jadzia nickte. „Es stammt aus einer alten Erdensprache. Arabisch. Es bedeutet Schicksal. Ein ungewöhnlicher Name für einen Laden. Sind Sie sicher, dass es ein Geschäft ist, Julian? Für mich klingt die Bezeichnung eher nach einer religiösen Bruderschaft, wie es sie vor einigen tausend Jahren auf der orientalischen Seite der Erde gab.“

„Auf dem Schild stand: „Kismet - Günstige Gelegenheiten! An- und Verkäufe jeder Art“, meinte Bashir. „Wenn Sie mehr wissen wollen, müssen Sie dem Laden schon einen Besuch abstatten.“

„Worauf Sie sich verlassen können.“ Dax, schob ihren Stuhl zurück und erhob sich. Sie warf Kira einen auffordernden Blick zu.

Die Bajoranerin zögerte. „Das Schicksal wird von den Propheten bestimmt. Ein Geschäft so zu nennen, kommt einem Sakrileg gleich.“

„Komm Sie schon, Nerys.“ Dax lachte. „Seit wann sind Sie denn abergläubisch? Es ist nur ein Name, weiter nichts. Vermutlich hat der Besitzer arabische Vorfahren. Nun, was ist, oder wollen Sie etwa Quark bitten, Ihnen einen Sankarra-Stein zu beschaffen?“

Dieses Argument überzeugte den Major, ebenfalls aufzustehen.

„Odo?“, wandte Jadzia sich an den Constable.

„Ein anderes Mal“, wehrte der Sicherheitschef von DS9 ab. „Ich muss noch einige Berichte durchgehen.“

Die Trill war sicher, dass es sich nur um eine Ausrede handelte. Seit Kira und Shakaar ein Liebespaar waren, schien Odo die Gesellschaft der Bajoranerin regelrecht zu meiden. Jadzia ahnte die Gründe, weswegen sie nicht darauf beharrte, dass er sie begleitete.

„Ich habe schon ein Geschenk“, kam Bashir Jadzias Frage zuvor. „Und einige Patienten, die auf mich warten.“

„Also, Nerys“, Dax hakte sich mit einem aufmunternden Lächeln bei Kira unter. „Dann bleibt uns beiden wohl nichts anderes übrig, als das Schicksal ohne männlichen Schutz herauszufordern!“

* * *

Kira beäugte mit gemischten Gefühlen die schwarz getönten Scheiben, die keinen Blick auf das Innere des Geschäftes erlaubten. Im Gegensatz zu den übrigen Ladenbesitzern auf dem Promenadendeck schien der Inhaber des Kismet kein Interesse daran zu haben, potentielle Käufer durch die Dekoration seiner Schaufenster anzulocken. Anders als vor den anderen Geschäften gab es hier vor dem Eingang keine Ständer mit Warenauslagen. Nur ein schlichtes Schild über der für eine Raumstation altmodischen Tür mit der verschnörkelten Aufschrift:

Kismet - Günstige Gelegenheiten! An- und Verkäufe jeder Art!

zeigte überhaupt an, dass es sich um einen Laden handelte.
Kein Wunder, dass Jadzia das Geschäft vorher nicht bemerkt hat, dachte Kira, die sich am liebsten umgedreht hätte und auf die OPS geeilt wäre. Irgend etwas Unheimliches ging von den dunklen Scheiben aus. Sie konnte es fast körperlich spüren.

Dax jedoch schien nichts dergleichen zu empfinden. Nachdem die Trill eine Weile vergeblich versucht hatte, durch die schwarze Tönung zu spähen, zuckte sie mit den Achseln und packte den Türknauf.

Die Tür öffnete sich lautlos, ohne dass Dax eine weitere Bewegung machte.

So als ob jemand auf der anderen Seite sie aufgezogen hat, dachte Kira schaudernd.

Alles in ihr sträubte sich dagegen, Jadzia in den Laden zu folgen. Aber sie hatte keine andere Wahl. Dax würde sich von ihrer abergläubischen Furcht nicht hindern lassen. Und sie wollte auf keinen Fall, dass die Trill dieses seltsame Geschäft allein betrat.

Ein schwerer Duft empfing Kira im Laden. Der Geruch erinnerte sie an Weihrauch. An Bajor. An die Haupthalle des Tempels, in der sie so oft gewesen war, gemeinsam mit Bareil ...

Bareil ...

Als Kiras Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, schrak sie zusammen, weil sie im ersten Moment meinte, den verstorbenen Vedek hinter dem altertümlichen hölzernen Verkaufstresen zu sehen. Die Ähnlichkeit zwischen dem bajoranischen Ladenbesitzer und Bareil war frappierend. Silberne Strähnen durchzogen sein schwarzes Haar. Feine Fältchen umgaben den lächelnden Mund. Der Mann wirkte wie eine ältere Ausgabe Bareils. Sein Ohrring glitzerte im Schein der flackernden Kerzen, dem einzigen Licht, das den Raum erhellte.

„Mein Name ist Iman. Was kann ich für Sie tun?“ Seine Stimme war angenehm. Voll und tief.

„Wir suchen ein Geschenk“, antworte Dax. „Für einen guten Freund. Nicht irgend etwas. Es sollte etwas Besonderes sein.“

„Dann schauen Sie sich nur um.“ Iman machte eine allumfassende Geste. „Lassen Sie sich ruhig Zeit. Im Kismet gibt es eine unzählige Auswahl seltener, ungewöhnlicher Dinge. Ich bin sicher, dass Sie genau das finden werden, weswegen Sie gekommen sind.“

Kira, deren Furcht sich bereits verflüchtigt hatte, als ihr beim Betreten des Geschäftes der Weihrauchduft in die Nase gestiegen war, musste sich zwingen, ihren Blick von dem Mann hinter dem Tresen zu lösen.

In diesem Raum konnte man vergessen, dass man sich auf einer Raumstation befand. Man hatte das Gefühl, in einem alten Gewölbe zu stehen, einem Weinkeller, was durch die verwinkelten Regalreihen verstärkt wurde, deren Anordnung ohne erkennbare Systematik war. Genau wie die wirr darin verteilten Waren.

Obwohl Kira nicht den untrüglichen Instinkt eines Ferengis besaß, den Wert einer Sache innerhalb von Sekunden zu taxieren, brauchte sie in diesem Fall nicht viel länger, um festzustellen, dass die Ankündigung des Händlers eine mehr als übertriebene Anpreisung gewesen war. Die meisten Dinge sahen aus, als hätte man sie mit knapper Not davor bewahrt, in einer Müll-Recycling-Anlage zu enden. Die meisten sogar so, als hätten sie vor ihrer Rettung dort einige Zeit verbracht. Wenn hier drinnen etwas selten und ungewöhnlich war, dann war es der Umstand, dass der Ladenbesitzer vom Verkaufswert seiner Waren überzeugt war, die selbst für Kiras anspruchslose Begriffe völlig wertlos zu sein schienen.

Gerade wollte die Bajoranerin Jadzia den, mit Rücksicht auf den Inhaber, der sie so sehr an Bareil erinnerte möglichst taktvollen Vorschlag machen, das Geschäft wieder zu verlassen, als ein bläuliches Schimmern ihre Aufmerksamkeit erregte. Es kam aus einer Ecke, in der zwei staubige Regalflächen verwinkelt aneinanderstießen. Er ging von einem Gegenstand aus, der halb unter einem zerfledderten Buch begraben war, das schon einmal bessere Tage gesehen hatte.

Mit spitzen Fingern zog Kira den fleckigen Einband beiseite. Und erstarrte.

Ein Sankarra-Stein.

„Was ist das?“, fragte Dax, der die Reaktion der Bajoranerin nicht entgangen war.

„Ein Sankarra-Stein“, hauchte Kira.

„Wirklich?“ Die Trill klang enttäuscht. „Nach Ihren Erzählungen habe ich ihn mir ganz anders vorgestellt.“

„Anders?“, echote Kira verständnislos, während sie den Stein vorsichtig in die Hand nahm und behutsam über die glatte matt funkelnde Oberfläche strich. „Er ist genau so wie ich ihn Ihnen beschrieben habe. Genau so wie auf den alten Abbildungen. Er ist einfach ... atemberaubend!“

„Hm, wenn Sie meinen“, sagte Dax abgelenkt durch die Figur einer Tänzerin, an der ihr Blick hängengeblieben war, und die sie nun ergriff.

„Wie finden Sie die, Nerys?“

Kira musterte die Statue, deren Bemalung größtenteils abgeblättert war. Der Rest zeigte ein fratzenhaftes Gesicht. Der linke Arm war stark beschädigt, der rechte fehlte komplett.

„Also, ich weiß nicht“, versetzte die Bajoranerin gedehnt. „Halten Sie das für ein passendes Geschenk?“

„Nein.“ Dax lachte. „Natürlich nicht. Obwohl es sicher lustig wäre, Benjamin ein wenig in Verlegenheit zu bringen. Aber die Figur gefällt mir zu gut. Ich bezweifle, ob ich mich jemals wieder davon trennen könnte. Nicht einmal für Benjamin.“

„Haben Sie sich für etwas entschieden?“, kam Iman einer Bemerkung Kiras zuvor.

„Da hängt davon ab“, Dax hielt die Tänzerin hoch, „wieviel Sie dafür haben wollen?“

Iman lächelte. „Was bieten Sie mir?“

Die Trill zögerte kurz, bevor sie eine Summe nannte, die Kira sehr hoch vorkam. Auf jeden Fall viel zu hoch für diese Statue.

Trotzdem schüttelte Iman kaum merklich den Kopf, worauf Dax ihr Angebot verdoppelte.

Imans dunkle Augen glänzten im Kerzenlicht. „Ich habe kein Interesse an Latinum. Doch wenn Sie dieses Schmuckstück entbehren könnten, sind wir im Geschäft.“ Er deutete auf die Spange, die Jadzias Haar zusammenhielt.

„Sie wollen die Figur gegen meine Haarspange tauschen?“, vergewisserte Dax sich erstaunt.

Iman nickte. „Finden Sie den Preis unangemessen?“

„Nein“, erwiderte die Trill. „Lediglich ein wenig ... ungewöhnlich.“

„Dann akzeptieren Sie?“

„Ja.“ Jadzia löste die Spange und reichte sie Iman, der einen hölzernen mit Schnitzereien verzierten Kasten nahm und den Deckel öffnete.

„Offenbar verschmähen Sie Latinum normalerweise nicht“, bemerkte die Trill nach einem Blick in den leeren Kasten belustigt.

„Doch“, widersprach Iman, während er die Spange verstaute. „Aber ich bin noch nicht lange an diesem Ort. Sie sind meine erste Kundin.“

„Nun, wenn das so ist.“ Kira legte den Sankarra-Stein auf die Verkaufstheke. „Dann bin ich wohl Ihre zweite. Was möchten Sie für diesen Kristall? Mit Ausnahme meines Ohrrings, meines Kommunikators, meiner Uniform und meiner Rangabzeichen versteht sich. Denn all das kann, will und werde ich Ihnen nicht geben, ist das klar?“

„Vollkommen“, bestätigte Iman. „Allerdings befürchtete ich, dass ich Ihnen diesen Stein in dem Fall leider nicht überlassen kann. Denn wie ich sehe, tragen Sie außer den genannten Dingen nichts bei sich. Es sei denn, Ihre Stiefel zählen nicht zur Uniform.“

„Doch“, erklärte Kira. „Sie gehören dazu. Aber warten Sie.“ Der Major griff in eine Tasche und zog ein kleines Datenpadd hervor.

„Was ist das?“, fragte Iman.

„Eine Kopie der Rede, die ich nächste Woche vor dem Komitee für Wiederaufbau halten muss. Ich wollte Jake bitten, mal einen Blick darauf zu werfen“, ergänzte die Bajoranerin, als sie Jadzias amüsierte Miene bemerkte. „Genügt Ihnen das?“, wandte sie sich wieder an den Händler.

„Ich denke, ja.“ Er nahm das Padd und legte es in den Kasten. „Der Stein gehört Ihnen.“

An der Tür stießen Kira und Dax beinahe mit Miles O’Brien zusammen.

„Na, Chief“, meinte die Trill mit gespieltem Mitleid. „Haben Sie etwa noch kein Geschenk für den Captain?“

O’Brien lächelte schief. „Ich hoffe, hier etwas zu entdecken.“


„Keine Sorge, Chief“, versprach Dax, bevor sie Kira hinaus auf die Promenade folgte. „Ich wette, im Kismet werden Sie genau das finden, was Sie suchen.“

Nach dem Halbdunkel im Laden, stach das helle künstliche Licht auf dem Promenadendeck unangenehm in Jadzias Augen. „Ein interessanter Mann, dieser Iman, nicht wahr?“, fragte sie Kira, die ebenso wie sie selbst blinzeln musste.

„Ja“, stimmte die Bajoranerin zu. „Verblüffend diese Ähnlichkeit mit ... Bareil.“

„Bareil? Mich hat Iman eher an einen meiner Konkurrenten damals bei meiner Kandidatur für einen Symbionten erinnert. Ich konnte ihn nicht ausstehen. Doch ich muss zugeben, dass er Charme hatte. Genau wie Iman. Ich muss ihn gelegentlich einmal fragen, ob er sich auch um einen Symbionten beworben hat.“

„Wieso? Ich denke er hat mit Ihnen an demselben Programm teilgenommen. Sie erwähnten doch gerade, dass er Ihr Konkurrent war“, fügte Kira hinzu, als sie Jadzias erstaunten Blick bemerkte.

Dax lachte. „Ich spreche von Iman.“

„Iman?“ Kira runzelte die Stirn. „Auf welche Weise sollte ein Bajoraner wohl jemals zu einem Symbionten kommen?“

„Bajoraner?“, echote Jadzia verständnislos. „Wieso Bajoraner? Haben Sie die Flecken denn nicht gesehen? Also wenn Iman kein Trill ist, dann bin ich auch keiner.“

Der Major hielt abrupt an. „Sie müssen sich irren. Iman ist ein Bajoraner. Oder seit wann ist der Nasenrücken eines Trills geriffelt? Und seit wann tragen Trills einen bajoranischen Ohrring?“

Dax, die ebenfalls stehen geblieben war, starrte die Bajoranerin an. „Mir scheint, Sie sollten Ihre Augen einmal gründlich von Julian überprüfen lassen, Nerys.“

„Dasselbe wollte ich Ihnen gerade vorschlagen!“, gab Kira scharf zurück.

Jadzia warf ihr Haar zurück. „Ich habe das nicht nötig. Aber vielleicht liegt es ja gar nicht an Ihren Augen.“

„Nennen Sie mich etwa eine Lügnerin?“, fragte der Major gefährlich leise.

„Soweit würde ich nicht gehen wollen“, versetzte Dax. „Möglicherweise liegt es am Stress. Es könnte natürlich auch sein, dass der Raktajino vorhin Ihnen nicht bekommen ist.“

„Sie wagen es?!“, fauchte Kira.

„Ihr Ton gefällt mir nicht!“ Jadzia trat so dicht an die Bajoranerin heran, dass sie die andere fast berührte. „Nehmen Sie sich in Acht! Ansonsten könnte es Sie überraschen, was ich alles wage, wenn man mich herausfordert!“ Damit drehte die Trill sich um und tauchte nach einem letzten abschätzenden Blick auf Kira in der Menge auf dem Promenadendeck unter.

Mit geballten Fäusten sah die Bajoranerin ihr nach, bevor sie, ohne auf die verblüfften Mienen der anderen Passanten zu achten, dem Stützpfeiler, der ihr am nächsten war, einen wütenden Tritt versetzte.
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