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Ein Sommernachtstraum

von Feuerstern

Kapitel 1

Der heiße Wüstenwind strich über seine Haut, tanzte über die Schuppen an Hals und Gesicht. Seine Beine waren angewinkelt, seine Füße nackt. Er hatte sich extra hierfür eine dünne Tunika geschneidert, die sandfarben mit roten Akzenten seinen Körper umschmeichelte. Ruhig atmete er ein und aus, den Blick über die weite Ebene gerichtet. Er liebte Cardassia Prime. Er liebte es mit all seinem Herzen und seiner Seele. Seine Handinnenfläche strich langsam über den Sand, zogen gleichmäßige Wellen in den Boden, die einer Schlange ähnelten.

Nur das Pfeifen des Windes drang auf diesem hohen Bergplateau an seine Ohren. Nicht mal ein Vogel war zu hören. So hatte er es programmiert. So hatte er hier alles programmiert. In liebevoller Kleinarbeit hatte er alles an das er sich erinnern konnte eingefügt und gestaltet. In der Ferne musste irgendwo das Haus sein in dem er aufgewachsen war. Der Orchideengarten blühte, das Gartengerät seines Onkels lag überall verstreut herum und wartete auf eine fachkundige Hand.

Er war der einzige Cardassianer in seinem kleinen, persönlichen Cardassia Prime. Für mehrere Stunden die Woche.
Das Knirschen von Stiefeln drang an sein Ohr, doch Garak machte sich nicht die Mühe sich umzusehen. Er hatte den Eindringling schon gerochen noch bevor er einen Schritt in sein Holosuite Programm gesetzt hatte.

"Dukat...wie viel hast du Quark bezahlt, damit er dich reingelassen hat?", fragte er trocken und ohne den Blick von dem Panorama anzuwenden.
Ein leises Lachen war zu hören, das so typisch für den cardassianischen Soldaten war. "Ich muss dir eines lassen, alter Freund, du hast wirklich ein Händchen hierfür...wenn ich nicht wüsste, dass es nur ein Programm ist ...". Dukat trat neben Garak, der noch immer saß und ihn keines Blickes würdigte.
"Was willst du, Dukat?", fragte er schroff. Es überraschte ihn nicht einmal den anderen Cardassianer zu sehen. Dukat war bereits einige Tage auf der Station und hatte immer wieder versucht in seine Nähe zu gelangen, was Garak stets umgangen hatte.
"Elim...", begann Dukat, doch Garak fiel ihm barsch ins Wort: "Garak. Für dich Garak." Der ehemalige Spion spannte sich und verfluchte Dukat innerlich dafür hier zu sein. Es war fast genauso schlimm als hätte der Soldat plötzlich in seinem Schlafzimmer gestanden, doch er wollte auf keinen Fall, dass dieser sein Unbehagen bemerkte.

"Es tut schon fast ein wenig weh, den Mann, der beinahe einer der Einflussreichsten auf Cardassia geworden wäre, hier so sitzen zu sehen...", er verschränkte die Arme und sah zu dem Älteren hinab. Seine Stimme war ruhig und besonnen. Garak verzog die Lippen. Wenn Dukat in dieser Stimmung war, konnte man fast glauben, dass er ein vernünftiger Vertreter seiner Art war. Der Wahnsinn, der ihn innerlich verzehrte schien in solchen Momenten wie verflogen...

"Ich...habe Akten des Obsidianischen Ordens gefunden und dekodiert...", setzte er an, stutzte dann und lies sich neben Garak nieder. Etwas verwundert bemerkte dieser, dass Dukat keineswegs seine militärische Uniform trug, sondern ebenfalls recht legere und luftig gekleidet war.

"Du kannst mir nicht mehr schaden, Dukat. Ich habe doch bereits alles verloren was mir wichtig war. Was bringen dir da schon ein paar weitere Geheimnisse eines längst gefallenen Ordens?", fragte er mit Bitterkeit in der Stimme. Dies war nicht der richtige Ort um über den Obsidianischen Orden zu sprechen. Für den ehemaligen Spion lag zu viel Melancholie und Tristess in der Luft, wenn er hier war. Seiner Heimat so nah und doch so fern.

Dukat ging nicht auf seinen Einwand ein: "Ich habe Berichte und Blutproben gefunden, die mit der höchsten Sicherheitsstufe verschlüsselt waren."
Garak schmunzelte mit glasigem Blick. "Ich wusste, dass sie irgendwann jemand finden würde. Ich habe den Code selbst geschrieben, weißt du. Ich hoffe, du hast sehr lange gebraucht um ihn zu entschlüsseln, damit der Aufwand wenigstens für etwas nutze war."

Der Ältere hob den Blick und traf auf Dukats dunkelblaue Augen, welche ihn erstaunt musterten. "Du haste es gewusst? Du hast gewusst, das er dein Vater war?". Obwohl es die Situation eigentlich verbot, lachte Garak auf. Er hatte noch nie solche Verwirrung im Gesicht dieses arroganten und selbstherrlichen Cardassianers gesehen.
"Ja, Skrain, ich wusste es.", er schmunzelte und atmete geräuschvoll aus. "Ich wusste es bereits als ich noch in der Ausbildung im Orden war...Tain hat sich nie dazu geäußert, aber in seinen Augen sah ich für den Bruchteil einer Sekunde, das es wahr war."

Dukat schien noch immer sprachlos was diese skurrile Szenerie noch lächerlicher erschienen lies. Er, Elim Garak, saß hier auf einem künstlichen Bergplateau, auf einem künstlichen Cardassia Prime mit seinem nur allzu echten Erzfeind und sprach von der Leber weg über Dinge, die sonst niemand von ihm wusste.
Auch Dukat schien diesen Umstand plötzlich zu realisieren, doch er suchte nach Worten. Der ehemalige Spion war zunehmend irritiert, dass diese Information den gestandenen Soldaten so aus der Bahn zu werfen schien.

"Du...", begann Dukat, "...warst sein Sohn. Nicht sein Protegè. Nicht sein Geliebter. Du hast es nicht getan um weiter im Orden aufzusteigen, sondern weil er dir den Auftrag gegeben hat...", murmelte er und starrte, um Fassung ringend, vor sich auf die wilde Steppe unter ihnen.

Garak verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Ja, Dukat. Das habe ich. Aber es ändert nichts. Dein Vater war schuldig. Ich habe es nur zum Besten des Staates getan." Da waren sie wieder. Immer und immer wieder drehten sich ihre Gespräche um den Auftrag, der alles zwischen ihnen zerstört hatte. Genau wie Tain es beabsichtigt hatte.

"Es ändert Einiges.", Dukat hob den Kopf und sah Garak direkt an. "Man widersetzt sich seinem Vater nicht, egal was er verlangt. Das weiß jeder Cardassianer. Selbst wenn man nicht tun will was von einem verl...". Garak fuhr auf und sah wütend zu Dukat hinab. "Ich wollte es nicht tun! Ich wollte nie das es soweit kommt! Und ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich...das ich tatsächlich Beweise finde!", die Augen des Älteren flammten auf vor Zorn und seine Stimme war so laut, das er fast schrie. Wie oft musste er sich selbst noch vorwerfen lassen er zu sein? Und welch Ironie war es, dass er an dem Ort, der seine Zuflucht sein sollte, nun doch mit seinem Ich konfrontiert wurde.

Er musste hier raus. Und Quark würde er bei Odo melden. Er hatte keine Ahnung was er angerichtet hatte. Schroff wandte sich der ehemalige Spion von Dukat ab: "Computer, Programm be...", eine kräftige Hand packte ihn am Arm. "Nicht. Nicht jetzt!"

Es war nicht der Schmerz, der seinen Arm durchdrang. Es war auch nicht Dukats herrische Stimme, die ihn davon abhielt seinen Satz zu beenden. Es war sein flehender Blick. Einen Gesichtsausdruck, den wohl noch nie jemand auf dem Gesicht des Guls gesehen hatte. Und plötzlich waren er und Dukat wieder jung und voller Tatendrang. Damals auf Cardassia Prime. Ein junger aufstrebender Soldat aus hohem Hause und ein eifriger Agent des Ordens, der den Schelm im Nacken trug.
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