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Ein Sommernachtstraum

von Feuerstern

Kapitel 2

Der Wind raschelte leise durch Äste und Blätter der großen Bäume als sich Skrain Dukat auf dem Heimweg machte. Sein Vater hatte einen umfangreichen Empfang in der Ruhmeshalle ihrer Stadt gegeben und Skrain hatte die viele Aufmerksamkeit und den Respekt, den man seiner Familie entgegenbrachte, sehr genossen. Die wichtigsten politischen und militärischen Persönlichkeiten hatten sich die Ehre gegeben und den jungen Dukat mit allerlei Schmeicheleien versehen. Zweifellos um in der Gunst seines Vaters aufzusteigen, doch das war dem jungen Soldaten einerlei. Er war nur allzu empfänglich hierfür.

Da er als Sohn des Gastgebers eine gewisse Pflicht inne hatte, war der Kanar nicht allzu stark geflossen und Skrain nur ein wenig angeheitert als er entschied die paar Kilometer heimwärts zu laufen. Er genoß den scharfen Kontrast von stiller Natur zu dem rauschendem Fest.

Entspannt sog er die warme Nachtluft in seine Lungen, nur um dann befreit auszuatmen. Ihm stand eine große Zukunft bevor und er würde sie mit offenen Armen in Empfang nehmen.
Doch nicht nur Komplimente und Karrierewege hatten sich an diesem Abend in sein Gedächtnis gebrannt. Es waren einige andere junge Soldaten, Diplomaten und Politiker anwesend gewesen. Gerüchteweise sogar Funktionäre des Obsidianischen Ordens! Enabran Tain hatte er natürlich erkannt. Wer kannte den wahrscheinlich einflussreichsten Mann Cardassias nicht?
Sein Vater hatte sich auffällig Mühe gegeben diesen Cardassianer zu hofieren und sich in seiner Nähe aufzuhalten. Es hatte nicht lange gedauert bis Skrain ihm vorgestellt wurde. Zwar hätte er es nie zugegeben, doch der durchdringende Blick des Tains hatte ihn innerlich frösteln lassen. Dieser Mann ging über Leichen und doch...die Männer des Ordens strahlten eine geheimnisvolle Aura aus, der man sich kaum entziehen konnte. Der junge Soldat hatte es trotzdem vorgezogen nicht mehr Zeit als nötig bei ihm zu verbringen ohne dabei unhöflich zu wirken. Procal Dukat hatte dies allerdings sicherlich bemerkt und würde ihn morgen dafür rügen. Irgendwas fand sein Vater schließlich immer.

Abseits von Tain hatten allerdings einige junge Männer seine Aufmerksamkeit erregt. Vielleicht ergab sich in nächster Zeit das ein oder andere Stelldichein. Skrain war sich seiner Attraktivität - die durch seinen Stand sicher noch einmal vergrößert wurde - sehr bewusst. Es gab einige, die das Bett gerne mit ihm teilen wollten und Skrain sah keinen Grund dies nicht zu nutzen bevor sein Vater für ihn eine politisch nützliche Ehefrau fand.

Die Stimmung des jungen Soldaten hätte also nicht besser sein können als es plötzlich neben ihm raschelte und eine Gestalt aus dem Waldstückchen trat. Sie trug eine fein geschnittene, modische Tunika in dunklen Farben und bewegte sich auffällig geschmeidig. Dukat trat überrascht einen Schritt zurück, erkannte den Fremden jedoch wenige Augenblicke später. Er war einer der Gäste auf dem Fest gewesen. Seine hellblauen Augen waren ihm aufgefallen...seine Statur...sein Gesicht. Insgeheim hatte er ihn bereits auf die Liste von potentiellen Liebhaber gesetzt. Doch was sollte dieser nächtliche Überfall? Dukats Verwirrung maskierte er gekonnt mit Aggressivität.

"Geben Sie sich zu erkennen und lungern nicht in den Büschen wie ein gemeiner Strauchdieb!", sagte er unwirsch und verschränkte die Hände vor der Brust. Unbewusst lauschte er auf weitere Geräusche, die eventuell weitere Anwesende verrieten.

Der Fremde schmunzelte und hatte die Hände hinter dem Rücken lose verschränkt. Seine Schritte wirkten leicht, fast schlendernd, doch Dukat war sich sicher, dass er im Zweifel einen sehr sicheren Stand haben würde, wenn es zu einem Kampf kam.

"So allein unterwegs, Dukat? Hat ein Mann deines Formats nicht einen Leibwächter verdient?", fragte er mit melodischer, leicht spöttelnder Stimme, die Dukat sofort gefiel. Sie war so ruhig und dunkel...
"Ich kann sehr gut auf mich aufpassen. Ich habe Sie auf dem Empfang heute Abend gesehen. Sie waren leider so unhöflich und haben sich nicht vorgestellt.", bemerkte er auffordernd und hob das Kinn angriffslustig ein wenig an.

"Ja, ich verstehe. In der Tat unhöflich. Ich stehe ungern im Mittelpunkt während sich hohe Herrschaften treffen und Stammbäume vergleichen.", seine Blick hielt den Dukats während er sich näherte. Ein Schauer jagte Dukats Rücken hinab. Seine Bewegungen waren so fließend, dass er beinahe einem Raubtier ähnelte. Doch er würde nicht die Beute sein. Er dominierte solche Situation. Er gab den Ton und die Richtung vor...gerade jedoch entglitt sie ihm.

"Sie haben mir noch immer nicht geantwortet. Verschwenden Sie nicht meine Zeit, ich bin auf dem Heimweg. Wenn Sie ein Anliegen oder eine Bitte an das Haus Dukat haben, dann stellen Sie sie wie jeder andere auch: schriftlich an unseren Verwalter.", sagte er kühl und ging einen Schritt auf den Fremden zu. Mit einer barschen Handbewegung wollte er ihn zur Seite stoßen als dieser blitzschnell seine Hand ergriff und festhielt.

"Garak. Obsidianischer Orden.", sagte er schlicht.

Ob er es Dukats überraschtes Gesicht angesichts ihrer Situation genoß, war ihm nicht anzusehen. Wenn ja, war er meisterhaft Herr über seine Emotionen.
Dukat verharrte in seiner Position, da ihm wohl jeder andere Bewegung das Handgelenk brechen würde. Der Orden. Natürlich... Garak. Enabran Tains Protegè über den so viel gemunkelt wurde. Warum hatte Tain ihn nicht vorgestellt? Es wäre ein geradezu prädestinierter Abend hierfür gewesen. Dukat verdrängte diesen Gedanken rasch wieder. Orden hin oder her, diese Situation war seiner nicht würdig!
"Lassen Sie meine Hand los oder ich werde dafür sorgen, dass Sie im hinterletzten Loch Cardassias verrotten und nie wieder das Tageslicht sehen. Ich bin...", setzte er an, doch Garak unterbrach ihn ernst.
"Skrain Dukat, Sohn von Procal Dukat. Der vielversprechendste Emporkömmling, den Cardassias Militär in den letzten Jahren gesehen hat. Exzellente Akademieergebnisse und erste Belobigungen.", er stutzte und lies seinen Blick über Dukat gleiten, "Und ein wahres Paradebeispiel an cardassianischer....Statur..."
Garak lachte als Dukats Gesichtszüge entgleisten - ihm gefiel wie die selbstsichere Fassade zu bröckeln begann. Einen Mann wie Skrain Dukat verunsicherte man nicht mit Drohungen...subtilere Arbeit war gefragt.

Noch ehe der Jüngere etwas entgegnen konnte entließ ihn Garak aus dem lähmenden Griff woraufhin Dukat wütend nach ihm schlug. Garak wich ihm behende aus und ging langsam rückwärts auf den Waldrand zu ohne ein Geräusch zu verursachen.
Dukats Blick wanderte zu dessen Schuhen nur um festzustellen, dass es keine besonderen waren. Sein Gegenüber schien sich schlichtweg lautlos zu bewegen. Es stimmte also doch was man über den Orden sagte: Nicht nur Spione sondern auch gedungene Mörder!

"Bisher sehe ich nicht wirklich einen Grund zur der Euphorie, die man dir entgegen bringt. Name und Stammbaum scheinen doch maßgeblich an dem Spektakel, das man um dich macht, teilzuhaben.", murmelte Garak scheinbar desinteressiert, zuckte mit den Schultern und begann rückwärts in die Schatten des Waldes zu tauchen. Erneut leuchteten die hellblauen Augen spöttisch auf und ein schelmisches Lächeln umschmeichelte seine Züge, ehe er in der Dunkelheit verschwand.

Fassungslos stand Dukat dort während Wut in ihm aufkeimte und seinen Weg an die Oberfläche suchte. Oh nein! So einfach würde er diese unverschämte Person nicht davon kommen lassen! Was bildete sich dieser Mann ein? Noch nie hatte ihm jemand derartige Dinge vorgeworfen.

Wütend hechtete er dem unverschämten Cardassianer nach. Das würde er büßen!

Die Dunkelheit traf ihn unvermittelter als gedacht - war der Wald an dieser Stelle besonders dicht? Kaum ein Mondstrahl drang durch die Kronen. Der junge Soldat war durchaus trittsicher und orientierte sich rasch. Rechts von ihm bewegte sich etwas Kleines und huschte über den trockenen Boden. Ein Rascheln. Er fuhr herum und wich einen aufgeschreckten Vogel aus, der direkt auf ihn zugehalten hatte. Wo war der Fremde so schnell hin?

Seine Augen gewöhnten sich an die Lichtverhältnisse als er vorsichtig sein Messer aus der Halterung an seinem Gürtel zog. Eher ein Prunkmesser als eine wirklich Waffe, doch woher sollte der Andere dies schon wissen.

In Skrains Ohren rauschte das Blut schon fast freudig erregt. Was auch immer der zweite Cardassianer mit dieser Aktion bezweckte, so fühlte sich der Soldat in ihm herausgefordert als er tiefer in den Wald drang. Der Gedanke, dass dies ein groß angelegter Mordplan gegen ihn war, kam ihm nicht. Der Orden wäre anders vorgegangen: Schneller. Unsichtbarer.
Ein Geräusch hinter ihm lies ihn herumwirbeln, doch nicht rechtzeitig genug um den Gegner mit seinem Messer zu verletzen. Der andere Cardassianer griff nach seinen Handgelenken und warf ihn zu Boden. Dukat spürte Steine und Äste, die sich in seine Prunkuniform drückten und gegen seine Wirbelsäule pressten als sie miteinander rangen. Mehrmals rollten sie herum, kämpften um die Vorherrschaft bis beide vor Anstrengung keuchten und Dukat sich mit einem Ächzen obenauf behaupten konnte.

Noch immer drohend das Messer in der Hand halten, stemmte er sich Garaks Arm entgegen, welcher die Klinge von seinem Gesicht fern hielt.
Triumph leuchtete in den dunkelblauen Augen des Soldaten auf als er realisierte wie die Gegenwehr langsam aber sicher nachließ und die Klinge sich Zentimeter für Zentimeter weiter nach unten drückte. "Egal wie geschmeidig und leise Sie sind, ich...", er schluckte schwer vor Anstrengung, "...bin stärker!"

Garak wand sich unter ihm und setzte noch einmal seine volle Energie in die Arme um gegen seinen Angreifer zu halten. Er begann zu zittern. "Ich", begann er und holte tief Luft, "weiß!". Seine Arme gaben ohne Vorwarnung komplett nach, doch gleichzeitig drehte sich der Ältere geschickt zur Seite und zockt sein Knie mit unerwarteter Wucht hoch, so dass es Dukats Magen traf.
Überrascht fiel dieser nach vorn und verlor das Messer aus der Hand, welches in der Dunkelheit davonsegelte. Er krümmte sich und rang nach Luft. Dieser Bastard! Er knirschte mit den Zähnen als er bemerkte wie sich Schritte entfernten. Der Bastard rannte!

Dukat rappelte sich auf und folgte dem Fliehenden durch die dichte Vegetation. Zu seiner eigenen Überraschung konnte er recht gut Schritt halten und verlor den anderen Cardassianer nicht aus den Augen. Mehrere Minuten hechteten beide durch den Wald. Dukat hatte sich schon lange nicht mehr so frei und wild gefühlt. Die stoische Ruhe und Kühle seines Vaters war ihm immer zu wider gewesen und auch die Tatsache, dass er diese die meiste Zeit übernehmen musste um sein Haus würdig zu repräsentieren.

In der Ferne erkannte er den Umriss eines eingefallenen Hauses, welches sich nur schummerig abzeichnete. Der Agent verschwand darin und Dukat kam davor zum stehen. Seine Flanken brannten und er rang nach Atem. Was sollte dies nun schon wieder? Er blickte an sich herab: Die Uniform war überseht von Erde, Dreck und Kratzern. Er schnaubte und trat bestimmt durch die Tür, welche nur noch in Ihren Angeln hing. Die Elektronik war scheinbar schon lange ausgefallen und das Haus ähnelte eher einer Ruine als einer rechten Behausung. Hier lebte schon seit Jahren niemand mehr.
"Was immer sie auch vorgehabt haben - hier ist Schluss. Ich lasse Sie verhaften und anschließend verhören!", sagte Dukat in lautem Tonfall an die Dunkelheit gerichtet.
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