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Wer ohne Schuld ist ...

von Martina Strobelt

Kapitel 1

Heute am Markttag waren die Straßen der kleinen Stadt so überfüllt, dass die beiden Bajoraner, die sich hier ihren Weg bahnten, Mühe hatten, einander in der Menge nicht zu verlieren. Nicht etwa, dass es viel zu kaufen gab, die Zeiten waren schwer und der cardassianische Stadtkommandant beanspruchte den größten Teil der Ernte der umliegenden Felder für sich und seine Männer. Aber das Wenige, das an den Ständen von den Bauern feilgeboten wurde, genügte, um die Stadtbevölkerung aus ihren Häusern zu locken. Niemand wusste, wann der nächste Markttag angesetzt werden würde. Je nach Laune des cardassianischen Kommandanten, der hier die Befehlsgewalt hatte, konnten Wochen oder gar Monate vergehen, bis es hier auf dem Platz vor der kleinen Kapelle wieder Nahrung zu kaufen gab, und wer klug war, der deckte sich bei Zeiten ein.

Mit großen Augen verfolgte Tahna Los das geschäftige Treiben dieser Stadt, die sich so sehr von dem kleinen Dorf unterschied, in dem er aufgewachsen war. Die Hitze dieses Sommers hatte den Bach austrocknen lassen, der an die Felder seines Onkels grenzte, bei dem er lebte, seit seine eigene Familie vor drei Jahren bei einem Grubenunglück ums Leben gekommen war. Ohne Bewässerung war die Ernte in der glühenden Sonne vertrocknet. Vor die Wahl gestellt, entweder zu verhungern oder sein letztes Geld für den Kauf von Nahrungsmitteln auszugeben, war der Onkel mit seinem Neffen vor zwei Tagen hierher aufgebrochen.

Von dem langen Fußmarsch, der hinter ihnen lag, erschöpft, wollte Tahna Los gerade seinen Onkel bitten, etwas langsamer zu gehen, als das Stimmengewirr um sie herum plötzlich von lauten Rufen übertönt wurde.

„Weg mit euch, macht gefälligst Platz!“

Die Menge verstummte und teilte sich schweigend. Durch die so entstehende Gasse schritt ein hünenhafter Bajoraner, dem vier nicht minder kräftige Landsleute folgten, die eine vergoldete Sänfte trugen.

Tahna Los war groß für seine fünfzehn Jahre, dennoch musste er sich recken, um über die Köpfe jener, die vor ihm standen, auf das Geschehen zu spähen. Unwillkürlich hielt er den Atem an, als sein Blick auf die schönste Frau fiel, die er jemals zu Gesicht bekommen hatte.

Ihre Haare glichen lodernden Flammen. In dichten Locken herabfallend umrahmten sie ein zartes Gesicht, das von zwei großen grünen Augen beherrscht wurde. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Gewand aus einem glitzernden Material, das sich wie eine zweite Haut an ihren Körper schmiegte. Um ihren Hals, an den Ohren, den Handgelenken und auch an den nackten Armen funkelte Schmuck, dessen Gegenwert in Getreide umgerechnet vermutlich ausgereicht hätte, die Bewohner dieser Stadt für mehrere Jahre hindurch zu ernähren.

Ihr gelangweilter Blick schien die von der täglichen Last gebeugten und vom Hunger verhärmten Angehörigen ihres Volkes, die ihren Weg säumten, gar nicht zu bemerken.

Fasziniert starrte Tahna Los auf diese Frau, die so ganz anders war als die Frauen, die er kannte. Eine Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm zu, dass sie schlecht war, dass nur Kollaborateure in diesen Zeiten so wohlgenährt und gut gekleidet waren und sich geschmückt mit Juwelen in einer Sänfte müßig durch die Straßen tragen lassen konnten, aber das Rauschen seines Blutes, das auf einmal schneller und heißer als gewöhnlich durch seine Adern zu fließen schien, war lauter als jene Stimme in seinem Kopf. Ohne sich des Hasses auf den Gesichtern der Umstehenden gewiss zu werden, wandte Tahna Los sich mit jener Frage an den Mann rechts vor sich, die ihm im Moment mehr auf der Seele brannte als alles andere: „Wer bei den Propheten ist sie?“

Der Angesprochene maß ihn halb verächtlich, halb drohend. „Du beleidigst die Propheten, Junge, wenn du sie mit dieser gottlosen Person in einem Atemzug nennst!“

„Bitte vergebt ihm sein dummes Geschwätz“, sagte Tahnas Onkel schnell, während er den Arm seines Neffen ergriff, um ihn fortzuziehen. „Wir sind fremd hier und ...“

Tahna schüttelte die Hand seines Onkels ab. „Wie heißt sie?!“, beharrte er störrisch auf einer Antwort.

Der Städter spuckte in hohem Bogen in den Staub zu seinen Füßen. „Du hast einen seltsamen Geschmack, Junge. Aber da du es unbedingt wissen willst, ihr Name ist Arkana, und gegen sie ist eine Hure eine anständige Frau!“

* * *

Die Straßen der Stadt lagen in völliger Dunkelheit, das Beleuchtungssystem war schon seit vielen Jahren defekt und die cardassianische Stadtverwaltung sah keine Veranlassung es zu reparieren, mit Ausnahme jenes Teiles, der sich in den von Cardassianern bewohnten Vierteln befand.

Mit klopfendem Herzen hastete Tahna Los durch die Dunkelheit. Sein Onkel war wegen des unziemlichen Verhaltens seines Neffen auf dem Marktplatz sehr zornig gewesen. Doch das hatte Tahna nicht daran gehindert, sich kaum, dass sein Onkel eingeschlafen war, aus der schäbigen Herberge zu schleichen und sich auf die Suche nach jener Frau zu machen, die ihm nicht mehr aus dem Sinn gehen wollte. Er dankte den Propheten, dass sein Onkel zu müde gewesen war, um sich noch an diesem Abend auf den Heimweg zu begeben, weil es ihm sonst unmöglich gewesen wäre, diese Frau mit dem flammend roten Haar noch einmal zu sehen, und mochte es auch nur heimlich durch das Fenster ihres Hauses sein.

Schuldbewusst dachte er an das Geld, das er in einem unbeobachteten Moment aus der Börse seines Onkels genommen hatte, damit es ihm in die richtige Hand gelegt den Weg zu dem Haus verraten würde, in dem Arkana lebte. Andererseits, es war ja nur ein sehr geringer Betrag gewesen, der gerade so ausgereicht hatte, sich die gewünschte Information zu erkaufen, und half er seinem Onkel nicht seit Jahren auf den Feldern, arbeitete er nicht härter als dessen eigene Söhne, die ihre Zeit lieber damit verbrachten, davon zu träumen, sich einer der zahlreichen Widerstandsgruppen anzuschließen als zu harken und zu pflügen? Er selbst hatte noch nie daran gedacht, sein Dorf zu verlassen. Er liebte die wogenden Weizenfelder und er vermochte nicht einmal ein Huhn zu schlachten, ohne dass ihm im angesichts des Blutes übel wurde. Jemand wie er taugte nicht zum Rebellen, das war die Meinung seiner Vettern, die von ihm geteilt wurde.

Dennoch, manchmal wachte er morgens auf und erinnerte sich schwach an Träume, in denen er gegen Cardassianer gekämpft, sie reihenweise getötet hatte – und er verspürte einen Nachhall des berauschenden Gefühls, das er dabei empfunden hatte ...

Tahna Los vergaß diesen Gedanken und auch sein schlechtes Gewissen ob des Diebstahls als er nun um eine Ecke bog und vor sich jenes hell erleuchtete Haus erblickte, das der kleine Bettler ihm beschrieben hatte, dem er das Geld aus der Börse seines Onkels in die schmutzige Hand gedrückt hatte.

Aus den geöffneten Fenstern drangen Musik, Gelächter und einzelne Gesprächsfetzen, die er nicht verstand, da sie cardassianischen Ursprungs waren. Offenbar war hier ein rauschendes Fest im Gange.

Dicht an die Mauer des Hauses gepresst starrte Tahna Los mit brennenden Augen durch eines der Fenster in einen großen Raum, in dem eine Gruppe cardassianischer Offiziere die rothaarige Gastgeberin umringte, die sich ebenso wie ihre Besucher sehr zu amüsieren schien. Ihr perlendes Lachen mischte sich mit dem leisen Klirren ihrer Armbänder wann immer sie ihre Hand hob, um einen Schluck aus einem langstieligen Glas zu nehmen oder einem ihrer Gäste mit ihrem mit Juwelen besetzten Fächer spielerisch auf die uniformierte Schulter oder auf die schuppige Wange zu klopfen. Sie war noch spärlicher bekleidet als bei ihrer ersten Begegnung, doch keiner der anwesenden Cardassianer machte auch nur die geringsten Anstalten eines Annäherungsversuchs.
Sie ist die Mätresse des Stadtkommandanten, klangen Tahna wieder die Worte des bettelnden Jungen in den Ohren, die unaufgefordert die gewünschte Wegbeschreibung begleitet hatten. Sie kann sich alles erlauben, Gul Jarrak ist verrückt nach ihr und keiner würde es wagen, ihn zu reizen!

Nun verstand er die Verachtung der Menge auf dem Marktplatz, ihren verstohlen gezeigten Hass, doch in seinem Herzen war kein Platz für Verachtung oder Hass, denn es war übervoll vom Gefühl der ersten Liebe, das viele Erklärungen, viele Entschuldigungen für ihr Verhalten zu finden suchte. Sie gab sich einem Feind hin, um ihre Familie vor dem Tode zu retten, der Gul zwang sie mit der Drohung unter seinen Willen, ansonsten ein Flüchtlingslager dem Erdboden gleich zu machen, sie horchte ihn im Geheimauftrag des Widerstands in ihren Armen aus, opferte ihre Ehre für das Wohl ihres Volkes ...

Ihre gute Laune, ihre aufreizende Aufmachung, ihr Lachen, all das strafte seine verzweifelten Überlegungen Lügen, aber er klammerte sich mit aller Kraft an diese Selbsttäuschung, weil er die Wahrheit nicht ertragen konnte.

„Es ist schon spät“, ließ da eine dunkle befehlsgewohnte Stimme die Gespräche und das Gelächter im Raum verklingen. Sie gehörte einem Cardassianer, der abseits der Gruppe, die Arkana umringte, in einem Sessel saß. Tahna Los’ Aufmerksamkeit war so auf Arkana konzentriert gewesen, dass er diesen Gast erst jetzt bemerkte. Der junge Bajoraner hatte den Kommandanten dieser Stadt noch nie gesehen, aber er wusste sofort, dass es kein anderer als Gul Jarrak war, der sich jetzt mit einer nachlässigen Bewegung erhob, neben seine Mätresse trat und ihr besitzergreifend den Arm um die Taille legte. „Es ist spät“, wiederholte er, worauf seine Offiziere hastig ihre Gläser austranken und um die Erlaubnis baten, in die Garnison zurückkehren zu dürfen, die ihnen gnädig gewährt wurde. Die Cardassianer salutierten vor ihrem Kommandanten, dankten ihrer Gastgeberin unter höflichen Verbeugungen für den angenehmen Abend, dann verabschiedeten sie sich mit Ausnahme zweier Wachen, die vor der Tür des Hauses Posten bezogen.

Jetzt, dachte Tahna Los hoffnungsvoll. Jetzt führt sie ihren Auftrag aus und tötet ihn. Aber nichts dergleichen geschah.

Gul Jarrak zog seine Geliebte enger an sich und sie schmiegte sich mit einem so wohligen Seufzen in seine Arme, dass der Hass und die Eifersucht den Jungen am Fenster alle Vorsicht vergessen ließ.

Tahna Los schwang sich durch das geöffnete Fenster ins Zimmer und stürzte sich mit einem Nimm deine Hände von ihr! auf den überraschten Cardassianer.

Gul Jarraks Verblüffung hielt indessen nicht lange an. Den um einiges leichteren Bajoraner abzuschütteln, seine Waffe zu ziehen und auf den unerwarteten Angreifer anzulegen, war für den kampferprobten Offizier eine Sache weniger Sekunden. Noch ehe die von dem Lärm alarmierten Wachen hereingestürmt waren, lag Tahna Los schon auf dem Boden und blickte in die Mündung eines Phasers, und er verdankte es einzig Arkanas gellendem Nein!, dass er seinen Leichtsinn nicht mit dem Leben bezahlte.

Der Betteljunge hatte die Wahrheit gesprochen, der cardassianische Stadtkommandant begehrte seine bajoranische Mätresse mit einer Leidenschaft, die ihn dazu brachte, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Hätte sie von ihm verlangt, die Situation ihrer Landsleute in den ihm unterstellten Lagern zu verbessern, hätte er es ohne zu Zögern getan, doch ihre Forderungen bezogen sich stets nur auf ihre eigene Person, was ihn erleichterte, aber den Hass ihrer bajoranischen Mitbürger gegen sie ins Unermessliche steigerte. Hätte sie ihre Position genutzt, um den weniger Glücklichen ihres Volkes zu helfen, wäre man vielleicht bereit gewesen, ihre Sünden zu vergeben, sie jedoch hatte stets nur ihr eigenes Wohl im Sinn.

... bis zu diesem Moment zumindest, da sie Gul Jarrak davon abhielt, diesen blonden Jungen zu erschießen, den sie nie zuvor gesehen hatte ...

Hätte jemand sie nach dem Grund für ihr Eingreifen gefragt, hätte sie ihm keine Antwort geben können, weil sie selbst nicht wusste, warum ihr etwas am Leben dieses jungen Bajoraners lag, den sie nicht einmal kannte. Vielleicht war es der Ausdruck in seinen blauen Augen, der sie rührte, vielleicht genoss sie aber auch lediglich das Gefühl der Macht, die sie über Herz und Verstand dieses stolzen Cardassianers hatte. Was immer es auch war, das sie bewogen hatte, Gul Jarrak zurückzuhalten, auf seinen fragenden Blick hin schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln und meinte leichthin, dass sie diesen schönen Abend nicht mit einer Hinrichtung und ihren kostbaren Teppich nicht mit Blut verdorben haben wolle und ein halbes Kind mit einem offensichtlich verwirrten Geist den Zorn eines Mannes wie Gul Jarrak nicht wert sei.

Ihre sanften Worte gaben ihm das Gefühl, der eigenen Größe gerecht zu werden, wenn er diesem Jungen das Leben schenkte. Sie beide wussten, dass er ihren Launen nur zu gerne nachgab, aber sie war klug genug, ihre Forderungen im Beisein von anderen in demütige Bitten zu kleiden und so den äußeren Schein zu wahren, dass er eine Gnade gewährte, wenn er sie erfüllte.

„Was also soll ich mit diesem kleinen Attentäter anfangen?“, fragte er schließlich, um diese Angelegenheit zu beenden und dort weitermachen zu können, wo sie gerade unterbrochen worden waren. Auf einen knappen Wink zerrten die Wachen Tahna Los auf die Füße, während Gul Jarrak seinen Phaser wegsteckte. „Ich lege sein Schicksal in deine zarten Hände. Soll ich ihn von meinen Wachen verprügeln lassen oder ihn in eine Mine schicken?“

„Schenk ihn mir“, entfuhr es ihr spontan. „Er könnte in der Küche helfen und bei Festen servieren“, ergänzte sie schnell, als sie die missbilligende Falte bemerkte, die sich auf seiner Stirn gebildet hatte. Er war verrückt nach ihr, aber er hatte ihr auch mehr als einmal deutlich zu verstehen gegeben, dass es ihren Tod bedeuten würde, sollte sie ihn jemals betrügen. In den nunmehr drei Jahren, die ihre Beziehung bereits andauerte, hatte sie ihm niemals Anlass zur Eifersucht gegeben. Sie hing an ihrem Leben und ein Mann war wie der andere. Gul Jarrak war mächtig, er schützte und verwöhnte sie. Wäre ihr ein Mann begegnet, der mächtiger gewesen wäre und ihr noch mehr hätte bieten können, hätte sie den Kommandanten ohne Bedauern verlassen, aber so ein Mann war ihr bisher nicht über den Weg gelaufen und so war sie Gul Jarrak treu geblieben.

Angesichts des Misstrauens in seinen Zügen bereute sie ihre unbedachten Worte und hätte sie gerne zurückgenommen, zumal sie nicht einmal wusste, warum sie diese überhaupt ausgesprochen hatte, aber durch eine solche Reaktion hätte er sich womöglich in seiner aufkeimenden Eifersucht bestätigt gefühlt und das konnte und wollte sie nicht riskieren. Also warf sie ihren Kopf schwungvoll in den Nacken, wobei sie sich der Wirkung ihrer wirbelnden Locken auf ihren cardassianischen Liebhaber bewusst war. Er gehörte einer Rasse an, die genetisch bedingt dunkles glattes Haar hatte, so dass es kein Wunder war, dass er sich dem für ihn so exotischen Reiz ihrer roten Mähne auch dieses Mal nicht entziehen konnte.

„Habe ich dir jemals Grund gegeben, an mir zu zweifeln?!“ Ihr Blick hielt den seinen fest, anklagend wie ihre Stimme, aber auf eine Weise, die seinen Stolz nicht kränkte.

Gul Jarrak war sich der Gegenwart seiner Wachen, die jedes seiner Worte hörten, zu gut bewusst. Bestätigte er ihr hier und jetzt nicht, dass er keine Zweifel an ihrer Treue hatte, musste er sie um seiner Ehre willen töten, also schüttelte er den Kopf.

„Dann gibst du ihn mir?“

Der Kommandant seufzte leise. Dieses Geplänkel dauerte für seinen Geschmack schon viel zu lange. Er war hergekommen, um sich in den Armen seiner Mätresse zu entspannen, nicht um sich mit einer so unwichtigen Frage wie dem Schicksal eines hergelaufenen bajoranischen Jungens zu befassen. Als er das Häuflein Elend betrachtete, das da klein und hilflos zwischen den Fäusten seiner Soldaten hing, befand er, dass es wahrlich nichts an diesem halben Kind gab, das seine Eifersucht verdient hätte. Also nickte er herablassend und erfreute sich an dem zufriedenen Glanz ihrer grünen Augen, der ihm die Gewissheit verlieh, dass er seine Großzügigkeit in dieser Sache nicht bereuen würde. So spröde Arkana sein konnte, wenn er sich in seltenen Fällen ihren Launen widersetzte, so hingebungsvoll belohnte sie ihn, wenn er ihnen nachgab.

Wie durch einen Nebel hatte Tahna Los dieser Unterhaltung gelauscht, ohne wirklich zu begreifen, dass er der Mittelpunkt des Gespräches war. Die ganze Situation kam ihm so unwirklich vor, dass er fast erwartete, jeden Moment aufzuwachen, um festzustellen, dass alles nur ein schlechter Traum gewesen war. Aber die Soldaten, die ihn auf einen knappen Wink ihres Vorgesetzten hin in eine kleine fensterlose Kammer stießen, die an das Hauptgemach angrenzte, waren kein Traum. Sie schlugen die Tür zu, er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte, vernahm gedämpft durch das dicke Holz das Geräusch sich entfernender Schritte. Die Dunkelheit, die ihn umgab, verstärkte das unangenehme Gefühl der Hilflosigkeit. Dort, wo die Tür sich befand, schimmerte an einigen Stellen, an denen sie nicht richtig schloss, ein Hauch von Licht, viel zu schwach, um die Dunkelheit zu erhellen, aber trotzdem tastete er sich dorthin vor. Etwas strich über sein Gesicht, keinesfalls unangenehm, zart und seidig, doch die Berührung kam so unerwartet, dass er erschrocken zurückzuckte. Dabei verfing er sich in irgendwelchen Schlingen, die frei im Raum zu schweben schienen, stolperte und fiel rückwärts in etwas Weiches ... mit Federn. Sein Sturz löste eine Wolke schweren Parfümduftes aus, der aus den Federn aufstieg, ihm den Atem nahm und in der Nase kitzelte.

Während er hustend nach Luft schnappte, vernahm er erneut jenes perlende Gelächter, das zeigte, dass die Frau, die es von sich gab, sich ausgezeichnet amüsierte. Doch diesmal klang es einige Nuancen dunkler, ging in ein warmes Gurren über, in zärtliches Flüstern, sanft gewisperte, süße Worte, die er nicht verstand.

Tahna Los verfügte über keine Erfahrung in sexuellen Dingen, aber das musste er auch nicht, um das Timbre in ihrer Stimme richtig zu deuten, um anhand der Geräusche auf der anderen Seite seines Gefängnisses zu begreifen, was dort vor sich ging.

Verzweifelt presste er seine Hände an die Ohren, um nichts zu hören, doch nichts vertrieb die Bilder, die seine eigene Phantasie in sein Bewusstsein brannte, von zarter Haut, einem glatten hellen Körper, der einen dunklen geschuppten im Taumel der Leidenschaft umfing ...

* * *

Helles Sonnenlicht stach durch Tahnas geschlossene Lider in seine Augen und weckte ihn. Verwirrt starrte er auf die unzähligen Kleider, die an den Wänden des Raumes hingen, offenbar befand er sich in einem Schrank, dem größten, den er je zuvor gesehen hatte. Schimmernde Gewänder in allen Farben, manche mit Perlen oder Juwelen verziert, oder mit Federn, so wie jenes, auf dem er geschlafen hatte. Verwirrt blinzelte er zu der Frau auf, die sich mit einem fröhlichen ”Guten Morgen!” über ihn beugte, wobei eine Strähne ihres offenen roten Haares sein Gesicht streifte.

Dann setzte die Erinnerung ein ...

„Arkana!“ entfuhr es ihm.

Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem halb erstaunten und halb geschmeichelten Lächeln.

„Du kennst meinen Namen?!“

„Ja“, war alles, was ihm einfiel. Sie war eine Verräterin der schlimmsten Sorte, eine, die sich einem Feind seines Volkes freiwillig hingab, die ...

... seine Wangen röteten sich unwillkürlich, als er an das Geschehen der letzten Nacht dachte, dessen unfreiwilliger Ohrenzeuge er geworden war ...

... es offenbar sehr genoss, die Hure eines Cardassianers zu sein.

So wie sie da in der geöffneten Tür stand, bekleidet mit einem dünnen spitzenbesetzten Morgenmantel, der ihre Reize mehr enthüllte, denn sie zu verbergen, verspürte er einen starken Drang, ihr seine Verachtung entgegen zu schreien.

Aber bei den Propheten, sie war so schön, und sie hatte sein Leben gerettet ...

Sein innerer Konflikt war ihr nicht entgangen, ihre Mundwinkel zuckten amüsiert.

„Wie alt bist du?“

Diese Frage kam so überraschend, dass ihm die Antwort ...fünfzehn ... beinahe sechzehn, herausrutschte, ehe er seine Lippen in stummen Trotz zusammenpressen konnte.

„Viel zu jung, um für Bajor in den Tod zu rennen.“

„Alt genug, um zu wissen, was es bedeutet, Bajoraner zu sein!“

Wenn er geglaubt hatte, sie treffen zu können, so wurde er enttäuscht. Kein Muskel regte sich in ihren glatten Zügen.

„Was hältst du von einem Frühstück?“

Spontan wollte er ablehnen, andererseits verspürte er tatsächlich Hunger, seine letzte, wie stets viel zu karge, Mahlzeit lag bereits eine ganze Weile zurück. Schließlich siegte die Vernunft über den Stolz.

Sie nahm sein Nicken so gelassen hin als hätte sie nichts anderes erwartet.

„Die Küche ist gleich nebenan, da findest du alles, was du brauchst. Ich trinke meinen Yuma-Tee heiß und süß und dazu mag ich am liebsten warme Früchtebrötchen.“


„Ich bin nicht Ihr Dienstbote!“, entfuhr es ihm empört.

Ihre Augen glitzerten. „Tatsächlich nicht? Soweit ich mich entsinne, bist du noch weniger als das. Gul Jarrak hat dich mir zum Geschenk gemacht, somit wäre Sklave wohl die treffendste Bezeichnung, oder?“

Fassungslos starrte er sie an. „Gul Jarrak kann nichts verschenken, das ihm nicht gehört“, brachte er schließlich heraus.

„Gul Jarrak dürfte in diesem Punkt anderer Meinung sein als du. Bajor und seine Bewohner sind Eigentum der cardassianischen Regierung, die diese Stadt samt ihren Bewohnern seiner Gewalt überstellt hat.“

Die Selbstverständlichkeit, mit der sie dies sagte, verschlug ihm die Sprache.

„Schau nicht so entsetzt drein. Ich habe nicht die Absicht, jemanden in meinem Haus zu behalten, bei dem ich ständig befürchten muss, dass er eher meine Gäste als den Braten tranchiert. Aber mein Mädchen vertrödelt ihre Zeit mal wieder in den Armen irgendeines ihrer Liebhaber - und in Anbetracht der Tatsache, dass Gul Jarrak dich ohne mein Eingreifen erschossen hätte, ist es sicher nicht zu viel verlangt, wenn du mir zum Dank dafür ein Frühstück zubereitest, oder?“

Sie quittierte sein zögerndes Nicken mit einem zufriedenen Lächeln. „Damit wären wir uns also einig, ein schöner heißer Yuma-Tee mit viel Zucker und einige Früchtebrötchen - und danach kannst du von mir aus deiner Wege ziehen.“

* * *

Über den Rand seiner Tasse beobachtete Tahna Los wie Arkana mit sichtlichem Genuss das letzte Früchtebrötchen verspeiste. Während er in der Küche gewesen war, hatte sie sich umgezogen. Statt des aufreizenden Morgenmantels trug sie nun ein einfaches Kleid, das die gleiche Farbe wie ihre Augen hatte. Ihr langes Haar hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten, wenn sie geschminkt war, dann so dezent, dass er es nicht bemerkte. Nichts an ihr erinnerte an die aufgeputzte Frau, deren Armbänder geklingelt hatten, während sie sich in den Schmeicheleien cardassianischer Offiziere gesonnt hatte. Alles in allem glich sie in dieser Aufmachung eher einem unschuldigen jungen Bauernmädchen als einer Hure. - Und dieser Umstand verwirrte ihn mehr als er zugegeben hätte.

Sie fühlte seinen Blick und sah auf. Ihr Blick fing den seinen, bevor er ihn abwenden konnte.

„Du hast mir noch gar nicht verraten, wie du eigentlich heißt.“

„Tahna ... Tahna ... Los.“

„Tahna Los“, wiederholte sie leise. „Ein sehr hübscher Name, passend für einen so hübschen Jungen ...“

„Ich bin kein Junge!“ protestierte er gekränkt.

„Oh, ich bitte um Verzeihung, mit fast sechzehn bist du ja schon fast ein richtiger Mann, zumindest nach bajoranischen Maßstäben, nach denen man erwachsen ist, sobald man eine Waffe halten kann, und wer alt genug ist, um für eine verlorene Sache zu kämpfen, der ist auch alt genug für die angenehmeren Dinge des Lebens, nicht wahr?“

Ihr Lächeln milderte den Spott, jedoch nicht genug. Als Arkana den verletzten Ausdruck in seinen blauen Augen bemerkte, bereute sie ihre so leicht dahingesagten Worte. Plötzlich fühlte sie sich unsicher. Sie kam nur mit sehr wenigen Bajoranern zusammen, wenn man einmal von jenen absah, die ihr in den Straßen begegneten, aber die zählten nicht, sie verachtete sie in gleichem Maße, wie sie von ihnen verachtet wurde. Ihre bajoranischen Bediensteten teilten ihre fatalistische Weltansicht, und wenn es anders war, so behielten sie dies zumindest für sich, um nicht den Ärger ihrer Herrin und damit den Verlust ihrer Stellung zu riskieren.

Dieser junge Bajoraner da vor ihr jedoch schien sie weder zu hassen noch zu verachten, oder vor ihrem Reichtum, ihrem Einfluss auf Gul Jarrak zu kriechen, wie es ihre Dienstboten taten. Dieser blonde Junge strahlte eine Mischung aus Unschuld und Würde aus, die eine Seite in ihr zum Klingen brachte, von der sie bisher nicht einmal geahnt hatte, dass sie existierte.

Du könntest seine Mutter sein, rief sie sich innerlich zur Ordnung. Nun ja, vielleicht nicht seine Mutter, aber immerhin seine ältere Schwester, außerdem würde Gul Jarrak dich ohne Skrupel töten, wenn er davon erfahren sollte ...

Tahna Los spürte die Spannung, die von einem Moment auf den anderen zwischen ihnen lag. Eben noch hatte sie ihn mit dem leicht überheblichen Ausdruck einer Frau gemustert, die in ihm lediglich ein Kind sah, doch ohne dass er den Grund dafür begriff, schien sie ihn plötzlich mit anderen Augen zu sehen. Ihre langen schmalen Finger strichen einer zärtlichen Liebkosung gleich über den Griff ihrer Tasse, und er ertappte sich dabei, zu wünschen, dass es nicht die Tasse, sondern seine nackte Haut sein möge, die sie streichelte ...

Arkana verglich ihr Gegenüber mit dem schuppigen Stadtkommandanten. Wie lange war es her, dass sie in den Armen eines Bajoraners gelegen hatte? Dieser hier war noch so jung, vermutlich hatte er noch nie zuvor eine Frau gehabt. Der Gedanke diejenige sein zu können, die ihn alles lehren könnte, was die körperliche Liebe zwischen Mann und Frau betraf, reizte sie. Seine Unschuld, seine Verletzlichkeit, die so gar nicht zu seinem Stolz passen wollte, weckten tief verborgene Wünsche in ihr, sehr gefährliche Wünsche ...

Gul Jarrak würde dir bei lebendigem Leib das Herz herausreißen, wenn du ihm Hörner aufsetzen solltest, ... und diesem hübschen Jungen auch ...

„Ich halte es für besser, wenn du nun gehst“, sagte Arkana, doch ihre Stimme und ihr Blick straften sie Lügen.

Tahna Los versuchte verzweifelt, sich dem Bann, der von ihr ausging, zu entziehen. Sie war die Geliebte eines Cardassianers, eine Hure, die ihr eigenes Volk verriet ...

Er wusste, dass er besser daran tat, ihrer Aufforderung zu folgen, doch er konnte sie nur anstarren, von ihrer Nähe verzaubert. Und als er schließlich doch aufstand, tat er es nicht, um das Haus zu verlassen, sondern um so dicht an sie heranzutreten, dass er den Duft ihrer Haut und ihres Haares wahrnehmen konnte. Ihre großen grünen Augen waren den seinen so nahe ...

Stolz kämpfte mit Unsicherheit. Er kam sich wie ein Tölpel vor, dumm und unbeholfen. Er schämte sich, es zuzugeben, aber er wusste nicht, wie er sich nun verhalten sollte, was sie von ihm erwartete ...

„Ich ... ich ...“, begann er zaghaft, während ihm das Blut heiß in die Wangen schoss.

Wenn sie ihn auslachen sollte, so würde er auf der Stelle sterben wollen, aber Arkana lachte nicht. Sie begehrte diesen blonden Jungen da mehr als sie jemals einen anderen begehrt hatte, mehr noch .... was immer der nächste Tag auch bringen würde, hier und jetzt in diesem Moment liebte sie ihn, gab es nur sie beide. Er war der Erste, der dieses Gefühl in ihr entfacht hatte, im Herzen war er ihr erster Mann, so wie sie seine erste Frau war.

Doch dies änderte nichts daran, dass sie eine erfahrene Frau war, und als solche tat sie das einzig Richtige, um ihn aus seiner Verlegenheit zu retten ...

... sie verschloss seine bebenden Lippen mit einem Kuss ...

* * *

Tahna Los fühlte sich so glücklich und erwachsen wie nie zuvor in seinem Leben. Bajor, die Besatzung, das schwere Leben auf dem Hof seines Onkels, all diese Dinge, die bis gestern noch sein Denken bestimmt hatten, waren in den vergangenen Stunden angesichts dessen verblasst, das Arkana ihn gelehrt hatte. Hatte er beim Frühstück noch trotzig darauf bestanden, ein Mann zu sein, wusste er doch erst jetzt, was es hieß, es tatsächlich zu sein. Die wundervollste Frau dieses Universums lag in seinen Armen und er liebte sie mit aller Innigkeit, deren sein Herz fähig war. Und diese Liebe war es, die ihn bewog, das auszusprechen, was ihn bewegte, seit sie sich erschöpft an ihn gekuschelt hatte …

„Mein Dorf ist zwar nicht so groß wie diese Stadt, aber die Leute da werden dich mögen, es wird dir dort bestimmt gefallen. Beim Anblick der wogenden Felder kann man fast vergessen, dass Bajor nicht frei ist ... was hast du?“, unterbrach er sich selbst, als er spürte, wie sie sich in seinem Arm versteifte.

Mit einem Ruck machte sie sich frei und setzte sich auf. „Die Leute in deinem Dorf würden mich genauso hassen und verachten wie die Bewohner dieser Stadt. - Aber das spielt ohnehin keine Rolle“, kam sie einer Erwiderung von ihm zuvor. „Wie kommst du darauf, ich würde Gul Jarrak verlassen, um das kümmerliche Leben einer gewöhnlichen Bäuerin zu führen?“

„Aber...“, er starrte sie an, ohne den Sinn ihrer Worte zu begreifen, „... ich dachte ...”

„Was?“ Herausfordernd warf sie ihr Haar zurück. Der Schock in seinen Augen schmerzte sie. In gewisser Weise liebte sie ihn, liebte ihn mehr als sie jemals irgendeinen Mann geliebt hatte. Aber Liebe allein machte nicht satt, schützte nicht vor cardassianischer Willkür. Ihre Familie hatte das nie begriffen. Ihre Eltern hatten sie verstoßen, kaum dass sie von ihrer ersten Affäre mit einem Cardassianer erfahren hatten. Sie waren lieber verhungert als etwas von ihr anzunehmen. Ihre Schwester hatte ebenso gedacht und es vorgezogen, sich und ihr ungeborenes Kind in einem Arbeitslager zu Tode zu schuften. Ihr Schwager und ihre Brüder aber waren dumm genug gewesen, in den Widerstand zu gehen, niemand wusste, wo ihre Gräber waren. Narren waren sie alle gewesen, ebenso wie dieser Junge hier, der allen Ernstes glaubte, sie würde auf all das verzichten, was sie sich so hart erkämpft hatte. Nein, sie dachte nicht im Traum daran, Feldarbeit zu verrichten und nebenbei womöglich noch Jahr auf Jahr ein Kind zur Welt zu bringen, das in dieser Zeit, da ein bajoranisches Leben nichts als Staub unter den Stiefeln der Cardassianer war, bereits zum Sterben verurteilt war, noch bevor es geboren wurde.

Ja, in gewisser Weise liebte sie ihn, sie wollte ihm nicht wehtun, aber sie hatte nicht vor, mit dreißig bereits wie fünfzig auszusehen, falls sie ohne den Schutz eines einflussreichen Mannes wie Gul Jarrak überhaupt so alt werden würde ...

„Ich dachte, du liebst mich ...“, sagte er leise. „Wenn ... wenn du nicht wie eine Bäuerin leben willst, dann ... dann könnten wir ja in eines der Klöster gehen, dort würde man uns sicher gerne aufnehmen, und dort bräuchtest du keine Angst vor Gul Jarrak zu haben ...“

Ein Kloster! Das wurde ja immer schlimmer! Als ob eine Frau wie sie sich hinter Mauern einsperren ließ! Ihr stand gewiss nicht der Sinn nach Beten und Meditation, sie wollte ihr Leben genießen, mit allem was dazu gehörte!

„Ich fürchte mich nicht vor Gul Jarrak“, stellte sie ruhig fest. „Er hat keinen Grund, mir etwas antun zu wollen - und solange er von uns beiden nichts erfährt, wird sich daran auch nichts ändern. Er hat dich mir geschenkt, daher kannst du hier bei mir leben, ohne dass er daraus gefährliche Schlüsse ziehen wird. Wir müssen lediglich darauf achten, keinen Verdacht zu erregen. Nach außen hin wirst du als mein Diener fungieren, niemand außerhalb dieses Hauses wird etwas merken. Meine anderen Dienstboten werden in ihrem eigenen Interesse schweigen, falle ich, fallen auch sie, das wissen sie. Daher werden sie unsere geheimen Verbündeten sein, wenn es darum geht, Gul Jarraks Misstrauen zu zerstreuen.“

„Heißt das etwa, dass du vorhast, seine ... seine ... Hure zu bleiben?!“

„Ich ziehe die Bezeichnung Mätresse vor“, sagte sie kühl, ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr es sie getroffen hatte, dass ausgerechnet er sie so genannt hatte. „Warum regst du dich so auf, ich liebe dich, würde ich es sonst riskieren, dass Gul Jarrak mir die Kehle durchschneidet, falls er jemals die Wahrheit herausfinden sollte?“

„Wie kannst du behaupten, mich zu lieben und gleichzeitig mit einem Cardassianer ins Bett gehen, so als wäre das die natürlichste Sache der Welt?! Du erwartest doch nicht wirklich, dass ich dich mit Gul Jarrak teilen werde, dass ich bei deinen kleinen intimen Festen Wein serviere und dabei zuschaue, wie du mit diesem Cardassianer ... um dann, wenn er fort ist, die Brosamen zu bekommen, die er übrig gelassen hat?!“

„Ich bin mir nicht bewusst, dir lediglich Brosamen zugute haben kommen lassen“, versetzte sie schärfer als beabsichtigt. „Aber wenn du das glaubst, wenn du und dein ach so empfindlicher bajoranischer Stolz es nicht ertragen können, mich so zu lieben wie ich bin, nun dann steht es dir frei, jederzeit zu gehen!“

„Du schickst mich fort?!“

Die Verzweiflung in seinem Blick wollte ihr schier das Herz zerreißen. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie versucht, ihm zu sagen, dass er ihre Worte vergessen solle, dass sie ihm überall hin folgen würde, in sein verdammtes Dorf, in die Abgeschiedenheit eines Klosters, ja sogar in ein Rebellenlager, wenn es sein müsste. Vielleicht, wenn er älter gewesen wäre, ja vielleicht hätte sie dann dieser Versuchung nachgegeben. Aber all das hier aufgeben um der ersten kindlichen Liebe dieses Jungen wegen, die vergehen würde, sobald er reifer werden und erkennen würde, wie wenig sie zueinander passten? So verhärtete sie ihr Herz gegen ihre Gefühle und nickte.

Unter Aufbietung all ihrer Kraft gelang es ihr, ihre kalte und abweisende Haltung aufrecht zu erhalten, bis er sich angezogen und aus dem Haus gestürmt war.

Erst als das Geräusch seiner Schritte auf dem Pflaster verklungen war, erlaubte sie es sich, ihr Gesicht in ihren Händen zu vergraben und ihren Tränen freien Lauf zu lassen ...
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