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Männersache

von Lady Q

Kapitel 1

Der Anblick rechts war derselbe wie der Anblick links, nur gespiegelt.

Lange Reihen weißer Betten, in jedem darin lag ein Mann. In jedem verdammten Bett lag ein Mann, und wie er starrten sie die meiste Zeit an die Decke und warteten darauf, dass sich etwas änderte. Oder sie sahen nach rechts und links und sahen wie er lange Reihen weißer Betten.

Außer Fähnrich Kim. Der lag ganz am Ende der Reihe und wimmerte manchmal vor sich hin. Er sah die Betten natürlich nur, wenn er nach links sah. Nach rechts durfte er an die Wand starren.

Wer am anderen Ende der Reihe lag, wusste Chakotay nicht.

Gegenüber von ihm war ein Monitor. Chakotay vermutete, dass dieser Vitalfunktionen aufzeichnete. Er konnte den Monitor nicht gut erkennen, denn dazu hätte er seinen Kopf weiter heben müssen. Was er nicht konnte, weil er fixiert war, in seinem weißen Bett.

Sie hatten Bestandsaufnahme gemacht, als sie hier erwacht waren. Hatten flüsternd Namen ausgetauscht, und das Flüstern war erst lauter geworden, als klar war, dass reden wohl erlaubt war. Chakotay war die Besatzungsliste im Kopf durchgegangen, hatte sich bemüht, sich an jeden einzelnen zu erinnern und hatte irgendwann festgestellt, dass fast alle Männer hier waren. Neelix, Chell und Tuvok und Vorik fehlten.

Die Frauen waren vermutlich irgendwo anders. Und Chakotay konnte nur hoffen, dass sie mehr Möglichkeiten hatten, an ihrer Situation etwas zu ändern, denn er selbst konnte nur seine Hände anspannen und entspannen. Anspannen, entspannen. Ebenso die Zehen: Anspannen, entspannen. Die Lider: Zusammenkrampfen, entspannen. Irgendwann begann er unwillkürlich seinen Mund zu verziehen, und mit der Zunge seltsame Bewegungen zu machen, um zumindest irgendetwas zu machen. Er hörte damit auf, als er Tom Paris‘ stirnrunzelnden Blick von nebenan bemerkte.

Von der anderen Seite hörte er einen gemurmelten Fluch. Lieutenant Ayala. Rechts.

Lieutenant Paris links.

Monitor geradeaus.

Wand hinter ihm.

Decke über ihm.

Bett unter ihm.



Am Ende des Saals öffnete sich die Tür. Sechs rosagewandete Gestalten trat ein. Rosa Hosen, dunkelrosa Shirts, rosa Hauben, rosa Handschuhe. Visite.

Die Gestalten teilten sich auf die ersten sechs Betten auf, und überprüften jeweils den Monitor. Chakotay starrte an die Decke. Es war nicht so, dass diese Visite unangenehm war. Wirklich nicht. Sie wurden ausgesprochen sanft behandelt, viermal täglich untersucht. Sie wurden gefragt, ob sie Schmerzen hatten, wurden dann mit muskelrelaxierenden Substanzen behandelt. Da er sich nach der Injektion der restlichen Medikamente jedes Mal fühlte wie kurz nach einem Orgasmus, bekam er wohl auch etwas sehr Stimmungsaufhellendes, Beruhigendes. Kurz, er schwebte wie auf Wolken, während er hier im Bett lag, es ging ihm gut, er bekam Nahrung in den Magen transferiert, jemand sorgte dafür, dass die Ausscheidungen wiederum dreimal täglich aus seinem Körper verschwanden, ohne dass er sich mit der Peinlichkeit mangelnder Privatsphäre herumschlagen musste. Er war darauf reduziert, hier zu liegen, und einfach nur zu liegen, und da zu sein.

Wofür wusste er nicht. Das war die einzige Frage, die sie nicht stellen durften. Wobei, doch. Sie durften sie stellen, aber sie taten es nicht mehr, denn die einzige Antwort, die sie erhielten, war ein sanftes: »Machen Sie sich keine Gedanken. Wir kümmern uns um alles.«

Nun kam eine rosa gewandete Gestalt zu ihm. Er sah unter der Haube nur die Augen, die ihn freundlich-interessiert musterten, ein nonverbales »Wie geht es uns heute?«

Sein Hemd wurde aufgeschlagen. Es hatte keine Knöpfe, sondern überlappte sich nur über seiner Vorderseite, und wurde nach der Untersuchung wieder sorgfältig festgesteckt. Chakotay starrte an die Decke, während rosa behandschuhte Hände die übliche körperliche Untersuchung vornahmen. Die Hände tasteten seine Brust und seinen Leib ab, fuhren seine Flanken hinab, schoben wie immer die Hose herunter – an dieser Stelle schloss er die Augen – und überprüften wie bereits drei weitere Male an diesem Tag, ob sein Penis und seine Hoden noch an der richtigen Stelle waren. Dann wurde die Hose wieder hochgezogen, das Hemd wieder übereinander geklappt, festgesteckt, die Handschuhe gewechselt, und die Gestalt beugte sich über sein Gesicht, öffnete den Kiefer, sah in den Mund, und fragte schließlich: »Haben Sie Muskelschmerzen?«

»Nein.«

»Unwohlsein? Flimmern vor den Augen? Juckt die Haut?«

»Nein. Nein. Und Nein.«

»Schön.« Der Injektor wurde gezückt, das Medikament wurde mit einem deutlichen Pieksen unter seine Haut gespritzt, die Decke wurde wieder über ihn gezogen, und die Gestalt wandte sich dem Mann vier Betten weiter zu, während Chakotay beobachtete, wie gerade Paris‘ Rachen begutachtet wurde. Dann hörte er viermaliges »Nein«, ein kurzes Zischen, als auch diesen die Nadel piekste, und Paris hatte seine Untersuchungsrunde ebenfalls beendet.

Einige Minuten später waren die männlichen Besatzungsmitglieder des Raumschiffs Voyager wieder allein. Alle auf dem Weg in einen künstlichen postkoitalen Entspannungszustand.

Tom Paris sagte leise und mit einem schwärmerischen Unterton: »Es ist wirklich kein schlechtes Zeug, dieses… Zeug. Aber so langsam wäre es doch schön zu erfahren, wozu wir uns entspannen sollen.«

Chakotay wandte ihm den Kopf zu. Noch konnte er halbwegs klar denken, was sich in einigen Minuten ändern würde. »Irgendjemand wird uns finden. Irgendjemand muss uns finden.«

Der Lieutenant lächelte leicht. Eine Träne floss aus seinem Augenwinkel. »Ja.«

~~~

»Verdammt!« Captain Kathryn Janeway hämmerte auf die Konsole der OPS ein. »Warum funktioniert das schon wieder nicht!«

»Ich möchte daran erinnern, dass diese Station über ein sensibles Touch Screen verfügt und höherer Druck die Funktionsweise in keinster Weise verbessert«, erinnerte sie ihr Erster Offizier.

»Stellen Sie sich vor, das weiß ich«, erwiderte sie gereizt. Trotzdem fuhr sie die Frequenzen der Kommunikationsanlage mit höherem Druck ab. Was nichts daran änderte, dass sie nicht funktionierte. Sie ließ ein tiefes Knurren von sich und befahl: »Kümmern Sie sich darum. Ich gehe wieder ans Steuer.«

Mit stoischer Gelassenheit wechselte Tuvok seinen Arbeitsplatz und besah sich die Störungen der Kommunikationsanlage. Die Anzeigen fluktuierten, denn die Energiezufuhr ließ zu wünschen übrig. Mit einer Berührung an seinen Kommunikator nahm er Kontakt zum Maschinenraum auf.

»Commander Tuvok an Lieutenant Torres.«

»Torres hier.«

»Wie weit sind Sie mit der Reparatur der Energieverteilungsanlage?«

»Tuvok, Sie nerven.«

Er runzelte die Stirn. »Ich folgere, dass meine wiederholten Nachfragen Stress erzeugen. Das obliegt aber nicht meiner Verantwortung. Ich bin für die Taktik, die Sicherheit, die Kommunikation, die Sensoren und das Lebenserhaltungssystem verantwortlich und kann meine Arbeit nur schwerlich ausführen, wenn die Energie für die Anzeigen fehlt.«

»Ich bemühe mich sehr, Tuvok. Sehr. Ich hatte in den letzten 72 Stunden grade mal fünf Stunden Schlaf. Glauben Sie mir, ich reiße mir hier den A...llerwertesten auf!«

»Ich hatte in den letzten 72 Stunden überhaupt keinen Schlaf. Besondere Situationen erfordern besondere...«

»ICH BIN HIER ALLEINE!« schrie B‘Elanna durch die Com. Man hörte sie laut schnaufen, und exakt zehn Sekunden später fuhr sie etwas ruhiger fort: »Ich halte dieses Schiff seit Jahren am Laufen, und verdammt nochmal, Tuvok, ich gebe mein Bestes. Mehr geht nicht.«

Tuvoks ausdruckloses Gesicht wurde kurz nachdenklich. Dann nickte er. »Bitte berichten Sie, wenn Sie soweit sind. Tuvok Ende.«

Von vorne vom Steuer hörte man ein amüsiertes: »Na, da haben Sie es ihr aber gegeben, Tuvok, hm?« Janeway tippte einige Befehle in die Steuerkonsole, aktivierte die automatische Umleitung der Steueranzeige auf ihre Konsole im Bereitschaftsraum, und stand auf. »Ich mache die Ressourcenplanung. Sie haben die Brücke.«

»Aye, Captain«, erwiderte Tuvok. Und sah sich auf der ansonsten leeren Brücke um, nachdem sein Captain gegangen war. Er war Vulkanier, und als solcher schätzte er Zeiten der Stille, um möglichst unbeeinflusst und effizient seine Arbeit zu erledigen.

Manchmal, nur manchmal, erlaubte er sich aber das Gedankenspiel, ob wohl der Austausch mit Kollegen bereichernd sein könnte.

~~~

Harry Kim hatte die letzten Stunden stärker gewimmert als sonst. Angefangen hatte er, als die Wirkung des Medikaments nachgelassen hatte. Anfangs hatte Chakotay das nicht wirklich wahrgenommen, das Wimmern hatte er in einen Traum eingebaut, wobei er sich nicht mehr erinnerte, wovon er geträumt hatte. Nur, dass das Wimmern in diesem Traum völlig natürlich gewesen war, und kein Grund zur Sorge.

Tja. Diesen Zahn hatte er sich sehr schnell selbst gezogen, als das Wimmern lauter wurde, zu Stöhnen wurde, dann zu deutlichen Schmerzenslauten. Als der ranghöchste Offizier hier – auch wenn Ränge und Kommandostrukturen keinerlei Bedeutung mehr hatten – hatte er besorgt gerufen: »Mr. Kim? Was ist passiert?«

Als Antwort bekam er ein leises Keuchen, und ein gestöhntes Wort, was ihm dann per Stille Post weitergereicht wurde. »Bauch.«

Chakotay wechselte einen besorgten Blick mit Tom Paris. Soweit das mit fixierten Gliedmaßen möglich war, zuckte dieser ratlos mit den Schultern.

Chakotay schielte soweit er konnte in Harry Kims Richtung, und versuchte seine Gedanken zu klären. Als das Stöhnen abermals lauter wurde, fällte er eine Entscheidung: Er begann zu rufen. Ins Nichts hinein, aber mit absoluter Überzeugung, dass er gehört wurde.

»Wir brauchen hier Hilfe!«, rief er also. »Bitte schicken Sie jemanden! Der Mann am Ende der Reihe hat Schmerzen!«

Dann wartete er. Und hoffte, keine Ewigkeit warten zu müssen. Die Minute, die es dann letztendlich wurde, hatte sich zwar nicht nur wie eine einzige angefühlt, aber dass die rosa Gestalten recht schnell reagiert hatten, war ihm klar.

Sie eilten an ihm vorbei, rannten beinahe zu Harry Kim. Vier Rosane standen um sein Bett herum, wo dieser nun aufheulte vor Schmerzen. Die vier Gestalten tuschelten, die Fixierungen wurden abgenommen, soweit er das mitbekam. Und dann wurde es auf einmal sehr, sehr still.

Und dann sehr sehr laut. Denn einer der Gestalten drückte einen Knopf am Fußende des Bettes, den Chakotay natürlich noch nie gesehen hatte. Eine Sirene begann aufzuheulen, und die vier Gestalten rannten samt Bett mit Fähnrich Kim darin den ganzen langen Flur entlang in Richtung Tür, die ihnen von weiteren rosanen Gestalten bereits aufgehalten wurde.

Chakotay versuchte einen Blick auf ihn zu erhaschen, als sie an ihm vorbei rannten. Was er sah, war ein größtenteils entblößter Harry Kim, der heulend vor Schmerz auf der Seite lag, und dessen andere Seite dunkel schimmerte. Dann waren sie vorbei. Die Türen fielen hinter ihnen zu, die Sirene verstummte, der Saal lag wieder in Stille.

»Was machen die mit uns?«, fragte Tom Paris mit seltsam dünner Stimme.

»Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler«, brummte Chakotay und ließ seinen Kopf wieder in sein Kissen fallen. »Viel wohler.«



Als die Rosanen einige Stunden später wiederkamen, taten sie zwar, als wäre alles in Ordnung, aber Chakotay hatte den Eindruck, gründlicher untersucht zu werden. Sie tasteten ihn länger ab, fragten spezifischer nach Schmerzen, und sahen sich sogar seine Augenlider an.
Harry Kim war noch nicht zurückgekehrt.

Und Chakotay machte sich Sorgen. Unendlich große Sorgen. Natürlich steckten sie alle in der gleichen Misere, aber Harry Kim war immer noch das jüngste Crewmitglied, und ebenso wie Captain Janeway fühlte er sich für den jungen Mann ein wenig verantwortlich.

Beim Gedanken an Captain Janeway fühlte er einen Stich der Trauer, des Verlustes, und ein klein wenig Wut. Wo war sie, verdammt nochmal?

Bevor die rosane Gestalt an seinem Bett sich aufmachte zum nächsten… Patienten, machte Chakotay einen weiteren Versuch, Antworten zu erhalten.

»Wie geht es dem Mann? Dem, den Sie rausgebracht haben?«

Die Augen, die sich bereits abgewandt hatten, zuckten zu ihm zurück. Nach einigen zögernden Momenten antwortete die Gestalt: »Es gab Komplikationen, aber ich denke, wir werden sie in den Griff bekommen. Kein Grund zur Besorgnis.«

Chakotay ließ das so stehen. Er war höchst besorgt, aber mehr würde er nicht erfahren, so viel war ihm klar.

»Wie geht es den Frauen?«, fragte er weiter. »Werden sie gut behandelt?«

»Bitte?«

»Die Frauen. Ich mache mir Sorgen um sie. Werden sie gut behandelt?«

Verwirrung spiegelte sich in dem halben Gesicht, das er sehen konnte, abgelöst von überraschtem Verstehen und schließlich ein klein wenig nachsichtiger Arroganz. »Die Frauen sind nicht hier.«

»Ja, das sehe ich«, bemühte Chakotay sich, seine Frage zu präzisieren. »Ich meine, wo auch immer sie sind – könnten Sie bitte nachfragen, ob sie gut behandelt werden?«

»Was ich meine«, antwortete sein ‚Arzt‘ oder seine ‚Ärztin‘ amüsiert, »ist, dass die Frauen nicht hier sind. Nicht bei uns. Ich habe keine Ahnung, wie es den Frauen geht, denn wir haben die Frauen nicht. Wir haben nur euch.«

»Nur uns«, echote Chakotay.

»Und wo sind die Frauen dann?«, schaltete sich Tom in das Gespräch ein. Seine Stimme klang besorgt.

»Ich schätze mal, auf eurem Schiff«, kam als Antwort. Damit wandte sich die Gestalt ab und ging zum nächsten zu betatschenden Mann, während Chakotay verwirrt an die Decke starrte und versuchte, diese Aussage einzuordnen.

»Wo sind die Frauen dann?«, fragte Tom erneut. »Wo sind sie? Warum holen sie uns dann nicht hier raus?«

Chakotay klappte den Mund auf, aber die Antwort, die ihm auf der Zunge gelegen hatte, wollte nicht raus. Dass Kathryn sicher alles tat, um sie zu finden, und dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Voyager irgendeinen wahnwitzigen Überraschungsangriff starten würde. Die Wahrheit war nämlich: Sie waren bereits seit mehreren Wochen hier. Seit Wochen lagen sie hier in untätiger Stille. Die Frage, die er soeben gestellt hatte, hatte er schon mehrfach in Variation gestellt, und nie hatte er darauf eine so eindeutige Antwort erhalten. Wenn die restliche Besatzung der Voyager auch nur ansatzweise wüsste, wo sie abgeblieben waren, wären sie bereits hier.

Chakotay antwortete Tom nicht mehr. Das Medikament begann zu wirken, und es wurde ihm egal, wo die Frauen waren, und warum sie nicht kamen, um sie zu retten. Er glitt in selige Entspannung, fühlte sich ausgeglichen und ruhig, und als er einschlief, träumte er von wimmernden Wesen, die ihn nicht im geringsten besorgten.

~~~

Die Arbeits wuchs ihr über den Kopf, aber das gab sie ungern zu. Als Captain eines Sternenflottenschiffes zuzugeben, dass sie überfordert war, war quasi Garant für den Abbruch der Karriere.

Nein. Sie würde sich durch alle Berichte sämtlicher Stationen hindurch kämpfen, anschließend die Schichtenplanung machen, die jedes Mal ein wahres Kunstwerk wurde, denn jedes einzelne Besatzungsmitglied hatte schließlich mehrere Aufgaben. Es mussten also grundverschiedene Aufgabengebiete jeweils synchron zu den Schichten Personen zugeordnet werden, und das wiederum von Schicht zu Schicht anders, denn leider, leider, hatten keine zwei Besatzungsmitglieder dasselbe Aufgabenprofil. Es war ein Kunstwerk. Und es kostete Zeit. Viel Zeit.

Sie konnte sich nicht erinnern, früher so viel Zeit mit dem Personalplan verbracht zu haben, aber vermutlich war das eines dieser Dinge, die einem erst dann auffielen, wenn es begann zu nerven.

Genauso, wie es nervte, dass sie manchmal alleine auf der Brücke stand. Tuvok war zwar meistens da, aber ab und zu brauchte auch er eine Pause. Sie mochte es nicht, alleine auf der Brücke zu sein.

Es wäre eigentlich mal wieder Zeit, einen schönen Abend bei einem guten Essen und einem Glas Apfelwein mit B‘Elanna zu verbringen. Es war ewig her, seit sie das zuletzt gemacht hatten. Weil das verdammte Personalbesetzungskarussell nicht rund lief, und sie daher fast nie gleichzeitig frei hatten. Mit Blick auf das PADD vor ihr, beschloss sie das zu ändern. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis sie eine notdürftige Lösung gefunden hatte, aber schließlich klatschte sie sich, begeistert von der Aussicht auf einen gemeinsamen Abend, auf den Kommunikator: »Janeway an Torres.«

»Torres hier. Nein, immer noch nicht.«

»Bitte?«

»Die Energieverteilung ist immer noch nicht fertig.«

»Ich bin nicht Tuvok, Lieutenant. Ich wollte Sie fragen, ob Sie Lust auf ein gemeinsames Abendessen hätten? Morgen abend, in meinem Quartier.«

»Nur, wenn Sie mich den Replikator bedienen lassen.«

»Selbstverständlich. Ich überlasse ihn ganz meiner besten Ingenieurin.«

»Haha, guter Witz, Captain.«

Janeway runzelte die Stirn. »Das war kein Witz.«

»Aber keine sonderlich hohe Auszeichnung, wenn man die einzige Ingenieurin ist.«

»Na gut. Die beste vorstellbare Ingenieurin.« Es tat ihr ja leid, dass sie die einzigen beiden Frauen, die ebenfalls eine technische Zusatzausbildung hatten, in anderen Bereichen untergekommen waren. Aber es war notwendig gewesen. Und was Vorik anging – er war quasi für alles zuständig. Er war die ständige Vertretung für jedermann. Einmal hatte er sogar Neelix in der Kombüse vertreten, allerdings hatte Janeway diesen Fehler nie wieder gemacht.

»Na gut. Dann morgen Abend. Ich bringe den Wein mit!«

»Ich freue mich darauf! Janeway Ende!«

Kathryn Janeway versendete die neuesten Personalpläne an die persönlichen Konsolen aller Crewmitglieder, und machte sich dann daran, die liegengebliebenen Sicherheitsberichte der letzten Wochen aufzuarbeiten. Sie rieb sich die Stirn. Wie hatte sie das früher nur immer geschafft? Ob sie mal den Doktor aufsuchen sollte?
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