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Wozu sind Freunde da …

von Gabi

II - Ronald Altman Bryce

Hier bin ich in weiten Teilen von einem Teller Suppe abgelenkt worden :D


Ich fühle mich wunderbar vitalisiert. Training und Dusche haben meine Lebensgeister geweckt und ich hätte jetzt Lust auf Party. Leider ist die nächste erst wieder in fünf Tagen. Aber ein Abendessen mit den Mädels ist auch nicht zu verachten. Keyla weiß immer bestens Bescheid, was die Gerüchteküche an Bord angeht. Ihre Neugierde ist unser Vorteil.

Ich betrete nach Gen die Messehalle. Die Tische sind gut besetzt, doch Owos Winken fällt in der Menge sofort ins Auge. Niemand sonst hat so eine coole Rasta-Mähne wie sie. Ich hebe den Arm, um ihr zu bedeuten, dass wir sie gesehen haben. Dann reihe ich mich in die Warteschlange am Nahrungsreplikator ein. Während ich darauf warte, an die Reihe zu kommen, ruht mein Blick auf Gens Nacken. Seine helle Haut ist noch ein wenig vom Schrubben unter der Dusche gerötet. Ich schätze jedenfalls, dass das der Grund ist, und es nicht noch eine nachhaltende Peinlichkeit seinerseits wegen meiner Bemerkung ist. Ich wollte ihn aus der Reserve locken, aber mich nicht über ihn lustig machen. Ich weiß, dass einige der Mädels an Bord auf seine ostasiatischen Züge und seine Höflichkeit stehen. Ich schätze, er weiß das auch, doch ebenjene Höflichkeit lässt ihn viel zu zurückhaltend in Sachen Intimitäten sein. Das mit Tilly ist zwar ein recht hoffnungsloses Unterfangen, doch vielleicht kann ein kleiner Schubs nicht schaden? Da müsste man doch …

Mein Gedankengang wird unterbrochen, als Gen vom Replikator fort tritt und ich freie Bahn habe. Ich habe einen ziemlichen Hunger und lade mir mein Tablett mit einem großen Teller Pfeffersuppe und einem Haufen Pakora voll. Das sollte für den Anfang genügen.

Wir bahnen unseren Weg durch das abendliche Gewühl, bis wir die Mädels erreichen. Owo und Keyla haben uns einen Vierertisch freigehalten. Prima, da können wir ungestört quatschen.

„Wie war das Training?“, begrüßt uns Keyla.

„Hervorragend.“ Rhys setzt sich, was mir den Platz übers Eck von Owo frei lässt.

Ein taktischer Nachteil, wie sich augenblicklich herausstellt. Ich habe mich noch nicht völlig niedergelassen, als sie sich bereits den Löffel von meinem Tablett schnappt und ihn in meinen Teller taucht.

„Hmmm… Pfeffersuppe! Lecker!“, bemerkt sie genießerisch, während ein Teil meines Essens in ihrem Magen verschwindet.

„Hey!“, begehre ich auf und versuche das Tablett fortzuziehen. Aber die Tische sind zu klein, um einen vorteilsbringenden Abstand herzustellen. „Hol dir selbst was.“ Sie grinst mich lediglich entwaffnend an und taucht den Löffel erneut ein. Mann, wie ich dieses Lächeln liebe. Es ist jedesmal so, als ob die Sonne aufgeht. Owo ist eine tolle Freundin. Ich habe echt Glück, dass ich solche Kollegen habe. Ein silbernes Schimmern im Augenwinkel lässt mich den Blick von Owo abwenden. Keyla hat sich über den Tisch gebeugt und hält mir ihren Löffel hin. „Hier, nimm den, sonst hast du keine Chance mehr.“ Ich erwidere ihr Grinsen und schnappe mir die Waffe im Kampf ums Essen. Hatte ich erwähnt, dass ich meine Kollegen liebe?

Keyla und Gen schütteln ihre Köpfe mit nachsichtiger Miene, aber das beachte ich nicht. Jetzt geht es nur darum, die Schlacht um die Suppe zu schlagen. Owo ist eine würdige Gegnerin.

„Kommt ihr morgen zum Training?“, höre ich Gen fragen.

„Ich hatte es vor“, erklingt Keylas Erwiderung. „Owo, was ist mit dir? Hast Du Lust, mit den Jungs zu trainieren?“

Das Gemurmel mit vollem Mund könnte sowohl Zustimmung als auch Ablehnung sein. Sie lässt mich nicht aus den Augen, keinen Zentimeter des Suppentellers preisgebend.

„Ich hätte Lust auf Tennis.“ Gen.

Keyla lacht auf. Der Klang ist hoch und angenehm. „Ich schätze Owo und Ronnie müssen wir dann aber in gegnerische Teams stecken. Da ist zuviel Futterneid in der Luft.“

„Abgemacht.“ Auch Gen lacht jetzt. „Morgen zum gemischten Doppel. Du und Ronnie, Owo mit mir.“

Ich lass die beiden planen. Im Teller befindet sich noch ein kleiner Rest an Suppe. Noch während ich mir den geschicktesten Weg überlege, wie ich das meiste davon auf meinen Löffel bekomme, packt meine Gegnerin den Rand mit beiden Händen, führt den Teller zum Mund und trinkt ihn aus. Raffiniert ist sie, das muss man ihr lassen. Ich hebe beide Hände in die Luft in der universellen Geste der würdevoll hingenommenen Niederlage.

Owo zwinkert mir zu, dann erhebt sie sich. „Ich hol noch eine. Das schulde ich dir.“ Sportsfrau.

Die spöttischen Mienen der anderen beiden ignorierend lehne ich mich gegen die Stuhllehne zurück. „Was gibt’s Neues, Keyla?“

Sie zögert einen Moment. Ihre Züge werden schlagartig wieder ernst. „Habt ihr das mit Stamets und Culber gehört?“

Ich nicke. Wir alle haben es gehört. Die beiden haben in den letzten Tagen im Alleingang die Gerüchteküche an Bord gefüllt.

„Traurig, oder?“

Ich zucke die Schultern. Owo kehrt zurück und stellt einen neuen Teller Pfeffersuppe exakt in die Mitte zwischen unseren beiden Plätzen. Rasch packe ich wieder meinen Löffel. „Das ist das Leben.“  

Eine Serviette trifft mich am Oberarm. „Du bist völlig unromantisch, Ronnie!“ Keylas Blick ist anklagend.

„Ich bin pragmatisch, halte ich für wichtiger.“

Owo hält ihren Löffel in die Luft, um ihre nächsten Worte zu unterstreichen. Gut so, dann steckt er wenigstens nicht in meiner Suppe. „Ich gestehe, ich ziehe Pragmatismus auch der Romantik vor. Das hält länger. Und Humor natürlich, Humor ist wichtig.“

„Mein Mädchen.“ Zwar lasse ich meinen Löffel vorsichtshalber in der Suppe, doch ich nicke bekräftigend.

Keyla seufzt theatralisch. Wenn sie die Augen verdreht, sieht das immer wieder faszinierend aus. Ihr kybernetisches Auge macht die Bewegung nicht mit und lässt sie für einen kurzen Moment wie ein Chamäleon erscheinen. „Himmel, was für eine unromantische Bande. Gen, was sagst du?“

Er zuckt zusammen. Kalt erwischt! Er wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu. Ich überlege, ob ich geschickt Tilly einbringen kann, aber ich sehe ihm an, dass er weiß, was ich denke. Seine ohnehin schmalen Augen werden noch wesentlich schmaler. Meine löffelfreie Hand macht eine beschwichtigende Geste. Er nickt.

„Nun?“ Keylas Kinn ruckt ein wenig vor, um Gen zu einer Antwort zu nötigen, ihre Augen teilen ihm mit, dass es besser die richtige sein sollte.

„Ich … Ich denke, Ehrlichkeit und Respekt sind sehr wichtig.“

„Okay“, gibt Keyla gedehnt nach. „Das lasse ich gelten. Ich schätze für die Romantik muss ich mich an Tilly halten.“

Gutes Mädchen! Ich bin aus dem Schneider.

„Tilly ist eher romantisch?“, fragt Gen nach. Auch er ist nicht übel. Man kann ihm fast abkaufen, dass er die Frage völlig nebensächlich zwischen zwei Bissen Pagora äußert – meiner Pagora wohlgemerkt, bin ich hier eigentlich die Versorgung der gesamten Brückencrew?

„Ich schätze sie so ein.“ Keyla zuckt mit den Schultern. „Wir haben noch nie über das Thema gesprochen.“

„Denke ich auch.“ Owo nickt.

Okay, das wird Gen wahrscheinlich etwas zum Grübeln geben. Ich beobachte ihn, während ich die im Suppenkampf unbeachteten Pagora wieder an mich nehme. Seine Miene wirkt extrem auffällig unauffällig. Irgendwie tut er mir leid. Ich sollte wirklich den Mund halten. Das geht sicher vorüber.

Schließlich blickt er auf und schickt ein neutrales Lächeln in die Runde. „So, Ihr Lieben, ich hab noch zu tun. Wir sehen uns morgen.“ Wir wünschen ihm verschiedene Variationen von ‚Gute Nacht‘, während er sein Tablett nimmt, uns noch einmal zunickt und sich dann zum Gehen wendet. Ich schau ihm nach. Ob er sich jetzt in seiner Kabine einen runterholt, während er an Tilly denkt? Ich kann mir beim besten Willen Gen nicht bei so etwas Profanem vorstellen. Klar, er ist auch nur ein Mann. Aber er wirkt immer so korrekt. Nein, er hat recht, das geht mich alles überhaupt nichts an.

Als er die Messehalle verlassen hat, schiebe ich den halbleeren Suppenteller mit dem Unterarm beiseite, verschränke die Hände auf der Tischplatte und lehne mich verschwörerisch nach vorne. „Okay, Mädels, hier ist der Deal – Gen ist in Tilly verknallt und wir müssen da was unternehmen.“

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