TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Wozu sind Freunde da …

von Gabi

III - Gen Rhys

Ich bin froh, dass der Lieutenant-Rang das Privileg einer Einzelkabine mit sich bringt. Von Zeit zu Zeit muss ich einfach die Möglichkeit haben, mich zurückzuziehen. Wenn man monatelang mit über 200 anderen auf einem Schiff eingesperrt ist, wird Privatsphäre zum größten Luxus. Ich wundere mich, dass Michael Burnham nach ihrer Wiedereinsetzung in den Dienst der Sternenflotte nicht diese Chance genutzt hat. Andererseits teilt sie ihr Quartier mit Tilly … Da hätte ich vielleicht auch auf die Privilegien meines Rangs verzichtet.

Das Terminal zieht kurzzeitig meinen Blick an. Ich sollte mich hinsetzen und die Datenfiles durchgehen. Eigentlich hatte ich das heute Abend noch vorgehabt. Aber jetzt überlege ich mir, ob das nicht auch noch morgen während der Dienstzeit ausreicht. Momentan ist so viel los, dass ich versuche, Routinearbeit in meine dienstfreie Zeit zu legen. Die Checks der Waffenbatterien benötigen dringend meine Gegenzeichnung. Vielleicht segne ich sie einfach blind ab? Das Techniker-Team hat immer gute Arbeit geleistet. Nein … das ist nicht meine Art. Wenn ich wüsste, ob ich morgen wenigstens eine Stunde Leerlauf habe.

Am Tischbein lehnt meine Gitarre. Nur ein paar Riffs zum Abschalten … Ich setze mich auf die Bettkante und nehme das Instrument auf den Schoß. Der glatte Körper fühlt sich wie immer wunderbar beruhigend unter meinen Fingern an. Langsam berühre ich die Saiten, ohne groß darüber nachzudenken perlen die Töne. Ich versuche meinen Geist zu leeren, während meine Finger immer wieder dieselbe Folge mit Variationen in Tempo und Dynamik wiederholen. Natürlich gelingt mir das nicht. Meine Gedanken kehren zu dem Gespräch beim Abendessen zurück. Soll ich mich humorvoll geben? Romantisch? Pragmatisch? Was auch immer Ronnie unter letzterem versteht. Wie ich ihn kenne, hat es etwas mit zu direkt zu tun, was mir beim besten Willen nicht liegt. Und was nützt es, wenn ich mich so gebe, wie ich gar nicht bin?

Was will ich überhaupt? Ich verstärke die Dynamik, bis meine Fingerkuppen zu kribbeln beginnen. Wenn ich an Tilly denke, dann an ihr Lächeln, daran wie sich ihr Arm unter meinem Griff beim Training anfühlt. Kleinigkeiten, die mich mit Freude erfüllen. Mir wird jetzt erst bewusst, dass ich noch nie darüber nachgedacht habe, sie zu küssen – oder gar mehr. Ronnie würde mich auslachen, wenn er das wüsste. Pragmatismus ist auf jeden Fall gestrichen.

Wahrscheinlich würde mir Freundschaft ausreichen. Himmel! Ich schlage ein hektischeres Tempo an. Jetzt belüge ich mich auch noch selbst. Ich wechsle zur Melodie und wähle etwas Leichtes, Träumerisches … Romantisches.

Mit geschlossenen Augen denke ich an wildes, rotes Haar, das bei jeder Bewegung des Kopfs wippt, an einen lächelnden, begeisterungsfähigen Blick und einen lieblichen Mund, der niemals aufhört zu reden.

Rezensionen