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Damals ...

von Caro

Kapitel 1

Er wirkte wie das All ...

Es war ein warmer Sommerabend auf Deannah, so etwa gegen acht Uhr Erdenzeit. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen und hüllte den weißen Sandstrand in ein rötliches Licht, sodass es aussah, als würde er brennen. Die Straßen in Lyra, einer kleinen Stadt auf Deannah, wurden bereits von Straßenlaternen erleuchtet. Zusätzlich vermittelten die bunt leuchtenden Läden und Reklameschilder eine fröhliche Stimmung.
Es waren noch einige Leute unterwegs, die sich noch nicht entschieden hatten, in welches der Lokale sie gehen sollten, oder die einfach nur auf dem Nachhauseweg waren. Die meisten aber gingen währenddessen in einem kleinen Park spazieren, der in der Mitte von Lyra lag. Lyra war keine große Stadt, sie war eher ein ruhiges Urlaubsparadies. Es gab nie zu viele Leute hier, es war die meisten Tage im Jahr angenehm warm, aber nie zu heiß. Das Meer war immer kühl, aber nie kalt und es hieß die Sonnenuntergänge seien die schönsten auf dem ganzen Planeten. Die meisten Häuser waren Hotels, Restaurants, Kneipen oder Discos. Zusätzlich besaß die Stadt am Rande eine Ecke mit Museen und Bibliotheken. Es gab praktisch für jeden etwas.

Wenn man eine Seitenstraße genauer betrachtete, fiel ein Mann auf. Er war unschlüssig darüber, in welches Lokal er gehen sollte. Über seinem linken Auge konnte man noch mit Mühe ein spirituelles Tattoo erkennen. Es war offensichtlich dass der Mann versuchte es zu verbergen. Wie jeder in dieser Stadt trug er Sommerkleidung, in seinem Fall Shorts und T-Shirt. Sein Name war Chakotay.
Er sah sich um immer noch auf der Suche nach einem kleinen Lokal, das nicht zu voll war. Die Sonne war mittlerweile ganz im Meer verschwunden und die Straßenlaternen versuchten die Straße hell zu halten. Sie blieb jedoch ziemlich dunkel.
Chakotays Schritte wurden zielstrebiger, als er in kleines Lokal mit einer Holztür fand.
Es war ungewöhnlich, das Häuser noch Holztüren besaßen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen waren die Türen alle automatisch und aus Aluminium und dünnem, aber sicherem Glas. Vielleicht war das der Grund für Chakotay, warum er gerade dieses Lokal wählte.
Als er die Tür öffnete, knarrte sie ein wenig und gab die Sicht auf einen spärlich, aber ausreichend beleuchteten Raum frei. Langsam trat er ein und blieb kurz stehen. Die Tür fiel hinter ihm zu.
Er schaute sich um. Das Lokal war von mittlerer Größe. Die Tische und Stühle bestanden aus dunklem Holz, die Theke aus etwas hellerem. Der Boden war mit einem beigefarbenen Teppich bedeckt, der das Licht nicht einfing, es aber auch nicht spiegelte. Die Wände waren mit hellem Holz getäfelt und die Decke in einem sauberen weiß gestrichen. Von zwei großen Lampen an der Decke ging das Hauptlicht aus, Kerzenleuchter über einzelnen Tischen rundeten das Ganze ab.
Chakotay ging zur Theke und setzte sich auf einen der Hocker. Er bestellte sich etwas zu trinken und sah sich dann nochmals im Raum um. Es waren hauptsächlich männliche Gäste anwesend, zum Teil aber auch Pärchen oder kleinere Gruppen.
Er drehte sich wieder um, wartete auf sein Getränk und war gespannt, wie seines wohl aussehen mochte, denn sie sahen immer anders aus. Ein Mann hatte beispielsweise ein grünes Getränk mit pinkfarbenen Strudeln darin. Ein anderer wiederum ein blaues mit orangefarbenen Bläschen, obwohl es unter dem selben Namen lief.
Man konnte ihm ansehen, dass er über etwas nachdachte. Doch dann wurde er durch das Knarren der Tür aus den Gedanken gerissen. Er drehte sich um.
Eine etwa dreißigjährige Frau trat ein. Sie war etwa 1,70 Meter groß hatte lange rotbraune Haare, die ihr in leichten Locken über die Schultern fielen. Sie trug ein hellblaues, leichtes Sommerkleid, das ihre Beine sanft umspielte.
Chakotay wusste nicht genau was es war, aber irgendwie übte diese Frau vom ersten Moment an eine gewisse Anziehungskraft auf ihn aus. Er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen und beobachtete sie eine Zeitlang.
Wie zuvor auch er schaute sie sich langsam um, um die Atmosphäre dieses Raumes auf sich wirken zu lassen, bevor auch sie zur Theke ging um sich dort auf den Hocker neben Chakotay zu setzen, der sie noch immer ansah und ihre tiefblauen Augen bewunderte..
„Steht hinter mir ein Geist oder warum starren Sie mich so fassungslos an?“, fragte sie schließlich lächelnd und verbannte eine widerspenstige Strähne ihres Haares hinter ihr Ohr.
„Oh, nein ... ist schon gut.“ Er merkte, wie er errötete und senkte den Kopf, aber es war ihr nicht entgangen und sie lächelte wiederum.
Chakotays Getränk kam, es war rot mit schwarzen Tupfen.
„Darf ich Sie als Entschuldigung dafür, dass ich Sie vor dem Gespenst nicht gewarnt habe, auf etwas zu trinken einladen?“, fragte er mit einem leichten Grinsen.
„Da haben Sie aber Glück, dass ich keine Angst vor Gespenstern habe, sonst hätte ich garantiert keinen Schluck runter bekommen“, erwiderte sie.
Das herausfordernde Wortgeplänkel ging noch ein Weilchen weiter, entwickelte sich dann aber zu einer witzigen Unterhaltung.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte Chakotay schließlich.
„Kathryn, und du?“
„Nenn mich einfach Jack.“ Er wusste selbst nicht, warum er ihr seinen richtigen Namen nicht genannt hatte. Vielleicht wollte er einfach nur nichts überstürzen.
„Komm’, lass uns noch ein bisschen im Park spazieren gehen.“
„Okay.“
Er stand auf und bot ihr seinen Arm. Lächelnd erhob sie sich und hakte sich bei ihm ein. Sie verließen das Lokal und gingen in Richtung Park.
Die beiden Monde von Deannah waren bereits aufgegangen und ließen den Park in einem silbernen Licht erscheinen. Die Bäume, die dadurch wie aus Silber wirkten, wiegten sich sanft im Wind und die Blätter sangen leise ihr Lied. Es gab keinen direkten Eingang, irgendwann verdichtete sich die Anzahl der Bäume und man wurde mehr und mehr von der Natur umgeben. Da keine Laterne den Park beleuchtete, war es sehr dunkel. Langsam schlenderten sie durch den Park, immer darauf bedacht nicht von dem im Dunkeln schwer erkennbaren Wegen ab zu kommen.

Irgendwann aber mussten sie doch vom Weg abgekommen sein, denn sie standen auf einmal vor einem riesigen schwarzen See. Er wirkte wie das All, in dem sich die Sterne und die Monde spiegelten, ihn aber nicht zu erhellen vermochten.
Ein paar Minuten standen sie einfach nur da und betrachteten dieses Phänomen. Als wenn sie von dem See magisch angezogen wurde, löste sie sich aus seinem Arm und ging langsam und ehrfürchtig auf darauf zu. In einem kleinen Abstand folgte er ihr schließlich. Er wusste nicht warum er das tat, aber als sie stehen blieb, musste er sie einfach in den Arm nehmen. Und ebenso wenig wusste sie, was sie dazu bewegte, es zuzulassen und ihren Kopf an seine Schulter zu legen. Gerade erst hatte sie den Tod von Justin überwunden, nie hätte sie gedacht, dass sie so schnell einem Mann wieder so nahe sein könnte.
Die Zeit verstrich. Am Rande wogen sich die Bäume und langsam wurde es deutlich windiger. Das Lied der Blätter wurde lauter und verwandelte sich bald in ein unschönes Rauschen. Zu spät entschlossen sich die beiden zu gehen. Das Gewitter brach herein und durchnässte sie in wenigen Minuten. Auch die Tatsache, dass sie fast rannten, konnte sie nicht retten. Nass bis auf die Knochen kamen sie schließlich an Jacks Hotel an.
„In welchem Hotel wohnst du denn?“
„Auf der anderen Seite der Stadt...“
„Dann komm lieber mit herein, sonst holst du dir da draußen noch den Tod.“
Erleichtert lächelnd folgte sie ihm. Das Hotelzimmer war gemütlich eingerichtet. Ein Kamin versorgte es mit Wärme und warmem Licht. Sie setzten sich auf das gegenüberstehende weiße Sofa. Er verschwand kurz im Badezimmer, um wenige Minuten später trocken gekleidet wieder zu erscheinen.
„Ich habe dir einen Trainingsanzug ins Bad gelegt. In diesen nassen Sachen holst du dir noch eine Erkältung.“
„Danke.“
Sie stand auf und ging ins Bad. Es war marmorfarben gehalten und auch hier sorgte ein Kamin für eine gemütliche Atmosphäre. Wenig später trat sie in einem viel zu großen, aber trockenen Trainingsanzug wieder ins Wohnzimmer, um sich zu Chakotay aufs Sofa zu setzen. Lange saßen sie nebeneinander, starrten ins Feuer und erzählten dem anderen etwas über sich. Nur das mit Justins Tod verschwieg Kathryn. Irgendwann merkte er, wie sie ihren Kopf an seine Brust lehnte und er legte ihren Arm um sie. So schwiegen sie eine Zeit lang, bis Kathryn irgendwann zu ihm aufblickte. Ein unsichtbare Kommunikation entstand wie durch Geisterhand und langsam näherten sich ihre Gesichter. Und als sich ihre Lippen trafen, war es für Kathryn, als würde für sie ein neues Leben beginnen. Sie hatte das Gefühl, dass sie mit dem Thema Justin nun endgültig abschließen könnte.
Diese Nacht schlief sie in seinem Armen auf dem Sofa ein. Dass er sie noch zu nichts gedrängt hatte, bestärkte sie in ihrem Wunsch, mit diesem Mann ein neues Leben anzufangen.
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