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Blau

von Laurie

Kapitel 1

Blaue Augen.

Sie sind es, die den größten Unterschied machen und die jede Illusion zerplatzen lassen, als Spock sich zu dem verstörten jungen Mann umdreht, dort in der Höhle auf Delta Vega. Nicht die helleren Haare, nicht der leichtere Körperbau, nicht die größere innere Unruhe und die noch ungezähmte Impulsivität ... die Augen sind es. Strahlend blau, durchdringend und forschend.

Spock hat im Laufe seines langen Lebens nur einen Menschen gekannt, der ihn mit einem derart intensiven Blick angesehen hat, und das ist nicht Jim Kirk gewesen. Die Augen seines Jims strahlten dieselbe Intelligenz und Lebendigkeit aus, doch sie waren braun, haselnussbraun mit grünen Sprenkeln, so ganz anders als bei diesem Jim.

Die blauen Augen passen zu der jüngeren, wilderen, von einem härteren Schicksal anders geformten Version des Menschen, der Spock so viel bedeutet hat, und dennoch kann er sich immer, wenn Jim ihn anblickt, des Gefühls nicht erwehren, dass etwas dabei falsch ist – so unlogisch es erscheint.

Das Blau beunruhigt ihn, irgendwie, und er weiß erst, wieso, als er Leonard zum ersten Mal trifft. (Derselbe Leonard McCoy und doch ein anderer, immer noch – wieder? – mürrisch und sarkastisch und mit einem Herz aus Gold, aber nicht der Mann, der Spocks Seele für ihn getragen hat, nicht der Freund und Vertraute ...)

Das stechende, klare Hellblau ist verschwunden, fast so, als wäre es ihm von Jim gestohlen worden, und wurde ersetzt durch ein dunkles Braun – ein freundliches Braun zwar, ein passendes, aber trotzdem ein seltsames, ungewohntes, nicht richtiges.

Spock registriert, analysiert, doch er versteht nicht. Leonard wurde sechs Jahre vor Jim geboren, sechs Jahre, bevor Neros Eingreifen eine alternative Zeitlinie erschuf, und er sollte immer noch blaue Augen haben, trotz allem. Dass dem nicht so ist, beschäftigt Spock mehr, als er jemals zugegeben hätte – nicht nur, weil er keine logische Erklärung dafür findet, sondern auch, weil er jedes Mal, wenn ein Blick aus brauen oder blauen Augen im falschen Gesicht den seinen trifft, ein unerklärliches Ziehen in der Brust verspürt.

Er weiß, dass nur er so empfindet. Für alle anderen gibt es keinen Unterschied, alle anderen kennen es nicht anders, und manchmal beneidet er sie darum. Sie müssen nicht jedes Mal, wenn einer der beiden jungen Männer sie arglos anlächelt, an längst Vergangenes denken. Sie können diesen Verlust nicht ermessen; ihre Leben sind noch für die Zukunft bestimmt, nicht für die Vergangenheit, wie es seines ist. Sie alle sind so jung, fast noch Kinder, kaum bereit für das, was das Schicksal für sie bereithält ...

Und dennoch werden Jim und Leonard in Ordnung sein, auch das weiß Spock. Sie werden sich gegenseitig helfen, so wie sein Jim und sein Leonard es getan haben, und wahrscheinlich, hoffentlich, werden sie ihre Freundschaft auf sein jüngeres Ich ausweiten.

Sie alle drei werden ihre Wege gehen, und sie werden Geschichte schreiben, auf ihre eigene Art – nicht, wie es ein anderes Trio, bestehend aus genau denselben Personen, getan hat, zu einer anderen Zeit, in einer anderen Wirklichkeit –, und keiner von ihnen wird sich jemals über die Tatsache wundern, dass Jims Augen blau sind und Leonards nicht.

Blaue Augen. Sie bedeuten einen Neubeginn, das schon, neue Möglichkeiten, neue Wege. Vor allem aber stehen sie für alles, was Spock unwiderruflich verloren hat.
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