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Eisige Stille

von Caro

Kapitel 3

Kathryn sah auf als der Türmelder erklang.
„Ja bitte.“
Sie war sichtlich überrascht, als Tuvok eintrat.
„Was gibt es Tuvok?“
„Ich habe leider keine guten Nachrichten für Sie. Sie werden Ihr Kind ab sofort nicht mehr besuchen oder mit ihm irgendetwas unternehmen.“
„Was? Aber wieso denn?“ Kathryn verstand gar nichts mehr. Erst nahm man ihr ihr Kind weg und dann durfte sie es noch nicht einmal mehr besuchen?
„Vanessa hat einige Schwierigkeiten ihre neue Mutter zu akzeptieren und da ist es besser, wenn Sie sie erst einmal nicht mehr sehen.“
„Aber ich bin ihre Mutter. Nicht Seven.“
„Sie sind die leibliche Mutter, aber Seven ist ab jetzt die Ziehmutter. Sie werden sich damit anfreunden müssen.“
Ohne ein weiteres Wort verließ er ihr Quartier.
Kathryn war unfähig auch nur irgendeine Reaktion zu zeigen.
Sie saß einfach nur da und starrte an die Wand.
*Das ist nicht wahr. Bitte lass das nicht wahr sein. Warum tut ihr mir das an? *
Nach einiger Zeit stand sie auf und ging in ihr Schlafzimmer.
Langsam ging sie neben dem leeren Kinderbett in die Knie und strich über das weiße Holz.
Vor zwei Tagen hatte hier noch ihr kleiner Sonnenschein gelegen.
Vor zwei Tagen war sie noch so glücklich gewesen.
Vor zwei Tagen war die Welt noch in Ordnung gewesen.
Vor zwei Tagen ...
 
Am nächsten Tag fing für Kathryn der Dienst wieder an.
Sie wahr müde und fühlte sich schlecht.
Sie frühstückte nicht und ging direkt in ihren Bereitschaftsraum, um sich in Arbeit zu vergraben.
Spät am Abend erst ging sie zurück in Quartier, denn dort wurde sie mit der Realität bekannt gemacht. Kein lustiges Gebrabbel mehr, keine freudiges Quietschen und kein Geschrei mehr.
Auf den Gängen hielt sie sich nur noch sehr selten auf. Und ins Casino ging sie auch nicht mehr. Sie hatte Angst, dort Seven zu begegnen.
Sie wollte sie nicht sehen.
Wollte nicht ihr Kind sehen und es nicht berühren dürfen.
Es schmerzte zu sehr.
Sie hatte keinen Appetit mehr und aß dem entsprechend auch nicht mehr.
Jeden Tag fühlte sie sich schlechter und schwacher.
Man sah ihr an, wie schlecht sie sich fühlte.
Doch sie wollte keine Hilfe.
Sei wollte nur eins.
Ihr Kind zurück.
 
Seit einer Woche ging das nun schon so.
Wie jeden Morgen kam sie auf die Brücke und grüßte die anwesenden Offiziere mit einem kalten Guten Morgen.
Sofort ging sie in Richtung ihres Bereitschaftsraumes.
Plötzlich wurde ihr schwindelig.
Sie versuchte sich irgendwo festzuhalten doch sie fand keinen Halt.
Ihr wurde schwarz vor Augen.
Sie hörte noch, wie jemand ihren Namen rief, dann wurde sie ganz von der Bewusstlosigkeit verschluckt.
 
Sie blinzelte, als sie von hellem Licht geblendet wurde.
Aus einem Reflex heraus versuchte sie, sich aufzurichten, sank aber sofort wieder auf das Bett zurück.
„Ah, Captain, Sie sind wieder wach“, ertönte die Stimme des Doctors.
„Was ist passiert?“
„Sie hatten auf der Brücke einen Schwächeanfall. Sie sollten unbedingt etwas essen und trinken.“
„Nein, ich habe keinen Hunger.“
„Das glaube ich Ihnen gerne, wenn man so lange Zeit nichts isst verschwindet das Hungergefühl schon mal.“
„Darf ich jetzt gehen?“
„Nein, erst wenn Sie wieder bei Kräften sind.“
„Ich fühle mich gut, Doctor.“
„Das glaube ich Ihnen nicht.“
„Ihnen wird aber nichts anderes übrig bleiben.“ Sie setzte sich auf und wollte die Krankenstation verlassen.
„Captain, wenn Sie jetzt gehen, muss ich Sie leider vom Dienst entbinden.“
„Tun Sie doch, was sie nicht lassen können“, antwortete Janeway kraftlos.
„Also jetzt hab ich noch einen Grund, Sie hier zu behalten, so haben Sie sich ja noch nie benommen.“
„Mag schon sein.“ Sie ging einfach aus der Krankenstation.
„Captain!“
Der Doc hastete ihr hinterher und holte sie an der nächsten Biegung ein.
„Captain, was ist los.“
„Nichts ist los, mir geht’s gut.“
„Oh, das sehe ich.“
Irgendwie schaffte er es. Kathryn wieder auf die Krankenstation zu bringen und sie hinter einem Kraftfeld festzuhalten.
„Also, was ist los?“
„Nichts ist los.“
Kathryn hatte sich hinter einem der Biobetten an die Wand gekauert und starrte an die Wand.
„Sie müssen unbedingt etwas essen.“
„Nein, ich habe keinen Hunger.“
„Dann eben anders.“
Der Doc füllte ein Hypospray mit hochdosierten Vitaminen und Mineralien und ging damit zu Janeway, welche aber hastig flüchtete.
„Lassen Sie mich in Ruhe!“, schrie sie den Doctor an.
Als der Doc das Hypospray an ihren Hals setzten wollte, wurde sie handgreiflich.
Dann kauerte sie sich wieder zusammen.
“Lassen Sie mich doch bitte in Ruhe, ich will doch nur zu meinem Kind“, schluchzte sie.
Der Doc fand, dass es besser war, Kathryn erst einmal in Ruhe zu lassen. Er kannte die Situation und verstand sie ebenso wenig wie der Captain.
Die Türen der Krankenstation öffneten sich und Seven kam mit Vanessa auf dem Arm herein.
„Ich weiß nicht, was ich machen soll. Sie ist nur noch am schreien und will sich gar nicht mehr beruhigen.“
„Gib mir mein Baby!“, schluchzte Kathryn schwach als sie sah, wer da die Krankenstation betreten hatte.
Seven ignorierte sie und sah nur den Doc fragend an, der die Kleine eingehend untersuchte.
„Soweit ich sehe fehlt ihr nichts. Vielleicht sollten Sie mal wieder mit ihr spazieren gehen.“
Seven gab sich damit zufrieden und verließ die Krankenstation.
Die leise weinende Kathryn beachtete sie nicht.
„Doctor können sie mir mal eben ...“ B’Elanna, die gerade eingetreten war stockte, als sie die völlig aufgelöste Kathryn sah.
„Was ist denn mit dem Captain los?“
„Das wissen Sie nicht. Zuerst hat doch Seven das Sorgerecht für das Kind angefordert, da sie und Chakotay ja verlobt sind und er der Vater ist.“
„Doch, das war mir bewusst, aber dass sie das so mitnimmt.“
„Das ist ja noch nicht alles. Aus einem völlig überflüssigen Grund wurde ihr auch das Besuchs- und Umgangsrecht entzogen.“
„Warum das denn?“
„Weil sich das Kind sonst angeblich nicht an Seven gewöhnen kann.“
„Was ist das denn für ein Blödsinn?“, B’Elanna war wütend. Sie wusste wie sich Kathryn fühlen musste.
Das eigene Kind, das 9 Monate in ihr gewachsen war, weggenommen zu bekommen, das war einfach grausam.
„Wer hat das beantragt?“
„Seven, weil sie der Meinung war, dass das Kind in einer intakten Beziehung besser aufwächst, als nur bei einer Mutter.“
„Und wer hat dem zu gestimmt?“
„Tuvok.“
„Und warum in Gottes Namen hat man ihr das Umgangsrecht entzogen?“
„Weil Seven der Meinung war, dass Kind würde sich nicht an sie gewöhnt, wenn es dauernd zwischen zwei Müttern hin und her wechselt.“
„Und wer hat dem schon wieder zugestimmt? ... Nein sagen Sie nichts. Tuvok?“
Der Doc nickte nur.
„Kann ich zu ihr?“
„Wenn sie Sie an sich heran lässt. Gerade, als ich ihr Nährstoffe per Hypospray geben wollte, ist sie total ausgeflippt.“
„Na kein Wunder, die Arme muss sich doch von allen verraten vorkommen. Lassen sie mich trotzdem zu ihr.“
Der Doc deaktivierte das Kraftfeld und B’Elanna ging vor Kathryn in die Hocke.
„Gehen Sie, bitte gehen Sie...“ wisperte diese.
Vorsichtig strich B’Elanna ihr über den Kopf.
Kathryn schreckte zurück.
„Nein, bitte! Lassen Sie mich in Ruhe! Bitte. Ich hab Ihnen doch nichts getan“, schluchzte sie.
Doch B’Elanna ließ nicht locker.
„Was hab ich Ihnen getan? Was? Was hab ich getan, dass sie mich so bestrafen müssen? Was wollen sie denn noch? Warum lassen Sie mich nicht einfach in Ruhe?“, Kathryn war aufgesprungen und schrie B’Elanna an.
Diese verließ darauf das Kraftfeld.
„So, das reicht. B’Elanna an Seven.“
“Was ist los?“
„Kommen Sie bitte auf die Krankenstation und bringen Sie Vanessa mit.“
„Warum soll ich Vanessa mitbringen?“
B’Elanna sah den Doc hilfesuchend an.
„Weil ich eine Möglichkeit entdeckt habe, warum sie so oft schreit“, sprang dieser für sie ein.
„Ok, ich bin unterwegs.“
„Danke Doc.“
„Darf ich jetzt auch noch wissen, was Sie vorhaben?“
„Ist das nicht klar? Ich gebe der Mutter ihr Kind wieder.“
„Das verstößt gegen die Anordnungen.“
„Muss man die Anordnungen auch befolgen, wenn durch sie ein Crewmitglied in Lebensgefahr gerät?“
„Nein ich denke nicht.“ Geschlagen zog der Doc sich in sein Büro zurück.
B’Elanna beobachtete noch eine ganze Weile die völlig fertige Kathryn.
Dann öffneten sich die Türen zur Krankenstation.
Seven trat mit der immer noch schreienden Vanessa herein.
„Was soll ich nur machen Doctor, sie schreit nur noch.“
„Geben Sie sie mal B’Elanna.“
Seven tat wie ihr geheißen und gab das schreiende Kind B’Elanna.
Der Doc tippte noch schnell etwas an seiner Konsole und deaktivierte dann das Kraftfeld.
Langsam ging B’Elanna mit dem Kind auf dem Arm zu der am Boden hockenden Kathryn.
Diese beäugte sie misstrauisch.
Erst als sie ihr das Kind entgegen hielt, fasste sie Vertrauen und nahm Vanessa in ihren Arm.
Ein lächeln huschte auf B’Elannas Gesicht, als sie sah, wie auf einmal alle Trauer von Kathryn fiel und sie einfach nur noch glücklich war, ihr Kind wieder im Arm zu halten.
Wie durch ein Wunder hatte Vanessa auch aufgehört zu schreien, als sie in Kathryn ihre Mutter wieder erkannte.
„Meine Kleine, wie schön dass ich dich wieder habe.“
Zärtlich strich sie über Vanessa Wange, welche daraufhin glücklich zu lächeln begann.
„Was tun Sie denn da?“, keifte Seven.
„Sie haben genau wie jeder andere die Befehle von Tuvok zu befolgen.“ Sie wurde fast hysterisch.
„Sie suchten doch eine Möglichkeit, das Kind zum Schweigen zu bringen. Hören Sie noch irgendeinen Ton von ihr?“
*Das dürft ihr nicht. Ihr macht alles kaputt. Ihr dürft ihr das Kind nicht wieder geben. Er wird mich verlassen, versteht ihr das nicht? Er wird mich verlassen. Warum versteht ihr das nicht? *
„Geben Sie mir mein Kind zurück!“ Seven stürmte auf Kathryn zu doch B’Elanna hielt sie zurück.
„Seven!“
„Lasst mich los!“ Seven wehrte sich heftig.
“Seven, hören sie mir zu!“ B’Elanna sah keinen anderen Ausweg und schrie.
Seven hörte auf sich zu wehren.
„Warum tun Sie das, Seven? Warum tun Sie Kathryn das an?“
„Ihr dürft ihr das Kind nicht wiedergeben. Ihr macht alles kaputt. Warum versteht ihr das nicht? Er wird mich verlassen. Verlassen wird er mich.“ Wieder versuchte Seven, sich loszureißen.
„Wer wird Sie verlassen, Seven?“
Seven gab auf.
„Chakotay. Es ist sein Kind und er wird mich verlassen, um wieder mit ihr zusammen zu kommen, weil sie die Mutter seines Kindes ist. Ich will ihn nicht verlieren. Ich bin dem Kind eine genauso gute Mutter und es wird es bei mir gut haben. Glauben Sie mir!“
Langsam begannen der Doc und B’Elanna zu verstehen, was in Seven vorging.
Was auf den ersten Blick aussah, wie ein psychisch gestörter Verstand stellte sich jetzt als pure Angst heraus.
Sie hatte Angst Chakotay an dieses Kind zu verlieren.
Sie wollte nicht das direkt ihre erste Beziehung nach so kurzer Zeit zerstört wurde.
Sie wollte Chakotay heiraten. Und sie wollte für ihn perfekt sein.
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