TrekNation

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Acht Charaktere und zwanzig besondere Begegnungen

von Seveny

Kapitel 7

Aufgabe: Kathryn muss in eine Schule, um ihren Beruf vorzustellen.


Veränderungen

 

'Chakotay hielt sich schützend die Hand vor Augen. Unruhig suchte er den gleißend hellen Himmel ab. Es konnte jede Minute soweit sein. Man hatte sie herbeordert, um die Umbenennung der kleinen Dorfschule auf Trebus festlich zu begehen, und sie hatte zugesagt. Ungeduldig scharrte sein Fuß durch den Sand.

Kathryn-Janeway-School. Wer hätte ernsthaft damit gerechnet, dass ausgerechnet unsere Schule auf den Trend aufspringt!

Es stand hoch im Kurs, Einrichtung nach hochrangigen Sternenflotten-Offizieren zu benennen. Allen voran: Admiral Janeway. Seit der Rückkehr der Voyager hatte sie Kult-Status erreicht. Mittlerweile gab es unzählige Institute mit ihrem Namen. Dass jetzt sogar eine kleine Dorfschule fernab der Zivilisation sich umbenannte, galt allgemein als wichtiges Zeichen. Trebus rückte dadurch politisch wieder näher an die Föderation heran. Das alte Feindbild hatte ausgedient. Viele Siedler öffneten sich endlich der modernen Welt und nicht wenige junge Männer träumten von einer Karriere bei der Sternenflotte. Grund genug, seinem Volk beim Aufbau der digitalen Infrastruktur zu helfen. 

Er sah wohlwollend über eines der ersten Projekte. Dank ihm besaß Trebus die längst überfällige Transport-Verbindung zu den Nachbar-Planeten. Wer hätte gedacht, dass sie ausgerechnet hier aufeinandertreffen würden?

Erneut glitt sein Blick über den wolkenlosen Himmel. Ein kleiner Punkt schwirrte zwischen den beiden Sonnen von Trebus heran. Es war so weit. Er straffte sich, zog das naturfarbende Hemd glatt und ging in Richtung Landeplatz. In wenigen Sekunden würde das Transportshuttle aufsetzen.

Angespannt beobachtete er die Landung. Die Zeit schien still zu stehen. Endlich öffneten sich die Schotts und Kathryn trat ins Freie. Sie hatte sich kaum verändert. Immer noch strahlte die zierliche Frau Energie und Selbstbewusstsein aus. Das rotbraune Haar hatte sie zu einem disziplinierten Zopf gebunden. Lediglich an der Seite hatten sich einige feine Haarsträhnen herausgelöst, die nun im sanften Wind ihr Gesicht umspielten. Mit federnden Schritten überquerte sie den Landeplatz in seine Richtung und hob die Hand.

Chakotay erwiderte die kleine Geste. Lächelnd ging er auf sie zu, doch eine leichte Nervosität konnte er nicht abstreifen. Anderthalb Jahre war es jetzt her, dass die Voyager unter Feuerwerk und Medien-Rummel vor dem Hauptgebäude der Sternenflotte gelandet war. Ob B´Elanna es ihr bereits gesagt hat?

Er hatte in den letzten Monaten mehrmals versucht, Kontakt zu Kathryn aufzunehmen, aber ohne Erfolg. Auf Anfrage im Hauptquartier hieß es nur lapidar, der Admiral sei im Moment auf einer Mission. Doch wie es der Zufall so will ...

Er blieb vor ihr stehen, zu befangen, um sie herzlich zu begrüßen, als wolle er erst ihre Reaktion abwarten. Vorsichtig streckte er seine Hand entgegen. „Hallo, Kathryn."

Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, dann schloss sie ihn fest in die Arme. „Danke, dass du mich abholst, Chakotay." Sie hauchte ihm einen zarten Begrüßungskuss auf die Wange. „Es ist schön, dich wiederzusehen. Wann war das letzte Mal? Es scheint ein anderes Leben gewesen zu sein."

„Das ist wahr ... wir haben lange nichts voneinander gehört" Er sah ihr in die Augen. Sie sprühte nur so vor Energie. „Wie geht es dir?"

„Ausgezeichnet." Sie tippte ihm gespielt empört auf die Brust. „Aber ich war schon ein wenig enttäuscht, dass du dich nach unserer Rückkehr nicht mehr gemeldet hast."

Verlegen rieb er sich den Nacken. „Der letzte Abschied auf der Voyager gehört nicht zu meinen Ruhmestaten, oder?"

„Du hattest es damals außerordentlich eilig, mit Seven abzureisen", neckte sie ihn etwas spitz und lachte. „Wo ist sie eigentlich?"

„Wir haben uns vor einem halben Jahr getrennt. Annika ist auf die Erde zurückgekehrt. Die Akademie hat ihr einen Lehrstuhl für Interspezies-Beziehungen angeboten. Sie wollte die Stelle gerne annehmen."

„Oh ... das tut mir leid." Sie strich ihm mitfühlend über den Oberarm. „Ich hätte nicht fragen sollen."

„Ist schon in Ordnung." Er bot ihr den Arm zum Einhaken an. „Hast du nachher Zeit für einen Spaziergang? Oder musst du gleich zurück?"

„Mein Transport-Shuttle fliegt um 19.00 Uhr. Ich kann also eine ganze Stunde mit dem charmantesten Mann des Alpha-Quadranten verbringen." Sie lachte ihn an. „Das war schon auf der Voyager schwierig ... die gemeinsame Zeit. Außerdem ... ", sie legte den Kopf schief und schlug einen dienstlichen Ton an, „möchte ich über alle wesentlichen Entwicklungen genau informiert werden, Commander!"

Er strich ihr über die eingehakte Hand und lächelte. „Du hast mir gefehlt, Kathryn."

 

Kurz später beim Festakt

 

Selbstbewusst stand Janeway hinter dem Rednerpult. Die Schule und das gesamte Dorfes waren auf dem Festplatz vor dem Schulgebäude zusammengekommen. Ein Meer neugieriger, brauner Kinderaugen starrte sie unverhohlen an. Alle hatten die typisch schwarzen, glatten Haare und die leicht gebogenen Nasen - charakteristisch für indigene Völker. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wie Chakotay wohl als kleiner Junge hier gestanden wäre? Ruhe kehrte ein und Janeway konnte beginnen. „Mein Name ist Admiral Janeway. Ich habe die Ehre, die Namensgeberin der Schule zu werden. Mit der Umbenennung zeigt euer Volk, wie wichtig ihm die Nähe zur Sternenflotte ist. Viele junge Menschen interessieren sich inzwischen für eine Karriere in der Raumfahrt, deshalb gebe ich heute einen Einblick in die Ausbildung." Sie ließ ihren Blick über die Anwesenden gleiten. Gebannt und mucksmäuschenstill hingen die Schüler an ihren Lippen. „Um an der Akademie angenommen zu werden, braucht man exzellente Schulnoten, vor allem in den Naturwissenschaften. Grundsätzlich gibt es drei Ausbildungsmöglichkeiten." Sie pausierte kurz, um die Bedeutung ihrer Worte zu erhöhen. „Die Sicherheitsabteilung, die wissenschaftliche Abteilung und die Kommando-Ebene ..."

Chakotay hörte nicht weiter zu. Die Karrierestufen der Sternenflotte interessierten ihn nicht. Er hatte sein Leben dem Wiederaufbau von Trebus gewidmet. So sehr, dass er darüber nicht bemerkt hatte, wie Annika sich immer mehr zurückgezogen hatte. Sie hatte sich hier nie Zuhause gefühlt. Die warmherzige und sensible Art seines Volkes, schien sie unter Druck zu setzen. Wenn sein Stamm sich abends am Lagerfeuer die überlieferten Legenden erzählte, hatte die kühle Borg nur den Kopf geschüttelt. Ihre plausiblen, rein wissenschaftlichen Argumente brachten die Dorfbewohner gegen sie auf. Er seufzte. Ja ... im Nachhinein betrachtet, war es ein Fehler gewesen.

„Meine Mutter sagt aber, dass jemand unausstehlich wird, wenn er den ganzen Tag Leute herumkommandiert!", krähte eine Kinderstimme nach vorne. Der Satz beförderte ihn direkt zurück in die Gegenwart. Schmunzelnd drehte er den Kopf, suchend, welcher kleine Knirps so frechweg seine Meinung hinausposaunte.

Janeway nahm die Ehrlichkeit mit Humor. „Oh, ich hoffe, dass das bei mir nicht der Fall war. Mein ehemaliger Erster Offizier kann diese Frage allerdings besser beantworten."

Chakotay zupfte sich amüsiert am Ohr. „Sagen wir es mal so: Es ist schon eine Herausforderung, den ganzen Tag Befehle zu erteilen und dabei immer gutgelaunt zu bleiben."

Janeway stemmte gespielt empört eine Hand in die Hüfte und verzog das Gesicht, als wolle sie ihm zurufen darüber-diskutieren-wir-aber-nochmal. Die Kinder hielten sich kichernd die Hände vor den Mund. In ihrer Tradition alberten nur Liebespaare so miteinander herum.

„Admiral?" Aketcha, der Dorfälteste, tippte sie an. „Es wird Zeit für die Zeremonie."

Janeway nickte zustimmend. Einige Schritte vom Rednerpult entfernt, stand eine imposante, steinerne Gedenktafel. Ein rotes Samt-Tuch verhüllte die Schrift. Sie stellte sich daneben und wartete kurz, bis Ruhe eingekehrt war. „Es erfüllt mich mit Stolz dieser Schule meinen Namen geben zu dürfen. Ich taufe dich hiermit Kathryn-Janeway-School." Sie zog das Tuch herunter. Die goldenen Buchstaben glänzten im Sonnenlicht. Eine weitere Einrichtung hatte sich ihr zu Ehren umbenannt.

 

Nach dem Festakt

 

„Kathryn?" Sanft machte Chakotay auf sich aufmerksam, indem er ihr die Hand auf den Rücken legte. „Bist du so weit? Ich würde gerne mit dir spazieren gehen."

„Deinen Einladungen konnte ich noch nie widerstehen." Sie verabschiedete sich vom Ältestenrat und wandte sie sich ihm zu. Auffordernd sah sie auf seinen Arm, bis er ihn lachend zum Einhaken anbot. Gemeinsam schlenderten sie den kleinen Pfad, der aus dem Dorf durch die Felder führte, entlang.

„Ich nehme an, du hast wieder eine neue Mission vor dir." Chakotay schenkte ihr ein schönes Grübchen-Lächeln. „Wohin geht's diesmal oder ist das geheim?"

„Begleit-Eskorte für den lysianischen Botschafter spielen, nichts Aufregendes, nur eine Woche." Sie lachte entspannt. „Lass uns jetzt nicht von mir reden. Wie geht es dir? Was hast du die ganze Zeit ohne die Sternenflotte gemacht?"

„Ich stecke bis zum Hals in Arbeit", seufzte er, doch sein Gesicht blieb voller Optimismus. „Es fehlt meinem Volk so vieles. Wir sind auf dem Weg von der Steinzeit ins Mittelalter. Die digitale Infrastruktur, politische Positionierung Trebus´, die Anbindung an die Nachbarwelten ... es ist eine aufregende Entwicklung." Er zeigte auf eine kleine Bank, die einen herrlichen Blick auf die umliegenden Felder bot. Vertraut, als wären sie zu keiner Zeit getrennt gewesen, saßen sie nebeneinander und betrachteten die reifen Getreidefelder. Der sanfte Wind, der darüberstrich, trug den Geruch von Sommer herüber. Die Strahlen der beiden Sonnen hüllte alles mit Kraft und Wärme ein.

„Kathryn? Ich möchte mich bei dir entschuldigen", gestand er leise. Sie wandte sich ihm überrascht zu. „Wir sind ohne Abschied von der Wiedersehensfeier verschwunden. Ich dachte damals, es wäre auf diese Weise für alle leichter. In Wirklichkeit habe ich mich nur um ein ehrliches Gespräch gedrückt. Ich hätte dir von Anfang an erzählen sollen, warum ich unsere Abendessen abgesagt habe. Das hat mir lange auf der Seele gelegen."

„Du wolltest ein neues Leben beginnen ...", sie nahm seine Hand auf und verflocht ihre Finger, „aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass es nicht wehgetan hätte." Sie lächelte schmerzlich. „Es war das einzige Mal, dass du mit mir unsensibel umgegangen bist. Vielleicht war es besser so."

„Wie meinst du das?"

„Marks Ehe ist vor zwei Jahren in die Brüche gegangen ..."

Er lehnte sich zurück und betrachtete sie. In ihrem Blick war etwas Nervöses, fast wie eine Rechtfertigung. „Deshalb war er damals bei der Wiedersehensfeier dabei, oder?"

„Ja ... er wollte mich wiedersehen."

Er sah auf die zwei Hände, die immer noch miteinander verflochten waren. „Ist es ... etwas Ernstes zwischen euch?"

Sie nickte, ohne ihn anzusehen. „Ja ... etwas Ernstes."

Erst jetzt wurde ihm klar, warum Kathryn die ganze Zeit so unbeschwert und gutgelaunt war. Es lag nur zum Teil an ihrem Wiedersehen. Sie hatte sich ein neues Leben aufgebaut. Ein Leben, in dem sie sich offenkundig wohlfühlte. Er suchte behutsam nach den richtigen Worten. „Es freut mich für dich, dass du glücklich bist und einen Mann gefunden hast, den du wirklich liebst", er drückte sanft ihre Hand, „und das meine ich ehrlich." 

„Das weiß ich, Chakotay."

Stumm saßen sie da. Das Dämmerlicht des heranrückenden Abends bedeckte mit letzten Strahlen die Getreidefelder, warf unregelmäßige Schatten auf den Weg und verblasste zunehmend. Die Schönheit war dahin.

„Unter diesen Voraussetzungen ..." Er stockte und sah sie in einer seltsam schmerzlichen Art an, dann lächelte er sanft. „Würdest du mir zum Abschied einen Gefallen tun? Lass uns die letzten Minuten verbringen, als hätten wir auf der Voyager gerade zu Abend gegessen." Er löste ihre Finger voneinander und legte auffordernd den Arm auf die Rückenlehne.

Sie wusste, auf was er anspielte. Ohne zu zögern, schmiegte sie sich an, wie bei einem besten Freund, den man schon viel zu lange kennt, um ihn als Mann wahrzunehmen. Das vertraute Gefühl hatte etwas Beruhigendes. „Es ist doch seltsam", resümierte sie gedankenvoll. „Jahrelang ging es wegen der Kommando-Struktur nicht, dann kommt Seven dazwischen und jetzt Mark. Glaubst du an Vorsehung oder war es Zufall?" Sie sah zu ihm hoch, in der Hoffnung, dass er dafür eine passende Erklärung hätte.

Er zog sie enger zu sich und richtete den Blick in eine unbestimmte Ferne. „Es ist unser Schicksal. Wir waren nicht füreinander bestimmt." Er sah zu ihr herunter und strich liebevoll eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Trotzdem werde ich dich nie vergessen, Kathryn. Du bist ein wichtiger Mensch für mich."

Sie verlor sich nochmal kurz in seinen braunen Augen. „Das geht mir auch so. Vielleicht kannst du uns doch mal in Bloomingthon besuchen kommen?" Sie biss sich auf die Unterlippe. Solche Sätze sagt man als Trostpflaster, um einem abgelegten Partner glauben zu machen, dass sich nichts geändert hätte. Es half nicht, die Endlichkeit mancher Lebensabschnitte zu leugnen. Still legte sie den Kopf an seine Schulter. Dies war also der letzte gemeinsame Augenblick. Wehmütig sah sie zum Himmel. Die beiden untergehenden Sonnen verabschiedeten den Tag, wie zwei Tänzer, die zusammen die Bühne verließen. Erste Sterne zeigten sich am Firmament. Sie schaute ihn nochmal an. Sie wollte ihm nicht wehtun. Um nichts in der Welt. Er war ihr Freund und das würde sich nie ändern.

 

Zwei Monate später auf Trebus

 

Das Licht am Laptop blinkte. Eine Nachricht! Er stellte seine Tasse mit Kräutertee zur Seite und lehnte sich über den Tisch. B´Elanna! Hoffentlich ist nichts passiert. Er drückte auf die Schaltfläche, um einen kurzen Blick darauf zu werfen, dann setzte er sich in Zeitlupe in den Sessel. Es war ein Schlagzeilenbericht von der Erde.

Vice-Admiral Kathryn Janeway und der renommierte Philosoph Mark Hobbes Wiliam Johnson haben heute in einem Interview offiziell ihre Hochzeit bestätigt. Das Paar wird sich am nächsten Wochenende in der Zentral-Kirche von Bloomingthon das Ja-Wort geben. Das Sternenflottenhauptquartier ...

Er las nicht weiter. Es hatte kein Interesse daran, was die Sternenflotte für einen ihrer Admiräle plante. Wichtig war nur, dass sie glücklich war. Ein Bild des Paares baute sich unter der Meldung auf. Kathryn umarmte einen breitschultrigen, distinguierten Mann in den besten Jahren, strahlend vor Glück. Ein brauner Irish-Setter stand daneben und schaute erwartungsvoll zu ihr hoch. Das Foto erzählte von Lebensfreude, Zuversicht, Zukunft und obwohl sie kein junges Mädchen mehr war: Auf diesem Bild war sie es! So jung und sorgenfrei wie er sie nur aus seinen Träumen kannte.

Er zögerte kurz. Sollte er die Meldung und das Bild ausdrucken? Es gab eine kleine Kiste, in der er Andenken an jene denkwürdige Reise aufbewahrte, doch dann lächelte er schmerzlich. Nein, er wollte die Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit so behalten, wie sie in seinen Gedanken war. Eine Frau, die einen wilden Rebellenführer vor sich selbst gerettet hatte, selbstlos und stark. Sie war und blieb die Liebe seines Lebens. Genau deshalb musste er sie gehen lassen. Er hauchte dem Bild einen letzten Luftkuss zu. Ich wünsche dir alles Glück der Welt in deinem neuen, alten Leben, Kathryn! Er klickte den Bericht weg. Jetzt war er frei. Sein Volk brauchte ihn.

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