TrekNation

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Acht Charaktere und zwanzig besondere Begegnungen

von Seveny

Kapitel 6

15.     Nr.  7 Naomi  & Nr. 8 das MHN müssen zu einem Ball, zu dem sie auf keinen Fall wollen. Außerdem fehlt ihnen die passende Begleitung. Wie organisieren sie sich dieselbe und was passiert auf dem Ball selbst?


 

In einem fremden Krankenhaus

 

 

 

Diffuses Licht drang durch seine Augenlider, aber er schaffte es nicht, sie zu öffnen. Schmerzen durchströmten ihn und hemmten den Verstand. Eine verzerrte Stimme, die er nicht zuordnen konnte, brachte ihn allmählich ins Bewusstsein zurück.

 

 

     „Wie heißen Sie?" Vor ihm stand ein Mann. Sein weißes Gewand aus locker gewebtem Leinen erweckte den Eindruck von Verbandszeug und den Mullbinden vergangener Tage. Eine lebende Mumie? Ein Untoter?

 

 

     „Verstehen Sie mich?"

 

 

Chakotay stemmte sich unter Stöhnen hoch und sah an sich herunter. Sein langes Hemd war aus dem gleichen Gewebe, wie das des Fremden. Ein Leichentuch. Er presste die Augen zusammen und rieb sich den Nacken. Den Schmerzen nach zu urteilen, war er noch am Leben. „Ich bin Commander Chakotay." Er umklammerte den Ärmel des Unbekannten, wie einen Rettungsanker und hielt ihn fest. „Wo ist die Frau, mit der ich im Shuttle saß? Haben Sie sie auch hergebracht?"

 

 

     „Ja, sie ist auch hier." Der Mann sah auf das Display des Scanners und zog die Stirn in Falten. „Mein Name ist Pantris, von den Konahr. Ich bin Arzt. Sie haben sich mit einem Virus infiziert, als sie im Wald übernachtet haben. Können Sie mir sagen, was genau passiert ist? Wir haben die verbrannten Überreste Ihres Shuttles geborgen. Nur der Speicherkern des Computers hat die Flammen überlebt. Sie sind Menschen und gehören zum Raumschiff Voyager, so viel wissen wir schon."

 

 

     „Ja ...", bestätigte er matt. „Wir wollten zur Wissenschaftsausstellung der Qomar. Ein Magnet-Sturm hat die Trägheitsdämpfer des Shuttles beschädigt. Wir sind durch eine Art Energie-Gitter gekracht. Von da an erinnere ich mich nur noch bruchstückhaft." Er schob die Beine aus dem Bett. „Ich muss zu Kathryn."

 

 

Der fremde Mann schüttelte den Kopf und drückte ihn sanft zurück. „Sie dürfen noch nicht aufstehen. Wir tun alles Erdenkliche für Ihre Freundin. Sie ist in den besten Händen. Wie lange waren sie dort hinten in der Wildnis?"

 

 

     „Drei Tage. Kathryn ... sie hatte Brandwunden und ich habe ihr nicht helfen können", keuchte er leise und stemmte sich mit einem Stöhnen auf. „Wie geht es ihr? Wird sie wieder gesund?"

 

 

 „Wir konnten die Brandverletzungen erfolgreich behandeln, aber ein Virus hat ihr Zellgewebe angegriffen. Ich kann noch nicht sagen, ob sie durchkommt. Es tut mir leid." Der Fremde drückte ihm ein Hypospray in den Hals. „Sie brauchen jetzt dringend Ruhe. Ich gebe Ihnen etwas, damit Sie schlafen können. Vertrauen Sie mir!" Chakotay sank unter Stöhnen in die Kissen zurück.

 

    „Kathryn ... nein ..."

 

 

Vier Stunden später

 

 

Der penetrante Geruch von Desinfektionsmittel weckte seine Sinne und holte ihn aus einem unruhigen Schlaf. Vorsichtig blinzelte Chakotay in die grelle Deckenbeleuchtung. Erinnerungen an den Absturz und den Brand ließen ihn hochschrecken. Kathryn! Er drehte suchend den Kopf. Einige Meter von ihm entfernt stand ein weiteres Bett. Er drückte sich halb hoch. „Kathryn? Bist du ok?" 

 

Sie drehte sich. Ihr Gesicht war fahl, das Haar klebte auf ihrer nassen Stirn und sie zitterte am ganzen Körper. „Chakotay?" Sie hustete und rang nach Luft. „Bist du da? Ich muss mit dir reden."

 

Er schob die Füße aus dem Bett und taumelte die wenigen Meter zu ihr rüber. Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante.

 

     „Nein ..." Sie schüttelte kraftlos den Kopf und zog an ihrem Laken. Es war mehr ein Zeichen als eine Bewegung. „Du musst mir etwas versprechen."

 

Behutsam kroch er unter die Decke und strich ihr die Haare aus der schweißnassen Stirn. „Der Arzt sagt, wir hätten einen Virus. Du solltest jetzt lieber schlafen."

 

     „Nein, Chakotay, hör mir zu. Ich schaffe es vielleicht nicht. Versprich mir, dass du zur Voyager zurückkehrst und sie nach Hause bringst! Bring unsere Crew heim!" Ihre Augen glühten, wie ein letztes Aufflackern der Lebensenergie.

 

     „Kathryn!" Erschrocken sah er sie an und packte sie an den Schultern. „Schau mich an! Du wirst wieder gesund, du schaffst das ... hast du mich verstanden?"

 

Sie lächelte matt. „Sicher ... Ich wollte dir nur noch sagen ... ich habe deine Gesellschaft immer sehr geschätzt. Wir waren so enge Freunde. Unter anderen Umständen ..." Sie hustete erneut und krümmte sich. Schließlich sank sie erschöpft ins Kissen. „Bleibst du bei mir? Falls ich die Nacht nicht überlebe ..."

 

     „Hab keine Angst, ich bin hier." Er fädelte den Arm unter ihren Kopf hindurch und drückte sie an sich. Allmählich entspannte ihr Körper und das Zittern hörte auf.

 

     „Chakotay?", flüsterte sie.

 

Er sah auf Kathryn hinunter. „Mnnh ..."

 

     „Wenn ich die Nacht überlebe, dann wird alles anders. Das schwöre ich."

 

Er drückte sie aufmunternd an sich. „Du wirst es schaffen", flüstere er. „... für uns und für die Crew."

 

 

 

Am nächsten Tag

 

 

 

     „Wie ich sehe, geht es Ihnen besser!", stellte der Konahr zufrieden fest.

 

Chakotay blinzelte angestrengt hoch. Ein Mann stand wie ein Schattenriss im hellen Licht des Zimmers. „Pantris ..." Er rieb sich die Augen. Erst allmählich begriff er die Situation und nahm seine Hand von der Gestalt neben ihm. „Wie lange haben wir geschlafen?"

 

      „Fast zwanzig Stunden. Die Medikamente haben geholfen. Wir konnten den Virus stoppen."

 

Janeway setzte sich ebenfalls auf und sah unsicher zur Seite. Ihr Erster Offizier lag neben ihr, sorgsam darauf bedacht, keinerlei gemeinsame Berührungspunkte zu haben. Einige flüchtige Erinnerungen tauchten vor ihrem geistigen Auge auf und verschwanden genauso schnell wieder. „Ich kann mich kaum erinnern. Wir sind abgestürzt ... das Feuer ..."

 

Chakotay lächelte. „Ich bin froh, dass es dir bessergeht. Du hattest hohes Fieber. Ich bin nur hier, weil du gefroren hast."

 

     „Ich erinnere mich dunkel." Sie rückte noch ein Stück von ihm ab und schob die Beine aus dem Bett. „Ich muss die Voyager kontaktieren. Sie sollen uns holen."

 

     „Das wird kaum möglich sein", schaltete sich Pantris ein. „Sie sind mit ihrem Shuttle durch das Energie-Gitter gebrochen. Mein Volk ist darauf bedacht, unter sich zu bleiben, und die Barriere schottet den Planeten normalerweise ab. Es hat noch nie ein Fremder unsere Welt verlassen."

 

Der Konahr hob entschuldigend die Hände. „Ob Sie Kontakt zu ihrem Schiff herstellen dürfen, kann nur der Rat der Ältesten entscheiden. Vorerst müssen Sie hierbleiben und abwarten."

 

 

 

Zwei Tage später

 

 

 

     „Ich hoffe, Sie bringen uns gute Nachrichten?" Interessiert kam Janeway auf den weißgekleideten Konahr zu.

 

     „Der Rat hat über Ihr Anliegen entschieden."

 

     „Spannen Sie uns nicht länger auf die Folter: Was hat der Rat beschlossen?" Sie merkte, wie Chakotay hinter sie trat, eine Geste, die sie insgeheim sehr schätzte.

 

     „Ich habe mit dem Ältestenrat gesprochen und sie haben einen Vorschlag."

 

     „Der wäre?"

 

Pantris legte die Handflächen zusammen. Versunken wanderte er durch den Raum und referierte. „Nun, ... Sie sind eine faszinierende Spezies. Bis vor einigen hundert Jahren kannte auch mein Volk die Begriffe Zuneigung und Liebe. Wir haben uns in früheren Zeiten genau wie sie fortgepflanzt. Mittlerweile ist dieses Wissen gänzlich verloren gegangen. Wir reproduzieren uns seit langem über befruchtete Eihüllen. Das ist zeitsparend und risikolos. Man sucht genetisch kompatibles Material aus und spritzt es in die dafür vorgesehenen Beutel. Anschließend klebt man die inseminierten Blasen an die Felswand der Geburtshöhle. Einige Monate später schlüpft der erwachsene Konahr aus." Der Arzt sah Janeway eindringlich an. „Wir haben seit mehreren hundert Jahren keine Kinder gesehen. Sie verstehen bestimmt, dass wir von dem Gedanken fasziniert sind. Ihre Art der Reproduktion ist um ein Vielfaches persönlicher als unsere."

 

     „Oh ja ... sicher. Doch wie kann ich Ihnen helfen?"

 

     „Wir möchten Ihre Nachkommen kennenlernen und mit den Eltern sprechen, wie das Leben mit diesen kleinen Wesen abläuft. Sie haben drei Kinder in verschiedenen Altersstufen an Bord. Damit hätten wir in alle Stadien des Heranwachsens Einblick. Es fehlt nur noch der Anfang."

 

     „Was meinen Sie?"

 

     „Die Partnerwahl!" Pantris umfasste vertraulich Janeways Hände. „Wir haben festgestellt, dass zwischen Ihnen und dem Commander eine besondere Anziehungskraft besteht. Wir sind zu der Auffassung gelangt, dass das der Schlüssel sein muss. Wir möchten andere Männer und Frauen beobachten. Wir kennen diese Art des sozialen Umgangs nicht. Bei uns geht es nur um genetische Kompatibilität."

 

Der Arzt ließ Janeway los und umfasste verlegen die eigenen Hände. „Sie haben auch noch eine anorganische Lebensform an Bord. Seit geraumer Zeit gibt es Kräfte in unserem Land, die, statt der Reproduktion, auch für die Verwendung solcher Technik plädieren. Der Rat möchte den Doktor sehen und eventuell die Programmierung des medizinischen Notfallprogramms erwerben. Es würde der Forschung ganz neue Impulse geben."

 

     „Die Holomatrix des MHN können Sie gerne bekommen. Die Partnerwahl zu beobachten ... das ist schwierig", entgegnete Chakotay kopfschüttelnd. „Zumal die meisten Crewmen bereits liiert sind."

 

     „Wir organisieren auf der Voyager ein Fest mit Essen und Tanz", schlug Janeway vor. „Auf diese Weise könnten Sie den sozialen Umgang miteinander beobachten. Vielleicht ergibt sich das eine oder andere." Eine unerklärliche Hitze stieg in ihr auf.

 

     „Tanz? Was meinen Sie damit?"

 

     „Wir wiegen uns zur Musik", erklärte Janeway lächelnd. „Es wird oft zur Werbung genutzt."

 

Chakotay warf ihr einen überraschten Blick zu. Ich habe dich noch nie tanzen sehen ...

 

     „Dann sind wir uns einig. Wir treffen uns in zwei Tagen auf Ihrem Schiff." Der Arzt verneigte sich und verließ den Raum.

 

Chakotay drehte sich Janeway zu. „Eine Tanzveranstaltung zur Partnerwerbung?" Er schüttelte amüsiert den Kopf. „Wie kommen Sie nur darauf?"

 

Sie tippte ihm auf die Brust und lächelte geheimnisvoll. „Eine spontane Eingebung, Commander ... nur eine spontane Eingebung."

 

 

 

Einige Tage später, morgens auf der Voyager

 

 

   „Herein!" Die Tür des Bereitschaftsraumes öffnete sich und der Erste Offizier betrat mit federnden Schritten den Raum. Er blieb vor Janeways Schreibtisch stehen und lächelte.

 

   „Captain ... hier die Liste mit dem Bedarf für heute Abend." Er streckte ihr gutgelaunt ein PADD rüber. „Ich habe das Gefühl, es wird uns an nichts mangeln. Tom hat für Musik und Tanz gesorgt, Neelix benötigt Extra-Replikatorrationen, die ich schon genehmigt habe, und B´Elanna hat eingewilligt, Miral mitzubringen. Nur der Doktor lässt sich entschuldigen."

 

Janeway hob überrascht den Kopf. „Was ist mit ihm?"

 

     „Er sagt, er hätte Kopfweh ..." Ein süffisantes Lächeln umspielte Chakotays Mundwinkel. „Wahrscheinlich möchte er nicht als Anschauungsobjekt dienen. Außerdem hadert er damit, dass er keinen Namen hat. Er sagt, er könne sich nicht als ‚Mister Namenlos‘ vorstellen. Es wäre gut, wenn Sie mal mit ihm reden könnten."

 

Janeway stand auf und lief um den Schreibtisch herum. „Na schön, ich werde mein Bestes geben. Noch irgendwas?"

 

      „Laden Sie auch gleich Naomi ein", schlug er belustigt vor. „Sie hat sich ebenfalls geweigert, mitzukommen."

 

Verständnislos zog sie die Stirn in Falten. „Manchmal denke ich, die Reproduktion, wie sie die Konahr betreiben, hat durchaus Vorteile."

 

Chakotay blickte schmunzelnd zu Boden, dann hob er den Kopf und sah in Janeways Richtung. „Das mag in manchen Bereichen richtig sein ..."

 

     „Übertreiben Sie es nicht, Commander", warnte sie, obwohl ihre Mundwinkel verräterisch zuckten. „Ich kümmere mich um Naomi, kleine Mädchen sind eher meine Abteilung. Sie übernehmen den Doktor."

 

     „Aye, Captain"

 

Er hatte sich schon zum Gehen gewandt, als Janeway ihn nochmals ansprach. „Können Sie eigentlich tanzen?"

 

Überrascht drehte er sich um. „Ich bin etwas aus der Übung, aber mit der richtigen Partnerin ..."

 

     „Immerhin müssen wir den Konahr eine einwandfreie Show liefern, finden Sie nicht?"

 

     „Oh, doch ..."

 

Janeway rieb sich die Handflächen, dann trat sie heran und legte ihm eine Hand auf die Brust. „Ich habe mich noch nicht bei Ihnen bedankt. Sie waren für mich da, als ich gedacht habe, Sie wissen schon ..." Betreten sah sie zu Boden. „Ich wollte nur sagen, dass Sie mittlerweile für mich viel mehr sind als nur ein hervorragender Erster Offizier."

 

Er lächelte. „Es ist meine Pflicht, auf Sie aufzupassen, und ich werde auch in Zukunft für Sie da sein." Er genoss den kurzen Moment, dann verließ er den Bereitschaftsraum. Ich bin gespannt, was du vorhast, Kathryn.

 

 

 

Im Casino zur Mittagszeit

 

 

 

Mit einem Teller in der Hand stand Icheb vor Naomi und sah sie fragend an. „Darf ich mich zu dir setzen?"

 

     „Wenn du willst ...", gab die Halb-Ktarianerin genervt zurück und stocherte lustlos in ihrem Mittagessen herum.

 

Der Brunali stellte seinen Teller ab und setzte sich. „Hast du schon vom Empfang gehört? Die Konahr werden morgen Abend zu uns rüber beamen. Sie wollen alle Kinder an Bord sehen. Der Captain sagt, es besteht Anwesenheitspflicht."

 

    „Ich weiß!" Genervt ließ sie die Gabel ins Essen fallen. „Meine Mutter sagt, dass ich mit dir auf den Tanzabend gehen muss." Mit angewidertem Gesicht sah sie Icheb an und zog die Nase kraus. Mit einem Jungen ...

 

    „Ich will das auch nicht, aber wenn es der Captain befiehlt ..." Er senkte den Kopf. „Außerdem kann ich nicht tanzen. Bringst du es mir bei?"

 

Entsetzt sah Naomi auf. „So richtig mit anfassen und so? Nee!" Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ich will nicht mit dir tanzen und mich dabei von irgendwelchen Aliens angaffen lassen!", entgegnete sie und gab dem Teller einen kleinen Stoß. „Ich bin doch kein Ausstellungsstück!" Hitzig stand sie auf und fegte aus dem Casino.

 

Ein Hauch von Rot durchzog Ichebs Gesicht. Ein Dutzend Crewmen hatten sich amüsiert dem Streit zugewendet. Der Brunali senkte den Kopf und starrte auf seine Mahlzeit. Was hat sie nur? Er seufzte. Das Zusammenleben in einem Borg-Kubus war um vieles leichter.

 

 

 

Eine Stunde später

 

 

 

Die Schotts des Turbo-Lifts öffneten sich und Naomi betrat die Brücke. Unsicher blieb das Mädchen in der Mitte des Raumes stehen, bis Fähnrich Kim ihr zunickte. Er wies zum Bereitschaftsraum, als wolle er sagen Geh-nur-Sie-wartet-schon. Zögerlich ging sie auf die Tür zu. Bestimmt geht es darum, dass ich nicht zum Fest mitgehen will. Sie seufzte und drückte auf die Schalttafel.

 

     „Herein"

 

Mit klopfendem Herzen trat Naomi ein. Der Weg bis zum Schreibtisch schien ihr der längste, den sie je in ihrem Leben gegangen war. Kurz davor blieb sie stehen und nahm Haltung an, ganz so, wie sie es bei den Offizieren gesehen hatte. „Sie wollten mich sprechen, Captain?", meldete sie und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

 

Janeway sah von ihrem Laptop auf und schmunzelte. „Naomi! Schön, dass du da bist. Können wir uns auf die Couch setzen?" Sie führte mit einer kleinen Geste die Halb-Ktarianerin zur Sitzgruppe. „Ich möchte etwas mit dir besprechen." Sie zeigte auf den Platz neben ihr. „Du hast bestimmt schon von dem Empfang für die Konahr gehört, oder?"

 

     „Aye, Captain. Auf dem Holodeck ... die Fair Haven Simulation."

 

     „Die Konahr wollen dich, Miral und Icheb kennenlernen. Sie haben noch nie Kinder oder Jugendliche gesehen, weil sie sich technologisch reproduzieren. Ich möchte daher, dass du zum Empfang mitgehst. Im Anschluss daran wird gegessen und getanzt. Ich denke, das wird ganz unterhaltsam werden."

 

     „Muss ich da wirklich hin? Und dann noch mit Icheb ...", maulte Naomi und verdrehte die Augen. „Tanzen kann er auch nicht. Für mich klingt das nicht sehr spaßig!"

 

Janeway legte dem Mädchen vertrauensvoll die Hand auf die Schulter. „Weißt du ... als Assistentin des Captains musst du lernen, repräsentative Aufgaben zu übernehmen. Bisher warst du noch zu klein dafür, aber jetzt ..."

 

Im Handumdrehen erhellte sich Naomis Gesicht. Der Gedanke, dass sie mittlerweile alt genug für wichtige Aufgaben war, gefiel ihr. Immerhin war sie schon neun!

 

     „Die Diplomatie erfordert ab und zu einige Opfer. Wir haben mit den Konahr ein Abkommen getroffen und dieses Abkommen möchte ich nicht grundlos brechen. Verstehst du das?" Sie nahm Naomis Hand. „Es geht nur darum, dass die Delegation euch Kinder und Jugendliche kennenlernt. Betrachte das Ganze als eine Art Show." Auffordernd beugte sie sich dem kleinen Mädchen zu. „Kann ich auf dich zählen?"

 

Naomi zögerte. Dem Captain schien viel daran zu liegen. Bei der Sternenflotte muss man sich in die Befehle fügen, hatte ihre Mutter erst gestern gesagt. Sie seufzte. „Aye, Captain!" Großsein ist manchmal echt schwer!

 

 

 

Auf dem Fest

 

 

 

Die Crew war von der Idee, Fair Haven für die Veranstaltung zu nutzen, begeistert. Tom, Andrews und Wildman hatte den Saal des Sullivan's schon vor Stunden festlich hergerichtet und mit Holztischen bestückt. Die Musiker bauten an der Seite ihre Instrumente auf. Geige, Flöte, ein Dudelsack und die landestypische Rahmentrommel stimmten sich mit einigen Stücken ein. Die irischen Klänge verbreiteten Lebensfreude und brachten den Geschmack des neunzehnten Jahrhunderts herein.

 

Der Festbeginn näherte sich allmählich. Immer mehr Crewmen strömten gutgelaunt und plaudernd durch die Tür. Statt steifer Uniform, ging man heute in Landestracht aus. Die Frauen trugen lange Röcke aus robuster Baumwolle, dazu Blusen und Stoffmieder. Die Männer kamen in Hosen aus Tweedstoff, grobgewebten hellen Hemden und den typischen flachen Schirmmützen.

 

Nach und nach nahm die Mannschaft an den Tischen Platz. Stuhlbeine kratzten über die abgewetzten Holzdielen und übertönten damit die Geräuschkulisse. Passend zur rustikalen Einrichtung zog der Geruch der deftigen irischen Küche durch den Saal. Dampfschwaden von ‚Irish Stew‘ und Lammbraten vermischten sich und ließen die Vorfreude aufs Essen steigen. Einige Crewmen trugen Tabletts mit Pint-Gläsern für das Guinness herein. Klirrend stießen die Becher aneinander, bevor sie die Bedienung zu großen Stapeln auftürmte.

 

Chakotay wartete an der Theke. Auch er hatte für den heutigen Abend einen irischen Tweed-Anzug mit Stehkragenhemd gewählt. Missgünstig sah er zum Barkeeper rüber, der gutgelaunt seine Gäste per Handschlag begrüßte. Michael Sullivan trug unter der Herrenweste ein helles Hemd, dessen Ärmel bis zum Ellenbogen aufgekrempelt waren. Das kleine Detail verlieh ihm Tatkraft - eine Eigenschaft, die Kathryn schätzte, genau wie die humanistische Bildung, die sie ihm einprogrammiert hatte. So sieht also der Typ Mann aus, auf den sie steht. Chakotay schnaubte abfällig. Ob sie ihn noch trifft? Wahrscheinlich hatte er leichtes Spiel. Mit dem lässigen Drei-Tage-Bart und der charmanten Art, konnte er jede Frau um den Finger wickeln. Vielleicht liebte Kathryn das Hologramm wirklich?

 

Die Bilder des Shuttle-Unfalls kamen wieder hoch. Die Angst, die in ihm hochgekrochen war, Tage voller Krankheit und Fieber. Trostsuchend hatte sie sich ihm zugewendet und etwas versprochen. Ob es ihr damit tatsächlich ernst war? Sie hatte mehrere eigenartige Bemerkungen fallen lassen. Nein, eigentlich glaubte er nicht daran ...

 

Er straffte sich. Sie müssten jeden Moment eintreffen. Janeway besuchte zusammen mit den Konahr zuerst die Krankenstation, um einen kurzen Vortrag über die menschliche Partnerwahl anzuhören. Er lächelte. Ein geschickter Schachzug, denn auf diese Weise konnte das MHN sich nicht vor der Verpflichtung drücken, am Fest teilzunehmen. Anschließend würden alle gemeinsam auf das Holodeck kommen.

 

Die Türen des Sullivan‘s schwangen auf und der Captain betrat mit der Delegation der Konahr den Festsaal. Naomi, Icheb und ein genervtes MHN folgten ihnen stumm. Chakotays Mundwinkel umspielte ein Lächeln. Kathryn trug ein hochgeschlossenes Kleid aus dunkler Naturfaser. Der weiße Kragen und die hochgesteckten Haare gaben ihr etwas Gouvernantenhaftes. Kaum zu glauben, dass diese züchtige, schöne Frau Wissenschaftlerin ist. Er setzte sich in Bewegung, doch Michael kam ihm zuvor. Mit raumgreifenden Schritten steuerte der Barkeeper auf Kathryn zu und breitete freudig die Arme aus.

 

     „Kathy! Wie schön, dass du da bist." Er umarmte sie innig und gab ihr ein flüchtiges Küsschen auf die Wange. „Ich habe dich vermisst!"

 

     „Michael!" Ein Hauch von Farbe überzog ihr Gesicht. Verlegen trat sie einen Schritt zurück. „Ich freue mich, dich zu sehen."

 

Sullivan lächelte gewinnend den Konahr zu. „Stellst du mir deine Freunde vor?"

 

     „Das ist Doktor Pantris und die Lieutenants Lekum und Herras. Sie sind meine Gäste und möchten unser Leben kennenlernen."

 

     „Das ist wunderbar, Kathy!" Mit einem kräftigen Handschlag begrüßte er die Fremden, dann wandte er sich wieder Kathryn zu. „Ich habe dich seit einer Woche nicht gesehen. Wo warst du nur so lange?"

 

Chakotay legte einen Schritt zu. Irgendwer musste diesen weichgespülten, irischen Schöngeist in die Schranken verweisen. Bisher hatte er es mit Gleichmut genommen, wenn die Crew über die vermehrte Holodeck-Zeit des Captains gegrinst hatte. Was war auch dabei, sich ab und zu mit einem Hologramm zu vergnügen? Alle aus der Mannschaft genossen hin und wieder ein kleines Abenteuer. Seit dem Shuttle-Unfall war sein liberaler Blickwinkel in Schieflage geraten. Er hatte eine Todesangst um sie ausgestanden. Die Brandverletzungen, der Virus, ihr Versprechen ... In den Tagen nach Kathryns Genesung waren sie ganz privat und ohne Ränge miteinander umgegangen. Er runzelte die Stirn.

 

Ausgerechnet ein Barkeeper! Was hat er schon zu bieten?

 

Mit betont neutraler Miene schritt er auf die Gruppe zu und begrüßte die Delegation per Handschlag. Es entging ihm nicht, dass Michael ihn demonstrativ ignorierte. Statt ihm die Hand zu schütteln, legte er Kathryn vertraulich den Arm um die Schultern. Die Geste hatte so viel besitzergreifendes an sich, dass er ihm am liebsten die Faust zwischen die Augen gerammt hätte. Verdammter irischer Frauenheld!

 

Pantris wandte sich dem Barkeeper zu. „Wir möchten gerne verstehen, wie Partnerschaften geschlossen werden. Haben Sie sich auch schon eine Partnerin gewählt?"

 

Michael lächelte. „Ich habe meine Wunschpartnerin gefunden." Galant nahm er Janeways Hand und deutete einen Handkuss an. „Wir sind sehr glücklich, stimmt´s, Kathy?" Er strahlte sie an. „Ich lebe für die Stunden, die wir gemeinsam verbringen."

 

In Chakotay brodelte es. Der Weiberheld hatte mit voller Absicht das Wort „Stunden" betont, nur um klar zu machen, dass er mit ihr intime Aktivitäten genoss. Mit aller Kraft hielt er sich zurück und beobachtete stumm Kathryns Reaktion. Sie lächelte peinlich berührt, sagte aber nichts.

 

Der Konahr wandte sich dem Captain interessiert zu. „Dann ziehen Sie eine Paarung unter Umständen in Erwägung?"

 

Verlegen stieg ihr das Blut ins Gesicht. „Das ist eine sehr persönliche Frage, die ...", doch Michael unterbrach sie. „Da waren wir uns schon innerhalb kurzer Zeit einig", grinste der Ire und sah triumphierend zum Ersten Offizier.

 

Chakotay schluckte mühsam eine passende Antwort hinunter. Es war unprofessionell, einen Streit vom Zaun zu brechen. Zumal es sich nur um ein Hologramm handelte und die Konahr etwas über Partnerwerbung erfahren wollten.

 

Janeway tat so, als hätte sie den letzten Satz nicht gehört, und wies auf einen der runden Holztische. „Ich schlage vor, wir setzen uns!"

 

Die Gruppe steuerte auf den Tisch zu und Sullivan ließe sich wie selbstverständlich auf dem Stuhl neben dem Captain nieder. Chakotays Miene gefror zu einem eisigen Standbild. Wie konnte es ein Hologramm wagen, sich derart penetrant als Lebensgefährte aufzuspielen! Im Geiste sah er seine Hände, wie sie dem Iren kraftvoll die Kehle zudrückten, bis dieser röchelnd um Gnade flehte.

 

Janeway hingegen ignorierte Michael. Tom und B´Elanna waren eingetroffen und standen vor dem Tisch. Sie erhob sich und stellte das Ehepaar vor. „Das ist mein Navigator Tom Paris und seine Frau B´Elanna Torres." Sie wies auf das Kind. „Ihre Tochter ist erst kürzlich geboren worden. Sie heißt Miral."

 

Der Arzt stand auf und lächelte verzückt. „Das ist also ein Säugling." Er berührte fasziniert das Köpfchen. „Entschuldigen Sie, ich bin ganz hingerissen von der Kleinen. Mein Name ist Doktor Pantris und das sind die Lieutenants Lekum und Harras. Wie gefällt Ihnen das Leben mit einem Kind?"

 

Tom zog B´Elanna den Stuhl zurecht und warnte gleich vor. „Besser Sie fragen nicht. Meine Frau ist heute etwas gereizt. Miral hat die ganze Nacht durchgeschrien."

 

Lieutenant Lekum schaltete sich irritiert ein. „Die ganze Nacht? Ist das den Erwartungen entsprechend? Ich dachte, bei dieser aufwendigen Art der Reproduktion müsste Vergnügen im Spiel sein."

 

B´Elanna rollte mit den Augen. „Wie man´s nimmt. Miral macht schon viel Arbeit."

 

     „Ich hoffe, dass nur die Nächte so belastend sind."

 

Tom zuckte mit den Schultern. „Tagsüber gibt es auch genug zu tun. Miral muss gewickelt und gefüttert werden. Außerdem muss ..." Wie auf Knopfdruck begann der Säugling ohrenbetäubend zu schreien. Entsetzt wich der Konahr zwei Schritte zurück.

 

„Kaum zu glauben, dass aus so einem kleinen Körper so viel Stimme herauskommt." Der Arzt wandte sich an Janeway. „Wollen Sie auch auf diese Weise Nachwuchs bekommen, Captain."

 

„Nun, das ..." Michael fiel ihr überschwänglich ins Wort. „Aber Kathy ... selbstverständlich möchten wir Kinder haben!"

 

Chakotay zog grimmig den Mund zusammen. Das reicht! „Sullivan?! Darf ich Sie draußen unter vier Augen sprechen?"

 

     „Sicher", grinste der Barkeeper und schob demonstrativ die gekrempelten Ärmel noch etwas höher. „Es ist mir ein Vergnügen!"

 

     „Das wird sich noch herausstellen!"

 

Janeway stand auf und stemmte grimmig die Hände in die Hüfte. „Sie bleiben hier, alle beide! Das ist ein Befehl!"

 

     „Tut mir leid, Captain, aber dieses Mal ist er zu weit gegangen." Chakotay steuerte mit finsterer Miene, gefolgt von einem betont selbstsicheren Michael, aus dem Saal.

 

    „Was passiert denn jetzt?", flüstere Naomi Icheb aufgeregt zu.

 

„Ich nehme an, der Commander wird dem Barkeeper erklären, dass er so nicht über den Captain sprechen darf", gab der Brunali unsicher zurück. „Vielleicht schlagen sie sich auch."

 

Eine Schlägerei an Bord! Naomi machte große Augen. „Mann ... ist das aufregend!"

 

Pantris schüttelte irritiert den Kopf. „Ich verstehe nicht ganz ... Hat das mit der Partnerwahl zu tun?"

 

Janeway schwieg beharrlich. Um den peinlichen Moment zu überbrücken, räusperte sich das MHN und versuchte eine Erklärung beizusteuern. „Nun ... es scheint, als wenn beide Männer ein ... Interesse ..." Weiter kam er nicht. Krachend flog ein Mann durch die Schwingtüren des Saals, rutschte ein Stück über die Holzdielen und blieb schließlich regungslos liegen.

 

Janeway sprang auf und die Köpfe der Crew schossen erschrocken in die Höhe. Die Musiker brachen ab und legten ihre Instrumente zur Seite. Stille kehrte ein und verunsicherte Blicke wanderten zwischen den Crewmen hin und her. Ein dümmlich grinsender Ire versuchte, mühsam vom Boden aufzustehen, dabei rieb er sich verlegen das Kinn.

 

Naomi fand als erste ihre Sprache wieder. „Und ich habe gedacht, ein Fest ist langweilig. Das können wir ruhig öfters machen."

 

Der Arzt und seine Begleiter standen entschlossen auf. „Captain? Wir haben genug gesehen! Ich bin froh, dass wir diese Wirren der Partnerwahl nicht mitmachen müssen. Die Aufzucht von Kinder ist zu kraftraubend. Es reicht uns völlig, wenn wir die Holomatrix des Doktors erwerben. Ich denke, wir gehen jetzt besser."

 

Zielbewusst steuerten die Konahr dem Ausgang zu. Auf der Höhe von Sullivan angekommen, sah Pantris den Barkeeper, der sich gerade den Anzug sauber klopfte, kopfschüttelnd an. „Barbarische Sitten ..."

 

Janeways Gesicht versteinerte. Mit einer Geste schickte sie das Sicherheitsteam zur Begleitung hinter der Delegation her. Einen kurzen Augenblick später stand Michael vor dem Tisch. Sie sah in erst gar nicht an, sondern fixierte steif ihren Steuermann. „Lieutenant Paris: Löschen Sie die Figur Michael Sullivan ... sofort!"

 

    „Aber Kathy ..."

 

Sie wandte sich an die verbleibenden Tischgäste. „Bitte entschuldigen Sie mich. Ich muss noch etwas klären." Mit energischen Schritten durchquerte sie den Raum und hunderte Augen folgten ihr gespannt. Erst als sie den Saal verlassen hatte, nahm die Crew die Gespräche wieder auf.

 

Sie ahnte, wohin er geflüchtet war - Holodeck zwei, die Trebus-Simulation. Hastig rannte sie den Gang entlang. Das Display blinkt, er ist hier! Sie tippte auf die Anzeige und die Schotts öffneten sich. Feucht warme Sommerluft mit dem Geruch von Blumen und Kräuter schlug ihr entgegen. Die weite Graslandschaft war durch einige lockere Baumgruppen unterbrochen. Sie sucht die Landschaft ab. Chakotay saß im Schatten eines Baumes und stocherte mit einem Ast vor sich hin, den Blick in die Ferne gerichtet. Als er sie bemerkte, drehte er sich nur kurz um.

 

„Bist du zufrieden mit deiner Show? Warne mich nächstes Mal vor, wenn du ungestört mit einem Barkeeper flirten willst." Mit dem zusammengezogenen Mund sah er aus, wie der Maquis-Führer von einst.

 

„Ich schwöre dir, ich habe nicht gewusst, dass Michael sich derart aufführt."

 

„Wer soll dir das glauben?" Er blies verächtlich die Luft aus. „Du hast dich regelmäßig mit ihm getroffen."

 

Sie ließ sich neben ihm nieder und sprach unbeirrt weiter. „Ich habe gehofft, dass sich der Abend für uns anders entwickelt. Ich wollte dir ..."

 

„Was? Mir vorzuführen, dass ein Hologramm wichtiger ist als jeder reale Mensch? Dass du dir die Männer aussuchen kannst? Dass dein Gerede im Fieberwahn nur hohle Worte waren und du insgeheim eine Hochzeit mit Sullivan planst?"

 

„Ich habe mein Verhältnis zu Michael beendet. Die Schlägerei mit ihm war überflüssig und eines Ersten Offiziers unwürdig."

 

Mit Schwung schleuderte er den Ast zur Seite. „Ich weiß, ich hätte mich beherrschen sollen." Er atmete durch. „Ich hoffe, ich habe nicht allzu viel angerichtet."

 

Sie lächelte milde. „Dein Ringkampf hat allen Beteiligten neue Erkenntnisse gebracht. Die Konahr haben beschlossen, dass sie die technische Reproduktion der unseren vorziehen. Die Wirren der Partnerwahl haben sie abgeschreckt."

 

„... und ich dachte, Pantris ist Feuer und Flamme für Kinder."

 

„Nicht mehr - zu viel Aufwand." Sie sah ihn ernst an. „Ich hätte es trotzdem begrüßt, wenn du nicht einfach gegangen wärst!"

 

„Es tut mir leid, aber als mein irischer Freund so begeistert vom Kinderkriegen erzählt hat, konnte ich nicht anders. Ich habe ihm eine verpasst und es genossen. Danach war ich so aufgewühlt, dass ich gehen musste."

 

„Ich habe Tom angewiesen die Figur zu löschen", sagte sie leise. „Ich finde, Menschen aus Fleisch und Blut passen besser zu mir."

 

Überrascht hob er den Kopf. „Woher kommt die neue Einsicht?" Er sah, dass sie mit sich rang, aber nicht die richtigen Worte fand. Um die Situation zu entspannen, sprach er einfach weiter. „Egal ... wie mir scheint, sind an diesem Abend alle Flammen der Begeisterung erstickt worden."

 

„Nein, das stimmt nicht", nahm sie den Begriff dankbar auf. „Naomi ist begeistert, was auf einer Veranstaltung passieren kann. Sie kann die nächste kaum erwarten. Die Konahr sind vom Doktor fasziniert und möchten unbedingt die Holomatrix von uns erwerben." Ihre Hand wanderte zu ihm rüber. Allmählich verflocht sie ihre Finger in seine. „Außerdem kenne ich noch jemanden, dessen Feuer immer noch lodert. Essen wir morgen Abend zusammen? Ich dachte an die Venedig-Simulation ..."

 

Er öffnete sprachlos den Mund. „Ich ... gerne."

 

Mit einem Schmunzeln tippte sie ihm auf die Brust. „Es wäre sicherer, wenn du kochst. Pass aber auf, dass du dabei nicht in Flammen aufgehen." Er lachte leise und zog sie an den Schultern heran. Nahe vor ihrem Gesicht hielt er inne. „Nichts zu machen, Kathryn", flüstere er. „... ist schon längst geschehen ..." Das Nächste, was er spürte, waren ihre warmen Lippen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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