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Flucht nach vorne

von goodspeed

Prolog

„Computerlogbuch der Enterprise, Captain Picard. Sternzeit 43969,3. Wir nähern uns der neutralen Zone zwischen der Föderation und dem romulanischen Reich. Wir sollen den Ausfall einer Spionagedrohne im Orbit von NeyBil untersuchen, einem Klasse M Planeten. Da sich dieser im Zentrum der neutralen Zone befindet, erweist sich der Einsatz als diplomatischer Drahtseilakt, der einen brüchigen, 50-jährigen Waffenstillstand gefährden könnte.“

Als Chefingenieur Geordi La Forge die Brücke der Enterprise betrat, schenkte ihm Wissenschaftsoffizierin Lanson ausnahmsweise nur ein wissendes Zwinkern anstatt ihrer sonstigen, vorlauten Sprüche. Dabei wäre es eine Steilvorlage gewesen, Geordis zerrupfte Erscheinung zu kommentieren. Das Resultat einer langen, schlaflosen Nacht. Neben Lanson befanden sich zudem Captain Jean-Luc Picard, Lieutenant Commander Data, Sicherheitschef Lieutenant Worf sowie Fähnrich Wesley Crusher auf der Brücke.
Geordi eilte zur nächsten Konsole. „Captain, ich will nicht zu viel versprechen, aber ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, wie wir die Sonde reaktivieren können ohne die neutrale Zone zu verletzen. Die Primärfunktionen der Sonde sind tot, aber von den Sekundärsystemen erhalten wir noch schwache Signale. Zumindest scheint die Drohne noch intakt zu sein, verliert aber akut Energie.“

Picard drehte sich zu seinem Chefingenieur und registrierte dessen chaotische Erscheinung, kümmerte sich aber nicht weiter darum. „Haben Sie eine Erklärung dafür, Geordi?“
„Womöglich sind die Solarpanele der Sonde beschädigt worden, Sir. Mir ist es gelungen, im Navigationssystem der Drohne ein Notstrommanöver zu initialisieren.“ Geordis Finger flogen flink über die Tasten der Konsole. „Mit etwas Glück lassen sich so genug Solarpanele in Richtung Sonne ausrichten. Dazu muss jedoch die Tarnung der Drohne deaktiviert werden.“
Lieutenant Commander Data blickte von der OPS-Konsole auf. „Captain, das Volk der NeyBilianer, die den Planeten bewohnen, befinden sich laut Datenbank auf einem Prä-Warp Entwicklungsstand. Ähnlich der Erde im 21. Jahrhundert. Theoretisch wären sie in der Lage eine ungetarnte Sonde zu orten. Das wäre ein direkter Verstoß gegen die oberste…“
Geordi fiel dem Androiden ins Wort. „Data, wenn wir nichts unternehmen, fällt die Tarnung ohnehin aus. Nur dann für immer.“ Captain Picard überlegte einen Moment und gab schließlich seinem Chefingenieur grünes Licht. Trotz des Risikos mussten sie es versuchen.

Geordis betätigte eine letzte Taste – jetzt hieß es warten. „Laut Sensoren hat das Manöver funktioniert. Die Solareinheiten beginnen wieder Energie zu produzieren, schwach aber steigend. Wir müssten jeden Moment auch eine visuelle Bestätigung erhalten.“
Auf dem Hauptschirm blendete ein verzerrtes rot flackerndes Bild ein. „Merkwürdig, wir sollten eigentlich die südliche Hemisphäre des Planeten erkennen. Einen Moment.“ La Forge korrigierte einige Parameter. Es funktionierte, ein rötlich schimmernder Schatten schwebte langsam in die Tiefe und macht den Blick auf den Planeten frei. Wissenschaftsoffizierin Larson war die erste, die es sah. Ihre Knie gaben einen Moment nach und sie musste sich an ihrer Konsole klammern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Erst war es kaum zu erkennen, schließlich aber unübersehbar. Der flackernden Schatten waren wallende, rote Haare. Die Haare einer jungen Frau, die in unmittelbarer Nähe der Sonde im Weltraum schwebte. Mit besticktem Kleid und einer Blume im Haar. Ein poetisches Bild, wäre da nicht das tödliche, Minus 270 Grad kalte Vakuum des Alls und ihre tiefgefrorenen, vor Panik und Entsetzen gezeichneten Augen. Die Brückencrew versuchte noch den Anblick zu verarbeiten, als Data etwas registrierte.
„Geordi, drehen sie die Kamera um 15 Grad diagonal in die negative X-Achse.“ Data musste die Aufforderung wiederholen, um Geordi von dem schockierenden Anblick zu lösen. Er tat wie befohlen - und sollte es unmittelbar bereuen. Was die Brückencrew nun sah, sollte keiner von ihnen jemals wieder vergessen. Die Kamera machte nun den Blick auf eines der metallisch glänzenden Solarpanele der Sonde frei. Captain Picard erkannte die grausame Ursache für den Sondenausfall. Dutzende von Leichen, die auf und um die Sonde im luftleeren All schwebten, ineinander und mit der Sonne verkeilt. Offenbar Neybilianer, die den Menschen sehr ähnlich sahen jedoch im Stirn- und Halsbereich vage an Klingonen erinnerten. Die Körper trugen normale Alltagskleidung, ohne Raumanzüge oder sonstige, technische Hilfsmittel. Männer, Frauen und Kinder. Der Blick auf den Planeten offenbarte, dass der gesamte Orbit gesprenkelt war mit kleinen, schwarzen Punkten. Jeder einzelne davon ein toter Neybilianer.

Fähnrich Crusher stellte schließlich die Frage, die alle bewegte. „Data, wieviel…“.
„Laut Sensoren: 4652 Männer, 6433 Frauen und… 7179 Kinder.“ Dem Androiden sind menschliche Emotionen fremd, doch die Verarbeitung dieser Daten schien selbst seinen logischen Schaltkreisen nicht leicht zu fallen.
Just in diesem Augenblick erreicht ein kleines Raumschiff den Orbit, das vom Planeten aufgestiegen war. Bei genauerer Betrachtung sah es weniger wie ein Raumschiff, viel mehr wie ein in die Jahre gekommenes Fluggerät mit Flügeln und Seitenleitwerk aus, das notdürftig zum Raumschiff umfunktioniert wurde. Im Orbit angekommen, wendete das kleine, improvisierte Raumfahrzug und schlug einen neuen Kurs ein. Wenige Sekunden später kollidierte das Raumschiff mit einigen Schrottteilen, was das einzige Triebwerk vom Rumpf riss. Manövrierunfähig und taumelnd wurde das Schiff von der Anziehungskraft des Planeten langsam wieder in die Atmosphäre hineingezogen.
Die Brückenmannschaft blickte fassungslos auf das Geschehen. Picard hatte genug gesehen. „Fähnrich, Kurs auf den Planeten, Warp 8! Mister Data, ich will sämtliche Informationen, die über diesen Planeten vorliegen. Lieutenant Worf, scannen sie den Sektor nach getarnten Kampfschiffen der Romulaner. Ich erwarte alle Offiziere in 30 Minuten im Konferenzraum.“.
Die Sorgen des Captains um die diplomatischen Konsequenzen dieser Mission sind einer Wut über das eben erlebte gewichen. Er wusste noch nicht auf wen er wütend war, das würde sich aber sehr bald ändern.
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