TrekNation

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Orlief - davor, währenddessen und die Zukunft kann warten

von Pala

Kapitel 1 - Entdeckung

Prüfend führte Commander Chakotay den Trikorder über das Geröll zu seinen Füßen. Bisher gab der Scanner nur das gewohnte regelmäßige Surren von sich. Er blieb stehen und sah sich um. Dieser Planet war sehr schön und der Erde gar nicht unähnlich. Es war ein sonniger Tag und die Temperaturen lagen im angenehmen Bereich – beinahe wie ein Frühlingstag in der nördlichen Hemisphäre der Erde. Um ihn herum erhob sich eine hügelige Landschaft aus geröllartigen Steinen mit einigen wenigen Bäumen, deren recht dünne und knorpeligen Stämme dennoch sehr widerstandsfähig wirkten. An ihnen wuchsen dicke Blätter, was auf wenig Niederschlag in dieser Region hindeutete und die Bäume so Wasser speichern konnten.

Vor etwa einer halben Stunde war er mit einem Außenteam auf diesen Planeten hinuntergebeamt. Er hatte den Weg der Voyager zurück nach Hause in den Alphaquadranten gekreuzt und sofort die Aufmerksamkeit der Führungscrew auf sich gezogen. Denn die Scans wiesen auf ein relativ hohes Dilithiumvorkommen hin. So hoch, dass es Captain Janeway sich nicht hatte nehmen lassen das Außenteam zu begleiten. Dieser Entschluss hatte ihr den missbilligenden Blick und Einwand des Sicherheitsoffiziers der Voyager Commander Tuvok eingebracht. Doch sie hatte in ihrer gewohnten Art die Hand gehoben, ihn damit zum Schweigen gebracht und auf das Privileg des Captains hingewiesen. Chakotay war allerdings etwas überrascht gewesen, als Janeway auch ihn in das Außenteam gewählt hatte. Normalerweise blieb zumindest einer der ranghöchsten Offiziere an Bord. Doch er hatte keinerlei Einwände erhoben. Der Planet war – bis auf ein paar niedere Spezies – unbewohnt. Es war also nicht mit einer Konfrontation durch Aliens zu rechnen. Außerdem freute sich Chakotay darauf endlich einmal wieder an die frische Luft zu kommen. Sein letzter Außeneinsatz war bereits eine Weile her. Sie waren mit dem Talaxianer Neelix, Fähnrich Kim und zwei Crewmen in einem Shuttle auf den Planeten geflogen. Auf Grund von atmosphärischen Störungen hätten sie zu lange auf ein gutes Beamfenster warten müssen. Das Shuttle bot sich als schnelle und sichere Alternative an.

Auf dem Planeten angekommen hatte Captain Janeway das Außenteam in Zweiergruppen aufgeteilt, um das Gebiet, welches augenscheinlich die höchsten Dilithium-Vorkommen vorzuweisen hatte, schneller zu erforschen. Dabei hatte sie Chakotay ein weiteres Mal überrascht, als sie sich und ihn als eine Gruppe auserkor. Sie waren in alle Himmelsrichtungen ausgeschwärmt und hatten mit dem intensiven Scan nach einer Stelle begonnen, an der sich das Dilithium am leichtesten abbauen ließ.
Chakotay atmete tief die gute Luft in seine Lungen und genoss für einen Moment das kühle Streicheln des leichten Windes auf seinem Gesicht. Dieser Planet erinnerte ihn nicht nur an die so weit entfernte Erde, seine ursprüngliche Heimat, sondern auch an den Planeten, der beinahe zu seiner neuen Heimat geworden wäre – und auch von Kathryn Janeway: New Earth.

Als er mit Kathryn Janeway allein losgegangen war, hatte er beinahe so etwas wie Unbehagen verspürt. Auf New Earth waren sie sich sehr nah gekommen – nicht körperlich, aber emotional. Doch nach ihrer Heilung von dem fremden Virus, der sie zunächst zum Verbleib auf New Earth gezwungen hatte und ihre anschließende Rückkehr auf die Voyager, hatte Kathryn Janeway sich deutlich vom distanziert. Manchmal blitzte noch etwas Persönliches zwischen ihnen auf, manchmal war ihre Körpersprache und manchmal ihr Blick ihm in einer Art und Weise zugewandt, die über ein Verhältnis zwischen Captain und erster Offizier hinausging. Aber so schnell diese Gesten kamen, so schnell verschwanden sie auch wieder. Sie waren Freunde. Mehr war laut Protokoll nicht möglich. Doch sie wusste, er wollte mehr.
Er hatte ihr auf New Earth sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er mehr für sie empfand als lediglich Freundschaft. Doch sie war ihm aus dem Weg gegangen. Ihre gemeinsamen Abendessen hatten in ihm immer die Hoffnung geweckt, sie würde diese Protokolle irgendwann beiseiteschieben. Sie waren Jahrzehnte von ihrer Heimat entfernt. Die Chancen jemals früher zurück zu gelangen, standen denkbar schlecht. Wollte sie für immer allein bleiben oder sich mit dem Holodeck begnügen?

Chakotay atmete durch. Er musste sie endlich hinter sich lassen. Auch wenn Kathryn Janeway ihm nach wie vor Herzklopfen und manches Mal zuckende Lenden bescherte, musste er akzeptieren, dass mehr als Freundschaft niemals zwischen ihnen existieren würde. Er musste es wohl, denn dafür respektierte er sie zu sehr.
Ein Piepen seines Trikorders riss ihn aus seinen Gedanken und er senkte seinen Blick auf das Gerät. Tatsächlich schlug die Kurve auf dem Display nach oben aus. Volltreffer!
Er tippte mit seiner freien Hand auf das Sternenflottenabzeichen an seiner Brust. „Chakotay an Captain Janeway.“
„Janeway, hier“, ertönte ihre Stimme mechanisch aus dem kleinen metallenen Kommunikator.
„So wie es aussieht, habe ich eventuell eine gute Stelle gefunden, Captain“, antwortete er und scannte dabei weiter die Umgebung, ohne die Augen von der Anzeige zu lassen.
„Bleiben Sie auf Ihrer Position“, befahl Janeway in bester Captains-Manier. „Ich komme zu Ihnen. Janeway Ende.“

Bei ihrer Suche hatten sie sich einige hundert Meter voneinander entfernt, um den Suchradius auszuweiten. Während er auf den Captain wartete, zeichnete er exakte Daten auf. Die Stelle schien vielversprechend zu sein. Er hörte Geröll hinter sich den Hügel hinunterrollen und als er aufsah erblickte er Janeway, wie sie eilig den Hang hinunterlief.
Dabei unterschätzte sie den losen Untergrund und kam prompt ins Rutschen. Ein erschreckter Aufschrei entglitt ihr, als sie plötzlich den Halt unter ihren Füßen verlor, taumelte und unsanft auf den Hosenboden ihrer Uniform landete. Dabei rutschte sie unkontrolliert ein Stück den Hang hinunter anstatt ihn hinunterzulaufen.
„Captain!“, rief Chakotay erschrocken und rannte ohne Umschweife zu der Stelle, wo sie schließlich am Absatz des Hanges im Geröll zum Liegen kam. Er hockte sich neben sie.
„Haben Sie sich verletzt, Kathryn?“, fragte er führsorglich und wunderte sich selbst, wie schnell er in die private Ansprache gewechselt war.
Kathryn Janeway stöhnte leise, richtete langsam ihren Oberkörper auf und sah Chakotay geknickt an. „Nur meinen Stolz.“
Chakotay konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Na, wenn es weiter nichts ist. Warten Sie, ich helfe Ihnen auf.“
„Danke.“ Janeway ergriff seine dargebotene Hand und ließ sich vom Commander auf die Beine ziehen. Doch in dem Moment, wo sie beide Füße gleichermaßen belastete, stieß sie einen erstickten Schrei aus und packte reflexartig nach Chakotays Arm. Beherzt griff dieser ebenfalls mit seiner Hand nach ihrem anderen Arm und stützte sie.
„Anscheinend ist doch nicht nur ihr Stolz verletzt“, stellte er besorgt fest. „Wo schmerzt es?“
Sie stöhnte leise vor Schmerz, bevor sie mit zusammengebissenen Zähnen antwortete: „Mein linkes Fußgelenk scheint doch etwas abbekommen zu haben.“
„Kommen Sie, legen Sie Ihren Arm um mich“, sagte Chakotay. „Dort drüben ist ein großer Stein, wo Sie sich erst einmal setzen können.“

Sie nickte und Chakotay spürte keinen Widerstand ihrerseits, als er ihren Arm auf seine Schultern und seinen behutsam um ihre Taille legte. Sein Griff war fest, um ihr die nötige Stütze zu geben. Langsam bewegten sie sich auf den von Chakotay erwähnten Felsen zu, wobei Janeway mehr auf einem Bein hüpfte als wirklich ging. Sie stöhnte schmerzvoll bei jedem Schritt, das Laufen fiel ihr sichtlich schwer. Doch Chakotay konnte sich nicht gegen ein aufkommendes Kribbeln in seinem Körper wehren. So nahe war er Kathryn Janeway schon lange nicht mehr gekommen. Er spürte ihren Körper an seiner Seite, ihre Wärme, nahm ihren Duft wahr. Er konnte eine Beschleunigung seines Herzschlages nicht verhindern. Gleichzeitig stieg jedoch auch eine leichte Verärgerung über sich selbst in seine Brust. Kathryn Janeway brachte es immer wieder fertig seine Gefühle durcheinander zu würfeln. Ein Fortstoßen, ein Annähern, dann wieder ein Fortstoßen. Es war wie Zuckerbrot und Peitsche. Innerlich schüttelte er über sich selbst den Kopf. Sie konnte schließlich nichts dafür sich verletzt zu haben und nun unfreiwillig mehr oder weniger in seinen Armen zu liegen.

Am Felsen angekommen, half er ihr vorsichtig auf die abgeflachte Seite, wo sie sich setzen konnte.
Dieses Mal erklang ein erleichterter Seufzer ihrerseits. „Danke, Chakotay.“
Chakotay sah ihr in das staubige Gesicht. Ihre Stimme war voller Dankbarkeit, aber auch Zärtlichkeit gewesen. Eine Geste, die er von ihr seit New Earth kaum noch ihm gegenüber wahrgenommen hatte. Er blinzelte kurz, um sich seine Gefühle nicht anmerken zulassen und hockte sich schließlich vor sie. „Welcher Fuß ist es?“ Chakotay besah sich die schwarzen Sternenflottenstiefel an ihren Füßen.
„Der linke.“ Sie rückte ihre Sitzposition auf dem Stein in eine bequemere Lage.
„Ich sollte mir das ansehen“, meinte er nachdenklich. „Wir werden erst einmal nicht beamen können. Das bedeutet, irgendwie müssen wir zu Fuß zum Shuttle zurück. Aber dafür sollten wir wissen, wie stark ihr Knöchel verletzt ist.“ Er griff sanft nach ihrem linken Fuß und sah zur ihr auf. „Darf ich?“
Janeway zögerte einen Moment, dann nickte sie jedoch. Darauf öffnete Chakotay den seitlichen Reißverschluss und begann vorsichtig und langsam den Stiefel von ihrem Fuß zu ziehen. Ein Aufstöhnen ihrerseits ließ ihn kurz innehalten, doch schlussendlich stand ihr Stiefel neben ihm. Dann schob er behutsam den schwarzen Socken über ihren Knöchel hinunter, bis ihre helle Haut zum Vorschein kam. Er versuchte so wenig wie möglich davon zu berühren, denn er spürte sein wachendes Verlangen ihre Haut mit seinen Fingern zärtlich zu streicheln. Ein erneut schmerzverzerrtes Stöhnen ihrerseits, ließ ihn zurück in die Realität finden. Ließ seine Hormone wieder auf ein relativ normales Niveau sinken. Er legte den Socken über ihren ausgezogenen Stiefel und begutachtete schließlich ihren freigelegten Knöchel. Dabei hielt er ihren Fuß in seiner Hand. Trotz der beginnenden Schwellung, war ihr Fuß zierlich und Chakotay hatte – nicht nur wegen ihrer Verletzung – beinahe etwas Angst zu fest zuzupacken. Er begann den Fuß behutsam zu bewegen, was sofort ein erneutes unterdrücktes schmerzverzehrtes Stöhnen bei ihr verursachte.

Er hielt sofort inne und sah zu ihr auf. „Er scheint nicht gebrochen zu sein, aber ich vermute eine starke Verstauchung oder eine Zerrung. Aber das wird der Doc um einiges besser diagnostizieren können als ich. Sie sollten den Fuß jedoch nicht mehr weiter belasten.“
Bevor sie Gelegenheit hatte ihre typischen Einwände zu erheben, tippte er auf seinen Kommunikator. „Chakotay an Fähnrich Kim.“
„Kim, hier“, bestätigte seine metallisch klingende Stimme über das kleine Gerät.
„Der Captain hat sich sehr wahrscheinlich den Fuß verstaucht und kann nicht mehr auftreten. Ich benötige Ihre Hilfe, um sie zum Shuttle zu bringen. Wie schnell können Sie zu unserer Position gelangen?“
„Das ist nicht nötig, Chakotay! Die Suche nach dem Dilithium ist wichtiger als ich! Ich kann alleine zum Shuttle laufen.“ Kathryn Janeway entzog ihren Fuß seiner Hand und machte Anstalten sich zu erheben, sank dann jedoch mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück auf den Stein.
Chakotay hatte sich erhoben und sachte eine Hand auf ihren Oberarm gelegt. „Ja, das sehe ich.“ Er bedachte sie mit einem strafenden Blick. „Lassen Sie sich einmal von uns helfen, Kathryn.“
Zu seinem Erstaunen protestierte sie nicht, sondern blickte zu ihm auf und nickte schließlich. Sie hatte sich wohl selbst eingestanden, wie dumm der Versuch wäre über das unwegsame Gelände mit einem verletzten Fuß zurück zum Shuttle zu humpeln.
„Crewman Wilson und ich sind Ihnen tatsächlich am nächsten, Commander“, ertönte erneut Harry Kims Stimme. „Aber es wird sicherlich noch 15 Minuten dauern. Wir sind weiter unten in der Ebene.“
„Gut, beeilen Sie sich. Chakotay, Ende!“ Mit einem weiteren Tippen auf das Sternenflottenabzeichen beendete Chakotay die Com-Verbindung.

Janeway fuhr sich durch ihr Gesicht und bemerkte dabei, wie staubbedeckt sie war. Mit einem Lächeln auf ihren Lippen begann sie ihre Uniform abzuklopfen. „Ich muss ja ganz und gar fürchterlich aussehen.“
Chakotay erwiderte ihr Lächeln und beobachtete sie. War es ihr auf einmal etwa wichtig, wie sie in seiner Gegenwart aussah?
„Ganz und gar nicht. Ein bisschen Staub kann Sie nicht verschandeln, Kathryn.“ Seine Antwort war beinahe zärtlich über seine Lippen gekommen und Janeways Reaktion war für ihn ein weiteres Mal erstaunlich: Sie errötete leicht und senkte kurz verlegen den Blick. Für einen Moment war die Captain-Maske von ihr gewichen und sie war einfach nur Kathryn Janeway.

Dann sah sie ihn wieder an. „Sie hatten mich vorhin gerufen, weil Sie etwas gefunden haben, Commander?“
Da war es wieder zurück – die Captain-Maske. Er nickte verzögert, nahm den Trikorder von seinem Gürtel und klappte ihn auf. Er rief die gesammelten Daten ab und reichte ihr den Apparat.
„So wie es aussieht, ist dort die günstigste Stelle für einen Abbau.“ Er wies mit der Hand in Richtung des Baumes an dem er vor Janeways Eintreffen gescannt hatte.
„Hervorragend!“, stieß sie erfreut aus und tippte auf ihren Kommunikator. „Janeway an Neelix!“
„Neelix, hier“, erklang die Stimme des Talaxianers über die Com.
„Wir haben einen geeigneten Abbauplatz gefunden“, erklärte sie sachlich.
„Oh, das ist sehr erfreulich, Captain!“, erwiderte Neelix in seiner gewohnt fröhlichen Art.
„Ja, das ist es. Wie weit sind Sie vom Shuttle entfernt?“
„Nur etwa einen Kilometer.“
„Sehr schön. Bitte holen Sie die mobilen Beamertransmitter aus dem Shuttle und kommen dann zu Commander Chakotays und meiner Position. Wir wollen das nächste mögliche Beamfenster nicht verpassen.“
„Aye, Captain!“
„Janeway, Ende!“ Mit einem erneuten Tippen beendete sie die Kommunikation.
Daraufhin betätigte Chakotay ebenfalls seinen Kommunikator erneut. „Chakotay an Voyager!“
„Tuvok, hier“, meldete sich ihr vulkanischer Sicherheitsoffizier, wie immer emotionslos.
„Wir haben eine geeignete Stelle gefunden und lassen nun die Emitter holen. Wann erlaubt die Atmosphäre des Planeten wieder das Beamen?“
„In exakt 53 Minuten, Commander.“
„Gut. Halten Sie sich bereit. Wir melden uns dann wieder, wenn wir so weit sind. Chakotay, Ende!“

Nachdem Chakotay auch seine Com-Verbindung zum Schiff beendete hatte, war es einen Augenblick seltsam still. Nur der leichte Wind und eine Art Vogelgezwitscher – beinahe wie auf der Erde – waren zu hören.
„Tja, jetzt heißt es wohl abwarten.“ Chakotay hatte beinahe ehrfürchtig gesprochen. Denn er hatte beobachtet, wie Kathryn Janeway ihren Blick andächtig über die Umgebung hatte schweifen lassen.
Sie sah ihn wieder an und zückte erneut den Trikorder. „Was heißt hier abwarten? Wir könnten schon die Werte analysieren und uns über die Qualität des Dilithium kundig machen.“ Sie tippte auf dem Trikorder herum.
Chakotay lächelte leicht. Es war Kathryn Janeway einfach nicht möglich einmal untätig herumzusitzen. Er seufzte leise und ging schließlich die paar Schritte zu dem Baum zurück, wo er zuletzt gescannt hatte. Dort hatte er seine Tasche mit einigem Zubehör stehenlassen. Kurz nach ihrer Landung auf dem Planeten, hatte er eine kleine Ausrüstung mit Dingen aus dem Shuttle zusammengestellt und in eine Tasche gepackt. Nun war er froh über seine Eingebung. Er schnappte sich die graue Sternenflottenumhängetasche und ging zu Janeway zurück, die nach wie vor konzentriert auf den Trikorder sah und Eingaben vornahm. Er stellte die Tasche auf den Boden, entnahm dieser eine Trinkflasche und öffnete den Schnappverschluss.
„Möchten Sie auch einen Schluck Wasser, Captain?“
Janeway sah leicht überrascht zu ihm und auf seine Hand, welche ihr die silberfarbene Flasche entgegenhielt. Sie lächelte knapp, schüttelte den Kopf und senkte sogleich wieder ihre Augen auf das Display des Trikorders.
„Nein danke, Commander.“
Chakotay nahm leicht enttäuscht die Flasche zurück und setzte diese schließlich an seinen Mund. Zugegeben; der Gedanke seine Lippen an die Öffnung zu setzen, welche zuvor von ihren Lippen benetzt worden waren, hatte ein Kribbeln in ihm ausgelöst.

Er trank ein paar Schlucke und beobachtete dann lässig mit einer Hand an die Hüfte gestützt Captain Janeway, die nach wie vor in die Trikorderdaten vertieft war. Sein Blick glitt auf ihren Fuß hinab und er stellte besorgt fest, dass ihr Knöchel weiter angeschwollen war. Da kam ihm eine Idee. Er hockte sich erneut vor sie und zog aus seiner Tasche ein kleines Tuch hervor. Standardzubehör in der Notfallausrüstung in Sternenflotten-Shuttles. Er begann das Tuch mit Wasser aus seiner Flasche kräftig zu durchfeuchten. Seine Bewegungen erregten nun doch ihre Aufmerksamkeit.
„Was tun Sie da, Commander?“, fragte sie neugierig.
Er schüttelte das Tuch, welches nun recht nass war, einige Male hin und her und faltete es dann einmal in der Mitte. „Ich tue etwas, um ihrem Knöchel Linderung zu verschaffen.“
Er griff vorsichtig nach ihrem verletzten Fuß.
„Das ist nicht nötig, Commander, ich…“, doch ihr Protest verstummte augenblicklich, als Chakotay ihr das Tuch über die geschwollene Stelle legte. Stattdessen entglitt ihr unwillkürlich ein leiser Seufzer und als Chakotay zu ihr aufblickte, registrierte er zufrieden, wie sie kurz die Augen schloss.
„Oh, das tut tatsächlich gut“, hauchte sie beinahe.

Chakotay betrachtete sie. Auch jetzt mit ihrem verstaubten Gesicht und der widerspenstigen Haarsträhne, die sich auf ihrem Dutt gelöst hatte, sah sie wunderschön aus. Sie öffnete ihre Augen und ihre Blicke trafen sich, sodass es Chakotay regelrecht durchzuckte. Für einen Moment hatten ihre Augen einen zärtlichen und dankbaren Blick. Doch dann senkte sie ihren Kopf und hob erneut den Trikorder.
„Danke, Commander. Das war eine gute Idee“, sagte sie etwas heiser und sah beinahe stoisch auf das Gerät in ihrer Hand.
Doch Chakotay hatte den Eindruck, dass sie nicht recht bei der Sache war. Nach wir vor lag ihr Fuß in seiner Hand und Chakotay genoss diesen Augenblick ein wenig. Er nahm das Tuch wieder ab, fächelte es einige mal umher, um es wieder etwas zu kühlen und legte es zurück auf ihren Knöchel.

Dabei wechselte er die Hand an ihrem Fuß und versehentlich glitt dabei das Tuch mit seinen Fingern ganz sachte an ihren oberen Fußballen entlang. Auf einmal spürte er ein Zucken von ihr. Hatte er sie etwa gekitzelt? Er sah erneut zu ihr auf. Doch ihr Blick war nach wie vor auf den Trikorder gerichtet, aber ihre Augen bewegten sich nicht. Ihr Geist schien nicht bei den Daten zu sein, die das Gerät anzeigte. Nahm sie diese überhaupt wahr?
Chakotays Herzschlag erhöhte sich. Was hatte das zu bedeuten? Wenn er sie lediglich gekitzelt hätte, wäre sie sicherlich in erneuten Protest ausgebrochen und hätte ihm gesagt, er solle gefälligst vorsichtiger sein. Nein! Es musste eine andere Ursache geben, welche ihre Reaktion auslöste. Hatte seine versehentliche Berührung ihres Fußballens etwa…?

Er wollte etwas testen. Er tat so, als wolle er seine Position in der Hocke etwas verändern und griff deshalb mit beiden Händen an ihren Fuß. Eine Hand glitt dabei zu ihrer Fußsohle und wie versehentlich strich er ganz sachte über diese. Da war es wieder - ein leichtes Zucken. Und als er zu Kathryn Janeway aufsah, erwischte er sie sogar dabei, wie sie ganz kurz die Augen schloss. Sie schien geradezu die Luft anzuhalten. Nach wie vor sah sie ihn nicht an. Es war beinahe, als wolle sie nicht, dass er unterbrach, was er da tat.
Chakotay durchfuhr es wie ein Blitz! Hatte er etwa einer ihrer erogenen Zonen entdeckt? Erregten sie seine Berührungen an ihren Füßen etwa? Konnte das sein? Sie würde dies doch dann niemals geschehen lassen. Oder etwa doch? Er musste es wissen!

Daher berührte er nun ihre Fußsohle direkter. Er zog eine ganz leichte Spur mit seinem Fingernagel. Angefangen zwischen ihren Zehen, über den Fußballen bis zur Ferse. Und als Kathryn Janeway die Luft kurz einsog und mit geröteten Wangen in sein Gesicht sah, wusste er es genau. Und sie wusste, dass er es wusste. Einen Moment lang sahen sie sich beide an – sprachlos über die Erkenntnis.
Dann schien sie sich zu sammeln. „Es geht meinem Fuß schon besser.“ Ihre Stimme war leise und hatte einen rauen Klang angenommen, welche Chakotay eine angenehme Gänsehaut bescherte. „Danke, Commander. Sie können meinen Fuß nun wieder loslassen.“
Er blinzelte kurz, zögerte. Ein Versuch den intimen Moment zwischen ihnen noch etwas länger aufrecht zu erhalten. Doch dann waren plötzlich Schritte und rollendes Gestein zu hören. Jemand kam. Janeway zog daraufhin ihren Fuß hoch, wobei das Tuch von ihrem Knöchel rutschte.
„Captain, Commander! Alles in Ordnung?“, hörten sie Fähnrich Kim besorgt rufen.
Sie sahen, wie er mit Crewman Wilson den Hang hinaufkam.
„Alles okay, Fähnrich.“ Janeway hob beschwichtigend die Hand. Ihre Stimme war wieder ganz der Captain. „Der Commander hat meinen Knöchel bereits etwas verarztet.“
Chakotay packte seine Flasche und das Tuch zurück in die Tasche und war im ersten Moment nicht in der Lage in Harrys Richtung zu sehen. Zu sehr befürchtete er, dass dieser einen Ausdruck von Wut auf seinem Gesicht hätte erkennen können. Die Wut über die Störung eines wohl nie wiederkehrenden Augenblickes zwischen ihm und Kathryn Janeway.
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