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XIII Eine Reifeprüfung

von Racussa

Höhle

„Das Essen war ganz vorzüglich, Ma’am…ich meine…Mrs. Beverly“, sagte Jono, der sich gerade mit einer Serviette den Mund abwischte. „Bei uns Talarianern gibt es ein Sprichwort, das heißt: ‚Ein voller Magen kämpft nicht gern, aber ein leerer noch ungerner.‘ Mein Magen ist nicht nur voll, sondern der Nachgeschmack des Colcannone ist traumhaft.“

Beverly schenkt dem Talarianer ein freundliches Lächeln.

„Ich werde gern den Abwasch übernehmen.“, setzte er hinzu und begann, die Teller zu stapeln. Auch Wesley stand auf.

„Ich helfe dir.“

„Ich könnte aus ein paar der Früchte im Kühlschrank eine Incuura zubereiten, das ist eine schmackhafte Fruchttarte, wie sie auf Brunal gerne als Dessert serviert wird. Ich könnte das Gericht in einer halben Stunde fertig haben, wenn Sie es erlauben, Beverly.“

„Die Küche gehört uns so gemeinsam wie das ganze Haus.“, seufzte Beverly. „Aber ich werde nur ein ganz kleines Stück essen können, ich bin ziemlich satt. Trotzdem bin ich auf brunalische Gerichte gespannt.“

„Das ist sehr relevant für mich. Danke.“, sagte Icheb, bevor auch er in das Innere des Hauses ging. Am Horizont versank gerade die erste der drei risanischen Sonnen unter der Wasserlinie. Da die anderen beiden in einem verschobenen Spektrum leuchteten, wechselte die Farbe der Atmosphäre von freundlichem Gelb zu melancholischem Moosgrün.

Beverly schenkt sich noch etwas Rotwein ein. „Duncan, möchtest du auch noch?“

„Danke, Beverly, aber ich hatte schon genug. Das Essen war wirklich vorzüglich. Wo haben Sie so gut kochen gelernt? Ich meine, heute kann man doch alles replizieren. Nur wirkliche Liebhaber stellen sich noch zu einem traditionellen Herd.“

Beverly nahm einen kleinen Schluck des Weins und strich ihr Haar zurück. Das Spiel der beiden verbliebenen Sonnen faszinierte sie. „Meine Großmutter hat mir oft erzählt, wie schwierig es früher war, gutes Essen zu bekommen. Gerade auf frisch kolonisierten Planeten gab es oft monatelang nur die gleichen Konserven. Da wurde man sehr erfinderisch im Verfeinern. Sobald das Terraforming es zuließ, wurden Obst und Gemüse kultiviert, später auch Nutztiere und Gewürze, um an den Geschmack der Heimat und der Kindheit zu erinnern.“ Sie trank noch einen Schluck.

„Wein ist auch ein ganz besonders Getränk. Wusstest du, dass dieser Wein von Jean-Lucs Bruder gekeltert wurde? Jean-Luc hat den Weinberg seiner Familie immer zugleich geliebt und gefürchtet: Die Bodenverbundenheit, die unablässige Sorgfalt um die anvertrauten Weinstöcken boten Heimat; doch diese Pflicht war auch eine Einschränkung der Freiheiten. Er hat mir einmal erzählt, dass er beim Schneiden der Reben immer nur nach unten geschaut hatte, auf den Bode, die Stöcke und die Reben, doch als ihm der Rücken weh tat, beugte er sich zurück und blickte unabsichtlich nach oben, zum abendlichen Sternenhimmel. Und da wusste er, dass er nicht auf diesem Stück Land alt werden konnte. Er musste hinaus und hinauf, entdecken, erforschen und dorthin gehen, wo noch nie zuvor…“ Beverlys Stimme erstarb.

Duncan war kurz ratlos, doch dann legte er seinen Arm um sie und bot ihr seine Schulter zum Anlehnen. „Ich bin furchtbar, es ist doch euer Urlaub.“ Stammelte sie noch, bevor sie losweinte. Duncan sagte nichts, sondern hielt sie einfach fest.

Erst, als das Schluchzen verebbte, flüsterte er: „Beverly, lassen Sie uns doch eine Runde am Strand spazieren. Die anderen sind noch mit Abwasch und Fruchtdingsbumszubereitung beschäftigt. Es ist ja nicht nötig, dass einer der drei Sie hier weinen sieht.“

Beverly nickte und stand auf. Als hätte sie schon etwas zu viel Wein gehabt, wankte sie ein bisschen.

„Gehen wir doch über den Steg hinter dem Haus zum Strand.“, schlug Duncan vor und ließ Beverly sich bei ihm einhängen. Als sie die fünf Holzstufen von der Terrasse zum Strand hinuntergestiegen waren, zog Beverly ihre Sandalen aus und wühlte mit den Zehen im Sand.

Dann gingen sie gemeinsam am Strand, wobei Beverly näher am Wasser ging und daher ihre Füße immer wieder vom Wasser umspült wurden.

„Bei Jack war es anders. Als ich ihn traf, wusste ich, dass er der perfekte Vater meiner Kinder sein würde. Er war kein Abenteurer oder Philosoph wie Jean-Luc, aber damals hielt ich es für wichtiger, dass er ein liebevoller Vater und guter Ehemann sein würde. Ich träumte sogar von einem kleinen Cottage in Irland, er als Beamter, ich als Landärztin. Unsere Kinder im Garten vor dem Haus. Du hältst mich jetzt sicher für albern und altmodisch.“

Duncan hielt an und drehte sich zu Beverly: „Nein, gar nicht. Ich träumte immer von einer solchen Art von Familie. Aber meine Mutter war immer zu beschäftigt, um sich mit uns Kindern abzugeben. Und mein Vater auf seine Art auch. Vielleicht will ich deshalb keine eigene Familie gründen, weil ich Angst hätte, es auch falsch zu machen.“

Beverly begann wieder zu gehen, hielt aber Duncans Hand. „Weißt du, als Wesley dich mir das erste Mal vorstellte, habe ich Lieutenant Orinda gebeten, mir deine Daten zu geben. Ich weiß, ich bin eine schrecklich paranoide Mutter. Aber ich wollte Wesley davor schützen, wie sein Vater bei einem Unfall zu sterben. Und damals habe ich dich für denkbar ungeeignet gehalten: deine Familie bei einem schrecklichen Mordanschlag umgekommen, Alkoholprobleme, Verhaltensauffälligkeiten und trotz bester schulischer Ergebnisse häufig Schulwechsel, meist wegen Beschwerden von Eltern deiner Mitschülerinnen.“

Duncan schluckte: „Die meisten von denen machten sich einen Spaß daraus, mit mir zu schlafen – und nachher zu erzählen, ich hätte sie gedrängt. Und welche Chance hat das Wort eines labilen Waisen gegen die Töchter besserer Eltern? Die vielleicht noch eine großzügige Spende gaben? Warum haben Sie Wesley dann trotzdem nicht verboten, sich mit mir zu treffen?“

„Weil du für ihn das warst, was er auf der Enterprise nie gefunden hat: Ein richtiger Freund, genauso ein Außenseiter wie er selbst. Auf Jean-Lucs Schiff war er für die Gleichaltrigen zu intelligent; und für die Intelligenten zu jung. Für die Burschen zu forsch und für die Mädchen zu schüchtern. Und dann hing wie ein Damoklesschwert ich als seine Mutter immer über ihm. Auf der Akademie kam er auch nicht gleich in die richtigen Kreise; aber dann du.“ Beverly bekam Schluckauf. „Entschuldigung!“

„Wir sind im Urlaub, da ist ein kleiner Schwips nicht unangebracht. Und manchmal lässt Alkohol uns Dinge sagen, die uns seit Jahren auf der Zunge liegen, für die uns aber der Mut fehlte.“

Bevor Duncan weitersprechen konnte, löste Beverly die Hand und zeigte auf ein leuchtendes Etwas am oberen Ende des Strandes. Inzwischen war auch die zweite Sonne untergegangen und das Moosgrün des Lichtes wechselte zu einem Ultramarinblau.

„Meinst du diese Höhle? Icheb hat vorhin erzählt, dass er nach unserer Schwimmtour die Flora des Strandes untersucht hätte. Er ist und bleibt eben ein Philophyt.“

Beverly lachte los: „Ein was?“

„Ein Philophyt, ein Pflanzenliebhaber.“

„Das habe ich schon verstanden. Aber welche Liebe können dir denn Pflanzen zurückgeben? Kannst du einen Baum umarmen und von ihm geherzt werden?“

Sie lief leicht schwankend zu einer Palme und umarmte sie.

„Beverly, nicht so schnell.“

Dann riss sie einen Farn aus und streichelte damit Duncans Wange: „Kannst du mit so einem Blatt schmusen und deine Küsse erwidert bekommen?“

Sie lief wieder ein Stückchen weiter und kam an den Rand der seltsam bläulich schimmernden Höhle. Seltsame Girlanden hingen zu beiden Seiten der Öffnung. Beverly roch zuerst daran, dann riss sie einige Blätter aus und rieb sie zwischen den Händen, um den Geruch intensiver wahrnehmen zu können.

„Duncan! Oh, weißt du, was das ist?“

Duncan war ihr nachgelaufen und stand nun ebenfalls neben dem Höhleneingang. „Ich bin nicht so gut in Botanik. Wir könnten ein paar Blätter zu Icheb mitnehmen. Er weiß das sicher sofort.“

„Das ist risanischer Hanf!“ Beverly kicherte.

Duncan rollte mit den Augen: „Hanf? So wie das, woraus man Kleider macht…oder das man raucht?“

Beverly verrieb etwas von den Blättern auf Duncans Wange: „Nur mit terrestrischem Hanf. Die Inhaltsstoffe des risanischen Hanfes werden über die Haut rezipiert. Und es gibt keine süchtig machenden Nebenwirkungen.“ Sie begann zuerst zaghaft, dann immer geschickter Pirouetten auf dem smaragdenen Sand zu drehen.

Duncan roch erneut an den Blättern, die an dem Höhleneingang aufgehängt waren. „Sollten wir nicht besser zur Strandhütte zurück gehen? Wer weiß, wozu diese Höhle von den Risanern gebaut wurde.“

Beverly packte Duncans Hand und zog ihn mit sich in die Höhle, in der eine angenehm warme Thermalquelle sprudelte. „Eine Venusgrotte! Wie lustig!“ Beverly begann, ihre Bluse aufzuknöpfen.

Duncan löste seine Hand: „Mrs. Beverly, ich denke nicht, dass dieser Hanf zusammen mit Alkohol. Und Ihre Trauer über…“

Sie legte ihren Zeigefinger auf Duncans Lippen. „Ich hätte etwas mehr Diskretion von Wesleys bestem Freund erwartet.“

Duncan wandte sich zur Höhlenwand, während Beverly mit etwas ungeschickteren Fingern ihre Bluse aufknöpfte und sie schließlich abstreifte. Als Duncan auch hörte, dass sie den Reißverschluß ihres bunt bedruckten Sommerrockes öffnete, versuchte er in der seltsam glimmenden Wand eine Reflektionsfläche zu finden. Schließlich stöhnte Beverly auf, als sie in dem warmen Wasser untertauchte. „Das Wasser ist herrlich!“

Duncan fragte vorsichtig: „Wie diskret muss ich sein? Sind Sie schon so weit untergetaucht, dass ich mich umdrehen kann? Ich möchte nicht, dass Sie sich verletzen in Ihrem Zustand.“

Beverly war an das andere Ende des Beckens an der Rückwand der Höhle geschwommen und rief Duncan zu: „Dann musst du dich nicht nur umdrehen, sondern auch ins Wasser kommen. Das Becken ist mehr als groß genug für uns beide.“

Duncan war sehr verunsichert, was das zu bedeuten hätte, doch er machte sich Sorgen um Beverly, die sich auf den Rücken legte und mit geschlossenen Augen auf dem Wasser trieb.

‚Wesley würde es mir nie verzeihen, wenn ich es zuließe, dass seiner Mutter etwas passiert.‘ murmelte Duncan zu sich. Dann zog er sein Hemd aus, seine Sandalen und die knielange Strandhose. Seine Unterhose ließ er an, bevor er in das warme Wasser glitt. Irgendwie fühlte sich dieses Wasser anders als nur warm an. Mit vier kräftigen Zügen war er bei Beverly, die eher in Trance vor sich hinsummte, während sie mit ihrem rechten Arm ihr Gesicht streichelte.

„Oh Jean-Luc, wie habe ich deine Berührung vermisst. Warum bin ich nur zu diesem dämlichen Kongress geflogen? Warum…ah, deine Zärtlichkeit tut so gut.“ Ihre linke Hand legte sich auf ihre rechte Brust. „Du weißt genau, wie sehr ich das mag. Jean-Luc!“

Duncan war irgendwie seltsam berührt, doch auch er konnte sich dem Reiz dieser Situation nicht entziehen. Er merkte, wie seine Badehose enger wurde. Plötzlich richtete Beverly sich auf. Obwohl sie Duncan gerade ansah, sprach sie weiter: „Oh Jean-Luc!“ Sie streichelte über Duncans Gesicht, der wich nicht zurück.

Beverly schwang sich um ihn herum, presste ihre nackten Brüste an seinen Rücken und kraulte ihm das Haar: „Jack, oh Jack, ich habe so lange schon nicht mehr gespürt, wie es ist, an deinem Herzen zu lauschen.“ Sie schwamm wieder auf Duncans Vorderseite und legte ihr Ohr an seine Brust. „Dein Herz schlägt so voller Kraft und Liebe. Wie in jener Nacht auf dem Campus. Wie in dem Labor, als wir uns liebten und Wesley zeugten. Jack, Jean-Luc!“

Sie küsste Duncan mit völlig glasigen Augen heftig auf den Mund. Duncan keuchte. Wirre Gedanken liefen vor seinen Augen ab. Obwohl er wusste, dass er Beverly zur Hütte zurückbringen sollte, konnte er nur liebevoll ihr rotes Haar streicheln, während er ihren Kuss erwiderte.

‚Was ist das für eine Höhle? Ist das Hanföl im Wasser? Oh Wesley, was tue ich da?‘

„Beverly, ist das richtig?“, konnte er zwischen zwei Küssen fragen.

Und ihre Antwort ließ seinen letzten Widerstand brechen: „Natürlich, Duncan, ist das richtig. Diese Höhle ist dafür geschaffen, die Lust des Lebens zu spüren. Sie steht uns immer offen und keine Schranke hindert uns.“

Beverly stieß sich von ihm los: „Duncan, kennst du Tristan und Isolde?“

Duncan blieb verwirrt zurück und schüttelte den Kopf. Er schwamm wieder näher an sie heran, schlang seine Arme um sie und küsste sie erneut. Doch Beverly drückte seinen Kopf an ihre Brüste, während sie zu summen begann: „Hör ich nur diese Weise, die so wundervoll und leise, Wonne klagend, alles sagend, mild versöhnend aus ihm tönend, in mich dringet, auf sich schwinget, hold erhallend um mich klinget?“

Duncan legte ihr seinen Finger auf die Lippen. „Ich verstehe nichts, von dem was du sagst, aber ich begehre alles, was du bist. Beverly, keine Frau in Russland oder Irland, auf einem Planeten oder einem Raumschiff war je wie du. Angela, Pamela, Sandra und Rita, ein bisschen Monica, Erica, Rita, Tina, Sandra, Mary, Jessica, neben dir, Beverly alles Gänseblümchen neben einer Sonnenblume.“

Beverly grinste ihn an, während sie seinen Kopf mit beiden Händen hielt: „Dein Musikgeschmack ist so letztklassig wie deine Frauenvergleiche, aber ich fühle mich leicht wie eine Schneeflocke und möchte mit dir zu einem Karamell-Whiskey-Pudding verschmelzen.“

Beverly warf ihren Kopf zurück und schlang ihre Beine um Duncan. Während er unbeholfen ihre Schultern liebkoste, suchte ihre Hand den Weg, ihn von seiner Badehose zu befreien.

„Jean-Luc, Jack, Duncan…“, war alles, was Beverly jetzt noch hauchte.
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