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Turbolenzen im Turbolift

von Delta

Kapitel 1

Keuchend hastete der Erste Offizier der Voyager durch den Gang. Sein Atem ging schnell, dicke Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn und in seinem Inneren brodelte der Zorn über Captain Janeway. Eine steile Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn und wütend schnaubte er auf. Kathryn.....nur eine einzige Frau konnte ihn so in Rage versetzten und ihn immer öfter seine Fassung verlieren lassen.

Seit Tagen hingen sie schon in dieser gottverlassenen Region des Delta-Quadranten fest, und was machte Kathryn? Sie hatte keine anderen Sorgen, als sich über die Moral der Crew zu mokieren. Nur weil sich im Laufe der Zeit etliche Pärchen gebildet hatten, aber das war doch völlig normal.

Es hatte ihr schon damals nicht gepasst, dass Tom und B`Elanna zusammen kamen, auch da musste er in seiner Eigenschaft als Erster Offizier beschwichtigend einspringen, aber nun - das ging eindeutig zu weit.
Lieutenant Morrison und Fähnrich Gibson hatten um die Erlaubnis zur Verlobung gefragt und Kathryn fing unvermittelt das Toben an.

Vor den Crewman!

Chakotay wurde langsamer, als ihm das erschreckende Bild wieder vor Augen kam und sie ließ sich in keinster Weise beruhigen, das war ja das Schlimmste an der ganzen Sache. Hysterisch schrie sie immer und immer wieder, die Voyager ist ein Forschungsschiff, welches als verschollen galt und niemand hätte das Recht, daraus ein Vergnügungsschiff zu machen.

Kopfschüttelnd blieb der Commander stehen. In seinen Adern kochte immer noch das Blut und es kribbelte ihn gewaltig in der Seele, den Captain wie ein verzogenes, bockiges Kind, über das Knie zu legen. Bei dieser Vorstellung entwich ihm ein genüsslicher Ausruf und grinsend bewegte er sich erneut langsam vorwärts.

Kathryn, seine Kathryn! Verdammt, er liebte diese Frau.

Nur waren ihre Prioritäten anderweitig gesetzt. Alles nur nach Vorschrift, alles genau nach dem verfluchten Sternenflotten-Protokoll. Er hasste das. Sie waren am Ende des bekannten Weltraums verschollen. Kein Mensch wusste, wo sie waren und diese Frau hielt an etwas fest, was keinerlei Nutzen für die Crew und das Schiff hatte. Sie verwehrte sich ein eigenes Leben, ihre Gefühle trockneten aus und sie wurde zu einer verbitterten, neidvollen Frau, die selbst ihrer Crew ein bisschen Glück absprach. Was nützte es hier noch, dass sie ein kompetenter, verantwortungsvoller Captain war, wenn sie sich so gehen ließ.

Grübeln ging Chakotay, jetzt mit gemäßigten Schritten, weiter. In letzter Zeit fiel ihm immer öfter auf, dass Kathryn zu ihrer Schicht unausgeruht und völlig übernächtigt erschien. Bei einem ihrer üblichen Abendessen wagte er es, sie darauf anzusprechen. Kein guter Einfall, musste er jetzt im nachhinein feststellen, denn seitdem gab es keine gemeinsamen Essen mehr. Ihr Verhältnis kühlte sich merklich ab und sie schloss sich ihrem Sicherheitschef Tuvok enger an. Sicher, der Vulkanier war schon seit Jahren ihr Freund und Vertrauter, aber seit Kathryn und er zusammen auf New Earth waren, hatten sich die Verhältnisse eigentlich zu seinen Gunsten verschoben.

Überlegend blieb Chakotay stehen. Eigentlich dachte er immer, dass sich zwischen ihnen eine besondere Vertrautheit herauskristallisiert hatte, eine Basis, die mit einem gemeinsamen Leben enden könnte. Sein Herz schlug nur für Kathryn, musste er ehrlich eingestehen. Selbst in dieser Situation, wo in ihm eine unheilvolle Wut über ihre egoistischen Gefühle brannte, konnte er seinem Herzen nicht befehlen zu schweigen. Wenn der Captain nicht fähig war über seinen Schatten zu springen, dann war das ihr Problem, die Crew hatte damit nichts zutun.

Wenn er darüber nachdachte, könnte er diesen Vulkanier, der ihn vor Jahren sowieso hintergangen hatte, aus der nächsten Luftschleuse sprengen. Tuvok und Seska, diesen Leuten hatte er vertraut, aber beide hatten mit gezinkten Karten gespielt und das hatte er bis heute nicht vergessen
.
Und nun das Theater mit Kathryn!

Vor unterdrückter Wut zitternd, blieb Chakotay wieder stehen und schlug frustriert gegen die Wand, dass es dröhnte. Kathryn, er ballte seine schmerzenden Hände zu Fäusten und stürmte weiter. Mehrere Crewman die ihm entgegen kamen, wichen bis an die gegenüberliegende Wand aus und sahen ihn recht verdächtig an, aber Chakotay scherte sich einen Teufel um diese Blicke. Sollten sie doch einmal mit so einer sturen Frau zurecht kommen. Grimmig verzog sich erneut sein Gesicht und in seinen Augen glühte ein unheimliches, nicht zu löschendes Feuer.

Er wusste genau, ihr Verhalten beruhte auf Neid. Kathryn war neidisch auf die Frauen und Männer die zueinander standen, die sich ihren Sehnsüchten und Gefühlen stellten und schließlich auch auslebten. Nur sie.....Madame konnte das natürlich nicht. Sie war ja der Captain und ein Captain hatte ein geschlechtsloses Wesen zu sein.....ihrer Meinung nach....nicht seiner. Aber er kannte sie auch anders.

Viele Male hatte er ihren zärtlichen Blick gesehen, hatte ihre Hand die sich sanft auf seine legte gespürt. Er wusste um ihre große Sehnsucht nach Nähe und Liebe......aber nein, sie war ja der Captain.

Chakotay musste sich zusammennehmen, um nicht vor Wut zu brüllen. Er war sich ganz sicher, dass sie Gefühle für ihn hatte. Kleine, unbedeutende Zwischenfälle sagten es ihm immer wieder und auch ihre Blicke, wenn sie glaubte, er bemerke es nicht. Ihre herrlichen blauen Augen, in denen er lesen konnte, wie in einem Buch. In denen er bis auf den Grund ihrer Seele tauchen konnte.

Oh ihr Götter, aber sie leugnete ihre eigenen Gefühle, weil die verdammte Sternenflotte ihr wichtiger war als alles andere, selbst das eigene Leben. Warum konnte sie einfach nicht einsehen, dass sie auch dann ein hervorragender Captain war, wenn sie mit einem Mann zusammenlebte? Ihr musste doch klar sein, wenn sie weiterhin ihre Sehnsüchte und Wünsche unterdrückte, dass sie dann irgendwann emotional abstumpfte und nur noch dahinvegetieren konnte. Das ihre eigene Crew sich von ihr zurückzog. Das er sich von ihr abwenden würde.

Obwohl, dachte Chakotay erschrocken, soweit würde er es nun doch nicht kommen lassen und seine Überlegung mit dem über`s Knie legen, fiel ihm wieder ein.

Mühsam beruhigte sich der Indianer wieder und als er vor seinem Quartier ankam, fühlte er sich schon fast wieder normal. Eine kleine Melodie vor sich hinsummend, entkleidete er sich. Als erstes brauchte er eine Schalldusche, um sich von dem Schweiß seines Wutausbruches zu befreien. Danach replizierte sich der Commander einen beruhigenden Kräutertee, zog ein Buch aus dem Regal und versuchte zu lesen, aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer und immer wieder, erschien Kathryns Gesicht vor seinen Augen. Fluchend warf er es in die Ecke und sprang hoch. Nein....so ging es nicht weiter.

***

Mit maskenhaft starren Gesicht, übergab Kathryn Janeway die Brücke an Tom Paris. Steif und kerzengerade in der Haltung betrat sie anschließend den Turbolift und ließ sich auf das Decke befördern, wo sich ihr Quartier befand. Endlich außer Reichweite ihrer Crew, konnte sie die Maskerade fallen lassen. Ihre Gesichtszüge wurden schlagartig weicher und menschlicher.

Nachdem sie die Stiefel von ihren Füßen und in die Ecke befördert hatte, beschloss sie eine Dusche zu nehmen. Eigentlich bevorzugte sie ja die Badewanne, aber das Vergnügen hatte ihr Chakotay genommen. Sein Verhalten zur Zeit, raubte ihr noch den letzten Nerv. Missmutig legte sie die Stirn in Falten und ein bösartiges Knurren kam aus ihrem Mund. Dieser Commander Chakotay war ein einziger Alptraum in ihrem Leben. Dabei gab es auch einmal andere Zeiten zwischen ihnen, doch die waren schon lange vorbei. Was nahm sich dieser Mann nur heraus?

Wütend stampfte sie mit den bloßen Füßen auf und ließ sich mit einem schmerzverzerrten Gesicht in den nächsten Sessel fallen. Auch das hatte sie ihrem Ersten Offizier zu verdanken, dachte sie bösartig und massierte sich die pochenden Fersen. In ihren Augen blitze es gefährlich auf, als sie an den letzten Zwischenfall zurückdachte. Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein, ihre Kompetenzen zu untergraben, da hörte sich doch alles auf. Wieder und wieder sah Kathryn den entsetzten Gesichtsausdruck des Commanders vor sich, als sie den beiden Crewman die Erlaubnis für eine Verlobung verweigerte. Aber sie war doch im Recht!

Ich bin der Captain von diesem Raumschiff und ich kann tun und lassen was ich will und wenn ich sage, das kommt nicht in Frage, dann hat man sich daran zu halten.

‚Du verhältst dich, wie ein bockiges Kind’, flüsterte es verlegen in ihrem Hinterkopf. Fahrig zupften ihre Finger an einem losen Faden an ihrem Pullover. Verschwitzt streifte sie die Handflächen an ihrer Hose ab und fuhr sich nervös über hochgesteckte Haar.

Mehrere Haarnadel stachen unvorteilhaft heraus und wütend entfernte sie die störenden Dinger. Eine Kaskade rotbrauner Haare ergoss sich über ihren Rücken, erleichtert aufseufzend lehnte sie sich zurück. Sofort waren ihre Gedanken wieder bei dunklen, seelvollen Augen, die sie zärtlich musterten.

Nein, rief sie sich zur Ordnung, Tuvok hatte Recht. Auf einen ehemaligen Maquisarden hätte sie sich nie und nimmer verlassen dürfen. Es gab nur Schwierigkeiten mit solchen Typen und es war eher die Ausnahme, wenn sich fast kriminelle Elemente in das reguläre Bordleben einfügten. Schlagartig kam ihr Seska in den Sinn.

Auch so eine, dachte Kathryn angewidert und die hatte auch noch was mit diesem Chakotay. Diese verkappte Cardassianerin verbrachte eine intime Zeit mit dem gutaussehenden, muskulösen, attraktiven, braunhäutigen, sanften, interessanten.......Stopp.....aufgewühlt rief sich die Frau zur Ordnung. Heiß stiegen diverse Sehnsüchte in ihr empor.

Sich hektisch Luft zufächelnd, versuchte sie vergeblich sich zu beruhigen, aber vor ihrem inneren Auge sah Kathryn einen bronzefarbenen, glutäugigen Mann, der ihr immer wieder zärtliche Blicke schenkte und, wenn sie ehrlich war - sie bestand auch nicht aus Stein.

Unwillkürlich straffe sie sich. Aber es gab keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen ihnen, ihre Ausbildung verhinderte das. Für mich ist das Sternenflotten-Protokoll wichtig und ich befolge es gerne.

‚Bist du dir da sicher?’, die kleine aufsässige Stimme in ihrem Hinterkopf meldete sich erneut und sie zuckte schuldbewusst zusammen. Nein, Chakotay spielte in einer ganz anderen Liga, als sie. Zufrieden lächelte sei vor sich hin, genau, dieser Indianer passte absolut nicht in ihr Beuteschema. Da war Mark doch ein ganz anderes Kaliber, er würde hervorragend mit einem Raumschiff-Captain harmonieren. Doch, das war vorüber, Mark hatte eine andere geheiratet, es war ihm ja auch nicht zu verdenken.

Kathryn entkam ein schmerzerfüllter Seufzer, daran ließ sich nichts ändern. Sie war dazu verdammt, ein einsames, unerfülltes Leben zu führen. Ihre Crew sollte ein Vorbild haben. Ein Vorbild, damit sie standhaft und fest blieben und da passte keine Verlobung hinein, absolut nicht. Bei Tom und B`Elanna war das etwas anderes.

Kathryn merkte, dass sie sich nur etwas einreden wollte, aber sie schob diesen Gedanken schnell in den hintersten Bereich ihres Gehirns. Aber sie musste mit ihrem aufsässigen Ersten Offizier zurecht kommen, und, wenn es hart auf hart kam, noch viele Jahre. Mürrisch starrte sie auf den Boden. Irgendwie musste sie sich mit ihm einigen.

Wispernd meldete sich wieder diese verräterische Stimme in ihrem Inneren.

‚Du empfindest etwas für diesen Mann und du bist neidisch auf all die Pärchen die sich nun auf der Voyager bilden, geb` es zu. Von Anfang an hast du dich zu ihm hingezogen gefühlt und verleugnest dieses Gefühl, nur um es nicht zugeben zu müssen. Was wäre gewesen, wenn ihr beide euer Leben auf New Earth gelebt hättet? Hier blühten deine Wünsche und Sehnsüchte die du mit diesem Mann verbindest, richtig auf. Und wenn nicht die Voyager zurückgekommen wäre, dann hättest du ihnen auch nachgegeben. Chakotay zeigte dir immer und immer wieder, was er für dich empfindet und dein Haltung heute war ein großer Fehler, auch ihm gegenüber.’

Heiß stieg es in Kathryn auf. Es war ja alles so wahr. Ganz tief in ihrem Herzen versteckte sie ihre Gefühle für Chakotay.

Aber, trumpfte sie noch einmal auf, laut Sternenflotten-Protokoll durfte sie nicht mit einem Untergebenen liiert sein.

‚Was schert uns das im Delta-Quadranten’, meldete sich das Stimmchen kichernd und Kathryn gab auf. Hastig suchte sie sich eine etwas passendere Kleidung heraus und machte sich auf den Weg zum Turbolift.

Zischend öffnete sich die Tür des Liftes und erschrocken wich Kathryn zurück, aber eine harte, unnachgiebige Hand zerrte sie hinein.

„Captain, entschuldigen Sie, aber wir müssen dringend miteinander reden und der Turbolift ist der einzige Raum, indem uns niemand stören kann“, die frostige Stimme des Commanders empfing den Captain und schon schlug seine Hand auf den Störungsknopf. Mit einem kurzem Ruck blieb der Turbolift stehen und die beiden Führungsoffiziere starrten sich unerbittlich an.

„Commander, das wäre auch anders gegangen. Sie wissen, dass Sie mich jederzeit in meinem Bereitschaftsraum aufsuchen können“, auch Kathryn ließ eisige Kälte in ihrer Stimme klirren. „Aber gut, unterhalten wir uns wie zivilisierte Menschen und wie Offiziere der Akademie.“

„Ach, ich pfeif auf deine Akademie, Kathryn“, fauchte Chakotay und verfiel in das vertraute Du von New Earth. „Weißt du eigentlich, was du hier tust? Deine Crew, die dir immer loyal ergeben war, zweifelt an deinen Fähigkeiten das Schiff zu führen. Du willst ihnen alles nehmen, selbst das Recht auf Liebe und das kann nicht richtig sein, Kathryn. Die Leute sind weit weg von zu Haus und es steht noch in den Sternen, ob sie jemals wieder heimkommen. Ich schäme mich für meinen Captain und werde das auf keinen Fall unterstützen und mit tragen.“ Erbost beendete der Indianer seine Rede und sein Blick ruhte entschossen auf der Frau.
Kathryn schnappte nach Luft. Was fiel diesem impertinenten Wilden eigentlich ein? Alles was an Bord der Voyager geschah, segnete sie ab - sie Captain Kathryn Janeway. Sie besiegte schon die Borg, also war das hier eine Kleinigkeit und jeder hatte sich zu fügen. Herausfordernd blitzen ihre Augen auf und sie stemmte die Hände in die Hüften. Tief Luft holend, wollte sie zu einer geharnischten Gegenrede ansetzten, aber sie wurde unliebsam unterbrochen.

„Störung....Störung....Störung“, meldete sich plötzlich der Computer. „Verlassen sie den Lift...verlassen sie den Lift....verlassen sie den Lift“, erklang erneut die blecherne Stimme.

Erschrocken wechselten die beiden Führungsoffiziere einen kurzen Blick, bis sie wieder an ihren Streit dachten und sich der Ausdruck in ihren Augen erneut verhärtete. Empört schnaufte Kathryn auf und sah den Commander befehlend an.

„Jetzt beenden Sie den Unsinn und lassen uns hier raus! Sie hörten, was der Computer sagte, es scheint irgendeinen Fehler im System zu geben, B`Elanna muss sich darum kümmern.“ Kathryn versuchte sich an dem Commander vorbei zu drängen, aber der wich nicht zur Seite, ganz im Gegenteil. Seine Größe ausspielend, richtete er sich hoch auf und sah auf die zierliche Frau bedrohlich hinunter. Doch der Captain ließ sich nicht einschüchtern, mit gefährlich blitzenden Augen funkelte sie Chakotay an.

„Machen Sie augenblicklich Platz, Commander! Ich will an die Kontrollstation von diesem verdammten Lift“, fauchte sie ihn an und endlich gab er nach. Mit einer provokativen Verbeugung räumte er seinen Standort und ließ Kathryn an die Konsole. Mit all der in ihr kochenden Wut, schlug sie auf den Alarmknopf und stellte sich erwartungsvoll vor die Tür. Doch nichts geschah.....absolut nichts.

Verwirrt wandte sie sich wieder der Konsole zu und probierte es noch einmal und dieses Mal passierte tatsächlich etwas. Mit einem heftigen Ruck bewegte sich der Lift und sackte ohne Vorwarnung nach unten. Taumelnd und nach Halt suchend griff Kathryn um sich, nahm in diesem Moment dankbar die hilfreich ausgestreckte Hand des Commanders und richtete sich erleichtert auf. Doch als Kathryn bemerkte, wessen Hand sie da so krampfhaft umklammerte, zuckte sie, wie von einer Schlange gebissen, zurück.

Chakotay grinste diabolisch und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und lehnte sich gemütlich gegen die Wand.
Ein gellender Hupton ertönte plötzlich und Kathryn wechselte die Farbe und sah den Commander entsetzt an.

„Chakotay, das ist der Rote Alarm“, stieß sie hervor. „Wir müssen unbedingt heraus. Das alles ist nur Ihre Schuld“, stieß sie nach und warf einen unterkühlten, giftigen Blick auf ihren Ersten Offizier, der völlig ungerührt seine Fingernägel betrachtete.

„Mäßige dich, Kathryn. Das ist nur ein Probealarm. Tuvok macht wieder eine seiner obligatorischen Übungen - er sagte es mir vorhin“, ein leises Lachen begleiteten seine Worte und amüsiert betrachtete er das erneute Farbenspiel in dem Gesicht des Captains.

„Was?“ Heiser röchelnd, um den nahenden Wutanfall noch zu unterdrücken, sah ihn Kathryn an. „Warum erfahre ich erst jetzt davon? Es wäre Ihre Pflicht gewesen, mich davon zu unterrichten.“

„Oh, du wurdest davon in Kenntnis gesetzt. Aber deine Prioritäten gelten ja zur Zeit dem Privatleben deiner Crew und du hattest anscheinend nicht mehr daran gedacht die üblichen Tagesberichte zu studieren.“ Ein leicht tadelnder Unterton schwang in Chakotays Worten mit und schon schnalzte Kathryns Adrenalinspiegel in die Höhe.

„Was wollen Sie damit sagen? Das ich mich nicht genügend um das Schiff kümmere? Das ich meine Pflichten vernachlässige? Aber, Chakotay, lassen Sie sich eines sagen, ich bin der Captain der Voyager und bisher waren keine Klagen darüber zu hören. Oder sehen Sie das etwas anders?“ Zitternd vor Wut fixierte sie ihn, sah in sein attraktives Gesicht, in seine dunklen, verführerischen Augen. Wie betäubt starrte sie auf die sexy Grübchen und die verlockenden Lippen. Auf das Tattoo, welches sich in diesem Moment kräuselte, da ein Lächeln über seine Züge huschte. „Und, verdammt noch mal, hören Sie auf mich zu duzen“, flüsterte sie, ganz benommen von ihren verräterischen Gedanken.

„Captain“, wieder eine übertriebene Verbeugung. „Ich bitte um Verzeihung, aber es gab einmal eine Zeit, da gefiel Ihnen das und auch Sie scheuten sich nicht mich zu duzen. Aber, um auf Ihre Fragen zurückzukommen. Sie reden Unsinn und das wissen Sie auch. Keiner spricht davon, dass Sie unfähig sind. Meine einzige Klage beruht darauf, dass Sie den Leuten die Liebe absprechen und nichts anderes.“ Leise verhauchte seine dunkle, samtene Stimme und Kathryn ertappte sich dabei, dass sie dem Klang nachtrauerte.

Seine Sätze endeten in einem Augenblick des Schweigens. In seinen schwarzen Augen flackerte und irrlichterte es. Fasziniert verfolgte Kathryn das Lodern in Chakotays Blick und in ihrem Hinterkopf meldete sich wieder diese unwillkommene Stimme der Wahrheit.

‚Sie dir diesen Prachtkerl an, zum anbeißen. Diese schwellenden Muskeln, die man selbst unter dem dünnen Hemd genau erkennen konnte. Rabenschwarzes Haar, geschaffen um zärtlich mit den Händen durchzufahren, ein ausdrucksstarker Mund mit Lippen die ...’ Stopp.......Kathryn warf einen hastigen Blick auf Chakotay, aber der schien von ihrem inneren Aufruhr nichts mitbekommen zu haben.

Irritiert verstummte Chakotay, als er den seltsamen Blick von Kathryn bemerkte. Eine unbestimmte Sehnsucht brannte in ihren Augen und sie starrte ihn an. Sie starrt mich an, wiederholte er noch einmal und konnte es nicht glauben. Sollte in ihrem verhärteten Herzen doch noch Leben sein? Ein kleines Fünkchen Hoffnung erwachte in ihm, und weiterhin schweigend, wartete er ab. Seine stille Sehnsucht nach Kathryn versuchte lebhaft an die Oberfläche zu stürmen, doch er wusste, bei dieser sturen Frau musste er vorsichtig und mit Bedacht zu Werke gehen, musste geduldig sein und warten können.

Liebevoll kitzelten seine Blicke an ihrem Selbst, sagten ihr ohne Worte, was dieser Mann für sie empfand, aber ohne Umschweife würgte sie alles ab.

‚Nein’, schrie es in ihr verzweifelt, ‚das darf nicht sein, niemals.’ Zusammenzuckend kamen ihre Gedanken wieder an die Oberfläche. Tief holte sie Luft, zupfte ihr Kleid faltenfrei und kümmerte sich erneut um die immer noch leblose Konsole. Frustriert schlug sie mit der flachen Hand auf die Sensorfläche, aber außer einem kurzen Aufflackern verschiedener Lichter, passierte rein gar nichts.

Seufzend und den Blicken ihres Ersten Offiziers ausweichend, rutschte sie an der Wand nach unten auf den Boden. Eng zog sie ihre Beine an den Körper und weigerte sich konsequent ein Wort zu sagen. Kopfschüttelnd sah Chakotay auf Kathryn hinunter.

‚Das wird ein hartes Stück Arbeit’, flüsterte es in seinem Kopf und das konnte er nur bejahen.

„Was wäre, wenn wir einfach um Hilfe rufen?“ Fragte er plötzlich und sah sie an. „Es wird zwar sofort die Runde machen, dass der Captain und der Commander zusammen im Turbolift eingeschlossen waren, aber eine andere Option haben wir eigentlich nicht.“ Er sprach betont sachlich, um sie nicht zu verschrecken und erneut ihren Zorn heraufzubeschwören, doch überraschender Weise zuckte sie nur mit den Achseln.

„Ich weiß nicht. Eigentlich müsste doch schon bemerkt worden sein, dass der Turbolift außer Funktion ist. Warum ist bisher nicht geschehen.“

Verlegen sah er zu Boden.

„Meinen Kommunikator habe ich nicht dabei. Ich war in großer Eile, als ich mein Quartier verließ.“

„Commander, eigentlich sollte man ihn immer dabei haben, das steht in den Vorschriften ganz vorne, wie Sie vielleicht noch wissen“, sie hatte sich gefangen und schon klang ihre Stimme wieder gefährlich kalt und ohne Emotionen. „Aber versuchen wir es, rufen wir um Hilfe. Ich werde mir zwar etwas lächerlich vorkommen, aber das geht vorbei, Hauptsache, ich werde endlich von Ihrer Gegenwart befreit“, zischte sie giftig und sandte ihm einen zornigen Blick.

Überrascht sah Chakotay den Captain an, der kurze Anflug von Menschlichkeit hatte ihn anscheinend getäuscht und Kathryn war unnachgiebig wie eh und je. Enttäuscht berührte er die Tür und hämmerte halbherzig dagegen, doch um so länger er dagegen schlug, um so mehr stieg der Schmerz und die verlorene Hoffnung in ihm hoch. Und nach wenigen Augenblicken trommelte er gegen die unschuldige Tür, als wenn er seinen größten Feind vor sich hatte.

Unsicher beobachtete ihn Kathryn einen Moment und stellte sich dann neben den Ersten Offizier. Tief holte sie Luft und fing dann das Rufen an.
Ohne Pause schlugen und riefen die beiden Offiziere, doch niemand kam ihnen zu Hilfe.

***

Mit auf den Rücken verschränkten Armen, stand der Vulkanier Tuvok stoisch vor der Tür des Turbolifts. Ungerührt hörte er dem Hämmern und dem Rufen der Eingeschlossenen zu. Immer wieder erntete er verblüffte Blicke des Piloten Tom Paris. Der wunderte sich gewaltig, so hatte er Tuvok noch nie erlebt.

Von dem Vulkanier kam die Order, die beiden Führungsoffiziere in dem Turbolift einzuschließen und sie solange drinnen zu lassen, bis sie sich geeinigt haben - so oder so. Chefingenieurin Torres hatte den Befehl bekommen, den Lift zu präparieren, ohne das jemand Kenntnis davon bekam und dann legte sich Tuvok auf die Lauer, anders konnte man das nicht bezeichnen. Als Sicherheitschef hatte er die Befugnis, Orte überwachen zu lassen und das machte er in diesem Fall bei den Turboliften und heute, am späten Abend, kam das Zeichen den Lift zu den Offiziersquartieren zu sperren.

Irgendwie gefiel es dem Piloten ja und in ihm brodelte es gewaltig, dass nicht er, sondern Tuvok derjenige war, dem diese geniale Idee eingefallen und der sie auch konsequenterweise ausführen ließ. Wirklich überraschend, dieser Vulkanier. Tom grinste und hörte vergnügt den Geräuschen aus dem Lift zu.

„Wie lange lassen wir die Beiden denn da drinnen schmoren?“ Flüsterte er leise dem Sicherheitschef zu. „Das könnte großen Ärger mit dem Captain geben, das wissen Sie doch, Tuvok. Oder?“ In Tom Augen tanzte die Belustigung über diese Situation und auch die extrem hochgezogenen Augenbrauen des Vulkaniers änderten daran nichts.

„Geben Sie Ruhe, Mister Paris, sonst schicke ich Sie in den Arrest. Außerdem warne ich Sie hiermit auf’s schärfste. Zu niemanden ein Wort, diese Angelegenheit bleibt unter uns.“ Eine ungewöhnliche Eindringlichkeit schwang in den Worten von Tuvok mit. Tom nickte verstehend und lehnte sich gegen die vibrierende Wand.

„Aber verraten Sie mir eins, Tuvok. Warum unternehmen Sie diese riskante Aktion. Wie schon gesagt, wenn das der Captain heraus bekommt, dann gibt es mächtigen Ärger.“

Der Vulkanier überlegte einen Augenblick und sah dann den Piloten ruhig an.

„Der Captain ist im Moment außer Kontrolle. Ihre sonstige Souveränität und Ruhe ist dahin, sie braucht eindeutig einen Mann und der geeignetste Kandidat ist der Commander. Es kann so nicht weitergehen. Damit wieder Frieden auf dem Schiff herrscht, muss der Captain eben zu seinem Glück gezwungen werden.“ Beherrscht verschränkte er die Arme vor der Brust. „Da es eine äußerst heikle Mission ist, kann ich niemanden damit betrauen, also kümmere ich mich selber darum und werde auch die Konsequenzen tragen, sollte es jemals herauskommen.“ Aufmerksam lauschte er wieder dem Toben aus dem Turbolift.

Breit grinsend, hatte Tom dem Vulkanier zugehört. Das gibt es doch nicht, Tuvok spielt Amor. In sich hinein kichernd, konnte es Tom gar nicht erwarten, alles brühwarm B`Elanna und Harry zu erzählen. Doch für den Augenblick musste er sich wohl oder übel in Geduld fassen. Anscheinend wollte Tuvok noch einige Zeit hier bleiben und um nichts in der Welt hätte Tom es sich verziehen, auch nur eine Sekunde davon zu verpassen. Schmunzelnd beobachtete er den Vulkanier und schüttelte noch einmal den Kopf, dieser Schlawiner, aber das Sprichwort , traf wieder einmal vollkommen zu.

***

Mit hochrotem Kopf sank Kathryn erschöpft zu Boden. Kein Wort brachte sie noch heraus und in ihrer Kehle brannte ein furchtbarer Schmerz.

‚Das habe ich diesem fürchterlichen Indianer zu verdanken’, pochte es in ihr und schon verschleierte sich erneut ihr Blick, als diese unkontrollierte Wut in ihr hoch brandete.

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie der Commander. Als er dieses verräterische Feuer in ihren Augen auflodern sah, wusste er sofort, was die Stunde geschlagen hatte. Immer noch tobte in ihr der Kampf. Ihre Gefühlswelt stand völlig auf dem Kopf, aber sie sträubte sich vehement dagegen in Ruhe darüber nachzudenken.

In seinen Händen pochte es unerträglich. In seinem Zorn hatte er stärker gegen die unnachgiebige Tür geschlagen, als es für seine Hände verträglich war. Vorsichtig blies er auf die wunden und rotgeriebenen Stellen, krümmte die Finger und ließ sie wieder locker, um die Spannung zu entfernen. Schließlich setzte er sich auf die gegenüberliegende Seite vom Captain und starrte ins Leere.

„Na, sind Sie jetzt zufrieden?“ Überraschend erklang die heisere Stimme von Kathryn und triumphierend sah sie ihn an. „Und auch noch die zarten Hände verletzt, tz, soll die Mama kommen und pusten?“ Spöttisch blitzen ihn ihre Augen an. Doch dann überfiel sie ein unangenehmer Hustenreiz und keuchend schnappte sie nach Luft.

„Das ist die angemessene Strafe für unartige Mädchen“, schoss Chakotay sofort zurück und grinste sie herausfordernd an. „Tja, Captain Neunmalklug, wir sitzen hier fest, ob wir das nun wollen oder nicht. Aber die Situation ist nun einmal so und wir sollten versuchen das Beste daraus zu machen, nicht wahr?“

Hörbar sog Kathryn Luft in ihre Lunge und wollte loswettern, aber erneut musste sie husten und versuchte gequält zu atmen. Alarmiert sprang Chakotay auf. Besorgt half er ihr, sich aufzurichten und überraschenderweise hinderte sie ihn nicht daran.
Schmerzvoll verzog Kathryn das Gesicht. In ihrer Kehle wütete ein grausamer Schmerz und sie hatte nichts, womit sie ihn lindern konnte. Pfeifend meldeten sich ihre Bronchien, doch sie konnte an der momentanen Situation nichts ändern.

Hustend und keuchend hielt sich der Captain an Chakotay fest. Seine Hände streichelten liebevoll ihren Rücken, als immer neue Hustenanfälle ihren Körper schüttelten. Endlich wurden die Anfälle schwächer, hörten schließlich ganz auf. Stöhnend richtete sich Kathryn auf und wischte sich über das verschwitzte Gesicht. Jetzt bemerkte sie auch die Hände, die sie aufrecht hielten. Mit einem Ruf des Abscheus wand sie sich davon ab, rieb sich mechanisch die Arme und bannte ihn mit einem giftigen Blick auf seinen Platz.

„Die Gunst der Stunde ausnutzen, was Commander? Aber das hilft Ihnen nichts“, fauchte der Captain den Ersten Offizier an und wich an die gegenüberliegende Wand zurück.

„Ach, Captain“, müde wandte sich Chakotay noch einmal der defekten Konsole zu. „Lassen wir es einfach, so kommen wir zu keiner Übereinstimmung.“

„Ha, Sie geben mir also endlich recht?“ Triumph schwang in ihrer Stimme und ihre, ach so blauen Augen, blitzten siegreich auf.

„Nein, Kathryn, du irrst dich gewaltig. Von aufgeben kann keine Rede sein, aber ich bin es leid mit dir zu streiten, wenn ich eigentlich etwas ganz anderes machen möchte.“

Verblüfft musterte der Captain den Mann, überlegte einen Moment, fuhr sich unsicher über das Haar und trat einen Schritt vor.

„Wie meinen Sie das? Was wollen Sie eigentlich machen?“ Hörbare Neugierde.

„Kathryn, ich möchte dich küssen, dir die Freuden der Liebe zeigen. Dir meine ganze Leidenschaft zu Füßen legen. Aber du bist noch ein dummes, unreifes Kind und meine Zeit wäre somit verschwendet. Spiel weiter den unnahbaren Captain, der den Menschen keine Zweisamkeit gönnt, weil er selber keine hat. Halte dich an deine Vorschriften und an deine Prinzipien.....werde glücklich damit“, ein schmerzliches Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln und eine tiefschwarze Trauer verdunkelte seine wunderschönen braunen Augen.

Sein Blick bannte ihren und unsicher wich sie ihm aus. Was hatte er da gesagt? Hörte sie richtig? Chakotay sprach zu ihr von Liebe? Von Leidenschaft? Unwillig schüttelte sie den Kopf. Was dachte sich dieser Typ eigentlich......redete zu ihr von Liebe.....von Leidenschaft.
Ihre bebenden Hände zerrten nervös an einem Knopf ihres Kleides und in ihrem Kopf jagten die Gedanken.

‚Nein’, schrie es in ihr, ‚ich bin der Captain, bin die Autorität auf diesem Schiff, ich habe das Sagen hier und niemand wird mir absprechen, dass ich meine Sache nicht gut mache. Ich kann und darf mein Herz nicht verlieren, meinen klaren Verstand, meine Kompetenz. Aber es ist doch schon zu spät’, wisperte wieder einmal dieses verräterische Stimmchen in ihrem Hinterkopf. ‚Du liebst deinen Ersten Offizier und eigentlich kannst du nicht mehr ohne ihn leben.’

‚Unsinn! Ich kann sehr wohl ohne ihn leben’, zornig antwortete ihr sachlicher Verstand, doch die Präsenz der unerschütterlichen Logik ihrer Ausführungen, wurde schwächer und teilnahmsloser.

Vor der Turbolifttür spitzte ein gewisser Vulkanier die Ohren. Jetzt war er auf die Antwort des Captains gespannt. Tom bemerkte die Anspannung, welche Tuvok auf einmal erfasste und trat näher heran. Abwehrend hob Tuvok die Hand und legte einen Finger an seinen Mund. ‚Wo hat er denn dieses Zeichen her’, dachte Tom amüsiert, ‚sollte dieser normal so emotionslose Vulkanier, die Angewohnheiten der Menschen annehmen?’

Lauschend pressten die beiden Offiziere ihre Ohren eng an die Tür.

‚Ich bin nur froh, dass Tuvok die Anweisung gab, dass niemand diesen Gang betreten darf’, grinste Tom in sich hinein, aber dann richtete er seine volle Konzentration auf das Drama im Turbolift.

***

Kathryn wurde schwer in ihren Grundfesten erschüttert, aber ihre Sturheit überwog noch. Grimmig sah sie ihren Ersten Offizier an, der unerschütterlich seinen Blick zu Boden gerichtet hielt und sich standhaft weigerte, sie zu beachten.

„Chakotay, was soll das ganze Theater? Haben Sie vor, mich in den Augen der Crew lächerlich zu machen?“ Ein unsicheres Zittern erfasste ihre Stimme, doch ihre Augen ruhten selbstsicher auf dem Commander.

Doch der schüttelte nur den Kopf. So langsam ließen seine Nerven nach und am liebsten würde er diese unnachgiebige Frau packen und küssen. Mit knackenden Knochen richtete er sich zu seiner vollen Größe auf.

„Kathryn, du verstehst es einfach nicht. Ich liebe dich! Sonst gibt es nichts dazu zu sagen.“

Hörbar schnappte der Captain nach Luft und stemmte grimmig die Hände in die Hüften.
„Commander, Sie sind augenblicklich vom Dienst suspendiert“, keuchte sie fassungslos. „Was fällt Ihnen ein, so mit mir zu reden.“

Sinnierend sah Chakotay die aufgebrachte Frau an. Eine leichte Röte in ihrem Gesicht zeugte von den aufwühlenden Gedanken, die in ihr kämpften. Schweigend kam er näher und stellte sich vor sie hin. Auch Kathryn versuchte größer zu wirken und ihre blauen Augen funkelten gefährlich. Ein kleines Lächeln zuckte um seine Lippen, dann nahm er sie einfach in die Arme. Seine Lippen pressten sich sanft auf ihre. Sekundenlang hielt er sie so und plötzlich spürte der Commander, wie ihre schmalen Lippen weich und geschmeidig wurden, wie sie nachgiebig und vorsichtig seinen Kuss erwiderte, doch da ließ er sie abrupt wieder los.

Als wäre nichts geschehen, stellte er sich wieder an die Wand und betrachtete angeregt seine Fingernägel. In Gedanken liefen in seinem Inneren, noch einmal die vergangenen Sekunden ab. Er spürte erneut ihre weichen, süßen Lippen, ihren Geschmack und ihre zierliche Figur, die sich so wunderbar in seine Arme schmiegte.

Kathryns Hände wanderten zitternd zu ihrem Mund. Tasteten ihre Lippen ab und verträumt sah sie Chakotay an. Als wäre ein Damm in ihrem Inneren gebrochen, stürmten die verschiedensten Gefühle auf sie ein. Ein lauter Aufschrei in ihrem Herzen ließ sich nicht mehr stoppen, doch sie brachte ihn nicht auf einen Punkt.

„Captain, mit sofortiger Wirkung reiche ich hiermit meine Kündigung ein“, hörte sie die leise Stimme ihres Ersten Offiziers und war für einen kurzen Moment sprachlos. Chakotay hatte sich bemüht die Worte so gelassen wie möglich auszusprechen, aber irgendwie blieben ihm die Silben im Halse stecken, und anstatt gelassen, klang er verbittert.

„Ha, das geht nicht. Wo wollen Sie denn hin?“ Triumphierend sah sie ihn an. „Außerdem bin ich zuständig für Entlassungen und Ihre Kündigung nehme ich nicht an. Aber wir können uns bestimmt einigen, wir sollten uns ja, Ihrem Reden nach, wie erwachsenen Menschen benehmen. Aber lassen Sie mich noch etwas probieren.“ Ganz nah trat sie vor ihn hin, nahm sein Gesicht zärtlich in die Hände und küsste ihn. Für einen kurzen Augenblick zögerte Chakotay, aber dann keuchte er freudig auf, riss sie fest in seine Arme und beiden Offizieren war es nun egal wo sie sich befanden.

***

Vor der Turbolifttür riss Tuvok seine Hände in die Höhe.
„Ja!“ Stieß er scharf hervor. „Mister Paris, unsere Mission ist erfüllt, gehen wir. Ihre Frau kann den Lift wieder in Gang setzten.“ Dann machte sich der Vulkanier, ohne ein weiteres Wort zu sagen, auf den Weg zur Brücke.
Verblüfft sah ihm Tom hinterher und traute fast seinen Augen nicht, als er mitbekam, dass Tuvok zufrieden mit den Fingern schnippte und dann die Arme hinter dem Rücken verschränkte.


The End




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