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Tauschgeschäfte

von Martina Strobelt

Kapitel 1

Major Kira gab sich den Anschein, völlig in die Betrachtung des Drinks versunken zu sein, der vor ihr stand. Auf der anderen Seite der Theke polierte Quark so eifrig Gläser, als hätte jemand hier auf Terok Nor, wie die Station nun wieder hieß, einen Preis auf das sauberste Glas ausgesetzt. Als Ferengi hatte Quark ein angeborenes Talent dafür, sich erfolgreich zu verstellen. Es war eine Grundvoraussetzung, um seine Geschäftspartner und Kunden zu betrügen. Kira ihrerseits hatten die Jahre unter cardassianischer Besatzung gelehrt, ihre wahren Gefühle zu verbergen. Für die übrigen Gäste boten sie ein normales Bild. Keiner der beiden sah auf, als Odo nun an die Bar trat. Doch der Formwandler kannte sowohl Quark als auch die Bajoranerin lange genug, um ihre Anspannung zu spüren. „Damars Vermutung entspricht der Wahrheit“, sagte er leise. „Natima Lang befindet sich hier auf der Station. „Weyoun hat es nicht abgestritten, als ich ihn im Anschluss an die Sitzung des Rates damit konfrontiert habe.“
„Wollte er wissen, woher ihre Information stammt?“ fragte Kira.
„Natürlich wollte er das. Zusammen mit einer sinnvollen Erklärung für mein Interesse an einer Staatsfeindin.“ Odo gestattete sich ein Lächeln bei der Erinnerung an Weyouns Reaktion auf seine Erwiderung, dass er einem Vorta keine Rechenschaft schulden würde. „Offenbar liegt dem Dominion viel daran, dass die Gefangennahme Natima Langs nicht publik wird. Auch wenn der Grund mir nicht klar ist.“
„Nun, mir schon“, ließ Quark sich vernehmen. „Weyoun und Dukat möchten sie benutzen, um die neuen Machtverhältnisse zu legitimieren. Natima ist der Kopf der Dissidentenbewegung. Eine öffentliche Kundgebung, in der sie den Beitritt Cardassias zum Dominion befürwortet, käme da wie gerufen. Sofern sie freiwillig erfolgt. Und genau das ist der Punkt. Nur der Hauch eines Verdachtes, dass Natima gezwungen wurde, eine solche Erklärung abzugeben, würde Weyouns Pläne zunichtemachen. - Politik ist ein äußerst profitables Geschäft, wenn man das richtige Gespür besitzt“, fügte der Ferengi hinzu, als er den Blickwechsel zwischen Kira und Odo bemerkte. „Aber es geht hier nicht um Profit, sondern allein um Natima! Wir müssen sie befreien!“
„Das klingt so, als würde sie Ihnen tatsächlich etwas bedeuten“, meinte Kira.
„Beim großen Nagus, natürlich! Sie bedeutet mir alles!“
Erneut tauschte die Bajoranerin einen Blick mit Odo.
Der Ferengi zischte empört auf. „Nur weil Sie es sich nicht vorstellen können, haben Sie noch lange kein Recht, mir meine Gefühle abzusprechen!“
„Das wollen wir ja gar nicht“, wehrte Kira ab. „Wir dachten nur, nun da Sie und Grilka...“
„Doktor Bashir!“ fiel Quark ihr ins Wort. „Sie haben es von ihm, nicht wahr? Er hat Ihnen das von mir und Grilka erzählt! - Nein...?“ fuhr er fort, als Kira den Kopf schüttelte. „Dann war es Commander Dax...“
„Machen Sie sich nicht lächerlich!“ warf Odo ein. „Wenn Sie Ihre Beziehung zu Grilka hätten geheim halten wollen, hätten Sie diskreter sein müssen!“
„Warum? Ich habe keinen Grund, meine Neigung für Grilka zu verbergen! Ich bewundere Grilka. Sie ist eine faszinierende Frau. Stolz und glorreich. Mit liegt sehr viel an ihr. Wenn Natima nicht wäre...“ Quark seufzte verträumt. „Nun, wie dem auch sei“, fuhr er fort. „Ich mag Grilka sehr, aber das ändert nichts an meinen Gefühlen für Natima. Ich liebe sie. Und werde alles tun, um sie zu retten. Koste es was es wolle! Mit oder ohne Ihre Hilfe!“

***

Natima Lang ignorierte Gul Dukat. Ebenso den Stuhl, den er ihr angeboten hatte. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf den Vorta konzentriert, der an der Wand lehnte. Abgesehen von einer in Anbetracht der Situation erstaunlich höflichen Begrüßung hatte er kein einziges Wort gesprochen, seit man sie in diesen Raum gebracht hatte.
Dennoch hatte Natima instinktiv erkannt, dass nicht Dukat, sondern der Vorta, der sich ihr als Weyoun vorgestellt hatte, hier die Befehlsgewalt hatte. Dukat war sich dessen vermutlich ebenfalls bewusst. Was die Spannung zwischen den Beiden erklärte, die Natima sofort gespürt hatte.
Und die Aura von Macht, die den Vorta umgab.
„Möchten Sie etwas trinken?“ unterbrach Dukats Stimme ihre Gedanken. „Vielleicht ein Glas Kanar? Oder einen Samarian Sunset?“
„Nein, danke.“ Die Cardassianerin verbarg ihr Erschrecken hinter einer betont gleichgültigen Miene. Woher kannte Dukat ihre Vorliebe für Samarian Sunset? Was wusste er über sie und Quark, der sich möglicherweise immer noch hier auf der Station - und damit in Gefahr befand, falls Dukat etwas von ihrer früheren Beziehung ahnte? Natima verbannte diesen Gedanken in den hintersten Winkel des Bewusstseins. Sie konnte es sich nicht leisten, sich von ihrer Sorge, um Quark ablenken zu lassen. Zumal nicht einmal feststand, ob diese überhaupt begründet war.
Dukat hatte ihre Ablehnung ohne sichtbare Regung zur Kenntnis genommen. Seltsamerweise fühlte Natima sich durch die Anwesenheit Weyouns beruhigt. Sie war zwar sicher, dass der Vorta von Beiden der gefährlichere war. Aber ohne es begründen zu können, war sie ebenso sicher, dass Folter nicht zu Weyouns bevorzugten Methoden gehörte.
„Was wollen Sie von mir?“ Es war der Vorta, den Natima bei dieser Frage ansah. Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel offen, wessen Gefangene sie war. Aus den Augenwinkeln registrierte sie den Ausdruck mühsam unterdrückter Wut in Dukats Zügen.
Weyouns Mundwinkel zuckten amüsiert. Dies bestätigte Natimas Vermutung, dass es dem Vorta ein boshaftes Vergnügen bereitete, seinem cardassianischen Verbündeten bei jeder passenden Gelegenheit zu verdeutlichen, wie unwichtig er war.
„Ich führe dieses Verhör!“ stellte Dukat mit erzwungener Ruhe fest.
„Aber, aber“, mischte Weyoun sich ein, bevor Natima etwas erwidern konnte. „Was für ein hässliches Wort!“ Der Vorta warf Dukat einen warnenden Blick zu, bevor er sich liebenswürdig an die Cardassianerin wandte: „Bitte nehmen Sie ihm seine Unhöflichkeit nicht übel, Natima - ich darf Sie doch so nennen?“
„Würde es etwas ändern, sollte ich es ablehnen?“
„Natürlich! Allerdings müsste ich in diesem Fall darauf bestehen, dass Sie mich mit Botschafter anreden. Ich würde auf all diese überflüssigen Förmlichkeiten gerne verzichten. Indessen, wenn Sie darauf bestehen...“
„Nein!“
„Wunderbar! Glauben Sie mir, diese unerfreuliche Situation betrübt mich nicht weniger als Sie. Ich verstehe Ihren Patriotismus. Ich bewundere ihn. Es ist natürlich, dass Sie Ihre Heimat lieben und nur das Beste für Cardassia und das Wohl Ihrer Landsleute wollen. Genau wie das Dominion!“
„Die Gründer sind nicht die ersten Unterdrücker, die von sich behaupten, zum Wohl derer, die sie versklavt haben, zu handeln!“
„Sie sollten das Dominion nicht an den Fehlern messen, die Cardassia in der Vergangenheit leider gemacht hat. Nein, lassen Sie mich ausreden“, wehrte Weyoun Natimas Einwand ab. „Sie hatten Recht, dem cardassianischen Zentralkommando vorzuwerfen, ihr Volk mit seiner Politik ins Unglück zu stürzen. Dieser schreckliche Krieg mit den Klingonen hat es gezeigt.“
„Es ist seltsam, solche Worte ausgerechnet von Ihnen zu hören!“
„Das scheint Sie zu überraschen! Warum? - Weil es nicht in das Bild passt, das Sie sich vom Dominion geschaffen haben“, beantwortete Weyoun seine Frage selbst. „Für Sie sind die Gründer Invasoren. Doch verraten Sie mir, Natima, wo ist die Invasion? Nennen Sie mir eine Nation des Alpha-Quadranten, die von uns angegriffen wurde, nur eine einzige! Ich befürchte, Sie werden keine finden. Das Dominion hat Verträge mit vielen Völkern geschlossen und hält sich daran. Würden Sie das als eine auf Eroberung ausgerichtete Politik bezeichnen?“
„Was ist mit der Föderation und dieser Station? Und mit Cardassia?“
„Terok Nor ist eine cardassianische Station. Sie wurde lediglich mit Bajors Einverständnis vorübergehend von der Föderation verwaltet. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, besteht ein Bündnis zwischen dem Dominion und Bajor, das unter anderem auch die Rückgabe der Station an Cardassia beinhaltet. Die Föderation hatte keinen legalen Anspruch darauf, gegen den Willen der bajoranischen Regierung zu bleiben. Die Weigerung, Terok Nor zu verlassen, durfte vom Dominion zu Recht als ein kriegerischer Akt gewertet und entsprechend beantwortet werden. Soweit es Ihre Heimat betrifft. Ich bedauere es zutiefst, dies sagen zu müssen, aber Sie und ich wissen, dass Cardassia ohne die Unterstützung des Dominions den Krieg gegen die Klingonen verloren hätte. Auch wenn Ihnen der Gedanke missfällt, Natima, bleibt es wohl eine unleugbare Tatsache, dass wir nicht als Invasoren, sondern als hilfreiche Freunde kamen. Das Dominion hat Cardassia nicht angegriffen und erobert. Es unterbreitete ein Angebot auf Mitgliedschaft, das von Ihrer Regierung akzeptiert wurde. Sie sollten anfangen, sich der Wahrheit zu stellen. Die anderen Völker des Alpha-Quadranten, einschließlich der Föderation, haben tatenlos zugeschaut, wie Ihre Heimat auf den Abgrund zu taumelte. Die Gründer haben Cardassia ihre Hand gereicht, als keine andere Nation dazu bereit war. Mit welchem Recht kritisieren Sie die Entscheidung Ihrer Regierung, sie zu ergreifen?“
„Was wollen Sie von mir?“ wiederholte Natima ihre anfängliche Frage, bemüht, den inneren Aufruhr, den Weyouns Worte in ihr ausgelöst hatten, unter Kontrolle zu bekommen.
„Die Gründer bitten Sie lediglich, das zu tun, was Sie schon immer getan haben. Dem Wohl Cardassias zu dienen. Das ist alles.“
„Auf welche Weise?“
„Durch eine offizielle Erklärung, in der Sie sich positiv über den Beitritt Cardassias äußern.“
„Und wenn ich mich weigere?“
„Dann werden wir Sie dazu zwingen!“ sagte Dukat. „Bilden Sie sich ja nicht ein, Sie...“
Weyouns Kopf ruckte in Richtung des Cardassianers. Der Blick, den er Dukat zuwarf, brachte diesen zum Verstummen.
„Bitte verzeihen Sie“, wandte der Vorta sich wieder an Natima. „Niemand will Sie bedrohen oder unter Druck setzen. Ich bitte Sie lediglich, meinen Vorschlag vorurteilsfrei zu überdenken.“
„Das werde ich“, entgegnete die Cardassianerin. „Sofern Sie mir gestatten, die Station wieder zu verlassen. Es mag nicht in Ihrer Absicht liegen. Trotzdem empfinde ich meinen unfreiwilligen Aufenthalt hier, in einer Arrestzelle, bewacht von Jem’Hadar, als durchaus bedrohlich.“
Ihr Zynismus prallte wirkungslos an Weyoun ab. „Zu meinem Bedauern kann ich das nicht erlauben. Doch betrachten Sie sich bitte nicht als Gefangene. Das würde mich schmerzen. Sie sind mein Gast! Ich bin sicher, dass wir ein bequemeres Quartier für Sie finden werden.“ Weyoun blickte zu Dukat. „Nicht wahr?“
Der Gul nickte widerstrebend.
„Wundervoll, dann wäre dieser Punkt damit geklärt“, fuhr der Vorta fort. „Und soweit es die Erklärung betrifft, um die ich Sie gebeten habe. Fühlen Sie sich bitte nicht gedrängt. Denken Sie in aller Ruhe darüber nach.“
„Das wird nicht nötig sein“, meinte Natima. „Meine Antwort lautet NEIN!“
Weyoun seufzte leise. „Für den Moment sind Sie erregt. Das verstehe ich. Wir werden diese Unterhaltung fortsetzen, sobald Sie sich beruhigt haben.“
„An Ihrer Stelle würde ich nicht darauf warten, dass ich meine Ansicht über Sie, die Gründer und das Dominion ändere! Das könnte ziemlich lange dauern...“

***

Jake Siskos ungläubiger Blick wanderte von dem Datenpadd in seinen Händen zu den Gesichtern von Odo, Quark und Kira, in deren Kabine sie saßen, und wieder zurück zum Padd.
„Das ist nicht Ihr Ernst?“
„Doch“, sagte die Bajoranerin. „Das ist es!“
Jake starrte sie an. „Ich soll unter meinem Namen einen Propaganda-Bericht des Dominions veröffentlichen?!“
„Beim großen Nagus, was ist denn schon dabei“, bemerkte Quark. „Es sind doch nur einige Sätze. Also gut“, er griff in seine Tasche und zog einige Barren Latinum hervor. „Ich biete dir dafür zwei Barren Latinum!“
„Wie bitte?!“
„In Ordnung, drei. Von mir aus auch vier.“
„Ich bin Journalist! Ich bin nicht käuflich!“
„Natürlich nicht“, stimmte Kira nach einem drohenden Seitenblick auf Quark zu. „Du hast uns falsch verstanden...“
„Ich wüsste nicht, was es an diesem eindeutigen Versuch, mich, und damit die freie Presse, zu bestechen, falsch zu verstehen geben könnte! Ich weiß nicht, warum Sie wollen, dass dieser Bericht veröffentlicht wird. - Doch wenn Ihnen so viel daran liegt, dann müssen Sie das schon selbst tun. Ich will nicht mit dieser Propaganda in Verbindung gebracht werden! Wie ich aus sicheren Quellen erfahren habe“, zitierte Jake. „Beabsichtigt die Führerin der cardassianischen Dissidenten-Bewegung, Natima Lang, in Kürze die Abgabe einer Erklärung gegenüber Botschafter Weyoun, dem offiziellen Repräsentanten des Dominion im Alpha-Quadranten, in der sie ausführlich zu den jüngsten politischen Entwicklungen in ihrer Heimat Stellung nehmen wird. Der Inhalt wird auch hier auf Terok Nor, dem Amtssitz Botschafter Weyouns, mit Spannung erwartet. Stellvertretend für die Bewohner der Station verlieh der Betreiber des hiesigen Kasinos der allgemeinen Hoffnung Ausdruck, dass diese Erklärung dazu beitragen wird, alle bestehenden Unklarheiten zu beseitigen und die anderen Völker des Quadranten, insbesondere auch die Föderation zu überzeugen, dass eine friedliche Koexistenz der bessere Weg ist! - Das hört sich an, als hätte Weyoun es geschrieben!“
„Das hat er nicht“, bemerkte Odo. „Allerdings erschien es uns vorteilhaft, Weyouns Stil zu kopieren, um sicher zu gehen, dass er dir gestattet, den Text ohne Änderungen abzuschicken.“
„Es spielt keine Rolle, ob Weyoun die Formulierung des Berichtes gefällt!“ Jake nahm das Padd und hielt es Odo hin. „Denn ich werde ihn gewiss nicht bitten, ihn absenden zu dürfen!“
„Doch!“ widersprach Kira. „Das wirst du, Jake! Und wir werden dir jetzt erklären, warum...“

***

Zerklüftete Felsen, kahle Bäume. Die Trostlosigkeit dieses Ortes spiegelte die Empfindungen der jungen Cardassianerin wider, die auf einem der Steine saß und hinauf in den Nachthimmel sah. Die Nachricht von der Zerstörung des Frachters, auf dem Natima Lang sich befunden hatte, war einem Todesstoß gleichgekommen. Die ohnehin infolge der ständigen Flucht zermürbte Gruppe der Dissidenten drohte nun, da sie ihre Führerin verloren hatte, auseinanderzubrechen.
Raluk fühlte sich leer und ausgebrannt. So viele Kämpfe hatten Natima und sie gemeinsam geführt seit jenem Tag, da sie aus der cardassianischen Haftanstalt Razakan ausgebrochen waren. Nun schien es, als ob alles umsonst gewesen war. Sie hatte mehr als nur den Verlust ihrer Anführerin zu beklagen. Sie hatte eine Gefährtin verloren, die sie bewundert hatte. Eine Freundin...
Aufgeregtes Stimmengewirr in ihrem Rücken veranlasste Raluk, sich umzudrehen.
Berat, einer der Dissidenten löste sich aus der Gruppe seiner Kameraden. Er kam zu ihr und setzte sich neben sie.
„Wir haben eine Nachricht abgefangen“, teilte er Raluk mit. „Einen Propaganda-Bericht, der von Terok Nor an den offiziellen Informationsdienst der Sternenflotte gesendet wurde. Er betrifft Natima. Angeblich soll sie beabsichtigen, eine öffentliche Stellungnahme zur politischen Lage auf Cardassia abzugeben. Weißt du, was das heißt?!“
Die Cardassianerin sprang auf. Ihre Gedanken rasten. „Ja! - Es bedeutet, dass Natima noch am Leben ist und sich vermutlich auf Terok Nor befindet! - Für uns heißt es, dass wir einen Plan für ihre Befreiung entwickeln müssen. So rasch wie möglich!“

***

Jadzia Dax sah auf, als Benjamin Sisko die Brücke der Defiant betrat, wohlwissend dass auch die Blicke von Bashir, O’Brien und Nog auf den Captain gerichtet waren.
„Und?“ fragte sie.
„Sie haben so reagiert, wie ich es erwartet habe“, erwiderte Sisko. „Admiral Nechayev teilt meine Ansicht, dass Jakes Bericht eine verschlüsselte Bitte um Hilfe ist, die von Quark stammt. Sie bezweifelt auch nicht, dass Natima Lang sich tatsächlich in der Gewalt von Dukat und Weyoun befindet. Aber...“ Er zögerte.
„...sie will die Defiant nicht in den bajoranischen Raum schicken“, beendete Dax an seiner Stelle den Satz.
Sisko nickte. „So sieht es aus. Admiral Nechayev hat kein Interesse daran, das Leben dieser Crew durch eine, wie sie es nannte, völlig aussichtslose Rettungsmission, aufs Spiel zu setzen.“
„Sie meinen, Admiral Nechayev will es nicht riskieren, das stärkste Schiff in diesem Sektor nur wegen einer cardassianischen Dissidentin zu verlieren“, bemerkte Jadzia trocken.
„So könnte man es wohl ausdrücken, alter Mann. Hinzu kommt, dass es sich hier um eine interne Angelegenheit Cardassias handelt. Selbst wenn Nechayev es wollte, wären ihr in dieser Sache die Hände gebunden. Die oberste Direktive verliert ihre Gültigkeit nicht allein deswegen, weil wir uns mit Cardassia im Krieg befinden. So widersinnig das auch klingt!“
„Dann heißt das also, dass wir Natima Lang nicht helfen werden?“ fragte Bashir.
Sisko lächelte. „Das habe ich nicht gesagt. Da die Sternenflotte sich mit dieser Sache nicht befassen möchte, können wir zwar nichts tun. Aber glücklicherweise ist es mir gelungen, auf dieser Sternenbasis einen Freiwilligen aufzutreiben, der nicht der Befehlsgewalt Admiral Nechayevs unterliegt.“ Sisko berührte seinen Kommunikator. „Kommen Sie herein!“
Die Türhälften glitten auseinander und gaben den Blick auf einen uniformierten Cardassianer frei, den die Rangabzeichen als Glan auswiesen.
„Garak!“ entfuhr es Bashir. „Himmel, beinahe hätte ich Sie nicht erkannt!“
„Falls es Ihnen ein Trost ist, Doktor“, der Cardassianer betrat die Brücke. „Ich hatte ebenfalls Schwierigkeiten, mich in diesem unkleidsamen Aufzug wiederzuerkennen. Aber Captain Sisko und ich sind uns einig, dass es mir bei der Erledigung meines Auftrages durchaus hilfreich sein könnte, für einen Offizier gehalten zu werden. Denn eines muss man dem cardassianischen Militär lassen. Auch wenn es keine guten Schneider hat, so verfügt es doch über gewisse Fähigkeiten, wenn es darum geht, einen Spion zu entdecken. In Anbetracht dessen erschien es uns vorteilhafter, die Katze, wie es bei den Terranern so schön heißt, beim Schwanz zu packen. Dies veranlasste uns, eine Tarnung zu wählen, die zu auffällig ist, als dass man hinter ihr einen Spion vermuten würde. Ich denke, Sie werden mir zustimmen, dass niemand auf den Gedanken kommen wird, ein Agent der Föderation würde derart unverfroren sein.“
„Aber Gul Dukat kennt Sie“, wandte O’Brien ein. „Und er wird nicht der Einzige sein!“
„Ich fürchte, doch“, widersprach Garak. „Denn sehen Sie, Chief, diejenigen Cardassianer, die mich noch aus alten Zeiten kannten, waren entweder Freunde oder Feinde von mir. Um die wenigen Freunde, die ich noch hatte, dürfte Dukat sich nach seiner Machtübernahme gekümmert haben. Was die Feinde betrifft...“ Garak ließ den Satz offen.
„Wie wollen Sie nach DS9 zu gelangen?“ Dax sah Sisko an, „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Benjamin, verbietet Admiral Nechayev Befehl der Defiant ausdrücklich, in den bajoranischen Raum zu fliegen...“
„Das ist richtig“, bestätigte Sisko. „Aber der Umstand, dass es sich hier gewissermaßen um einen direkten Hilferuf von Mister Quark handelt, hat es mir ermöglicht, ein Schiff zu finden, das Mister Garak nach Bajor und nach Beendigung der Mission hoffentlich gemeinsam mit Natima Lang wieder zurück auf diese Sternenbasis bringen wird.“
Bei diesen Worten deutete der Captain auf den Sichtschirm der Defiant, auf der sich nun wabernd ein klingonischer Bird of Prey enttarnte, um wenige Sekunden später das Gesicht einer Klingonin zu zeigen. „Ruhm und Ehre, Captain!“
Sisko neigte grüßend den Kopf. „Ruhm und Ehre auch Ihnen, Dame Grilka.“
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