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... und alle für einen

von Laurie

Kapitel 1

1.

Verglich man ihre aktuelle Mission mit anderen Außenmissionen, konnte Leonard McCoy sich nicht beschweren, wirklich nicht.

Niemand hatte bisher Anstalten dazu gemacht, sie zu töten, zu entführen, ihnen die streng geheimen Pläne der Föderation entlocken zu wollen oder auf sonstige Weise zu versuchen, den Aufenthalt auf Planet Felis III in einen nur zu gut bekannten Albtraum zu verwandeln. Ganz im Gegenteil: ihre Gastgeber waren freundlich, tatsächlich fast zu freundlich. Und darin bestand das Problem. Denn wer konnte schon jemandem etwas abschlagen, wenn derjenige einem den ganzen Tag über jeden Wunsch von den Lippen abgelesen und sich vor Eifer fast überschlagen hatte, um einem den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten?

Als der Anführer des Begrüßungskomitees ihnen unter vielen Verbeugungen und mit einem strahlenden Lächeln anbot, dass die Delegation der Enterprise, bestehend aus Jim, Leonard und zwei Sicherheitsmännern, die Nacht im Haus des Konsuls verbringen könne, blieb ihnen darum nichts anders übrig, als einzuwilligen.

Jim hatte aus Gründen, die Leonard schleierhaft waren, darauf bestanden, dass er und nicht Spock ihn begleitete. „Damit du mal ein bisschen an die frische Luft kommst“, hatte er gesagt, völlig ignorant der Tatsache gegenüber, dass Leonard seinen Papierkram für diese Woche noch nicht vollständig bearbeitet hatte und die Zeit damit deutlich sinnvoller nutzen könnte. Die Aussicht, nicht einmal die Nacht in der ruhigen Ungestörtheit seines Quartiers verbringen zu können, machte es nicht besser – ebenso wenig wie die Erkenntnis, dass ihre Gastgeber die Beziehung zwischen ihm und Jim offenbar ein wenig fehlinterpretiert hatten.

Anscheinend, wie sie beide auf die unangenehme Weise herausfanden, galt das Wort „Freund“ auf diesem Planeten als Synonym für „Lebensgefährte“ oder „Ehepartner“; und als Jim vor ihrer Ankunft angekündigt hatte, er würde in Begleitung eines Freundes herunterbeamen, nun, da hatte man eben die falschen Schlüsse gezogen.

„Ihre beiden Begleiter können in kleinen Zimmern im Südflügel schlafen“, informierte ihr Gastgeber sie mit dem breiten Lächeln, das sein Gesicht nicht für eine Sekunde verlassen hatte, seit er den Landetrupp der Enterprise empfangen hatte. (Leonard fragte sich beiläufig, wie sehr ihm die Gesichtsmuskeln inzwischen wohl schmerzen mochten). „Für Sie und Ihren Gatten, Captain, haben wir ein exklusives Zimmer hergerichtet, das Ihrem Geschmack hoffentlich entsprechen wird.“

Leonard brauchte einige Momente, um die Bedeutung dieser Worte zu verinnerlichen, und auch Jim sah so aus, als habe ihm eben jemand ein Schlagholz über den Kopf gezogen, was ihren Gastgeber dazu bewog, freudestrahlend fortzufahren: „Wir dachten uns, ein wenig ungestörte Zweisamkeit täte Ihnen nach diesem ereignisreichen Tag gut.“

Die beiden Sicherheitsmänner konnten sich nur mit Schwierigkeiten ein hämisches Grinsen verkneifen, und auch bei Jim und Leonard war mittlerweile der Groschen gefallen. Eigentlich, dachte Leonard düster, hätte er es wissen müssen. Kein Wunder, dass die Felini so penibel darauf geachtet hatten, dass er und Jim sich während des gesamten Tages stets in der Nähe des jeweils anderen befanden – man hatte sie die ganze Zeit über für ein Ehepaar gehalten ...

„Das ist sehr aufmerksam von Ihnen ...“, begann Jim, offenbar nicht sicher, ob er ebenfalls lachen oder entsetzt blicken sollte. (Mit einer deutlichen Tendenz zu ersterem, da war Leonard sich sicher.)

Leonard versuchte, ihm unauffällig mit dem Ellenbogen in die Seite zu stoßen, was ihrem Gastgeber nicht entging und seine Fantasie nur noch mehr zu beflügeln schien. Leonard hätte sich selbst ohrfeigen können, und er hätte auch Jim am liebsten auf einen weit, weit entfernten Planeten der Klasse D verbannt, als dieser mit einem gewinnenden Lächeln einlenkte: „Wir wissen das sehr zu schätzen, vielen Dank.“

~°~


„Bist du wahnsinnig?“, zischte Leonard ihm später zu, nachdem ihr Gastgeber sie mit einem anzüglichen Augenzwinkern in ihrem zugewiesenen Zimmer alleine gelassen hatte. „Jetzt denkt hier jeder, wir hätten was miteinander!“

„Das haben sie auch vorher schon gedacht, nur wussten wir es da noch nicht“, gab Jim ungerührt zurück. „Und es ist wichtig, die diplomatischen Beziehungen zu wahren – wenn wir abgelehnt oder zwei separate Zimmer verlangt hätten, hätten wir unseren Gastgeber blamiert, und das hätte er in dieser Gesellschaft, in der alles darauf ausgerichtet ist, den Gästen größtmöglichen Komfort zu verschaffen, nie überlebt.“

Leonards mürrische Miene veränderte sich nicht, und Jim klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Komm schon, Bones, es ist nur für eine Nacht.“

„Selbst das ist schon zu viel. Hast du das Bett gesehen?“

Darauf fiel selbst Jim kein beschönigender Euphemismus ein. Das Bett, nun ja ... es war winzig, es gab keine bessere Beschreibung dafür. Die Felini waren im Durchschnitt kleiner als Menschen, und in ihrer Kultur galt es als Zeichen der Zuneigung, sich im Schlaf so eng wie möglich aneinanderzukuscheln. Für sie mochte das in Ordnung sein; doch Leonard brächten keine zehn Pferde dazu, sich diese schmale Matratze mit seinem Captain zu teilen. Seine Privatsphäre war ihm heilig (eines der besten Dinge an seiner Scheidung war es gewesen, dass er seitdem sein Bett meist für sich alleine gehabt hatte), und Diplomatie hin oder her – es gab gewisse Grenzen, die zu überschreiten er kein Verlangen verspürte.

„Ich schlafe auf dem Sofa“, knurrte er, änderte allerdings auf Jims mitleidigen Blick hin seine Meinung. In Ordnung, das Sofa war noch winziger als das Bett und würde ihn wahrscheinlich zum Krüppel machen, sollte er den törichten Versuch wagen, eine Nacht darauf zu verbringen. „Oder auf dem Boden.“

Jim blieb weiterhin unbeeindruckt. „Findest du nicht, dass du dafür ein wenig zu alt bist, Bones?“

„Dann schlaf doch du auf dem Boden!“, erwiderte er unwirsch, von Sekunde zu Sekunde schlechter gelaunt. Himmel, es war ein langer Tag gewesen, er war müde und wollte nur noch seine Ruhe haben, und stattdessen durfte er sich nun auf einem fremden Planeten über das Missverständnis des Jahres aufregen und mit einem unverschämt gelassenen Jim diskutieren.

„Wir könnten die Enterprise kontaktieren und sie bitten, uns eine Isomatte und einen Schlafsack herunterzubeamen“, schlug dieser mit einem schamlosen Grinsen vor.

„Und uns vor dem ganzen Schiff noch mehr zum Deppen zu machen? Nein, danke.“

In gespielter Verzweiflung breitete Jim die Hände aus. „Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die Nacht auf die Weise zu verbringen, die unsere Gastgeber vorgesehen haben.“

Leonard warf ihm einen angewiderten Blick zu, während er ohne viel Hoffnung die Schränke durchstöberte. Nicht einmal etwas, womit er sich betrinken könnte, gab es hier ...

„Keine Sorge, Bones, alles völlig platonisch. Ich will nichts von dir“, setzte Jim mit einem eindeutig zu durchtriebenen Feixen hinzu. Leonard widerstand dem Drang, ihm den nächstbesten Gegenstand an den Kopf zu werfen.

„Das will ich doch hoffen.“

Kopfschüttelnd wandte er sich ab und verschwand im angrenzenden Badezimmer. Als er zurückkam, lag Jim bereits als zusammengerollte Kugel unter seiner Decke, und mit dem Gefühl, dass diese einmalige Regelung zumindest minimal besser war, als entführt und gefoltert zu werden, stieg Leonard zu ihm ins Bett.

„Nacht, Bones“, brummte Jim undeutlich. Für ihn schien die ganze Angelegenheit längst nicht so peinlich zu sein wie für Leonard; während Leonard noch versuchte, eine bequeme Position zu finden, in der ihre Körper einander möglichst nicht berührten, entspannte Jim neben ihm sich, und bald erfüllte nur noch das Geräusch seiner tiefen, gleichmäßigen Atemzüge den Raum.

Irgendwann gab Leonard den Versuch auf, der Wärme des Körpers neben ihm zu entkommen; aber als er wenig später feststellte, dass Jim nicht nur die lästige Angewohnheit hatte, im Laufe der Nacht immer mehr Platz für sich zu beanspruchen, sondern auch dazu neigte, ihm die Decke zu klauen, beschloss er mit grimmiger Entschlossenheit, dass er auf die nächste Außenmission eindeutig Spock schicken würde.


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2.

Es war die Stille, die so gefährlich war, das hatte Leonard früh gelernt. Nicht der Lärm, nicht das Schreien und Dröhnen und Tosen; die Stille war es, die zerbrechliche Ruhe vermeintlicher Sicherheit, das leise Wissen um die Endlichkeit aller Dinge. Wahre Tragödien spielten sich im Stillen ab; und wenn Welten zusammenstürzten, dann geschah das leise.

Leonard hatte immer gewusst, dass er im Stillen sterben würde, in der Heimlichkeit unaussprechlicher Trauer, und der heutige Tag war für seinen Geschmack viel zu sehr an dieses Schreckgespenst herangekommen.

Auch an diesem Tag war es ruhig gewesen, zu ruhig, dafür hatten die Vianer in ihrer düster beleuchteten Kammer des Schreckens gesorgt. Sie hatten kaum ein Wort gesprochen, während sie ihn gefoltert hatte, und er hatte ihnen nicht den Gefallen getan, zu schreien; das Einzige, was er in diesen endlosen Momenten zwischen Leben und Tod gehört hatte, waren seine mühsamen Atemzüge gewesen und später die Sorge in Jims und Spocks Stimmen.

Das Labor der Vianer wurde längst ersetzt durch die vertrauten Gänge der Enterprise und der Klang ihrer emotionslosen Stimmen durch das Summen des Warp-Antriebs, aber Leonards innere Unruhe war geblieben. Sein Körper hatte keinen Schaden von ihrem Aufenthalt auf Minara davongetragen (im Grunde ein medizinisches Wunder, wie Christine Chapel bei der Routineuntersuchung nach ihrer Rückkehr festgestellt hatte), seine Seele dagegen würde eine Weile damit beschäftigt sein, die neuesten Wunden zu verpflastern.

Es war so knapp gewesen ... zu knapp. Er war Arzt, er wusste genau, wie nahe er den Tod in diesem Labor gekommen war, und Jims und Spocks überfürsorgliche Nähe, ihre vorsichtigen Berührungen und besorgten Blicke selbst nach ihrer Rückkehr hätte ihm ohnehin mehr verraten, als er je wissen wollte.

Die Mission hatte längst ihre Ende gefunden, doch die Stille aus dem Labor der Vianer schien noch immer an Leonard zu kleben. Sie vergiftete die Luft in seinem Quartier, verwandelte die harmlosen Geräusche des Schiffes in einen unheilvollen Totengesang und verhinderten, dass er die ersehnte Ruhe fand.

Nichts in der Welt würde dafür sorgen, dass er in dieser Nacht Schlaf in seinem Quartier fände; nichts würde die Stille um ihn herum und vor allem in ihm vertreiben.

Mit einem entschlossenen Ruck schlug er die Bettdecke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett. Als er im Labor der Vianer an den Ketten hing, hatte er geglaubt, alleine sterben zu müssen, und nur Jims und Spocks Erscheinen hatte diese sehr reale Angst ein wenig eingedämmt. Ihre Nähe hatte den Anker gebildet, der Leonard ans Leben gefesselt hatte, und genau das brauchte er nun: die Gemeinschaft von jemandem, der keine Fragen stellte, weil er auch ohne Worte verstand, was in ihm vorging. Irgendjemand, der Stille in ihm übertönten konnte.

Es war nicht weit bis zu Jims Quartier, und um diese Uhrzeit trieb sich niemand in den Gängen herum, der sich darüber wundern könnte, dass der Erste Medizinische Offizier zu dieser gottlosen Stunde im Schlafanzug zum Zimmer seines Captains tapste.

Jim hatte den Computer so programmiert, dass sich die Tür sowohl für Leonard als auch für Spock automatisch öffnete, doch Leonard beschloss, sein Kommen vorsichtshalber anzukündigen. Er war nicht einmal besonders überrascht, als sein Signal ohne Verzögerung mit einem „Herein!“ beantwortet wurde; es war wirklich kein Wunder, dass diese Nacht nicht nur für ihn eine schlaflose war.

Jim blicke ihm vom Sofa aus entgegen, als er eintrat, ein PADD auf dem Schoß und ein unberührtes Glas Wein neben sich. Mit einem Anflug völlig irrationaler Verlegenheit hielt Leonard an der Tür inne.

„Störe ich dich?“

Jim legte sein PADD auf dem Tisch vor ihm ab und winkte ihn näher heran. „Natürlich nicht. Ich gehe bloß die wöchentlichen Berichte durch, aber das kann warten.“

Und da war sie wieder: die allumfassende Sorge und das Wissen darum, wie verdammt nahe sie heute daran gewesen waren, einen ihrer gefürchtetsten Albträume in die Wirklichkeit verwandelt zu sehen.

Es war nicht die richtige Zeit dafür, um den heißen Brei herumzureden, und Leonard fiel direkt mit der Tür ins Haus. „Kann ich die Nacht bei dir verbringen?“ Er machte eine unbestimmte Geste. „Du weißt, was ich meine. Ich glaube, es ist besser, wenn ich heute nicht alleine bin.“

Jim lächelte ihm zu, verständnisvoll und ohne eine Spur seiner eigenen Verlegenheit.
„Sicher. Ich hatte auch schon überlegt, ob ich nach dir schauen sollte, aber ich wollte dich nicht wecken.“

Leonard schnaubte, legte den Abstand zwischen ihnen mit wenigen Schritten zurück und ließ sich neben Jim auf das Sofa fallen. „Als ob ich hätte schlafen können“, sagte er.

Jim nickte, alles andere als überrascht. „Willst du was trinken?“, fragte er und deutete auf sein Weinglas. „Oder ... willst du reden?“

Die letzte Frage wurde deutlich vorsichtiger geäußert, und Leonard war ihm dankbar dafür, dass er ihn zu nichts drängte, zu keiner der psychologischen Nachbesprechungen, die nach einem Vorfall wie dem heutigen vorgesehen waren und die er in den nächsten Tagen mit Geoffrey oder Christine bestreiten dürfte. Auch er und Jim hätten einiges zu besprechen, sicher – das „Wieso hast du es getan, Bones?“ und das „Eigentlich sollte ich dich wegen Insubordination degradieren“ und all die anderen von der Angst genährten Vorwürfe. Aber nicht in dieser Nacht.

Er zog die Beine an, schlang die Arme um die Knie und schüttelte den Kopf.
„Mach einfach weiter mit deinen Berichten, das ist in Ordnung.“

Es war in Ordnung – alleine das Wissen darum, nicht alleine zu sein, sondern neben jemandem zu sitzen, dem er vertraute und der auf ihn aufpassen würde (so, wie sie immer schon aufeinander aufgepasst hatten), war genug. Und weil Jim James T. Kirk war und genau zu spüren schien, was Leonard in dieser Nacht brauchte, lächelte er ihm einfach ein weiteres Mal zu und griff erneut nach seinem PADD.

Der sanfte Schein des Displays tauchte sein Gesicht in unwirkliche erscheinendes Licht, seine Finger glitten geübt über den Bildschirm, und Leonard verbrachte die nächsten Minuten damit, abwechselnd Jim zu beobachten und seinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen – bis seine Aufmerksamkeit zu verblassen begann, das Zimmer verschwamm und das Geräusch von Jims gelegentlichem Räuspern in den Hintergrund rückte.

Er schreckte erst hoch, als Jim vorsichtig an seiner Schulter rüttelte. „Bones. Hey. Leg dich ins Bett; du wirst dich morgen nicht mehr rühren können, wenn du weiter auf dem Sofa schläfst.“

Leonard blinzelte. Er brauchte einige Momente, um seine Umgebung richtig einzuordnen; und wenn Jims Worte ihn nicht daran erinnert hätten, dass die Standardsofas der Sternenflotte sich nur bedingt als Schlafstätte eigneten, so hätten es die Schmerzen in seinem Nacken sicherlich getan.

Protestierend grummelte er etwas Unverständliches, ließ sich allerdings widerstandslos von Jim hinüber zum Bett bugsieren. Er war zu müde, um sich gegen die erneut aufgezwungene Fürsorge zu wehren, und er war zu dankbar für die Gesellschaft, um sich darum zu kümmern, dass es sich für einen Medizinischen Offizier sicherlich nicht gehörte, das Bett seines Captains in Beschlag zu nehmen – vor allem, wenn besagter Captain sich nach einiger Zeit ebenfalls zu ihm in dieses für zwei ausgewachsene Männer natürlich viel zu kleine Bett legte.

Leonard bekam kaum mit, wie Jim sich neben ihm niederließ. Nur die Wärme eines anderen Körpers zeugte von der unerwarteten Nähe, und eine vertraute Stimme flüsterte auf sein im Halbschlaf gemurmeltes „Keine verdammte Privatsphäre hat man hier“ mit einem „Lass mich, Bones. Ich brauche das heute. Es war zu knapp.“

Darauf gab es nichts zu erwidern, nicht nur, weil Leonard schon wieder fast vollständig ins Reich des Schlafes hinübergeglitten war, sondern auch, weil er sich zumindest diesmal nicht beschweren konnte. Jims Nähe vertrieb die in den Schatten lauernde Stille, und solange er nicht alleine war, wäre er in Sicherheit, auch das wusste er.

Und Spocks Blick, als er am nächsten Morgen das Quartier betrat, um herauszufinden, warum sowohl der Captain als auch der Erste Medizinische Offizier nicht zur Alphaschicht erschienen waren, und die beiden als zusammengerolltes Knäul unter Jims Bettdecke liegen sah, war die Sache in gewisser Weise ebenfalls wert.


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3.

„Gib’s zu, Bones, du wirst das hier vermissen.“

Jim deutete auf das Aussichtsfenster direkt vor ihnen, auf die vorbeiziehenden Sterne und die unendlichen Weiten des Vakuums jenseits der dünnen Fensterscheibe. Leonards Blick folgte der Geste. Einige Momente lang sog er das vertraute Bild der durch die Geschwindigkeit des Schiffes zu undeutlichen Schlieren verschwimmenden Sterne in sich auf, dann drehte er dem Fenster entschlossen den Rücken zu und sah Jim ins Gesicht.

„Vielleicht“, sagte er leise. „Wahrscheinlich sogar. Aber ich habe in den letzten fünf Jahren auch Georgia vermisst – du weißt schon, die Hitze an Sommertagen, die Wälder, den Geschmack nicht replizierten Essens ... es wird Zeit, dass ich das alles wieder erlebe.“

Jim nickte ihm mit einem sowohl verständnisvollen als auch sehnsüchtigen Lächeln zu, und Leonard fragte sich, woran sein Freund in diesen letzten ruhigen Minuten vor dem ebenso gefürchteten wie herbeigesehnten Einschnitt denken mochte. An die vergangenen fünf Jahre mit all ihrer Freude und all ihrem Schrecken? An seine Crew, die zur Familie geworden war? An die Enterprise, die silberne Lady, die bald einem anderen Captain übergeben werden würde? An das, was sie alle erwarten würde, wenn das Schiff am nächsten Morgen zur festgesetzten Zeit ins Raumdock der Erde einliefe, wenn die Mitglieder der Crew sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen würden, wenn das Leben, wie sie es fünf Jahre lang gekannt hatten, zu Ende wäre?

„Wahrscheinlich hast du recht“, erwiderte Jim. Er prostete Leonard zu, ehe er den Hauch von Melancholie in seiner Stimme mit einem langen Schluck seines Drinks ertränkte. Auch Leonard hob sein Glas an die Lippen. Der Bourbon war gut wie immer – Jim hatte ihn extra für einen besonderen Anlass wie diesen aufgehoben, wie er Leonard grinsend verraten hatte, als er ihn vor einer halben Stunde mit der Flasche in seinem Quartier überrascht hatte –, und dennoch konnte er ihn nicht wie sonst genießen.

Seufzend setzte er sich neben Jim auf das Sofa. Es fühlte sich vertraut an, dieses Zusammensitzen, und dennoch haftete ihm etwas seltsam Hemmendes an; etwas, das dem gewohnte Ritual zwischen Freunden den Anschein einer Begegnung zwischen Fremden verlieh.

Keiner von ihnen sprach es aus, aber sie beide wussten ganz genau, dass sie an diesem Abend zum letzten Mal für wahrscheinlich lange Zeit gemeinsam bei einem Glas Bourbon beisammensitzen und über Gott und die Welt reden könnten.

Am nächsten Tag um diese Zeit wäre Leonard längst auf dem Heimweg nach Georgia, Jim hätte die Beförderung zum Admiral offiziell angenommen und alles, was ihnen von den letzten fünf Jahren bliebe, wären eine Handvoll Holobilder und eine unendlich wertvolle Menge an Erinnerungen.

Leonard wusste, dass ihm gerade nach dem nervenaufreibenden letzten Jahr ihrer Mission ein wenig Abstand zur Sternenflotte guttäte, dass er zu müde war, um weiterhin mit Jim und Spock und den anderen durch die Galaxie zu irren; doch er wusste auch, dass er nicht nur die Enterprise zurückließe, sondern auch einen wichtigen Bestandteil seines Lebens. Ein Leben ohne Jim und Spock, ohne Uhura und Scotty, ohne Chekov und Sulu, ohne die ständige Gefahr vor dem Unbekannten, ohne die Sterne vor seinem Fenster ... es war kaum vorstellbar.

„Bist du mir böse, Jim?“, fragte er, einem spontanen Drang folgend. Er könnte damit leben, dem Weltall und der Sternenflotte den Rücken zuzukehren, doch er hatte nicht vor, auch seinen besten Freund dabei zurückzulassen.

Jim blickte ihn nicht an, als er antwortete, und das verriet Leonard mehr als alles andere, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. „Wieso sollte ich?“

Auch Leonard fand es leichter, in sein Glas zu starren, als seinem besten Freund ins Gesicht zu sehen. „Das weißt du genau. Ich hätte dir früher sagen sollen, dass ich vorhabe, die Flotte zu verlassen und nach Georgia zurückzukehren.“

Er erahnte Jims Schulterzucken mehr, als dass er es spürte. „Ach, Bones. Ich weiß. Und ich verstehe dich ... trotzdem war es ein Schlag ins Gesicht, die offizielle Nachricht auf meinem PADD zu sehen, anstatt sie von dir persönlich überbracht zu bekommen.“

Schuldbewusst zog Leonard den Kopf ein. Ihm war selbst nur allzu klar, dass seine Handlungsweise nicht richtig gewesen war – wahrscheinlich, ganz sicher sogar hätte er zuvor mit Jim sprechen müssen, um die Härte seiner Entscheidung ein wenig zu mildern. Aber er war so müde gewesen, so müde und so desillusioniert mit dem Leben an sich ...

Immerhin leistete Jim ihm an diesem Abend Gesellschaft, was hieß, dass seine Wut längst verraucht war; doch als er weitersprach und Leonard die Müdigkeit in seiner Stimme bemerkte, wünschte er sich stattdessen fast Ärger und Anschuldigungen. Alles war besser als diese schicksalsergebene Teilnahmslosigkeit.

„Ich habe nur Angst vor dem, was fehlen wird, wenn alles vorbei ist. Wir schwören uns zwar, den Kontakt zueinander aufrechtzuerhalten, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Große Entfernungen haben Freundschaften noch nie besonders gutgetan. Ich werde damit beschäftigt sein, mich mit meinem neuen Rang zurechtzufinden, du wirst irgendwo in Georgia den alten Landarzt spielen und Spock ...“

Mit einem erneuten Schulterzucken brach er ab. Leonard nickte verständnisvoll. Was genau Spock plante, wusste keiner von ihnen. Sie hatten es geflissentlich vermieden, sich näher mit diesem einen Thema zu beschäftigen, doch er ahnte, dass auch Spocks Entscheidungen die Sache nicht vereinfachen würden.

„Trotzdem, Jim“, sagte er leise, weil ihm das Thema langsam eine zu melancholische Richtung einschlug. Sie sollten ihr letztes Beisammensein feiern, verdammt noch mal, und nicht wie zwei sentimentale Trottel in kollektives Selbstmitleid abdriften. „Wir bleiben in Kontakt.“

Er schluckte; er war noch nie gut darin gewesen, seine Gefühle gegenüber anderen einzugestehen – unter anderem ein Grund, wieso seine Ehe mit Jocelyn so schnell den Bach hinuntergegangen war –, und seine beständig wachsende Sentimentalität machte es nicht besser. Dieser Bourbon musste doch stärker sein, als er angenommen hatte.

„Wir bleiben Freunde.“

Nun blickte Jim ihn an, und zu Leonards Erleichterung lächelte er – ein ehrliches Lächeln, wenn es auch die Traurigkeit in seinen Augen nicht ganz maskieren konnte.

„Freunde“, wiederholte er. Sie stießen auf diesen größtenteils unausgesprochenen Schur an, dann stellte Jim sein Glas ab und lehnte sich zurück. Leonard tat es ihm gleich.

„Ich werde das hier garantiert vermissen“, sagte Jim versonnen. „Die Sterne. Die Außenmissionen. Die Erstkontakte. Uhuras spontane Konzerte im Aufenthaltsraum. Deinen illegalen Vorrat an Romulanischem Ale.“

„Vergiss nicht das schlechte replizierte Essen und die Nahtoderfahrungen“, ergänzte Leonard trocken. Jim lachte, und weil er immer schon mehr als jeder andere, den Leonard kannte, auf Berührungen angesprochen hatte, legte er ihm die Hand auf die Schulter. Leonard stieß sie nicht fort, im Gegenteil, er lehnte sich kaum merklich in die Berührung.

„Sulus Fechtunterricht“, schlug Jim grinsend vor.

„Chekovs Patriotismus, Gott segne sein kleines russisches Herz.“

„Scottys Wunder in letzter Sekunde.“

„Die unbequemen Galauniformen und die viel zu harten Sofas.“

„Oh ja.“

Sie führten diese Liste noch ein wenig fort, bis der Austausch gemeinsamer Erinnerungen einer angenehmen Stille wich; und noch ein wenig später stellte Leonard halb belustigt, halb resigniert fest, dass Jim tatsächlich eingeschlafen war.

„Jim?“, flüsterte er und rüttelte an der Schulter des anderen Mannes. Als er keine Reaktion erhielt, gab er es auf – vor den Strapazen des nächsten Tages bräuchte Jim jede Sekunde Schlaf, die er kriegen konnte, unbequemes Sofa hin oder her. Außerdem war Leonard selbst zu müde, um eine größere Anstrengung zu unternehmen, als seine Schuhe auszuziehen und sich neben Jim zusammenzurollen; er würde noch ein wenig die Sterne betrachten und könnte Jim dann immer noch rechtzeitig aufwecken, um ihn in sein eigenes Quartier zu schicken, und danach würde er selbst ins Bett gehen ...

Dass Jim sich in seinem Schlaf herumdrehte und auf der Suche nach der Wärmequelle neben ihm unwillkürlich näher an Leonard heranrutschte, bemerkte er kaum noch.

Am nächsten Morgen tat ihnen beiden jeder Muskel weh, und so beendeten sie ihren Aufenthalt auf der Enterprise mit einem erlesenen Repertoire an Flüchen und kreativen Verwünschungen, die sich garantiert nicht für einen angehenden Admiral und einen respektablen alten Landarzt gehörten.


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4.

Leonard hörte die Stimmen in seinem Kopf immer noch.

Die Heiler hatten ihm versichert, dass das als eine normale Folge davon zähle, eine Katra in seinem Kopf geparkt zu bekommen, nichts Beunruhigendes, diese Nachwirkungen werden bald abklingen, Doktor, bitte sorgen Sie sich nicht.

Er hätte sie für diesen um seinetwillen zur Schau gestellten Optimismus ausgelacht, wenn er nicht so müde gewesen wäre. Man redete mit ihm wie mit einem kranken Vierjährigen, alles wird gut, Schätzchen, Momma bringt dir noch ein wenig Nudelsuppe, und was hätte man sonst tun sollen? Natürlich versicherte ihm jeder Vulkanier im Umkreis von zehn Meilen, dass er sich nicht beunruhigen sollte, und natürlich wusste er ebenso gut wie sie, dass sie eben nichts wussten.

Es war nicht so, dass es zuvor haufenweise andere vergleichbare Fälle als Anschauungsmaterial gegeben hätte. Selbst T’Pau hatte zugegeben, dass das Ritual des Fal-Tor-Pan im Grunde nichts weiter als eine hübsche, geheimnisumrankte Legende war, und das hatte endgültig bestätigt, was Leonard die ganze Zeit über geahnt hatte: Sämtliche Vulkanier um ihn herum, so überlegen sie sich auch geben mochten, hatten genauso wenig Ahnung wie er.

Vielleicht war es gut, dass er viel zu erschöpft war, um sich eingehender damit zu befassen. Die Untersuchungen an ihm, dem Ersten, der jemals das Fal-Tor-Pan erfolgreich hinter sich gebracht hatte – einem Menschen, was das Ganze noch außergewöhnlicher machte –, hatten den ganzen Tag in Anspruch genommen. Leonard war von jedem einzelnen Heiler genauestens untersucht, angestarrt und abgetastet worden (völlig logisch, anscheinend; als wissenschaftlichem Objekt blieb einem nicht viel Platz für Privatsphäre), und mittlerweile sehnten sich sowohl sein Körper als auch sein Geist so sehr nach Ruhe, dass er bereit dazu war, beinahe alles zu glauben, was man ihm erzählte, wenn man ihn danach nur in Frieden ließ.

Es war Sarek, der dem Ganzen ein Ende bereitete, und Leonard war dem distanzierten Botschafter so dankbar dafür, dass er ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre – wenn er nicht so müde gewesen wäre.

„Ruhen Sie sich aus, Doktor“, sagte der Vulkanier leise, während er ihn unter den wachsamen Blicken der Heiler aus dem Raum führte, und Leonard war sich nicht sicher, ob Spocks Vater tatsächlich so etwas wie Mitgefühl für ihn empfand oder sich schlicht und einfach langweilte.

„Sie haben in den letzten Tagen unermessliche Anstrengungen erfahren müssen. Ich bedauere dies außerordentlich, und dennoch bin ich Ihnen dankbar. Ohne Sie ...“

„Schon gut“, murmelte Leonard. Es kümmerte ihn nicht, dass es nicht gerade als gute Umgangsform galt, einen Botschafter mitten im Satz zu unterbrechen, ebenso wenig wie ihn die Tatsache interessierte, dass Sarek vorsichtshalber nach seinem Oberarm griff, um ihn aufrecht zu halten.

Gott, er war so müde. Er würde Spock höchstpersönlich sein vulkanisches Gesicht einschlagen, wenn er ihn das nächste Mal sah – was nur eine geringe Rache wäre im Vergleich zu den Unannehmlichkeiten, die diese Katra-Angelegenheit mit sich gebracht hatte. Das Gefühl, sich selbst zu verlieren, nicht mehr zu wissen, ob er Leonard McCoy hieß oder S’chn T’gai Spock, plötzlich Erinnerungen an Gesichter und Stimmen und Orte zu haben, die er nie gekannt hatte ... Und dann diesen Teil von sich wieder zu verlieren, und vielleicht sogar mehr als nur diesen einen, fremden Teil ... Sich selbst zu verlieren.

Er registrierte kaum, wie Sarek mit ihm vor einer schlichten Tür innehielt; er hätte nicht einmal mehr mit Bestimmtheit sagen können, ob sie sich immer noch im selben Gebäude wie zuvor befanden.

„Ihnen und Ihren Kameraden wurden vorläufig Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Der Admiral hat sich bereiterklärt, vorerst nach Ihrem Wohl zu sehen.“

Verständnislos starrte Leonard den Vulkanier an. Er begriff die Bedeutung dieser Worte erst, als sich die Tür öffnete und den Blick auf einen sehr abgekämpft wirkenden Jim freigab.

„Ich werde mich nun zurückziehen“, kündigte Sarek an und verließ mit einem kaum merklichen Nicken in Jims Richtung den Raum. Sobald er verschwunden war, lehnte Leonard sich gegen die nun geschlossene Tür, und nur Jims Stimme verhinderte, dass er an Ort und Stelle einschlief.

„Bones?“

Mühsam öffnete er die Augen. Jim hatte unbemerkt das Zimmer durchquert; sein Gesicht schwebte nun direkt vor Leonard und zwei sanfte Hände schlossen sich stützend um seine Oberarme.

„Ich mach so was nie wieder“, murmelte Leonard. „Nächstes Mal soll Spock sich jemand anderen für seine Voodoo-Spielchen aussuchen. Ich schwöre, wenn ich noch einen vulkanischen Heiler sehe, werde ich wahnsinnig. Endgültig.“

Jim konnte nicht anders, er lachte leise in sich hinein – ein dünner, in dieser fremden Umgebung seltsam verlassen klingender Ton, der Leonard deutlich verriet, dass noch längst nicht alle Wunden verheilt waren. Sie hatten noch nicht einmal begonnen, zu heilen.

„Gut, dich wieder zurückzuhaben“, sagte Jim leise.

Widerstandslos ließ Leonard sich von ihm hinüber zum Bett steuern und brach mehr am Rand der harten Matratze zusammen, als dass er sich hinsetzte.

„Alles klar bei dir, Jim?“, fragte er undeutlich, ohne sich darum zu kümmern, den mit jedem Wort stärker werdenden Akzent aus seiner Stimme zu verbannen. Jim wusste genau, was er ihm sagen wollte, so oder so.

Mit einer Geste, die alles und nichts umfasste, setzte Jim sich hin, vielleicht ein wenig dichter neben Leonard, als es sonst üblich für sie war. Die letzten Wochen hatten ihnen so viel über Verluste gelehrt, dass sie alle sich verzweifelt an dem festklammerten, was ihnen geblieben war.

„Es wird besser werden“, antwortete Jim ehrlich. „Heute noch nicht, aber vielleicht morgen oder übermorgen oder nächste Woche ...“

Leonard nickte, schweigend, weil alle noch so gutgemeinten Worte im Vergleich zu Jims Verlusten wie jämmerliche Floskeln erscheinen mussten. Jim hatte alles riskiert, um Spock und ihn zu retten, und obwohl diese Mission erfolgreich gewesen war, hatte sie sich viel zu schnell in eine Tragödie verwandelt. All die Verluste ... Jims Karriere, die Enterprise, David ... oh Gott, David.

Leonards Magen krampfte sich bei der Erinnerung an diese atemlosen Momente nach der durch Saavik überbrachten Hiobsbotschaft zusammen – David ist tot –, und plötzlich konnte er nicht anders, er musste es aussprechen: „Es tut mir leid, Jim, es tut mir so leid ...“

Jim schüttelte den Kopf. „Nicht ... Es war nicht deine Schuld, nichts davon, und ich würde dieselben Entscheidungen noch einmal treffen.“

Noch immer trug er die Fassade des zielstrebigen Kämpfers zur Schau, aber Leonard kannte ihn zu gut, als dass er das leichte Zittern in Jims Stimme nicht bemerkt hätte.

„Ah, verdammt, Jim“, murmelte er und legte seinem Freund schwerfällig einen Arm um die Schultern. Jim war jemand, der Berührungen brauchte. Einen gelegentlichen Klaps auf den Rücken, einen Stoß mit dem Ellenbogen ... gegenüber seinen Vertrauten zeigte Jim keinerlei Respekt vor Privatsphäre, daran hatte sich jeder inzwischen gewöhnt.

Jetzt lehnte er sich in die Berührung wie ein ertrinkender Mann. Er sagte nichts, er weinte oder zitterte nicht, sondern saß einfach nur da, gefangen in Leonards Umarmung; und das war in Ordnung.

Irgendwann erwiderte Jim die Geste, irgendwann gab Leonard der hartnäckigen Müdigkeit nach, und irgendwann fanden sie sich nebeneinander in seinem unbequemen, unpersönlichen Bett wieder, aneinandergeklammert in einer Umarmung, der rein gar nichts Romantisches oder Sexuelles anhaftete – einfach nur zwei Freunde, zwei Brüder, die einander nach einer Reise durch die Hölle Halt gaben.

Sarek schien diesen menschlichen Drang nach Nähe für sehr unlogisch zu halten, zumindest seinem pikierten Gesichtsausdruck nach zu schließen, als er am Morgen mit irgendwelchen ach so wichtigen Mitteilungen das Zimmer betrat; und die hastig hervorgestoßene Entschuldigung des Vulkaniers, es gab keine andere Bezeichnung dafür, sorgte dafür, dass Leonard zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten lachen musste.

Er und Jim würden die selbst unter Vulkaniern zwangsläufig aufkommenden Gerüchte schnellstmöglich beseitigen müssen – später. Vorerst war es in Ordnung.


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5.

Was für eine Art, die Karriere zu beenden.

Sein eigener zynischer Kommentar klang Leonard immer noch in den Ohren. Ja, was für eine Art ...

Es waren für ihn nur noch drei Monate bis zur Pensionierung gewesen, drei Monate, bis er dem Wahnsinn der Sternenflotte endgültig hätte entkommen können – zumindest, was den aktiven Dienst anging, das ständige Spiel mit dem Glück, das Leben in einer glorifizierten Blechbüxe ... Zeit, um sich endlich seiner Familie zu widmen, um mit seinen Enkeln das nachzuholen, was er damals mit Joanna verpasst hatte ...

Alles zerplatzte Luftschlösser. Nichts mit den Freunden der Pension, nichts mit der überwiegend makellosen Reputation als ehemaliges Mitglied der besten Crew der Flotte – stattdessen fror er sich nun in einer klingonischen Strafkolonie den Hintern ab und überlegte, wie lange er unter diesen Umständen überleben würde.

Ihr Strafurteil lautete „lebenslänglich“, aber vom ersten Moment an, als sie auf Rura Penthe angekommen waren, hatte Leonard gewusst, dass er sich danach nicht zu richten brauchte. Lebenslänglich ... Der Arzt in ihm wusste genau, dass er höchstwahrscheinlich nicht einmal ein halbes Jahr durchhalten würde. Die klirrende Kälte, kombiniert mit mangelnder Hygiene und harter körperlicher Arbeit, würde ihren Tribut fordern, und die Tatsache, dass Leonard nicht mehr der Jüngste war, machte die Sache nicht besser.

Er konnte nur hoffen, dass sich irgendjemand anders fände, der auf Jim aufpasste, wenn er selbst dazu nicht mehr in der Lage war.

Als hätte Jim gespürt, dass Leonards Gedanken in seine Richtung abdrifteten, riss er ihn aus seinen düsteren Grübeleien.

„Bones?“

Zuerst reagierte Leonard nicht. Mit dem Schnarchen der anderen Gefangenen und dem Wind, der durch die Ritzen der Schlafbarracke pfiff, ließen sich leicht Dinge einbilden; erst, als Jim seinen Namen wiederholte – diesen lächerlichen Spitznamen, den Leonard insgeheim schon vor langer Zeit zu schätzen gelernt hatte –, war er sich sicher, dass er sich nicht verhört hatte.

„Ja?“, flüsterte er zurück.

Aus Gewohnheit drehte er sich auf die andere Seite, in der Hoffnung, trotz der Dunkelheit seinen Gesprächspartner erkennen zu können, und zuckte zusammen, als Jim plötzlich direkt neben ihm auf dem Rand der viel zu schmalen Matratze kauerte. Wann genau hatte er, der mit zunehmendem Alter nicht unbedingt leichtfüßiger geworden war, gelernt, sich so lautlos zu bewegen?

„Was ist?“, zischte Leonard.

„Kannst du auch nicht schlafen?“

Leonard verkniff sich ein bitteres Schnauben. Als ob er schlafen könnte in der Aussicht auf ein jämmerliches Lebensende in einer klingonischen Strafkolonie, während der Großteil der Föderationsbürger ihn für einen Mörder hielt und irgendwo auf der Erde seine Tochter wahrscheinlich ebenso wachlag wie er ... Sie hatten sich nicht einmal voneinander verabschieden können.

„Wie kommst du denn darauf?“

Oh ja, Sarkasmus hatte schon immer geholfen, sämtlichen Widrigkeiten zum Trotz weiterzumachen, irgendwie; nur dass es diesmal längst nicht so gut funktionierte wie sonst. Und Jim hatte tatsächlich die Nerven gehabt, ihn zu fragen, ob er Angst vor der Zukunft habe ...

Jim seufzte und beugte sich näher an ihn heran. „Wir kommen hier raus, Bones“, flüsterte er ihm ins Ohr, gerade so laut, dass Leonard ihn verstand. Dabei belauscht zu werden, wie man Fluchtpläne schmiedete, während man sich den Schlafsaal mit einer Horde zu allem entschlossener Delinquenten teilte, würde sicherlich zu keinem guten Ende führen.

„Du hast Martia gehört. Sie bringt uns aus dem Magnetfeld, und Spock wird den Rest erledigen. Ich werde nicht zulassen, dass es hier endet, das verspreche ich dir.“

Nun war es an Leonard, zu seufzen. Ein solches Versprechen konnte nur Jim Kirk machen, der Mann, der dafür bekannt war, nicht an ausweglose Situationen zu glauben und der selbst die ungünstigste Zwickmühle noch zu seinen Gunsten zu wenden wusste.

„Ich bin mir nicht sicher, wie vertrauenswürdig diese Martia ist“, bemerkte er, ebenfalls wispernd. Irgendeinen Haken gab es immer.

„Wir haben keine andere Wahl“, sagte Jim, und leider Gottes hatte er damit Recht. Aber wann hatten sie schon jemals eine Wahl gehabt ... „Sie ist ebenso auf uns angewiesen wie wir auf sie, wenn sie hier jemals wegkommen will. Sobald wir das Magnetfeld verlassen haben, behalten wir sie besonders gut im Auge. Wir sind zwei gegen einen, immerhin.“

Darauf erwiderte Leonard wohlweislich nichts. Jim musste ohnehin nur zu deutlich bewusst sein, dass ihre Chancen, sollte es tatsächlich zu einer Auseinandersetzung kommen, nicht besonders gut standen. Sicher, Jim war immer noch ein besserer Kämpfer, als man ihm auf den ersten Blick ansah, aber Leonards Fähigkeiten im Nahkampf hatten schon immer zu wünschen übrig gelassen, und die Kälte und sein Alter erledigten den Rest.

„Du hättest bessere Chancen, wenn du mich einfach zurückließest“, murmelte er düster.

Jim stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. „Ich werde mir nicht einmal die Mühe machen, darauf zu antworten.“

„Du bist genauso stur wie Spock“, knurrte Leonard. Seine zur Schau gestellte Resignation konnte den in ihm aufflackernden Funken an Wärme nicht überdecken; natürlich würden sie zusammenbleiben, wie sie es immer getan hatten.

„Langsam solltest du dich daran gewöhnt haben“, zog Jim ihn auf.

Sie schwiegen einige Momente lang, lauschten auf das Schnarchen ihrer Mitgefangenen und auf die schweren Schritte einer vor der Tür vorbeigehenden Wache, bevor Jim erneut das Wort ergriff.

„Ist dir auch so kalt?“

Beinahe hätte Leonard aufgelacht. Himmel, natürlich war ihm kalt – er kam aus dem Süden, er fand es überall zu kalt. Ihre Mäntel versorgten sie nicht einmal mit annähernd genug Wärme, und Bettdecken wurden auf Rura Penthe offensichtlich überbewertet, darum blieb ihnen nichts anders übrig, als sich tapfer und frierend mit der Situation zu arrangieren – oder auf das beinahe schon klischeebelastete Konzept geteilter Körperwärme zurückzugreifen.

Als Jim ihm den Arm um die Schultern legte und seine Füße auf die Matratze zog, rutschte Leonard wortlos so weit nach hinten, wie er es wagte, um Platz für seinen Freund Platz zu schaffen. Die Pritschen auf Rura Penthe waren kaum breit genug für einen Mann, geschweige denn für zwei, aber wenn sie dicht genug nebeneinanderlagen, bestand die Hoffnung, dass sie beide die Nacht hinter sich bringen könnten, ohne zu erfrieren oder aus dem Bett zu fallen.

„Weißt du, obwohl es verdammt egoistisch ist, bin ich froh, dass ich hier nicht alleine bin“, murmelte Jim, und auch das ließ Leonard unbeantwortet.

Jim schien sein Schweigen richtig zu interpretieren – natürlich ging es Leonard ganz genauso, und sie beide wussten es. Er blieb von diesem Moment an still, verlagerte nur leicht sein Gewicht, und bald verrieten seine tiefer werdenden Atemzüge Leonard, dass er eingeschlafen war.

Innerlich verdrehte Leonard die Augen. Er war noch immer nicht hinter Jims Talent gekommen, an den unmöglichsten Orten problemlos Schlaf zu finden. Ihm selbst fiel das deutlich schwerer – er war ein Gewohnheitstier, brauchte die Sicherheit der vertrauten Umgebung, um sich entspannen zu können, und schlief die ersten Nächte in einem fremden Umfeld fast immer schlecht.

Er versuchte, sich abzulenken, indem er Jims Atemzüge zählte und sich in der zerbrechlichen Hoffnung wiegte, die nächste Nacht wieder in seinem Quartier auf der Enterprise verbringen zu können ... und die Vorstellung, wie Spock irgendwo dort oben auf dem Schiff Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um sie zu retten, ließ ihn endlich in den Schlaf hinübergleiten.


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5+

Der Admiral redete zu laut, und trotzdem verstand Leonard nicht, was er sagte.

Die Worte des Mannes vor ihm verschwammen zu einem unwichtigen Konzert dissonanter Misstöne, kaum mehr als ein störendes Hintergrundgeräusch und sicherlich nichts, dem man seine Aufmerksamkeit schenken musste. Wen interessierte schon, was dieser sich für ach so wichtig haltende Fremde zu sagen hatte, was er erzählte über „ewige Dankbarkeit gegenüber diesem wahren Pionier der Flotte“, über eine „bedauernswerte Tragödie“ und einen „schrecklichen Verlust, sowohl auf persönlicher Ebene als auch für die gesamte Föderation“?

Am liebsten hätte Leonard ihm direkt ins Gesicht gesagt, dass er doch bitte die Klappe halten möge, doch das erschien selbst ihm ein wenig zu unhöflich zu sein. Ihm blieb darum nichts anderes übrig, als sich im blassen Sonnenschein dieses frühen Wintertages vor dem Hauptquartier der Sternenflotte die Beine in den Bauch zu stehen, begafft von einer Horde Reporter, und an willkürlichen Stellen zu dem Sermon des Admirals zu nicken. Als ob dieser Kerl eine Ahnung davon hatte, was in ihm vor sich ging, als ob er selbst mehr als oberflächliche Anteilnahme empfand ... als ob er irgendetwas über Verluste wie diesen wusste ...

Jim war tot, das war die schmerzhafte Wahrheit, und halbherzig überbrachte Beileidsbekundungen änderten daran nichts. Die Welt würde sich weiterdrehen, das tat sie immer, neue Raumschiffe würden gebaut werden, neue Crews und neue Captains würden dorthin vordringen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war ... nur Jim, Jim würde nie wieder ins Unbekannte aufbrechen. Immerhin, dachte Leonard bitter, war er so gestorben, wie er es sich immer gewünscht hatte – zwischen den Sternen. Und mit ihm war auch ein kleiner Teil von Leonard gestorben.

Der Admiral – Leonard hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich seinen Namen zu merken; sie sahen ohnehin alle gleich aus in ihren makellosen Ausgehuniformen – sprach noch immer auf ihn ein, die Reporter drückten sich noch immer in respektvollem Abstand in einer Ecke herum, und das Sonnenlicht wirkte auf einmal noch blasser als ohnehin schon.

Leonard unterbrach den Admiral mitten im Satz: „Freut mich, Sie kennengelernt zu haben.“

Der Mann verhaspelte sich, hielt inne und sah ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an – Ärger? Verwunderung? Oder, was am schlimmsten war, verständnisvolles Mitleid, wie man es auch kleinen Kindern entgegenbrachte? –, doch er beschränkte sich auf ein knappes Nicken, als Leonard die Hand zu einem flapsigen Salut erhob.

„Schönen Tag noch.“

Damit ließ er den Admiral stehen und verließ das Gelände, so schnell er konnte. Niemand hielt ihn auf; selbst die Reporter hatten offenbar ein anderes Opfer gefunden, und unbehelligt erreichte er sein Hotel.

Die meisten Hotels in der näheren Umgebung waren ausgebucht, jeder hatte dem Gedenkgottesdienst für James Kirk beiwohnen wollen ... Die meisten dieser Besucher waren selbstverliebte Heuchler, und Leonard war froh darum, dass seine abweisende Miene sie alle auf Distanz hielt. Er wollte in Ruhe gelassen werden, alleine in seinem Zimmer vor sich hin brüten oder sich betrinken, und es gab kaum jemanden, dessen Anwesenheit er ertrug.

Eine dieser wenigen Personen gesellte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit zu ihm in den Lift, kurz bevor dessen Türen sich schlossen.

„Doktor.“

Spock nickte ihm kaum merklich zu und Leonard erwiderte die Geste, nicht sonderlich überrascht. Sie hatten einander nach dem Gottesdienst aus den Augen verloren, aber Spock hatte in den letzten Jahren ein erstaunliches Talent dafür entwickelt, ihn aufzustöbern – eine weitere Nachwirkung der Katra-Geschichte, und zwar nicht unbedingt eine, die Leonard bereute. Manchmal war es beruhigend, zu wissen, dass es jemanden gab, der dich fast so gut kannte wie du dich selbst und der mit dir gegen deine inneren Dämonen gekämpft hatte; und nun, da mit Jim einer der beiden Vertrauten in Leonards Leben für immer verschwunden war, merkte er, wie er sich auf der Suche nach Halt unwillkürlich näher zu Spock bewegte.

Es sagte einiges über ihre seltsame, sich allen Worten entziehende Beziehung aus, dass Spock, der wie die meisten Vulkanier Berührungen gegenüber sehr vorsichtige Spock, nicht zurückwich.

„Fünfter Stock“, verkündete die fröhliche Stimme des Computers.

Leonard hob eine Augenbraue. „Ihr Zimmer ist im vierten Stock“, bemerkte er.

Spock nahm diese überflüssige Feststellung mit einem resignierten Blick hin und folgte ihm wortlos aus dem Lift.

„Sie müssen nicht mitkommen“, sagte Leonard, während sie den menschenleeren Gang entlang zu seinem Zimmer trotteten. „Es ist nicht so, als ob ich jeden Augenblick auseinanderfallen würde ...“

Das Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, ließ Spocks Gesicht seltsam alterslos wirken.
„Es ist logisch, Ihnen nach einem emotional auszehrenden Erlebnis wie dem heutigen Gedenkgottesdienst Gesellschaft zu leisten, ... Leonard.“

Und plötzlich, einfach so, war er Leonard, und der seltene Gebrauch seines Vornamens sorgte dafür, dass er sogar über das L-Wort hinwegsah; und gleichzeitig erinnerte er ihn daran, dass Leonard nun alles war, was er jemals hätte. Leonard, nicht Bones, nie wieder Bones.

Er erwiderte nichts. Vielleicht hatte Spock recht, vielleicht war Gesellschaft tatsächlich das, was er nun brauchte; und ohnehin hatten sie inzwischen sein Zimmer erreicht.

Die Tür öffnete sich, Leonard winkte Spock herein und ließ sich ohne viele Umstände auf das Bett fallen. Er reagierte nicht, als Spock sich neben ihm auf dem Rand der Matratze niederließ, steif wie immer, aber dichter neben ihm, als die meisten anderen Vulkanier für angemessen erachtet hätten.

Einige Minuten lang konzentrierte Leonard sich nur auf seinen Atem und auf das gedämpfte Geräusch des Verkehrs von San Francisco, ein weiteres Zeichen dafür, dass dort draußen das Leben weiterging; dann begann er zu sprechen.

„Nachdem Sie gestorben waren, ist Jim fast zerbrochen. Ich habe versucht, ihn aufzumuntern, indem ich ihm sagte, dass Sie nicht wirklich tot seien, solange wir uns an Sie erinnern.“ Er lachte auf, ein bitteres Lachen, das in seiner Kehle schmerzte. „So schön diese Worte sich anhören – jetzt erscheinen sie mir so substanzlos.“

Spocks Antwort klang beinahe sanft, und Leonard fragte sich, wann sie verlernt hatten, sich wie früher gegenseitig mit freundlichen Sticheleien herausfordern. Vielleicht zählte auch das zu den Dingen, die Jim für immer mit sich genommen hatte.

„Damals waren das die richtigen Wort, Doktor.“

„Und heute, Mr Spock? Was sind heute die richtigen Worte?“

Nun zögerte selbst Spock, er, der sonst immer eine passende Erwiderung fand.
„Ich glaube nicht, dass es sie gibt“, sagt er nach endlosen Momenten der Stille, und fast hätte Leonard gelächelt. Er schätzte diese schonungslose Ehrlichkeit, und er wusste es ebenso zu schätzen, dass Spock bei ihm blieb, obwohl diese gemeinsame Art des Trauerns nicht der vulkanischen Kultur entsprach.

Noch war der Verlust zu frisch, um der Vergangenheit zu gedenken und in die Zukunft zu schauen. Später würden sie miteinander reden und sich vorsichtig an bestimmte Erinnerungen herantasten können; vorerst jedoch war das gemeinsame Schweigen alles, was Leonard brauchte.

Er schloss die Augen und blendete die Realität aus. Er wollte nicht mehr denken und nicht mehr fühlen, er wollte einfach nur liegenbleiben in dem Wissen, noch nicht alleine zu sein, noch nicht.

Eine kalte Hand legte sich in einer kaum wahrnehmbaren Berührung auf seine Schulter, und vermutlich hatte Spock mit seinem Gedanken-Voodoo etwas damit zu tun, dass er trotz der fremden Umgebung so schnell einschlief, anders konnte Leonard es sich nicht erklären. Spock war es durchaus zuzutrauen, dass er, auf seine eigene, besorgte Art, die Sache selbst in die Hand nahm, um Leonard endlich ein wenig dringend benötigte Erholung zukommen zu lassen; und diesmal nahm Leonard dieses geschickte Einmischen dankbar hin.

Er bemerkte nicht mehr, wie Spock vollends auf die Matratze rutschte, die Beine in der traditionellen Meditationshaltung unter sich zusammenfaltete und während der gesamten Nacht über ihn wachte, gerade so dicht neben ihm, dass sein Knie Leonards Arm streifte.
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