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5x02 - Aftermath (Teil 2)

von Julian Wangler

Kapitel 1

Original-PDF verfügbar unter: http://www.startrek-companion.de/STC2008/download/enterprisedownload/5x02.pdf

Kapitel 1

Vulkan, Raal–Provinz
[im Innern eines Vulkanbergs]

„Die Romulaner…“, sagte Malcolm Reed gebannt und schockstarr. „Wir hätten uns denken können, dass sie früher oder später zurückkehren würden.“

In Gedanken fügte er anbei: Das letzte Mal war einmal zu viel, und Hartnäckigkeit zahlt sich bekanntermaßen aus. Das Agieren des Marodeurs, welches zum Ziel gehabt hatte, die gesamte stellare Region um die Erde herum zu destabilisieren und ein potenzielles Bündnis der Mittelmächte zu verhindern, war eine eindrucksvolle Demonstration gewesen, wie viele Befürchtungen dieses Volk offensichtlich hegte, seine Macht oder Entwicklungschancen könnte einstweilen durch die Menschheit und ihre Partner beschnitten werden. Es kam regelrechter Paranoia gleich.

Nach wie vor stand die Gruppe wie versteinert vor dem großen Fenster und sah in die Halle mit dem romulanischen Schiff. Reed konnte dort unten niemanden erkennen. „Ja, aber was haben die auf Vulkan verloren?“, fragte Archer und adressierte sich an die Ministerin. „Was für ein Interesse könnten sie ausgerechnet an Ihrer Welt haben, T’Pau?“

Es gab nicht viele Momente, in denen man einen Vulkanier ratlos ertappen konnte; T’Pau schien fast versucht, mit den Achseln zu zucken, wölbte aber letztlich nur eine Braue. „Ich weiß es nicht, Captain, nur dass sie offenbar mit den kürzlichen Attentaten auf der Erde in Verbindung stehen.“

„Mich würde zurzeit mehr interessieren, wie die Bastarde unbemerkt hier herein gelangen konnten…“, gab einer der MACOs, Corporal Chang, von sich.

Emotionen kochten in Reed hoch, als er sich erinnerte, wie diese vermaledeite Sonde auf der Außenhülle, in unliebsamer Nähe des Impulsreaktors, mit einem Ausläufer sein Bein durchbohrte. Schon damals hatten die Romulaner einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Sie haben wohl unsere Berichte der letzten Jahre nicht gelesen, Chang.“, formulierte er in jenem latent bevorurteilenden Tonfall, den er trotz des allmählichen Zusammenwachsens mit Major Hayes und dessen Leuten während der Xindi–Krise noch nicht gänzlich abgelegt hatte. MACOs und Allgemeinbildung… Eine eher seltene Kombination.

Archer erteilte Chang Nachhilfe: „Die Schiffe, denen wir in diesem Minenfeld begegneten, verfügten über brillante Tarnvorrichtungen, noch besser als die der Suliban…“

„…und das will ‘was heißen.“, ergänzte Reed beiläufig.

„Seitdem wir ein wirksames Detektorsystem gegen das Drohnenschiff fanden und alle potenziellen Koalitionswelten ihre Orbitalgitter darauf justierten, bezweifle ich, dass sie mit einem weiteren Drohnenschiffmodell Erfolg gehabt hätten.“, fuhr der Captain fort, und sein Blick glitt von Chang weg und zum fremden Schiff zurück. „Nein, unbemerkt auf die Oberfläche Vulkans gelangt sind sie durch einen sehr viel größeren Schluck aus der Pulle. Wer weiß, was dieses Schiff da alles kann.“

Reed presste die Lippen aneinander. „Warum haben sie sich das nicht schon früher getraut?“

Archer rollte die Augen, während er nachdachte, nach wie vor das stählerne grüne Ungetüm betrachtend. „Möglicherweise verfügen sie nur über eine Handvoll solcher Tarnschiffe.“

„Ich glaube, es hat etwas mit V’Las zu tun.“ T’Paus Worte führten dazu, dass beide Männer sich konzentriert zu ihr umwandten.

„Was meinen Sie, Ministerin?“, fragte Archer.

T’Pau erklärte sich: „V’Las hat vor einem halben Jahr die politische Kontrolle über Vulkan verloren. Zudem verschwand er spurlos und konnte nie gefunden werden. Es war mir von vorneherein bewusst, dass er in der Bevölkerung noch über zahlreiche Anhänger verfügt, sodass die Gefahr einer Gegenrevolution besteht. Aber etwas anderes ist noch weit besorgniserregender: Schon damals drängte sich den Syranniten der Eindruck auf, dass sich V’Las‘ Macht nicht nur aus den üblichen Quellen speist. Der Grad seiner Mobilisierung kurz vor der angesetzten Invasion Andorias war…exorbitant. Einige Syrannitenzellen brachten über geheime Kanäle seine militärischen Pläne in Erfahrung und verübten Sabotageakte auf Einrichtungen des Oberkommandos, um die Vorbereitungen in die Länge zu ziehen – hauptsächlich Störungen der Kommunikation und Versorgungsinfrastruktur. Trotzdem war V’Las uns stets einen Schritt voraus: Er hatte immer neues Kriegsgerät bei der Hand, und selbst Syrann war ratlos, woher es kam. Damals stellten wir uns die Frage, ob V’Las im Untergrund eine Separatarmee aufzustellen begonnen hatte…oder ob er womöglich externe Unterstützer haben mochte. Allerdings blieb diese Frage unbeantwortet. Bis heute.“

„Sie glauben, die Romulaner haben ihn schon damals unterstützt?“, nahm Archer eins und eins zusammen.

„Im Lichte dessen, was wir in Erfahrung gebracht haben, halte ich diesen Schluss für naheliegend.“ T’Pau wirkte entschlossen. „Es erschien von vorneherein unrealistisch, dass Vulkan aus eigenen Stücken ein technologisch so fortschrittliches Volk wie die Andorianer in die Knie zwingen könnte. V’Las hätte sich niemals an eine derartige Militäroperation herangewagt, wäre er sich nicht außerordentlicher Mittel sicher gewesen. Seit seinem Sturz ist einige Zeit vergangen, aber es wirkt nicht so, als hätten die Romulaner ihn fallengelassen. Vielmehr scheint es, als hätten sie ihre Unterstützungsstrategie den neuen Bedingungen angepasst.“

„Die unbekannte Hochexplosivkomponente in der Bombe…“, dachte Reed laut. Es war nur so ein flüchtiger Gedanke, der sich da durch seine Hirnwindungen fraß. „Die Romulaner unterstützen V’Las – V’Las unterstützt Terra Prime. Irgendwie will mir das nicht gefallen, Sir.“

„Mir auch nicht, Malcolm.“, ließ Archer ihn wissen. „Und deshalb müssen wir vorsichtig vorgehen. Wir können nur sinnvoll Informationen sammeln, wenn wir nicht auffallen.“

Reed wusste um ihren Trumpf. „Einverstanden.“, pflichtete er bei. Und auch T’Pau neben ihm nickte.

Chang sah zum Captain. „Und wie gehen wir der Intrige jetzt weiter auf den Grund?“

In Archers Zügen entstand ein dünnes Schmunzeln. „Wir suchen uns ihr schwächstes Glied.“ Sein Blick verfing sich auf Reed.

Der Waffenoffizier wusste, worauf er hinaus wollte: „V’Las.“
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