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Dunkle Geschäfte

von Harald Latus

Prolog

Dunkel lag die Sternenbasis 491 im Schatten des nahen Planeten doch herrschte zu jeder Zeit rund um die Andockringe geschäftiges Treiben.
Das Be- und Entladen der Frachtschiffe schien kein Ende zu nehmen und viele Föderationsschiffe, die sich in diesem Sektor befanden, legten hier einen kleinen Stop ein, wenn es Ihr Dienstplan zuließ. Manche nutzten dies auch um ihre Vorräte aufzufüllen oder um technische Bauteile zu erhalten die sie benötigten.

Die riesigen Hangartore waren allerdings zurzeit verschlossen und ließen keinen Blick auf die weite Halle erhaschen, die hinter ihnen lag.
Selbst aus der Besucherlounge, von der man durch weitläufige Fenster ins Innere des Hangars blicken konnte, waren nur schemenhafte Schatten zu erahnen.
Alles war abgedunkelt. Es war klar, dass hier nicht nur ein einzelnes Schiff angedockt war, aber außer den Positionslichtern und einigen wenigen erleuchteten Fenstern war nichts auszumachen.
Selbst der Rumpf und die Schiffsklasse des direkt vor dem Fenster liegenden Schiffes waren nicht eindeutig zu identifizieren.

Ein hochgewachsener Mann kam aus dem Büro des Stationskommandanten und ging mit schnellen Schritten zum Turbolift. Seine Bewegungen waren hart, seine gesamte Gestik wirkte verbittert. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass die Befehle, die auf dem Padd in seiner rechten Hand gespeichert waren, nicht seinen Geschmack trafen.
Der Lift hatte den Offizier schnell zu den Druckschleusen der Dockingkapseln gebracht. Er musste nur wenige Meter bis zum Wartebereich zurücklegen.
Ein junger Fähnrich nahm schnell Haltung an, als er den Offizier auf sich zukommen sah.
„Captain, die Fähre steht für Sie bereit. Sir.“

Der Offizier nickte kurz und verschwand schnell und wortlos durch die Tür in die Fähre.
Sofort legte die Kapsel ab und steuerte auf den dunklen Schatten zu, der wie eine drohende Gewitterwolke in dem riesigen Hangar hing.
Hart war das Einschnappen der Verriegelungsklammern zu hören, als die Kapsel in die Andockschleuse der Außenhülle auf Deck neun einschnappte. Bereits wenige Minuten später stand der Captain auf der Brücke seines stolzen Schiffes und gab die Befehle für die Startsequenz.
Obwohl bereits alle Vorkehrungen für den Start getroffen waren, lag das Schiff noch immer im Dunkeln, nur die Warpgondeln füllten sich langsam mit Leben, als das leichte blaue Glühen in Ihrer Mitte aufleuchtete.
Das Schiff setzte sich bereits langsam in Bewegung, noch bevor sich die Hangartore öffneten.
Der Schatten, der durch die sanfte Blaustrahlung der Antriebsgondeln mehr und mehr Form annahm, drängte auf die kleine Öffnung zu, die sich jetzt im Bauch der Station bildete.
Fast schien es, als wolle das Schiff die Wände einreißen, doch als es die sich öffnenden Tore erreichte, konnte der große tellerförmige Rumpf die Grenze zum freien Raum ungehindert passieren.
Der kommandierende Offizier stand vor seinem Stuhl und schüttelte den Kopf.
Diesen Auftrag hatten das Schiff und diese Crew nicht verdient. Es war ein Schlag ins Gesicht seiner tapferen Mannschaft. Ein Schlag den er selbst provoziert hatte.

Die Sternenbasis befand sich bereits hinter ihnen, und noch lag das Schiff im Dunkel des Planeten, der die Wesalan-Sonne abschattete, aber schon wenige Sekunden später tauchten erste Sonnenstrahlen den Rumpf des kompakten Föderationsschiffes in ein weiches Licht. Die Insignien der Sternenflotte leuchteten auf und das Schiff der Nebula Klasse rüstete sich für den neuen Auftrag.
Durch eine kleine Kurskorrektur neigte sich die Oberseite des Rumpfes zur Station und wenige Augenblicke bevor das Schiff beschleunigte und mit einem kleinen Warpblitz im All verschwand, erleuchteten die Scheinwerfer der Außenbeleuchtung die Registriernummer und den stolzen Namen der ALEXANDRIA.

Drei Monate war es her, dass die ALEXANDRIA von Sternenbasis 491 mit dieser neuen Aufgabe gestartet war und es gab so ziemlich keinen mehr auf dem Schiff, der sich nicht bei irgendeinem Essen oder abends in der Bar Lookout die aufregenden Erlebnisse von Chefingenieurin Jaqueline Jefferson erzählen lassen musste, die sie mit dem Deltawing Jäger nach der letzten Mission erlebt hatte.
Roger van Dyke der neue erste Offizier, dem man zunächst mit großer Reserviertheit begegnete, war durch seine freundliche Art und auch durch seine unaufdringliche Hilfsbereitschaft schnell in die Crew der ALEXANDRIA aufgenommen und akzeptiert worden.
Er hatte inzwischen bereits einige Freundschaften geknüpft, die aber allesamt noch recht frisch waren und Ihren wahren Wert erst noch unter Beweis stellen mussten.
Der Klingone K’Orak, der als Austauschoffizier seinen Dienst auf der ALEXANDRIA versah, war dem Captain noch immer ein Dorn im Auge. Er befand sich zurzeit auf dem Weg nach Q’onos um dort an einem Kampfwettbewerb teilzunehmen und wurde die nächsten Wochen nicht zurück erwartet.
Auch der Schiffsarzt Doktor Darian Wells der auf einem Symposium auf Deneb 8 einen Vortrag halten sollte, fehlte zurzeit auf der Anwesenheitsliste.

Trotz alle dem, oder sollte man besser sagen, gerade deshalb blickte Jan Erik Wikland ruhig und gelassen auf die Berichte, die auf seinem Schreibtisch lagen.
Die Temperatur in seinem Bereitschaftsraum hatte er wie gewohnt auf 17 Grad Celsius abgesenkt, denn nur so fühlte er sich richtig wohl.
Die normalerweise auf annähernd 21 Grad Celsius temperierten Räume des Schiffs brachten ihn immer wieder schnell zum Schwitzen.
Auch wenn die Sternenflotte Ihm dieses Mal einen langweiligen Auftrag übertragen hatte, so war es doch die beste Mission seit langer Zeit, denn der Klingone war nicht an Bord seines Schiffes.

Eine Nachricht des Hauptquartiers war eingetroffen, in der die Bewertung der Vorgänge um den Verlust des Shuttles Fozzy enthalten war.
Ran Byrell wurde von jeglicher Schuld freigesprochen, nachdem eindeutig feststand, dass eine Rettung nicht möglich war und eine weitere Annäherung des Shuttles eventuell sogar die ALEXANDRIA gefährdet hätte.
Carah Pehl die Bajoranerin, die an der Komunikationsstation ihren Dienst versah, hatte den Captain darüber informiert, dass auch eine Nachricht von seinem Onkel angekommen war und dass sich dieser per Subraumübertagung melden wollte.

Wikland der eine besondere Beziehung zu seinem Onkel hatte, freute sich darauf, endlich wieder einmal mit ihm zu sprechen, wenn auch nur per Subraumleitung.
Der Captain wartete in seinem Bereitschaftsraum am Tisch auf das Eintreffen der Übertragung.
Die Mitteilung, dass das Gespräch jetzt zur Verfügung stehe, durchbrach seine Gedanken erst nach dem dritten Summen. Erst jetzt reagierte er darauf und drückte die entsprechende Taste.
Nach einem Moment wurde das Sternenflotten Symbol durch den Blick in ein großzügiges Büro ersetzt, in dem Sven Jorgensen hinter einem ausladenden Schreibtisch saß.
Wikland dachte noch mit einem Lächeln auf den Lippen ‘Heute sieht er aber sehr wütend aus. Ich sollte die Lautstärke zurücknehmen.’
In selben Moment, in dem der Admiral feststellte, dass die Übertragung zustandegekommen war, fing er an zu schreien, als wäre er auf dem Truppenübungsplatz.

„Du glaubst ja nicht, was Du hier wieder angerichtet hast, da zitiert mich der Präsident der Föderation in sein Büro - in sein persönliches Büro! Das muss man sich mal vorstellen.
Ich meine, schon seit Monaten hat keiner einen so kurzfristigen Termin bekommen.
Das war vor fünf Stunden, nach zwei Stunden und elf Minuten Präsidialfragen dachte ich es könnte nicht schlimmer kommen, doch ich hatte mich geirrt.
Weißt Du wo ich hin durfte ? mmmh? zum Alten!
Ich fasse es immer noch nicht, dass ich Dich sogar da noch verteidigt habe.
Kannst Du mir gefälligst erklären, warum Du bei Sakras 5 so aus der Rolle gefallen bist?“

Jan Erik war völlig überrascht, seit seiner Kindheit hatte ihn sein Onkel nicht mehr so angefahren. Sicher, er war ein impulsiver Mensch, aber so hatte er ihn schon lange nicht mehr erlebt.
„Jetzt mach aber einmal halblang ja, ich habe mich“, entrüstete sich Wikland.
„Einen feuchten Kehricht hast Du dich an die Regeln der Sternenflotte gehalten“, fiel ihm sein Onkel wütend ins Wort, der genau wusste worauf Jan Erik sich berufen wollte, „kannst Du dir überhaupt vorstellen, was hier im Hauptquartier los ist? Man will eine offizielle Anhörung durchführen, es ist die Rede davon, dass Du einen Privatkrieg angezettelt hast.“, schrie der Onkel und schlug mit der Faust auf den Tisch, so dass die darauf abgelegten Padds hochsprangen und mit einem deutlichen Klappern auf den Tisch zurückfielen.
„Der Alte hat sofort einen Ausschuß einberufen und die disziplinar Abteilung informiert.
Du ganz allein musst den Beweis antreten, dass die Fakten eine derart harte Entscheidung gerechtfertigt haben und keine anderen Optionen zur Verfügung standen.
Das Flaggschiff der zwölften Flotte hat den Auftrag zu Dir zu stoßen und den Vorgang bis ins Detail zu klären.“

Wikland blickte auf die vielen Berichte auf seinem Tisch und wußte dennoch nicht, wie er diesen Beweis antreten sollte, auch wenn sein Schreibtisch vor Informationen überquoll, die er zur Erstellung seines Abschlußberichtes zusammengetragen hatte.
Er konnte einfach keinen roten Faden finden, um seine Entscheidung im rechten Licht zu präsentieren.
Die weitere Unterhaltung mit Sven Jorgensen nahm dann aber doch noch einen etwas ruhigeren Verlauf.
Wikland erkundigte sich, wie es auf dem Gut in Schweden lief, welches in seiner Abwesendheit von den Geschwistern bewirtschaftet wurde und letztendlich verabschiedete ihn sein Onkel mit den besten Wünschen für die bevorstehende Untersuchung und der Bitte, sich baldmöglichst wieder zu melden.


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