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Glowing Heart

von Julian Wangler

Kapitel 3

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„Haben Sie jemals über die Zukunft nachgedacht und verspürten Langeweile bei der Aussicht darauf?“

Sie saß im Replimat und blickte von ihrem Teller auf. Dukat stand vor ihr und grinste wie ein Schelm.

War er noch nicht wieder abgereist? Es hatte eine Konferenz auf der Station über das gemeinsame Vorgehen von Sternenflotte und cardassianischem Militär gegen den Maquis gegeben. In Anbetracht der kürzlichen Eskalation um die Rebellengruppe hatte die Regierung auf Cardassia auf einen Gipfel gedrängt.

Er sieht immer noch ganz schön zerstochen aus., dachte Kira in hämischer Freude über Dukat. Seitdem der Maquis in der Entmilitarisierten Zone seine Attacken gegen cardassianische Standorte intensiviert hatte, schien dem Gul der Optimismus verflogen zu sein, dass sein hübsches, kleines Imperium schnell wieder auf die Beine kam.

Kira schaute von ihrem Hasperat auf und versuchte, den Ausdruck in Dukats Gesicht zu lesen. Plötzlich wurde ihr wieder bewusst, dass sie einen wesentlichen Teil ihres Lebens damit zugebracht hatte, die Gesichter von Cardassianern nur zu studieren, um ihre Waffe in Anschlag zu bringen. Und einen ebenfalls nicht zu vernachlässigenden Teil, um festzustellen, ob jemand sofort ausgelöscht werden musste, oder zugunsten eines wichtigeren Opfers ignoriert werden konnte.

Doch sie scheiterte an Dukat. Seine Miene war undurchdringlich. „Langeweile.“, räumte sie schließlich ein, „hat niemals eine zu große Rolle in meiner Zukunft gespielt.“

„In meiner ebenfalls nicht.“, entgegnete er gelassen. „Ich kann nicht behaupten, dass es ein angenehmes Gefühl ist.“

Dukat blieb vor ihr stehen. Was wollte der verdammte Kerl nur von ihr? Was war der Grund, dass er sie belästigte? Erlebte er mal wieder einen Anflug von Geltungssucht? Sehnte er sich nach dem Glanz alter Tage? Sie war die Falsche, um diese Gefühle für ihn zu bedienen. Sehr wohl aber konnte sie ihm ein paar Rippen brechen, wenn er sein Glück allzu strapazierte.

„Hören Sie, Dukat, was immer Ihre Absicht ist. Es wird nicht funktionieren. Ich habe keine Lust, mit Ihnen herumzuphilosophieren und mir eine Oper über Ihren gekränkten Stolz anzuhören. Fallen Sie jemand anderem damit auf die Nerven.“

Doch der Cardassianer wich nicht von der Stelle. „Das hier ist aber wichtig. Es ist mir vor einer Weile klar geworden. Sie und ich, Major, wir beide sind Anachronismen geworden. Ganz schleichend, aber es ist geschehen.“

„Anachronismen?“ Sie runzelte die Stirn. „Okay, ich verstehe Ihr Problem immer noch nicht, aber ich bin beeindruckt. Und jetzt schwirren Sie ab.“

Dukat offenbarte ein verschwörerisches Grinsen. „Es liegt doch eine gewisse Ironie darin begründet, oder? Wir beide sind Soldaten, und uns sind vor geraumer Zeit die Kriege ausgegangen.“ Er breitete die Hände aus. „Sehen Sie sich um. Es herrscht Frieden.“

„Abgesehen davon, dass Ihnen derzeit der Maquis aufs Dach steigt: Ja, das ist für gewöhnlich der Sinn eines Friedensvertrages. Ich an Ihrer Stelle wäre froh. Die Cardassianer haben sich in Ihrem Expansionsfieber übernommen; sie sind größenwahnsinnig geworden. Der Frieden mit der Föderation haucht Ihrer geliebten Union neues Leben ein.“

„Ich kam nicht zu Ihnen, weil ich über Cardassia reden wollte. Oder über die Föderation.“ Dukat verdrehte die Augen. „Was ist mit uns? Was ist mit Ihnen, mit Kira Nerys?“

Sie verengte den Blick, als sie ihr Gegenüber misstrauisch studierte. Er versuchte, jovial zu sein, sogar ein wenig schmeichelnd, seine übliche Rolle, aber da war eine Ernsthaftigkeit in seinen Worten, die – sie wagte es kaum zuzugeben – etwas in ihr berührte.

„Okay, vielleicht sind Sie ja noch unaufmerksamer als ich dachte. Zu Ihrer Information: Ich habe einen erfüllenden Armeeposten auf dieser Station inne. Ich denke, ich kann gut damit leben, nicht jeden Morgen einem cardassianischen Soldaten die Gurgel durchzuschneiden.“

Dukat wischte ihren neuerlichen Hieb gegen ihn weg und sah sie beschwörend an. „Genau das ist der Punkt. Sie mögen jetzt diese Uniform tragen, aber im Grunde Ihres Herzens identifizieren Sie sich noch viel zu sehr mit Ihrer Vergangenheit. Für den Moment mag es funktionieren: Sie flüchten sich in die Vorstellung, in Siskos Crew aufgegangen zu sein. Eine Crew der Friedensstifter und Erforscher. In Wahrheit aber wissen Sie, dass Sie nie ganz dazugehören werden.“

Wütend knallte sie das Besteck hin. „Was wollen Sie, Sie Mistkerl? Sind Sie deswegen auf diesen Besuch vorbei gekommen? Um zu sehen, wie ich mich halte? Hatten Sie etwa gehofft, ich würde Ihnen um den Hals fallen und Ihnen beichten, wie sehr ich Sie vermisst habe, den großen Präfekten? Diese schwüle Fantasie wird niemals Realität werden.“ Kira bleckte die Zähne. „Dukat ist tot, und Bajor ist frei.“

Dukat gab ein kurzes, heiseres Lachen preis. „Sie haben es schon immer verstanden, einem Mann das Herz zu wärmen, Major. Obwohl Sie mir besser gefielen, bevor Sie so zynisch wurden. Vielleicht ist das ja auch nur das Zeichen einer unterdrückten Wahrheit.“ Dukat zog einen Mundwinkel hoch. „Die Welt, für die wir auf unterschiedlichen Seiten gekämpft haben, ist Geschichte geworden. Sie und ich sind Soldaten, die heute vergeblich versuchen, sich als etwas anderes auszugeben, als sie sind. Eine interessante Parallele unserer beider Leben, finden Sie nicht? Wie pflegen es die Menschen doch gleich in einem Ihrer einfallsreichen Sprichwörter auszudrücken? Geteiltes Leid ist halbes Leid.“

Kira ächzte. „Ich werde nie mit Ihnen etwas teilen, Dukat. Und wissen Sie auch, wieso? Weil ich Sie hasse.“

Er legte den Kopf an. „Wissen Sie, was ich an Ihnen so sehr schätze, Kira? Dass Ihr Feuer noch nicht erloschen ist. Nein, das würde Ihrer Natur nicht gerecht. Sie werden nicht aufhören zu kämpfen, bis Sie tot sind. Genau wie ich.“ Er legte eine Pause ein. „Ich habe über die Sache nachgedacht. Ich denke, wir zwei werden schon bald an einen Scheideweg gelangen. Und bevor ich mich empfehle und Sie weiter essen lasse, will ich Ihnen sagen, welche Alternativen dieser Scheideweg bereithalten wird: Entweder wir werden wieder die, die wir einst waren…oder wir erfinden uns neu – in diesem oder in einem anderen Leben. Einen guten Tag, Major.“
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