TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

5x03 - Lay Down Your Burdens

von Julian Wangler

Kapitel 1

Jonathan Archer

~ L I V E ~

United Earth News Service

«
Bürger der Erde,

woher kommen wir? Wohin gehen wir? Diese Fragen bewegen uns, seit sich unser Geist den Sternen zuwandte und wir zu träumen anfingen.

Die Antwort auf die erste Frage lautet: Wir kommen aus der Asche.

Drei Weltkriege waren nötig, bis wir eine unabdingbare Lektion beherzigten: Wir können es uns nicht mehr leisten, dass unsere kleinlichen Konflikte uns aufzehren; dass Dinge wie Reichtum und Macht Weniger über die Bedürfnisse Vieler gestellt werden. Viel Mühe und Kraft und auch die Hilfe unserer vulkanischen Partner waren nötig, bis wir uns aus den Ruinen erheben und der Erde ein neues Antlitz geben konnten. Wir hatten Erfolg.

Vor wenigen Jahren haben wir mit der Enterprise, dem ersten Warp-fünf-Raumschiff, das Tor in den Weltraum aufgestoßen. Und da wären wir: vereint unter einer Weltregierung…und doch zaghaft im Angesicht der Sterne.

Trotz des verheißungsvollen Starts, den wir zweifellos hatten, schauen viele von uns mit Unbehagen in den nächtlichen Himmel empor. Das ist nur allzu gut verständlich. Wenn man die Vorstellung zulässt, dass jedes Licht am nächtlichen Himmel vielleicht eine lebende, atmende Welt birgt, erscheint vieles plötzlich ungewiss und unsicher.

Die Erde ist nicht allein, und nicht überall im Weltraum wird mit gleichem Maß gemessen. Der Weltraum ist ein Ort voller Wunder, aber in ihm lauern auch Gefahren. Auch das haben wir bereits schmerzhaft erfahren müssen. Vielen Menschen bereitet dies zu Recht Angst. Zweifel kommen auf. Warum hinaus in die Wildnis und uns womöglich Ärger einfangen, während wir doch in unserem eigenen kleinen Sonnensystem bleiben und die Früchte unserer harten Arbeit genießen können? Was suchen wir dort draußen?

Die Antwort hierauf ist einfach und doch kompliziert: Heute, in der Mitte des 22. Jahrhunderts, steht die Menschheit an der Schwelle einer neuen Epoche. Sie steht vor neuen Herausforderungen. Und bei alledem wird es darum gehen, sich selbst zu behaupten, auf Basis jener Lehren, die wir nach 600 Millionen Toten gezogen haben. In einem Kosmos, der voll ist von raumfahrenden Nationen, können wir uns nicht einigeln, sondern werden uns auf den Weg machen müssen, damit wir gesehen und gehört werden. Die Einheit, die Freiheit und der Frieden der Menschheit werden dort verteidigt, wo wir bereit sind, für unsere Werte und Überzeugungen einzutreten und die Konsequenzen dafür zu schultern.

In den zurückliegenden Wochen mussten wir eine schwere innere Krise bewältigen. Wir sind immer noch dabei, sie aufzuarbeiten. Das fundamentalistische Gedankengut, das in den Reihen von Terra Prime gedieh und zu schrecklichen Resultaten führte, hat seine Wurzeln bei der Xindi-Krise. Ja, es stimmt: An jenem Tag, an dem diese Sonde aus dem All auf unsere Welt feuerte, wurde uns allen – auch mir – klar, wie verletzbar wir sind. Und deshalb will ich hier eines klarstellen: So sehr ich Terra Prime für das, was es anrichtete, verachte und bekämpfe, so gut kann ich diejenigen unter Ihnen verstehen, die Personen wie John Frederick Paxton Gehör schenkten. Weil er jene Sorge zum Ausdruck brachte, die die Regierung und die Sternenflotte zu spät und zu zögerlich ansprachen.

Lassen Sie mich deshalb einen Schwur leisten. Gleichgültig, was manch einer über das Raumschiff Enterprise erzählt haben mag: Meine Crew und ich haben in der ganzen Zeit die Freiheit, die vitalen Interessen und das Wohlergehen der Erde niemals verraten. Ganz im Gegenteil. Der Schutz und der Erhalt der Erde sind das, wofür wir alle arbeiten. Denn wir lieben unseren Blauen Planeten, den alle Heimat nennen. Aber für uns Menschen gibt es heute nur mehr eine Richtung, und das ist nicht jene von Gewalt und Furcht. Es ist die Richtung, die aus unserer eigenen Geschichte resultiert.

Als junger Mann bin ich der Sternenflotte beigetreten, weil ich an etwas Großartigem teilhaben wollte. Ich wollte an etwas glauben. Und mein Glaube half mir, die Xindi–Krise zu überstehen und die große Bedrohung für die Menschheit abzuwenden. Alles, was ich tat, tat ich, weil es meine Pflicht war. Und aus Liebe zur Erde. Wir sind alle Kinder der Erde. Das wird sich niemals ändern.

Seitdem wir ins All hinausgezogen sind, haben wir uns oft überrascht gewähnt von diesem Kosmos voller unbekannter Kräfte. In letzter Zeit haben wir uns dazu hinreißen lassen, mehr die Gefahren zu sehen als die Chancen. Aber es besteht kein Grund zum Pessimismus. Denn soll ich Ihnen etwas sagen, verehrte Bürger der Erde? Nicht nur hat das Universum uns überrascht – auch wir haben das Universum überrascht, mit allem, was uns ausmacht.

In den vergangenen Jahren haben die Menschen viele Konflikte zwischen verfeindeten Außerirdischen gelöst. Wir haben gezeigt, dass Stärke aus einer Vielzahl von Stimmen entsteht, die sich für eine gemeinsame Sache zusammenschließen. Einer meiner vulkanischen Freunde hat mir mal anerkennend gesagt, dass wir Menschen die besondere Eigenschaft haben, immer Gemeinschaften zu bilden.

Wir haben im All unsere Spuren hinterlassen. Auf diesem Weg müssen wir weiter gehen. Wir werden gebraucht. Wir haben die Fähigkeit, die andere nicht haben. Wir stabilisieren das All um uns herum, zeigen uns offen für Handel, Zusammenarbeit, neue Technologien…für neue Möglichkeiten. Vor allem aber vermitteln wir unsere Weltanschauung, auf die wir so stolz sind: dass alle Völker in Frieden vereint werden können. Nein, die Erde ist kein Verlierer dieser neuen Zeit, sondern sie ist ein Vorbild. Sie ist ein Hoffnungsträger, auf die andere gewartet haben. Die Erde hat dem All etwas anzubieten.

Und in diesem Sinne wollen wir der Scharnier einer Allianz verschiedener Völker sein, die auf Kooperation und gegenseitigem Schutz basieren wird. An ihrem Tisch sitzen Partner, die wir erst zusammengebracht haben. Daher basiert die Koalition der Planeten – erst noch in ihren Kinderschuhen – auch auf gegenseitigem Respekt. Und: Respekt vor der Erde. Nichts demonstriert dies besser als die vulkanische Anerkennung der Erde auf gleicher Augenhöhe. Wir sind erwachsen, stehen auf eigenen Beinen, geleitet von eigenen, festen Überzeugungen. Gemeinsam mit unseren Freunden von Vulkan, Andoria und Tellar ist uns der Wunsch, eine bessere Zukunft zu erbauen.

Wohin gehen wir? Ich sage: in eine prächtige Zukunft. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Denn zum ersten Mal werden wir uns wirklich den Sternen zuwenden, als die eine Menschheit, von der unsere Vorfahren vor drei Generationen nur träumen konnten. Der Beginn eines neuen Zeitalters, voller Frieden, voller Freiheit und voller Wohlstand. Doch dem nicht genug: Ich sage, jetzt beginnt die Zeit der Zuversicht. Denn wir haben unseren Platz im All gefunden. Wir werden gebraucht.

Bürger der Erde, lassen Sie mich als aufrichtiger Patriot Ihre Herzen für die Zukunft gewinnen, damit wir den eingeschlagenen Weg erhobenen Hauptes fortsetzen können. Haben wir Vertrauen, dass sich die Erde so entwickelt wie sie soll. Streifen wir die Furcht ein für allemal ab.
Lernen wir, dem Wind zu vertrauen.
»


Transmission beendet
Rezensionen