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Seskas Geheimlogbuch

von Julian Wangler

Kapitel 2

Sternzeit: 46489,1 | 28. 6. 2369
(vor Der Fürsorger)

Die kosmetische Ganzkörperveränderung, der Seska (sie begann sich inzwischen an ihren neuen Namen zu gewöhnen) sich unterziehen musste, fand in einer geheimen medizinischen Einrichtung statt, tief in den Eingeweiden des Ordenshauptquartiers. Sie war lang, entsetzlich und schmerzhaft, denn ihr Resultat musste nicht nur die Mitglieder des sich formierenden Widerstands in der Entmilitarisierten Zone effektiv täuschen, sondern möglicherweise auch Offiziere der Sternenflotte, sollte sie mit ihnen zu tun haben. Entek hatte im Vorfeld deutlich gemacht, dass sie unter keinen Umständen auffliegen durfte, mochte es doch den brüchigen Frieden mit der Föderation gefährden.

Da Cardassianer, Bajoraner, Menschen und eine Reihe weiterer humanoider Spezies in der EMZ biologisch dazu fähig waren, ohne medizinische Hilfsmittel Kinder zu zeugen, wollte man Seska zur Sicherheit die Eierstöcke entfernen, damit sie während etwaiger sexueller Kontakte nicht eine ungewollte Schwangerschaft erlebte. Der verantwortliche Mediziner versicherte ihr, ihre Eizellen würden bis zu ihrer Rückkehr kryogen gelagert. Doch Seska verweigerte diesen speziellen Eingriff und sprach sich stattdessen für die regelmäßige Einnahme eines besonders verlässlichen Verhütungsmittels aus. Da sie stets einen großen Kinderwunsch gehabt hatte, erschien ihr die Vorstellung, eine Zeitlang ohne ihre Eierstöcke leben zu müssen, irgendwie falsch. Man kam ihrer Bitte nach.

Im Zuge der ersten OPs folgten subtile Veränderungen ihres Genmaterials, damit nachwachsende Haut und Haare den festgelegten optischen Eindruck beibehielten. Weitere Behandlungen sorgten dafür, dass ihre Körpertemperatur, ihre Atmung, ihr Herzschlag sowie die Blut- und Augenfarbe langfristig der bajoranischen Norm entsprachen. Unmengen eines DNA-Maskierungsmittels – Agenten benutzten es schon seit Jahrzehnten, um ihre wahre Natur vor Bioscans zu verbergen – wurden ihr in kristalliner Form an strategischen Stellen ins Lymphsystem injiziert. Die Kristalle würden sich im Laufe der Zeit auflösen und mindestens fünf Jahre lang wirksam sein.
Zuguterletzt wickelte man Seska in eine Art biomimetische Hülle. Diese, erklärte man ihr, würde die Veränderungen stabilisieren und ihr bei der Genesung helfen.

Anfangs verweigerte sie den Blick in den Spiegel. Sie war noch nicht bereit, in die Augen einer Fremden zu sehen. Schon das Gefühl der glatten Gesichtshaut unter ihren viel zu blassen Fingern war ein großer Schock gewesen. Hinzu kam, dass dort, wo früher ihre Schulterkämme gewesen waren, nun nichts mehr war.

Irgendwann gab sie sich einen Ruck. Sie verließ das Biobett und trottete barfuß über den kalten Fliesenboden, bis sie den dicken Vorhang erreichte, der vor die Spiegelscheibe des Krankenzimmers gehängt worden war. Mit einer einzigen Bewegung riss sie den Vorhang fort und traf ihr neues, fremdes Ich. Doch der Schrecken, mit dem sie gerechnet hatte, blieb aus. An seine Stelle trat Faszination.

Seska öffnete den Patientenkittel, ließ ihn achtlos zu Boden fallen, und sah einen fremdartigen Körper. Der Spiegel war garantiert ein Fenster, durch das man sie beobachtete – Psychologen, Analysten, Bereitschaftsärzte. Auch Entek stand bestimmt irgendwo dahinter. Doch das kümmerte sie nicht. Dafür beeindruckte sie ihr Anblick viel zu sehr: neue Farben, neue Konturen, sogar neue Genitalien. Sie war nun jemand Neues.

„Und so beginnt es…“, flüsterte sie leise, ehe sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht Bahn brach.

Seska war geboren worden. Und sie hatte Großes vor.
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