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Voyager Companions In Fate - Teil 1: Home

von Julian Wangler

Prolog II

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Einige herrliche Sekunden lang glaubte Kathryn Janeway, wieder daheim in Indiana zu sein. Sie spürte warme, ein wenig feuchte Luft, und ein gewisser Duft erinnerte an frisch gemähtes Gras. Das leise Summen von Insekten wirkte beruhigend. Janeway konnte fast vergessen, dass sie sich auf einem unbekannten, namenlosen Planeten im fernen Delta-Quadranten befand. Stattdessen gab sie sich der Vorstellung hin, durch die eigenwillige Hügellandschaft ihrer Heimat zu wandern.

Nach einer Weile bemerkte sie mehrere große, weiße Büsche, deren flauschige Wedel wie Kissen anmuteten. Die Versuchung war plötzlich so groß, sich für einige Minuten einfach hinzulegen, um den warmen Nachmittag und die angenehmen Strahlen der Sonne zu genießen. Seit Monaten war sie nicht mehr auf einem Klasse-M-Planeten gewesen, geschweige denn auf einem so schönen.

Das restliche Außenteam, das unter Anleitung von Neelix Früchte und Gemüse sammelte, befand sich etwa fünfhundert Meter entfernt, direkt hinter dem nächsten Hügelkamm. Janeway wurde nicht gebraucht. Tatsächlich hatte sie die Voyager nur verlassen, um ein wenig frische Luft zu atmen und sich die Füße zu vertreten.

Sie gab der Versuchung nach, streckte die Hand aus und berührte einen der dichten Wedel. Er gab ein wenig nach, wie ein weiches Kopfkissen. Nur ein paar Minuten., sagte sie sich. Sie sank hinab und stellte sich vor, auf einem Heuhaufen zu liegen, so wie sie es während ihrer Kindheit in Bloomington unzählige Male getan hatte.

Der Schein der gelben Sonne wärmte ihr Gesicht, und das angenehme Summen im Hintergrund hielt an. Obwohl Janeway sich anfangs noch dagegen wehrte und schwor, gleich wieder aufzustehen und zum Außenteam zurückzukehren, passierte es doch – sie nickte ein.

Ein angenehmer Traum nahm sie auf. In ihm war die schwer auf ihr lastende Verantwortung, die Voyager und ihre Besatzung nachhause zu bringen, nicht mehr. Sie stand wieder auf der Erde, wohlwissend, dass sie ihr unwahrscheinliches Ziel erreicht hatte.

Und sie würde Mark wiedersehen. Es hatte Tage gegeben, da sie sich nicht mehr richtig an sein Gesicht zu erinnern vermochte und sich vor dem Vergessen fürchtete – und nun würde sie ihn tatsächlich wieder in die Arme schließen. Sie hatten sich auf der Golden Gate Bridge verabredet, an einem frühen Abend, als der Himmel in Flammen zu stehen schien. Niemand war da außer der einsamen Gestalt, die sie schließlich auf der Brücke erblickte, während sie sich auf sie zu bewegte…

Janeway zuckte zusammen. Mit einem Mal war sie wieder wach und blinzelte in die Sonne. Sofort wusste sie, wo sie sich befand, und was soeben geschehen war. Wie lange war sie weg gewesen? Sie schalt sich dafür, eingeschlafen zu sein. Sich derart gehen zu lassen, entsprach ihr ganz und gar nicht, und sie konnte sich ein solches Verhalten auch nicht leisten. Sie hatte eine Verantwortung! Genug des Müßiggangs. Es war an der Zeit, aufzustehen.

Doch als sie den Kopf nach links neigte, fiel ihr auf, dass sie nicht länger allein war. Jemand lag neben ihr und schien die Sonne ebenso zu genießen, wie sie es getan hatte.

Chakotay hatte ein dünnes Lächeln auf den Lippen, und ein Strohhalm klemmte zwischen ihnen, während er sein Gesicht dem blauen Himmel entgegenreckte. In seinem Schlummer hob und senkte sein Brustkorb sich langsam. Er wirkte zufrieden und äußerst entspannt.

Als Janeway ihn so sah, hatte sie plötzlich keine Eile mehr. Mit seiner schieren Anwesenheit in dieser persönlichen, abgeschiedenen Szene vermittelte er ihr das Gefühl, die Last ihrer Mission nicht ganz allein zu tragen; dass es in Ordnung war, wenn man sich einen Moment des Innehaltens gönnte…und dass er stets an ihrer Seite war.

Es war ihr kaum noch vorstellbar, dass sie diesen Mann einst hatte hinter Gitter bringen sollen. Niemand an Bord der Voyager vermochte ihr ein größeres Gefühl von Vertrautheit und Vertrauen zu geben als Chakotay. Er hatte alles mit ihr zusammen getragen, hatte sie von Anfang an kraft- und aufopferungsvoll unterstützt, ohne darauf zu verzichten, seine eigenen Standpunkte und Überzeugungen deutlich zu machen.

Janeway erkannte ihn als ihren Gegenpart. Sie neigte dazu, furchtsam nach vorn zu drängen, ihre eigenen Grenzen zu vergessen. Oft genug hatte sie sich verbissen geweigert, unlösbare Situationen zu akzeptieren und das Schicksal anzunehmen. Chakotay hatte ihr geholfen, genau das zu lernen. Mit seiner Besonnenheit und inneren Ruhe, mit dem Gleichgewicht, das seine gefestigte Persönlichkeit ausstrahlte, erdete er sie.

Sie waren aneinander gewachsen, und sie waren zusammengewachsen. Dieser Mann war ihr Freund, ihr Vertrauter; derjenige, der die Lasten mit ihr teilte. Welche Herausforderungen würden sie in Zukunft gemeinsam bestreiten?

Janeway betrachtete ihn noch einen Moment. Es war eine heimelige, unbekümmerte Szene. Dann rückte sie ein Stück näher zu ihm, ohne ihn aufzuwecken, und ließ sich wieder zurücksinken. Ausnahmsweise, für ein paar kostbare Minuten, war sie glücklich, wo sie war, verharrte im Hier und Jetzt. Die Rastlosigkeit, die sie ansonsten ausmachte, fiel von ihr ab. Kathryn Janeway schloss die Augen, ließ sich wärmen und umarmte das Leben.
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