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5x07 - Otherworld

von Julian Wangler

Prolog

[unbekannter Ort]

An meinen Haaren werde ich über weiß glühende Kohlen gezogen.

Sie trat in die Wohnung und schritt durch den langen, dunklen Gang.

Spürte ihr Herz. Spürte unter ihrem Herzen – es. Es drängte wieder an die Oberfläche; verlangte wieder seinen Tribut.

Der Preis der Erleuchtung.

Sie beabsichtigte nicht, ihm diesen Preis vorzuenthalten.

Ein Dolch, der meine Lunge durchstößt.

Sie wusste, dass ihr Schmerz psychosomatisch war und nichts mehr als eine Erfindung ihrer Vorstellungskraft. Die vulkanischen Adepten hatten sie gelehrt, dass es keinen Schmerz geben konnte, wenn der Geist ihn nicht anerkannte. Wenn man ihn verbarg, sagten sie, wenn man sich auf die wahren Signale des eigenen Körpers konzentrierte, konnte man selbst die schrecklichsten Formen von physischem Leiden als bloße Geisteswirrung abtun.

Aber selbst, wenn es wirklich geschmerzt hätte, wäre das ein hinnehmbarer Zustand gewesen. Dann er war überhöht von Befriedigung.

Fingernägel krallen sich in meine Wange.

Ein Schritt folgte dem nächsten und führte sie in den verlassenen Gemeinschaftsraum. In dessen Zentrum stand das große irdische Piano – Objekt ihres nun unstillbaren Verlangens.

Ohne Umschweife nahm sie auf dem Hocker Platz. Nach kurzem Zögern tanzten ihre Finger über die abgenutzten Tasten und schufen ein klassisches Crescendo, um gleich darauf in langsame, melancholische Noten überzugehen, die wie Regentropfen fielen.

Es waren die Klänge des Komponisten Delvok, der hart kritisiert worden war auf seiner Welt, weil die Melodien, die er schuf, übermäßig emotional daherkamen, ungestüm, wild und zügellos.

Die Klinge einer Lirpa schneidet mir den Bauch auf.

Sie verfiel einem wilden Metrum, von Pausen und Schnörkeln durchsetzt. Später verabschiedete sie sich von Delvok, und fließend folgten irdene Blues– und Gospeleinlagen. Selbst einfache Rhythmen bekamen eine unerwartete Komplexität, als sie weiche Basslinien mit Up–Tempo–Melodien kombinierte. Es gelang ihr, die zwei scheinbar gegensätzlichen Musikarten harmonisch in Einklang zu bringen.

Sie sah bereits einen Schatten aus dem Augenwinkel, konzentrierte sich aber weiter auf ihre Melodien, die sich schier ganz von selbst aus ihrem Innersten ergossen, mit anschwellender Leidenschaft.

Ein großer Druck in meinem Kopf lässt die Adern in meinem Auge platzen.

Ihr Tempo nahm zu. Zuerst kaum wahrnehmbar, dann mit wachsendem Nachdruck schlug sie eine musikalische Brücke zu einer schnelleren Passage. Schließlich kehrte sie in ruhigere Gewässer zurück, nur um erneut umzukehren.

Unterwirf Dich!

Niemals!

Abrupt hob sie die Hände und ließ sie zu einem dröhnenden Crescendo auf die Tasten herunterfallen.

Der Schatten in ihrem Rücken klatschte. „Du übertriffst Dich wieder einmal selbst.“

„Wir übertreffen uns.“, säuselte sie die Antwort.

„Wo sind wir? Ich will Dich sehen.“

Sie erhob sich vom Hocker und wirbelte herum. Ihr Gegenüber war überrascht, überwältigt, konnte nicht rechtzeitig reagieren.

Sie, die sie gerade eben noch am Piano gesessen hatte, strebte vorwärts, drückte den Leib der Anderen fest gegen die Wand, hielt aber im letzten Moment ihren Kopf fest, bevor dieser gegen den harten Stein schlagen konnte.

Sekunden vergingen, da beide Frauen einander musterten.

„Manche Dinge erledigt man lieber hintereinander.“

„Absolut.“

Ein Gelenk zersplittert krachend in meinem Rücken.

Die Pianospielerin ergriff das kastanienbraune Haar der Zweiten. Die wiederum packte ihren Arm und schlug ihr die Fingernägel in die Haut. Die Musikerin zögerte nicht mehr, ließ sich ganz und gar fallen.

Der Kuss der Größeren war wild und hungrig; ihr Opfer verlor sich darin, bis ihre Lippen sich wieder trennten.

Mit bebender Brust sah die Zuhörerin sie an; erregt, angewidert, ergriffen. „Pon Farr ist in Wahrheit nur ein schlechter Scherz gegen dies hier, meine Liebe.“

„Du könntest Recht haben.“

Sie stöhnte, ließ Macht über sich ausüben. Die Pianospielerin riss ihr die Kleidung vom Leib, griff ihr auf die vollen, harten Brüste und ließ anschließend ihre Hand hinab gleiten.

„Eine tanzende Flamme – eine tanzende Flamme.“

Smaragdgrüne Schattierungen von Entsetzen, als seine Hände meine Kehle umfassen. Ich habe den Geschmack meines eigenen Blutes im Mund.

Stöhnen. Neuerliche Küsse.

Willig labten sie sich aneinander, und jene Minuten dehnten sich aus.

Selts Stimme, die mich auffordert, sich seiner Leidenschaft hinzugeben.

Unterwirf Dich!

„Niemals!“, schrie die Pianospielerin, bevor sie ihrem Gegenüber ins spitze Ohr biss.

„Arghhh!...“
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