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5x08 - Into the Fire

von Julian Wangler

Kapitel 2

Nequencia III

„Eigentlich bräuchten wir Schutzanzüge…“, sagte die Frau namens Niherhe und humpelte in den von Energieausfall geplagten Korridoren des romulanischen Stützpunktes immer noch vor Trip Tucker her. Die Worte klangen besorgt; er erinnerte sich an etwas über Hintergrundstrahlung, das die Befehlszentrale der Basis gesagt hatte, bevor Malcolm und er mit dem Scoutschiff gelandet waren.

Malcolm… Eigentlich war er ja stinksauer auf den Kerl, aber gleichzeitig machte ihn der Gedanke, ihm konnte etwas zugestoßen sein, ganz krank. Trip hatte wieder vor Augen, wie Malcolm beim letzten Mal gekidnappt worden war – abermals von den Romulanern, wie Sela ihnen eröffnet hatte. Jetzt schloss sich der Kreis; diese Bastarde wollten den Chip haben, den sie Malcolm damals unauffällig implantiert hatten, und es war keineswegs ausgemacht, ob er die Prozedur überleben würde. Mit den Informationen, die er unfreiwillig für die Romulaner gesammelt hatte, war es nicht einmal ausgemacht, ob die Erde das mögliche Desaster überleben würde.

Um Niherhe daran zu erinnern, dass er nach wie vor aufmerksam war, drückte er ihr den Plasmaschweißer, welchen er seit der Zeit seiner Flucht von Selas und Delvocs Falle bei sich trug, gegen den Rücken. „In Ihrer jetzigen Lage, meine Teure, sollte der gottverdammte Schutzanzug Ihre kleinste Sorge sein.“

„Sie haben ja keine Ahnung, welchem Risiko wir uns aussetzen.“

„Durchaus. Aber daran kann ich jetzt nichts ändern. Beantworten Sie mir lieber eine Frage: Was hat Ihr Volk eigentlich gegen uns? Warum greifen Sie uns an? Wir haben Ihnen nie etwas getan.“

Niherhe gluckste dumpf. „Auf eine einfache Frage wie die Ihre kann man nur eine einfache Antwort geben. Leider ist die richtige Antwort nicht so einfach.“

„Was soll das heißen? Reden Sie nicht um den heißen Brei ‘rum, sondern kommen Sie zum Punkt.“

Das Gespräch erfuhr eine abrupte Unterbrechung, als weiter hinten im Gang ein bewaffneter Trupp romulanischer Soldaten erschien – und blindlings das Feuer zu eröffnen begann.

„So ein Mist!“

Trip packte Niherhe am Unterarm, wirbelte herum und lief den Weg zurück, den sie gekommen waren. Doch um die nächste Biegung am jenseitigen Ende tauchte eine weitere Einheit schutzuniformierter Wachen auf und stürmte auf sie zu.

Vorne und hinten blockiert, hielt Trip Ausschau nach einem anderen Fluchtweg. Buchstäblich im letzten Moment, bevor sich die Angreifer auf Kernschussweite genähert hatten, entdeckte er einen engen Nebentunnel und hetzte mit der humpelnden Romulanerin in den schmalen Korridor.

Hinter ihnen ertönte das Geschrei der Verfolger ohrenbetäubend laut in der engen Passage, und wenig später gleißten grüne Energieblitze rechts und links an ihnen vorbei.

Einer hätte Trip fast die Schulter versengt.

„Man sollte meinen, die wären etwas vorsichtiger – nicht wegen mir, sondern wegen Ihnen.“, keuchte er.

„Sie kennen mein Volk wirklich nicht.“, erwiderte Niherhe. „Es macht keine Gefangenen.“

„Umso besser. Dann müssen wir uns nicht unnötig aufhalten.“

Es hatte sich angedeutet, dass der Tunnel zu lang war, um das Risiko einzugehen, rücklings abgeschossen zu werden. Deshalb verengte sich Trips Aufmerksamkeit nun auf ein Wandgitter.

Er zerrte Niherhe dorthin und wandte den Plasmaschweißer an, um auf die Schnelle drei Streben zu entfernen, sodass die entstandene Öffnung Platz genug bot, damit eine Person hindurch passte.

„Rein da! Los, machen Sie schon!“, drängte er sie.

„Ich weigere mich, dort hinein zu steigen.“

„Tja, Sie haben leider keine Wahl, Teuerste.“ Trip schubste sie mit dem nötigen Nachdruck durch das Gitter, und kurz darauf war auch er fort.

Die Soldaten gelangten zum Gitter und kamen überein, das Eintreffen von Verstärkungen und schweren Waffen abzuwarten. Außerdem wussten sie ihre Gegner in einer Falle, und trotz aller Hingabe für ihr Imperium war keiner darauf erpicht, unnötig das Leben zu verlieren.



Die Kammer, in die Trip stürzte, war nur trüb erleuchtet. Nicht, dass man Licht brauchte, um den Inhalt zu erkennen – Trip roch den Unrat lange, bevor er hineingekippt wurde. Mindestens zu einem Viertel war der Müllraum mit glitschigem Abfall gefüllt, der zum größten Teil schon so verfault war, dass es ihm beinahe den Atem verschlug.

„Sie hätten sich auch einfach ergeben und uns das alles ersparen können!“, rief Niherhe sichtlich schockiert.

„Oh–ho! Ich wusste gar nicht, dass romulanischer Humor so nah am menschlichen ist.“

„Seien Sie versichert: Das ist er nicht.“, erwiderte sie. „Genauso wenig wie wir hier einen Ausweg finden werden.“

„Woher wollen Sie das wissen? Lassen Sie mich raten: Ihr Arbeitsfeld ist die Abfallverwertung.“

„Ich muss Sie enttäuschen. Aber ich weiß, wie unsere Müllanlagen funktionieren. Vielleicht ist es bei den Menschen anders, aber was jedenfalls hier herein kommt, bleibt auch hier.“

Trip grinste falsch. „Da vermutlich sowieso jeder zweite Satz von Ihnen eine Lüge ist, die mehr stinkt als dieser Abfall – überlassen Sie die Suche nach einem Ausweg einfach mir, ja?“

„Tun Sie, was Sie wollen!“

Trip stolperte am Rand des Raums entlang, rutschte aus und versank bis zu den Knien im Morast, während er versuchte, einen Ausgang zu finden. Alles, was er entdeckte, war eine kleine Luke mit massivem Deckel, den er aufzustemmen versuchte. Ohne Erfolg. Die kleine, seitwärtige Konsole reagierte auf keine Eingabe und ließ sich auch nicht öffnen.

„Vergessen Sie es.“, kam es von Niherhe. „Diese Luke kann nur von außen geöffnet werden.“

„Was ist mit dieser Konsole?“

Ihre Protesthaltung ausdrückend, verschränkte die Frau beide Arme. „Weshalb sollte ich Ihnen das sagen?“

Demonstrativ bedeutete er den Plasmaschweißer und zwinkerte. „Strahlenvergiftung.“

Niherhe lachte gequält darüber. „Sie sind reichlich unprofessionell für einen Invasoren. Wenn die Menschen alle so sind, wird es ein Kinderspiel, Sie zu erobern.“

„Noch ein Wort, und ich werde Sie…“ Plötzlich erfüllte ein durchdringendes, schreckliches Stöhnen die Kammer. Es schien von irgendwo unter ihnen zu kommen. Trip hielt sich demonstrativ die behelfsmäßige Waffe vor, starrte angestrengt auf diverse faulige Klumpen, sah aber nichts. „Was war das?“, fragte er.

„Ich bin mir nicht sicher.“ Niherhe zuckte zusammen, und das wertete er als Indiz, dass sie in diesem Punkt die Wahrheit sprach; dass sie wahrlich nicht wusste, was noch in der Abfallverwertung hauste.

Trip spürte eine Bewegung an seinen Unterschenkeln. „Ich glaube, das ist ’was an mir vorbeigeschwommen.“

Es blieb ihm keine Zeit mehr, zurückzuweichen oder anderweitig entsprechend zu reagieren – eine Art Tentakel umschlang sein Bein und riss ihn hinab in die trübe, moderige Tiefe. Verzweifelt ruderte er mit den Armen, schlug um sich; es war aber vergebliche Mühe, denn er konnte nicht einmal wenige Zentimeter weit sehen. Trip bekam tangähnliches Gestrüpp in den Mund und verschluckte sich daran.

So unerwartet wie er hinab gezogen worden war, ließ das Wesen seine Beine wieder los, spuckte ihn regelrecht nach oben. Als er aus der Wasseroberfläche stieß, rang er nach Atem –

Und erkannte Niherhe, die neben ihm stand und seinen fallen gelassenen Plasmaschweißer hielt. „Ich glaube, ich habe es an der richtigen Stelle erwischt.“, sagte sie schnellatmig. „Wahrscheinlich einer der mutierten Nequencia–Würmer, die über die Kanalisation hier hineingelangt sind. Sie hätten ihm sowieso nicht übel genug gerochen.“

Mutiert? Was meint sie damit? Haben diese Viecher etwas mit Industrieabfällen zu tun?

Er wollte lieber nicht so genau darüber nachdenken. Einen Augenblick starrte Trip, noch ganz schlotternd, seine Retterin an. „Danke.“, rang er sich, leicht gequält, über die Lippen.

Niherhes Blick schien sich verändert zu haben – oder hatte er sich bloß nicht die Mühe gegeben, hinzusehen? Wie dem auch sein mochte: Jetzt wollte er nichts recht Feindseliges mehr in ihren Augen finden. Nicht das, was er höchstwahrscheinlich haben wollte.

Der Moment riss ab, denn von fern erklang das Dröhnen schwerer Maschinen. Zwei gegenüberliegende Wände der Kammer rückten einige Zentimeter aufeinander zu.

„Warum will mir das nicht gefallen?“, murrte Trip, während sie verfolgten, wie die Wände weiter aufeinander zu rückten.

Schnell wurde die Kammer unbarmherzig kleiner; die glatt eingepassten Metallwände kamen mit gleichgültiger Unaufhaltsamkeit näher. Größere Stücke Abfall führten ein Konzert von Knall– und Platzgeräuschen auf, das zu einem letzten, rauschen Crescendo anschwoll.

„Eines steht fest: Wenn wir hier ’rauskommen, werden wir uns nicht mehr um unsere Figur sorgen müssen…“

Niherhe geriet nervös in Bewegung. „Ich… Ich könnte versuchen, ob meine persönlichen Codes auch hier funktionieren.“ Sie verwies auf das kleine Schaltpult neben der Luke, an dem er sich vorhin umsonst bemüht hatte.

Jetzt, wo’s ihr an den Kragen geht, tritt sie sich in den Hintern… Im Gegensatz zu seiner Rettung konnte er diesen Zug verstehen.

Bald schon machte sich Niherhe an der Schalttafel zu schaffen und gab in schier übermenschlichem Tempo romulanische Zahlen ein. „Hier liegt eine Protokollierung vor.“

Trip sah von einer Wand zur anderen, die unverändert auf sie zuhielten. Das sumpfartige Wasser erreichte seine Brust. „Und ist das gut oder schlecht?“

„Eher Letzteres.“, sagte die Romulanerin unverhohlen. „Ich muss auf drei Ebenen Autorisationsblockaden überwinden.“

„Weshalb sollte man eine Müllhalde so akribisch sichern?“

„Ich sagte bereits, wir sind nicht wie Sie.“

„Sagen Sie’s nicht: Was einmal ’reinkommt, kommt nicht mehr ’raus.“

Darauf erntete er nur einen ausdrucksvollen Blick, ehe Niherhe weiter arbeitete.

Eine halbe Minute später blieb den in der Falle sitzenden Insassen des Müllraums kein ganzer Meter mehr zum Leben. Trip war bemüht, den Kopf über dem steigenden Schlamm zu halten.

Plötzlich zirpte das Schaltpult, und mit einem lauten Knacken öffnete sich das Schott an der Wand.

Als Trip sein Bein aus der Kammer in die Freiheit zog, wurde der Unrat gerade auf den letzten Zentimetern zu Flunderdicke verarbeitet.

Vor ihnen lag ein unerhellter Korridor, in dem Stille herrschte.

„Ich muss mich wohl schon wieder bei Ihnen bedanken.“, sagte er.

„Geben Sie sich keine Mühe: Sie werden diesen Ort sowieso nicht lebend verlassen.“

Er zog einen Mundwinkel hoch. „Dann eben Danke, dass Sie meine Illusionen soeben etwas verlängert haben.“ Trip bedeutete den Plasmaschweißer, der seit seinem ungewollten Tauchgang in Niherhes Besitz übergegangen war. „Was haben Sie jetzt vor?“

„Das liegt in Ihren Händen. War es Ihr Auftrag, diesen Stützpunkt auszuspionieren?“

Angesichts seiner Lage nickte er. „Das war es.“

„Und außer Ihrem Kollegen war da niemand mehr?“

„Nein.“

„Wie ist Ihnen die Infiltration überhaupt gelungen?“

Er grinste frech. „Tja, da staunen Sie. Offenbar sind wir Menschen doch nicht so dumm.“ Niherhe sah finster drein, und Trip setzte nach: „Wir hatten Hilfe.“

„Von wem?“

„Ich werde meine Quellen nicht verraten. Aber… Es war eine Falle. Von Ihren Vorgesetzten, schätze ich.“

Niherhe schüttelte den Kopf. „Ich war in diese Pläne nicht eingeweiht. Ich bin Warpfeldtechnikerin.“

Dann hat sie mich tatsächlich angelogen…, rauschte es ihm durch den Kopf. Sie muss wissen, was es mit dem Unfall auf sich hat.

Er setzte sich eine unerschütterliche Miene auf. „Nun, dann wäre es wahrscheinlich am klügsten, wenn Sie mich zu Ihren Vorgesetzten zurückbringen, oder?“

„Wahrscheinlich, aber lassen Sie mich auf unserem Weg darüber nachdenken.“

Trip runzelte schweigend die Stirn. Irgendwie wirkt sie reichlich unentschlossen für einen Todfeind…

„Wo werden wir hingehen?“

„Lassen Sie sich einfach überraschen. Und jetzt voran.“

– – –

Sela war in die Befehlszentrale des Nequencia–Komplexes zurückgekehrt. Hier, im Nervenzentrum der riesigen unterirdischen Niederlassung, die eine Art Komplettpaket für die Neuausrüstung der Drohnenschiffflotte hervorbringen sollte, arbeiteten Dutzende Offiziere auf verschiedenen Ebenen.

Ulans brachten Berichte und nahmen Arbeitsaufträge entgegen, Abteilungsleiter gingen zu Einsatzbesprechungen oder kamen aus einer, um gleich zur nächsten zu eilen. Durch die schmalen Fenster dämmerte der trügerische Morgen auf Nequencia III giftgrün. Davon nahm jedoch niemand Notiz – in diesen Stunden war die stolze, sichere Hierarchie einer Atmosphäre der Unruhe und Hast gewichen. Viele Dinge überschlugen sich derzeit, und die Verpflichtungen waren schier überbordend und kaum zu stemmen.

Diese Erschütterung hatte den gesamten Zeitplan durcheinander gewirbelt und überdies das empfindliche Innenleben der Basis schwer gestört. Wenn es nach Sela ging, hätte das alles nicht passieren dürfen.

Derzeit wartete sie noch auf greifbare Ergebnisse. Sobald diese eintrafen, mussten sie alles daran setzen, die Feldtests wieder aufzunehmen. Sie wollte sichergehen, dass die technologischen Anweisungen, welche sie aus ihrer Zeitperiode mitgebracht hatte, erfolgreich angewandt werden konnten und funktionierten.

Priorität hatte dabei die Tarnvorrichtung. Noch immer hoffte Sela, dass sie nicht der Grund für die Beinahekatastrophe war, denn ansonsten war der wichtigste Trumpf für das Sternenimperium, den kommenden Krieg zu gewinnen (von dem sie Vrax und Valdore natürlich nichts erzählt hatte), bereits verloren. Weil auch der verbesserte Warp–sieben–Antrieb aus dem Rückblick ihrer eigenen Zeitperiode nicht rechtzeitig hatte umgesetzt werden können, hatte sie auch dafür klare Anweisungen erteilt, die die Wissenschaftler umsetzen sollten.

In diesen beiden Technologien lag der Schlüssel, damit das Imperium alsbald in den Alpha–Quadranten übertreten und dort eine dominante Stellung aufbauen konnte. Einmal in die Massenproduktion überführt, würde niemand mehr den Rihannsu dieser Epoche mehr Paroli bieten.

Doch Sela war niemand, der sich zu früh auf den Sieg verließ. Stattdessen trieb sie die Kommandokräfte in der Basis an, um möglichst schnell wieder zur Ausgangssituation zurückzukehren.

Ein flüchtiger Blick auf ihren persönlichen Chronometer. Noch achtzehn dierha… Sie musste die Zeit nutzen, um einen Erfolg möglich zu machen.

„Admiral, die Kammer wurde geöffnet.“, sagte Sublieutenant Delvoc, der vor ihr erschienen war. „Mit Doktor Niherhes Codes. Tucker konnte entkommen.“

„Ich hatte Ihnen gesagt, Niherhes Codes sollen vorsorglich gesperrt werden.“ Ungehaltenheit erklang in Selas Stimme. „Es könnte sein, dass er sie zur Kooperation nötigt. Wieso wurden meine Befehle nicht ausgeführt?“

„Bedingt durch die Detonation auf den unteren Ebenen, leidet das gesamte Automatisierungssystem unter Defekten.“, erklärte Delvoc. „Der Computer hat die Codesperrung nicht angenommen. Unsere Ingenieure arbeiten an dem Problem.“

„Gibt es mittlerweile Neuigkeiten? Wissen wir, was dort unten vorgefallen ist?“

„Die Wartungscrews haben sich soeben einen Zugang zum zerstörten Bereich gebahnt.“

„Ich höre?“

Delvocs Lippen teilten sich: „Es war der Warpkern, Admiral. Eine Unregelmäßigkeit – vermutlich eine Fluktuation – beim Feldtest.“

Einerseits vernahm sie Erleichterung, weil es sich nicht um die Tarnvorrichtung handelte, die Opfer dieses Zwischenfalls geworden war. Andererseits formierte sich in Sela zutiefste Missgunst. „Das kann unmöglich korrekt sein. Ich hatte der Arbeitsgruppe doch klare Vorgaben gemacht, wie sie den Kern stabil halten können.“

„Und sie wurden minutiös befolgt.“, bestätigte Delvoc. „Allerdings hat jemand kurz vor Beginn des Belastungstests Einstellungsveränderungen im Bereich der Kernmatrix vorgenommen. Sie führten zu einer Destabilisierung im Energiefluss.“

Das entscheidende Wort lag ihr sofort auf der Zunge: „Sabotage. Wer?“

„Die Eingaben wurden durch Doktor Niherhes Sicherheitsüberbrückung vorgenommen.“

Selas Herz fing Feuer. „Sperren Sie auf schnellstem Weg sämtliche ihrer Sicherheitscodes.“, ordnete sie mit Nachdruck in der Stimme an.

Delvoc nickte bestätigend. „Ja, Admiral. Wenn ich noch eine Anmerkung machen darf: Dank der wieder instand gesetzten Subraumphalanx erhielten wir soeben ein Kommunikee von ch’Rihan. Die Ärzte haben festgestellt, dass sich Doktor Nerus nicht auf normalem Weg die trentikanische Grippe zugezogen hat – er wurde mit ihr infiziert. Man fand Rückstände eines Präparats, das er vermutlich über die Nahrung aufgenommen hat.“

Nerus war der Mann gewesen, der eigentlich der Vollendung des neuen Warpantriebs vorstehen sollte – bis er unversehens erkrankt war. Selas Gedanken rasten.

„Wenn Niherhe also die Verräterin ist, dann ist davon auszugehen, dass sie Nerus absichtlich vergiftet hat.“, antizipierte sie. „Dadurch konnte sie in die Position des leitenden Wissenschaftlers aufsteigen und kurz vor Durchführung des Belastungstests mit ihren eigenen Codes die Kernmatrix manipulieren.“

„Da ist noch mehr: Unsere Ermittler nehmen an, dass Niherhe vorhatte, einen Kernbruch auszulösen.“

…was unweigerlich den gesamten Stützpunkt vernichtet hätte., fügte Sela in Gedanken anbei.

„Allerdings war ihr Timing schlecht.“, führte Delvoc weiter aus. „Als die Fluktuation ausgelöst wurde, befand sich der Kern noch nicht auf voller Leistung. Zudem haben die Notfallabschaltungsmechanismen Schlimmeres verhindert.“

„Sie wollen mir also sagen, Sublieutenant, wir hatten Glück im Unglück?“ Sela schob den Unterkiefer vor. „Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Mit den Gründen dieses Verrats werden Sie sich nach meiner Abreise befassen müssen. Trotzdem bin ich enttäuscht: In dieser Zeit muss es einen Notstand an Aufmerksamkeit und Tugend geben, sonst wäre eine Saboteurin in unseren Reihen nie unentdeckt geblieben.“

„Ich versichere Ihnen, es gibt keinen Notstand.“, betonte Delvoc. „Wir werden uns des Problems annehmen. Schnell und diskret.“

„Das will ich hoffen. Oberstes Ziel ist es jetzt, die Generatoren wieder in Gang zu setzen und zumindest die Schablone für die Tarnvorrichtung fertig zu stellen. Und was Tucker und Niherhe angeht… Töten Sie sie beide.“
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