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Ohne jede Spur

von Harald Latus

Kapitel 1

Roger van Dyke saß in seinem Bereitschaftsraum und ging die Informationen des Tages durch. Zahlreiche Reporte hatte die Sternenflotte bereitgestellt und leider waren in diesen Zeiten auch nach dem Dominionkrieg noch Verlustlisten an der Tagesordnung. Die vendorianische Planetenallianz war nach dem Abzug der Jem Hadar in einem Strudel des Chaos versunken. Einige Welten hatten das plötzliche Machtvakuum genutzt, um nach dem Beispiel des Dominion andere Welten in ihren Sektoren zu unterwerfen. Hier versuchte die Föderation zu vermitteln, aber auch die Schiffe der Sternenflotte wurden angegriffen, mit der Begründung, sie hätten in diesem Bereich des Alls keinerlei Befugnisse.
So versuchte die Föderation wenigstens bedrohte Siedlerwelten in diesen Sektoren zu schützen oder zu evakuieren.

Es war für Van Dyke eine leidige Pflicht zu prüfen, ob direkte Angehörige, entfernte Familienmitglieder oder Freunde darunter waren. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, direkt Betroffene selbst zu informieren, bevor die Liste in den Aushang ging. Auch er hatte in diesem Konflikt bereits einige Freunde, Sternenflottenmitglieder oder gar ganze Crews zu betrauern, die er im Laufe der Zeit kennen gelernt hatte. Um zu ersehen, ob diesmal Personen seiner Crew betroffen waren, startete er den Suchlauf im Computer und nahm sich die Detailinformationen zur Hand. Es würde sicherlich eine ganze Weile dauern, bis der Computer ein Ergebnis ausspuckte.
Der Captain der U.S.S. Aviator warf einen flüchtigen Blick auf die mehrseitigen Schilderungen und der Aufzählung der Schiffsnamen, als ihm ein regelrechter Schock in die Glieder fuhr. Er prüfte es zweimal, ob er sich verlesen hatte und stellte umgehend eine direkte Anfrage an die Sternenflotte, die allerdings das gleiche Ergebnis brachte. Mit schreckensgeweiteten Augen und großer Traurigkeit las er die wenigen Informationen zum Hergang.

Die U.S.S. Alexandria und drei Begleitschiffe stießen auf eine Gruppe von vendorianischen Jägern, von der sie sofort angegriffen wurden. Es war ein harter Kampf der unentschieden verlief bis ein vendorianischer Angriffskreuzer unter Warp fiel und die Schiffe der Föderation sofort angriff. Die letzte Meldung der Alexandria war eine Sprachnachricht des Captains Jan Erik Wikland die nur unvollständig erhalten war, möglicherweise durch Funkblockade. „…ein Angriff auf den vendorianischen Kreuzer scheint aussichtslos, aber unsere Chefingenieurin hat gemeinsam mit dem taktischen Offizier als letzte Maßnahme einen Angriffsplan entwickelt, der auch unsere Flucht sicherstellen soll, ob dies funktioniert, muss sich…“, damit brach der Kontakt ab und die Aufzeichnung endete. Die große Ernüchterung folgte aber erst als er den Auftrag erfuhr. Diese vier Schiffe sollten eine Siedlung evakuieren in einem Gebiet, dass inzwischen nah an der Frontlinie lag. Die Zahl der aufgenommenen Siedler betrug alleine 12.500 Seelen. Dazu kamen noch die Schiffsbesatzungen, was insgesamt fast 15.000 Opfer bedeutete.

Im Anschluss daran waren Informationen aufgelistet, die ein Wissenschaftsschiff nach dem Vorfall in diesem System gesammelt hatte. Alles sah nach einem Warpkernbruch aus und jeder wusste, dass ein solcher nichts übriglassen würde, was größer wie ein Molekül war. Die U.S.S. Alexandria sowie ihre Begleitschiffe waren sicherlich der Explosion eines solchen Warpkernbruchs zum Opfer gefallen.
Roger van Dyke war geschockt. Er stand auf, trat ans Fenster und blickte in die tiefe Schwärze, mitten hinein ins kalte und unerbittliche All, das kein Ort war in dem man schutzlos Überleben konnte.
Seine ehemalige Crew war in den Wirren des Krieges verloren gegangen und er fragte sich, ob er, wäre er noch auf diesem Schiff gewesen, etwas daran hätte ändern können.
Missmutig wandte er sich wieder um und erledigte noch für einen Moment seine täglichen Pflichten, doch schon nach Minuten hielt er es nicht mehr aus.

Mit gesenktem Kopf und tiefer Trauer betrat der Captain die Brücke und wies den ersten Offizier an, der sofort aufgestanden war, weiter die Aufsicht zu behalten.
„Tomcat, Ich bin für eine Weile in meinem Quartier“, sagte er zu Thomas Catterfield, der in diesem Moment genau wusste, wie es um den Captain stand. In der ganzen Zeit, in der er auf diesem Schiff war, hatte der Captain nie seinen Spitznamen als öffentliche Anrede im Dienst verwendet.


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