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Ohne jede Spur

von Harald Latus

Kapitel 3

Am Nachmittag meldete sich Admiral Wilbur Jameson wie angekündigt bei Roger van Dyke, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Der Captain ließ den Ruf in seinen Raum legen, damit er sich ungestört mit dem Admiral unterhalten konnte. Außerdem wollte er ihm einen Vorschlag unterbreiten.
Nach dem sich die Türen hinter van Dyke geschlossen hatten, legte er die Unterhaltung auf den großen Bildschirm.
Admiral Jameson und sein Kollege Admiral Wellington, ein alter Freund Wiklands, saßen auf einem Sofa und blickten in die Kamera.
„Hallo Captain van Dyke, ich grüße Sie. Wie geht es Ihnen heute, haben Sie den ersten Schock ein wenig verdauen können?“, wollte der Stationsleiter wissen und setzte dabei eine besorgte Mine auf. Ihm war klar, dass das dem Captain sehr naheging. Immerhin hatte er lange Jahre auf der Alexandria gedient und viele enge Bande mit der Crew geknüpft. Es war schwerer zu verdauen als der Verlust eines einzelnen Angehörigen, auch wenn man das in einer solchen Situation nicht vergleichen konnte.
„Danke Admiral, ich versuche meinen Dienst zu machen, aber es fällt heute umso schwerer, wenn man die unruhige Nacht noch mitberücksichtigt.“
Carter Wellington nickte, „Das kann ich gut nachvollziehen Captain. Lassen Sie mich noch einmal mein Beileid zum Ausdruck bringen, Sie wissen Jan Erik war ein guter Freund von mir, der mir in einer wichtigen Situation einmal geholfen hat, deshalb kann ich Ihren Schmerz für die Crew der Alexandria ganz besonders nachvollziehen.“
Roger wusste, dass diese Äußerung ehrlich gemeint war. Jan Erik und Carter verband ein stärkeres Band, und wie es dazu gekommen war, hatte Wikland einmal in einer ruhigen Minute erzählt. Es war ein Joker für ihn, den er zu gegebener Zeit ausspielen würde, soviel war sicher. Doch jetzt musste er versuchen Admiral Jameson davon zu überzeugen, eine für sich wichtige Entscheidung zu akzeptieren.
„Admiral, ich habe mir die Ergebnisse der U.S.S. Valentine angesehen und auch alle verfügbaren Informationen der Flotte zu dem Unglück geprüft. Es ist ein klarer und untermauerter Fakt, dass von der Alexandria keine Trümmer gefunden wurden, aber das bedeutet nicht, dass sie zerstört wurde. Ich kenne Captain Wikland und auch ich war schon oft mit dieser Crew in ausweglosen Situationen, die wir dennoch gemeistert haben. Ich bin der Ansicht, dass die Alexandria womöglich verschollen ist, aber sie ist gewiss nicht zerstört.“
Admiral Jameson wechselte mit Carter Wellington einen leidvollen Blick, bevor er sich umdrehte und wieder in die Kamera sah. Er wechselte auf eine mehr persönliche Ebene, mit der er den Captain nun ansprach:
„Roger, ich bedaure alle die nun mit dieser harten Realität klar kommen müssen, das schließt Sie mit ein. Aber auch Carter und ich hatten eine sehr enge Bindung zu Jan Erik. Es ist vorbei, Sie müssen damit Abschließen!“
Doch Captain van Dyke wollte nicht nachgeben. „Ich weigere mich diese Realität zu akzeptieren!“
Mit dieser Aussage hatten die beiden Admirals allerdings nicht gerechnet, denn sie hielten Captain van Dyke für einen Mann, der sich dieser Lebenswahrheit nicht verweigerte.
„Roger, bei allem Respekt für Ihren Verlust, Sie müssen doch die Faktenlage anerkennen“, begann Wilbur Jameson einen letzten Überzeugungsversuch „Die Valentine hat klar ermittelt, dass zwischen der letzten Kommunikation und dem Warpkernbruch nur 35 Sekunden lagen. Ein Warpsprung stand für die angeschlagenen Schiffe wohl nicht als Option offen. Es wurden keine Energiesignaturen, keine Antriebsspuren gefunden, die es möglich gemacht hätten in irgendeiner Weise der Katastrophe zu entgehen.“
Doch der Captain wollte sich auch dadurch nicht geschlagen geben.
„Der Warpkernbruch könnte einen Riss im Raum geöffnet haben, eine Parallelwelt, möglicherweise auch das Spiegeluniversum, keiner weiß wohin sie entkommen sein könnten, aber wir können doch die Möglichkeit nicht einfach ausschließen. Die Alexandria kann möglicherweise mehr, als Sie aus ihren Berichten erfahren haben“, versuchte Roger einen sanften Hinweis auf die besonderen Möglichkeiten von Schiff und Crew zu geben, ohne einen konkreten Hinweis zu liefern.
„Captain, müssen wir nun darüber diskutieren was zuerst da war, die Henne oder das Ei? Sie wissen ganz genau ein Riss entsteht NACH dem Warpkernbruch, das sind, wenn überhaupt tausendstel Sekunden, eher entsteht er später. Zu diesem Zeitpunkt wäre von den Schiffen nichts mehr übriggeblieben, das einen solchen Spalt hätte durchqueren können.“ Doch der Captain argumentierte erneut und ließ dabei die Logik ein wenig außer Acht, was den Admiral nur noch mehr gegen ihn aufbrachte. Mit einem umschwenken auf die dienstliche Note wollte Admiral Jameson nun sicherstellen, dass dieses Thema ein für alle Mal erledigt war. Dafür stand er auf und straffte sich, womit Captain van Dyke schon sehen konnte, dass es nun ernst wurde.
„Ich weiß worauf das hinausläuft Captain. Wenn das so ist, dann bleibt mir zum Schutz des Schiffes tatsächlich nur die Möglichkeit Ihnen das Kommando zu entziehen. Ist es das, was Sie wirklich wollen Captain? Das kann nicht ihr Ernst sein, egal wie stark die Trauer in Ihnen sein mag. Ich sage das jetzt nur einmal und entweder Sie akzeptieren dies nun, oder Ihre Karriere endet hier und jetzt.
Captain, ich erteile Ihnen hiermit unter Zeugen die klare und direkte Weisung Ihre Position zu halten und die Ihnen gestellten Aufgaben zügig zu erfüllen. Ich erwarte alle sechs Stunden eine Meldung der Aviator unter gleichzeitiger Angabe Ihrer unveränderten Position. Sie werden dieses sichere Raumgebiet nicht verlassen. Wir können es uns nicht leisten weitere Schiffe in diesem Gebiet zu verlieren, in dem die Alexandria mit ihren Begleitschiffen verloren ging. Haben Sie das verstanden Captain?“
Das war eindeutig und Roger wusste, dass er auf diesem Wege keine Chance mehr hatte weiterzukommen, aber es gab ja noch weitere Alternativen. Er würde nun einfach auf Plan B ausweichen.
„Ja Sir, Sie haben sich klar ausgedrückt. Wir werden unsere Aufgabe erfüllen und Sie erhalten alle sechs Stunden von dieser Position einen Bericht über die Fortschritte der Aufgabenstellungen.“
Mit einer strengen Mine untermauerte Admiral Jameson seinen Willen. Was er allerdings dabei nicht sehen konnte war das leichte süffisante Grinsen auf Carter Wellingtons Lippen, der schon ahnte, was da kommen würde. Zu gut kannte er die Qualitäten von Roger van Dyke und er wusste bereits in diesem Moment, dass Roger in dieser Sache noch nicht sein letztes Wort gesprochen hatte.
„In Ordnung Captain, warum nicht gleich so. Ich freue mich auf Ihre Fortschrittsberichte, Jameson Ende!“
Damit erlosch die Bildschirmkommunikation und Roger ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. Er hatte eigentlich gehofft diese Option nicht wahrnehmen zu müssen, aber nun hatte er keine andere Wahl. Er musste seinen Alternativplan umsetzen, wenn er an diesem Konzept festhalten wollte. Allerdings musste er dafür einige Dateien aus seinem geschützten Speicherbereich holen und diese so zusammenstellen, dass sie umsetzbar waren.

* * *

„Commander Catterfield, bitte kommen Sie umgehend in meinen Raum, es gibt etwas Wichtiges zu besprechen“, kam es aus der Audioanlage auf der Brücke und sofort stand der erste Offizier auf, nicht ohne Commander Selaine ein Zeichen zu geben, dass Sie übernehmen sollte.
Nachdem der Commander durch die Tür trat, stand der Captain auf und kam zu ihm.
„Commander, ich habe die feste Absicht gegen die Befehle unseres weisungsbefugten Admirals zu verstoßen. Ich lasse Ihnen die Wahl, Sie müssen dies nicht mittragen und können damit Ihre Karriere ungestört fortsetzen. Sie können mich allerdings auch unterstützen und damit möglicherweise bis zu 15.000 Personen das Leben retten. Es ist Ihre Entscheidung. Ich werde Ihnen jedoch nicht die Gelegenheit geben, im Falle einer Ablehnung den Admiral über meinen Ungehorsam zu informieren.“
Thomas Catterfield brauchte keine Sekunde zu überlegen. Diesem Mann vertraute er sein Leben an und dies hatte er inzwischen mehr als einmal gerettet und damit selbstverständlich auch das seiner Partnerin und das seiner Tochter.

„Captain, ich bin mir sicher, dass ich auch im Namen unserer Crew sprechen darf: Wir gehen dahin, wo Sie es für richtig halten, was interessieren uns Befehle, die von Personen ausgegeben werden, die diese Situation hier draußen weder zu würdigen wissen, noch eine Ahnung davon haben, welchen Herausforderungen wir uns im All wirklich stellen müssen.
Sagen Sie mir was ich tun soll und was wir dafür brauchen, ich werde es organisieren.“
Roger atmete erleichtert auf. „Ich hatte gehofft, dass Sie sich für diesen Weg entscheiden.
In diesen Unterlagen finden Sie alles was wir für den Anfang brauchen. Adaptieren Sie es für unser Schiff und fügen Sie ein Modul für Subraumkommunikation sowie eine Kopie unseres Transponders hinzu. Ich möchte, dass es heute Abend einsatzbereit ist.
Thomas Catterfield schaute auf das Padd und war sehr überrascht, dann jedoch zeichnete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht ab. „Das wird mir einen Heidenspaß bereiten Captain, so etwas können Sie gerne öfter machen. Ich werde es sofort umsetzen.“
Damit drehte er sich um und verließ den Bereitschaftsraum.
Für Captain van Dyke wurde es nun Zeit erste Vorkehrungen zu treffen, denn auch er wusste, dass ein einsames Schiff mit Sicherheit eine leichte Beute der vedorianischen Flotte werden konnte. Außerdem benötigte er nebenbei auch viel mehr Energie, als die Systeme seines Schiffes bereitstellen konnten.
Auf einem Zettel hatte er mit einem Stift notiert, wen er kontaktieren wollte. Er war gespannt, ob er jemanden finden konnte, der mithelfen und dieses Wagnis eingehen würde.
Den Aufbau eines Subraumkanals überließ er nicht seinem Kommunikationsoffizier, sondern stellte selbst die gewünschte Verbindung her.
Die Frau, deren Bild er auf dem Display sah, setzte ein fröhliches Gesicht auf.
„Hallo Captain van Dyke, schön von Ihnen zu hören“, sagte Jacqueline Jones, ihres Zeichens Captain der Alphaone. „Möglicherweise ist es schön mich zu sehen, das kann ich nicht beurteilen, der Grund meines Anrufes ist es jedoch nicht. Wie Sie vielleicht aus der Verlustliste von gestern erfahren haben, ist die Alexandria darin genannt und die Umstände, unter denen es passiert ist, sind weiß Gott nicht ideal. Aber ich habe so ein unbestimmtes Gefühl, dass dieses Schiff noch nicht verloren ist, wer auch immer mir das einreden will. Ich könnte mir vorstellen, dass die Chefingenieurin auch in der Kürze der Zeit einen Weg gefunden haben könnte, das Schiff durch einen selbst erzeugten Raumspalt oder ähnliches Symptom in eine andere Realität zu retten. Jaqueline Jefferson würde nie aufgeben, nicht bevor alle anderen Optionen scheitern.“

„Captain, ich kenne das Schiff und vor allem schätze ich J.J. als Freund und als einer der wenigen, die die Wahrheit über den Commander kennen, muss ich Ihnen zustimmen. Ich durfte es einmal direkt miterleben als Ihr Schiff von einem Kaskadenfeedback getroffen wurde. Ja, ich halte es für möglich, dass Sie eine gangbare Lösung gefunden hat. Wenn ich helfen kann würde ich mich sofort auf den Weg machen. Allerdings steht dem mein Auftrag im Weg. Bei aller Liebe und dem Wunsch zu helfen, müsste mich die Flotte von meinem derzeitigen Auftrag für kurze Zeit befreien. Für Beileidsbekundungen halte ich es aber wie Sie auch noch für verfrüht.“, erklärte Jacqueline Jones.

„Ich regele das, einstweilen schicke ich Ihnen schon einmal die Koordinaten, an denen wir uns treffen, diese liegen nicht weit vom Unglücksort entfernt. Ich versuche noch weitere Mitstreiter zu finden und hoffe, dass ich uns alle für einige Zeit loseisen kann. Vielen Dank für Ihr Angebot. Van Dyke, Ende.“
Roger nahm sich den Nächsten auf der Liste vor und nach einer halben Stunde hatte er eine kleine Flotte zusammen, zu der neben der Scimitar und der Avatar auch die Atlantis zählte.
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