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New Order - 2387 - Defining Moment

von Julian Wangler

02 - Das Gute

Vorwort



Man sollte eine Person nicht als das sehen, wer sie gerade ist oder was sie getan hat, sondern so, wie sie sein kann. Man sollte ihre Potenziale erkennen, und wenn man ihr diese Potenziale zugesteht, sie erhellt, bestärkt und an sie glaubt, dann bringt man das Beste in dieser Person zur Entfaltung. Früher oder später wird es geschehen. Es ist wie eine Prophezeiung, die sich durch den gemeinsamen Glauben an das Gute, das jedem von uns inne wohnt, selbst erfüllen soll.

Das ist eine alte Weisheit. Sie stammt von den Hebetianern, der alten cardassianischen Hochkultur, die vor vielen Jahrhunderten existierte. Ich habe diese Worte in meiner Zeit auf Cardassia Prime gelernt. Neun Monate habe ich dort gelebt und als Entwicklungshelferin gearbeitet, und ich habe während meiner Reisen über verschiedene Kontinente, durch die Städte und das Land eine Menge gesehen. Eine Menge, das nicht zum Bild passen will, das ich bei meiner Ankunft von dieser Welt hatte. Von seinen Bewohnern. Von dem, was sie sind und vor allem von dem, was sie sein können.

Die cardassianische Geschichte mag dunkel sein, voller Tragik und Entbehrungen, verhängnisvollem Autoritarismus und Obrigkeitsgläubigkeit und schrecklicher Taten, und doch sind mir auf meinen Reisen gutherzige Leute begegnet, mitfühlend, aufopferungsvoll, friedlich und auf Harmonie bedacht. Ich habe ein Volk gesehen, das so viel besser sein kann als die Gräuel, die ihm zugeschrieben werden. Es sind Frauen und Männer, die nie wirklich die Gelegenheit erhielten, für sich selbst zu entscheiden, ihren eigenen Weg zu gehen, sich selbst zu finden. Ständig hat ihnen jemand gesagt, was sie zu tun, zu lassen, zu denken haben. Ihre Potenziale wurden nicht gesehen, ihnen nicht zugebilligt und das Gute in ihnen kam in der cardassianischen Gesellschaft nicht zur Blüte.

Nun, nach dem verlustreichen und bitteren Dominion-Krieg und den vielen historischen Verirrungen, hat Cardassia eine neue Chance erhalten, das Aufoktroyierte und Fremdbestimmte abzuwerfen und zu sich selbst zu finden. Doch viel zu wenige räumen ihm diese Chance ohne Voreingenommenheit ein. Selbst unsereins, die Föderation, ist skeptisch, und vermutlich haben wir unsere Gründe. Denn wer keine Änderungen zulassen will, findet immer Gründe, und der, der veränderungsbereit ist, findet Wege.

Mit diesem Bericht möchte ich dazu beitragen, dass wir Wege finden – Wege, alte Vorurteile und Ängste zu verlassen und zu neuen Ufern aufbrechen, indem wir einen anderen, unverstellten Blick auf das cardassianische Volk und in seine Seele werfen. Ich möchte Sie mitnehmen auf eine Reise durch eine Welt, die nicht das ist, was ich erwartet habe. Ausgerechnet hier habe ich gelernt, dass wir alle anders und besser sein können als wir sind, dass wir über und hinauswachsen und die Schatten, die uns anhaften, loswerden können, wenn wir uns nur der Freiheit und den Möglichkeiten des Lebens zuwenden – und vor allem: unseren Mitmenschen. Mit einer Blume kann man beginnen, eine Landschaft zu verändern, sagte einmal jemand Großes. Diese Veränderung beginnt mit einer neuen Sicht auf die Welt.

Nun da ich zurück bin und dieses Buch schreibe, stelle ich fest, dass ich – obwohl ich so viel Probleme und Leid auf Cardassia gesehen habe – mehr denn je an das Gute glauben möchte. An das Gute in Personen, in Völkern, im Universum, das so voller Wunder und Geschichten ist. Ich möchte mich daran wärmen, dass trotz allem Schrecklichen, was passiert, das Gute eine unverbrüchliche und beständige Größe ist, wonach wir immer streben können, wenn wir es nur zulassen. Gut zu sein, es bedeutet, unseren alten Feinden zu verzeihen, sie zu verstehen, ihnen die Hand der Hilfsbereitschaft zu reichen und sie zu unseren Freunden zu machen.

Und wenn nicht wir Föderationsbürger an das Gute in der Welt glauben und uns davon leiten lassen, wer sollte es dann tun?


- Meevia Garmon, im Erdenjahr 2379
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