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Das erste Kommando

von Harald Latus, Kontikinx1404

Kapitel 2

Admiral Meyers, Leiter der Entwicklungsabteilung auf der Utopia Planitia Flottenwerft, kam gut gelaunt und mit vollem Magen aus der Mittagspause zurück in sein Büro. Der Schweinebraten hatte ihm mal wieder besonders gut geschmeckt. Sein Bauchumfang deutete darauf hin, dass dies nicht der erste Schweinebraten war. Sein Arzt riet ihm zwar zu leichterer Kost, jedoch konnte er sich damit nicht anfreunden. Und in seinem Job war körperliche Fitness zweitrangig, da kam es darauf an, etwas im Kopf zu haben und der brauchte schließlich jede Menge Energie. Er hatte, wie üblich, die Bedenken seines Arztes fröhlich zur Seite geschoben. Außerdem hatte er auch allen Grund bester Laune zu sein, schließlich war die Alphaone so gut wie fertig.
Das erste Raumschiff seit Jahrzehnten, das mit einem experimentellen Transwarpantrieb ausgestattet war, wurde in seiner Abteilung entworfen und gebaut. In wenigen Tagen könnte das Raumschiff bemannt und von einem fähigen Kommandanten übernommen werden. All das war das Ergebnis jahrelanger Arbeit.
Die Berichte, die ihm Captain Jones heute früh übermittelt hatte, bestärkten ihn nur in der Ansicht wie wichtig es war, die richtigen Leute in der Abteilung zu haben. Hier war es ihm, durch seine vielen Kontakte, über die Jahre gelungen, gute Leute aus allen Teilen der Föderation in sein Team zu holen und auch zu halten.
Einfach indem er ihre Fähigkeiten erkannte, förderte und seine Leute auch gerecht und individuell entlohnte. Captain Jones war nicht nur eine Projektleiterin, wie jeder andere Projektleiter in seinem Team, sie führte noch selbst die mehrtägigen Testflüge durch, für die
sich ihre Kollegen oft zu schade waren. Außerdem verfügte sie über die Fähigkeit, sich schnell in Dinge einzuarbeiten und sie ergriff schnell die Initiative, um Dinge zu verändern.
Für seinen Geschmack manchmal etwas zu schnell. So war es schon vorgekommen, dass ihn die Ereignisse überholten, obwohl er glaubte auf dem Laufenden zu sein, besonders wenn Captain Jones das Projekt leitete. Trotzdem konnte sich der Admiral glücklich schätzen, jemanden in seinem Team zu haben, der so engagiert bei der Sache war.
Er betrat gerade das Vorzimmer seines üppigen Büros als ihn seine Sekretärin ansprach: „Sir, Vize Admiral Franklin hatte in der Mittagspause versucht, Sie zu erreichen. Sie sollen sich dringend bei ihm melden.“ Admiral Meyers nahm das mit einem Nicken zur Kenntnis bevor er fragte: „Sonst noch jemand?“
„Nein, Sir“, antwortete die gut aussehende Trill-Frau.
Admiral Meyers Büro war ein großer und mondän eingerichteter Raum in dem ein paar erlesene Kunstgegenstände aus der Föderation zu sehen waren. Vize Admiral Peter Franklin war Chef der Einsatzleitung und gleichzeitig auch Sektorenkommandant von Sektor 74. Wenn er sich meldete hatte das einen guten Grund, aber manchmal zog so ein Anruf auch Probleme mit sich.

Peter Franklin war an diesem Tag ungeduldig und so kam seine nächste Meldung bereits in dem Moment, als sich Meyers an seinen Schreibtisch gesetzt hatte.
Das Interkom gab ein Signal von sich und die Adjutantin informierte den Admiral darüber, dass Vize Admiral Franklin erneut in der Leitung war.
„In Ordnung, das muss ja extrem wichtig sein, stellen Sie ihn durch“, wies er seine Untergebene an und keine Sekunde später erhellte sich der Sichtschirm in Walter Meyers Büro. Am anderen Ende saß ein Mann, der die Stirn in enge Sorgenfalten gelegt hatte und auf einige seiner Unterlagen starrte.
„Wie kann ich helfen Admiral“, fragte Meyers, der auf seinen Bildschirm sah und irgendwie im Gefühl hatte, dass das, was nun kommen sollte, nicht seine Zustimmung fand. Aber er wollte keine Vorverurteilung abgeben, deshalb hielt er die Frage offen.
Franklin schaute auf und Admiral Meyers konnte den resignierten Blick seines Gegenübers erkennen.
„Wir hatten uns große Mühe gegeben einen Kommandanten für die Alphaone zu finden und waren froh, dass Captain Bekeshi, ein Bolianer, der an der Sternenflotte die technische Akademie leitet, sich dazu bereit erklärt hat, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich habe ihm die entsprechenden Unterlagen zukommen lassen und nun hat er mich wissen lassen, dass er an seiner Position doch überraschend unabkömmlich ist. Ein fähiger Ersatz ist sicherlich schwer zu finden.“

Admiral Walter Meyers hatte Bedenken, dass kein fähiger Kommandant zur Verfügung stand, der dieses experimentelle Schiff übernehmen würde, dabei war es ihm so ungeheuer wichtig, dass die Alphaone nun auch wirklich in Dienst gestellt werden konnte. Er dachte mit Schrecken daran, dass Captain Styles damals mit der NX-2000 kaum aus dem Raumdock herausgekommen war, als er das ehrgeizige Projekt der Excelsior mit dem ersten experimentellen Transwarpantrieb übernommen hatte. Wahrscheinlich mied seither jeder Captain eine solche Technik wie der Teufel das Weihwasser, weil keiner der Ansicht war, dass diese jemals erfolgreich umzusetzen war.
Das Transwarpprojekt war damals eingestellt worden, weil die Technik nicht ausgereift war. Damit war es aus dem öffentlichen Interesse verschwunden.
Anfang des 24. Jahrhunderts wurde es wiederbelebt und die theoretische Arbeit daran wurde mit niedriger Priorität wieder aufgenommen. Anfangs wenig erfolgversprechend, mit aufwendigen Computersimulationen, später mit mehr Aussicht auf Erfolg fortgesetzt. Das Projekt blieb jedoch außerhalb des öffentlichen Interesses, so dass selbst heute nur wenige davon wussten.
Die theoretischen Arbeiten waren inzwischen soweit fortgeschritten, das ein real existierender Transwarpantrieb zu Testzwecken erforderlich wurde. Nur zögernd bewilligte man den Bau der Alphaone. Die Vorbehalte, was die Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit des neuen Antriebs betrafen, waren geblieben.

Franklin, der die Bewerberakten vorliegen hatte, zog seinen letzten Trumpf aus dem Ärmel.
„Ich sehe aber eigentlich schon noch eine Möglichkeit, wie man dieses Desaster umgehen kann. Ich übertrage Ihnen hier mal einen Bewerber, der prädestiniert wäre für diese Aufgabe, auch wenn ihm hier noch Kommandoerfahrung fehlt.“
Admiral Meyers sah auf dem Bildschirm das Eingehen eines Anhangs und öffnete die Akte.
Er konnte kaum glauben, was er da las, obwohl es ihm eigentlich klar war. Einer seiner Mitarbeiter hatte sich für ein Kommando beworben und ihm war klar, dass dieser Offizier am besten für dieses Aufgabe geeignet war, auch wenn Meyers gerade auf diese Person nicht verzichten konnte.
„Tut mir leid Peter, aber das geht auf gar keinen Fall, hier würde die gesamte Entwicklung zum Erliegen kommen wenn du mir diesen Offizier abziehen würdest.“, versuchte Admiral Meyers seinen Kollegen auf der persönlichen Schiene zu erreichen.
Vize Admiral Franklin relativierte seine Auswahl. „Walter, das ist natürlich nur eine der möglichen Varianten, aber du warst es, der sich Sorgen machte, dass sein Projekt keinen Captain finden würde“, erklärte sein Gegenüber.
„Das heißt aber nicht, dass du in meiner Abteilung nach freiem Gusto herumwildern kannst. Du kannst jeden nehmen, aber diesen Offizier bitte nicht!“
„Ich kann dir versichern, dass ich deine Wünsche respektieren werde, aber letztendlich muss ich die beste Option wählen, die sich mir bietet. Wenn es sich vermeiden lässt, komme ich deinem Wunsch gerne nach“, erklärte Admiral Franklin, wobei sich Meyers langsam wieder entspannte.
„Sei doch so gut und sende mir mal die Profile der restlichen Bewerber. Wenn wir schon
dabei sind, kann ich sicherlich auch beratend zur Seite stehen, wenn dir das hilft“, bemerkte Walter Meyers.
„Keine schlechte Idee, vielleicht schließt du dich ja meiner Meinung an.“, schlug Admiral Franklin lächelnd vor.
„Eher schmelzen alle Gletscher auf Andoria, bevor das passiert“, entgegnete Meyers mit einem breiten Grinsen.

Admiral Meyers saß an seinem Tisch und begutachtete die Bewerber für die Alphaone.
Allerdings war er wenig begeistert von den Kandidaten. Ein Pakled, dem Admiral Meyers nach dem Vorfall auf der Enterprise schon mal grundsätzlich misstraute, ein Tellarit der zwar als eines der Gründungsvölker seit dem Anbeginn der Föderation zur Sternenflotte zählte. Aber auch dieser hatte durch seine unüblichen Umgangsformen und Streitlust kaum eine Chance, das Kommando zu erhalten.
Noch weitere Bewerber wanderten über den Bildschirm des Admirals, bei einem Bolianer stoppte er. Captain Ithor hoffte auf ein neues Kommando, er war bislang der Captain der U.S.S. Calypso und hatte eigentlich einen sauberen Lebenslauf. Aber er erinnerte sich an einen Bericht, den er zum Vorfall des Shuttleverlusts gelesen hatte, und in dem Jacqueline Jones berichtet hatte, dass es nur dem ersten Offizier Jan Erik Wikland zu verdanken war, dass sie und ihr Partner gerettet wurden. Der Captain hatte damals wohl wenig Interesse daran gehabt dem Signal der Rettungskapsel nachzugehen.
Wenn er Vize Admiral Franklins Vorschlag nicht einsetzen wollte, dann blieb ihm wohl nur die Wahl zwischen Pest, Cholera und Ebola, wenn er es so sehen wollte. Keine dieser Varianten begeisterte ihn, dennoch setzte er einen Haken bei dem Bewerber, der diese Aufgabe noch am besten bewältigen konnte. Mit einem Druck auf seinem Display versendete er seine Empfehlung und erhielt nur wenige Sekunden darauf die Bestätigung von Vize Admiral Franklin. Mit einem Seufzen schaltete er das Display ab, in der Hoffnung, dass er sein Schiff planmäßig in Dienst stellen konnte.
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