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Ein unentdeckter Feind

von Harald Latus

Kapitel 1

Captain Roger van Dyke materialisierte in Transporterraum 3 der ALEXANDRIA. Einem Ort, an dem er in früheren Jahren oft zu Außenmissionen aufgebrochen war. Nachdem das blaue Flimmern verflogen war, sah er Captain Wikland der mit gelöster Miene vor ihm stand. Dieser ging auf Roger zu und streckte ihm die Hand entgegen.
„Ich freue mich, dass gerade Sie es sind!“, erklärte Wikland, was ihn durchaus erleichterte, aber auch einen kleinen Gimmick für Captain van Dyke bedeutete. Denn genau dies hatte der Fürst von Monaco immer zum Sieger des Formel-1 Grand Prix gesagt, der in Monaco das Rennen gewonnen hatte. Ein Zeichen dafür, dass Wikland über die Hobbys und Vorlieben seines ehemaligen ersten Offiziers immer noch gut Bescheid wusste.
„Kommen Sie, es gibt viel zu erzählen“, lud Wikland Captain van Dyke ein und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Konferenzraum neben der Brücke.
Fast alle Crewmitglieder, die den beiden begegneten, grüßten Roger van Dyke freundlich. Sie hatten ihn auch nach Jahren noch gut in Erinnerung und respektierten ihn. Der Weg war nicht allzu lang und Roger fand sich auf seinem alten Schiff immer noch blind zurecht.

Nachdem die beiden durch den Seiteneingang in den Konferenzraum gelangt waren, nahm Wikland seinen gewohnten Platz am Kopfende ein und Roger setzte sich wie üblich an seine rechte Seite. Es war fast so wie früher, mit dem Unterschied, dass inzwischen beide den gleichen Rang hatten.
Alisha, ebenfalls eine Bolianerin, hatte für den Captain alle notwendigen Informationen zusammengestellt und Wikland begann damit ein Schaubild auf den Wandschirm zu legen, welches den Sektor mit den beiden Parteien zeigte.
Doch Roger van Dyke sah den Captain nur lächelnd an.
„Glaubst Du, dass wir das brauchen, Jan Erik?“ Der Captain der ALEXANDRIA musste grinsen und lehnte sich dann in den Stuhl zurück. Natürlich konnte er sich noch an die alten Zeiten erinnern. Roger van Dyke war niemals unvorbereitet in eine Besprechung gegangen und hatte meist noch mehr relevante Fakten zusammengetragen, als man auf normalem Wege abfragen konnte. Sicher würde er ihn auch heute wieder überraschen. Erneut bedauerte er, dass er mit ihm einen der fähigsten ersten Offiziere verloren hatte.

„Irgend etwas Neues, was ich wissen müsste?“, fragte Wikland amüsiert.
„Wahrscheinlich nicht“, gab Roger zurück, „aber die Tatsache, dass wir beide für diese Mission ausgewählt wurden, war wohl Berechnung. Ich hatte fast damit gerechnet, dass die USS Scimitar und die NX Avatar noch dabei sein würden. Aber vielleicht hat das Admiral Wellington noch in der Hinterhand, würde mich nicht überraschen.“, erklärte Roger.
„Sicher haben die mit berücksichtigt, dass wir einige der besten Fighter haben und damit eine Eskalation verhindern könnten. Aber man weiß ja nie. Die Truppen stehen sich zwar nicht direkt gegenüber, aber wir sollten sie beide gleichzeitig empfangen, um hier nicht den Verdacht einer Benachteiligung aufkommen zu lassen.“, schlug Wikland vor.
„Müssen wir Streichhölzer ziehen oder meinst Du es geht auch so?“, wollte van Dyke wissen und Wikland musste bei dieser Aussage spontan lachen. Sein ehemaliger erster Offizier verstand es immer noch einen guten Scherz zu machen und die Situation aufzulockern.

„Welche Taktik würdest Du vorschlagen Jan Erik?“, fragte van Dyke und Wikland beugte sich etwas vor. Er stellte den linken Ellbogen auf den Tisch und ließ dann sein Kinn in die offene Hand sinken. Seine harten Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. Diesem Mann konnte er bedingungslos vertrauen und er verstand die Sprache die der Captain gerne wählte.
„Es ist wohl nicht schwer zu erraten, dass beide Völker wenig bis gar kein Verständnis für den jeweils anderen aufbringen werden. Dennoch erachte ich es als wichtig, dass wir beide gleichzeitig zusammenbringen. Am besten auf neutralem Boden, dafür schlage ich die ALEXANDRIA vor. Wir sollten versuchen, beide in einen Dialog zu bringen, damit sie sich wieder einander annähern. Wenn ich das richtig beurteile, dann hat der jeweils Andere das was am meisten gebraucht wird. Das sind bei den Sineki die wirtschaftlichen Güter und Maschinen, bei den Kelvanern eher biologische Güter, da deren Planet karg und wenig geeignet für Agrarkulturen und Viehzucht ist.“
Captain van Dyke warf ein gewichtiges Argument in die Diskussion mit ein: „Die Ablehnung der beiden Völker ist ursprünglich einmal durch einen Handelskonflikt entstanden, aber das war vor vielen Jahren. Mittlerweile haben sich beide Völker für den jeweils anderen zum Feindbild entwickelt. Es wird schwer sein dieses Problem zu lösen.“

Wikland nickte. Ihm war klar, dass dies eine Herkulesaufgabe bedeutete, die schwer zu lösen war. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass er vor einer solchen Herausforderung stand. Es wäre aber auch nicht das erste Mal, wenn er diese Aufgabe nicht lösen könnte. Leider gab es immer wieder starke Ablehnungen, die eine Einigung in bestimmten Fällen verhinderten oder sogar im Nachhinein zunichte machten.
„Wir werden ungefähr vierundzwanzig Stunden brauchen, um das Gebiet zu erreichen. Genug Zeit, um noch etwas über die Völker herauszufinden und uns hoffentlich eine gute Strategie zurechtzulegen.“, antwortete Roger van Dyke, „und jetzt werde ich erst noch mal ins Lookout gehen und einen Drink nehmen, allein der alten Zeiten wegen. Komm mit, ich gebe einen aus!“, erklärte Roger van Dyke und stand auf. Captain Wikland erhob sich ebenfalls und schloss sich ihm an.

* * *



Nachdem Captain van Dyke wieder auf sein Schiff zurückgekehrt war, hatte er sich in seinen Bereitschaftsraum zurückgezogen. Die U.S.S. AVIATOR flog gemeinsam mit der U.S.S. ALEXANDRIA dem Einsatzort entgegen und er wollte noch ein wenig von seinen alltäglichen Pflichten erfüllen, die er heute Morgen nach dem Ruf von Admiral Wellington verschoben hatte.
Ein Stapel von zwölf Padd‘s wartete auf die Erledigung und Roger wusste was er darin finden würde. Den Bericht seines Chefingenieurs Mr. Wulfington, die Angaben zur Bereitschaft der Shuttles und Fighter seines Landedeckoffiziers, den Bericht seines Wissenschaftsoffiziers Selaine und weitere Statusangaben aus dem ganzen Schiff. Die Berichte waren nicht immer streng nach den Vorgaben der Sternenflotte verfasst, das machte es den Offizieren deutlich leichter neben Fakten auch Vermutungen, Änderungen und Empfehlungen auszusprechen. Seine Leute waren gemessen an der Leistung anderer Sternenflottenoffiziere seiner Meinung nach deutlich besser. Vielleicht lag es auch an seinem Führungsstil. In den letzten fünf Jahren hatte nicht ein Crewmitglied sein Schiff verlassen. Nur zwei weibliche Offiziere, die Nachwuchs erwarteten und dafür die etwas ruhigere Umgebung einer Sternenbasis vorzogen hatten sich versetzen lassen, was er durchaus verstehen konnte.

Mit den bisherigen Informationen war er zufrieden, er legte den Bericht von Selaine zur Seite, die eine gewagte Theorie über die seltenen Gasvorkommen im Triton Nebel anzubieten hatte. Das alles war zwar noch nicht mit Fakten untermauert, aber Captain van Dyke war es lieber eine vorläufige Antwort zu haben auf die man bauen konnte, die Anregungen gab und die erste Erklärungen lieferte oder interessante Thesen aufstellte. Manchmal führte dies dazu, dass man sich näher mit einer Sache beschäftigte und abschließende fundierte Ergebnisse erzielte.
Ein wenig ermüdet stand er auf, um sich am Nahrungsreplikator ein Getränk zu holen.
„Computer, einen Blaubeershake bitte.“ Mit einem leisen Summen materialisierte das gewünschte Getränk im Ausgabefach. Obwohl es bei Anfragen an den Computer nicht üblich war sich zu bedanken, behielt er diese Floskel bei, um nicht Gefahr zu laufen sie durch den Dienst einmal zu vergessen. Höflichkeit war noch immer ein hohes Kulturgut.
Roger kehrte an seinen Schreibtisch zurück, nahm das nächste Padd auf und aktivierte es.

„Liebster Peter, bald ist der große Tag gekommen und ich werde auf mein erstes Schiff versetzt. Es handelt sich um die U.S.S. AVIATOR ein fünf Jahre altes Schiff der Akira Klasse. Ich hoffe, dass ich dort bald Freunde finden werde und …“, Roger stutzte. Ein Padd mit privaten Inhalten, das war sehr ungewöhnlich und er hatte dies in seiner Zeit auf der AVIATOR noch nie erlebt. Es hätte auffallen müssen, denn sein erster Offizier war peinlich genau darauf bedacht, den Captain nur mit Dingen der Schiffsführung zu belasten, auch wenn Roger das manchmal anders sah.

Er schaltete ab, ließ das Padd sinken und überlegte für einen Moment. Wie konnte dieses PADD den Weg in seinen Bereitschaftsraum gefunden haben. Normalerweise prüfte der erste Offizier die Inhalte der Berichte und da wäre eine private Nachricht sicherlich aufgefallen.
Doch es gab weitere Rätsel. Normalerweise musste man die Padd‘s aktivieren und sich den Eintrag aussuchen den man lesen wollte, das wurde in der Regel von seinem ersten Offizier erledigt, so dass er nur Einschalten musste. Er hielt es also für ausgeschlossen, dass Commander Catterfield dieses Anzeigegerät weder absichtlich noch versehentlich in den Stapel der Padd‘s geordnet hatte, dies entsprach nicht seinen Gewohnheiten.

Captain van Dyke aktivierte seinen Kommunikator, „Nummer eins, wann haben wir die letzten Rekruten an Bord genommen?“
Umgehend antwortete der erste Offizier, „In den letzten Monaten sind bei verschiedenen Gelegenheiten 12 neue Rekruten an Bord gekommen, die Letzten vor 28 Tagen. Gibt es Fragen dazu?“
Captain van Dyke überlegte einen Moment, „Nein, das ist erst einmal alles, danke.“
Er aktivierte das Padd erneut und las den direkt angezeigten Eintrag. Nicht aus Neugier, sondern um vielleicht in Erfahrung zu bringen, welches Crewmitglied das Padd gerade nutzte. Allerdings fand er fast nur ausgehende Nachrichten. Die wenigen Antworten von Peter begannen immer mit ‚meine allerliebste Königin’, was ihn auch nicht wesentlich weiterbrachte. Vergeblich suchte Roger van Dyke nach einem Hinweis auf Anstellung, Namen oder Informationen, die Aufschluss darüber geben konnten, woher oder von wem diese Eintragungen stammten.
Der Captain war es nicht gewohnt offene Fragen so einfach beiseite zu schieben. Es musste eine Erklärung geben. Auch wenn es absolut unwichtig war, die Frage warum das Anzeigegerät bei ihm gelandet war, ließ ihn nicht mehr los. Auf seinem Schiff war alles bis ins Detail durchstrukturiert, deshalb hielt er das nicht für ein Versehen. Konnte es wirklich Absicht sein, dass er diese Information zugespielt bekommen hatte? Wenn das so war, dann musste es wichtig sein, aber was konnte an persönlicher Korrespondenz schon so ungewöhnlich sein?

* * *



Die Bar auf der U.S.S. AVIATOR war an diesem Abend gut gefüllt. Im Gegensatz zu anderen Schiffen hatte Captain van Dyke das Casino für alle Crewmitglieder freigegeben, damit entfielen die kleinen Messen für die Kadetten und unteren Dienstgrade. Dafür wurde in diesen Räumen für die Offiziere eine kleine Lounge eingerichtet in der man mehr Privatsphäre hatte. Das hatte den Vorteil, dass die Offiziere in der Bar auch in der Freizeit ein Auge auf die niederen Ränge haben konnten und der übliche Unfug unterblieb. Die Crew hatte es damals verstanden die Hobbys ihres Captains schnell zu erfassen und aus dem Raum mit einigen Umbauarbeiten einen ganz besonderen Ort zu machen.
Roger van Dyke liebte die alten Fahrzeugrennen, egal welcher Art. Heute waren diese Sportarten nahezu ausgestorben, aber ein findiger Ingenieur hatte ein ungesichertes Programm des Captains gefunden bei dem in kleinen Rennfahrzeugen, die man Kart nannte, eine überschaubare Strecke abgefahren wurde. Die Simulation war sehr liebevoll mit vielen Details ausgestattet und der Ingenieur machte sich an eine reale Umsetzung. In der Hangarhalle war ausreichend Platz, um solche kleinen Gefährte über einen interessanten Kurs zu schicken. Gemeinsam mit einigen Kollegen hatte er dafür gesorgt dies in die Realität umzusetzen.
Da das Casino bei Schiffen der Akira Klasse im Inneren direkt oberhalb des Hangars lag, war es ein leichtes, den Boden durch transparentes Aluminium zu ersetzen, so dass man einen sagenhaften Blick in den Hangar hatte. Aufgrund alter Gewohnheiten hatte der Captain auf der Bugseite die leicht gebogene Wand mit einem flachen Panoramaschirm ausgestattet, auf dem ständig der Blick voraus sichtbar war.

Die ganze Bar hatte die Anmutung einer Rennstrecke und die Dekoration war klar von Rennwagen und kleinen Exponaten bestimmt. Bei den früheren Rennen war es immer noch nötig gewesen, anzuhalten und Reifen zu wechseln, aufzutanken und gegebenenfalls kleinere Reparaturen zu machen. In dieser Tradition hatten sie das Casino ‚Boxengasse’ getauft. Eine schwarz weiß karierte Flagge hing an der Decke und rundete das Ganze ab.

Der Captain betrat die Bar durch den Backbordeingang und steuerte auf eine gemütliche Ecke zu, in der auch sein erster Offizier saß.
„Hallo, darf ich mich zu Ihnen gesellen?“, fragte er, was Thomas Catterfield natürlich bejahte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sich schnell eine starke Vertrauensbasis zwischen den Männern gebildet.
Ein Zivilist kam und nahm die Bestellung des Captains auf, doch Catterfield sah sofort, dass den Captain noch etwas beschäftigte. „Ist es der neue Auftrag, der Ihnen Sorgen macht, Captain?“
Roger van Dyke schüttelte den Kopf, Nein, es ist eine ganz banale Sache. Eins der 12 PADD‘s, die Sie mir heute vorgelegt haben, hatte einen überraschenden Inhalt.“
Der erste Offizier runzelte die Stirn, „12 PADD‘s?, ich habe nur 11 von den Anzeigegeräten geprüft und für sie bereitgelegt.“ Catterfield hatte wohl erwartet, dass der Captain nun Überraschung zeigen würde, aber Roger van Dyke nickte nur und lächelte in sich hinein. Das hatte er sich gedacht. Dem ersten Offizier unterliefen in dieser Hinsicht keine Fehler. Doch das machte die Sache noch interessanter für ihn.
„Nummer eins, stellen Sie bitte fest welche Kadetten zu uns gestoßen sind und informieren Sie mich, ich möchte dieses Rätsel gerne selbst lösen.“
„Aber natürlich Captain, das erledige ich heute noch.“ Roger nickte, während der Zivilist die Getränke brachte. “Aber jetzt einmal etwas Anderes, sagen Sie Thomas, wie geht es Ihrer Familie, fühlen sie sich noch wohl auf dem Schiff?“

* * *



Captain van Dyke hatte sich in sein Quartier zurückgezogen und informierte sich über die bevorstehende Aufgabe. Die Kelvaner, als hochtechnisiertes Volk waren der Föderation vor 45 Jahren beigetreten, die Sineki, bei denen sich die Technologie nur langsam entwickelte, waren der Föderation seit maximal 13 Jahren bekannt. Es gab damals aber Vorbehalte, da sie noch nicht über Warptechnologie verfügten. Daher waren Kontaktaufnahmen bislang nicht über kurze Gespräche hinausgekommen. Entsprechend lückenhaft war auch das Wissen über diese Rasse.
Der Handelskonflikt, der die beiden Völker entzweit hatte, lag jedoch noch weiter zurück. Damals vor weit mehr als 100 Jahren, als die Kelvaner die Raumfahrt entwickelt hatten, waren sie zum nächsten bewohnten Planeten geflogen und hatten erkannt, dass dort eine blühende Zivilisation entstanden war. Im Gegensatz zu ihrem Planeten gab es eine reichhaltige Flora und Fauna. Die Sineki hatten all das, was den Kelvanern fehlte. Unbegrenzten Zugriff auf frische Nahrung und reines Wasser.
Der Planet der Sineki lag im Habitaten Bereich, einer Entfernung zur Sonne die das Pflanzenwachstum begünstigte. Der Planet der Kelvaner war am ehesten vergleichbar mit dem Mars. Er lag in einer äußeren Zone, bei der die Temperaturen nicht ausreichten, um eine Vegetation auf der Oberfläche zu bilden. Das lag auch an der schnellen Umlaufzeit des Planeten, der sich in sieben Stunden einmal um sich selbst drehte. Die Prozesse der Photosynthese benötigten Zeit und stabile Lichtstrahlung, Temperatur und Feuchtigkeitswerte.
All dies war nur unterhalb der Planetenoberfläche zu realisieren.
Während das Volk der Kelvaner nur langsam wuchs, auch aufgrund der Knappheit an Nahrung, wurden sie technisch schon recht bald kreativ. Sie entwickelten ein Verfahren, bei dem aus Bodeninhaltsstoffen nahrhafte Riegel geformt und produziert werden konnten.
Bei den ersten Besuchen auf Sineki Prime hatten sie ihre Schiffe verborgen und behauptet, aus einer abgelegenen Provinz zu kommen, später dann war auch den Sineki klar geworden, dass sie nicht auf diesem Planeten beheimatet waren. Der Handel lief in diesen Zeiten gut, bis ein neues Oberhaupt bei den Kelvanern gewählt wurde, der peinlich genau darauf achtete, welche Waren und Werte hier transferiert wurden. Zu dieser Zeit gab es noch keine anderen raumfahrenden Völker, die auf dieses Sonnensystem aufmerksam geworden waren. So gab es für die Kelvaner nur die Möglichkeit bilateralen Handel mit den Sineki zu führen.
Die Sineki waren jedoch als Agrarvolk mit ihren Ressourcen nicht so verschwenderisch. Während die Kelvaner sehr viele biologische Güter konsumierten, orderten die Sineki nur wenige Geräte für den Ackerbau und Maschinen zur Weiterverarbeitung. Dies missfiel dem Oberhaupt der Kelvaner und er belegte die Sineki mit immer neuen Handelsbarrieren.
Wie aus diesem einfachen Konflikt ein Krieg entstehen konnte war nicht überliefert, allerdings wurde verzeichnet, dass knappe fünf Jahre vor dem ersten Kontakt mit der Föderation die Sineki den Kelvanern erstmals die Stirn boten, was in einem Desaster endete. Woher die Sineki zum damaligen Zeitpunkt Schiffe, und Ausrüstung hatten blieb ebenso ungelöst, wie die Frage, warum sich der Konflikt in den weiteren Jahren so sehr verschärfen konnte.
Die Fronten verhärteten sich und die Kelvaner mussten sich eine neue Quelle für Nahrung suchen, denn nachdem die meisten inzwischen frische Lebensmittel gekostet hatten, waren die Nahrungsriegel ziemlich aus der Mode gekommen. Die Versorgung dieser Waren von externen Raumfahrern war aber deutlich schwerer als der Handel mit dem Nachbarvolk. Für all dies machten die Kelvaner die Sineki verantwortlich und so schwelte der Konflikt immer weiter.

Roger sah auf den Chronometer. Seit zwei Stunden saß er nun schon hier und informierte sich über Hintergrundwissen zum kommenden Auftrag. Er rieb sich langsam seine Augen, die inzwischen vom langen Studium des Textes schmerzten. Entschlossen legte er das Padd zur Seite, stand von seinem Sofa auf und trat vor den Nahrungsreplikator. „Einen Pfirsicheistee, gekühlt auf 4 Grad bitte.“ Kurze Verarbeitungstöne waren zu hören, dann materialisierte sich das Getränk im Ausgabefach des Replikators.
Das akustische Signal einer eingehenden Nachricht, weckte Rogers Interesse. Der Captain ging zu seinem Schreibtisch und drehte den Monitor um. Sein erster Offizier hatte die Liste der neuen Rekruten geschickt, wie er mit einem schnellen Blick feststellte. 16 männliche und 12 weibliche Rekruten waren in den letzten Monaten an Bord gekommen.
Nichts ungewöhnliches für ein Schiff der Flotte. Manche Kadetten blieben an Bord, wenige wurden einem anderen Schiff zugewiesen, für einige war es auch nur Zwischenstation auf dem Weg der weiteren Ausbildung.
Auf den ersten Blick war nichts Ungewöhnliches daran und Roger van Dyke überlegte, ob es die Mühe überhaupt wert war, dass er sich mit solchen trivialen Dingen wie einem Padd abgab, auf dem sich nur private Nachrichten fanden. Was ihn aber an dieser Sache nicht mehr losließ, war die Art, wie er darauf gestoßen war. Irgend jemand hatte dafür gesorgt, dass dieses Padd in den Stapel gelangt war, den er üblicherweise erhielt. Das konnte kein Zufall sein. Es musste nach der Prüfung durch den ersten Offizier geschehen sein, was einen zeitlich sehr begrenzten Rahmen annehmen ließ. Weitere Unbekannte waren, wann dies überhaupt den Weg in den Stapel gefunden hatte. Bereits kurz nach der Prüfung durch den ersten Offizier, oder vielleicht erst kurz bevor dieser die Berichte in seinen Bereitschaftsraum gelegt hatte.
Nachdem sich die Berichte dort befunden hatten, wäre keiner mehr ungesehen durch die Türe gelangt. Das hätte sicher jemandem auf der Brücke auffallen müssen. Ihm wollte sich auch der Sinn noch nicht erschließen. Wenn es eine Nachricht gab, die er sehen sollte, dann hatte er sie noch nicht gefunden. Freilich hatte er nicht den gesamten Inhalt gelesen. Nachdem er festgestellt hatte, dass es sich um private Nachrichten handelte, hatte er sich auf die Sende und Empfangsdaten konzentriert und dabei eine Nachricht desjenigen gefunden, der wohl der Glückliche am anderen Ende der Konversation war. Allerdings hatte er nicht mehr als einen Namen und ‚Peter’ war ein häufig gebrauchter Vorname.
Für heute beschloss er jedoch die Sache gut sein zu lassen, er schaltete alle Geräte aus, nippte an seinem Eistee und würde sich bald zur Nachtruhe begeben.

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