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Ein unentdeckter Feind

von Harald Latus

Kapitel 2

„Computerlogbuch der ALEXANDRIA Sternzeit 56327.2, Captain Jan Erik Wikland.
Unser kleiner Verband hat den Sektor der Kelvaner und der Sineki erreicht. Obwohl uns von Seiten der Kelvaner ein Auftrag zur Vermittlung vorliegt, antworten beide Seiten nicht auf unsere Rufe. Dies ist kein gutes Zeichen und erschwert uns den Einstieg in den Dialog. Captain Roger van Dyke hat sich intensiv in die Geschichte der beiden Zivilisationen eingearbeitet und wird bei den Verhandlungen sicher eine große Hilfe sein. Wie bereits besprochen, werden wir zeitgleich bei den jeweiligen Parteien eintreffen und diese zum Gespräch bitten. Obwohl ich schon bei vielen Gelegenheiten vermitteln konnte, habe ich bei diesen beiden Völkern kein gutes Gefühl. Ich bin mir sicher, dass uns ein sehr harter Verhandlungsmarathon bevorsteht.“


Captain Wikland saß im zentralen Stuhl auf der Brücke und wies Alisha an, die U.S.S. AVIATOR zu rufen.
Umgehend hatte er das Bild auf dem Hauptschirm. „Irgendeine Reaktion auf unsere Rufe?“, fragte er Roger van Dyke. Dieser stand aus seinem Stuhl auf und ging einige Schritte nach vorn. „Nichts. Absolute Funkstille, obwohl wir auf allen Kanälen senden. Ich schlage vor, dass unsere Schiffe sich genau zwischen den Parteien postieren und wir dann durch Shuttles mit Geleitschutz die jeweiligen Verhandlungspartner zeitgleich abholen. Wir hätten damit alles getan, um eine Gleichstellung zu erzeugen, damit sich niemand zurückgesetzt sieht. Das scheint ein weiteres Hauptproblem zu sein, die Eifersucht aufeinander, dass der jeweils andere einen Vorteil erhält und sei es nur ein zeitlicher oder informativer. Ich werde ein Shuttle nehmen und dieses durch eine Staffel mit Jägern absichern. Das Gleiche empfehle ich der ALEXANDRIA. Nachdem wir die Verhandlungspartner abgeholt haben, wäre mein Vorschlag, dass wir entlang der Frontlinien Patrouille fliegen, damit keiner übermütig wird. Die Sache gefällt mir nicht wirklich. Wenn sich keiner bei uns meldet, obwohl ein Mandat vorliegt, dann könnte das ein Pulverfass mit extrem kurzer Zündschnur sein.“
Wikland nickte. „Genau so sehe ich das auch. Es macht mir ein wenig Magenschmerzen, und wenn mein Bauch rebelliert, dann ist meistens etwas im Busch, wie man so schön sagt.“

Inzwischen waren beide Schiffe unter Warp gegangen und positionierten sich zwischen den Parteien. Captain van Dyke übernahm die Sineki, während Captain Wikland mit der Northlander die Kelvaner aufsuchte. Der Captain der AVIATOR hatte seine Jägerstaffel aufgefordert sich zunächst im Hintergrund zu halten, so dass es so aussah, als sei es nur eine Ehrengarde. Damit hatte er bei den Sineki einen Pluspunkt erhalten. Auf Rogers Anfrage, dass er gerne den Verhandlungsführer zum Meeting geleiten wollte erhielt er bereits beim ersten Kontakt eine Antwort, nachdem sie in Sichtweite waren. Die Schiffe der Sineki waren keinem eindeutigen Typ zuzuordnen, auch wenn sie Anleihen bei verschiedenen raumfahrenden Völkern hatten. Entweder hatten sie die Sineki selbst entwickelt, oder der Erbauer hatte es geschickt vermieden, sich für ein erkennbares Design zu entscheiden.

Der Pilot von Rogers Shuttle hatte die Andockerlaubnis des Hauptschiffes der Sineki Flotte erhalten und das kleine Schiff flog in die Shuttlerampe ein. Einige Personen standen bereit, um sie zu empfangen und der Captain fragte sich, wie dieser Empfang wohl aussehen würde. Nachdem sich die rückwärtige Wand des Shuttles geöffnet hatte, trat Roger van Dyke auf das Hangardeck, deutete eine Verbeugung an und ging dann auf den Vertreter der Sineki zu der ihm am nächsten stand. Dieser war vollständig in einen weiten Umhang mit tiefgezogener Kapuze gekleidet, so dass man den Körper nur erahnen konnte. Selbst seine Arme, die er vor seinem Oberkörper zusammenhielt, indem er seine Hände jeweils um das Handgelenk des anderen Armes gelegt hatte waren so geschickt in den weiten Ärmeln des Gewandes verborgen, dass nicht ein Teil des Körpers exponiert war.
Als der Sternenflottenoffizier direkt vor dem Fremden stand, äußerte er seinen Wunsch.
„Mein Name ist Roger van Dyke, ich bin Captain der AVIATOR und bin gekommen, um Netok Valeran Dobiki zum Gespräch einzuladen. Sein Gegenüber nickte und trat drei Schritte zurück. „Wir fühlen uns geehrt, dass Sie alle Namen des ehrenwerten Unterhändlers so korrekt wiedergegeben haben.“, kam die Antwort, die für menschliche Ohren ein wenig ungewohnt klang.
Dieses Rätsel löste sich als der Unterhändler nun durch eine sich öffnende Tür trat und noch während er auf den Captain des Föderationsschiffes zuging, seinen Umhang ablegte. Captain van Dyke hatte sich über die Rasse der Sineki gründlich informiert. Es gab keine Bilder im Sternenflottenarchiv, wahrscheinlich aufgrund der ablehnenden Haltung zu solchen Techniken. Roger hatte aber aus Berichten erfahren, dass es eine tierische Spezies war, die am ganzen Körper mit Fell überzogen war.
Womit er aber nicht gerechnet hatte war der Anblick, der ihm nun fast die Sprache verschlug.
Der Unterhändler reichte Roger seinen Arm und dieser ergriff die Pfote, die ihm entgegengereckt wurde. Die Erscheinung des Unterhändlers war am ehesten zu vergleichen mit einem Fuchs in Menschengröße, der den aufrechten Gang beherrschte.
Sein rotbraunes Fell hatte vom Bauch bis zum Hals eine weiße Färbung und auch die Spitze seines Schweifs zierte ein weißer Abschluss.
Der Unterhändler hatte den kurzen erstaunten Blick von Roger van Dyke zur Kenntnis genommen, kommentierte diesen jedoch nicht.
„Ich muss Sie noch informieren, dass ich auf keinen Fall die Anwesenheit eines Kelvaners akzeptieren werde, egal welche Vorteile und Verhandlungsmethoden Sie anbieten wollen. Allem anderen sind wir völlig aufgeschlossen.“
Captain van Dyke nickte nur zur Bestätigung. Auf einen Wink von Netok lösten sich zwei weitere vermummte Gestalten aus einer Gruppe von Personen am Rand des Hangars. „Haberan Soleos Ukanta und Ilandri Bivorus Tantom werden uns ebenfalls begleiten und mir als Berater dienen. Ich hoffe, das bereitet keine Umstände.“
Roger van Dyke schüttelte den Kopf. „Nein. Wir werden selbstverständlich für angemessene Unterkunft sorgen, aber die Verhandlungen könnten sich schwierig gestalten, wenn wir nicht an einem Tisch sitzen und die gegenseitigen Positionen klären können.“
„Sie werden dafür sicherlich auch eine Lösung finden“, erwiderte einer der verhüllten Personen, während die Gruppe ins Shuttle stieg.

Wikland hatte nicht so viel Glück wie Captain van Dyke. Noch bevor die NORTHLANDER mit ihrer Eskorte in Sichtweite kam, wurde sie von einem Kampfverband aus fünf Schiffen zum Stillstand gezwungen. Die Waffen der Kelvaner waren aktiviert und auf die NORTHLANDER gerichtet, was auch für das Runabout der Amazonas Klasse ein zu starker Gegner war. Auf Rufe und Bildnachrichten reagierte niemand und Wikland hatte keine andere Wahl als an dieser Position auszuharren. Über eine Stunde ließ man den Schlichter der Föderation warten, bevor sich langsam ein Schiff näherte, das eindeutig kelvanischem Design entsprach. Das Runabout wurde mit einem Traktorstrahl in einen Hangar gezogen, der sich daraufhin wieder verschloss. Nach einem vertrauensvollen Start sah das nicht aus und so ließ Wikland größte Vorsicht walten.
Der Captain prüfte zunächst, dass eine atembare Atmosphäre im Shuttlehangar existierte, erst dann öffnete er die Türe des Shuttles. Bislang kannte er diese Spezies nur aus den Unterlagen und sie waren für die Föderation nur ein weiteres Mitglied, welches aber kaum offizielle Aufgaben zur Gestaltung der Völkergemeinschaft beitrug. Sie galten als überhebliche Rasse, die sich das nimmt, was sie brauchte, zur Not auch ohne zu fragen. Dies hatte jedoch mit den Sineki nicht funktioniert. Warum dies so war, schien bislang im Dunkeln zu liegen.
Dennoch hatten sich die Kelvaner mit einer Anfrage an die Föderation gewandt und als Mitglied konnten sie auch Hilfe erwarten. Diese wurde jedoch durch einen langwierigen Prozess der Terminfindung mit den Sineki leider erst jetzt in die Tat umgesetzt, mehr als zwei Jahre nachdem die Kelvaner ihren Antrag gestellt hatten. Vielleicht lag es auch daran, dass dieser Empfang so distanziert und unterkühlt erfolgte, obwohl Captain Wikland dafür wirklich am wenigsten konnte.
Es war wohl eher der verzweifelte Versuch, eine Lösung für das Ernährungsproblem zu finden, denn inzwischen rebellierte das gemeine Volk, während wenige in hohen Ämtern von den Vorteilen der Importe profitierten.

Nachdem Wikland aus dem Shuttle gestiegen war, sah er sich zehn Soldaten gegenüber, die mit der Waffe im Anschlag auf ihn zukamen. Ihre Montur kam einer Rüstung gleich, die nicht nur ihren Rumpf und Extremitäten, sondern auch den Kopf vollständig bedeckte. Es hätten genauso gut Roboter sein können, denn humanoide Wesenszüge schienen ihnen fremd zu sein. Die Soldaten geleiteten den Captain durch einen langen Flur in einen Raum, vor dem sie stehenblieben, während Jan Erik Wikland eintrat.
Es war ein schmuckloser Besprechungsraum mit einem langen Tisch an dessen Seiten jeweils zehn Personen Platz fanden. Dem Captain gegenüber stand ein Vertreter der Kelvaner, eine große schmale Erscheinung mit hellgrauer Haut und ohne Kopfbehaarung. An der Hinterseite des Schädels wuchsen wie bei Seeanemonen farblose Tentakel hervor, die bis auf die Schulter herabhingen. Der Mann sah ausgezehrt aus. Ein Anblick der Wikland zur Vorsicht riet. Nicht wenige Rassen hatte er erlebt, die im Angesicht einer drohenden Unterversorgung mit Gewalt antworteten.

„Mein Name ist Sintor und ich hatte als Verhandlungsführer zweifelsfrei erwartet, dass Sie mich mit Ihrem Schiff abholen würden und mit allen Ehren und entsprechendem Protokoll empfangen würden. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie die Verhandlung in einem Beiboot führen wollen.“, begann der Unterhändler der Kelvaner mit einer sehr tiefen Stimme, die Wikland trotz allem einen eisigen Schauer über den Rücken schickte.
„Nein ehrenwerter Sintor“, versuchte Wikland zu überspielen, dass er weder einen Titel noch eine andere Bezeichnung des kelvanischen Vertreters kannte, „dies ist nur ihr Reisegefährt zu unserem Schiff, auf dem Sie selbstverständlich mit allen Ehren empfangen werden. Wir hielten es für unangemessen uns in der derzeitigen Situation mit den Schiffen zu nähern. So etwas kann leicht falsch aufgefasst werden.“, erwiderte der Captain, der inzwischen wieder zu seiner Selbstsicherheit zurückgefunden hatte. „mein Name ist Jan Erik Wikland, Captain der U.S.S. ALEXANDRIA und ich werde der Schlichter zwischen Ihren Volksgruppen sein. Ich bin sicher, wir werden einen guten Kompromiss erzielen.“
Sintor war nicht gerade begeistert von Wiklands Ausführungen. Er hatte vielmehr erwartet, dass sich der Captain angesichts der ihm gestellten Aufgabe deutlich unterwürfiger zeigen würde.

Um gleich vorwegzunehmen, wie er sich die Verhandlungen nach seinem Wunsch vorstellte, sollte der Captain die Spielregeln der Kelvaner berücksichtigen.
„Nun Captain Wikland, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen möchte ich Ihnen meine Regeln für die Verhandlungen beschreiben:
Ich verlange, dass wir zu keiner Zeitperiode mit den Sineki in einem gemeinsamen Raum verbringen müssen. Desweiteren werden Sie sicherstellen, dass diese wilden Bestien mindestens fünf Decks entfernt untergebracht werden. Ich dulde in dieser Sache keine Abweichungen und möchte auch den Kontakt zu der Crew Ihres Schiffes möglichst völlig vermeiden. Sie sollen jedoch wissen, dass uns an einem Abkommen mit dieser anderen Welt liegt, die wir gerne von unseren Fähigkeiten und Qualitäten überzeugen möchten.“
Für den Captain der ALEXANDRIA war dies fast gleichzusetzen mit einer Weigerung, diesen Konflikt zu lösen.
„Werter Sintor, ich wurde bestellt als Vermittler, der zwischen den Welten der Kelvaner und der Sineki einen jahrhundertealten Streit beilegt um dem Wohl beider Welten gerecht zu werden.“, sofort setzte Sintor nach.
„Wir haben kein Interesse an den Sineki, lediglich die Qualitäten des Planeten könnten uns von Nutzen sein. Möglicherweise ließe sich eine Umsiedelung in ein anderes Sonnensystem arrangieren. Das wäre eine adäquate Lösung für unser Problem.“

Es passierte nicht oft, dass der Captain der ALEXANDRIA sprachlos war, aber in diesem Moment blieb ihm regelrecht jedes weitere Wort im Halse stecken.
Nach einem Moment hatte er sich wieder gefangen und wies in Richtung des Ausgangs. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann könnten wir nun aufbrechen. Sintor nickte und wies mit der Hand zur Türe die Wikland nun ansteuerte. Auf dem Flur warteten zwei weitere Männer, die ebenso blass waren wie Sintor selbst und die ihm nun auf dem Weg zum Shuttle folgten. Nach wenigen Minuten war die NORTHLANDER auf dem Weg zur ALEXANDRIA.
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