Ich bin wieder Mediziner, noch Virologe, deshalb kann ich nicht ganz einschätzen, ob das Virus, was ich hier kreiert habe realistisch ist. Wenn jemand dazu was weiß, lasst es mich wissen :)
»Dieses Virus ist wirklich faszinierend!« Der Doktor war voll in seinem Element. Schon seit etwa zehn Minuten tigerte er vor dem Sichtschirm im Konferenzraum auf und ab und gab alle Informationen an den Rest der Führungsoffiziere weiter, die er von Captain Markah bekommen hatte. »Sie müssen wissen, ein Virus muss, um sich effektiv verbreiten zu können, einen Weg finden sich im Körper so gut zu vermehren, dass die Infizierte Person ansteckend ist, sie aber gleichzeitig nicht, oder zumindest sehr spät im Verlauf der Infektion stirbt. Dieses Virus löst das Problem folgendermaßen. Es hat eine recht lange Inkubationszeit, ungefähr 10 Tage. Nach bereits fünf Tagen ist es schon ansteckend. Und dann, wenn die Symptome ausbrechen, ist es ohne Behandlung in achtzig Prozent der Fälle tödlich.«
Nachdem er seinen Vortrag beendet hatte, starrten ihn acht Gesichter teils interessiert, teils irritiert und teils angewidert an.
»Ein bisschen weniger Begeisterung wäre angebracht, Doktor«, mahnte Captain Janeway eindringlich. Ertappt nickte der Doktor, musste sich aber beim Beantworten der folgenden Fragen des Captains immer wieder beherrschen.
»Können Sie das Gegenmittel synthetisieren?«
»Ja.« Er nickte gewissenhaft. »Allerdings muss ich gestehen, dass Virologie nur zum Teil mein Fachgebiet ist. Mir die entsprechenden Fähigkeiten anzueignen wäre zwar kein Problem, es dauert aber auch zu lang, denn die Herstellung des Mittels benötigt recht viel Zeit. Deswegen ist Lieutenant Olsen hier.« Er deutete auf einen jungen Mann mit kurz geschnittenen, blonden Haaren und weichen Gesichtszügen. Er war bemüht, sich gerade zu halten, aber seine Schultern fielen immer wieder nach vorn. Scheinbar verbrachte er viel Zeit in ungesund gekrümmter Haltung.
»Olsen ist Spezialist auf dem Gebiet der Virologie und wird mir behilflich sein.«
»Sehr gut. Seven, Harry, konntet ihr den Planeten ausfindig machen?«
Harry tauschte einen Blick mit der ehemaligen Borg, um zu erörtern, wer von beiden antworten sollte, doch Seven stand ohne zu Zögern auf, verjagte den Doktor vom Sichtschirm und tippte kurz darauf herum. Das Bild zeigte schließlich eine Sternenkarte der Umgebung.
»Der Planet befindet sich 21,3 Lichtjahre von uns entfernt in Richtung 421.2. Er liegt nur ein klein wenig abseits der geplanten Route der Voyager. Wir haben versucht, ihn mittels des Langstreckentransmitters zu kontaktieren, bisher jedoch ohne eine Antwort zu erhalten.«
»In Ordnung. Versuchen Sie es weiter. Mister Chakotay?
Der Erste Offizier stand nicht auf, sondern blieb ruhig an seinem Platz sitzen, während er dem Rest der Führungscrew seinen Plan unterbreitet. »Nun, das Virus scheint sehr ansteckend zu sein und auf einem relativ kleinen Schiff wie unserem würde es sich fast unaufhaltsam ausbreiten, wenn ich Sie richtig verstanden habe, Doktor.«
Der Angesprochene nickte beflissen. »Höchstwahrscheinlich ja.«
»Dann schlage ich vor, dass wir Captain Markah und seine Crew vorrangig auf ihrem Schiff behandeln, um die Voyager nicht unnötig zu gefährden. Der Doktor, Lieutenant Olsen und ein weiterer Arzt oder Krankenpfleger werden mich begleiten. Größte Sicherheitsmaßnahmen, wir nehmen die Raumanzüge, bis wir genaueres vor Ort über das Virus herausgefunden haben. Wir stellen drüben auf dem Frachter alles medizinisch notwendige zur Verfügung, um die Patienten zu behandeln.«
»Crewman Lessing hat bereits angeboten, das Außenteam zu begleiten«, warf der Doktor ein.
Chakotay nickte. »Sehr gut.«
»Dann ist alles geklärt.« Janeway erhob sich und blicke eindringlich in die Runde. »Sie alle haben noch viel vorzubereiten und wenig Zeit. Ich hoffe sehr, dass wir denen, die von Captain Markahs Crew noch übrig sind, rechtzeitig helfen können. Wegtreten.«
Etwa zwei Stunden später stand das Außenteam vollgepackt mit medizinischem Equipment in Transporterraum zwei und wartete auf Janeways Freigabe zum beamen. Drei der vier Männer steckten bereits in dicken Raumanzügen, allerdings hatte noch keiner von ihnen den Helm aufgesetzt. Der Doktor, unterwegs mit seinem mobilen Emitter, hatte es da deutlich bequemer. Manchmal beneidete Noah Lessing den Doc um die Fähigkeit, in gewisser Weise unverwundbar zu sein, zumindest was menschliche Krankheiten und Gebrechen anging. Natürlich, die meiste Zeit versuchte er, sich nicht von der großspurigen Art des MHNs in den Wahnsinn treiben zu lassen, andererseits war er ihm mittlerweile auch sehr dankbar für die diversen Fälle, in denen der Doc sich für ihn eingesetzt hatte.
Nachdem er, zusammen mit den übrig gebliebenen Mitgliedern der Equinox-Crew, auf die Voyager gekommen war, war sein Leben erst nur teilweise leichter geworden. Mehr als einmal hatte er mit dem Gedanken gespielt, das Schiff zu verlassen und einmal war er sogar kurz davor gewesen. Doch nachdem die furchtbare, von gegenseitigem Misstrauen geprägte Anfangszeit vorbei gewesen war, hatte der Doktor Noahs Qualitäten erkannt und ihn seitdem unterstützt und gefördert. Einen Rang besaß er zwar immer noch nicht und in gewisser Weise war er immer noch »nur« Krankenpfleger, doch auf einem Schiff wie diesem bedeutete das viel mehr, als in einem beliebigen Krankenhaus in der Föderation. Seine Arbeit wurde geschätzt und er fühlte sich gebraucht. Ein Gefühl, das er auf der Equinox fast vergessen hatte, denn Dank war etwas, was man selten zu hören bekam, wenn man jeden Tag tun musste, was zum überleben notwendig war.
Bedachte man die relativ schlechte Beziehung zu Captain Janeway, die sich noch nicht grundlegend gebessert hatte, weil er immer noch damit rang, ihr zu verzeihen, was sie ihm angetan hatte, war es sehr außergewöhnlich für Noah, an einer Außenmission teilnehmen zu dürfen.
»Die Prozedur ist einfach«, begann der Doktor noch einmal seine Strategie zu erklären, die sie vorher schon dreimal durchgegangen waren. Währenddessen händigte er jedem seiner drei Kollegen eine Spritze und einige Ampullen mit dem Gegenmittel aus. »Dreizehn Milligramm hiervon, in eine Vene, am besten am Arm. Wir kümmern uns zuerst um die kritischen Fälle, dann um alle anderen.«
»Janeway an Chakotay«, unterbrach der Captain über das Kommunikationssystem die Anweisungen des Doktors.
»Sprechen Sie.«
»Wir sind jetzt in Transporterreichweite. Captain Markahs Aussage nach hat sich die Situation rapide verschlechtert. Wir beamen Sie direkt zu ihm in den Hauptkontrollraum, er wird alles weitere erklären.«
»Verstanden!« Der Commander drehte sich wieder zu den anderen dreien um und setzte seinen Helm auf. »Dann mal los.«
Das Außenteam materialisierte in einer Art Maschinenraum etwa so groß wie das Casino der Voyager, soweit Noah es beurteilen konnte. In der Mitte standen drei große Tanks, von denen allerhand Schläuche und Rohre abgingen und sie untereinander verbanden. An den Wänden rings herum waren mehrere Kontrollfelder angebracht, auf denen größtenteils in grün gehaltene Anzeigen blinkten. An einer der Konsolen stand eine Gestalt, dick eingepackt in einen weißen Anzug mit Helm, und krümmte sich in einem Hustenanfall. Der Doktor wartete keine Sekunde und ging auf den Mann zu, doch dieser winkte ab, als das MHN Anstalten machte, ihm das Gegenmittel zu spritzen.
»Captain Markah?«, fragte Commander Chakotay, nachdem der Mann sich beruhigt hatte.
»Ja«, bestätigte er heiser. »Danke, dass Sie so schnell kommen konnten. Folgen Sie mir, einige meiner Crew halten nicht mehr lange durch.«
Er führte das Außenteam durch einen schmalen Gang, dessen Boden und Wände mit Metall ausgekleidet waren. Nach einigen Abzweigungen kamen sie in einem Frachtraum an. Nur die Hälfte war voll gestellt mit Transportkisten aller Art, die andere Hälfte hatte die Crew offenbar in eine Krankenstation verwandelt. Oder eher in ein Lazarett.
»Mittlerweile haben wir die Quarantänezone aufgehoben. Es sind sowieso schon alle infiziert«, erklärte Markah. Während Chakotay sich die Situation erklären ließ, gab der Doktor den anderen beiden einen Wink und sie begannen, die Crew zu untersuchen.
Noah zog einen medizinischen Trikorder aus der Tasche und ging auf den nächstbesten Patienten zu. Es war eine Frau, den Namen der Spezies kannte er nicht, aber sie schien den Menschen bis auf ausgeprägte Wulste auf dem Nasenrücken ziemlich ähnlich zu sein. Ihre Haut war fahl, wirkte grau und eingefallen, zumindest an den Stellen, an denen sie keinen feuerroten Ausschlag hatte. Noahs Trikorder-Analyse zeigte, dass die Viren bereits die meisten Körperregionen angegriffen hatte. Ihre inneren Organe begannen zu versagen und als er sie ansprach, war sie nicht in der Lage, ihre Augen zu öffnen. Interessanterweise schien ihre Lunge nicht, oder nicht mehr betroffen zu sein, wie es bei Captain Markah offenbar der Fall war. Ohne lang zu zögern spritzte er ihr das Gegenmittel. Der Trikorder sagte ihm, dass es sofort damit begann, die Viren abzutöten, allerdings fürchtete er, dass das allein nicht ausreichen würde, um ihr Leben zu retten.
Die gleiche Prozedur wiederholte er beim nächsten Patienten, diesmal ein Mann und dieser war noch in der Lage, auf seine Fragen zu antworten. Die Trikorderanalyse zeigte hier, dass die inneren Organe des Mannes noch nicht, oder kaum befallen waren und dass sich das Virus weitestgehend in der Lunge befand.
»Ich konnte nichts mehr tun«, sagte er heiser und griff nach Noahs Hand. »Ich konnte einfach nichts mehr für sie tun.« Er besah sich die Uniform des Mannes und entdeckte ein blaues Abzeichen auf der Brust, das bei keinem anderen Crewmitglied zu sehen war.
»Sie sind der Sanitäter des Schiffs?«
Der Mann nickte leicht. »Die Schutzanzüge sind zu alt, irgendwie ist das Virus durchgekommen. Oder ich war schon vorher infiziert, wer weiß.« Sein Kopf kippte zu seine und er schloss die Augen. Wie furchtbar musste es sein, seinen Patienten nicht mehr helfen zu können, weil man selbst außer Gefecht gesetzt war. Noah wollte sich das gar nicht vorstellen. Er spritze das Gegenmittel und gab ihm zusätzlich ein Schmerzmittel und etwas, um die Lunge zu befreien, dann ging er weiter zum nächsten Crewmitglied.
Zusammen mit Lieutenant Olsen und dem Doktor konnten sie sich so innerhalb einer Viertelstunde ein Bild von der Lage machen.
»Wie sieht es aus?«, fragte Commander Chakotay, nachdem die drei Ärzte ihre Ergebnisse ausgetauscht hatten.
»Für die meisten hier sind wir wahrscheinlich gerade rechtzeitig gekommen«, erklärte der Doktor ernst. »Vier schweben in akuter Lebensgefahr und sollten sofort auf der Voyager behandelt werden. Hier kann ich nur begrenzt etwas für sie tun.«
Chakotay nickte und leitete die Anfrage des Doktors sofort an Captain Janeway weiter.
»In Ordnung«, stimmte der Captain zu. »Allerdings unter größten Sicherheitsmaßnahmen. Ein Kraftfeld um die Krankenstation und kein Virus darf dieses verlassen, auch nicht in einer Petrischale, verstanden?«
Chakotay warf dem Doktor einen fragenden Blick zu und dieser nickte zustimmend. »Verstanden, Captain. Chakotay Ende.«
»Ich will nicht drängen«, meldete sich Captain Markah zu Wort, »aber der Rest meiner Crew benötigt das Gegenmittel ebenfalls. Alle, die noch im Anfangsstadium sind, sind in ihren Quartieren untergebracht.« Dann wurde er wieder von einem Hustenanfall geschüttelt.
»Captain, es ist wirklich Zeit, dass Sie sich behandeln lassen«, befahl das MHN grimmig. Doch wieder schüttelte Markah den Kopf. »Erst meine Crew.«
Wütend stemmte der Doktor die Hände in die Hüften. »Sie helfen niemandem damit, wenn Sie sich zu spät behandeln lassen und am Ende aus Trotz an den Folgen des Virus sterben. Es dauert nur ein paar Sekunden. Jetzt ziehen Sie den Anzug aus!«
Markah blickte etwas irritiert drein, aber dann fügte er sich, nahm den Helm ab und öffnete den Schutzanzug, sodass der Doktor ihm eine Spritze geben konnte.
»Genau diese Mentalität bringt auch Captain Janeway irgendwann ins Grab«, murmelte er leise vor sich hin, als er die leere Ampulle der Spritze gegen eine volle austauschte und Noah unterdrückte ein Grinsen.
»Mister Olsen, beamen Sie zurück auf die Voyager und richten Sie die Krankenstation ein«, schlug der Doktor dann wieder mit lauter Stimme vor, während er sich daran zu schaffen machte, die mitgebrachten medizinischen Geräte auszupacken und in Betrieb zu nehmen. »Mister Lessing, Sie gehen mit Captain Markah und Commander Chakotay und behandeln den Rest der Crew. Ich werde mich hier um die kritischen Fälle kümmern und dann mit ihnen zurück zur Voyager beamen.«
Der Commander hatte nichts zu beanstanden. Nach kurzer Kommunikation mit der Voyager, um die Dekontaminationsmaßnahmen zu klären und mit den neu gewonnenen Daten von Markahs Crew zu vervollständigen, beamte Olsen zurück.
»Kommen Sie, ich führe Sie zu den Quartieren der Crew«, sagte Markah dann und setze sich, gefolgt von den drei Männern, in Bewegung.
»Dieses Virus ist wirklich faszinierend!« Der Doktor war voll in seinem Element. Schon seit etwa zehn Minuten tigerte er vor dem Sichtschirm im Konferenzraum auf und ab und gab alle Informationen an den Rest der Führungsoffiziere weiter, die er von Captain Markah bekommen hatte. »Sie müssen wissen, ein Virus muss, um sich effektiv verbreiten zu können, einen Weg finden sich im Körper so gut zu vermehren, dass die Infizierte Person ansteckend ist, sie aber gleichzeitig nicht, oder zumindest sehr spät im Verlauf der Infektion stirbt. Dieses Virus löst das Problem folgendermaßen. Es hat eine recht lange Inkubationszeit, ungefähr 10 Tage. Nach bereits fünf Tagen ist es schon ansteckend. Und dann, wenn die Symptome ausbrechen, ist es ohne Behandlung in achtzig Prozent der Fälle tödlich.«
Nachdem er seinen Vortrag beendet hatte, starrten ihn acht Gesichter teils interessiert, teils irritiert und teils angewidert an.
»Ein bisschen weniger Begeisterung wäre angebracht, Doktor«, mahnte Captain Janeway eindringlich. Ertappt nickte der Doktor, musste sich aber beim Beantworten der folgenden Fragen des Captains immer wieder beherrschen.
»Können Sie das Gegenmittel synthetisieren?«
»Ja.« Er nickte gewissenhaft. »Allerdings muss ich gestehen, dass Virologie nur zum Teil mein Fachgebiet ist. Mir die entsprechenden Fähigkeiten anzueignen wäre zwar kein Problem, es dauert aber auch zu lang, denn die Herstellung des Mittels benötigt recht viel Zeit. Deswegen ist Lieutenant Olsen hier.« Er deutete auf einen jungen Mann mit kurz geschnittenen, blonden Haaren und weichen Gesichtszügen. Er war bemüht, sich gerade zu halten, aber seine Schultern fielen immer wieder nach vorn. Scheinbar verbrachte er viel Zeit in ungesund gekrümmter Haltung.
»Olsen ist Spezialist auf dem Gebiet der Virologie und wird mir behilflich sein.«
»Sehr gut. Seven, Harry, konntet ihr den Planeten ausfindig machen?«
Harry tauschte einen Blick mit der ehemaligen Borg, um zu erörtern, wer von beiden antworten sollte, doch Seven stand ohne zu Zögern auf, verjagte den Doktor vom Sichtschirm und tippte kurz darauf herum. Das Bild zeigte schließlich eine Sternenkarte der Umgebung.
»Der Planet befindet sich 21,3 Lichtjahre von uns entfernt in Richtung 421.2. Er liegt nur ein klein wenig abseits der geplanten Route der Voyager. Wir haben versucht, ihn mittels des Langstreckentransmitters zu kontaktieren, bisher jedoch ohne eine Antwort zu erhalten.«
»In Ordnung. Versuchen Sie es weiter. Mister Chakotay?
Der Erste Offizier stand nicht auf, sondern blieb ruhig an seinem Platz sitzen, während er dem Rest der Führungscrew seinen Plan unterbreitet. »Nun, das Virus scheint sehr ansteckend zu sein und auf einem relativ kleinen Schiff wie unserem würde es sich fast unaufhaltsam ausbreiten, wenn ich Sie richtig verstanden habe, Doktor.«
Der Angesprochene nickte beflissen. »Höchstwahrscheinlich ja.«
»Dann schlage ich vor, dass wir Captain Markah und seine Crew vorrangig auf ihrem Schiff behandeln, um die Voyager nicht unnötig zu gefährden. Der Doktor, Lieutenant Olsen und ein weiterer Arzt oder Krankenpfleger werden mich begleiten. Größte Sicherheitsmaßnahmen, wir nehmen die Raumanzüge, bis wir genaueres vor Ort über das Virus herausgefunden haben. Wir stellen drüben auf dem Frachter alles medizinisch notwendige zur Verfügung, um die Patienten zu behandeln.«
»Crewman Lessing hat bereits angeboten, das Außenteam zu begleiten«, warf der Doktor ein.
Chakotay nickte. »Sehr gut.«
»Dann ist alles geklärt.« Janeway erhob sich und blicke eindringlich in die Runde. »Sie alle haben noch viel vorzubereiten und wenig Zeit. Ich hoffe sehr, dass wir denen, die von Captain Markahs Crew noch übrig sind, rechtzeitig helfen können. Wegtreten.«
Etwa zwei Stunden später stand das Außenteam vollgepackt mit medizinischem Equipment in Transporterraum zwei und wartete auf Janeways Freigabe zum beamen. Drei der vier Männer steckten bereits in dicken Raumanzügen, allerdings hatte noch keiner von ihnen den Helm aufgesetzt. Der Doktor, unterwegs mit seinem mobilen Emitter, hatte es da deutlich bequemer. Manchmal beneidete Noah Lessing den Doc um die Fähigkeit, in gewisser Weise unverwundbar zu sein, zumindest was menschliche Krankheiten und Gebrechen anging. Natürlich, die meiste Zeit versuchte er, sich nicht von der großspurigen Art des MHNs in den Wahnsinn treiben zu lassen, andererseits war er ihm mittlerweile auch sehr dankbar für die diversen Fälle, in denen der Doc sich für ihn eingesetzt hatte.
Nachdem er, zusammen mit den übrig gebliebenen Mitgliedern der Equinox-Crew, auf die Voyager gekommen war, war sein Leben erst nur teilweise leichter geworden. Mehr als einmal hatte er mit dem Gedanken gespielt, das Schiff zu verlassen und einmal war er sogar kurz davor gewesen. Doch nachdem die furchtbare, von gegenseitigem Misstrauen geprägte Anfangszeit vorbei gewesen war, hatte der Doktor Noahs Qualitäten erkannt und ihn seitdem unterstützt und gefördert. Einen Rang besaß er zwar immer noch nicht und in gewisser Weise war er immer noch »nur« Krankenpfleger, doch auf einem Schiff wie diesem bedeutete das viel mehr, als in einem beliebigen Krankenhaus in der Föderation. Seine Arbeit wurde geschätzt und er fühlte sich gebraucht. Ein Gefühl, das er auf der Equinox fast vergessen hatte, denn Dank war etwas, was man selten zu hören bekam, wenn man jeden Tag tun musste, was zum überleben notwendig war.
Bedachte man die relativ schlechte Beziehung zu Captain Janeway, die sich noch nicht grundlegend gebessert hatte, weil er immer noch damit rang, ihr zu verzeihen, was sie ihm angetan hatte, war es sehr außergewöhnlich für Noah, an einer Außenmission teilnehmen zu dürfen.
»Die Prozedur ist einfach«, begann der Doktor noch einmal seine Strategie zu erklären, die sie vorher schon dreimal durchgegangen waren. Währenddessen händigte er jedem seiner drei Kollegen eine Spritze und einige Ampullen mit dem Gegenmittel aus. »Dreizehn Milligramm hiervon, in eine Vene, am besten am Arm. Wir kümmern uns zuerst um die kritischen Fälle, dann um alle anderen.«
»Janeway an Chakotay«, unterbrach der Captain über das Kommunikationssystem die Anweisungen des Doktors.
»Sprechen Sie.«
»Wir sind jetzt in Transporterreichweite. Captain Markahs Aussage nach hat sich die Situation rapide verschlechtert. Wir beamen Sie direkt zu ihm in den Hauptkontrollraum, er wird alles weitere erklären.«
»Verstanden!« Der Commander drehte sich wieder zu den anderen dreien um und setzte seinen Helm auf. »Dann mal los.«
Das Außenteam materialisierte in einer Art Maschinenraum etwa so groß wie das Casino der Voyager, soweit Noah es beurteilen konnte. In der Mitte standen drei große Tanks, von denen allerhand Schläuche und Rohre abgingen und sie untereinander verbanden. An den Wänden rings herum waren mehrere Kontrollfelder angebracht, auf denen größtenteils in grün gehaltene Anzeigen blinkten. An einer der Konsolen stand eine Gestalt, dick eingepackt in einen weißen Anzug mit Helm, und krümmte sich in einem Hustenanfall. Der Doktor wartete keine Sekunde und ging auf den Mann zu, doch dieser winkte ab, als das MHN Anstalten machte, ihm das Gegenmittel zu spritzen.
»Captain Markah?«, fragte Commander Chakotay, nachdem der Mann sich beruhigt hatte.
»Ja«, bestätigte er heiser. »Danke, dass Sie so schnell kommen konnten. Folgen Sie mir, einige meiner Crew halten nicht mehr lange durch.«
Er führte das Außenteam durch einen schmalen Gang, dessen Boden und Wände mit Metall ausgekleidet waren. Nach einigen Abzweigungen kamen sie in einem Frachtraum an. Nur die Hälfte war voll gestellt mit Transportkisten aller Art, die andere Hälfte hatte die Crew offenbar in eine Krankenstation verwandelt. Oder eher in ein Lazarett.
»Mittlerweile haben wir die Quarantänezone aufgehoben. Es sind sowieso schon alle infiziert«, erklärte Markah. Während Chakotay sich die Situation erklären ließ, gab der Doktor den anderen beiden einen Wink und sie begannen, die Crew zu untersuchen.
Noah zog einen medizinischen Trikorder aus der Tasche und ging auf den nächstbesten Patienten zu. Es war eine Frau, den Namen der Spezies kannte er nicht, aber sie schien den Menschen bis auf ausgeprägte Wulste auf dem Nasenrücken ziemlich ähnlich zu sein. Ihre Haut war fahl, wirkte grau und eingefallen, zumindest an den Stellen, an denen sie keinen feuerroten Ausschlag hatte. Noahs Trikorder-Analyse zeigte, dass die Viren bereits die meisten Körperregionen angegriffen hatte. Ihre inneren Organe begannen zu versagen und als er sie ansprach, war sie nicht in der Lage, ihre Augen zu öffnen. Interessanterweise schien ihre Lunge nicht, oder nicht mehr betroffen zu sein, wie es bei Captain Markah offenbar der Fall war. Ohne lang zu zögern spritzte er ihr das Gegenmittel. Der Trikorder sagte ihm, dass es sofort damit begann, die Viren abzutöten, allerdings fürchtete er, dass das allein nicht ausreichen würde, um ihr Leben zu retten.
Die gleiche Prozedur wiederholte er beim nächsten Patienten, diesmal ein Mann und dieser war noch in der Lage, auf seine Fragen zu antworten. Die Trikorderanalyse zeigte hier, dass die inneren Organe des Mannes noch nicht, oder kaum befallen waren und dass sich das Virus weitestgehend in der Lunge befand.
»Ich konnte nichts mehr tun«, sagte er heiser und griff nach Noahs Hand. »Ich konnte einfach nichts mehr für sie tun.« Er besah sich die Uniform des Mannes und entdeckte ein blaues Abzeichen auf der Brust, das bei keinem anderen Crewmitglied zu sehen war.
»Sie sind der Sanitäter des Schiffs?«
Der Mann nickte leicht. »Die Schutzanzüge sind zu alt, irgendwie ist das Virus durchgekommen. Oder ich war schon vorher infiziert, wer weiß.« Sein Kopf kippte zu seine und er schloss die Augen. Wie furchtbar musste es sein, seinen Patienten nicht mehr helfen zu können, weil man selbst außer Gefecht gesetzt war. Noah wollte sich das gar nicht vorstellen. Er spritze das Gegenmittel und gab ihm zusätzlich ein Schmerzmittel und etwas, um die Lunge zu befreien, dann ging er weiter zum nächsten Crewmitglied.
Zusammen mit Lieutenant Olsen und dem Doktor konnten sie sich so innerhalb einer Viertelstunde ein Bild von der Lage machen.
»Wie sieht es aus?«, fragte Commander Chakotay, nachdem die drei Ärzte ihre Ergebnisse ausgetauscht hatten.
»Für die meisten hier sind wir wahrscheinlich gerade rechtzeitig gekommen«, erklärte der Doktor ernst. »Vier schweben in akuter Lebensgefahr und sollten sofort auf der Voyager behandelt werden. Hier kann ich nur begrenzt etwas für sie tun.«
Chakotay nickte und leitete die Anfrage des Doktors sofort an Captain Janeway weiter.
»In Ordnung«, stimmte der Captain zu. »Allerdings unter größten Sicherheitsmaßnahmen. Ein Kraftfeld um die Krankenstation und kein Virus darf dieses verlassen, auch nicht in einer Petrischale, verstanden?«
Chakotay warf dem Doktor einen fragenden Blick zu und dieser nickte zustimmend. »Verstanden, Captain. Chakotay Ende.«
»Ich will nicht drängen«, meldete sich Captain Markah zu Wort, »aber der Rest meiner Crew benötigt das Gegenmittel ebenfalls. Alle, die noch im Anfangsstadium sind, sind in ihren Quartieren untergebracht.« Dann wurde er wieder von einem Hustenanfall geschüttelt.
»Captain, es ist wirklich Zeit, dass Sie sich behandeln lassen«, befahl das MHN grimmig. Doch wieder schüttelte Markah den Kopf. »Erst meine Crew.«
Wütend stemmte der Doktor die Hände in die Hüften. »Sie helfen niemandem damit, wenn Sie sich zu spät behandeln lassen und am Ende aus Trotz an den Folgen des Virus sterben. Es dauert nur ein paar Sekunden. Jetzt ziehen Sie den Anzug aus!«
Markah blickte etwas irritiert drein, aber dann fügte er sich, nahm den Helm ab und öffnete den Schutzanzug, sodass der Doktor ihm eine Spritze geben konnte.
»Genau diese Mentalität bringt auch Captain Janeway irgendwann ins Grab«, murmelte er leise vor sich hin, als er die leere Ampulle der Spritze gegen eine volle austauschte und Noah unterdrückte ein Grinsen.
»Mister Olsen, beamen Sie zurück auf die Voyager und richten Sie die Krankenstation ein«, schlug der Doktor dann wieder mit lauter Stimme vor, während er sich daran zu schaffen machte, die mitgebrachten medizinischen Geräte auszupacken und in Betrieb zu nehmen. »Mister Lessing, Sie gehen mit Captain Markah und Commander Chakotay und behandeln den Rest der Crew. Ich werde mich hier um die kritischen Fälle kümmern und dann mit ihnen zurück zur Voyager beamen.«
Der Commander hatte nichts zu beanstanden. Nach kurzer Kommunikation mit der Voyager, um die Dekontaminationsmaßnahmen zu klären und mit den neu gewonnenen Daten von Markahs Crew zu vervollständigen, beamte Olsen zurück.
»Kommen Sie, ich führe Sie zu den Quartieren der Crew«, sagte Markah dann und setze sich, gefolgt von den drei Männern, in Bewegung.
Rezensionen