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Die beste Wahl

von Laurie

Kapitel 1

Einsamkeit ist ein Konzept, das Spock nie verstanden hat. Es weiß, dass viele Individuen sich nicht selten davon betroffen fühlen, besonders Menschen, aber er hat nie am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet. Scham kennt er, ja, trotz seiner besten Bemühungen, ebenso wie Verunsicherung und das unlogische Gefühl, ausgestoßen und ungewollt zu sein – aber nichts davon hat ihn je in den Zustand versetzt, den er sich als Einsamkeit vorstellt.

Er versteht darum nicht, wieso viele Menschen sich vor diesem Zustand fürchten; und er hat zudem nie verstanden, wieso Menschen das Alleinsein oft mit Einsamkeit gleichsetzen. Für ihn war Alleinsein immer etwas Erstrebenswertes. Wenn man als Telepath, und sei es nur als Berührungstelepath, auf einem überwiegend von Menschen bemannten Schiff dient, kommt man nicht umhin, sich nach Zurückgezogenheit zu sehen. Alleinsein bedeutet Ruhe vor zu viel emotionaler Unlogik und damit auch Sicherheit.

Dass es an diesem Abend anders ist, überrascht ihn dennoch nicht. Menschen, denkt er mit einem Hauch von Belustigung, zu dem er sich noch vor ein paar Tagen nicht in der Lage gesehen hätte. Der ständige Umgang mit ihnen muss sich mehr auf ihn auswirken, als ihm während seiner Phase der Wiedererlernung auf Vulkan vermittelt wurde. Seltsamerweise stört ihn der Gedanke nicht so sehr, wie er es vielleicht sollte.

Sarek hat ihn vor wenigen Minuten – vier-Komma-zwei, um genau zu sein – verlassen, um letzte Angelegenheiten für die morgige Anhörung zu erledigen, und Spock findet sich alleine in seinem Zimmer im Hauptquartier der Sternenflotte wieder. Gedankenverloren blickt er aus dem Fenster. Dieser so ereignisreiche Tag neigt sich dem Ende zu; die Strahlen der tiefstehenden Sonne brechen sich in den Glasfassaden der umliegenden Gebäude, und nichts an der fast friedlichen Szenerie erinnert an den beispiellosen Sturm, der die Stadt noch vor wenigen Stunden in seinem Griff gehalten hat, metaphorisch gesprochen natürlich.

Wie man Spock wortreich versichert hat, hat er in der morgigen Anhörung nichts zu befürchten – natürlich, es ist nur logisch, dass man ihn nicht für Ereignisse zur Rechenschaft ziehen wird, die sich außerhalb seiner Kontrolle entfalteten. Zur Ruhe kommt er dennoch nicht. Immer wieder gleiten seine Gedanken zu den Ereignissen der letzten Tage ab. Ihre irrwitzige Reise in die Vergangenheit, unbeholfene Gespräche und vielsagende Blicke und ein langsam aufkeimendes, aber umso vertrauteres Gefühl der Kameradschaft ... Und jener Moment in dem vom Sinken bedrohten Bird-of-Prey in der Bucht von San Francisco, in dem Jim Kirks entschlossener Blick den seinen streifte und Spock mit einer Heftigkeit, die ihn selbst überraschte, beschloss, auf jede mögliche Weise für das Wohlergehen dieser Gruppe außergewöhnlicher Menschen zu sorgen, die ihre Karrieren aufgegeben haben, um sein Leben zu retten.

Als er nun an diesen Moment zurückdenkt, erkennt er, was ihn beunruhigt. Er hat seine menschlichen Kameraden kaum gesehen, seit man sie aus der Bucht gefischt hat (Doktor McCoys Wortwahl, nicht seine). Manch ein Vulkanier in Spocks Bekanntschaft hätte seinen Drang, die Nähe dieser Menschen zu suchen, für unlogisch gehalten; Spock dagegen war schon immer der Meinung, dass Loyalität ausgesprochen logisch ist. Außerdem geht es um seine Freunde. Dieses Argument duldet keinen Widerspruch.

Nach einem letzten Blick aus dem Fenster wendet Spock sich ab, um sein Quartier zu verlassen und das zu tun, was vielleicht nicht hundertprozentig logisch ist, aber richtig.

Seinen Kameraden wurden Zimmer in einem anderen Teil des Gebäudes zugeteilt. „Damit man uns besser überwachen kann“, hat Kirk ihn mit einem Augenrollen wissen lassen, bevor man ihn nach einer überstürzten medizinischen Untersuchung zu einer Nachbesprechung zerrte (ebenfalls Doktor McCoys Wortwahl). „Was völlig lächerlich ist, als ob irgendjemand von uns nach allem, was passiert ist, jetzt noch abhauen würde.“

Spock konnte nur nicken. Es war unlogisch, Kirks Mannschaft in einem strenger überwachten Bereich einzuquartieren, aber er hat vor langer Zeit gelernt, die Entscheidungen der Admiralität nicht mehr als nötig zu hinterfragen.

Ausnahmslos jede Person, der er auf seinem Weg begegnet, wirft ihm verstohlene Blicke zu, doch niemand hält ihn auf, weshalb Spock es nicht für sinnvoll hält, seinerseits auf die nicht gerade subtilen Reaktionen zu reagieren. Verstohlene Blicke ist er von klein auf gewohnt; er hat vor langer Zeit gelernt, dass es am zweckmäßigsten ist, sie zu ignorieren.

Trotz seiner vorherigen Entschlossenheit zögert er, als er Admiral Kirks Zimmertür erreicht, wenn auch nicht lange. Er kann sich das ebenso plötzliche wie irrationale Gefühl der Unsicherheit nur damit erklären, dass der Admiral und er noch nicht alles besprochen haben, was es seit der Wiedervereinigung seiner Katra mit seinem Körper zwischen ihnen zu besprechen gibt – ein Versäumnis, das er schnellstmöglich zu beheben gedenkt.

Die Tür öffnet sich erst, als Spock dazu ansetzt, ein zweites Mal zu klopfen. Zu seiner Überraschung sieht er sich nicht dem Admiral gegenüber, sondern einem erschöpft wirkenden Doktor McCoy.

„Oh, Sie sind’s“, stellt dieser unnötigerweise fest, misstrauisch in den Gang schielend, als erwarte er hinter Spock ein gut verstecktes, schwer bewaffnetes Einsatzteam. „Ein Glück, ich dachte schon, es wären wieder irgendwelche wichtigen Leute aus der Admiralität, die uns mental auf die Anhörung morgen vorbereiten wollen.“

„Ich hatte beabsichtigt, den Admiral zu sprechen.“

Dennoch ist McCoys Anblick kein unangenehmer. Jim Kirk ist nicht der Einzige, dem gegenüber Redebedarf besteht, wie die Menschen es ausdrücken.

McCoy wirft einen Blick zurück in das Zimmer. Nach allem, was Spock von seiner derzeitigen Position erkennt, hat man seinen Kameraden wenigstens ansprechende Räumlichkeiten zugeteilt. Neben dem Raum hinter McCoy, offenbar einem Aufenthaltsbereich, gibt es noch zwei weitere Räume, deren Türen momentan geschlossen sind – ein Badezimmer und ein Schlafzimmer, wie Spock vermutet.

„Er schläft, dem Himmel sei Dank. Ich hab’s endlich geschafft, ihm ein Beruhigungsmittel in seinen Kaffee zu mischen, ohne dass er misstrauisch wurde.“ Auf Spocks hochgezogene Augenbraue hin fügt McCoy mit einem Schulterzucken hinzu: „Klar, wenn er aufwacht, wird er erst mal wütend auf mich sein, aber spätestens morgen bei der Anhörung wird er es mir danken. Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist, dass er aus lauter Erschöpfung vor versammelter Mannschaft umkippt.“

Bevor Spock etwas erwidern kann, tippt McCoy ihm in einer beeindruckenden Demonstration seiner Missachtung für jegliche Persönlichkeitssphäre mit dem Finger gegen die Brust. Spock nimmt es unbeeindruckt hin. „Aber lungern Sie nicht so im Gang rum, kommen Sie rein – das heißt, wenn Sie mit mir vorlieb nehmen wollen.“

Spock verkneift sich einen Kommentar darüber, dass der Hauptgrund für sein Herumlungern darin besteht, dass McCoy die Tür blockiert. Er zögert, bevor er der Aufforderung folgt. Früher, erinnert er sich, hätte er mit einer sarkastischen Bemerkung geantwortet, irgendetwas darüber, dass es ihm schwerfalle, mit McCoy vorlieb zu nehmen, aber wenn es sein müsse, müsse er sich eben diesem Übel stellen, Doktor. Diesmal lässt er es bleiben. Obwohl es ihm von Tag zu Tag leichter fällt, mit seinen Kameraden auf eine Art zu interagieren, die den Zustand vor seinem vorübergehenden Tod widerspiegelt, hindert ihn irgendetwas in McCoys Stimme und seinen gebeugten Schultern daran, sich auf vertraute Sticheleien einzulassen. Zum ersten Mal – und er tadelt sich selbst für diese Nachlässigkeit – wird ihm bewusst, dass Kirk nicht der Einzige ist, der erschöpft ist. Ihnen allen haben die Ereignisse der letzten Tage und Wochen viel abverlangt.

„Sind Sie sicher, dass ich nicht störe?“, fragt er darum.

„Klar stören Sie nicht, und jetzt kommen Sie endlich rein, bevor ich’s mir anders überlege.“

Spock gehorcht dem Drängen des Arztes und tritt in das schlicht eingerichtete Zimmer. In einer Ecke befindet sich eine Sitzgruppe, bestehend aus einem Sofa, einem Sessel und einem niedrigen Tisch. McCoy lässt sich ohne weitere Umstände auf das Sofa fallen und weist Spock mit einer Handbewegung dazu an, es ihm gleichzutun. Deutlich steifer setzt sich Spock in den Sessel.

Schweigen senkt sich zwischen sie, ein so ungewohntes Schweigen, dass es sogar für Spock, der den Sinn belangloser Gespräche nie verstanden hat, ans Unangenehme grenzt. Er setzt gerade dazu an, es zu brechen, als McCoy sich räuspert. „Also, Spock, was brennt Ihnen auf der Seele?“ Interessanterweise zuckt er angesichts seiner eigenen Wortwahl zusammen, zweifelsohne an die Zeremonie des Fal-Tor-Pan denkend.

Spock geht nicht darauf ein. „Ich hatte das Bedürfnis, mich vom Wohlbefinden des Admirals zu überzeugen.“

Er wünscht sich, Kirk wäre wach, so sehr er dem Admiral seine Ruhe gönnt. Unter McCoys stechendem Blick überfällt ihn das ganz und gar unlogische Bedürfnis, in seinem Sessel herumzurutschen. Das hier ist neu, diese Vorsicht, mit der McCoy ihn behandelt, als wisse er nicht genau, wie er mit Spock umgehen solle, obwohl er besser als jeder andere in der Lage ist, Spock zu lesen. Beinahe wünscht Spock sich ihre alten Streitereien zurück.

„Er wird schon wieder“, versichert McCoy ihm mit einem unleserlichen Blick zu der Tür, hinter der sich, wie Spock vermutet, das Schlafzimmer befindet. Unwillkürlich entspannt Spock sich; er hat McCoys Einschätzungen immer vertraut, auch wenn er ihn das selten wissen ließ. „Es wird dauern – der arme Mann hat bei Gott zu viel verloren –, aber er wird klarkommen. Werden wir alle. Dass Sie wieder unter uns weilen, hilft natürlich.“

Die Freundschaft zu Kirk war das Erste, woran sich Spock nach dem Fal-Tor-Pan erinnert hat, auch wenn es einige Monate und eine Reise in die Vergangenheit benötigte, um sie ihn ganz verstehen zu lassen. Weil es unlogisch wäre, das abzustreiten, was existiert, antwortet Spock mit einem schlichten „Ich bin froh, das zu hören.“

Früher hätte McCoy ihn dafür aufgezogen – Sie, ein Vulkanier? Froh? –, jetzt dagegen zuckt er nur mit den Schultern, und für einen Moment wirkt er dabei älter, als er ist. „War das alles, Spock? Oder ist noch was?“ Er lehnt sich nach vorne, ganz in das abgleitend, was Kirk einst als seinen Arztmodus bezeichnet hat. „Fühlen Sie sich gut? Spüren Sie irgendwelche Nachwirkungen von unserem improvisierten Schwimmkurs? Ich weiß, dass Sie schneller auskühlen als der Rest von uns – ohnehin eine bescheuerte Idee, in der Bucht von San Francisco herumzuplantschen ...“

Der letzten Bemerkung kann Spock nur zustimmen, auch wenn er es anders formuliert hätte. Es wird einige Zeit dauern, bis er das anhaltende Gefühl der Kälte aus seinen Gliedmaßen vertrieben hat, doch das ist jetzt irrelevant. Bei diesem Gespräch geht es nicht um ihn. „Ich habe keine Beschwerden, Doktor.“

McCoy wirkt nicht überzeugt und Spock erinnert sich an erst kürzlich wiedererlerntes Wissen: McCoy ist üblicherweise so darauf fixiert, sich um andere zu sorgen, dass er sein eigenes Wohlbefinden dabei häufig vernachlässigt. Es war immer Admiral Kirks Aufgabe, dem entgegenzusteuern, und ... und es war auch Spocks Aufgabe. Es ist Spocks Aufgabe.

In der ersten Zeit nach dem Fal-Tor-Pan hat er sich gewundert, wieso er sich dafür entschieden hatte, ausgerechnet McCoy seine Katra anzuvertrauen, wo doch Admiral Kirk die offensichtlichste Wahl gewesen wäre – abgesehen von der Tatsache, dass McCoy da gewesen war.

Jetzt wundert er sich nicht mehr.

Bevor McCoy ihn weiter, wie sagen die Menschen, ausquetschen kann, kommt Spock ihm zuvor. „Wie geht es Ihnen, Doktor?“

McCoys Verwirrung ist so offensichtlich, dass Spocks Unbehagen fast in Schmerz umschlägt. „Mir? Ganz wunderbar, alles wie immer. Was soll schon sein?“

Wäre Spock kein Vulkanier, würde er seufzen. Diese unverbesserlichen Menschen ... „Sie waren der erste Mensch, der je am Ritual des Fal-Tor-Pan teilgenommen hat, noch dazu erfolgreich“, erinnert er den Arzt.

McCoy runzelt die Stirn. „Jaah? Aber es ist alles gutgegangen, und Ihre vulkanischen Heiler haben mir versichert, dass es keine Nachwirkungen geben wird.“

So führt das zu nichts. Spock schlägt einen metaphorischen anderen Weg ein. „Doktor. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“

Während McCoy früher mit Spott darauf reagiert hätte – Eine Entschuldigung von Ihnen, dass ich das noch erleben darf –, ist er jetzt sekündlich verblüffter. „Wofür denn bitteschön?“

Spock verschränkt die Hände ineinander. Es fällt ihm nicht leicht, von diesen letzten Minuten im Maschinenraum der Enterprise zu sprechen, so unlogisch es ist. „Ich weiß, dass Sie schon immer eine Aversion gegen telepathischen Kontakt hatten, der nach Ihren unglücklichen Erfahrungen nicht unbegründet ist“, beginnt er, und dann kommt er zum Kern der Sache: „Es tut mir leid, dass ich durch die Übertragung meiner Kata in Ihr Bewusstsein, ohne zuvor um Ihr Einverständnis zu fragen, zu diesen Erfahrungen beigetragen habe.“

McCoys Augen weiten sich und kurz befürchtet Spock, dass er unwissentlich eine der ungeschriebenen Regeln menschlicher Kommunikation gebrochen hat. Dass eine seiner Bemerkungen diesem sonderbarsten aller Menschen gegenüber in überraschter Stille resultiert, geschieht – geschah – nicht oft.

Endlich lässt McCoy dramatisch den Kopf auf die Sofalehne fallen. Ein wenig schämt Spock sich dafür, dass er nicht ganz ausmachen kann, welcher Teil der Erschöpfung des Arztes gespielt ist und welcher echt ist.

„Das ist jetzt nicht Ihr Ernst.“ Das Licht bricht sich an dem Ring an McCoys kleinem Finger, als er vage ins Leere gestikuliert. „Spock. Es ist in Ordnung. Es war eine Notfallsituation und ich verstehe, wieso Sie getan haben, was Sie getan haben. Ich hab Ihnen das nie übelgenommen.“

Obwohl Spock nichts anderes erwartet hat, ist es eine Erleichterung, das zu hören. Die Tatsache, dass er McCoy nicht nach seiner Zustimmung fragen konnte, bevor er seine Katra in ihn übertrug, hat ihn mehr beschäftigt, als er zugeben würde.

„Ich hätte Ihnen diese Bürde nicht auferlegt, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte“, setzt er hinzu, um jegliche Zweifel, die McCoy vielleicht noch hegt, zu beseitigen.

Es erzielt nicht den gewünschten Effekt. Anstatt mit Erleichterung reagiert McCoy mit Resignation; diesmal ist seine Erschöpfung unzweifelhaft hundertprozentig echt. „Ach, Spock“, murmelt er. „Hören Sie, ich weiß, dass ich nur Ihre zweite Wahl war. Ich weiß, dass es eigentlich Jim hätte sein sollen, dem Sie Ihre Seele anvertrauen. Aber ... Es ist in Ordnung, wirklich. Ich kann damit leben, die zweitbeste Wahl nach Jim Kirk zu sein.“

Das ist ... unerwartet und sicherlich nicht die Reaktion, die Spock sich erhofft hat. Trotz aller Differenzen, die sie hatten, trotz der Sticheleien und der unterschiedlichen Lebensphilosophien hat er immer angenommen, dass McCoy sich der wichtigen Rolle bewusst sei, die er in Spocks Leben spielt.

Vielleicht ist die Tatsache, dass Jim Kirk derzeit nicht ansprechbar ist, der beste Umstand, der sich ergeben konnte. Vielleicht ist es an der Zeit, das auszusprechen, was vor langer Zeit hätte ausgesprochen werden sollen.

„Doktor.“ Er wartet, bis ihm McCoys volle Aufmerksamkeit sicher ist, bevor er weiterspricht. Er will sichergehen, dass McCoy versteht. „Sie missverstehen mich. Ich wollte nicht andeuten, dass ich Sie – oder das, was Sie für mich getan haben – weniger schätze, als Sie verdient haben. Ich wollte Ihnen lediglich nicht noch mehr Leid bescheren. Denn das haben Sie nicht verdient.“ Er ignoriert McCoys hochgezogene Augenbraue, die Skepsis und Zuneigung zugleich widerspiegelt. „Und, Doktor – um Sie nicht in falschem Glauben zu lassen: Sie waren nie nur die zweitbeste Wahl, sondern eine ebenbürtige.“

Wieder umschließt Stille sie. Mit einem Anflug von gequältem Amüsement denkt Spock, dass es während ihrer Fünf-Jahres-Mission häufig von Vorteil gewesen wäre, zu wissen, dass er McCoy mit ehrlichen, geradezu emotionalen Aussagen wie dieser zum Schweigen bringen kann.

Geduldig wartet er ab, bis der Arzt die Bedeutung seiner Worte vollständig erfasst hat. Endlich kehrt McCoy mit einem verdächtigen Blinzeln in die Wirklichkeit zurück. „Danke“, sagt er schlicht.

Er kommt nicht dazu, etwas hinzuzufügen, ebenso wenig wie Spock dazu kommt, ihm als Erinnerung an ihre alten Traditionen mit Es ist unnötig, der Logik zu danken zu antworten. Das Geräusch einer sich öffnenden Türe richtet ihre Aufmerksamkeit ans andere Ende des Zimmers, wo soeben eine unordentliche Gestalt aus dem Schlafzimmer stolpert.

„Bones, ich hasse dich ganz offiziell, und hallo, Spock. Habt ihr zwei endlich geregelt, was auch immer ihr regeln musstet?“

Jim Kirk ist blass und zerzaust und auf seiner Wange prangt unübersehbar ein Abdruck seines Kopfkissens – und trotzdem sieht er zum ersten Mal seit Wochen nicht nur entspannt aus, sondern fast zufrieden.

Anklagend und ohne jede Spur schlechten Gewissens zeigt McCoy mit dem Finger auf ihn. „Jim! Du sollst schlafen!“

„Wie soll ein Mann in Frieden schlafen, wenn vor seiner Tür ununterbrochen gequasselt wird?“ Kirk fährt sich mit der Hand durchs Haar, was seinen derangierten Zustand nicht verbessert. Sein Lächeln steht in deutlichem Widerspruch zu seiner Aussage. „Außerdem glaube ich, ich habe nicht genug von diesem Kaffee getrunken. Oder du solltest nächstes Mal ein stärkeres Beruhigungsmittel nehmen, Bones.“

Ohne sich um McCoys Grummeln zu kümmern, lässt er sich neben ihm auf das Sofa fallen. Er bedenkt erst McCoy, dann Spock mit einem schalkhaften Grinsen, und Spock spürt ein ganz und gar unlogisches Gefühl der Wärme in sich aufsteigen.

„Also. Alles gut?“, fragt Kirk.

McCoy zuckt nur mit den Schultern und lässt den Kopf wieder auf die Sofalehne sinken, doch er kann sein Lächeln dabei nicht ganz verbergen; und Spock beschließt, dass der perfekte Zeitpunkt für eine menschliche Antwort gekommen ist.

„Alles gut, Jim“, sagt er.
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