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Ein Unglück kommt selten allein

von Harald Latus

Kapitel 1

Die Welt der Durasi sah nicht gerade einladend aus. Eine karge Felslandschaft, in der sich kaum eine Flora zeigte, ob Tiere in dieser Einöde leben konnten, wagte die diensthabende Wissenschaftlerin Maxine Dent zu bezweifeln, nachdem Sie den Scan des Planeten abgeschlossen hatte.
Da der Captain zugestimmt hatte, übernahm der erste Offizier die Kontaktaufnahme zum Planeten, der wie nicht anders zu erwarten, nicht der Föderation angehörte. Da der Beta Quadrant hauptsächlich von den Klingonen und dem romulanischen Sternenimperium bevölkert war, zählten nur einige Randwelten in der Nähe des Alphaquadranten zur Föderation. Doch auch bis dahin war es ein sehr weiter Weg. Zu weit, um eine Verschiebung zu akzeptieren.
So blieb ihnen nichts Anderes übrig als freie raumfahrende Völker zu suchen, die eine solche Maßnahme durchführen konnten.

Ob man die Durasi als Humanoid bezeichnen konnte, war ob ihrer ungewöhnlichen Körperform zweifelhaft, aber der Aufbau der Organe und Gefäße war zumindest ähnlich. Auf einem Kartoffelförmigen Torso saß ein langer Hals mit einem breiten fast plattgedrückten Kopf. Drei Augen, zwei ganz außen und eines in der Mitte, welche wie bei einem Chamäleon in unterschiedliche Richtungen blicken konnten, machten einen verstörenden Eindruck, an den man sich erst gewöhnen musste. Auch die Extremitäten entsprachen nicht dem üblichen Bild. Die Arme ragten sehr weit unten aus der Vorderseite des Torsos, nur unwesentlich oberhalb der Beine, die seitlich aus dem Körper kamen, was ihnen einen breiten Gang bescherte. Die Haut war uneben, teilweise sehr faltig und hatte eine unnatürlich grüne Farbe, die sich zu den Extremitäten hin ins bräunliche veränderte. Vier langgliedrige Finger wuchsen direkt aus einem Knoten am Ende der Arme und die Durasi hatten Füße, die man von ihrer Form her eher von Enten kannte. Alles in Allem kein sehr ästhetischer Anblick, wie Lieutenant Commander Maxine Dent befand. Aber das beruhte sicherlich auf Gegenseitigkeit.

Roger van Dyke öffnete einen Kanal ins Büro des Präfekten.
„Ich grüße Sie Lalondal, Wir sind an Ihrem Planeten eingetroffen und würden gerne umgehend mit der Baryon Säuberung beginnen“, erklärte der erste Offizier und sah den Kopf des Repräsentanten, dessen drei Augen verschiedene Monitore im Blick hatten. Wo diese Rasse ihren Mund und andere Körperöffnungen hatte, ließ sich nicht ausmachen, aber der Universalübersetzer hatte keine Probleme die Antwort zu geben.
„Vielen Dank Commander, wenn sich die ALEXANDRIA bitte ins Dock auf der nördlichen Hemisphäre begeben würde, dann kann die Prozedur umgehend beginnen.“
Roger van Dyke wies den Steuermann an einen entsprechenden Kurs anzulegen und schon nach kurzer Zeit tauchte das Raumgitter hoch über dem Planeten auf.
Die Positionslampen und auch eine allgemeine Beleuchtung des Docks flammten auf und das Schiff der Nebulaklasse schob sich langsam mit den Manövriertriebwerken in die Gitterstruktur. Schließlich stoppte das Föderationsschiff.

Auf dem Hauptbildschirm sah man einen Raum, in dem drei Durasi arbeiteten. Einer war der Kamera zugewandt und informierte den ersten Offizier: „Wir scannen Ihr Schiff und die Stärke der Baryumbelastung, einen Moment bitte. Es ist sofort erledigt.“ Eine der Personen die im Hintergrund arbeiteten ließ einen Gluckslaut ertönen, der die beiden anderen dazu veranlasste ihre Kontrollen zu prüfen.
„Oh Commander, es gibt leider ein Problem. Die Stärke der Reinigung muss auf eine sehr hohe Stufe gestellt werden, es ist leider unvermeidbar, dass alle Personen das Schiff dafür verlassen müssen.“
Captain Wikland, der gerade die Brücke betreten hatte, sah auf dem Schirm die Personen im Kontrollraum.
„Das ist doch sicherlich nicht nötig, Schiffe der Föderation haben schon wiederholt diese Prozedur durchlaufen, bislang war es in der Regel nicht erforderlich das Schiff zu evakuieren.“, erklärte der Captain.
„Das mag sein, aber unsere Reinigungsanlagen verwenden einen hochenergetischen Partikelstrahl, der auch geeignet ist, um andere raumfahrenden Völkern bei ähnlichen Verunreinigungen zu helfen. Dieser wirkt sich aber leider negativ auf lebendes Gewebe aus. Es ist daher unumgänglich, dass sie umgehend mit dem Verlassen des Schiffes beginnen.“
Verärgert trat der Captain in die Mitte der Brücke. Das kam ihm nun gar nicht gelegen. Er hatte mit einem nur kurzen Aufenthalt gerechnet, der maximal einige Stunden in Anspruch nehmen würde. Aber allein das von Bord schaffen der Mannschaft würde nun selbst bei geordneten Verhältnissen mehr als zwei Stunden benötigen, vom zurückholen der Männer, Frauen und Kinder einmal ganz zu schweigen.
„Wir haben hier mehr als 1.100 Seelen an Bord, das ist ein sehr hoher Aufwand, vielleicht können wir die Reinigung auf niedrigere Energie einstellen, in zwei oder drei Etappen durchführen und dadurch die Personen an Bord lassen.“
Der Durasi am Schaltpult ließ Ablehnung erkennen. „Es tut uns leid Captain, aber das Dock ist ausgelastet, es war ohnehin ein Entgegenkommen unserer Seite, dass wir Sie in dieser Situation unterstützt haben. Ihre Crew wird das Schiff räumen müssen.“
Wiklands Groll war ihm in diesem Moment genau anzusehen. Immer noch missmutig sah er zu seinem ersten Offizier, wissend, dass er selbst die erstbeste Möglichkeit für das anstehende Problem ausgewählt hatte.
„Nummer eins, koordinieren Sie die Evakuierung, sehen Sie zu, dass wir das so schnell wie möglich hinter uns bringen, ich möchte den Aufenthalt hier so kurz wie eben notwendig halten.“
Roger van Dyke nickte dem Captain zu, der zum Turbolift ging, wahrscheinlich wollte er Avallia Sen darüber informieren, dass Sie für eine Weile Ihr Quartier verlassen musste.
Roger van Dyke tippte auf seinen Kommunikator: „Achtung eine wichtige Durchsage. Wir haben das Dock auf dem Planeten erreicht. Für eine notwendige Reinigung von Baryonpartikeln ist es erforderlich, dass Sie das Schiff verlassen. Melden Sie sich an der ihnen zugewiesenen Evakuierungsstelle, Sie werden für die Dauer der Maßnahme bei den Durasi untergebracht. Die Durchführung haben wir schon wiederholt geprobt. Beweisen Sie jetzt, dass Sie diese Maßnahme einwandfrei beherrschen. Es besteht kein Notfall, es ist lediglich eine Sicherheitsmaßnahme.“

* * *



Der Captain war inzwischen wieder auf die Brücke zurückgekehrt. Wikland überlegte. Das Kontrollzentrum des Docks machte nicht den Anschein, als könne es eine so große Anzahl von Personen aufnehmen, daher fragte er den Durasi an den Kontrollen:
„Ich erkenne nicht, dass diese große Anzahl an Personen auf dem Dock Platz finden sollte.“
Ein zustimmendes Kopfwackeln war von Lalondal zu sehen, der auf einem zweiten Kanal zugeschaltet war. „Nein, das wird nicht möglich sein, nur einige wenige Offiziere Ihres Stabes können wir im Dock beherbergen, wenn Sie sich für eine Weile einschränken können. Der Rest Ihrer Personen muss auf den Planeten beamen.“
Maxine Dent schüttelte den Kopf, „Captain, ich kann von hier aus keine Strukturen erkennen, die sich für so viele Menschen eignen würden.“
Erneut mischte sich Lalondal ein und sorgte für Klarheit. „Das ist richtig Captain. Wir haben unterirdische Quartiere, die wir für Ihre Spezies bereits vorbereiten. Sie werden mit entsprechender Atmosphäre und Temperaturen versehen sein, damit Ihre Mannschaft die Zeit im Dock überbrücken kann.“
Wikland nickte Lalondal zu und wandte sich an Van Dyke. „Commander, jemand soll das vorher prüfen. Bevor ich Familien mit Kindern da hinunterschicke will ich wissen, dass da unten alles okay ist.“ Der erste Offizier bestätigte die Anweisung und setzte sie sofort um. Das war eine Aufgabe für den Sicherheitschef und zweiten Offizier des Schiffes, der neben ihm stand.
„Andy, Sie und vier ihrer Männer gehen zuerst da hinunter und checken das. Nehmen Sie einen Wissenschaftler mit, der die Eignung der Räume prüfen kann.“ Der zweite Offizier, Lieutenant Commander Duke nickte und gab seinem Team bereits Anweisungen. Schnell verschwand er im Turbolift.

Nachdem Andy Duke auf dem entsprechenden Deck angekommen war, bahnte er sich seinen Weg durch die lange Schlange, die sich vor dem Transporterraum gebildet hatte. Alles war ruhig, jeder hatte einige private Gegenstände in seiner Tasche verstaut und wartete auf den Moment, in dem es losgehen würde. Andy hatte den Transporterraum inzwischen erreicht. Alle waren verständnisvoll, es ging sehr diszipliniert zu, eine Tatsache, die Andy den vielen Übungseinheiten zuschrieb, die Captain Wikland immer wieder abhielt. Keros nickte ihm zu, seine vier Kollegen und der Wissenschaftsoffizier hatten sich bereits eingefunden und alle betraten die Plattform. Keros, der Transporterchief erklärte, dass es sofort losgehen könnte, sobald er die Koordinaten erhalten hatte.
Andy sah sich um, Dierk Peterson, Walter Frames, John Holmer und Jeremy Sinclair waren seine zuverlässigsten Leute, auf die er sich blind verlassen konnte. Cassalis, ein Bellarianer war schon ab und an einmal angeeckt, insbesondere wegen seiner drastischen Haltung, die in seiner Kultur herrschte. Er lehnte jedweden theologischen Ansatz ab und vertrat diese Meinung sehr vehement. In dieser Situation war es jedoch nicht zu erwarten, dass sich Probleme dieser Art ergeben würden. Nachdem Andy wieder nach vorne sah, hob Keros den Daumen, als Zeichen, dass es gleich losgehen konnte und im gleichen Moment setzte der Dematerialisierungsvorgang ein.

Innerhalb weniger Sekunden fand sich das Team auf dem Planeten in einer künstlichen Höhle wieder. Nachdem Sie von der Transporterplattform gestiegen waren, verließen Sie den ovalen Raum durch eine sehr massive Schiebetür, die nach oben in die Decke fuhr.
Andy Duke und Cassalis gingen voraus, bedankten sich bei den beiden Transporter Ingenieuren, die den Vorgang überwacht hatten. Einer davon ging nun vor ihnen in einen langen Flur, der auf beiden Seiten mit vielen Türen versehen war. Die letzte davon auf der linken Seite wurde geöffnet. Sie führte in einen weiteren Gang, der Zugang zu mehreren Räumen gewährte. Darunter waren Hallen, in denen man ohne Weiteres viele Personen temporär unterbringen konnte. Die Bedingungen waren nicht optimal, aber für einige Stunden sollte es ausreichen. Andy Duke kannte den Aufwand und wusste, dass es zwar nicht die beste Lösung war, aber man würde sich arrangieren können.
Cassallis nickte. „Die Werte für Atmosphäre und Temperatur sind ausreichend, es dürfte keine größeren Probleme geben. Wir sollten Bescheid geben, damit der ganze Vorgang endlich starten kann.“
Andy sah zu seinen Kollegen, die einvernehmlich nickten. Daraufhin tastete der Sicherheitschef auf seinen Kommunikator. „ALEXANDRIA, hier Außenteam. Uns wurden die Räume gezeigt, die für unsere Crew vorgesehen sind, sie besitzen nicht gerade einen Luxusstandard, aber es wird sicherlich gehen, wenn alle ein wenig zusammenrücken. Wir sollten einige mobile Replikatoren bereitstellen, damit sich die Leute in der Zwischenzeit versorgen können.“
Der erste Offizier bestätigte die Meldung und schnell hatten Andy Duke und seine Gruppe wieder den Raum erreicht in dem sie angekommen waren. Sie stellten sich auf die Transporterfläche. „Sechs Personen zum hochbeamen bereit!“, sagte Andy Duke und schon lösten sich die Sternenflottenoffiziere in einem blauen Schimmer auf.

* * *



Jan Erik Wikland war immer noch ungehalten. Die notwendige Säuberung von Baryon Partikeln hätte er schon vor Aufbruch der Reise durchführen lassen sollen. Das jedenfalls hatte ihm seine Chefingenieurin ans Herz gelegt, wahrscheinlich in dem Wissen, dass sich die Kontaminierung durch diesen langen Flug deutlich erhöhte. Aber er hatte sich damals anders entschieden. Die Sternenflotte hatte zu diesem Zeitpunkt kein gutes Händchen für die Verteilung der Aufträge, was daran lag, dass die Vertretung von Admiral Carter Wellington, der sich im Urlaub befand, einige besondere Herausforderungen unglücklich an die Flotte verteilte und dabei nicht gerade die jeweils beste Crew für diesen Job fand. Ihm erschien der Auftrag mit einer langen Anfahrt und einem darauffolgenden Erstkontakt noch als eine bessere Wahl als die noch zur Verfügung stehenden Aufträge.
Damit hatte er sich nicht seine Lieblingsaufgabe ausgesucht. Die gesamte Brückencrew wusste inzwischen, dass er derartige diplomatische Aufgaben extrem ungern erledigte, obwohl er dabei keine schlechtere Figur machte, wie langjährige Diplomaten.
Von seinem ersten Offizier ließ er sich laufend über die Evakuierung informieren. Lediglich die Senioroffiziere und die Diplomaten würden im Dock in der Nähe des Schiffes bleiben, alle anderen mussten in die unterirdischen Hallen gebeamt werden, die für die gesamte Schiffscrew bereitgestellt wurden. Trotz allem rechnete er damit, dass er mit allem was dazugehörte maximal acht bis zehn Stunden verlor.
Nach den viertelstündlichen Berichten von Commander van Dyke lief die Evakuierung problemlos. Die Chefingenieurin der ALEXANDRIA stand schon seit geraumer Zeit auf der Brücke und sicherte die Systeme, nachdem sie den Warpantrieb im Maschinenraum auf Nullleistung heruntergefahren hatte. Derzeit wurden die Systeme durch die Notstromaggregate betrieben. Wenn alles gesichert war, dann würden diese ebenfalls abgeschaltet und für kurze Zeit die Batterien für die Restversorgung genutzt. Ein umfangreiches Programm, das nach den Vorgaben der Sternenflotte abzuwickeln war und das jeder Chefingenieur auswendig herunterbeten konnte.
Jaqueline Jefferson deaktivierte die Konsole. „Ich bin fertig. Alle relevanten Systeme stehen auf Standby. Wir können das Schiff jetzt verlassen.“
Auf der Brücke waren inzwischen nur noch vier Mann, Captain Wikland, die Chefingenieurin,
K’Orak, der Klingone und Andy Duke, der zweite Offizier.
In diesem Moment öffnete sich der Turbolift und Roger van Dyke trat auf die Brücke.
„Alle Personen sind von Bord, die letzten Kollegen der Brückencrew habe ich mit Keros nach unten gebeamt. Wir können uns also aufmachen. Dann kann die Reinigung beginnen.“
Wikland nickte. „Dann lassen Sie uns losgehen, umso eher sind wir wieder zurück.“, erklärte er und ging zum Turbolift. Nach wenigen Minuten hatten Sie die NORTHLANDER erreicht, die im Shuttlehangar bereitgestellt worden war.

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