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Ein Unglück kommt selten allein

von Harald Latus

Kapitel 2

Nach und nach materialisierten sich die Besatzungsmitglieder in den unterirdischen Höhlen und wurden von Durasi Personal und einigen Leuten des Sicherheitsteams jeweils in die entsprechenden Räume geführt, in denen sie für die Zeit der Baryon Säuberung bleiben sollten. Lieutenant Dierk Peterson war inzwischen zum dreißigsten Mal durch den langen Flur hin und zurückgelaufen. Auf dem Rückweg kam ihm Lieutenant Walter Frames entgegen, der eine Geste machte, dass auch er schon völlig erledigt war. Zwar lief die Evakuierung besser als gedacht, aber die vielen Kinderstimmen, die ihren Eltern Fragen stellten, die ihre Freunde riefen oder einfach nur wegen der Akustik kurze Schreie ausstießen, brachen sich in dem langen Tunnel des Flures und erzeugten inzwischen mörderische Kopfschmerzen.
Er trat wieder in den großen Raum ein, in dem die Neuankömmlinge auftauchten und direkt vor ihm stellte ein kleines Mädchen fest, dass es sein Lieblingsspielzeug an Bord vergessen hatte und hing nun bettelnd an ihrem Vater, der es noch von Bord holen sollte. Ein Problem, dass sich seit dem Anlaufen der Aktion bereits mehrfach wiederholt hatte.
„Daddy Daddy, wir müssen zurück und Mr. Napanok holen“, rief ein kleines Mädchen und zerrte dabei am linken Arm ihres Vaters, um auf das Fehlen ihres Kuscheltiers aufmerksam zu machen. Anscheinend hatte sie erst jetzt bemerkt, dass sie eine ganze Weile weg sein würden.
Dierk Peterson wusste bereits in diesem Moment, dass die Kleine keine Ruhe geben würde, bis er sie in einer der Hallen abgeliefert hatte, die am Ende des langen Flures auf sie warteten.
Und kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, fing das kleine Mädchen an herzzerreißend zu weinen und bewegte sich keinen Millimeter mehr, nicht einmal durch gutes Zureden von ihrem Vater. Dierk Peterson gesellte sich zu dem Vater, der immer noch versuchte, das weinende Kind zu beruhigen, während die Gruppe inzwischen abmarschbereit am Tor stand. Doch das kleine Mädchen regte sich nicht von der Stelle, zumindest nicht dahin wohin sie der Gruppe folgen sollte. Stattdessen zog sie Ihren Vater an der Hand, zurück in Richtung der Plattform, um sich zurückbeamen zu lassen.
Der Vater ging in die Knie und streichelte dem Mädchen sanft über die Haare um es zu beruhigen. „Nyria, das geht jetzt nicht. Momentan kommen alle hier herunter, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis wir wieder aufs Schiff kommen. Aber ich verspreche Dir, Mr. Napanok wird dort oben nichts passieren. Auch wenn die Kleine ihrem Vater vertraute, das Kuscheltier stand ihr wahrscheinlich näher und so blieb sie wie angewurzelt stehen bis sich Dierk Peterson zu dem Vater hinüberbeugte.
Leise fragte er ihn, wer und was Mr. Napanok sei und der Zivilist erklärte, dass er dieses Kuscheltier in einem Shop auf dem letzten Planeten erstanden hatte. Es war eine kuschelige Schildkröte. Auf seinem kleinen PADD zeigte er dem Offizier eine Abbildung. „Kann ich das mal kurz haben?“, fragte Peterson, während sich bereits die nächste Gruppe ankündigte und sie jetzt auf jeden Fall los mussten. Der Vater reichte dem Offizier das kleine PADD und mit einigen schnellen Tastendrücken hatte er es an seinen Kollegen weitergeleitet, der in der Halle am Replikator stand und das gewünschte gleich replizierte.
Dierk Peterson kniete sich hin und flüsterte dem immer noch schluchzenden Mädchen ins Ohr: „Ich habe von meinem Kollegen gehört, dass Mr. Napanok bereits mit einer anderen Gruppe gekommen ist, er hatte dich nicht mehr gesehen und hat sich dann in einem anderen Transporterraum mitnehmen lassen. Er ist schon in der Halle und wartet auf Dich. Deshalb müssen wir jetzt schnell los.“ Er stand wieder auf und reichte dem Mädchen die Hand, während er dem Vater das Padd zurückgab. Dieser nickte ihm zu und etwas widerwillig und langsam setzte sich die Kleine in Bewegung obwohl sie der Sache irgendwie misstraute. Wichtig war Lieutenant Peterson aber, dass sie sich in Bewegung setzte. Keine Sekunde zu spät, denn schon materialisierte die nächste Gruppe auf der Plattform.
„Es tut mir leid“, sagte der Vater, „aber seit wir ihre Mutter verloren haben, hängt sie um so mehr an diesem Spielzeug, das sie noch gemeinsam mit ihrer Mutter ausgesucht hat.“
Der Sicherheitsoffizier nickte, während sie alle in den langen Felsbehauenen Flur einbogen.
„Ist kein Ding, das ist bei mir erst das achte Mal in der letzten Stunde“, und lächelte den Vater an, der sich ein Schmunzeln auch nicht verkneifen konnte.

Parker Lewis ging es da schon viel besser, da er derjenige war, der die ankommenden Personen von Lieutenant Peterson übernahm und auf eine der vier Hallen verteilte, wobei er darauf achten musste, dass er eine passende Vorsortierung vornahm. Personen mit kleinen Kindern versuchte er weitestgehend in einer der größten Hallen unterzubringen, um das umherrennen zwischen den einzelnen Hallen zu unterbinden, so hoffte er jedenfalls eine gute Strategie gefunden zu haben, aber dafür war der Lärmpegel in dieser Halle auch am höchsten. Er kannte freilich nicht jeden, aber er versuchte dennoch zu ermessen, wo er die Personen unterbrachte.
Die aufgestellten mobilen Replikatoren erfreuten sich großer Beliebtheit und der Hauptausgabewunsch im kinderreichen Raum war wohl sicherlich Eis in jedweder Variation.
Da die Kollegen im Wechsel arbeiteten, fand auch Lieutenant Lewis keine Ruhe, denn kaum hatte er die Personen verteilt kam einer der Kollegen mit der nächsten Gruppe um die Ecke.
Lieutenant Peterson, der gerade eingetroffen war, ließ seinen Allerwertesten für einen Moment erschöpft auf eine Transportkiste fallen und atmete erst einmal richtig durch.
„Ich hoffe, wir haben es gleich geschafft, ich kann nicht mehr. Dieses ständige Hin und her macht mich komplett fertig!“, gab er seinem Kollegen zu verstehen, während der Durasi bereits wieder weg watschelte. Aber den würde er nach ein paar großen Schritten schnell wieder einholen.
„Na wenn Du dich da mal nicht irrst, wir haben gerade mal eine Stunde hinter uns gebracht und das wird bestimmt noch Mal so lange dauern, bis wir Durch sind. Ist doch eine einfache Rechenaufgabe, Es ist schließlich kein Nottransport, wo wir alle auf einmal hierherholen.“
Peterson ließ den Kopf in die Hände sinken. Seine Ellbogen drückten sich in den Oberschenkel auf dem er sie abgestützt hatte. Am liebsten hätte er sich jetzt schon hingelegt, aber zumindest konnte er sich ja nachher ausruhen, wenn alle hier unten waren.
Mit Grauen dachte er daran, dass in ein paar Stunden der gleiche Ablauf wieder in umgekehrter Weise laufen musste, und das ganze Spiel von Vorne begann. Müde raffte er sich auf, hob seine Hand zum Gruß an Lieutenant Parker und eilte dem Durasi hinterher, der inzwischen schon in den langen Flur gewackelt war, um die nächste Gruppe abzuholen.

* * *



Langsam dockte die NORTHLANDER an der Kommandostation des Docks an, welches sich oberhalb der ALEXANDRIA erstreckte. Das Einrasten der Andockklammern war zu hören und ein kurzes Zischen, als der Druckausgleich stattfand, dann öffnete sich die Tür und zwei Durasi empfingen die Besucher.
„Captain, herzlich willkommen auf der Station, Ihren Offizieren und Botschaftern, die Sie hier her gebeamt haben, wurden bereits Quartiere zugewiesen. Wir werden Ihnen zunächst Ihre Räume zeigen.“ Wikland nickte zustimmend, während sie einen Gang nahmen, der entgegen des Kontrollzentrums lag, welches man durch die große Glasfront sehen konnte.
„Nachdem nun alle Personen das Schiff verlassen haben, können Sie ja sofort mit der Säuberung beginnen. Um so eher sind wir fertig“, verlieh der Captain seiner Hoffnung Ausdruck, was die Durasi allerdings scheinbar nicht zu interessieren schien. „Auf ein paar Minuten mehr oder weniger kommt es sicherlich nicht an“, erklärte Elangata, der sich bereits in der Luftschleuse vorgestellt hatte. „Sie werden sehen, dass es Ihnen an Bequemlichkeit nicht mangeln wird.“, versprach er den Offizieren und versuchte mit seinen kurzen breiten Beinen etwas schneller zu gehen, was ihm ungleich schwerer fiel als den Gästen, die mit ihren langen Beinen große Schritte machen konnten.
Dem Captain wurde ein Quartier zugewiesen, welches nur vier Meter im Quadrat maß, aber über alle notwendigen Einrichtungen verfügte. In den sich anschließenden Räumen neben dem seinen, die den Flur entlang lagen, waren die Botschafter untergebracht. Erst am Ende des Ganges, wo die Quartiere endeten lagen zwei weitere Räume, in denen jeweils vier Schlafstätten untergebracht waren. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Raum in dem sich die Messe befand, sowie ein Meetingraum, in dem man Besprechungen abhalten konnte. Alles Dinge, die Wikland schätzte, aber kaum für notwendig hielt, denn er hatte nicht vor so lange zu bleiben. Direkt nach der Reinigung würde er seine komplette Mannschaft wieder aufs Schiff beamen und dann den Nachhauseweg antreten.
Der Captain ließ seine Tasche auf das Bett fallen und noch während Elangata die restlichen Offiziere zu ihren Räumen begleitete, hatte er seinen Raum schon wieder verlassen und war zum Kontrollzentrum gegangen, in dem die Säuberung seines Schiffes vorbereitet wurde. Der Blick nach unten auf sein Schiff war ein ungewohnter Anblick, den er nicht mochte. Es behagte ihm nicht, wenn sein Schiff so angekettet war, dass er nicht darüber verfügen konnte. Eine ganze Weile sah er den Durasi im Kontrollraum zu, die sich um die Einstellungen kümmerten und die Geräte routiniert bedienten. Es war schon eine ganze Weile vergangen, als Lieutenant Commander Jaqueline Jefferson, die Chefingenieurin des Schiffes ebenfalls im Kontrollraum auftauchte, um sich nach den Fortschritten zu erkundigen. Scheinbar hatte die Reinigung noch nicht begonnen, denn aus den Sternenflottenwerften kannte sie den grünlichen Reinigungsstrahl, der sich wie ein Vorhang einmal quer über das Schiff bewegte. Doch am Schiff war nichts davon zu sehen. Sie wandte sich an den Durasi, der am Kontrollpult stand und die Funktionen des Docks überwachte.
„Ich dachte, Sie hätten bereits mit der Reinigung begonnen, wir sind inzwischen mindestens schon dreißig Minuten vom Schiff herunter“, reklamierte sie und sah dabei den vor ihr stehenden Durasi mit strenger Miene an. „Wer ist hier überhaupt verantwortlich für die Durchführung?“, wollte sie sofort im Anschluss daran wissen und stemmte ungeduldig die Hände in die Hüften. Nacheinander sah sie die drei Durasi im Kontrollraum an in Erwartung einer Antwort.
Dann drehte sich einer zu ihr um, der an der Wand stand und auf einer Kontrolltafel die gesamte Aktion überwachte. „Ich bin hier der verantwortliche Techniker, mein Name ist Tilandalo. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte immer zuerst an mich, damit meine Kollegen ihre Aufgaben nicht unterbrechen müssen.“
„Gut dann habe ich direkt eine Frage an Sie, vor geraumer Zeit haben wir das Schiff verlassen, warum hat die Reinigung noch nicht begonnen?“ Tilandalo der noch immer den Lieutenant Commander ansah, war für einen Augenblick verwirrt, dann antwortete er mit ein wenig Unverständnis in der Stimme. Aber sie hat bereits begonnen, wir fangen immer ein wenig außerhalb des Hecks an, damit wir sicher sein können, dass die Reinigung die maximale Wirkung hat, wenn sie das Schiff erreicht. Dann werden Sie den Effekt auch sehen können. Aber im All, wo keine Partikel das Licht reflektieren ist das noch nicht sichtbar.“
Jaqueline Jefferson schaute noch einmal hinunter ins Dock, aber es tat sich noch nichts. Gut, der Durasi hatte gesagt, dass sich wohl die Ladung für den Strahl erst noch aufbauen musste, und dass man daher einen zeitlichen Vorlauf eingeplant hatte, aber obwohl sie wie gebannt ins Dock hinuntersah, tat sich nichts.
Endlich, nach dem Sie schier endlos gewartet hatte, traf ein hellblauer Strahl das Schiff ganz hinten am Diskussegment und die Chefingenieurin wandte sich zufrieden ab. Sie verließ die Kommandozentrale und begab sich in den Konferenzraum, in dem sich Roger van Dyke und Captain Wikland, gemeinsam mit Andy Duke dem Sicherheitschef und Doktor Wells befanden.
„Die Säuberung hat begonnen. Mir scheint das hier alles ziemlich langsam zu gehen. Ich verstehe das nicht, das ist doch nun wirklich eine einfache Aufgabe.“
Roger van Dyke sah ihr an, dass sie ziemlich aufgeregt war, und dass sie ganz im Gegensatz zu ihrem Dienst auf dem Schiff irgendetwas zu beunruhigen schien. Er konnte es zwar nicht an ihrem Verhalten fest machen, das war wie immer professionell, aber in ihrem Inneren schien es zu brodeln. Das war mehr als einfache Aufgeregtheit. Aber möglicherweise konnte das auch mit ihrer gesamten Natur zusammenhängen, die sich, wie er wusste von allen anderen unterschied. Er startete einen Versuch, sie wieder zu beruhigen.
„J.J., denken Sie daran, wir sind hier im Betaquadranten weit hinter dem klingonischen Hoheitsgebiet. Die Technik wird sich hier deutlicher von dem Föderationsstandard abheben.“
Die Chefingenieurin, die bislang entschlusslos im Raum gesessen hatte, kam zum Tisch und setzte sich.
„Ich weiß nicht, ich habe irgendwie so ein komisches Gefühl in der Magengegend. Da stimmt was nicht. Ich kann das nicht begründen, aber es drängt sich mir förmlich auf.“
Doch es hielt sie nicht auf ihrem Platz. Schon nach wenigen Minuten stand sie auf und wanderte umher, was zugegebenermaßen alle anderen ebenfalls nervös machte.
„Commander!“, rief der Bord Arzt Darian Wells, „Bitte setzen Sie sich, sie Irritieren mich und das bringt meine innere Mitte aus dem Gleichgewicht.“ Der El Aurianer, dessen Rasse eine besondere Gabe des Zuhörens und der Geduld nachgesagt wurde erfüllte momentan die typischen Eigenschaften seines Volkes nicht im Geringsten. Eigentlich steuerte die Chefingenieurin auf den Tisch zu, musste dabei aber am Fenster vorbei und rein aus Gewohnheit schaute sie ins Dock, wo sich inzwischen noch nichts getan hatte. Der Strahl war anscheinend immer noch genausoweit wie zu dem Moment, als er auf das Schiff getroffen war. Wütend stampfte sie mit ihrem rechten Fuß auf den Boden, „Da haben wir es schon, das Ding ist hängengeblieben, da sieht man ja keinen Fortschritt!“ Alle traten zum Fenster und schauten ins Dock, wo der Strahl am hinteren Ende die Außenhaut des Schiffes blau einfärbte und sich offensichtlich nicht bewegte.
Mit einem Satz war sie draußen und ging mit wütenden Schritten in Richtung Kontrollraum, während die anderen ihr in entsprechendem Abstand folgten.
Der Lieutenant Commander ging mit harten Schritten den Flur entlang und die Sohlen ihrer Stiefel hallten deutlich von den Wänden wider.
Es war ein Glück, dass die automatischen Türen ihr den Weg in die Kommandozentrale des Docks sofort freigaben. Schnell trat sie in die Mitte des Raumes, wandte sich an Tilandalo:
„Hören Sie, Sie haben mein Schiff, für das ich technisch verantwortlich bin, in Ihrem Dock und ich sehe hier nach dieser Zeit keinen Fortschritt. Ich gehe davon aus, das sich ihr Programm aufgehängt hat, denn der Strahl steht auf der Stelle.“, fuhr sie den Durasi jetzt giftig an. Der gab sich allerdings unbeeindruckt, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass auf der Schalttafel vor ihm alles seine Richtigkeit hatte. Ein wenig ungeschickt drehte er sich zu ihr um, wobei die Entenfüße mehrfach kleine Schritte machen mussten, denn den Durasi war es nicht möglich einfach nur den Oberkörper zu drehen. Inzwischen waren auch Captain Wikland und der Tross seiner Brückenoffiziere im Kommandostand eingetroffen
„Ich kann Ihnen versichern, dass alles in bester Ordnung ist, der Vorgang wurde gestartet und ist nicht unterbrochen. Wir sind froh, dass wir Ihnen in dieser Situation so schnell helfen konnten. Auf den speziellen Wunsch Ihres ersten Offiziers haben wir die Geschwindigkeit verdoppelt und der Vorgang wird nach Ihrer Zeitrechnung schon nach sieben Tagen abgeschlossen sein!“, erklärte Tilandalo hoffungsvoll und nicht minder stolz, dass er dem Captain so hatte helfen können.


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