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Wo man seinen Namen tanzen muss

von Harald Latus

Kapitel 3

Captain van Dyke saß in seinem Quartier und blickte aus dem Fenster. Ihm war inzwischen klar, warum Admiral Wellington ihn für diesen Auftrag ausgewählt hatte. Der Admiral rechnete fest damit, dass Roger diese Aufgabe leichter fallen würde als jedem anderen Sternenflottencaptain, was er auf seine einzigartige Begabung zurückführte. Auch wenn er diese Fähigkeit in den letzten Jahren häufig genutzt hatte, so war sie nicht unfehlbar. Der Admiral nannte ihn gerne einmal ‚Den Mann der tausend Eigenschaften‘ denn der Captain war nach einem geheimen Spezialprogramm der Sternenflotte in der Lage neue Dinge schnell zu erfassen und direkt anzuwenden. Das schloss auch das Studium einer neuen Sprache ein. Nicht alle Fähigkeiten blieben latent erhalten, aber gewisse Grundzüge waren auch später immer noch in seiner Gedächtnismatrix vorhanden.
Der Kommunikator piepte und Roger nahm den Ruf entgegen. „Captain, hier Xelishia. Wir haben vom Hauptquartier eine rudimentäre Beschreibung der Gesten erhalten, die in der Kommunikation der Gondali verwendet werden. Viel ist es nicht, aber ich denke es ist ein Anfang der ausbaufähig ist.“
Roger nickte und wandte seinen Blick vom Planeten ab, den die AVIATOR derzeit umkreiste. Für den kommenden Tag war das Treffen vereinbart worden, leider gab es in der Kultur der Gondali nichts was einer Sprache in Text oder Bildern ähnlich war, so dass man gespannt auf den nächsten Kontakt wartete. Dieser musste um einiges besser laufen als der erste klägliche Versuch eine Kommunikation aufzubauen. Zudem war es wichtig den Kontext genau zu entschlüsseln und richtig darauf zu antworten.
„Geben Sie diese Informationen auch an Lieutenant Morales weiter. Er soll sich vorbereiten auf die kommende Konversation. Wir werden morgen Früh bei den Gondali erwartet.“
„Aye Captain!“, antwortete Xelishia und beendete die Verbindung.
Roger van Dyke ging zu seinem Computerterminal, um die Angaben anzusehen. Auf dem Bildschirm waren einige Gesten zu sehen, die von den wenigen Begegnungen mit den Gondali durch die Sternenflotte aufgezeichnet und dokumentiert worden waren. Einige Gesten der Hände, Kopfbewegungen und Körperdrehungen die zu bestimmten Posen führten waren zu sehen und wurden im Anschluss erklärt. Auch der Captain bezweifelte, dass es sich lediglich um diese wenigen rudimentären Darstellungen handelte. Dennoch prägte er sich diese ein, um zumindest einen gewissen Grundstock zu haben, von dem man Ableitungen herstellen konnte.

Dem Captain war allerdings klar, dass es nicht ausreichte, um eine sinnvolle Kommunikation aufzubauen. Auch wenn er nun einige der Gesten erlernt hatte, so war es dennoch unwahrscheinlich, dass er dies erfolgreich einsetzen konnte.
„Computer, vergleiche die Gesten der Gondali mit anderen Spezies, die diese Kommunikationsform nutzen und liste diese auf.“ Der Computer bestätigte die Anweisung durch einen Signalton und Roger ging an den Replikator. „Einen Pfirsicheistee bitte, gekühlt auf 4 Grad Celsius.“
Das Glas materialisierte sich im Ausgabeschacht und Roger kam zurück an seinen Schreibtisch, an dem der Hauptcomputer inzwischen die gewünschten Informationen zusammengestellt hatte. Auf der Liste erschienen insgesamt 12 Völker, die ähnliche Formen der Kommunikation verwendeten und Roger verglich diese mit den wenigen Informationen, die er von den Gondali hatte. Eines war allen anderen Kulturen gleich. Sie hatten eine Schrift, die sich entweder aus Buchstaben, Zeichen oder Bildern zusammensetzte, die viel leichter zu entschlüsseln waren als die Gesten, die irgendwie keinem eindeutigen Muster folgten.
Nach mehr als drei Stunden hatte sich der Captain eine Liste zusammengestellt, die es ihm hoffentlich erlaubte, zumindest eine einfache Begrüßung zustande zu bringen und seine Fragen und Wünsche zu formulieren. Inzwischen war es bereits spät in der Nacht und es war an der Zeit noch etwas Ruhe zu finden, denn der kommende Tag würde alles andere als einfach werden.

* * *



Der Morgen begann mit einer schlechten Nachricht. Die Gondali hatten recht früh einen Kanal geöffnet und ihre Einladung erneuert, aber obwohl Lieutenant Morales die Brückencrew unterstützte, konnte er das Ansinnen der Gondali nicht deuten. Das Wenige, was aus dem Universalübersetzer an Lauten übermittelt wurde ergab keinen Sinn und so schlossen die Gondali den Kanal wieder, wohl in der Hoffnung, dass zu einem späteren Zeitpunkt der Captain wieder verfügbar war, obwohl sie nicht wussten, ob unter diesen Umständen dann eine Kommunikation möglich wäre.
Sofort nachdem der Kontaktwunsch offenbar wurde, hatte Lieutenant White Roger über diesen Umstand informiert. Doch obwohl der Captain mit wenigen Schritten aus dem Bett und in seine Kleidung geschlüpft war, schien die Kommunikation bereits beendet zu sein, als er auf der Brücke eintraf. Mit einem leicht ärgerlichen Blick sah er seinen ersten Offizier an, der es gemeinsam mit Lieutenant Morales nicht geschafft hatte, die Gondali ein wenig hinzuhalten, bis er hier erschienen war.

„Bericht“, forderte der Captain von seinem ersten Offizier, der bereits erkannt hatte, dass der Captain nicht glücklich darüber war, diese Chance verpasst zu haben, seine gestern Abend erworbenen Fähigkeiten einzusetzen. Es wäre eine erste Gelegenheit gewesen, zu sehen, ob nun eine Kommunikation möglich war. Andererseits konnte er seiner Besatzung keinen Vorwurf machen, denn eine solche Situation gab es nur selten. In seiner Laufbahn hatte er schon oft die Situation erlebt, dass eine Kommunikation auf die ein, oder andere Weise schwierig war. Bei einem kompletten Verständnisproblem war dies aber anders. Es zeigte ihm aber auch, dass er sich selbst auf die Hilfe von Lieutenant Morales nicht uneingeschränkt verlassen konnte. Er musste dazu eine andere Möglichkeit in Betracht ziehen.

Der Captain tippte auf seinen Kommunikator, „Lieutenant Axys, bitte halten Sie sich bereit, wir werden in Kürze auf den Planeten beamen. Ich benötige Ihre Hilfe in einer besonderen Situation. Wir treffen uns in fünfzehn Minuten in Transporterraum 3.“ Ihm war gerade erst bewusst geworden, dass er die Fähigkeiten des Counselors auch bei dem ersten Kontakt mit den Gondali gut hätte gebrauchen können, obwohl er nicht wusste, ob sie in der Lage war hier wirklich weiterzuhelfen. Doch das würde sich ja jetzt sicherlich schnell zeigen.

Die Andorianerin, die gerade in einer Sitzung mit Fähnrich Desell saß, bestätigte ihre Teilnahme und sah Peter ein wenig mitleidig an.
„Wir müssen unsere Sitzung leider unterbrechen, wie Sie gehört haben, werden meine Fähigkeiten an anderer Stelle gebraucht. Wir werden einen neuen Termin ausmachen und dann werden wir uns sehr intensiv mit Ihrem Problem auseinandersetzen. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass Sie schnell darüber hinwegkommen werden. Das haben andere Fälle in der Vergangenheit recht deutlich gezeigt.“ Die blauhäutige Frau mit der interessanten weißen Kurzhaarfrisur erhob sich und bedeutete dem Fähnrich damit, dass sie für heute Schluss machen wollte, doch der junge Mann blieb einfach sitzen.
Axys sah ihn prüfend an, dann dreht sie sich zum Schrank um und legte ihre Unterlagen weg.
Peter Desell war nicht der Einzige, der eine längere Phase von Counselor Besuchen wahrnehmen musste. Nach einer sehr brenzligen Situation in der einige Personen in einem anderen Schiff eingeschlossen waren, welches auseinanderzubrechen drohte und in der auch noch der Funk ausgefallen war, hatten drei Crewmitglieder Panikattacken bekommen, da sie in dieser ausweglosen Situation nicht die Nerven behalten hatten. Der Captain hatte angeordnet, dass sie sich einer Reihe von Besuchen beim Counselor zu unterziehen hatten, um die Paniksituation aufzulösen und sie für kommende Gelegenheiten stabiler zu machen.
Die junge Andorianerin hatte schnell begriffen, dass Peter Desell sich selbst die Schuld für sein Verhalten gab. Seine Gedanken, die ihr nicht verborgen blieben warnten sie, dass er es in Betracht zog einen sehr harten Schritt zu machen. Er rang damit die Sternenflotte zu verlassen.
„Hören Sie Peter, ich kann ihr Zögern durchaus verstehen, aber wir werden uns gleich morgen wieder zusammensetzen. Ich verschiebe ein paar Termine, damit wir schnellstmöglich gemeinsam mit Ihnen eine Lösung finden. Egal wie diese aussehen mag. Ich werde Sie dabei unterstützen. Doch jetzt müssen sie gehen, der Captain wartet nicht gern.“
Damit reichte sie ihm ihre Hand und zog ihn sanft aus dem Sessel hoch, in den er sich tief hatte hineinsinken lassen. Mit weiteren höflichen und freundschaftlichen Worten komplimentierte sie ihn hinaus und eilte dann in den Transporterraum drei um sich mit dem Captain zu treffen.

Axys hatte dem Fähnrich absichtlich den Rücken zugekehrt, Ihre Sinne waren jedoch sehr intensiv auf ihn gerichtet. Auch ihre beiden Antennen waren nach hinten auf den Fähnrich gerichtet, um seine mentalen Eindrücke zu sammeln. Es gab ein kleines Geheimnis, welches Roger van Dyke in der Dienstakte gefunden hatte und bereits nach kurzer Zeit entschlüsseln konnte, welches er aber unter Verschluss hielt.
Ihm war aufgefallen, dass die Fähigkeiten von Lieutenant Axys weit über normale Empathie hinausgingen. Er hatte sie daher in einem persönlichen Gespräch überzeugen können auf sein Schiff zu wechseln.
Axys hatte damals nicht begriffen, wie er es entdeckt hatte, denn der Captain gab an, einfach nur gut geraten zu haben. Tatsache war jedoch, dass er in den Dienstakten einen Hinweis gefunden hatte. Andorianer waren ein sehr stolzes Volk, die ihre Vorfahren verehrten. Sie erhoben sie fast zu Göttern oder Heiligen, wenn man das so vergleichen wollte. Die Stammbaumpflege war daher sehr wichtig und wurde sehr ernst genommen. Manche Familien ließen sich fast bis zu dem legendären Shran zurückverfolgen.
Deshalb war Roger van Dyke aufgefallen, dass die Urgroßmutter mütterlicherseits aus einer anderen Provinz stammte, deren Stammbaum sich nicht zurückverfolgen ließ. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie nicht gefunden werden und Ihre Familiengeschichte damit nicht ans Licht kommen sollte. Es konnte also nicht anders sein, dass sie einer Unterrasse angehörte, über die man nicht sprach. Die Aenar.
Ihre Eigenschaften hatten sich im Laufe der Zeit mit den Andorianern vermischt, waren abgeschwächt, aber immer noch vorhanden. Betazoiden waren in der Föderation dafür bekannt, dass sie oft eine Counselor Tätigkeit übernahmen. Allerdings wusste man auch, dass sie Telepaten oder mindestens Empathen waren, was manche andere Rasse abschreckte oder zur Vorsicht zwang. Einem Andorianer traute man diese Fähigkeiten nicht zu, denn die Informationen über diese Unterrasse wurde von den Andorianern nicht kommuniziert. Sie waren fast ausgestorben und Andoria hatte es schwer sie so zu schützen, dass sie sich wieder vermehren konnten.

Im Transporterraum drei warteten Captain van Dyke und Lieutenant Morales bereits auf das Eintreffen des Counselors. Roger, der eben noch beim Transporterchief an der Konsole gestanden hatte löste sich nun von dieser und machte sich auf den Weg zur Transporterplattform. Er wusste, dass Axys einen sehr wichtigen, aber auch aufreibenden Job hatte. Ständig mit den Problemen der Anderen beschäftigt zu sein, Lösungen zu finden und dafür um Akzeptanz zu werben, war keine leichte Aufgabe und sicherlich kam sie gerade von einer solchen Besprechung, denn sie machte einen leicht gehetzten und abgespannten Eindruck. Der Captain zeigte ihr mit einer Geste, dass sie langsam machen sollte. Er brauchte jetzt die volle Aufmerksamkeit, damit die bevorstehende Kommunikation auf jeden Fall einen besseren Eindruck hinterlassen würde als das erste Gespräch mit dieser Rasse.
Sie alle traten auf die Plattform und nach wenigen Sekunden hatte sich die Umgebung von einem Transporterraum in die freie Natur verwandelt. Sie standen auf einer kleinen Anhöhe, die Sonne stand nicht weit über dem Horizont und aus der Siedlung, die am Fuße des Hügels lag machten sich einige Personen auf um die gerade eingetroffenen Gäste zu empfangen.
Captain van Dyke sah an sich herunter. Seine Unterschenkel und Füße verschwanden in einem dichten Gras, welches hellblau leuchtete und bis zu den Knien ging. Die breiten Halme hatten eine interessante Färbung, die tief unten in dunklem Blau begann und nach oben immer heller wurde. Die obersten Zentimeter waren fast weiß.
Wenn man seinen Blick anhob dann war es vergleichbar mit einem Schiff auf dem Meer. Der Wind bewegte das Gras in Wellen und so sah es fast so aus wie die Dünung im pazifischen Ozean. Ein Bild was sich sehr schnell bei ihm einprägte.
Die Geräuschkulisse war gänzlich unterschiedlich zu anderen Planeten. Wo Vögel schrien, und andere Tiere durch ihre Ausrufe erkennbar waren, herrschte hier totale Stille. Dafür war überdeutlich das Rascheln des hohen Grases zu vernehmen, dessen schmale Blätter sich aneinander rieben und ein feines auf- und abschwellendes Sirren erzeugte, welches eine beruhigende Wirkung hatte.
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