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Stumme Signale

von Kontikinx1404

Kapitel 2

Drei Stunden später verließ das Shuttle Heyerdahl, besetzt mit vier Personen die Alphaone. Am Steuer saß Lieutenant Carlisle der Sicherheitsoffizier der, den Copilotensitz besetzte Captain Jones und die Lieutenants Commanders Sesol und Sokar nahmen mit der seitlichen Sitzbank im hinteren Bereich des Shuttles vorlieb. Die übliche Diskussion mit ihrem ersten Offizier, dass der Captain nicht auf Außenmissionen geht, hatte Jackie mit dem Argument erschlagen, sie habe den ersten Kontakt hergestellt und sei bereits eine bekannte Person. Lieutenant Carlisle steuerte das Shuttle seitlich an dem fremden Raumschiff entlang. Deutlich konnte man die starke Abnutzung durch Mikrometeoriten erkennen. Captain Xars hatte eine Andockstelle an der Unterseite genannt, die seiner Meinung nach geeignet erschien. Denn zu Jackies Verwunderung hatte das Raumschiff keinen geräumigen Shuttlehangar, sondern nur eine sehr kleine Dockingbucht für Wartungsfahrzeuge. Diese war aber für ein Sternenflottenshuttle aufgrund ihrer Größe ungeeignet. Zum Glück verfügte das Shuttle Heyerdahl über eine eigene Luftschleuse im Dach, so dass laut Mr. Sesol ein problemloses Andocken möglich wäre. Wenig später schon sahen sie durch ein grünes Blinklicht markiert, ihre Andockstelle an der Unterseite der großen Kugel. Bei einem langsamen Vorbeiflug konnte Jackie einen Blick auf die Kreisrunde Andockstelle werfen. Für sie sah es aus wie ein ganz normaler Ausstieg für Personen mit Raumanzug. Geschickt dockte Lieutenant Carlisle das Shuttle an. Ein deutliches Summen der Andockvorrichtung die ausgefahren wurde war zu hören, gefolgt von einem metallischen Schnappen.
„Wir haben angedockt, Druckausgleich wird herbei geführt“, meldete Lieutenant Carlisle.
„Gut gemacht“, lobte Jackie und erhob sich vom Copilotensessel. Da sich die Luftschleuse im Dach des Shuttles befand, hatte Lieutenant Commander Sesol eine kurze Leiter herunter gelassen um einen Zugang zu gewähren. „Dann wollen wir mal, meine Herren“, sagte Jackie, atmete einmal tief durch und erklomm die Leiter. Ein grünes Licht signalisierte ihr das der Druck auf der anderen Seite hergestellt war. Sie betätigte eine Taste und die Luftschleuse öffnete sich.
Dahinter befand sich ein Zwischenraum und dann kam die Drucktür des anderen Raumschiffes.
Doch es befanden sich keine Tasten zum Bedienen an der Wand. Stattdessen war in der
Mitte der Drucktür ein Drehrad. Wie altmodisch, war der erste Gedanke der Jackie durch den Kopf schoss als sie diese Vorrichtung sah. Trotzdem stieg sie nach oben, um an dem Drehrad ihr Glück zu versuchen. Doch so fest sie auch versuchte daran zu drehen, es rührte sich keinen Millimeter. Das war bestimmt seit 200 Jahren nicht mehr offen, da müssen meine Männer ran, dachte sie.
„Mr. Sokar, die Luke klemmt, wären Sie so freundlich“, bat Jackie ihren Wissenschaftsoffizier um Hilfe und kletterte wieder zurück ins Shuttle. Da Vulkanier über eine dem Menschen überlegene physische Stärke verfügten, schien er ihr der geeignete Kandidat. Lieutenant Commander Sokar kletterte die Leiter hoch und machte sich an dem Drehrad zu schaffen. Die anderen standen unten und schauten gespannt nach oben. Doch als man kurz darauf ein leises, aber regelmäßiges Quietschen hörte, war klar, dass er voran kam. Wenig später kam der Vulkanier zurück ins Shuttle und sagte nur Lapidar, „das Druckschott könnte neue Schmierstoffe vertragen.“ Auf Jackies Frage, warum er nicht hindurch gegangen sei antwortete er lediglich, die Ehre gebührt dem Captain. Jackie rollte mit den Augen, also blieb es mal wieder an ihr hängen.
Sie ging zügig die Leiter nach oben, öffnete das von Sokar gelöste Druckschott und gelangte über eine weitere kurze Leiter in einen kleinen hell erleuchteten Raum. Ihre Offiziere folgten ihr und gleich darauf standen die vier ein wenig ratlos da. Eigentlich sollte sie hier ein Empfangskomitee begrüßen. Mit einem schabenden Geräusch glitt eine schwere Tür zur Seite und herein kam ein Wesen dessen humanoide Gestalt eindeutig reptilische Merkmale aufwies. Der Vergleich mit einem Gorn schien nicht zu passen, war es doch nicht so groß und kräftig gebaut. Es trug ein einteiliges Kleidungsstück, das wohl aus Leder bestand, die Beine komplett bedeckte und die Arme etwa zur Hälfte. Nach kurzem Zögern erkannte Jackie in ihm Captain Xars. Ihm folgten zwei weitere Personen die den Raum betraten und hinter ihm stehen blieben, jedoch darauf achtend einen respektvollen Abstand zu ihrem Anführer einzuhalten. Auch er schien sie zu erkennen.
„Captain Jones, ich grüße Sie an Bord meines Schiffes“, begann Xars freundlich und machte eine leichte Verbeugung.
„Das ist mein Stellvertreter Xaurus und dies ist Bordingenieur Xeras“, fuhr Xars fort und wies erst auf die rechte Person, danach auf die linke Person.
„Ich freue mich hier zu sein und bedanke mich für den Vertrauensvorschuss“, entgegnete Captain Jones, bevor sie ihre Offiziere vorstellte. Als Sie bei der Vorstellung bei Lieutenant Commander Sokar ankam wurde sie von Cpatain Xars unterbrochen. „Sie beide gehören nicht der gleichen Spezies an, oder?“ Zweifellos waren ihm Sokars spitze vulkanische Ohren aufgefallen. „Ihre Beobachtung ist korrekt“, sagte Sokar, „ich bin Vulkanier.“
„Also nicht von der Föderation?“, fragte Xars etwas verwundert. Jackie musste unbewusst lächeln bevor sie antwortete. Was für sie selbstverständlich war, musste für andere neu und ungewohnt sein.
„Die Föderation besteht aus vielen Völkern, die zusammenarbeiten und gemeinsam auf friedliche Weise den Weltraum erforschen“, erklärte Jackie, die hoffte, so kurz und knapp umrissen zu haben was die Föderation ist.
„Bevor ich Ihnen jedoch mehr über die Föderation erzähle, sollten wir uns doch zunächst die Schwachpunkte ihrer Hülle ansehen“, schlug Jackie vor. Captain Xars, der gerne mehr erfahren hätte besann sich auf den eigentlichen Sinn des Treffens. Mit einem „Folgen Sie mir bitte“, trat er durch die Tür, gefolgt von seinen zwei Begleitern. Die Offiziere der Alphaone folgten ihm hinaus auf einen Korridor. Jackie schloss schon nach wenigen Schritten zu Xars auf. Als er etwas zu ihr sagte nahm sie nur unverständliche Laute wahr.
„Was haben Sie gesagt?“, war ihre sofortige Frage. Wieder vernahm sie die gleichen unverständlichen Laute. Schließlich fiel bei ihr der Groschen. Mit dem Universalübersetzer stimmte etwas nicht. Sofort blieb sie stehen. Auch Captain Xars blieb stehen und schaute verwirrt zu ihr. Die restlichen Personen blieben auch stehen und sahen sich verwirrt an. „Irgendetwas stimmt nicht mit der Übersetzung sagte Jackie und sah zu Lieutenant Commander Sokar an. Dieser hob eine Augenbraue, und zückte seinen Tricorder. Während er Scans durchführte sprach Xars etwas zu ihr das sie nicht verstand. Sie konnte nur hilflos den Kopf schütteln und sich in Geduld üben, bis Sokar die Situation aufklärte.
„Ich habe die Ursache gefunden“, meldete Sokar gleich darauf. „Unsere Kommunikatoren haben keine Verbindung zum Computer des Shuttles. In ihm ist die Sprachdatenbank enthalten, daher funktioniert auch die Übersetzung nicht“, erklärte Sokar.
„Vermutlich schirmt uns etwas ab. Lassen sie uns zurück gehen“, schlug Jackie vor, die eine Vermutung hatte. Langsam ging sie mit ihren Offizieren zurück in den Raum, wo ihr Shuttle angedockt hatte. Captain Xars stand mit seinen Leuten verwirrt da und fragte sich, warum Captain Jones zurück zu ihrem Shuttle ging. Jackie bedeutete ihm mit Handgesten ihm zu folgen, was er auch nach kurzem Zögern tat. Da sie noch nicht weit gelaufen waren erreichten sie schnell darauf den Raum mit dem Zugang zum Shuttle. Jackie wartete bis alle Personen wieder den Raum betreten hatten.
„Hier funktioniert die Verbindung zu den Kommunikatoren wieder, aber das Signal ist schwach“, sagte Lieutenant Commander Sokar.
„Was war denn gerade passiert?“, wandte sich Xars an Jackie, die ihn wieder problemlos verstand.
„Der Universalübersetzer war kurz ausgefallen, vermutlich schirmt etwas die Verbindung ab“, erklärte Jackie. Mr. Sokar, der die ganze Zeit mit dem Tricorder die Wände scannte, wandte sich nun an Jackie. „In der Außenhülle befindet sich eine Schicht mit einem mir unbekannten Material, das einen Großteil unserer Funksignale abschirmt.“
„Na, klasse welche Optionen bleiben uns?“, erkundigte sich Jackie.
„Das Material von dem sie reden ist bestimmt das Perselium in der Hülle. Es schützt uns vor allzu starker kosmischer Strahlung“, bemerkte Captain Xars. Jackie hatte noch nie von einem Material mit diesem Namen gehört und seinem Blick nach zu Urteilen ging es Mr. Sokar ebenso.
„An Bord des Shuttles befinden sich mehrere mobile Signalverstärker. Ich schlage vor hier welche aufzustellen, so können wir eine sichere Verbindung zum Shuttle gewährleisten“, schlug der Wissenschaftsoffizier vor.
„Einverstanden. Lieutenant Carlisle wären Sie so freundlich die Geräte aus dem Shutlle zu holen und aufzustellen“, ordnete Captain Jones an. Wenig später kam der Lieutenant mit ein paar Signalverstärkern zurück.
„Das sind alle die ich im Shuttle gefunden habe“, sagte er und stellte den ersten im Raum auf.
„Stellen Sie die in regelmäßigen Abstände auf“, wies Jackie ihren Sicherheitssoffizier an. Zu Captain Xars gewandt sagte sie: „Jetzt sollte es keine Probleme mehr geben. Zeigen Sie uns bitte die Stellen, wo wir den Schiffsrumpf verstärken müssen.“
„Gerne“, erwiderte Xars und ging voraus. Wieder verließen alle den Raum, um die entsprechenden Stellen zu begutachten.
Während sie durch das Schiff gingen fand sich Jackie recht schnell in ein Gespräch mit Captain Xars verwickelt. So blieb ihr jetzt nichts übrig, als geduldig seine Fragen zu beantworten. Sie konnte sich doch dem ganzen nicht erwehren das dies auch ein Ablenkungsmanöver war, um über den Zustand des Schiffes hinweg zu täuschen. Doch ihrem aufmerksamen Blick entging nur wenig. So konnte sie entdecken das es teils sehr beengt zuging, da sie auch Wohnbereiche durchqueren mussten. Viele Personen mussten sich einen Wohnraum teilen, der offenbar nicht für so viele Personen gedacht war.
Neugierige Kinder sahen, halb versteckt hinter ihren Müttern, dem Außenteam hinterher und fragten sich sicher was die Fremden hier wollten.
Auch der allgemein sehr schlechte Zustand des Schiffes fiel ihr ins Auge. Es gab zwar keine defekten Leitungen oder Rohre, doch die meisten Armaturen wiesen übermäßig starken Verschleiß auf. Obwohl man sich bemüht hatte die Gebrauchsspuren zu verstecken wirkte vieles als hätte es seine Lebensdauer längst überschritten. Am Ende ihres Rundgangs hatten sie die benötigten Informationen und Mr. Sesol war erleichtert, dass er mit seinen Berechnungen richtig lag. Auch einen Trupp Techniker, der die
Arbeiten Ausführen sollte, trafen sie. Hier bestätigte sich nochmals Jackies Vermutung. Die Ausrüstung, die sie benutzten schien zwar für die Arbeit geeignet, war aber ebenso alt und verschlissen wie der Rest des Schiffes. Sogar Klebeband konnte sie an dem ein oder anderen Ausrüstungsteil entdecken. Hier musste sicher viel improvisiert werden. Der Bordingenieur Xeras veranschlagte einen Tag, um die Arbeiten auszuführen. Dies deckte sich auch mit Sesols Einschätzung.

***

Nach einem guten Mittagessen im Kasino der Alphaone betrat Captain Jones am nächsten Tag guter Dinge die Brücke. Diese Woche standen französische Gerichte auf der Speisekarte, und das Essen war heute besonders gut. Dies war für Jackie die Bestätigung für eine gute Personalbesetzung im Kasino. Der gestrige Besuch auf Captain Xars Schiff hatte sie nachdenklich gestimmt, besonders was den Zustand des Schiffes betraf und dass Xars versuchte dies etwas zu kaschieren. Ob er sich schämte oder es ihm peinlich war konnte sie nicht sagen, da er noch nicht auf der Alphaone war und somit keinen Vergleich hatte. Oder er nahm einfach an das eine weiter fortgeschrittene Kultur auch modernere Raumschiffe und Ausrüstung hatte. Dies war noch ein weiterer Punkt warum Jackie nicht wollte das er so schnell auf die Alphaone kam. Seine Überlegenheit offen zu zeigen kann manchmal auch zu Problemen führen.
„Captain Jones, haben Sie einen Moment, ich habe eine interessante Neuigkeit“, wurde Sie von Lieutenant Commander Sokar angesprochen als sie an der Wissenschaftsstation vorbei ging um zu ihrem Kommandostuhl zu gelangen. Eigentlich hatte sie mit keiner Neuigkeit gerechnet, blieb aber an der Wissenschaftsstation stehen. „Was gibt es denn?“
„Ich bin mir nicht sicher ob sie es bei unserem Besuch bemerkt hatten, es war auf dem Schiff alles sehr alt und marode und zum Großteil waren die Quartiere überbelegt.“ Jackie nickte, als Zeichen, dass sie das auch so wahrgenommen hatte.
„Daraufhin habe ich einen diskreten Intensivscan des ganzen Schiffes durchgeführt und fest gestellt, das Captain Xars und seine Besatzung ihr Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 84,3 % nicht erreichen, wenn wir sie nicht weiter unterstützen.“ Dies war in der Tat eine Neuigkeit für Jackie, die sie überraschte. Dass die Situation auf dem Kolonieschiff nicht gerade rosig war konnte sie erahnen, dass es aber so schlimm war empfand sie als besorgniserregend.
„Was sind denn ihrer Meinung nach die Ursachen für diese schlechte Prognose“, fragte Jackie.
„Als die beiden größten Probleme sehe ich die von mir errechnete Geburtenrate und die damit einhergehende stärkere Abnahme der Vorräte. Wenn der Verbrauch nicht drastisch gesenkt wird, ist es unwahrscheinlich, dass sie ihr Ziel erreichen. Außerdem fällt mit einer Wahrscheinlichkeit von 64,9 % in den nächsten Jahren mindestens ein lebenswichtiges Schiffssystem aus, einfach weil es verschlissen ist.“
„Glauben Sie Xars weiß was auf ihn zukommen wird?“ Der Vulkanier hob eine Braue.
„Da bin ich mir nicht sicher, meiner Einschätzung nach kann er es höchstens erahnen.“
Sokars Prognosen bestätigten Jackies Haltung nur das es richtig war den Fremden zu helfen, möglicherweise benötigten sie auch noch Unterstützung nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten. Aber das stand auf einem anderen Blatt. Sie beschloss erst einmal Captain Xars nicht mit diesen Neuigkeiten zu konfrontieren. Jackie bedankte sich bei Sokar und ging zu Commander Larsen, der von seinem Sessel aus die Brücke überwachte. Sie nahm in ihrem Sessel, rechts von ihm Platz und wandte sich an ihn. „Hat sich Captain Xars schon gemeldet?“
„Nein, wir erwarten aber eine Nachricht von ihm“, gab Larsen Auskunft.
„Gut, dann bleibt uns nur noch, zu warten“, sagte Jackie, nahm sich ein PADD zur Hand und stellte sich auf eine längere Wartezeit ein. Doch die sollte nicht all zu lange dauern. Wenige Minuten später vernahm sie ein regelmäßiges Piepen. Gleich darauf meldete sich Fähnrich Washington von der OPS. „Captain, wir erhalten einen Ruf von Captain Xars.“
Jackie sah von ihrem PADD auf, glücklich darüber dass ihre Wartezeit vorbei war.
„Auf den Schirm“, ordnete Jackie an, legte ihr PADD zur Seite und ging in die Mitte der Brücke. Gleich darauf erschien das von leichten Störstreifen durchzogene Abbild von Captain Xars auf dem Hauptschirm.
„Guten Tag, Captain Jones. Wir haben unsere Schiffshülle gemäß ihren Angaben verstärkt und sind bereit.“ Jackie war erstaunt wie optimistisch der Captain klang und vor allem das er schon fertig war. „Das klingt als hätte ihre Mannschaft Überstunden gemacht, um möglichst schnell ihr Ziel zu erreichen“, bemerkte Jackie.
„Ja, ihre Ankunft hat sich schnell herum gesprochen auf dem Schiff. Alle sind aufgeregt und können es kaum erwarten dass wir zu unserer neuen Welt gelangen.“
„Kann ich gut nachvollziehen“, sagte Jackie mit einem Lächeln.

***

Wenig später waren die Führungsoffiziere der Alphaone im Besprechungsraum am Konferenztisch versammelt als Captain Jones am oberen Tischende das Wort ergriff.
„Meine Damen, meine Herren, es haben sich neue Informationen ergeben, die ein Umdenken unserer Strategie erfordern. So wie ich unseren Wissenschaftsoffizier verstanden habe, wird das Kolonieschiff auch in seinem jetzigen Zustand sein Ziel nicht erreichen. Ich habe mir überlegt, ob wir es nicht einfach ins Schlepp nehmen und die Reise drastisch verkürzen könnten. Diese Möglichkeit habe ich mit Lieutenant Sokar gerade eben besprochen das Abschleppen des anderen Raumschiffs scheint nicht so ohne weiteres möglich zu sein. Zumindest nicht so einfach wie ich mir das vorstellte. Lieutenant Commander Sokar wies mich auf Probleme hin, die beim Abschleppen auftreten könnten.“ Aufmerksame und teils überraschte Blicke der Anwesenden waren die Folge. „Wenn Sie so freundlich wären uns die Probleme zu erläutern“, sagte Jackie zu Sokar und machte eine Handgeste in Richtung des Wandschirms. Der Wissenschaftsoffizier ging ans andere Ende des Tisches und aktivierte dort den Wandschirm. Sofort erschien eine Schematische Darstellung des anderen Raumschiffs darauf, an der verschiedene Stellen markiert waren.
„Captain Jones hatte vor das Raumschiff mit dem Traktorstrahl zu erfassen, dass Warpfeld so weit auszudehnen, dass es beide Raumschiffe umfasst und dann auf Warp zu beschleunigen.“ Captain Jones nickte zur Bestätigung.
„Während sie sich mit Captain Xars unterhielt habe ich mir die Freiheit genommen das andere Raumschiff genau zu Scannen“, fuhr Sokar fort, „dabei habe ich ein paar Schwachpunkte an der Hülle des fremden Raumschiffes entdeckt. Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest das mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % die Hülle an diesen Stellen brechen wird, wenn das Schiff auf Warp beschleunigt wird.“ Sokar zeigte mit der Hand auf die entsprechenden Stellen der Darstellung auf dem Wandschirm.
„Das Raumschiff ist ungewöhnlich alt, könnte Materialermüdung die Ursache für diese Schwachstellen sein?“, fragte Commander Larsen in die Runde, während Jackie die Darstellung auf dem Wandschirm von ihrem Platz aus intensiv betrachtete. Irgendetwas an dieser Schiffskonstruktion kam ihr bekannt vor, doch sie konnte nicht genau sagen was.
„In Anbetracht des Alters wäre es eine logische Annahme“, antwortete Sokar. „Es könnte aber auch sein...“ begann Lieutenant Commander Sesol eine Vermutung zu äußern wurde aber vom Captain unterbrochen, die seinen Satz ergänzte. „... dass die Hülle durch den Warpflug zu stark beansprucht wird, schließlich wurde das Raumschiff nicht für einen Warpantrieb konstruiert.“
„Das war genau mein Gedanke Captain“, sagte Sesol und sah überrascht zu seiner Kommandantin. Die warf ihm einen Blick zu, der sagte, etwas weiß ich auch noch. „Man müsste die ganze Statik mal durchrechnen, aber wir haben die Hülle an den meisten Schwachpunkten mit zusätzliche Verstrebungen im Schiffsinnern verstärkt so sollte es reichen um das Schiff sicher zu seinem Zielort zu schleppen.“, schlug Mr. Sesol vor.
„Das hört sich gut an Lieutenant Commander, aber wir vergessen hier, dass es sich nicht um ein Raumschiff der Sternenflotte handelt “, gab Larsen zu bedenken. Dies war ein Punkt den man nicht außer Acht lassen durfte. Was wäre, wenn sich Captain Xars gegen diese Maßnahme entschied, schließlich waren sie immer noch Fremde für ihn. Alles Dinge die Jackie in ihrem Plan berücksichtigen musste.
„Ein guter Einwand, Commander wir sollten hierbei nur mit größter Vorsicht vorgehen. Es liegt auch in Captain Xars Interesse eine sichere Reise zu gewährleisten, er könnte mit dieser Lösung schon viel früher an seinem Ziel ankommen“, sagte Jackie. Hier würde sie ihre ganze Überzeugungskunst einsetzen müssen, wobei sie auch auf einen Vertrauensvorschuss angewiesen war, den sie auf keinen Fall enttäuschen durfte. Wie schön das kein Druck auf mir lastet, dachte sie leicht ironisch. Ihre Entscheidung hatte sie gerade gefällt.
„Mr. Sesol, Mr. Sokar, bereiten sie alles was benötigt wird vor. Mit dem Einverständnis
von Captain Xars werde ich ihm unseren Alternativplan vorschlagen. Erstellen Sie einen Zeitplan und eine Materialliste. Ich werde derweil Captain Xars von unserem Vorhaben unterrichten. Danke, die Sitzung ist beendet.“ Damit erhoben sich alle anwesenden und verließen den Raum.


***

Jackie hatte erneut eine Verbindung zu Captain Xars aufgebaut. Der Captain schien froh zu sein, dass er auf die Crew der Alphaone getroffen war. Frohmut hatte sich nach dieser langen Zeit auf dem Schiff breitgemacht. Alleine schon das Wissen, dass sie nicht alleine in der Galaxis waren und dass es neben den Menschen auch noch andere Kulturen gab schien eine neue Hoffnung darzustellen. Jackie hasste es, ihn nun zu enttäuschen.
„Ich Grüße Sie Captain Xars, Ihre Vorbereitung ist vorbildlich. Sicher sind Sie mit Ihrer Crew zufrieden.“
Der Captain zeigte Zustimmung, hatte aber auch das Gefühl, dass da noch mehr war, was ihm die menschliche Frau nicht sagen wollte. Deshalb fragte er nach.
„Gibt es noch etwas was für meine Kultur wichtig zu wissen wäre?“ Diese Frage machte es Jackie leichter ihre Ergebnisse zu präsentieren.
„Captain, wir haben uns vom Zustand Ihres Schiffes überzeugt und kennen Ihre Besatzungsstärke. Unter Zuhilfenahme unserer Diagnoseeinheiten konnten wir feststellen, dass Sie vermutlich ihr Ziel nicht erreichen werden, wenn Sie ihren Kurs allein fortsetzen. Sowohl Mannschaft, Verpflegung, wie auch die zunehmende technische Unsicherheit Ihres Schiffes bergen ein großes Risiko. Wie auch immer, wir könnten Ihre Reise beschleunigen und sicherstellen, dass Sie Erfolg haben.“

„Einen Moment noch. Um welche Zeitersparnis reden wir denn?“, fragte Xars. Jackie warf schnell einen Blick auf die Anzeigen von Mr. Tivil bevor sie Antwort gab. „In fünf Tagen könnten wir gemeinsam mit Ihnen dort sein.“ Diesmal schnappte Captain Xars vor Erstaunen nach Luft. „Das ist nicht möglich. Nichts kann so schnell sein“, sagte er. Jackie hielt es nicht für nötig ihn darauf hinzuweisen, dass es auch schneller gehen könnte. Statt dessen antwortete sie mit einem Lächeln: „Doch, wir können aber auch langsamer fliegen, wenn Sie es wünschen.“
Dies brachte Captain Xars in Verlegenheit, er wusste nicht recht was er sagen konnte. Fremde die so großzügig waren, hatte er nur selten erlebt. „Ich bin sehr dankbar für ihre Unterstützung, Captain Jones, was darf ich ihnen im Gegenzug anbieten?“

Jackie benötigte nichts, es war ja nur eine Kleinigkeit für sie und ein Teil ihrer Aufgabe als Sternenflottenoffizier, anderen zu helfen. Ihr war aber auch klar, dass es in manchen Kulturen als Beleidigung verstanden werden kann keine Gegenleistung anzunehmen. Daher beschloss sie die Antwort auf die Frage erst mal zu verschieben.
„Das werden wir sehen wenn wir da sind. Sind sie einverstanden?“, fragte sie. Captain Xars nickte. „Ja ich bin einverstanden“, antwortete er, „wird es möglich sein während des Fluges ihr Schiff zu besuchen?“ Natürlich wäre es problemlos möglich Captain Xars herüber zu beamen, doch da Jackie seine erstaunten Reaktionen auf neue Technologie gesehen hatte, wollte sie den bisherigen unvermeidlichen Kulturschock nicht noch vergrößern indem sie die Transportertechnologie einsetzte. Die Leute sollten sich erst einmal darauf vorbereiten in wenigen Tagen ihre neue Heimat zu erreichen.
„Bedaure, ein Andocken beider Raumschiffe während des Fluges ist nicht möglich“, antwortete Jackie diplomatisch. Sie würde sicher noch ein längeres Gespräch mit Xars während des Flugs führen. Jetzt galt es jedoch Vorbereitungen zu treffen um das fremde Raumschiff ins Schlepp zu nehmen. Jackie drehte sich halb herum und wandte sich an Lieutenant Commander Sesol, der an der technischen Station Position bezogen hatte.
„Bereiten Sie vor das Warpfeld um das fremde Schiff herum auszudehnen“, wies sie ihren Chefingenieur an und fügte mit einem Lächeln hinzu, „und achten sie auf die Kommastelle.“
„Ja, Captain“, bestätigte dieser. Dann wandte sie sich an den Steuermann: „Mr. Tivil, bringen sie die Alphaone so nah wie möglich über das andere Raumschiff.“
„Aye Captain“, bestätigte dieser. Sie warf einen Blick über die Brücke und erkannte das Ihre Mannschaft konzentriert bei der Arbeit war. „Wir fliegen über ihr Schiff Captain, um es dann mit einem Traktorstrahl ins Schlepp zu nehmen“, berichtete Jackie an Xars, der noch auf dem Bildschirm zu sehen war. Dieser nahm es mit einem Kopfnicken zur Kenntnis.
„Wir haben die Position erreicht“, meldete Fähnrich Tivil von der Steuerkonsole.
„Traktorstrahl aktivieren, Lieutenant Carlisle“, ordnete Jackie an. Gleich darauf wurde vom unteren Traktoremitter der Alphaone ein blauer energetischer Greifstrahl auf das Kolonieschiff gerichtet. Ein Blick zu Lieutenant Commander Sesol an die Technikstation genügte um ihm mitzuteilen was er tun sollte.
„Die Warpfeldausdehnung ist vorbereitet, Captain“, meldete er kurz darauf.
„Halten sie sich besser fest Captain dann fangen wir an. Achten sie auf alles Ungewöhnliche.“, sagte Jackie zu Xars. An Lieutenant Commander Sokar gewandt sagte sie: „Behalten Sie die Integrität der anderen Schiffshülle im Auge.“
„Ja, Captain. Bisher sind alle Werte innerhalb der vorgegebenen Parameter“, berichtete Sokar. Alles war vorbereitet dann konnte Jackie den entscheidenden Befehl geben und hoffen dass dieses alte Raumschiff der Belastung gewachsen ist und sich nicht in seine Bestandteile auflöst. Wirklich erleichtert konnte sie erst sein wenn die das Sandorra System erreichten.
„Energie, Mr. Tivil“, gab Jackie den Befehl.
Im Weltraum beschleunigte die Alphaone mit dem alten Kolonieschiff. Das unsichtbare Warpfeld wurde initiiert und sofort über beide Raumschiffe ausgedehnt, die gleich darauf mit einem gleißenden Lichtblitz in der Unendlichkeit des Alls verschwanden. Jackie konnte an den Reaktionen von Xars sehen das es dort drüben während der Beschleunigung etwas wackelte, doch es war kein Grund zur Besorgnis. Schon bald darauf ließ das Vibrieren nach und Captain Xars fragte etwas enttäuscht: „War das schon alles?“ Jackie konnte gerade noch einen Lacher verhindern, bevor sie antwortete.
„Ja, was hatten Sie denn erwartet?“ Xars schien es selbst nicht so genau zu wissen. „Ich hatte es mir spektakulärer vorgestellt“, antwortete er. „Ich möchte Sie noch bitten, in den nächsten fünf Tagen ihre Hüllenintegrität im Auge zu behalten, wir tun das gleiche hier, falls es Probleme gibt melden Sie sich sofort.“
„Ich habe schon jemand abgestellt der nichts anderes tut“, versicherte Xars. „Und falls Sie etwas spektakuläres sehen möchten, schauen sie mal aus dem nächsten Fenster. Alphaone Ende.“ Damit beendete Jackie die Kommunikation und hoffte das der Anblick der Streifenförmigen Sterne spektakulär genug war für jemand der gerade seinen ersten Warpflug erlebte.
„Status!“, verlangte sie von ihren Brückenoffizieren.
„Die Hülle des Kolonieschiffs wird stark beansprucht, hält der Belastung aber stand“, berichtete Sokar. „Das Warpfeld ist stabil, wir können den Traktorstrahl lösen um Energie zu sparen.“
„Tun Sie das, Mr. Seseol“, ordnete Jackie an. Als Ingenieurin wusste sie natürlich, dass das Kolonieschiff nun auch alleine folgte, da es sich im gleichen Warpfeld wie die Alphaone befand. Nun da hier alles in trockenen Tüchern ist, hatte sie endlich Zeit ein paar Berichte an das Sternenflottenkommando zu schicken um von den Ereignissen zu berichten.
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